Barbarossa schrieb:
Aber wenn man sich heute die Entwicklung der Technik anschaut und sich dann vorstellt, wie die weitere Entwicklung der Technik - vor allem der Computer, wobei ich denke, das es bald intelligente Computer geben wird - u. Robotertechnik - dann denke ich, daß es später einmal eine Gesellschaft geben wird, in der überhaupt kein Mensch mehr produktiv tätig sein wird. Die vom Menschen entwickelte Technik wird die menschliche
Arbeitskraft irgendwann völlig ersetzen. Der Mensch wird sich dann wohl ausschließlich dem Sport, der Künste, der Wissenschaft oder anderen Tätigkeiten widmen, die wir heute als Hobby bezeichnen.
Das ist eine eurozentrische Illusion.
1. Auch hier wird man noch arbeiten müssen, wenn sich auch die Arbeit von der Fertigung mehr in den Dienstleistungsbereich verschieben wird. Oder möchtest Du im Krankenhaus oder Altersheim von einem Roboter gepflegt werden? Eine vollautomatische Kindergärtnerin? Ein Roboter als Gerichtsvollzieher? Auch hier wird sich nicht jeder einen vollautomatischen Putzroboter für seinen Haushalt leisten können, wenn er sich jetzt schon kein Auto leisten kann.
2. Je höher die Maschinen in der Komplexitätsstufe steigen, desto teurer werden sie, und desto höher wird der in die Herstellung zu steckende Ressourcen- und Energieaufwand. Das bedeutet, dass immer weniger Menschen an die immer höher gezüchteten Maschinen kommen. Selbst in 100 Jahren werden die Blechhütten in den Favelas von Rio de Janeiro keine vollautomtischen Waschmaschinen haben. Jetzt fahren die Chinesen noch durchweg mit dem Fahrrad. Wenn alle die, die ein Fahrrad haben, auf ein Auto umsteigen wollen, dann gibt's nicht etwa nur ein Smog-Problem (bis dahin könnten ja die Autos abgasfrei fahren), sondern einfach ein Ressourcenproblem an Material für den Autobau und ein Energieproblem für das Fahren.
Ein weiteres kommt hinzu: Mit der Komplexität steigt auch der Platzbedarf: Wir können zwar in etwa einen Käfer als Roboter simulieren, aber nicht in dessen Größe und schon gar nicht eine Fuchtfliege in deren Größe. Auch die Nanotechnologie stößt da an ihre Grenzen - es sei denn, man greift auf organisches Material zurück. Aber da kann man auch die Fruchtfliege selbst nehmen.
Im Buch "Per Analter durch die Galaxis" wird das Dilemma sehr schön beschrieben: Die gesamte Erde ist ein Superroboter, der seine eigene Zukunft in Echtzeit analog berechnet. Alles, was kleiner ist, muss bei der Informationsverarbeitung Abstriche machen, eine Fehlermarge, die sich aufsummiert. Es gibt ein (allerdings noch unbewiesenes) Computergesetz, das da lautet: Kein System kann ein anderes System gleicher Komplxitätsstufe vollständig analysieren. Wenn das richtig ist (und vieles spricht dafür), dann müssen alle Roboter in der Komplexitätsstufe unter dem Menschen stehen. Das heißt: Alle Arbeiten, deren fehlerfreie Ausführung einen Roboter mit der Komplexitätsstufe eines Menschen benötigen, müssen auch in aller Zukunft von einem Meschen ausgeführt werden.
Ich denke an zwei euphorisch begrüßte Erfindungen im vorigen jahrhundert: Die Rolltreppe und das Fax.
Die Zukunftsseher prophezeiten, dass am Anfang des 3. Jahrtausends keine Treppen mehr geben werde und keine Briefträger. Schon damals, als ich das las, habe ich mich gefragt, wie die Rolltreppen in die Altbauten einbauen wollten oder ob die gesamte ältere Bausubstanz nach deren Vorstellung plattgemacht werden sollte und wer um alles in der Welt in den Obdachlosensiedlungen all die Faxgeräte aufstellen sollte.
Das gleiche gilt für die Schwarzseher bei der pränatalen Diagnostik, die eine gezüchtete Menschheit voraussagen. In Östereich gebe es so gut wie keine Menschen mehr mit Down-Syndrom. Ich sage: Keine Sorge, in Indien gibt's noch genug.
Mit anderen Worten: Der technische Fortschritt vergrößert nur den zivilisatorischen Abstand zwischen wenigen Reichen und der großen Masse der Armen, die auch in aller Zukunft daran nicht teilhaben werden.