Genetische Vielfalt des Homo sapiens

Mir geht es darum, daß die Ausprägung so vieler unterschiedlicher Gruppen Voraussetzungen gehabt hat, die mich denken lassen, daß das sehr lange gebraucht haben muß.

Wie Du dann aber auf Hunderttausende von Jahren kommst, hast Du immer noch nicht erläutert.

Die Hauptvoraussetzung braucht ja gar nicht so lange, und die lautet: Gendrift.

Aus einer Heimat, wo es Leute mit verschiedenen Nasentypen gibt, wandern zwei kleine Gruppen in menschenleeres Land aus, die eine Richtung Osten, die andere Richtung Westen. Wie es der Zufall so will, sind in der einen Gruppe drei Individuen mit großen Nasen und eines mit einer kleinen Nase, in der anderen Gruppe ist es genau umgekehrt. Da muß man nun nicht viele Generationen oder gar Hunderttausende von Jahren warten, bis man bemerkt, daß die im Osten und die im Westen sich im Aussehen unterscheiden.

Die meisten genetischen Unterschiede, die es zwischen Menschen gibt, haben ihren Ursprung in Afrika. Die haben sich bei der Auswanderung in die anderen Kontinente ungleichmäßig verteilt. Nur verhältnismäßig wenige Mutationen sind außerhalb Afrikas entstanden (darunter die, die für die auffällige Depigmentierung der europäischen Bevölkerung verantwortlich ist), und die konnten sich bei einer sehr geringen Populationsgröße, wie sie im Paläolithikum vorauszusetzen ist, relativ rasch verbreiten.

Wenn ein Selektionsdruck vorhanden ist, können sich Gene in ziemlich kurzer Zeit durchsetzen, bereits nach wenigen Generationen lassen sich signifikante Veränderungen feststellen.

An die verehrte Moderation: Eine Abtrennung des Themas würde auch ich befürworten.
 
Die Einträge über Unterschiede zwischen menschlichen Popultionen wurden von der Atlantisdiskussion entkoppelt.
Ich wünsche Euch erkenntnisreiche Diskussionen.
 
Für diesen Thread genauso gut wie für zwei oder drei andere der letzten Zeit...
Von Graphen, Genen und dem WWW

Hier findet man u.a.
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Mendel und die Mathematik der Vererbung[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Verwandtschaft 1[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Verwandtschaft 2
[/SIZE][/FONT][FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Bedrohte Arten, das Schicksal von Genen und der Zufall in der Evolution[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Eva, Ursula und Adam[/SIZE][/FONT]

Einige schöne - wirklich nur ein ein wenig mathematische - Beiträge zum Thema....
 
Zuletzt bearbeitet:
Erklärung über Rassen und Rassenvorurteile der Unesco

Antwort auf die Ausgangsfrage von Hans

Erklärung über Rassen und Rassenvorurteile der Unesco (das ist keine Meinung, sondern der Stand der Forschung):

Mit diesem Dokument wird nachdrücklich erklärt, dass es keinen wissenschaftlich zuverlässigen Weg gibt, die menschliche Vielfalt mit den starren Begriffen »rassischer« Kategorien oder dem traditionellen »Rassen«-Konzept zu charakterisieren. Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund, den Begriff »Rasse« weiterhin zu verwenden.
UNESCO-Workshop: »Stellungnahme zur Rassenfrage« (1996)

Erklärung über Rassen und Rassenvorurteile - Deutsche UNESCO-Kommission
 
Erklärung über Rassen und Rassenvorurteile der Unesco (das ist keine Meinung, sondern der Stand der Forschung)
Erklärung über Rassen und Rassenvorurteile - Deutsche UNESCO-Kommission
Ich habe diese Erklärung neulich nicht kommentiert. Unabhängig vom Forschungsstand macht die Erklärung allerdings den Eindruck, dass es sich um eine politische Absichtserklärung handelt, die sich in erster Line gegen die Folgen jedweden Rassismus wendet. Dadurch, dass es keine Rassen gibt, verschwindet der Rassismus ja nicht automatisch :)

Ich selbst finde es immer spannender, die Ursachen und Zusammenhänge zu untersuchen, und weniger, Etiketten auszutauschen...
 
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Von Graphen, Genen und dem WWW

Hier findet man u.a.
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Mendel und die Mathematik der Vererbung[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Verwandtschaft 1[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Verwandtschaft 2
[/SIZE][/FONT][FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Bedrohte Arten, das Schicksal von Genen und der Zufall in der Evolution[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetiva][SIZE=-1]Eva, Ursula und Adam[/SIZE][/FONT]

Einige schöne - wirklich nur ein ein wenig mathematische - Beiträge zum Thema....

Sehr interessant! Quadratische Gleichungen sind zwar DAS rote Tuch meiner Schullaufbahn gewesen (Den Pauker könnte ich heute noch schlagen), weshalb mir das Nachrechnen verwehrt bleiben wird, die grundlegende Argumentation (Eva, Ursula und Adam) kann ich jedoch gut nachvollziehen.

Wie nennen wir es nun - Rasse, Allel; keine Ahnung. Allel gibt jedenfalls nicht wieder, worum es mir geht. Ob Rasse nun 100% rein sein muß? Ich finde, im Grunde genommen braucht sie das nicht. Wir sind hier nun ja nicht als Hunde- oder Kaninchenzüchter unterwegs. Womöglich werden zu strikte Rassereinheitsvorstellung dort auch in einigen Jahrhunderten dem Inzesttod zum Opfer gefallen sein. Johnathan Swift bemerkt schon lange vor Darwin, das Überleben des englischen Hochadels sei dem Umstand zu danken, daß sich gelegentlich ein Stallknecht einer feinen Dame erbarme und so das allzu blaue Blut ein wenig auffrische (Weit am Ende von Gulliver's Travells, wo er hoffen konnte, daß der Zensor das Buch inzwischen aus Langeweile weggelegt haben werde).

Das was in dem Bezug genommenen Beitrag gerechnet wird als richtig unterstellt, gäbe es eine gemeinsame maternale Vorfahrin aller im Genomprojekt bisher betrachteten Menschen vor ca. 120.000 Jahren. Unter Berücksichtigung der wohl ziemlich frei geschätzten Werte für Reproduktionsquoten, und durchschnittliche Generationszeitabstände sage ich mal wohl kaum weniger als 60.000 und kaum mehr als 240.000 Jahre. Mal sehen, was sich bei den Männern ergibt. Zudem wäre es sehr interessant nicht nur die Europäer sondern gerade auch die besonders unterschiedlich wirkenden indigenden Bevölkerungen besonders Afrikas aber auch anderer Kontinente in ausreichendem Maße zu erfaßen, daß es unwahrscheinlich wird, frühere Variationen übersehen zu haben.

Zu Recht der weißt der Autor darauf hin, daß diese "Eva" eine von vielen Frauen ist, die sich bis heute weitgehend gleichmäßig weitervererbt haben werden und ihre Besonderheit nur darin liegt, daß sie in ununterbrochener maternaler Folge unsere Vorfahrin war. Logisch ist auch daß so ziemlich jeder heutige Mensch von so ziemlich jedem damaligen Menschen abstammen wird. Die Frage ist dann ja nur, wieviel von dem einen, wieviel von dem anderen.

Klar ist desweiteren, daß die im Genpool fortgeführten damaligen Menschen untereinander reproduktionsfähig waren.

All dies ändert aber nichts daran, daß es viele ihrem Aussehen nach recht unterschiedliche Menschengruppen gibt.

"Eva" könnte wie eine Buschmannfrau oder wie ein Eskimo ausgesehen haben. Sie könnte auch grüne Haut und Antennen gehabt haben, wenn sie lediglich die direkte maternale Linie begründet. Da es ja all die anderen nicht mtDNA-Gene sind, die unser Erscheinungsbild prägen.

Der GEWISSE UNTERSCHIED der uns genetisch dazu befähigt an einer modernen Zivilisation teilzunehmen, wird doch weit vor "Eva" bestanden haben. Warum beginnen dann Zivilisationen vor so kurzer Zeit und anscheinend unabhängig voneinander an verschiedenen Orten der Welt fast gleichzeitig (innerhalb weniger Jahrtausende)?

Zwei Fragen zum Gegencheck:
1. Gibt es Lebewesen, mit denen wir zwar voll reproduktionsfähig sind, die aber grundsätzlich auf Grund ihrer genetischen Ausstattung nicht in der Lage sind, an einer modernen Zivilisation teilzunehmen?
2. Gibt es Lebewesen, die durchaus in der Lage sind, an modernen Zivilisationen teilzunehmen, zwar untereinander voll reproduktionsfähig sind, nicht aber mit uns?
 
Nimm mal die eigene Familie, @Hans. Wieviele deiner 4 Urgroßmütter haben Töchter und Enkeltöchter gehabt? Hast du einen Sohn oder Enkel vom Sohn? Bei geschlechtsspezifischer Vererbung, also mt-DNA (F) und Y-Chromosom (M) erlöschen mit der Zeit immer mehr direkte Linien. Man kann es mit Familiennamen vergleichen. Zurückgerechnet kommen wir auf den "Eva-Wert". In der männlichen Linie sieht es ähnlich aus, man kommt auf einen vergleichbaren Wert. Achso, diese Ergebnisse wurden nicht an Europäern allein gewonnen, sondern weltweit bis in kleinste Urwalddörfer.
 
@Balticbirdy: Das Prinzip rein maternaler oder rein paternaler Vererbung habe ich schon verstanden. Jeder hat eine Ur-ur-................ur-Großmutter aber nur sehr wenige ihrer Zeitgenossen haben Nachfahren in direkter mütterlicher Folge, während fast alle ganz viele Nachfahren haben.

Aber; fällt Dir zu meinen Fragen was ein?
 
@Hans: Aber; fällt Dir zu meinen Fragen was ein?
Zwei Fragen zum Gegencheck:
1. Gibt es Lebewesen, mit denen wir zwar voll reproduktionsfähig sind, die aber grundsätzlich auf Grund ihrer genetischen Ausstattung nicht in der Lage sind, an einer modernen Zivilisation teilzunehmen?
2. Gibt es Lebewesen, die durchaus in der Lage sind, an modernen Zivilisationen teilzunehmen, zwar untereinander voll reproduktionsfähig sind, nicht aber mit uns?
Diese Fragen sind doch wohl nur rein rhetorisch gemeint, oder? Antwort in Reihenfolge deiner Fragen: 1x definitiv nein, 1x bisher Science fiction (also bis dato auch eher nein). Die zweite Frage sollten wir uns selbst stellen....
 
Zuletzt bearbeitet:
Der GEWISSE UNTERSCHIED der uns genetisch dazu befähigt an einer modernen Zivilisation teilzunehmen, wird doch weit vor "Eva" bestanden haben. Warum beginnen dann Zivilisationen vor so kurzer Zeit und anscheinend unabhängig voneinander an verschiedenen Orten der Welt fast gleichzeitig (innerhalb weniger Jahrtausende)?

In diesem Thread und anderen sowie in den Links ist zwar schon alles gesagt, du möchtest aber noch Antworten auf deine Kontrollfragen @Hans.

Diese beziehen sich auf Zivilisation ? Wikipedia, schon der Begriff ist nicht so ganz einfach.
Ich verstehe darunter Organisationsformen wie Stadt/ Staatenbildung, Arbeitsteilung, Gesetze, Kommunikationsinstrumente wie Schrift und ein, und da wird es schwierig, zu definierendes Niveau in Landwirtschaft, Technik, Medizin usw.
Moderne Zivilisation bedeutet dann, alle genannten Kriterien müssen so sein wie heute oder wie wir sie heute auffassen.

Zwei Fragen zum Gegencheck:
1. Gibt es Lebewesen, mit denen wir zwar voll reproduktionsfähig sind, die aber grundsätzlich auf Grund ihrer genetischen Ausstattung nicht in der Lage sind, an einer modernen Zivilisation teilzunehmen?
Nein, denn durch die Einengung des Begriffs "Moderne Zivilisation"
beschränkt du dich auf heute lebende Menschen (voll reproduktionsfähig untereinander) und suchst sozusagen nach "Untermenschen".

2. Gibt es Lebewesen, die durchaus in der Lage sind, an modernen Zivilisationen teilzunehmen, zwar untereinander voll reproduktionsfähig sind, nicht aber mit uns?

Die kann es argumentativ durchaus geben.
Wenn man den Zivilisationbegriff etwas fantasievoller auslegt, könnte man die Bienen, Ameisen und Termiten aufgrund von Organisationsform, Arbeitsteilung, Bautechnik, sogar Kommunikation (Schwänzeltanz) als solche bezeichnen und die sind definitiv mit uns nicht reproduktionsfähig.

Wenn man allerdings Zivilisation als die Fähigkeit betrachtet, sich immer wieder neuen Umweltbedingungen und Herausforderungen flexibel anzupassen und zu überleben, eine Eigenschaft, die man Homo sapiens auch nachsagt, könnte man noch mehr Beispiele finden.
Vielleicht ist die Entwicklung der verschiedenen Zivilisationen die Antwort der Menschheit auf die Probleme, die mit ihrer Vermehrung einhergehen, obwohl hier die "Henne-oder-Ei-zuerst-Frage" zu stellen ist.
 
Das Ei war natürlich zuerst da, lange bevor es Hennen gab, insofern ist diese Frage gar nicht so schwierig.

Aber mal im Zusammenhang mit den Fragen von Hans: Interessant ist es doch auch wie lange es eigentlich gedauert hat diesen (echten oder auch nur so scheinenden) Zivilisationssprung zu machen.

Um mal ein Beispiel zu nennen: Bilzingsleben, ein Fundplatz in Thüringen. Fungierte offenbar als dauerhaft genutztes Basislager für eine Jägergruppe vor (in etwa) 400000 Jahren. Man fand - geht man mal von den Publikationen aus - Wohnanlagen in Form solche Dinge wie die Plätze an denen Zeltartige Konstrukte standen, Lagerfeuer und eine Stelle die man als Kultplatz deuten könnte, in etwa kreisrund und mit Steinen "gepflastert" die man in den Boden drückte und offenbar von anderen Orten herschaffte. Passend fand man dort auch zertrümmerte Schädel. Man geht von Sprache aus, und man geht davon aus das bestimmte parallele Kerbenmuster in Einzelfunden eine Bedeutung hatten. Es könnte zum Beispiel zum Zählen gedient haben.

In etwa in die selbe Periode fallen Funde wie die Schöninger Speere. Oberflächlich (und das obige ist durchaus absichtlich oberflächlich dargestellt) betrachtet fällt es schwer bei solchen Funden zu glauben dass die ersten Höhlenbilder noch hunderttausende Jahre entfernt sind. Oder auch die ersten Hausartigen Konstruktionen.

Aber ich denke Zivilisation ist einfach etwas das eine bestimmte kritische Schwelle benötigt um sich dann (in erdgeschichtlichen Zeitmassstäben) explosionsartig auszubreiten. Gemeinschaftliches Zusammenleben oder gute Umweltbedingungen oder gute genetische Ausstattung oder ähnliche Vorraussetzungen allein reichen nicht - es muss sozusagen alles zusammenkommen und die Ansätze müssen in etwas münden das immer weiter fortgesetzt werden kann.

Plötzlich kam es aber auch nicht zu diesen Vorraussetzungen, sie waren schon seit mehreren Zehntausend Jahren gegeben und bereiteten langsam aber stetig den Boden für die Entwicklung an deren aktuellem Ende wir nun stehen.
 
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In etwa in die selbe Periode fallen Funde wie die Schöninger Speere. Oberflächlich (und das obige ist durchaus absichtlich oberflächlich dargestellt) betrachtet fällt es schwer bei solchen Funden zu glauben dass die ersten Höhlenbilder noch hunderttausende Jahre entfernt sind. Oder auch die ersten Hausartigen Konstruktionen.

Aber ich denke Zivilisation ist einfach etwas das eine bestimmte kritische Schwelle benötigt um sich dann (in erdgeschichtlichen Zeitmassstäben) explosionsartig auszubreiten. Gemeinschaftliches Zusammenleben oder gute Umweltbedingungen oder gute genetische Ausstattung oder ähnliche Vorraussetzungen allein reichen nicht - es muss sozusagen alles zusammenkommen und die Ansätze müssen in etwas münden das immer weiter fortgesetzt werden kann.

Plötzlich kam es aber auch nicht zu diesen Vorraussetzungen, sie waren schon seit mehreren Zehntausend Jahren gegeben und bereiteten langsam aber stetig den Boden für die Entwicklung an deren aktuellem Ende wir nun stehen.

Über die angesprochenen Punkte denke ich immer mal wieder nach.
Wenn man den Homo sapiens als Endresultat der Hominidenentwicklung sieht, sozusagen als Krone der Schöpfung, würde man einen relativ kurzen Zeitraum von ca. 150.000 - 200.000 Jahren betrachten und könnte eine lineare Aufwärtsentwicklung von Population, Techniken etc mit "revolutionären" Sprüngen an kritischen Schwellen, wie sie @Aridwulf beschrieben hat, vermuten.
An diesen kritischen Schwellen fand vielleicht eine Veränderung statt, die den Pfad der Entwicklung unumkehrbar machte.

Ich bin mir nur nicht sicher, auch wegen der Schöninger Speere und anderer älterer Funde, ob man Homo sapiens so separieren kann.
Bei der Ausstellung über die Speere gab es eine Hominidenreihe als Umrissmodell? (Leider weiß ich nicht mehr so genau, wie es dargestellt war, ich erinnere mich nur an meinen Eindruck der verblüffenden Ahnlichkeit der jeweiligen Nachbarn in der Reihe).

Mag sein, dass Homo neand. ein fliehendes Kinn und Brauenwülste hatte, erectus weniger Hirnvolumen, kann nicht trotzdem eine Entwicklung zu immer besseren Techniken bei Jagd, Nahrungs- Medizinzubereitung, Bekleidung, Hüttenbau und anderen Techniken angenommen werden.
Vielleicht war diese Entwicklung langsamer, es waren eben nur relativ wenige Personen da, die über bessere Techniken nachdenken konnten.
 
Menschliche Zivilisation ist nicht nur eine Frage der biologischen und technischen Ausstattung. Auch wenn der Homo erectus aus dieser Sicht ein vollwertiger Mensch war - es gibt noch andere Aspekte, die wohl sich erst allmählich (beim Sapiens?) herausgebildet haben. Dazu zähle ich Kultur und Moral.
 
es gibt noch andere Aspekte, die wohl sich erst allmählich (beim Sapiens?) herausgebildet haben. Dazu zähle ich Kultur und Moral.
Kultur Ok,aber Moral kennen doch auch Tiere,oder zumindest artspeziefische Verhaltensweisen.Beim Hund zB Welpenschutz und Beishemmung
 
Moral ist bewusste Einsicht in das richtige Handeln.
Kann man selbst bei Wiki nachlesen.
Brutpflege durch einen maulbrütenden Buntbarsch etc. zählen eindeutig nicht dazu. Und ein gut erzogener Hund kennt eine Liste "verbotener" Dinge oder hat Reflexe und Instinkte. Den SINN seiner Handlung begreift er aber nicht, auch ich jetzt von allen "Caniphilen" mir etwas Anhören darf.
 
Mag sein, dass Homo neand. ein fliehendes Kinn und Brauenwülste hatte, erectus weniger Hirnvolumen, kann nicht trotzdem eine Entwicklung zu immer besseren Techniken bei Jagd, Nahrungs- Medizinzubereitung, Bekleidung, Hüttenbau und anderen Techniken angenommen werden.
Wenn ich die allgemeine Diskussion richtig verfolge, dann ist ja in den letzten Jahren durchaus eine "Rehabilitierung" des Neandertalers zu verzeichnen (siehe z. B. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20859/1.html): Auch er hat sich weiter entwickelt, wenngleich er einen entscheidenden Nachteil gehabt haben muss - sonst wäre er nicht in relativ kurzer Zeit aus der Nachbarschaft von Homo sapiens "verschwunden".

Was das Verhältnis der einzelnen Hominiden-Gattungen zueinander betrifft, so gibt es ziemlich plausible Vorstellungen (siehe den guten Artikel Hominisation ? Wikipedia), die natürlich noch verfeinerungsfähig sind. Zur Entwicklung selbst stelle ich mir eine Kombination aus langfristigen Entwicklungen - z. B. Abbau des Geschlechtsdimorphismus, Erhöhung des Gehirnvolumens - und "kritischen Ereignissen" bzw. "Schwellen" (im Sinne Arldwulfs) vor - z. B. Reaktion der vorhandenen Population auf das Kommen und Gehen von Eis-/Kältezeiten oder der technologische Sprung vom Abschlagwerkzeug zur Klinge (zu letzterem siehe z. B. Burenhult [Hg.], Menschen der Urzeit, Köln: Karl Müller 2004, S. 77 ff.).
 
Mag sein, dass Homo neand. ein fliehendes Kinn und Brauenwülste hatte, erectus weniger Hirnvolumen
Die Überaugenwülste und das fliehende Kinn ergeben sich aus einer optimalen Statik des Schädels und des Gebisses bei sehr starken Kaumuskeln und den daraus resultiernden Kräften. Diese Kaumuskeln haben irgendwelche unserer Vorfahren auf Grund eines Gendefekts (Mutation) verloren. Das beschädigte und daher wirkungslose Gen ist bei uns noch zu erkennen.

Wir (Homo Sapiens) haben also die Schädelform in Hinblick auf die Statik "pessimiert", weil dann mehr Hirn reinpasste. Das war nicht zwingend notwendig, der Neandertaler hat beides geschafft, nämlich ein größeres Hirn als wir und trotzdem Überaugenwülste zu haben.

Man kann also bei der Entwicklung der Schädelform eigentlich nicht von einem Fortschritt sprechen.

Auch verstehe ich nicht, @JSchmidt, warum der Abbau des Geschlechtsdimorphismus ein Fortschritt sein soll (es sei denn, man wolle sich als Feminist profilieren).

Vielleicht sind wir ja geneigt, alles per definitione als Fortschritt anzusehen, was in unsere Richtung ging, weil wir ja bekanntlich die Krone der Schöpfung sind.

P.S. "Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch" (Gottfried Benn):zunge:
 
Auch verstehe ich nicht, @JSchmidt, warum der Abbau des Geschlechtsdimorphismus ein Fortschritt sein soll
Das habe ich bisher auch nicht behauptet...

es sei denn, man wolle sich als Feminist profilieren
...aber diese Chance darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen::D
Weil weniger Dimorphismus in unserem Zusammenhang bedeutet, dass die Weibchen an Gewicht zulegten, könnte man darin tatsächlich einen Vorteil sehen: "Größere Weibchen produzieren im allgemeinen mehr überlebende Nachkommen" (Leutenegger, in: Burenhult [Hg.], aaO, S. 41).
 
jschmidt: "Größere Weibchen produzieren im allgemeinen mehr überlebende Nachkommen" (Leutenegger, in: Burenhult [Hg.], aaO, S. 41).
Wenn das der einzige Selektionsmechanismus wäre, hätten sämtliche Frauen in der Gegenwart den Habitus und Sexappeal einer ehemaligen bulgarischen Kugelstoßerin. Es gibt aber einen gegenläufigen Trend. Kleine zierliche Frauen werden von Männern oft als sexuell besonders attraktiv empfunden, siehe den "Erfolg" von Asiatinnen auf dem Rotlicht- und Heiratsmarkt. Will man es ganz makaber sagen, hier äußert sich eine abgemilderte Form der Pädophilie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kindchenschema
Man nennt diesen Prozess beim Menschen "Neotenisierung", abgeleitet von:
Neotenie ? Wikipedia
Gleiches kann man bei Haustieren durch die Generationen verfolgen.
Dieser Prozess hat ganz verstärkt im Holozän eingesetzt (weltweit sichtbar an Schädelfunden ANATOMISCH MODERNER MENSCHEN) und ist in Ost- und Südostasien (Siedlungsdichte) am weitesten fortgeschritten. Hat also nix mit Neandertalern zu tun, vielmehr domestizieren wir uns selbst, sind inzwischen quasi unsere eigenen Haustiere.
 
Zuletzt bearbeitet:
vielmehr domestizieren wir uns selbst, sind inzwischen quasi unsere eigenen Haustiere.
Interessante Entwicklung, der Trend geht also wieder zur genetischen Einfalt statt zur Vielfalt.

Unsere Gesellschaft huldigt dem Ideal der lebenslangen Pubertät.
(Ich fürchte, ich muss das Smiley hier weglassen)
 
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