Genetische Vielfalt des Homo sapiens

Unsere Gesellschaft huldigt dem Ideal der lebenslangen Pubertät.
Ich verstehe, was Du meinst (vgl. http://www.reinhardkahl.de/pdfs/PS_10_05.pdf). Aber man kann dem auch Positives abgewinnen --> Reife Offline-Links (letzter Abschnitt)!

Kleine zierliche Frauen werden von Männern oft als sexuell besonders attraktiv empfunden.
Das will ich Dir gern glauben. :winke:
Fragt sich nur, ob man das auf die Frühzeit des Homo sapiens zurück projizieren kann. Und sicher darf man auch den Neotenie-Begriff nicht überstrapazieren - es gibt durchaus subtile Unterschiede zwischen Schwanzlurchen und Männern. :scheinheilig:
Zur Recherche angeregt, fand ich aber noch einen schönen Hinweis von Sloterdijk, der vier Mechanismen für die Hominisation herausgearbeitet hat:

  1. Insulation, Schaffung von Schutzräumen in der Natur gegen die Natur, eine Art „Paradies“ (denn ein unspezialisiertes Wesen, bevor die Werkzeugintelligenz wirksam wurde, muss unangepasst und schutzlos gewesen sein)
  2. Körperausschaltung bzw. Handeinschaltung, d.h. weitere Naturdistanzierung durch Werkzeuggebrauch (Werfen, Schlagen, Schneiden). Selektion „führt dann nicht so sehr zur Anpassung an eine druckausübende Umwelt, sondern belohnt die Eigenschaften, die dem wachsenden Sapiens die erhöhte Distanzierung an sie erleichtern“
  3. Neotenie (oder fetale Retardation; der Mensch als ein zur Geschlechtreife gelangter Primatenfetus)
  4. Übertragung, womit eine symbolische Immunologie gemeint ist, zu der auch die Religionen gehören
EDIT: Gerade gesehen: Neotonie-Krimi von Jan C. König (http://www.directshopper.de/9783936...ie-_Lekturen-Interpretationen-Lekturehilfen_p).
 
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Es gibt aber einen gegenläufigen Trend. Kleine zierliche Frauen werden von Männern oft als sexuell besonders attraktiv empfunden
Das ist sicherlich so, nur : das hieße ja, dass dieser Unterschied auf dem Y-Chromosom "codiert" sein muss, denn sonst würden ja auch die Männer immer zierlicher werden.

Weiß man das, ist das so ? Ansonsten würde ich bis zum Beweis des Gegenteils eine Spekulations*)vermutung zum Ausdruck bringen.

*) Schlimmes Schimpfwort in diesem Forum
 
@Klaus: ...denn sonst würden ja auch die Männer immer zierlicher werden.
Och, auf dem Gebiet ist so ziemlich alles spekulativ. Da aber kleine Männer nicht unbedingt solo bleiben...
Ist es bei Tom Cruise nun das Geld oder der "Knuddelfaktor", der die Damenwelt anspricht? :ironie:
 
Wenn das der einzige Selektionsmechanismus wäre, hätten sämtliche Frauen in der Gegenwart den Habitus und Sexappeal einer ehemaligen bulgarischen Kugelstoßerin. Es gibt aber einen gegenläufigen Trend. Kleine zierliche Frauen werden von Männern oft als sexuell besonders attraktiv empfunden, siehe den "Erfolg" von Asiatinnen auf dem Rotlicht- und Heiratsmarkt. Will man es ganz makaber sagen, hier äußert sich eine abgemilderte Form der Pädophilie.
Kindchenschema ? Wikipedia
Man nennt diesen Prozess beim Menschen "Neotenisierung", abgeleitet von:
Neotenie ? Wikipedia
Gleiches kann man bei Haustieren durch die Generationen verfolgen.
Dieser Prozess hat ganz verstärkt im Holozän eingesetzt (weltweit sichtbar an Schädelfunden ANATOMISCH MODERNER MENSCHEN) und ist in Ost- und Südostasien (Siedlungsdichte) am weitesten fortgeschritten. Hat also nix mit Neandertalern zu tun, vielmehr domestizieren wir uns selbst, sind inzwischen quasi unsere eigenen Haustiere.

So intensiv habe ich die Neotonie/Kindchenschema - Links nicht gelesen, es kommt mir aber so vor, als verschränken sich verschiedene Phänomene.

1. Abnahme der Körpergröße zu Beginn der Domestizierung, ist bei Haustieren im Neolithikum eindeutig festgestellt worden bzw anhand der Knochenfunde konnte man feststellen, ob es sich noch um Wildrinder handelte oder um Hausrinder.
Ein Phänomen, dass bei Pflanzen nicht festgestellt wurde, im Gegenteil, macht man den Beginn des Ackerbaus auch daran fest, dass man bestimmte ausgelesene und damit verbesserte Getreiderückstände findet.
In der Pflanzenzucht scheint die Auslese auf erwünschte Eigenschaften durch das Sammeln der größten Früchte und Körner fast auf Anhieb geklappt zu haben.
Bei den Haustieren gab es vielleicht einen Übergang von Tierhaltung mit den Tieren selbst überlassener Fortpflanzung zu gezielter Tierzucht.
Dazu kamen
a. die nicht optimalen Ernährungs- und Haltungsbedingungen und
b. durch die Obhut des Menschen die Verminderung der Selektion durch Feinde,
so dass die Haustiere zu kleineren Formen degenerierten.

Aber trifft das auch auf den Menschen zu?

Die zierlichen Asiaten würde ich eher als Ergebnis einer Kombination vermuten und zwar von sehr früher Umweltselektion, die bei feuchtwarmer Regenwaldumgebung vielleicht ein kleinen Vorteil hatte und vor allem Gendrift und Isolation bei sehr kleiner Anfangspopulation.

Ob das allerdings etwas mit der heutigen Wertschätzung zu tun hat, möchte ich doch bezweifeln.
Da würde ich eher moderne, tiefenpsychologische Gründe bei den Männern vermuten, die meinen, wer optisch dem Kindchenschema entspricht, ist so leicht lenkbar wie ein Kind sein sollte.

Ich verstehe, was Du meinst (vgl. http://www.reinhardkahl.de/pdfs/PS_10_05.pdf). Aber man kann dem auch Positives abgewinnen --> Reife Offline-Links (letzter Abschnitt)!


Das will ich Dir gern glauben. :winke:
Fragt sich nur, ob man das auf die Frühzeit des Homo sapiens zurück projizieren kann. Und sicher darf man auch den Neotenie-Begriff nicht überstrapazieren - es gibt durchaus subtile Unterschiede zwischen Schwanzlurchen und Männern. :scheinheilig:
Zur Recherche angeregt, fand ich aber noch einen schönen Hinweis von Sloterdijk, der vier Mechanismen für die Hominisation herausgearbeitet hat:

  1. Insulation, Schaffung von Schutzräumen in der Natur gegen die Natur, eine Art „Paradies“ (denn ein unspezialisiertes Wesen, bevor die Werkzeugintelligenz wirksam wurde, muss unangepasst und schutzlos gewesen sein)
  2. Körperausschaltung bzw. Handeinschaltung, d.h. weitere Naturdistanzierung durch Werkzeuggebrauch (Werfen, Schlagen, Schneiden). Selektion „führt dann nicht so sehr zur Anpassung an eine druckausübende Umwelt, sondern belohnt die Eigenschaften, die dem wachsenden Sapiens die erhöhte Distanzierung an sie erleichtern“
  3. Neotenie (oder fetale Retardation; der Mensch als ein zur Geschlechtreife gelangter Primatenfetus)
  4. Übertragung, womit eine symbolische Immunologie gemeint ist, zu der auch die Religionen gehören
EDIT: Gerade gesehen: Neotonie-Krimi von Jan C. König (Über Neotenie - Schule und Lernen bei Directshopper (Best.Nr. 3601164)).

2. Hier handelt es sich vielleicht eher um Phänomene auf intellektueller und sozialer Ebene, die die Notwendigkeit zur geistigen Flexibilität (lebenslanges Lernen) hervorruft.
Das scheint mir eine sehr moderne Sichtweise zu sein, die aber vielleicht auch einen körperlichen Jugendkult auslöst.
Wenn Männer früher jüngere Partnerinnen bevorzugten, hatte das andere Gründe, wie größere Wahrscheinlichkeit für gesunde Kinder und Überleben der Geburt.

Außerdem habt ihr dabei vergessen, dass Frauen vielleicht andere Kriterien bei der sexuellen Selektion haben, deshalb mache ich mir eigentlich keine Sorgen, dass wir alle zu niedlichen Kindchen mutieren. :winke:
 
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Außerdem habt ihr dabei vergessen, dass Frauen vielleicht andere Kriterien bei der sexuellen Selektion haben, deshalb mache ich mir eigentlich keine Sorgen, dass wir alle zu niedlichen Kindchen mutieren. :winke:

:yes:

Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass Frauen schon im letzten Jahrhundert mehr angeglichen haben, behaupten zumindest diejenigen, die die Konfektionsgrößen festlegen.
Grund: Bessere Ernährung, mehr Bewegungsfreiraum und Sport.

Aber noch mal frühgeschichtlich gesehen:
...Das etwas ältere Schädeldach schreiben die Anthropologen einem Homo erectus zu. Obwohl es von einem zwar jungen, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgewachsenen Individuum stammt, ist es kleiner als alle bisher entdeckten derartigen Funde. Das zeigt eine unerwartet große Variationsbreite bei der Körpergröße von Homo erectus und deutet auf einen so genannten Geschlechtsdimorphismus hin, einen klaren Unterschied zwischen der Größe von Männchen und Weibchen. Sollte sich das bestätigen, wäre Homo erectus wohl doch nicht so menschenähnlich gewesen wie bislang angenommen, schreiben die Forscher: Ein starker Geschlechtsdimorphismus, wie er etwa bei Gorillas vorkommt, gilt als ein sehr ursprüngliches Merkmal der frühen Menschenaffen, das im Lauf der menschlichen Evolution verschwunden ist. Er könnte zudem ein Anzeichen dafür sein, dass Homo erectus eine ähnliche Fortpflanzungsstrategie verfolgte wie die heutigen Gorillas, bei denen sich ein dominantes Männchen mit vielen Weibchen paart. Quelle
 
Er könnte zudem ein Anzeichen dafür sein, dass Homo erectus eine ähnliche Fortpflanzungsstrategie verfolgte wie die heutigen Gorillas, bei denen sich ein dominantes Männchen mit vielen Weibchen paart.
Siehste, und deshalb hat es eine 1.95 Volleyballerin wohl schwerer als eine zierliche Kindfrau von 1.55 m. Atavismen wirken immer noch...(Zumindest bei Männern).
 
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Siehste, und deshalb hat es eine 1.95 Volleyballerin wohl schwerer als eine zierliche Kindfrau von 1.55 m. Atavismen wirken immer noch...(Zumindest bei Männern).

Ändert aber nichts an der körperlichen Austattung der nächsten Generation, da müssen wir uns eher um die Partnerwahl und die Folgen der Volleyballspielerin sorgen, vielleicht steht die aber auf Typen wie den Staufenberg-Schauspieler (ich komme grad nicht auf den Namen :autsch:) und damit ist wieder alles im grünen Bereich. :winke:
 
Das wird sich auch wieder geben, die alten Römer fanden auch korpulentere Frauen attraktiv, während die Griechen vor Ihnen je nach dem eher auf schlanke (Lakonien) oder auch eher auf Frauen mit Rundungen (Athen) standen....
 
Ändert aber nichts an der körperlichen Austattung der nächsten Generation, da müssen wir uns eher um die Partnerwahl und die Folgen der Volleyballspielerin sorgen, vielleicht steht die aber auf Typen wie den Staufenberg-Schauspieler (ich komme grad nicht auf den Namen :autsch:) und damit ist wieder alles im grünen Bereich. :winke:

Dank Damenwahl :winke:
 
Die ersten Hochkulturen in China und Südostasien entstanden später, in Amerika noch später.
In Amerika soll es bereits vor 5000 Jahren eine Hochkultur gegeben haben:
Nur die Sumerer hatten schon größere und prächtigere Städte gebaut

Als ihre Stadt – heute Caral genannt – als Mittelpunkt weiterer 17 Ortschaften am Fluss Supe in Blüte stand, da gab es auf der ganzen Erde erst einen einzigen anderen urbanen Landstrich: Sumer in Mesopotamien. Nur die Sumerer hatten schon größere und prächtigere Städte gebaut. Ägyptens grandiose Pyramiden rückten dem Himmel noch näher als die in Caral, entstanden aber etwas später.
 
Den Begriff (genauer gesagt das deutsche Wort) "Rasse" sollte man aus Gründen der historischen Diskreditierung tatsächlich nicht mehr im Zusammenhang mit Menschen gebrauchen - aber es hinterlässt eine Lücke. Und zwar aus folgendem Grund :

Als vor dreihundert Jahren ein irischer Sklavenjäger auf einen Afrikaner traf, war alles klar : Sie gehörten unterschiedlichen Ethnien an. Sie sahen anders aus, ihre Sprache war anders, sie glaubten an unterschiedliche Götter, sie warben anders um eine Frau, sie aßen andere Gerichte, machten andere Musik, sie trugen andere Kleidung,...

Wenn sich heute ihre Nachkommen in New York treffen, sprechen beide dieselbe Sprache, mögen dieselbe Musik (wenn nicht, dann, um sich bewusst abzugrenzen), beide schätzen einen saftigen Hamburger ... aber sie sehen immer noch anders aus. Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich in den letzten dreihundert Jahren mit anderen *Typen* gemischt haben und die Grenzen verschwimmen.

Gehören sie einer unterschiedliche Ethnie an ?

Die Amerikaner sind eben eine Population (oder sollte man sagen ein Volk ? eine Ethnie ?) von Immigranten, die sich aus ihrer Ursprungskultur entfernt haben - die Afrikaner mehr, die Iren weniger - und nun eine neue Systhese suchen bzw. zum großen Teil schon gefunden haben. Das einzige, was jetzt noch stört ist die Hautfarbe i. V. m. anderen Merkmalen eines *Typs*. Daher haben die Amerikaner durchaus ein Interesse daran, diese Unterschiede gesellschaftlich zum Verschwinden zu bringen.

Dieses Interesse haben aber keineswegs - sagen wir - die Bantus (Ovambos, Hereros/ Himba) Khoi-San und Weißen in Namibia. Eine kulturelle Homogenisierung würde zumindest für die Khoi-San die kulturelle Auslöschung bedeuten. "Political correctness" wäre hier völlig fehl am Platze, im Extremfall sogar ein Kampfmittel zur Auslöschung eines Volkes.

Fazit : Die Bedeutung des *Typs* ist in einer echten multikulturellen Gesellschaft wie Namibia gleichbedeutend mit einer Ethnie, daher wird das fehlende Wort nicht vermisst. In einer multi*Typ*-unikulturellen Gesellschaft wie den USA fehlt es jedoch.

Vielleicht darf man ja dort - mangels historischer Belastung - weiterhin "race" sagen.
 
Dieses Interesse haben aber keineswegs - sagen wir - die Bantus (Ovambos, Hereros/ Himba) Khoi-San und Weißen in Namibia. Eine kulturelle Homogenisierung würde zumindest für die Khoi-San die kulturelle Auslöschung bedeuten. "Political correctness" wäre hier völlig fehl am Platze, im Extremfall sogar ein Kampfmittel zur Auslöschung eines Volkes.

Wegen der tagespolitischen Gefahr, möchte ich mich hier sehr vorsichtig ausdrücken.
Für Südafrika möchte ich ähnliche multikulturelle Entwicklungen annehmen, wie @Klaus sie für die USA beschrieben hat, das schließt dann die verschiedenen Bantu-Gruppen und wohl auch die Khoi-San ein.
Letztendlich ist es ihre Entscheidung ob sie ihre Kultur beibehalten wollen oder sich ins südafrikanische Kulturgemisch eingliedern und im Museum oder am Kulturfeiertag ihrer alten Lebensweise gedenken.
Mit ihrem Aussehen/Typ/"Rasse" hat das nichts zu tun.

Vielleicht schließen sich einige zivilisationsmüde Aussteiger den traditionell lebenden Khoi-San an und erhalten damit deren Kulturtradition.:winke:

Fazit : Die Bedeutung des *Typs* ist in einer echten multikulturellen Gesellschaft wie Namibia gleichbedeutend mit einer Ethnie, daher wird das fehlende Wort nicht vermisst. In einer multi*Typ*-unikulturellen Gesellschaft wie den USA fehlt es jedoch.

Vielleicht darf man ja dort - mangels historischer Belastung - weiterhin "race" sagen.

Typ finde ich als Begriff recht passend und gut zu gebrauchen, weil man einzelne Klischeemerkmale herauslösen kann, um das Aussehen von Menschen zu beschreiben.
 
In Amerika soll es bereits vor 5000 Jahren eine Hochkultur gegeben haben:
Nur die Sumerer hatten schon größere und prächtigere Städte gebaut

Wikipedia (die ihre Infos nicht nur aus Tageszeitungen haben) ist da anderer Meinung. Trotzdem danke für den Tipp.
Caral ? Wikipedia


Könnte bitte ein Mod diese beiden Beiträge nach Amerika verschieben, das ist éh ein mageres Forum und zur genetischen Vielfalt paßt es gar nicht.
Nichtsdestotrotz ist Caral und das Supetal eine Diskussion wert auch im Vergleich zu Sumer.
 
Menschenrassen gibt es soweit mir bekannt ist nur eine. Homo sapiens sapiens. Wir. :winke:

Durch die Wanderfreudigkeit der Menschen kann es gut vorkommen, dass beispielsweise ein Deutscher genetisch mit verschiedenen Menschen aus Asien näher verwandt ist, als mit den Menschen in seinem Dorf.

Die äusserliche körperliche Anpassung ist hier nur geringfügig zu bewerten. Die letzten Spuren einer "anderen Menschenrasse" verlor sich vor 19'000 Jahren in Gibraltar. Das war der Neandertaler. Die beiden Rassen, Mensch und Neandertaler entstanden durch die Genetische Isolation von ca. 700'000 Jahre.

Gruss Federmesser
 
Political correctness beiseite, die Kaukasoiden, Mongoloiden und andere sind Vorstufen einer Art, die sich auf ihre Siedlungsgebiete spezialisieren. Die Isolation war nicht lang genug, damit sich diese Gruppen richtig voneinander unterscheiden, d.h. es gibt keine vollwertigen Nachkommen von Kreuzungen.Die Globalisierung hat das Ganze durcheinandergewürfelt, aber lebenswichtige Merkmale, die sich in der relativ kurzen Zeit gebildet haben, kann man nicht ignorieren. Die Pigmentierung der Haut könnte aus genetischer Sicht nur einen banalen Abschnitt darstellen, aber praktisch ist ein Dunkelhäutiger in Nordeuropa genauso benachteiligt wie ein Nordeuropäer in Zentralafrika, auf lange Sicht natürlich.Wir sind schon sehr unterschiedlich, aber eben nicht unterschiedlich genug um über Rassen zu Sprechen.
 
Ich werfe hier mal eine Frage ein, statt nen neuen Thread zu eröffnen. Gabs bei früheren Menschenrassen (Erectus, floresiensis, was auch immer -ensis) auch regionale Unterschiede, die rein äusserlich derart Markant sind wie bei uns Homo Sapiens z.b. die Hautfarbe? Ist darüber etwas bekannt?
 
Ich werfe hier mal eine Frage ein, statt nen neuen Thread zu eröffnen. Gabs bei früheren Menschenrassen (Erectus, floresiensis, was auch immer -ensis) auch regionale Unterschiede, die rein äusserlich derart Markant sind wie bei uns Homo Sapiens z.b. die Hautfarbe? Ist darüber etwas bekannt?

Nun gut, ungenaue Formulierungen stören mich eigentlich nicht, vor allem, wenn man erkennt, wie es gemeint ist.
Dass man bei den verschiedenen "Typen" des Homo sapiens nicht von Rassen sprechen kann, wurde in diesem Thread mehrfach erwähnt.
Sehr eingängig fand ich die kürzlich gelesene Begründung:
Rasse eignet sich als Begriff für eine zielgerichtete Auslese von einigen erwünschten Eigenschaften bei Nutztieren und -Pflanzen durch den Menschen.
Da Menschen sich nicht züchten lassen, ist der Rassebegriff auf uns nicht anwendbar.

Menschen und Affen gehören zur Ordnung der Primaten (Herrentiere), die Schimpansen sollen heute den Menschen genetisch näherstehen als den Gorillas.
Irgendwann begannen einige Primaten aufrecht zu gehen. Vor etwa 3 - 4 Mio Jahren entwickelten sich mehrere "Arten?" Vormenschen, die Australopithecinen, es gab robuste und graziler gebaute Varianten. Eine dieser Urahnen der Hominiden ist Lucy.
Der Stammbaum der Hominiden - Quarks & Co - WDR Fernsehen

Als erster echter Mensch wird Homo rudolfensis bezeichnet.
Der zierlichere H. habilis besiedelte eher den Süden des afrikanischen Kontinents.
Homo erectus verbreitete sich dann vor 2 Mio Jahren über Asien und Europa. Die Formen, die in Europa lebten (antecessor, heidelbergensis und später der Neandertaler) könnten sich auch äußerlich vom Erectus in China und Nahost unterschieden haben, jedenfalls lassen die Knochenfunde das vermuten.
Wenn der Homo floresiensis ? Wikipedia wirklich vom erectus abstammt, wie es einige vermuten, wäre der Homo erectus eine mindestens ebenso variantenreicher Mensch gewesen wie Sapiens.
 
Den Begriff (genauer gesagt das deutsche Wort) "Rasse" sollte man aus Gründen der historischen Diskreditierung tatsächlich nicht mehr im Zusammenhang mit Menschen gebrauchen - aber es hinterlässt eine Lücke. Und zwar aus folgendem Grund :

Als vor dreihundert Jahren ein irischer Sklavenjäger auf einen Afrikaner traf, war alles klar : Sie gehörten unterschiedlichen Ethnien an. Sie sahen anders aus, ihre Sprache war anders, sie glaubten an unterschiedliche Götter, sie warben anders um eine Frau, sie aßen andere Gerichte, machten andere Musik, sie trugen andere Kleidung,...

Wenn sich heute ihre Nachkommen in New York treffen, sprechen beide dieselbe Sprache, mögen dieselbe Musik (wenn nicht, dann, um sich bewusst abzugrenzen), beide schätzen einen saftigen Hamburger ... aber sie sehen immer noch anders aus. Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich in den letzten dreihundert Jahren mit anderen *Typen* gemischt haben und die Grenzen verschwimmen.

Gehören sie einer unterschiedliche Ethnie an ?

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Die Festlegung, dass alle Menschen, die fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen können auch zur selben Rasse gehören begrüsse ich mit Freude.

Der Wegfall an Differenzierungsmöglichkeit sollte aber sinnvoll gelöst werden, denn hier entsteht sonst eine diffuse Begriffslücke.

Ich zitiere hier mal ein Erlebnis das schon einige Jahre zurückliegt.

Anlässlich einer Betriebsbegehung bei einem Vertragspartner in Kalifornien, wurden wir nach der Besichtigung der Lagerhaltung, die übrigens nur mit Kolumbianern besetzt war, zur Schweißerei geführt.

Auf unsere Frage, warum keine Mexikaner dort eingesetzt würden, sagte man uns: "Die sind zu faul".

Auf die Frage warum im Betrieb keine Schwarzen zu sehen sind, lautete die Antwort: "Die sind zu gar nichts zu gebrauchen".

Schließlich betraten wir die Schweißerei durch eine Seitentür.

Als ich den ersten Fuß auf den Boden setzte spürte ich,... wie von einer Stimme gesprochen: "Du bist daheim!"

Ich sah mich um und war überzeugt, dieser Betrieb könnte in Mannheim stehen. Der Schweißer vor mir könnte nach Statur, Gesichtsform, Haar-/Hautfarbe und Bewegungsmuster mein Vater sein.

Ich musste wissen woher er kommt.

Ich tippte ihn an und setzte an, ihn auf englisch, nach seiner Herkunft zu fragen.

Er klappte sein Helmvisier hoch, und sagte: "Mit uns kannst du deutsch reden. Wir sind alle aus'm Ruhrpott."

Wir alle gehören zu einer Rasse, und trotzdem erkennt man den jeweils Anderen, der zum eigenen Volk gehört, um den halben Erdball, ohne auch nur ein einziges Wort gewechselt zu haben.

Was also benennt dieses Phänomen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde sagen dieses Phänomen nennt sich menschliche Gesichts- und Personenerkennung. Wir sind in der Lage feinste Unterschiede in Gesichtern, Haltungen und ähnlichem zu merken, die uns wie grosse Unterschiede erscheinen. Das geht bis zur Erkennung von Gefühlen anhand von Gesichtsausdrücken, welche natürlich eine soziale Bedeutung hat.

Aber paradoxerweise liegt ein Hintergrund unserer extrem guten Personenerkennung natürlich auch daran dass wir eine geringe Diversität aufweisen - und in grossen Gruppen leben in denen Erkennung wichtig ist.
 
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