Geschichte des Punk

Deswegen wurden ja Ende der 70er Jahre überall Independent-Labels gegründet, die Produktion und Vertrieb von Musik abseits der großen kommerziellen Labels zu organisieren versuchten.
wahrscheinlich galt diese Maßnahme mehr der Ablehnung von kommerziellen Labels und deren Vertriebs- und Werbeweise - auch in den Independent-Labels konnte die musikalische Darbietung nicht allzu dilletantisch sein: das wäre aufgefallen und hätte sich nicht wirklich verbreiten lassen.

Man mag zur Tradition und Wirkungweise der vornehmlich im 20. Jh. durch neue Medien massenhaft verbreiteten Unterhaltungsmusik stehen wie man will, sie hat einen oftmals gar nicht so bewußt wahrgenommenen Einfluß auf beinahe alle Musikhörer: ihr ist zu verdanken (oder zu verteufeln?), dass geringe rhythmische Abweichungen sofort auch musikal. Laien bzw. Nichtmusikern auffallen -- das war im 19. Jh. in dieser Breitenwirkung noch nicht so der Fall. Das bedeutete auch für die Independent-Labels, dass dilletantisch schwankender Beat und zu arges Versagen im rhythmisch-melodischen Bereich durchaus No-Go war. Gewiß wurde durch viel geräuschhaftes mancherlei instrumentales Unvermögen überdeckt, aber die genannten Muster mussten funktionieren.

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aber eine ganz andere Frage ist die, ob Lebensgefühl und Haltung von der Punkmusik zum Ausdruck gebracht werden, oder ob diese nicht eher der Musik zugeschrieben werden und eigentlich mit außermusikalischen Mitteln konstruiert wurden.

Wenn das der Musik zugeschrieben wird, dann ist sie natürlich nicht mehr Träger der eigentlichen Aussage, sondern nur ein populäres modisches Medium der Verbreitung - - // - - wenn das von der Musik auch ohne Zuschreibung von außen nachvollziehbar ausgedrückt wird, dann müssten sich in der musikalisch-kompositorischen Struktur die entsprechend konnotierten (relativ) eindeutigen Ausdruckselemente auffinden lassen.

Um ein banales Beispiel zu geben: ob gut oder schlecht, künstlerisch oder dilletantisch, einen "Trauermarsch" wird man immer als solchen erkennen können, seine musikalischen Mittel (langsamer punktierter Marschrhythmus im Vierertakt, Hauptthema in Moll) sind eindeutig genug und allgemein verständlich.
 
Für die Sprengkraft der Musik als politisches Medium, gerade unter repressiven Regimen gibt es ja mehr als genug Beispiele.

Ich vermute, du hast nie in einer Diktatur gelebt.


Zählt Milosevic für dich als Diktator, dann hab ich in einer Dikatur gelebt. Die politische Verfärbung die man den einzelnen musikalischen Genres zur Zeit dieser andichtet Rock/Rap gegen das Regime, Turbofolk für das Regime ist weitgehend ein modernes Märchen welches serbische Intellektuelle verbreiten und mit der Realität sehr wenig zu tun hat. Die meiste Musik war schrecklich unpolitisch und wenn es musikalische Oposition gab dann von Rechts.

Ganz zu schweigen davon das es eine ganze Gruppe von Rockgruppen gab die Milosevic wegen seiner zu geringen Unterstützung für die Serben in den Krisengebieten, also seiner friedliebigen Art kritisierten und nicht wegen Menschenrechtsverletzungen.


http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,450879,00.html Ein sehr idiotischer Artikel wo so ziemlich alles falsch ist zum Thema.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade der Punk hat ja einiges an Protest-Potential, richtet sich aber dezidiert gegen die populäre Musik bzw die Lebensvorstellungen demokratischer Gesellschaften.
 
Liebe Leute!

Eine grundsätzliche Frage:

Muß man im Punk eigentlich Lebenseinstellung und Musik voneinander trennen?
Dies ist wohl die alles stellende Frage.

Die Antwort kann nur "JA" lauten.
Die Lebenseinstellung war doch wohl ursprünglich eine Art von "No Future".

Die Musik hat uns allerdings anderes beschert.
 
Muß man im Punk eigentlich Lebenseinstellung und Musik voneinander trennen?
Dies ist wohl die alles stellende Frage.

Die Antwort kann nur "JA" lauten.
Die Lebenseinstellung war doch wohl ursprünglich eine Art von "No Future".

Die Musik hat uns allerdings anderes beschert.

Verstehe ich dich richtig, dass Du damit meinst, der Punkmusik würden von außen Inhalte zugeschrieben, die sie selber musikalisch nicht ausdrücken kann? D.h. dass die außermusikalischen Elemente (Text, Auftreten etc) relevant, die Musik selber eher austauschbar ist, modisches Accesoire oder populäres Verbreitungsmedium?

aber eine ganz andere Frage ist die, ob Lebensgefühl und Haltung von der Punkmusik zum Ausdruck gebracht werden, oder ob diese nicht eher der Musik zugeschrieben werden und eigentlich mit außermusikalischen Mitteln konstruiert wurden.

Wenn das der Musik zugeschrieben wird, dann ist sie natürlich nicht mehr Träger der eigentlichen Aussage, sondern nur ein populäres modisches Medium der Verbreitung - - // - - wenn das von der Musik auch ohne Zuschreibung von außen nachvollziehbar ausgedrückt wird, dann müssten sich in der musikalisch-kompositorischen Struktur die entsprechend konnotierten (relativ) eindeutigen Ausdruckselemente auffinden lassen.
 
Verstehe ich dich richtig, dass Du damit meinst, der Punkmusik würden von außen Inhalte zugeschrieben, die sie selber musikalisch nicht ausdrücken kann? D.h. dass die außermusikalischen Elemente (Text, Auftreten etc) relevant, die Musik selber eher austauschbar ist, modisches Accesoire oder populäres Verbreitungsmedium?
Hm, ist Musik austauschbar oder nicht? Wie soll man das bewerten? Auch mit Mitteln der klassischen Musik wurde enorm politisiert (ich weiß nicht, ob es das heute in der Neuen Musik noch gibt). Ich würde schon sagen, dass Punks erst dann Punks sind, wenn eben neben dem äußerlichen Gebärden und einer gewissen Einstellung auch die Musik dazu tritt. Aber da mögen die Meinungen auseinander gehen.
Punkmusik ist unglaublich facettenreich. Die inhaltlichen Aussagen müssen nicht unbedingt an einer bestimmten Richtung des Punk liegen. Es gibt politischen Ska-Punk und unpolitischen. Es gibt komplett unpolitischen Folkpunk und das krasse Gegenteil. Außerdem sind viele Bands nicht besonders auf ihren Stil festzunageln. Da kommt bei den "Los Fastidios" eine Ska-Nummer nach einer klaren Streetpunkhymne. Themen wie Liebe, Vergänglichkeit und politische Themen wechseln sich bei diversen Bands auf einem Album ab.
Es gibt natürlich auch geradlienige Bands, von denen ich noch keinen einzigen politisch ambitionierten Text vernommen habe und die sich auf die Verwendung von Folksongs und deren Themen und eigenen Kreationen legen wie die "Dreadnoughts".

Dieser Thread hier macht mir vor allem eines deutlich: Dass jeder, der mit klaren Defintionen daher kommen will, aneckt. Die Geschichte des Punks scheint wegen ihrer manigfaltigen Einflüsse schwer zu schreiben. Obendrein gehen innerhalb der Szene die Meinungen zu weit auseinander. Könnte wetten, dass heute viele Punks irgendwelche ins Popgeschäft abgerutschte Bands überhaupt nicht mehr als Punkbands wahrnehmen.
 
Hm, ist Musik austauschbar oder nicht? Wie soll man das bewerten?
Mir geht es gar nicht ums bewerten - mich interessiert viel mehr erst mal zu erkennen, wie und woraus etwas zusammengesetzt ist.

Ich hatte ja in ein paar etwas längeren Beiträgen beschrieben, welche musikalischen Elemente mit welcher Herkunft Punkmusik kombiniert - es sind recht wenige (das ist kein Qualitätsurteil!). Trotzdem wird Punkmusik als etwas eigenes und typisches wahrgenommen, wofür wohl überwiegend die außermusikalischen Bestandteile verantwortlich sind.

Man könnte die Frage auch anders stellen: würde ein vehement no-future-anklägerischer typischer Punktext z.B. als eine Rockballade vertont - ich nehme an, der Aufschrei wäre groß, will sagen, es fiele auf.

Möglicherweise ist es musikalisch (ohne Text, ohne Gebaren usw usw) nur die etwas härtere Gangart (vor allem im Geräuschanteil, Schlagzeug), die der Punkhaltung entspricht? - ansonsten ist die Musik ja aus denselben Elementen (aus der Unterhaltungsmusik amerikan. Herkunft) zusammengesetzt wie andere auch. Und hierin ist aber die Punkmusik nun auch nicht einzigartig, denn wie schon bemerkt wurde, gibt es auch andere Richtungen mit einer etwas härteren Gangart.

Du hast ja mehrere inhaltliche, genau genommen außermusikalische Unterschiede genannt - ich frage halt, was allgemein an der Musik typisch ist. Anders sähe es aus, wenn man a priori von einer Text-Musik-Einheit ausginge, dann allerdings wäre die Musik im Vergleich zur Textbotschaft eher zweitrangig (denn die Texte sagen viel mehr, als die musikalische Kombination aus 3-4 Elementen) --- wie auch immer: es wird ständig interessanter, je genauer hinschaut.
 
Eine grundsätzliche Frage:
Muß man im Punk eigentlich Lebenseinstellung und Musik voneinander trennen?
Dies ist wohl die alles stellende Frage.
Die Antwort kann nur "JA" lauten.

Also eigentlich ist dies natürlich schwer in Worte zu fassen.
Auf der einen Seite gibt es eine Art Lebenseinstellung zum Punk, welche sich in Äußerlichkeiten, wie z.B. Kleidung, politische Meinung u.ä. ausdrückt.
Auf der anderen Seite ist die Musik, welche diesen Lebenstil sicherlich zunächst auch ausgedrückt hat. Aber die (Punk)musik hat sich ja auch weiterentwickelt. Für viele "Kids" in den Jahren 1976/77 war das Aufkommen von Punk eine Art Startsignal selber Musik zu machen. Die Musik vermittelte zunächst eine unbändige Energie. Diese Energie hat viele angesteckt, selbst musikalisch aktiv zu werden und zwar ohne das jemand ein Instrument filigran beherschen mußte. Gerade dies war ein und ist ein wichtiges Merkmal des Punk.
Mit den "äusseren" Merkmalen des Punk verbindet man immer Sicherheitsnadeln, Irokesenkämme, bunte Haare, gammelige Klamotten u.ä.
Finde ich solche Dinge bei den Ramones? Oder bei The Clash? Ich bin mir nicht sicher, ob das alles wirklich zusammengehört. Aber es birgt sicherlich viel Stoff zum diskutieren.:D
 
(...)
Diese Energie hat viele angesteckt, selbst musikalisch aktiv zu werden und zwar ohne das jemand ein Instrument filigran beherschen mußte. Gerade dies war ein und ist ein wichtiges Merkmal des Punk.
(...)
tut mir leid, aber das stimmt so nicht: die zwar standardisierten rhythmischen Verhältnisse sind dennoch gar nicht so einfach, und rhythmische Fehler fallen enorm auf - was Verbreitung finden wollte, durfte nicht zu dilletantisch ausgeführt sein.
 
Hier habt beide Recht: Punk kann man zwar mit zweieinhalb schiefen Akkorden spielen, aber der Beat muss stimmen...
 
aber der Beat muss stimmen...
Dafür sorgt in aller Regel unbehelligt von irgendwas das Schlagzeug

Eine typisch synkopierte Melodie darf nicht fehlen (Gesang oder Gitarre oder beide zusammen) - und genau das: der synkopierte Rhythmus der Hauptstimme ist gar nicht so einfach. Der aber muss sein.

Man kann ja einen Selbsttest machen: beim zuhören vom jeweiligen Lieblingspunksong mit den Händen exakt mit den Melodietönen klatschen, mit dem Fuß gleichzeitig den Takt des Schlagzeugs mitklopfen.

Jeder Nichtmusiker wird heillos überfordert sein, diesen kleinen Test mit einer Schmalzette wie dem Titanic-Filmmusiksong korrekt auszuführen... Und die Rhythmik in Punkmusik ist nun doch etwas komplizierter, als in der erwähnten Schmalzette :winke:

(also von Null auf Hundert, nur zweieinhalb Akkorde gezeigt kriegen und los gehts, das ist zwar eine nette Parole, aber sooo einfach isses nicht)
 
Oops

die Bandbreite zwischen dilletantisch und filigran ist ziemlich groß!
Also einigen wir uns auf die Mitte.

Oder beim Punk vieleicht auch etwas unterhalb der Mitte!:D
 
Auf der einen Seite gibt es eine Art Lebenseinstellung zum Punk, welche sich in Äußerlichkeiten, wie z.B. Kleidung, politische Meinung u.ä. ausdrückt.
Auf der anderen Seite ist die Musik, welche diesen Lebenstil sicherlich zunächst auch ausgedrückt hat. Aber die (Punk)musik hat sich ja auch weiterentwickelt. Für viele "Kids" in den Jahren 1976/77 war das Aufkommen von Punk eine Art Startsignal selber Musik zu machen. Die Musik vermittelte zunächst eine unbändige Energie. Diese Energie hat viele angesteckt, selbst musikalisch aktiv zu werden und zwar ohne das jemand ein Instrument filigran beherschen mußte. Gerade dies war ein und ist ein wichtiges Merkmal des Punk.
Mit den "äusseren" Merkmalen des Punk verbindet man immer Sicherheitsnadeln, Irokesenkämme, bunte Haare, gammelige Klamotten u.ä.
Finde ich solche Dinge bei den Ramones? Oder bei The Clash? Ich bin mir nicht sicher, ob das alles wirklich zusammengehört. Aber es birgt sicherlich viel Stoff zum diskutieren.:D

salvus, das Schubladendenken ist hier der Gedankenfehler.

Weder bunte Haare noch eine äußerliche Erscheinung außerhalb der gesellschaftlichen Norm, kennzeichnen einen Punk. Nur die Gesellschaft gib diese Erkennungsmerkmal vor, aber nicht der Punk an sich. Das ist die Geschichte mit dem Blickwinkel und von wo aus ich eine Sache betrachte ....;)
Das Detail steckt im Geist und nicht in der oberflächlichen Zugehörigkeit. Wie heißt es doch so schön: Kleider machen Leute ...

Wir hatten das Thema schonmal mit dem Schuldirektor, der in der äußerlichen Erscheinung als Punk auftritt. (Siehe ab Beitrag 101).

Und ich denke, daß diese Einstellung zum Punk alle oberflächen Ketten zu sprengen, sowie es unnötig erscheinen lässt, sich nach professionellen oder klassischen Maßstäben der Musik in Vergleich oder Beurteilen zu zwängen, wie auch insgesamt einem Zwang unterzuorden, des Pudels Kern ist.

Spaß ist was Spaß macht und nicht der Gesellschaft oder Vorgaben der Gesellschaft als Norm aufzutreten katalogisiert wird.

Punk ebend ....:winke:
 
Geschichte des Punk! Hab mir heut London Calling gekauft!
Hat noch keine Zeit es anzuhören..morgen dann :p
 
Dieser Thread darf nicht sterben!

Möchte daher auch die Thematik erweitern.
Aus dem Punk entstand irgendwann in den 80gern auch Oi!

Meiner Meinung nach zu Unrecht in eine rechte Ecke geschoben, da es in Verbindung mit Skinhead Musik gebracht wurde.
Aber es gibt ja auch Red Skins u.ä.

Ursprünglich entwickelte sich diese Musik durch Punk Anhänger, deren die Pistols oder auch The Clash zu kommerzerziell geworden sind. Heute ist es wohl eine Musikrichtung, die hauptsächlich Punk und Ska vereinigt.

Ich komme gerade darauf, weil ich die Broilers für mich entdeckt habe...
 
Auch die Skin-Szene ist keineswegs als rechtsgerichtet entstanden.

Eben.
Sie wird allgemein aber oft so wargenommen, weil die Rechten irgendwann diese Szene dominiert haben.
Die Entstehung ist allerdings ganz anders (fast schon multikulturell).

Musikalisch hat sich daraus durchaus einiges entwickelt.
 
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