Geschichte des Punk

Streiten wir uns eben um Worte.
ich habe den Eindruck, du willst absichtlich missverstehen...

zur Klärung musikalischer Fachbegriffe eignet sich u.v.a. MGG, ein sehr umfangreiches Lexikon

ja, freie Improvisation wie Improvisation über vorgegebene Themen war allgemeine öffentliche Konzertpraxis bis ca. Mitte 19. Jh. - notfalls auch hier MGG nachschlagen

aus rein praktischer Perspektive: es ist nicht möglich, dass mehrere Musiker gemeinsam ganz ohne Absprachen sinnvoll improvisieren - Soloimprovisation (also eine/r allein) ist da was anderes, d.h. freier oder willkürlicher (egal wie mans nennen will)

jede Musik bedient sich mehr oder weniger ausgiebig aus einem sehr großen Vorrat an unterschiedlichsten musikalischen Mitteln und Techniken (dieser Vorrat ist historisch gewachsen), und dieser Vorrat ist nicht per se beschränkt auf irgend eine spezielle Sorte von Musik - ein Exempel hierfür ist die Ganztonleiter, welche sich nicht nur im franz. Impresionismus findet, sondern ebenso in der asiatischen und arabischen Folkloremusik und im Jazz.

aber bevor ich wegen Themenfremdheit oder so aus diesem Forum hier rausgeschmissen werde: die paar Korrekturen bzgl. musikal. Begriffe waren nun endgültig meine letzte Äusserung zu diesem hier fachfremden Thema.
 
zur Klärung musikalischer Fachbegriffe eignet sich u.v.a. MGG, ein sehr umfangreiches Lexikon
Dodekaphonie, Reihentechniken, serielle Entwicklungsmodi, aber auch weniger komplizierte Techniken wie Leittönigkeit, freie Atonalität, ebenso formale Experimente und asymetrische Rhythmik finden sich nicht in auffallendem Maß in ProgRock - aber eventuell haben wir verschiedene Ansichten darüber, was in der Musik komplex ist und was nicht --- freilich, wie schon gesagt wurde, gehört das nicht hierher.

ja, freie Improvisation wie Improvisation über vorgegebene Themen war allgemeine öffentliche Konzertpraxis bis ca. Mitte 19. Jh. - notfalls auch hier MGG nachschlagen

aus rein praktischer Perspektive: es ist nicht möglich, dass mehrere Musiker gemeinsam ganz ohne Absprachen sinnvoll improvisieren - Soloimprovisation (also eine/r allein) ist da was anderes, d.h. freier oder willkürlicher (egal wie mans nennen will)

jede Musik bedient sich mehr oder weniger ausgiebig aus einem sehr großen Vorrat an unterschiedlichsten musikalischen Mitteln und Techniken (dieser Vorrat ist historisch gewachsen), und dieser Vorrat ist nicht per se beschränkt auf irgend eine spezielle Sorte von Musik - ein Exempel hierfür ist die Ganztonleiter, welche sich nicht nur im franz. Impresionismus findet, sondern ebenso in der asiatischen und arabischen Folkloremusik und im Jazz.

aber bevor ich wegen Themenfremdheit oder so aus diesem Forum hier rausgeschmissen werde: die paar Korrekturen bzgl. musikal. Begriffe waren nun endgültig meine letzte Äusserung zu diesem hier fachfremden Thema.
dekumatland, dein Wissen über musikalische Fachbegriffe ist schon erstaunlich, doch nützt es wenig, wenn der Punk auf der musikalischen Ebene durchleuchtet werden soll.

Grundsätzlich gilt für den Punk, Spaß ist was gefällt. Eine Reglementierung oder Anwendungen musikalischer Fachbegriffe sind dabei in erster Linie fehl am Platze. Genauso gibt es keine Regeln beim Punk (zumindest sollte es so sein, doch wie schon in mehreren Beiträgen diskutiert, sind Jugendsubkulturen sehr Intolerant gegen alles andere und dazu benötigt man ebend Erkennungsmerkmale oder Erwachsene würden sagen, Regeln um eindeutig zu einer Gruppierung zu gehören.) und meist findet der Einstieg über die Musik und das Lebensgefühl statt.

Bei der Musik stehen aber Qualität und fachliche Kompetenz sehr weit im Hintergrund oder waren sogar verpönt, weil diese Art so zu musizieren zu reglementiert und erfolgsabhängig nicht zur Lebenseinstellung der Jugendlichen, die abseits der gesellschaftlichen Norm der 70iger und 80iger Jahre leben wollten, passte. Dieses Spiegelt sich sehr deutlich in der Musik des Punk wieder, unabhängig einer fachlichen Untersuchung des Punk nach Gesichtspunkten, die dem Punk damals anwidernden.
Von daher ist eine fachliche Untersuchung des Punk nach musikalischen Standards sehr schwierig, weil der Punk als Musik eben allen Regeln trotze.
Ich versuche mal den Punk als Musikstil zu bewerten oder darzustellen, doch werde ich dazu keine Fachbegriffe der musikalischen Analyse verwenden, weil es einfach nicht passt.

Sinnbildliches Beispiel, ein 40-Tonnenbagger hat 300PS, ein Porsche auch, doch kann ich diese Maschinen auf der Basis der PS vergleichen, vor allem mit Fachbegriffen? Nein.

Unsere gemeinsamer Nenner in dem Fall ist die Musik.
Musikalische Grundmerkmal des Punk, er war schnell, er war laut und einfach aufgebaut. Die Songs waren immer sehr kurz wirkten durch den schreienden Gesang sehr aggressiv. Ich kenn mich mit Musik im fachlichen Sinne nicht so aus, aber der 4/4-Takt ist ein einfaches musikalisches Muster, oder? Jedenfalls wurde dieser z.B. von den Ramones genutzt.
Punk-Rock definiert sich durch einfache Kompositionen, oftmals dekliniert als drei Akkorde.[1] Punkbands setzen typischerweise auf die traditionelle Besetzung einer Rockband, bestehend aus ein oder zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Der Sound ist durch übersteuerte Gitarrenverstärker, hohe Tempi und eine raue Gesangsstimme geprägt. Die Texte sind konfrontativ bis aggressiv, thematisieren die soziale Situation oder transportieren politische oder nihilistische Inhalte. Instrumentale Intros vor den eigentlichen Songs kommen ebenso wie reine Instrumentalstücke kaum vor. Laut John Holmstrom, einem Karikaturisten des Punk Magazine, war Punk-Rock „Rock ’n’ Roll von Leuten, die keine großen Fähigkeiten als Musiker hatten, aber trotzdem ein Bedürfnis fühlten, sich durch Musik auszudrücken“.

1 Dirk Budde: Take Three Chords. Punkrock und die Entwicklung zum American Hardcore, Karben 1997 (Dissertation mit Schwerpunkt Musik)
Quelle: Punk (Musik) ? Wikipedia
Wobei der letzte Satz dieser Darstellung sehr Intolerant erscheint und sicherlich mehr aus der Entwicklungsphase bzw. Anfangsphase entstammt. Punk eben anders und verdammt, Punk wollte anders sein!

Jetzt erkläre mir Bitte, dekumatland, was ein fachlicher Blick, nach deinen Kriterien zum Punk bringen soll, wenn Du dich mit Punk noch nicht einmal beschäftigst hast. Zeig mal dein Faktenmaterial her, damit wir anständig darüber diskutieren können. Ich meine, Du musst ja deine Meinung auf mit fachlichen Hintergrundwissen vertreten können, oder?
 
kurze randnotiz:

Es gibt im Bereich mancher Musikrichtungen ewige Klassiker, z.B. im Bereich des Ska wird das immer A Message to you, Rudi von den Specials sein, welches u.a. von der argentinischen Band Los Fabulosos Cadillacs ins Argentinische (Mensaje para vos, Rudi) und von der HipHop-Band-Blumentopf ins Deutsche (Rave on) übertragen wurde. Und weil dieses Lied so ein Klassiker ist, wissen Hörer der Band NoFX bei deren Lied Ska sucks auch, was mit Fuck you, Rudi!, gemeint ist.
verzeih einem ehemaligen skinhead, die specials waren gut aber der song ist alter skinhead reggae bzw rocksteady und von dem sänger dandy livingstone, ende der 1960er jahre.
 
dekumatland, dein Wissen über musikalische Fachbegriffe ist schon erstaunlich, doch nützt es wenig, wenn der Punk auf der musikalischen Ebene durchleuchtet werden soll.

Stimmt. Noten kann man analysieren und auch bewerten. Aber Aussagen über die Qualität der Musik sind damit dennoch nicht wirklich vernünftig zu treffen.

Mit das beste Zitat, das ich über Musik kenne, stammt von einem Blues-Musiker: Musik hat wenig mit Noten zu tun, sondern mit Emotionen.
 
Jetzt erkläre mir Bitte, dekumatland, was ein fachlicher Blick, nach deinen Kriterien zum Punk bringen soll,
(1)
wenn Du dich mit Punk noch nicht einmal beschäftigst hast.
(2)
Zeig mal dein Faktenmaterial her, damit wir anständig darüber diskutieren können.
(3)
Ich meine, Du musst ja deine Meinung auf mit fachlichen Hintergrundwissen vertreten können, oder?
Nein Köbis,
ich werde gar nichts erklären, denn ich habe erstens kein Interesse, mich mit Laien zu zanken, zweitens ist die Gefahr hoch, dass ausführliche Erklärungen (welche viele Korrekturen von hier vorgebrachtem enthalten) als demotivierend abgestraft werden.
(1)
Ein weiterer Grund ist die dreiste Unterstellung, die ich unterstrichen markiert habe - du weisst nicht, womit ich mich befasse (allerdings könntest du wahrnehmen, dass du mit keiner Laienmeinung zu tun hast)
(2)
Noch ein Grund ist das etwas rüpelhafte "zeig mal"... unter solchen Bedingungen zeig ich gar nichts, es ist mir einfach zu schade, originales Noten- und Textmaterial vorzustellen und zu erklären.
(3)
sei unbesorgt, ich kann - aber hier, in diesem Umfeld, habe ich absolut kein Interesse an einem weiteren Austausch über dieses Thema.
 
Da weiß ich doch, was ich in diesem thread gelernt habe: Wer die Deutungshoheit über die Qualität von Musik in diesem Forum besitzen will.
 
aus rein praktischer Perspektive: es ist nicht möglich, dass mehrere Musiker gemeinsam ganz ohne Absprachen sinnvoll improvisieren - Soloimprovisation (also eine/r allein) ist da was anderes, d.h. freier oder willkürlicher (egal wie mans nennen will)

Wieso nicht? In diversen Clubs gibt es so freie Jam-Sessions. Die einzige Absprache ist dabei oft, dass einer (meistens der Gitarrist) anfängt und die anderen einsetzen.
 
Mir gefällt dieses Herabblicken von Klassik-affinen Menschen auf Punkrock (im weitesten Sinne..d.h. alles von Hardcore bis Pop-Punk) gar nicht.

Personenbezogenheit - who cares? Ich finde diesen personenbezogenen Ansatz sogar künstlerisch anspruchsvoller, als ein Stück, dass zum Nachspielen gemacht ist. Eine Person schreibt auf, was sie fühlt oder gibt ein Statement ab - ist das nicht Kunst?

Und sicherlich ist Punkrock einfacher zu komponieren als eine Arie oder whatever, aber der Punk hatte nie einen anderen Anspruch.

Kunst ist Kunst, ob man nun ein Gemälde malt oder sich nur auf einen Eimer stellt.

Mich haben Punkrock, Hardcore und Pop-Punk tausendmal mehr beeinflusst als Mozart und die andern Spezln.
Ist sicherlich auch ein extrem zeitbezogener Ansatz, aber mich spricht nunmal ein Tom DeLonge (blink182), der über Beziehungsprobleme, Aliens und Sex rumschreit mehr an, als Greensleeves oder ähnliches.

Kunst lässt sich meiner Meinung nach nicht definieren, deshalb zählt der Punk, der sich ebenfalls nicht definieren lässt, auch dazu.
Und wer schon einmal auf einem Hardcore-Konzert war, kann die dabei entstehende Energie nicht leugnen.
 
Heute morgen habe ich die ersten Seiten dieses Threads noch mal im Zusammenhang gelesen und fand den gesellschaftskritischen und soziokulturellen Bezug nachvollziehbar dargestellt.
Wenn es nicht so schade wäre, wenn Menschen aneinander vorbei posten, entspricht die Kritik von dekumatland genau dem, was Punk eigentlich bewirken wollte, wenn ich es richtig verstanden habe. Danach stellt Punk verkünstelte Musik in Frage, die nicht mehr echte Emotionen anspricht und widergibt, sondern zum Selbstzweck, zur Unterhaltungsware wird.
Nach iamNex Eingangspost bezog sich dieses zurück zur einfachen Musik beim Punk in erster Linie auf den, in den 70ern im Mainstream angekommenen Rock und die Diskowelle. Man könnte den Bezug von Punk oder anderer, jeweils neuer Musikrichtungen doch auch auf die sogenannte klassische Musik ausdehnen.
Dieser Gegensatz, dieses künstlerische Zurückdrehen trifft doch nicht nur auf die Punkmusik und das mit ihr einhergehende Lebensgefühl zu, sondern auf viele Kunstströmungen, die mit gesellschaftlichen Veränderungen einhergehen. Das könnte man doch mit historischem Bezug untersuchen.
 
Mir gefällt dieses Herabblicken von Klassik-affinen Menschen auf Punkrock (im weitesten Sinne..d.h. alles von Hardcore bis Pop-Punk) gar nicht.
(...)
Mich haben Punkrock, Hardcore und Pop-Punk tausendmal mehr beeinflusst als Mozart und die andern Spezln.

Kunst lässt sich meiner Meinung nach nicht definieren, deshalb zählt der Punk, der sich ebenfalls nicht definieren lässt, auch dazu.
Und wer schon einmal auf einem Hardcore-Konzert war, kann die dabei entstehende Energie nicht leugnen.

...merkst du nicht, dass du umgekehrt machst, was du kritisierst?....

ansonsten weise mir irgendein herabblicken in meinen Beiträgen nach!!

...und zum unterstrichenen Satz sag ich lieber nichts, der spricht für sich...
 
1) Nein, ich blicke auf Klassik nicht herab. Ich stelle ganz klar raus, dass es sich hier um meine persönliche musikalische Sozialisation (die bei mir ungefähr mit 15 anfing) handelt. Ich habe nicht, wie du, versucht der Klassik den Rang einer Kunst abzusprechen.

2)

Nein Köbis,
ich werde gar nichts erklären, denn ich habe erstens kein Interesse, mich mit Laien zu zanken
Walzer, Oper sind mus. Gattungen, keine Musikrichtungen
(Gattung, Richtung, whatever)

kunsthistorisch / kunstgeschichtlich ist Punk keine bändefüllende Angelegenheit, musikhistorisch eine eigene Sorte von kommerzieller Unterhaltungsmusik
das rein musikalische Material ist auf einfachste Formeln reduziert, und zwar dem Unterhaltungsmusikgenre entstammende Formeln - und diese sind austauschbar)
Dann hörst du bei der Musik also nur auf Komplexität und auf Formeln? Ich achte drauf, ob da bei mir was rüberkommt, und das tuts nunmal mehr wenn Touche Amore sich fast ohnmächtig schreien, als bei einer Arie.
Klar, wieder: das ist subjektiv, dich berührt Klassik sicher mehr. Jedoch greift gerade hier dieses "austauschbar"-Argument einfach nicht.

gewiß, Käpt´n Köbis
...Käpt´n Köbis,
achte erstens mal etwas auf Deine Wortwahl
...und zweitens maße dir nicht an, zu glauben, dass du wüsstest, was ich finde
kapiert?

3) Offensichtlich sagst du schon etwas zu diesem Satz. Und dabei ist er doch so wahr...
____
OT: Ich hoffe das Mod-Team verzeiht uns die ganzen Abschweifungen und denkt nicht über Schließung dieses Threads nach. Der Thread ist in gewisser Hinsicht mein "Baby", da ich ihn gestartet habe und er schon so lange gut läuft...
 
1) Ich habe nicht, wie du, versucht der Klassik den Rang einer Kunst abzusprechen.

Dann hörst du bei der Musik also nur auf Komplexität und auf Formeln? Ich achte drauf, ob da bei mir was rüberkommt, und das tuts nunmal mehr wenn Touche Amore sich fast ohnmächtig schreien, als bei einer Arie.
Klar, wieder: das ist subjektiv, dich berührt Klassik sicher mehr. Jedoch greift gerade hier dieses "austauschbar"-Argument einfach nicht.

ich wüsste nicht, dass eine Beschreibung musikalischer Techniken irgendwas abwertet... (was du zitiert hast, ist völlig neutral in der Sache und korrekt)

was ich höre, was mir gefällt etc. das weißt du nicht - folglich solltest du darüber auch keine wilden Mutmaßungen hier anstellen

für die Beschreibung musikalischer Techniken ist übrigens deine Sozialisation wie auch dein privater Geschmack gänzlich irrelevant - da wir in einem Geschichtsforum sind ein Vergleich hierzu: es ist auch gänzlich irrelevant, ob ich oder sonstwer die Römer mehr mag als die Germanen oder umgekehrt :winke::winke::winke:
 
ansonsten weise mir irgendein herabblicken in meinen Beiträgen nach!!

aber sowohl kunsthistorisch als auch musikhistorisch von eher marginaler Relevanz, und das wird man hoffentlich anmerken dürfen...

....vielleicht solltest Du ein wenig selbstkritischer sein, dogmatische Urteile zu fällen, die weit über die Frage musiktheoretischer Überlegungen hinausgehen.

Und ich habe ein wenig gewartet, um zu sehen, ob der Kenner handwerklicher Praktiken, sprich der Musiktheorie, sich herabläßt, aus dem Olymp musiktheoretischer Höhen herabzusteigen in die Niederungen der kultursoziologischen Betrachtungen der gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen und Konsequenzen des Punks / New Wave durch die Laien und sich dabei der intellektuellen Brücke eines Max Webers zu bedienen.

Zur Musiksoziologie: Nachlass 1921 - Max Weber, Christoph Braun, Ludwig Finscher - Google Bücher

Und die marxistische Reinterpretation in enger Anlehnung an Weber:
Was ist Musiksoziologie ... - Kurt Blaukopf - Google Bücher

Musiksoziologie in der ... - Katharina Inhetveen - Google Bücher

Aber Fehlanzeige. Vermutlich steht das Buch Max Webers neben den "Feinen Unterschieden", ungelesen, im umfangreichen Bücherregal.

Hätte man im musiktheoretischen Olymp sich die Muße auferlegt und Weber zur Kenntnis genommen, dann wäre man mit der historisch und komparativ angelegten Theorie der Rationalisierung von Musik konfrontiert worden, die tief in die musiktheoretischen Grundlagen einsteigt. In voller Übereinstimmung zur allgemeinen Theoriebildung durch Weber!

Eine These, die man durchaus weiter entwickeln kann und im Rahmen einer an Luhman angelehnten Theorie zur Ausdifferenzierung von Gesellschaften sowohl als Rationalisierung als auch als Differenzierung kultureller Praktiken interpretieren kann. Und Punk / New Wave als eine dieser konkreten Entwicklungen im Rahmen dieser Theorien interpretieren kann. Und das , auch ohne Urteile abzugeben über die relative Bedeutung unterschiedlicher Stilrichtungen.

Spätestens an diesem Punkt werden Meinungen über Kunst zu Aussagen über die eigenen, vorurteilsbeladenen Urteile. Zumal damit zusätzlich die neutrale Position der Musiktheorie verlassen wird und basierend auf einer subjektiven Interpretation einer (welcher?) Ästhetik bzw. einer Philosophie (welcher?) der Musik eine Beurteilung des Punks / New Wave vorgenommen wird.

An welchen empirischen Kriterien sich eine marginale Bedeutung einer Kunstrichtung orientiert, ist zum einen eine Frage der Deutungshoheit innerhalb einer Gesellschaft, sprich der Machtverhältnissse im Rahmen der Politik bzw. auch der Kulturindustrie, und zum anderen eine nicht triviale empirische Frage, die die Frage der Messung von "Marginalität" betrifft. Sprich, durch welche Kriterien und Merkmale wird Marginalität eigentlich operationalisiert? Und spätestens an diesem Punkt entlarvt sich die Sprachwahl als ein Konstrukt von Unter- und Überordnung der Produktion von Kultur.

Sofern also etwas marginal sein sollte müßte man auch etwas unterstellen, was im Zentrum steht, anderfalls macht diese Topographie von Kulturprodukten keinen Sinn. Und damit sind wir wieder an dem Punkt, an dem die Beurteilung von kuturellem Schaffen aus dem Milieu der Alternativ-Kulturen von der Perspektive der Hochkultur aus betrachtet, automatisch als marginal eingeschätzt wird. Aber genau dieses wurde ja eifrig negiert.

Max Weber wäre nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Musik-Soziologie zu empfehlen, sondern auch unter dem Gesichtspunkt einer systematischen Verwendung und Herleitung von Konstrukten.

Ich weiss, es ist mal wieder ein "wortreicher" Beitrag, der zudem beliebige Links enthält, aber mein Laientum und meine Unwissenheit über Musiktheorie entschuldigt mich natürlich ausreichend, hoffentlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein Köbis,
ich werde gar nichts erklären, denn ich habe erstens kein Interesse, mich mit Laien zu zanken, zweitens ist die Gefahr hoch, dass ausführliche Erklärungen (welche viele Korrekturen von hier vorgebrachtem enthalten) als demotivierend abgestraft werden.

Meinst Du die Erklärungen von Dir, die darlegen, daß Punk nur eine Randerscheinung der Kunst ist oder daß es sich lediglich um einen Ableger der Unterhaltunsgmusik handelt? Deine Beiträge hier als Zitat rauszusuchen ersprar ich mir jetzt mal.
Du glaubst also dich über uns zu stellen, mit einem Wissen an Fachwörtern? Sicherlich, bei entsprechneder Thematik wäre ich ein völliger ahnungsloser Laie.
Aber hier, also beim Thema Punk, bewegst Du dich als Laie mit einer unsagbaren Intoleranz und Überheblichkeit, daß es keiner weiteren Worte bedarf.

Nicht ein konstruktiver Beitrag von Dir wurde hierzu geschrieben, nicht mal die Aufzählung von Fachbegriffen zählen dazu ...:fs:
 
...es ist hochinteressant und freilich auch bezeichnend zu sehen, zu welchen durchaus schon diffamierenden Giftigkeiten die Liebhaber und Bewunderer des "Punk" sprachlich greifen...

1. sofern es um "Kunst" geht (was nicht zwingend sicher ist)
- Qualität ist kein Abstimmungsergebnis! und auch keine Folge sozioligischer Untersuchungen
- nehmen wir einen anderen Begriff als tertium comparationis, z.B. den Expressionismus. Diesen findet man ich Skulptur, Malerei, Literatur und Musik; er gebärdete sich zeitweise sehr antibürgerlich, verwendete durchaus krasse Schockelemente, allerdings währte er nicht sonderlich lange (war aber künstlerisch sehr einflussreich) - - - ob es sich bei "Punk" ebenso um einen eigenen Kunststil handelt, ist äußerst fraglich (bevor Geheule einsetzt: ganz gewiß gibt es einzelne Beiträge aus diesem Bereich, die Kunst sind) ...zumeist wird aufgeteilt in Musik und Jugendkultur, hierzu ist freilich zu bemerken, dass eine Jugendkultur - und es gibt einige verschiedene - nicht automatisch Kunst ist :) nebenbei ist ja auch die bürgerliche Lebensweise keine Kunst :)

2. sofern es um Musik geht (und in diesem Bereich liegt die hauptsächliche Produktion von "Punk", d.h. literarischer, malerischer etc. Punk ist weitaus seltener vertreten)
ich zitiere spaßeshalber auch mal aus Tanta Wiki: "Einige der frühen Punk-Musiker studierten an Kunsthochschulen und kannten ältere radikale Avantgarde-Konzepte. Andere waren aus kleinen Verhältnissen stammende Arbeitslose oder Arbeitsverweigerer, die alles zurückwiesen, was es an Kultur und Sinnstiftung zuvor gegeben hatte. Mit ihrem provozierenden Auftreten stießen die Punks in der Gesellschaft auf Unverständnis, Ablehnung und sogar Hass. Andererseits wurde Punk aber auch zu einer Art Popkultur. Dieser Widerspruch ist bis heute kaum befriedigend erklärt."
Nun gibt es seit Jahrhunderten unterschiedliche Musiksorten welche unterschiedliche Interessen bedienten - eine dieser Musiksorten, welche leider (!!) aus früheren Jahrhunderten nicht besonders umfangreich dokumentiert ist, ist die so genannte Gebrauchs- und Unterhaltungsmusik. Aber es ist immer wieder durch die Jahrhunderte hin festzustellen, dass Elemente der Unterhaltungs- und Gebrauchsmusik in die "Kunstmusik" mit einflossen (die berühmtesten Beispiele sind Marschmusik, Wiener Walzer und Ragtime / Jazz) - man kann vorsichtig sagen, dass es immer überlappende Grenzbereiche gab. Dank der Verbreitung neuer Medien im 20. Jh. hatte die Gebrauchs- und Unterhaltungsmusik immense wirtschaftliche Möglichkeiten, und diese wurden weidlich genutzt.
Eine Eigentümlichkeit jeder Sorte von Unterhaltungsmusik ist der Verzicht auf komplizierte musikalische Techniken (das reicht vom Volkslied bis um Pop-Hit) - dennoch aber perfektionierten sich innerhalb der Unterhaltungsmusik eigene stilistische Richtungen. Interessanterweise trennte sich hierbei dank des Interesses einzelner Musiker auch beinahe jede Sorte Unterhaltungsmusik des 20. Jh. in rein kommerzielle Mode einerseits, aber auch in anspruchsvolle künstlerische, politische, literarische Aussage mittels des Mediums "Unterhaltungsgenre".
Innerhalb der doch kurzen, aber sehr produktiven Jahrzehnte von ca 1950-80 entstanden einige eigene Richtungen / "Stile" innerhalb des Unterhaltungsgenres, und eine von den vielen ist die "Punkmusik".
Diese ist nun deshalb aus musikwissenschaftlicher Perspektive sehr interessant, weil sie einen immensen Spagat wagt: einerseits die radikale Reduktion (gegen die ambitionierte Konkurrenten der 70er 80er Jahre) des musikalischen Materials (freilich ein Rekurs auf express. und avant. Techniken) - andererseits die Ambition, einen unverwechselbaren Stil zu kreieren. Die musikalische Reduktion nötigte natürlich dazu, außermusikalische Elemente zur Abgrenzung mit ein zu beziehen - letzteres entspricht dem allgemeinen bürgerlichen Bild, welches man von Punkmusik oft verbreitet findet. Das aber greift zu kurz, denn die gelungenen Exempel von Punkmusik sind sehr präzise proportioniert und komponiert, integrieren zudem ungewohnte Spiel- und Darstellungsweisen. Das vermeintliche musikalische Programm der three chords ist nur eine Pose, denn es kommt nicht darauf an, ob man 2-3-4 oder 48 verschiedene Akkorde verwendet, sondern es kommt gerade bei liedhaft einfacher Form auf das typische und wiedererkennbare melodisch-gestische Material an - und in diesem Bereich ist der Punkmusik gerade im schlichtest gehaltenen diatonischen Bereich durchaus eigenes und typisches gelungen! ---- witzigerweise aber widerspricht das ein wenig dem stets als sehr radikal vorgebrachtem anti- bzw. Protest-Programm.
So, zweifelsohne ist der gelungenen Punkmusik geglückt, unverwechselbar zu werden - das ist keine geringe Leistung!!!

(ich habe versucht, den rein musikalisch-fachlichen Anteil so einfach und allgemeinverständlich wie mir möglich darzustellen)

Letztlich stellt sich die Frage, ob Unterhaltungsmusik "Kunst" sein will - ich glaube, das will sie gar nicht, jedenfalls nicht auf der rein musikalisch-artifiziellen Ebene -- im Bereich des aussagetransportierenden Textes will sie es durchaus (nur die rein modischen, für Tanz etc produzierten kommerziellen Sachen haben diesen Anspruch nicht) ---- da wären dann literarische Kriterien zuständig, um die Texte zu beurteilen.

Ansonsten interessant ist, dass immer wieder Rock-, Punk-, Jazzmusiker gleichsam ausbrechen aus dem Unterhaltungsgenre und sich als avantgardistische/moderne Komponisten etablieren. Ob sich damit ein Gefühl für das Ungenügen des Genres manifestiert, weiß ich nicht (ich weiß nur, was die Motive einiger solcher Komponisten sind)

(((abschließend: hier steht kein negatives Wort über Punk. Welche Produkte musikhistorisch von Belang sind, werde ich nicht sagen, denn sowas führt nur zu Gezänk - ist doch schön, dass es solche gibt!!)))
 
es ist auch gänzlich irrelevant, ob ich oder sonstwer die Römer mehr mag als die Germanen oder umgekehrt
Da hast du Recht. Aber, um bei deinem Beispiel zu bleiben, wer würde denn auf die Idee kommen, den Germanen ihren Rang in der Geschichte abzusprechen, nur weil die Römer ein höher entwickeltes Staatswesen hatten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie umstritten das ganze Thema ist, zeigt sich wohl auch in der Szene selbst.

Kürzlich habe ich ein Interview (auf einem Internet Videoportal, dessen Name mir entfallen ist) mit Mike Ness (Social Distortion) gesehen. Er sprach darin über eine Art "Punk Police" welche sofort den Zeigefinger erhebt, wenn irgendetwas nicht einer Art typischen Punk Ideal entspricht. Kann (darf) eine Punk Band ein Liebeslied schreiben? Kann (darf) eine Punkband Country-Einflüsse verarbeiten?

Ness hatte eine ziemlich einfache Antwort darauf:
In erster Linie sind es junge Leute, die solche Fragen stellen. Also Leute, die um 1977/78 entweder noch garnicht geboren waren, oder zu dieser Zeit gerade in die Windeln schei..... konnten.

Bleibt eigentlich die Feststellung, daß Punk ein wichtiger Punkt der Musikgeschichte war und ist. Und wenn der gute Mike Ness heute mit Springsteen auftritt, dann weiß ich warum...:winke:
 
nun ja,wenn es um ein musikhistorisches Thema geht müssen auch musikwissenschaftliche Beiträge und Interpretationen ,so sie in einem historischen Kontext stehen erlaubt sein.Insofern verstehe ich die hier aufkommenden Emotionen von einigen nicht so ganz :( Geht alles auch sachlicher.
Da wir nunmal im Geschichtsforum über Historie diskutieren, möchte ich die Diskussion aber mal auf die gesellschaftlichen Auswirkungen des Punk lenken.
Hat die Punkbewegung tatsächlich so viel verändert oder bewirkt ?
Oder war es nur eine der vielen Stilrichtungen und Modetrends ,die von Äußerlichkeiten abgesehen ,wirkungslos blieben ?
 
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