Google, Wikipedia und der Irrglaube etwas zu wissen...

manganite schrieb:
Der muendige User, der mit dem Thema schon vertraut ist, kann das sicherlich. Ich denke aber auch an Schueler, die von einem Thema erstmal keine Ahnung haben und dann auf die Webseite von xy kommen. Sieht alles prima aus, schoene lange Texte, gut zu lesen. Hurra, ich hab gefunden, was ich suche!
Und dann war's die Seite von unserem guten Paul...
:D
Ich denke allerdings auch, dass ein Schüler grundsätzlich mündig genug ist, um gut von schlecht zu unterscheiden. Die Kids suchen im Regelfall Infos zu verhältnismäßig allgemeinen Themen (Wie war das nochmal mit der französischen Revolution?), da ist das Netz wirklich ne Hilfe. Die dann über google gefundenen Seiten ließen sich dann beispielsweise anhand des im Unterricht verwendeten Geschichtsbuchs verifizieren. Aber wie schon gesagt, das wäre ja mehr Arbeit, als hier einfach mal zu fragen.

Was wissenschaftliche Veröffentlichungen im Netz betrifft: Ja, klasse Idee, so kann man es sich beispielsweise sparen, sich durch sämtliche Fachzeitschriften zu wühlen, um dann im Endeffekt keinen persönlich verwertbaren Artikel gefunden zu haben. Im Netz geht sowas schneller und komprimierter. Nur stehen auf der anderen Seite die Kosten. Ich weiß nicht wie teuer das Abrufen von naturwissenschaftlichen Fachaufsätzen ist, in den WiWi kann man das auf Dauer allerdings nicht bezahlen. Da ist es günstiger zu schauen, wo was veröffentlicht wurde, um dann doch noch die Ausgabe in der Printversion aufzutreiben. Genauso mache ich das übrigens auch bei Fachbüchern - ich schau im Onlineverzeichnis der Staatsbibliothek und lass mir das gewünschte Exemplar schicken. Ab nem bestimmten Grad an Fachidiotie hilft einem das Netz dann halt doch nicht mehr weiter.
 
Penseo schrieb:
Wikipedia stehe ich sehr kritisch gegenüber, seit ich dort einige Fehler entdeckt habe, die wirklich saublöd waren. So in der Art, XY wurde 1780 geboren und nahm dann 1750 als 13jähriger an der und der Schlacht teil. Und solche Sachen sind ja offensichtlich. Was ist mit den subtileren Fehlern? Aber was dann noch viel schlimmer war, ich konnte diesen Text einfach ändern.Okay, da hat es dann gestimmt. Aber was, wenn nicht?
Und warum erscheint bei Wikisource immer dann, wenn ich Theodor Mommsen eingebe, der Schimmelreiter als Hinweis? Weil die beiden sich gekannt haben und den gleichen Vornamen haben? Was, wenn nun einer meint, Mommsen habe auch den Schimmelreiter geschrieben? Das wäre schon schmerzhaft.
Das ist in der Regel auf Vandalismus zurückzuführen und wird bald korrigiert.

Aber das ist nicht anders als bei einer mündlichen Auskunft von einem Fachmann. Der kann aus dem Stegreif irgendwas verwechseln, und schon sitzt man auf dem Leim.
Ich glaube, hier gehen einige mit falschen Erwartungen an die Recherche: Als ob es irgendwo etwas wie eine unfehlbare Bibel gäbe oder geben müsse, wo man sichere Informationen bekommt, auf die man sich blind verlassen kann. So wie die Formelsammlung der Mathematiker (wenn sie keinen Druckfehler enthält).
Guck dir mal in Wikipedia den Artikel "Sinus" an (http://de.wikipedia.org/wiki/Sinus) und sage mir, wo etwas vergleichbares zu finden ist.
Natürlich ist es auf dem Gebiet der Geschichte leichter, einen Schmarrn zu verkaufen, was ich ja an meinem Faußnerbeispiel gezeigt habe. Und die Artikel, die sich in Wikipedia mit Mythen beschäftigen, sind in der Regel schlecht. Denn seriöse Leute haben Scheu vor dem Thema, weil's nach Blut & Boden riecht. Aber hast Du was an http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Geschichtsschreibung auszusetzen? Gut, er geht noch nicht bis ins 20. Jh. Aber sonst?
 
Lili schrieb:
Nur stehen auf der anderen Seite die Kosten. Ich weiß nicht wie teuer das Abrufen von naturwissenschaftlichen Fachaufsätzen ist, in den WiWi kann man das auf Dauer allerdings nicht bezahlen.
Zu den Kosten kann ich nicht viel sagen, da ich immer nur Uni bzw. Institutszugaenge benutze, aber fuer Privatpersonen ist glaube ich ein online Zugriff auf sagen wir Nature oder Science nicht bezahlbar, es sei denn man steht auf teure Hobbies. Zeitschriftendienste ueber die man sich nach erfolgreicher Recherche Artikel schicken lassen kann, sind aber durchaus bezahlbar, wenn man sie z.B. im Rahmen einer Diplomarbeit nutzt.

Aber klar, hier waere grundsaetzlich noch Bedarf nach besseren Loesungen. Das Problem ist ja auch, dass manche Uni sich gar nicht mehr den Vollzugriff auf einige Zeitschriften leisten kann. Oft gibt es nur Paketangbote, d.h. man muss auch die weniger wichtigen Zeitschriften mitkaufen, was den Preis in die Hoehe treibt. Da nutzen die Verlage ihre Monopolstellung natuerlich gnadenlos aus, denn sie wissen genau, dass man auf sie angewiesen ist. Ich kann ja schlecht sagen, den Artikel lese ich jetzt nicht, nur weil er in der falschen Zeitschrift steht...

fingalo schrieb:
Guck dir mal in Wikipedia den Artikel "Sinus" an (http://de.wikipedia.org/wiki/Sinus) und sage mir, wo etwas vergleichbares zu finden ist.
In der Formelsammlung bei mir im Regal. Und da steht auch noch viel mehr drin... Klar der Artikel ist ziemlich gut, aber fuer wen eigentlich? Fuer einen Schueler eigentlich schon zuviel und fuer einen Mathematiker dann doch zu wenig. Und wenn man dann einigen Links folgt, weil ja doch nicht alles direkt erklaert wird, dann wir die Qualitaet schon wieder durchwachsen. Da mehrer Autoren am Werk sind, ist die Notation manchmal nicht einheitlich oder Dinge werden in verschiedenen Artikeln etwas anders dargestellt.

Aber um solche Dinge ging es mir jetzt eigentlich gar nicht, sondern eher um die Frage, ob man sich auf ein System verlassen soll, bei dem die Herkunft der Informationen nicht wirklich transparent ist. Das betrifft jetzt gar nichtmal im Besonderen die Wikipedia, als vielmehr auch die vielen privaten Einzelseiten im Netz und die Tatsache, dass wenn ich mir mit Hilfe einer Suchmaschine wie google meine Informationen beschaffe, ich mit einer Auswahl an Informationen konfrontiert werde, bei der Qualitaetskriterien keine Rolle spielen.
 
manganite schrieb:
Aber um solche Dinge ging es mir jetzt eigentlich gar nicht, sondern eher um die Frage, ob man sich auf ein System verlassen soll, bei dem die Herkunft der Informationen nicht wirklich transparent ist.
Die ist nirgends transparent. Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich "transparent"? Eben ging ich durch meinen Buchladen, da standen im Regal "Geschichte" neben seriösen Werken mehrere Ullsteinbücher von Freund Heribert Illig. Und das Faußnerbeispiel von mir zeigt doch, dass die "Transparenz" ja nur eine Scheintransparenz ist.

Eine Information ist ein Abstraktum. Sie kann aber nur materialisiert weitergegeben werden. Die Unterscheidung zwischen Papier und Internet halte ich für einen Mythos. Die Materie, die eine Information transportiert, kann schlechterdings kein Kriterium für deren Richtigkeit sein. Und wenn ich den Sender der Information nicht kenne, d.h. sozial nicht einordnen kann, ist der Verfassername nur eine Pseudotransparenz. Die Richtigkeit einer Information wird im Zusammenhang der Geschichte im wesentlichen von der Reputation des Autors bestimmt. Und die hängt von der Anerkennung der übrigen Fachleute ab. So ist das ganze ein in sich geschlossenes aber freischwebendes System, wo jeder jeden stützt, wenn es ihm erst einmal gelungen ist, in das System hineinzukommen und dort Akzeptanz zu finden. Dabei pflegen Professoren bereits gesetzte Mitglieder zu sein. Was ist daran transparent? Werden dadurch ihre Ergüsse transparent?
 
Na, da sind wir ja jetzt ganz tief in eine Grundsatzdiskussion gestürzt. Wenn Wissen also relativ ist, muss man dann nicht einfach irgendo einen Strich ziehen und sagen: mit meinen bescheidenen Mitteln komme ich nur bis hierhin. Und damit muss ich leben (können). Der Anspruch der totalen Wahrheit/Richtigkeit muss dann wohl fallen gelassen werden, zum Zwecke eines Näherungswertes, den wir Geschichte nennen...

... und man muss ja auch sagen, dass die Präzision einer Begebenheit ja nicht immer gleich weltbewegende Konsequenzen mit sich bringt. Wenn Versailles keine Toiletten gehabt hätte, es hätte der Frage nach den Auswirkungen des Absolutismus ja nicht wesentlich geschadet. In den Fällen, wo Details wichtig sind, da finden wir i.d.R. auch die Masse der Publikationen, sodass der eifrige Leser und Sammler sich wirklich selbst seine Meinung machen kann.
 
Pope schrieb:
Wenn Versailles keine Toiletten gehabt hätte, es hätte der Frage nach den Auswirkungen des Absolutismus ja nicht wesentlich geschadet. In den Fällen, wo Details wichtig sind, da finden wir i.d.R. auch die Masse der Publikationen, sodass der eifrige Leser und Sammler sich wirklich selbst seine Meinung machen kann.

Das kannst du nicht wissen.
Auch kleine unweinbare Details, die, wie man meint keinen wichitgen Einfluss hatten, können ernom das ganze verändert haben.

Kein Toiletten ins Versailles, könnte zum Beispiel die Konsequenz haben, das wichitge Leute an Krankheiten erkrangt währen, was die Weltgeschichte evtl. sehr verändert hätte.

Man kann nie alles konsequenzen einkalkulieren.

Der Anspruch der totalen Wahrheit/Richtigkeit muss dann wohl fallen gelassen werden, zum Zwecke eines Näherungswertes, den wir Geschichte nennen...

Das sowieso. Es gibt keine absolute Wahrheit oder richtigkeit.
Aber das Thema hatten wir ja auch schon andernorts ;)
 
manganite schrieb:
Does ist jetzt aber nicht der PUnkt, oder? Das Problem ist, dass Du das weisst, aber weiss das sonst noch? Und wer weiss, wie gut und unferfaelscht Du alles widergegeben hast? EIn Schueler, der Infos ueber Norwegen sucht bestimmt nicht.

1. Ich gebe meine Quellen durchaus an - nur nützen diese nur dem, der sie selbst einsehen kann. Und wer kann norwegisch? Sagte ich schon.

2. Das gleiche Problem habe ich bei einem Buch. Da gibt's ein schönes Büchlein über die Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Der Kreuzzug der Barbaren oder so ähnlich - finde es grade nicht. Ich kann kein Arabisch. Woher weiß ich, "wie gut und unverfälscht" der Verfasser seine arabischen Gewährsleute wiedergegeben hat? Was habe ich davon, dass er alle seine Quellen benennt?
 
fingalo schrieb:
Die ist nirgends transparent. Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich "transparent"? Eben ging ich durch meinen Buchladen, da standen im Regal "Geschichte" neben seriösen Werken mehrere Ullsteinbücher von Freund Heribert Illig. Und das Faußnerbeispiel von mir zeigt doch, dass die "Transparenz" ja nur eine Scheintransparenz ist.

Der Punkt ist, dass Illig und Co. oeffentliche Personen sind, ueber die ich mich z.B. in der Presse informieren kann. Ueber die hunderten und tausenden Hobby-Illigs, die auf ihren Webseiten absurdes Zeug verbreiten, gibt es diese nicht. Die tauchen dort gleichrangig mit serioesen Webseiten auf.

Das ist eben der grosse Unterscheid. Im Internet kann jeder ohne Kontrolle publizieren was er will, in Buchform ist das schon viel schwieriger und ich stehe im Lichte einer breiteren Oeffentlichkeit deren Meinung ich mir als Konsument anschauen kann und meine Rueckschluesse daraus ziehen kann.
 
Hallo fingalo,
Nicht, dass wir uns missverstehen, ich finde Wikisource gut, und bei Wikipedia schaue ich auch immer nach, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber bitte kritisch bleiben. Nicht einfach nur übernehmen ohne nachzuprüfen. Das gilt bei Büchern auch. Nicht alle Ansichten eines Autors sind unumstritten. Zum Vandalismusproblem: ja, wenn man die Texte einfach ändern kann, liegt eine grosse Gefahr darin, dass Spassvögel jeder Art einen ungeheuren Blödsinn verbreiten. Gut, wenn der Leser dann bereits Hintergrundinformationen hat, um es zu merken. Die hat aber nicht jeder.
 
manganite schrieb:
Das ist eben der grosse Unterscheid. Im Internet kann jeder ohne Kontrolle publizieren was er will, in Buchform ist das schon viel schwieriger und ich stehe im Lichte einer breiteren Oeffentlichkeit deren Meinung ich mir als Konsument anschauen kann und meine Rueckschluesse daraus ziehen kann.
Nur, wenn Du Zugang zu dieser Öffentlichkeit hast - siehe mein Beispiel Faußner.
Vorhin war ich beim Arzt. Da liegen populärmedizinische Zeitschriften im Wartezimmer. In einer steht ein Aufsatz von Dr. XY über nichtphysikalische Prägungen des Kindes im Mutterleib von der Mutter her - leicht esoterischer Tuch. Beruft sich auf Untersuchungen an einer amerikanischen Universität. Na? Das gleiche Problem - nur ein anderes Fach. Wo finde ich Gegenifos? Beim Arzt etwa? Wenn der ein Dr. Med mit Naturheilunde ist und zustimmt? Einer, der immer gleich Antibiotika verschreibt, sagt - alles Quatsch.

Ich denke, man muss in einer materie schon einigermaßen gut Bescheid wissen, um die Spreu vom Weizen trennen zu können. Und bei Spezialthemen ist die Öffentlichkeit gar nicht breit. Da stehen Bücher über Templer-Orden bei der Buchhandlung. In welcher Zeitschrift soll man nachlesen, ob das seriös ist? Und woher weiß ich, dass der Autor der Buchbesprechung so gut bewandert ist, dass er ein brauchbares Urteil fällt?

Ich sage Dir, der Buchglaube ist eine Illusion.
Man muss schon viel gelesen haben, um die Qualität eines Textes erkennen zu können. Bei skandinavischer Geschichte traue ich mir das zu. Bei Ritterorden nicht. Ich wüsste auch nicht, bei wem ich da zuverlässige und seriöse Informationen einziehen könnte.

Aber da hier die allermeisten bereits Kenntnisse in Geschichte haben, die ein Schüler z.B. nicht hat, ist das ein schlechtes Beispiel. Besser ist es, den Wust von medizinischen Ratschlägen und Büchern zu nehmen - insbesondere zu umstrittenen Themen wie der Homöopathie. Da bin ich mal gespannt, wie Du mit Hilfe einer "breiten Öffentlichkeit" einen Durchblick gewinnen willst, dem Du Deine Gesundheit anvertrauen kannst.
 
Penseo schrieb:
Hallo fingalo,
Nicht, dass wir uns missverstehen, ich finde Wikisource gut, und bei Wikipedia schaue ich auch immer nach, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber bitte kritisch bleiben. Nicht einfach nur übernehmen ohne nachzuprüfen. Das gilt bei Büchern auch. Nicht alle Ansichten eines Autors sind unumstritten. Zum Vandalismusproblem: ja, wenn man die Texte einfach ändern kann, liegt eine grosse Gefahr darin, dass Spassvögel jeder Art einen ungeheuren Blödsinn verbreiten. Gut, wenn der Leser dann bereits Hintergrundinformationen hat, um es zu merken. Die hat aber nicht jeder.
Unkritische Lektüre eines Textes ist immer vom Übel. Das ist trivial.
Nachprüfen kann man nicht immer. Wie willst Du Angaben über arabische, ägyptische oder chinesische Geschichte "nachprüfen"? Kannst Du arabisch, Hieroglyphen oder chinesische Schriftzeichen?
Wie ich schon früher ausgeführt habe: Es ist da sehr vieles eine Sache des Vertrauens. Und dieses zieht der auf sich, der in seiner Zunft anerkannt ist. So hält man sich für die Geschichte der Päpste zunächst an das gleichnamige Werk von Leopold v. Ranke. Man zitiert ihn, aber man prüft ihn für ein Referat nicht nach, sondern nur, wenn man eine Magister- oder Doktorarbeit über einen bestimmten Papst schreibt, weil da der Gang ad fontes ein Muss ist. Na ja, und dann schaut man nach, ob es was Neueres zu dem Papst gibt.
Es gibt schon gewisse Kriterien für seriöse Texte, wie Festschriften, wo viele zum gleichen Thema schreiben oder Aufsätze zu Ausstellungskatalogen - die sind meist auf dem neuesten Stand. Aber eine Garantie ist das auch nicht. Und wenn's zu einem Thema sowas icht gibt ...
 
Leider kann ich dir aus meiner beruflichen Tätigkeit sagen, dass eben jene Trivialität des unkritischen Übernehmens weit verbreitet ist. Besonders gerne übernehmen vor allem Schüler dabei Texte aus Werken, die wie ein Lexikon aufgemacht sind, von daher also eine gewisse Seriosität ausstrahlen. Bücher lesen ist immer eine gute Sache. Auf dem neuesten Forschungsstand sollten aber auch Hausarbeiten und Referate sein, zumindest an meiner Uni. Bei Doktorarbeiten geht es um eigene Forschung.
 
Penseo schrieb:
Leider kann ich dir aus meiner beruflichen Tätigkeit sagen, dass eben jene Trivialität des unkritischen Übernehmens weit verbreitet ist. .

Dazu paßt grad dies hier mal :
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia http://www.wikipedia.de hat eine turbulente Woche hinter sich. Zuerst entpuppte sich eine monatelang online stehende Kurzbiographie des prominenten US-Journalisten John Seigenthaler http://en.wikipedia.org/wiki/John_Seigenthaler_Sr. als Rufmord

http://de.biz.yahoo.com/06122005/295/wikipedia-verschaerft-regeln.html
 
Dazu kann ich auch noch etwas beisteuern.

Unter anderem wird in diesem Werk die Mätressenherrschaft des 10. Jahrhunderts erstmals mit dem Begriff "Pornokratie" bezeichnet.

korrekt: Baronius hat diese Epoche des Papsttums darum als "saeculum obscurum" bezeichnet, spätere Historiker dann als Pornokratie. vgl. B. Schimmelpfennig, Das Papsttum, Darmstadt 19883, 124-126

http://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Baronius

zur Pornokratie hier:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=57333&postcount=28
 
Arcimboldo schrieb:
Dazu paßt grad dies hier mal :
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia http://www.wikipedia.de hat eine turbulente Woche hinter sich. Zuerst entpuppte sich eine monatelang online stehende Kurzbiographie des prominenten US-Journalisten John Seigenthaler http://en.wikipedia.org/wiki/John_Seigenthaler_Sr. als Rufmord

http://de.biz.yahoo.com/06122005/295/wikipedia-verschaerft-regeln.html

Der Link ist auch so ganz interessant. Offensichtlich sind die Macher von Wikipedia wesentlich weniger Blauaeugig, als es so mancher Anwender ist:

[FONT=arial,helvetica]"Es ist zumindest nicht unproblematisch, dass viele Leute Wikipedia als Nachschlagewerk nutzen, ohne sich Gedanken zu machen wie es eigentlich entsteht", gibt Bauer zu. Man müsse sich im Klaren sein, dass die Enzyklopädie und somit viele Einträge noch nicht abgeschlossen oder vollständig seien. [/FONT] [FONT=arial,helvetica]Da vielen Usern dieser Umstand aber nicht bewusst ist und Informationen von Usern oftmals unreflektiert übernommen werden, möchte Wikipedia in Zukunft noch mehr Aufklärungsarbeit bei der eigenen Leserschaft leisten. "Wikipedia erfordert aktive Arbeit vom Leser. Es gibt eben Artikel denen ich vertrauen kann und solche, die mit Vorsicht gelesen werden müssen", meint Bauer.[/FONT]

Soweit die Pressesprecherin des Wikpedia-Projekts, die genau die Bedenken ausdrueckt, die ich habe und die bei kritischer Betrachtung eigentlich auch offensichtlich sind.
 
fingalo schrieb:
Aber da hier die allermeisten bereits Kenntnisse in Geschichte haben, die ein Schüler z.B. nicht hat, ist das ein schlechtes Beispiel. Besser ist es, den Wust von medizinischen Ratschlägen und Büchern zu nehmen - insbesondere zu umstrittenen Themen wie der Homöopathie. Da bin ich mal gespannt, wie Du mit Hilfe einer "breiten Öffentlichkeit" einen Durchblick gewinnen willst, dem Du Deine Gesundheit anvertrauen kannst.

Das Beispiel fuehrt jetzt aber immer weiter weg vom eigentlichen Problem. Wer medizinischen Ratgebern vertraut, der ist selber Schuld. Schon das Wort "Ratgeber" impliziert ja schon, dass heir keine Fakten, sondern Ansichten weitergegeben werden. Das ist keine Frage des Mediums, sondern der Art der Publikation. Ebenso ist naiv zu glauben, man koennte irgendwo gesichterte Fakten ueber noch nicht vollsatendig durch die Forschung erschlossene Gebiete finden. Auch das ist keine Frage des Mediums sondern eine prinzipielle Unmoeglichkeit.

Um was es geht, ist die Wiedergabe von eigentlich klaren Fakten, das, was so gesichtert ist, dass es Lexikon tauglich ist. Formelsammlungen, Uebersichten ueber geschichtliche Ereignisse, Wiedergabe von Quellen und Zitaten.

Nur als Beispiel: Ich habe vor kurzem mal versucht mit Hilfe von Google ein Gedicht von Brecht und ein Zitat von Marx zu finden. Als Antwort bekam ich ein Sammelsurium von Seiten mit den unterscheidlichsten Versionen der Texte. Das meiste Seiten, wo jemand Teile des Textes selbst zitiert hat udn dabei absichtlich oder unabsichtlich etwas frei bei der Wiedergabe war.

Waere ich in eine Biblothek gegangen, haette ich mit Sicherheit einen Nachdruck der entsprechenden Texte gefunden. Und die Wahrscheinlichkeit dabei einem Druckfehler aufzusitzen halte ich mal fuer recht gering.

Ein anderes, hypothetsiches Beispiel: Ich schreibe ein Buch ueber die Nazizeit und setze das Datum der MAchtergreifung auf den 30. Februar 1932. Das wuerde schon der Lektor des Verlages nicht durchgehen lassen und wenn doch, dann wuerde soewtas sicher in einer Rezesion erwaehnt und das Buch verrissen und nur wenn den wenigsten Buchhahendlern uebrhaupt angeboten werden.

Im Internet kann ich aber eine Webseite aufmachen, da irgendwelchen Bloedsinn reinschreiben und es ist eine Kleinigkeit google dazu zu bringen diesen Unsinn dann als Top-Link zu bringen. Und da Erfahrungsgemaess 95 % oder mehr User sichnur die ersten 10 Links anschauen, kann ich mir vieler Treffer sicher sein. Und ebenso kann man davon ausgehen, dass dieser Unsinn von vielen unreflektiert uebernommen wird.

Das Internet ist eben Wildwuchs pur. Da gibt es wertvolles, aber eben auch ganz viel wertloses. Ohne das Internet haetten viele Nonsenserzaehler doch erst gar keine Plattform, um ihre Thesen unters Volk zu bringen.

Und da die Suche im Netz ohne Qualitaetskriterien ablaeuft, ist die Qualitaet der gefundenen Information letztlich reiner Zufall, wer am lautesten schreit (sprich sich bei google gut plaziert), der praegt, was als Information wahrgenommen wird. Und hier sind die Auswahlmechanismen bei den klassischen Medien von ganz andere Qualitaet. Sie sind nicht perfekt, aber die Huerde, um Bloedsinn ueberhaupt erst publizieren zu koennen, ist deutlich hoeher.
 
@manganite
Es ging im Ausgangsposting nicht ums Internet schlechthin, sondern um Wikipedia.

Ich will Dir ja Deinen unerschütterlichen Glauben ans Gedruckte ja nicht nehmen. Aber:
1. Es gibt gar nicht zu jedem Buch eine Rezension. Nenn' mir mal die Rezensionen zu Illigs erfundenem Mittelalter. Ich kenne da nur das Geseiche aus dem Spiegel vor einiger Zeit. Seriöse Historiker rezensieren ihn nicht - und darüber beschwert er sich ja bitter, er werde totgeschwiegen. Auf Unseriöse kann ich verzichten.

2. Bei Wikipedia kann ich die Autoren direkt ansprechen und meine Bedenken kundtun. Da kommt auch ein Dialog zu Stande. Versuch mal, dem Autor eines Lexikonartikels einen Brief zu schreiben. Das geht nur über den Verlag. Und dann antwortet der in der Regel nicht. Hat zu viel zu tun. Schreibt nur Fachkollegen.
 
Halöchen,
FAZ Feuilleton vom 07. Dezember 2005: Weiss das Internet alles falsch?
Besser kann ich meine Bedenken einfach nicht formulieren.
 
fingalo schrieb:
@manganite
Es ging im Ausgangsposting nicht ums Internet schlechthin, sondern um Wikipedia.
Es ging nicht allein um wikipedia, wikipedia diente aufgrund seiner Beliebtheit hier im Forum nur als ein Beispiel. Wobei wikipedia in meinem SInne eher noch ein schlechtes Bespiel ist, da es noch zu den zuverlaessigsten QUellen gehoert. Ausserhalb davon sieht es eher duesterer aus.

Ich will Dir ja Deinen unerschütterlichen Glauben ans Gedruckte ja nicht nehmen.
WIe kommst Du daruf, dass ich den habe? Ich habe nur im Zweifelsfall mehr vertrauen in ein Buch, denn in eine Webseite von Herrn xy, die er mal in seiner Freizeit gestaltet hat. Es geht um die Frage, wo ist die Chance groesser, zuverlaessige Infos zu finden... Da setze ich im Zweifel auf das Buch...

1. Es gibt gar nicht zu jedem Buch eine Rezension. Nenn' mir mal die Rezensionen zu Illigs erfundenem Mittelalter. Ich kenne da nur das Geseiche aus dem Spiegel vor einiger Zeit.
Das ist mehr Aufmerksamkeit, als es 99% der Internetseiten von einem kritischen Medium mit solcher Breitenwirkung je kriegen werden...

Und ansonsten, schaust Du mal hier http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=127849&postcount=10

Und fragst timotheus...

2. Bei Wikipedia kann ich die Autoren direkt ansprechen und meine Bedenken kundtun. Da kommt auch ein Dialog zu Stande. Versuch mal, dem Autor eines Lexikonartikels einen Brief zu schreiben. Das geht nur über den Verlag. Und dann antwortet der in der Regel nicht. Hat zu viel zu tun. Schreibt nur Fachkollegen.
Dann diksutiere doch mal mit der IP 99.180.77.007 oder mit User Popel, der gerade deinen schoenen Norwegen Aritkel veraendert hat... Viel Spass dabei!

(Wer hat hier einen unerschuetterlichen Glauben an irgendwas:grübel: )
 
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