Historische Romane

Einen wirklich guten historischen Roman habe ich kürzlich in einem Antiquariat entdeckt: Dietlof Reiche, "Der Bleisiegelfälscher" Der Roman spielt in der Freien und Reichsstadt Nördlingen im Lodwebermillieu um 1613. ...
Ah, da hat jemand einen Blick in meine Heimat geworfen - ist mir doch glatt einen Grünen wert! :yes:
 
Um mal Dumas frei zu zitieren: "Ich habe die Geschichte vergewaltigt - aber wenigstens ist dabei ein schönes Kind rausgekommen."
Einem genialen Schriftsteller ist man eben eher bereit solche Freiheiten zu verzeihen. Dabei zeigt ja bspw. die historische Vita der echten "Drei Musketiere", dass durchaus Dumas Einblick in die Materie hatte. (Weshalb ich den Roman auch schon ettliche Male gelesen habe.) Irgendwie ist der Blick aus Sicht des Adels auf diese Zeit doch wieder stimmungsecht und authentisch, auch wenn vieles an den historischen Charakteren verdreht wurde.
 
Gute historische Romane sind großartig. Bei vielen von uns waren es Klassiker von Scott, Szienkiewitz, Dahn oder Ranke Graves, die das Interesse für Geschichte geweckt haben. Werken wie Quo Vadis oder "I Claudius" merkt man an, daß ihre Autoren gute Kenntnisse besaßen und fleißig die Klassiker studierten. Felix Dahn war ein hervorragender Kenner der Germanen. Sein Werk über die "Germanischen Könige" erlebte unzählige Neuauflagen. Dennoch sind historische Romane Fiktion, und sie verraten mehr über die Vorstellungswelten ihrer Autoren und der Zeit, in der sie entstanden, als über die Zeit, von der sie berichten. Szienkiewitz merkt man an, daß er sehr genau Sueton und Tacitus gelesen hatte, dennoch ist das Bild von Neros Hofstaat ein Zerrbild, gemessen an dem was wir heute über die frühe Kaiserzeit wissen. Der Freude an spannender guter Lektüre tut das ja keinen Abbruch, man muß es nur wissen!
 
Einem genialen Schriftsteller ist man eben eher bereit solche Freiheiten zu verzeihen. Dabei zeigt ja bspw. die historische Vita der echten "Drei Musketiere", dass durchaus Dumas Einblick in die Materie hatte. (Weshalb ich den Roman auch schon ettliche Male gelesen habe.) Irgendwie ist der Blick aus Sicht des Adels auf diese Zeit doch wieder stimmungsecht und authentisch, auch wenn vieles an den historischen Charakteren verdreht wurde.

Wo du Dumas erwähnst, fiel mir etwas ein. Ein Holländer, den ich kenne, ist begeisterter Dumas Anhänger. Er erzählte mir, daß sich Dumas bei seinen Drei Musketieren auf eine Autobiographie eines gewissen Charles D´Artagnan stützte. Mein Bekannter hat ihn übrigens nach jahrelanger archivalischer Forschung aufgestöbert. Im Staatsarchiv von Maastricht. Capitaine Charles D´ Artagnan fiel nämlich im Niederländischen Krieg bei der Belagerung von Maastricht.
 
Wo du Dumas erwähnst, fiel mir etwas ein. Ein Holländer, den ich kenne, ist begeisterter Dumas Anhänger. Er erzählte mir, daß sich Dumas bei seinen Drei Musketieren auf eine Autobiographie eines gewissen Charles D´Artagnan stützte. Mein Bekannter hat ihn übrigens nach jahrelanger archivalischer Forschung aufgestöbert. Im Staatsarchiv von Maastricht. Capitaine Charles D´ Artagnan fiel nämlich im Niederländischen Krieg bei der Belagerung von Maastricht.

Hier steht noch was über ihn:

Die drei Musketiere - Wikipedia
 
Hier mal meine neueste Buchrezension:

Robert Merle - Die gute Stadt Paris

1572 - ein Jahr, das in Frankreich für ein grausames Blutvergießen steht. In eben diesem Jahr treffen wir den jungen hugenottischen Baronssohn Pierre de Siorac wieder, der soeben Doktor der Medizin geworden ist und seine Heimreise antritt. Doch das Glück scheint dem jungen Mann nicht hold, als er in ein Duell verwickelt wird, seinen Angreifer tötet, und ob seines Glaubens plötzlich vom Galgen bedroht wird. So muss, zusammen mit seinem Bruder Samson und seinem Freund Giacomo, nach Paris, um dort die Gnade Karls IX. zu erflehen. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man, dass derKönig katholischen Glaubens ist und Pierre zu den "Ketzern" gehört.

Und sofort beeindruckt ihn diese Stadt Paris, die so anders ist als die anderen Städte. Leider auch grausamer,wie er sieht, denn an allen Ecken und Enden wird das Feuer des Hasses geschürt und die Flamme des Zorns angefacht. Hetzerische Reden und nicht zuletzt Intrigen am Hofe machen die Pariser scharf wie Bluthunde, die nur darauf warten, ein Massaker abzuhalten. Nach der Vermählung der Schwester des Königs mit dem hugenottischen König von Navarra ist es soweit. In der Nacht zum Feiertag des Heiligen Bartholomäus leuten die Glocken, und ganz Paris macht sich zu einem schlachten auf, dessen Opfer die Seine nahezu verstopft. Und mitten in dieser Bartholomäusnacht hängt Pierres Leben mehr als einmal am seidenen Faden ...

Der dritte Teil der langen Reihe, mit Sicherheit der bisher dramatischste. WIr lernen zum ersten Mal die mächtigen Frankreichs kennen: Karl IX.,der leidenschaftlich gerne Trompete und Ball spielt und sich rasch erzürnt, seine Mutter, Katharina von Medici, die immer schwarz trägt und den Teufel im Herzen, wie man meinen könnte. Wieder haucht Merle jenen Figuren diese wundervolle Lebendigkeit ein, wie man sie nur selten findet. Sein Gespür für historischen Humor ist ebenso beeindruckend wie seine Liebe zum (historischen) Detail, ohne dabei den Leser zu ermüden. Gerade die Darstellungen der Bartholomäusnacht sind ergreifen und schockieren den Leser, der nicht glauben will, wie eine ganze Stadt sich so im Blut ertränken konnte.

Freunde französischer Geschichte - in Robert Merle habt ihr einen eurer Meister gefunden!
 
An dieser Stelle möchte auch ich einige meiner Ansicht nach sehr gute historische Romane hervorheben:
Als erstes wäre da "A Farewell to Arms" von Ernest Hemingway, in dem er seine Erlebnisse als Sanitäter während des 1. Weltkrieges in Italien verarbeitet und in dem besonders detailliert auf den Zusammenbruch der italienischen Truppen 1917 und die drakonischen Strafen gegen am Rückzug beteiligte Offiziere erzählt werden.
Ebenfalls von Hemingway kann ich "For Whom the Bell Tolls" empfehlen, eine Geschichte, die im spanischen Bürgerkrieg spielt und grandios die Stimmung der verzweifelt kämpfenden Männer widerspiegelt.
Ein Autor, der ebenfalls großartige Romane vor historischen Hinztergründen schreibt, ist Alexander Kent, der sich allerdings auf Seekriegsromane beschränkt - dies aber mit Bravour! Seine Romane reichen von der Serie um den zwar fiktiven aber in konkreten historischen Situationen kämpfenden Richard Bolitho bis hin zu verschiedensten Geschichten aus dem 2. Weltkrieg, vom Schnellboot- oder (Anti-)U-Bootkampf.
 
Papa Hemingway ist einer meiner Lieblingsautoren, vor allem "Wem die Stunde schlägt" mag ich gerne. Hemingways Romane haben einen historischen Hintergrund, als historische Romane würde ich aber sein Werk nicht bezeichnen.
 
Jean M.Auel die Ayla Reihe, hat wohl keiner hier gelesen.
Oder bin ich in ein Fettnäpfchen getreten und das passt hier nicht
rein, sondern ist eher Kitschroman?
Jedenfalls fand ich die beiden ersten Bände so gut geschrieben,
das ich meinte als Betrachter dabei zu sein.
Wenn dann detailiert beschrieben wurde wie Ayla das essen zubereitete
lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Corvus
 
Ich hab den ersten Band auch gelesen und fand ihn ebenfalls sehr gut! Und nein, ich glaube, das war kein Fettnäpfchen ;)
 
Hallo Phillippa,

jetzt wo du es sagst,
nein, ich glaube, das war kein Fettnäpfchen
blinzel.gif

schaue ich ins Bücherregal und die 4 Ayla Teile stehen
neben Pörtner: Bevor die Römer kamen;
Stephens: Maeves Fest (eine irische Scheherazade ... was immer das auch ist); darüber Lexikon der Keltischen Mythologie;
darunter, Berlitz: Das Atlantis-Rätsel ... oh Schande , ich habe es sogar einmal gelesen.
Ich weiß jetzt nicht was ich in die Schublade der Anrichte verbannen
soll ... Berlitz oder Ayla? Na, erst mal ruhig bleiben finde schon eine Lösung.

Da steht auch noch: Das Geheimnis von Flandern, ist ja hier schon
beschrieben worden.
Der Anfang wurde, weil das Anreiben von Farben, die Behandlung von
Malgründen detailiert beschrieben wurden, als zäh empfunden. Ich fand es interessant, weil ich selber einmal Kunstmaler werden wollte (Jugendlicher zzzz?) und mich auch damit befasst habe, leider hat es nur zum Grafiker gereicht (Mann, mann, mann Dumkop).
Aber ich muß schon zustimmen, die richtige fesselnde Spannung kommt
erst zur 2. Halbzeit auf. Ingesammt konnte ich mich in diesem
Roman sehr gut in die beschriebene Zeit einfühlen, fand ich gut!

Bleibt nur was kommt in die Schublade oder ins Altpapier ...
Berlitz oder Ayla? Werde Ayla noch ein Chance geben und erstmal den
5. Teil lesen, also ab mit Berlitz in die Tonne, weiß sowiso nicht warum
er solange geduldet wurde, kann halt nichts weg schmeißen,
Gruß
Corvus
 
Der Kreis der Dämmerung

Kein reines Geschichtsbuch. Eher ein Roma. Doch wird die fiktive Handlung von der Geschichte des 20. Jahrhunderts umsponnen. In diesem Roman werden dem Leser die Ereignisse des letzten Jahrhunderts in verständlicher und hintergründiger Schilderung vermittelt.

David Camden ist das Jahrhundertkind, geboren mit dem ersten Glockenschlag des Jahres 1900, und er besitzt besondere Fähigkeiten - und trägt eine große Bürde. Genau einhundert Jahre sind ihm gegeben, um dem kreis der Dämmerung das Handwerk zu legen, einem Geheimbund, der sich das Ziel gesetzt hat, die Menschheit zu vernichten.

Ein vierbändiger Geschichts-Roman, der absolut keine Langeweile aufkommen lässt. :yes:
 
Carlos Fuentes, Terra Nostra:
Hat jemand dieses Buch gelesen? Falls ja, wie wars? Klappentext klingt spannend, reinschmökern hat mich aber (noch) nicht vom Kauf überzeugt.
 
Hallo zusammen,

kennt jemand die Historischen Roman von Bernhard Cornwell? Wenn ja, was ist von denen zu halten?

Ich möchte mich mit neuer Lektüre eindecken und bin auf der Suche auf diesen Autor gestoßen.

Grüße Karin
 
kennt jemand die Historischen Roman von Bernhard Cornwell? Wenn ja, was ist von denen zu halten?

Ich kenne sie und lese sie wahnsinnig gern. Kennen und mögen tue ich:

Sharpe - Serie über einen Offizier in den Napoleonischen Kriegen im Dunstkreis Wellingtons - wird auf Deutsch offenbar gerade neu aufgelegt

Starbuck - Serie über einen Nordstaatler, der im US Bürgerkrieg für den Süden kämpft - nicht übersetzt

Warlord - König Artus, allerdings "realistisch", ohne übersinnliche Elemente

Grail - ein englischer Bogenschütze im 100jährigen Krieg und ein Familiengeheimnis - übersetzt

Alfred - ein junger Sachse, der im Überlebenskampf selbiger mit den Dänen stets zwischen beiden Seiten hin- und hergerissen wird und sich doch meist an der Seite König Alfreds des Großen wiederfindet - übersetzt

Was alle diese Bücher gemein haben, ist daß die Helden sowas wie die "ewigen Krieger" sind, sie haben Gemeinsamkeiten, sind aber jeder wiederum ganz anders.
Krieg, Schlacht und Kampf stehen allerdings immer im Mittelpunkt. Sowas muß man schon lesen können, um Cornwell zu genießen. Ich kenne keinen Autor, der Schlachtszenen so spannend schildern kann. Aber, wie gesagt, das mag nicht jedermanns Sache sein.

Ich habe fast alle seine Bücher verschlungen, gerade die aus der laufenden Alfred-Serie kann ich einfach nicht langsam lesen.

Ich schlage vor, nimm Dir einfach eines zur Hand, idealerweise einen ersten Band, und probiere es aus. Falls Cornwell Dir liegt, hast Du eine große Anzahl an feinen Büchern vor Dir.
 
Ich kann Triere nur recht geben, Cornwell schreibt wirklich erstklassige historische Romane.

Ich bin übrigens auch nur durch einen Tipp hier im Geschichtsforum auf ihn aufmerksam geworden.

Mich interessieren vor allem die Geschichten aus dem frühen Mittelalter und dem Hundertjährigen Krieg. Da ich sie im Original besitzen, kann ich leider nicht sagen, was bereits in deutscher Sprache erschienen ist. Aber das dürfte leicht bei amazon rauszufinden sein.

Fang mal mit der Grail-Trilogie an, dann siehst Du ja, ob der AUtor was für Dich ist.

Grüße,

Jacobum
 
Ich schlage vor, nimm Dir einfach eines zur Hand, idealerweise einen ersten Band, und probiere es aus. Falls Cornwell Dir liegt, hast Du eine große Anzahl an feinen Büchern vor Dir.

Was meinst du mit einem ersten Band, sind das Fortsetzungsromane?

Wenn so viele Schlachten geschlagen werden, ist es eher nichts für mich, schade.

Gruß Karin
 
Wenn so viele Schlachten geschlagen werden, ist es eher nichts für mich, schade.

In dem Fall würde ich von Cornwell tatsächlich eher abraten. Es wird natürlich nicht ununterbrochen gekämpft, aber es ist stets ein wichtiger Bestandteil seiner Bücher und gerade das, was ihn u.a. für mich so gut macht, weil ich sie bei ihm im Gegensatz zu fast allen anderen AutorInnen nie langweilig finde.
 
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