Der Nationalsozialismus und der Kommunismus sind zwei Ideologien, die auf unterschiedlichen historischen Voraussetzungen beruhen. Deutschland war 1930 industriell betrachtet ein hochmodernes Land, mit antiquierten gesellschaftlichen Strukturen. Die Sowjetunion war ein ökonomisch unterentwickeltes Land, das mit Gewalt modernisiert werden sollte. Die Gleichschaltung gesellschaftlicher Zustände in Deutschland erfolgte über den "Volksstaat". Die Finanzierung dieses Volkstaates lief über die Plünderung von Minderheiten und die Ausbeutung fremder Staaten. In Russland wurde vor allem das Land ausgeplündert (z.B. die ländlichen Regionen der Ukraine). Der Nationalsozialismus und der Kommunismus beruhten auf denselben Methoden, jedoch auf anderen Zielsetzungen. Z.B. hatte die Landbevölkerung im Nationalsozialismus einen viel höheren Stellenwert ("Blut und Boden").
Ich würde dem widersprechen.
Von der Frage abgesehen, ob man die Sowjetunion zur Blaupause des Kommunismus schlechthin erklären kann, würde ich auch durchaus erhebliche Unterschiede in den Methoden sehen.
Nicht nur darin, wer ausgeplündert wurde und zu welchen Zweck das geschah sondern auch auf welche Art und Weise das passierte.
Die Nazis finanzierten im späteren Verlauf der Geschichte vor allem die Kriegsanstrengungen und soziale Wohltaten für die eigene Bevölkerung (bzw. die erwünschten Teile davon) über die systematische Ausplünderung der besetzten Länder.
Mit der Ausplünderung im Besonderen der jüdischen oder für jüdisch erklärten Minderheit verhält es sich, so weit es mir geläufig ist schon wieder etwas komplizierter, weil die antijüdischen Repressionen durchaus nicht durchweg darauf abzielten jüdisches oder für jüdisch deklariertes Eigentum dauerhaft durch den Staat zu vereinnahmen.
D'arrcord gab es unter den Nazis etwa das Instrument der "Reichsfluchtsteuer"* und auch bei den berüchtigten Versteigerungen des Eigentums deportierter jüdischer oder für jüdisch erklärter Personen, hielt der NS-Staat die Hand auf, allerdings verhielten sich die oft etwas anders, wenn es um die Enteignung von Produktionsmitteln (Unternehmen, deren Immobilien, Maschinen etc.) im Rahmen so genannter "Arisierungen" ging.
Unternehmen und Betriebe, die unter dem NS enteignet wurden, wurden vielfach nicht in staatliche Regie übernommen und dem staatlichen Besitz zugeschlagen, sondern der NS-Staat erzwang hier vielfach einen Verkauf an als vollwertige Deutsche anerkannte Interessenten/Konkurrenten, zu erheblich zu niedrigen Preisen, aber er Zog das nicht direkt an sich.
Dabei strichen die NS Stellen zum Teil "Provisionen" für ihre "Vermittlungsleistung" (was de facto den Zwangsverkauf und weitgehende Enteignung meint) ein, aber in erster Linie kamen diese Maßnahmen wirtschaftlich wohl nichtstaatlichen Interessenten zugute, ausgenommen die Betriebe wurden von faktischen Staatsbetrieben oder Betrieben, an denen die NS-Parteibonzen direkt beteiligt waren geschluckt, allerdings scheint das nach meinem Informationsstand auf die meisten Fälle von "Arisierungen" nicht zugetroffen zu haben (man korrigiere mich, wenn ich hier irren sollte).
Im Gegensatz zu den Bolschewiki und später der Kommunistischen Partei, die ganz gezielt durch Enteignungen nicht nur bewegliche Vermögenswerte abgriffen, sondern versuchten sämtliche Produktionskapazitäten des Landes mehr oder weniger dirtekt in staatliche Hand oder durch die Zwangskollektivierung mindestens unter direkte staatliche Kontrolle zu bringen, griff der NS-Staat hier also nicht nach allen potentiellen Vermögenswerten um sie der eigenen Kontrolle zu unterstellen, sondern verziechtete in der Regel jedenfalls darauf, sich Betriebe und Produktionskapazitäten selbst anzueignen.
Mit der Ausplündereung der besetzten Länder ging es eigentlich erst ab 1939 (Tschechoslowakei) richtig los, als der Krieg mehr oder weniger vor der Tür stand, bzw. im Herbst 1939 dann angefangen hatte.
In seiner Anfangszeit setzte das System zu seiner Finanzierung und auch zur Finanzierung der Arbeitsbeschaffungsprogramme und der Aufrüstung allerdings in erheblichem Maße (nicht vollständig, dass Instrument der "Reichsfluchtsteuer" etwa wurde von Anfang an exessiv eingesetzt) auf Freiwilligkeit und Lösungen innerhalb mehr oder weniger kapitalistischer Strukturen.
Das gesamte berüchtigte System der "MeFo-Wechsel", dass für die Finanzierung der Aufrüstung relevant war, war im Prinzip nichts anderes, als Emittierung befristeter und verzinster Staatsanleihen, die dadurch, dass die "Metallurgische Forschungsgesellschaft" als Scheinfirma, über die das emittiert wurde, zwischengeschaltet war, zwar nicht so hießen, es aber de facto waren.
NS-Deutschland ging zur Finanzierung der Aufrüstung und der Arbeitsbeschaffungsprogramme erstmal einen Weg, über die Aufanhme von Staatsschulden und eine antizyklische Wirtschaftspolitik, die man im Prinzip als keynsianischen Ansatz verstehen kann, mit dem Nachteil allerdings, dass Investition in Rüstung und Rüstungsgüter wenig Multiplikatoreffekte erzeugt, weil die dabei produzierten Güter im Prinzip nicht ihrerseits produktiv eingesetzt werden konnten.
Nun kann man natürlich die Frage stellen, ob durch die wachsende Staatsverschuldung qua Aufrüstung die Ausdehung der Ausplünderungspolitik zur Finanzierung des gesamten Systems unumgängliche logische Folge und damit der Weg in eine wesentlich auf Ausplünderung beruhende Stützung des Systems, die es während des Krieges zweifellos gab, vorgezeichnet war.
Allerdings war hemmungslose Plünderungspolitik zur Stützung des Systems, vollständig an marktwirtschaftlichen Mechanismen vorbei, im Gegensatz zur Sowjetunion nicht das von Angang an das Mittel der Wahl, wobei es mindestens vor dem Krieg in beiden Systemen eigentlich weniger um das Stützen des Systems an und für sich ging, als eben um das Erreichen von dessen Zielen Aufrüstung und Arbeitsbeschaffung (NS) Modernisierung und Steigerung des allgemeinen Lebensstandards (Sowjetunion), wobei man letzteres, angesichts der Opfer der Politik unter Stalin, letztendlich auch schon einiger Maßnahmen Lenins, sicherlich nicht durch die rosarote Brille sehen sollte, nur weil es sich schön liest.
Rein um das System zu stützen, im Sinne konsumptiver Ausgaben wäre es wahrscheinlich nicht notwendig gewesen. In der Sowjetunion wurde durch die forcierte Industrialisierung und die Konzentration aller Ressourcen auf diesen Sektor in der Stalinzeit der allgemeine Lebensstandart wahrscheinlich künstlich niedriger gehalten, als er hätte sein können, weil man Überschüsse eben nicht der Bevölkerung zu gute kommen ließ (z.B. in Form subventionierter Lebensmittelpreise o.ä.) sondern alles, was man an Überschüssen irgendwie zusammenkratzen konnte exportierte um im Ausland know-how und moderne Maschinen einkaufen zu können.
Im NS-Staat, wären die umfangreichen Arbeitsbeschaffungsprogramme und staatlichen Hilfsaktionen wahrscheinlich durchaus finanzierbar gewesen, wenn man statt in unproduktive Rüstungsgüter zu investieren, sozusagen vollständig den keynsianischen Weg in der Wirtschaftspoltitik gewählt hätte, um nicht nur in der Krise antizyklisch durch Investition gegenzusteuern um die Wirtschaft mit Aufträgen zu versorgen, sodern eben dabei auch produktives, von Staatsaufträgen langfristig unabhängiges Wirtschaftswachstum zu finanzieren um sich die Investitionen über steigende Steuereinnahmen zurück zu holen.
Großbritannien ging diesen Weg staatlicher Investitionen vor allem in die zivile Wirtschaft und kam damit einigermaßen gut aus der Weltwirtschaftskrise heraus.
Ohne die Unterschiede in irgendeiner Form moralisch werten zu wollen (natürlich ist jedes System, dass Teile seiner Bevölkerung ausplündert, verfolgt oder gar umbringt als moralisch verwerflich zu betrachten), sehe ich da auch in der Wahl der Mittel durchaus erhebliche Unterschiede.
*wobei die eigentlich eine Erfindung der Weimarer Republik war, die allgemein für die Eindämmung von Kapitalflucht (Wirtschaftskrise) ersonnen und von den Nazis dann später zur verbrecherischen Aneignung im Besonderen jüdischer Vermögen umfunktioniert wurde.