Peppermint Pig
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Nicht in Zentraleuropa.Hier ist Schmid wiederum übervorsichtig. Ein nicht-indoeuropäisches Substrat ist nicht nur denkbar sondern muss vorausgesetzt werden.
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Nicht in Zentraleuropa.Hier ist Schmid wiederum übervorsichtig. Ein nicht-indoeuropäisches Substrat ist nicht nur denkbar sondern muss vorausgesetzt werden.
Die Ausbreitung dieser in Europa entstandenen Laktasepersistenzmutation (Laktosetoleranz) deckt sich gut mit der Ausbreitung der Indogermanischen Sprache.Was genetische Mutationen mit der Ausbreitung der Indoeuropäer zu tun haben, will mir nicht ganz einleuchten.
Ja, und ihre Sprachen wurden alle von nördlich dieser Gebiete siedelnden Stämme verdrängt.Auf jeden Fall gibt es in Europa gute Hinweise auf eine nichtindoeuropäische Bevölkerung, die zeitweise noch in antiker Zeit existent war. So z.B. die altmediterrane Bevölkerungsschicht der Etrusker, Ligurer, Paläosarden, Sikaner, Iberer, Minoer, Hattier, vielleicht auch die legendären Pelasger in Altgriechenland.
wikipedia schrieb:Für dieses Szenario spricht eine offensichtliche Verwandtschaft zwischen dem Etruskischen und einer auf Lemnos gefundenen, dem Frühetruskischen sprachlich nahestehenden Inschrift in lemnischer Sprache sowie gewisse Parallelen zum Lydischen.[1] Auch die künstlerische Entwicklung im frühen ersten Jahrtausend im orientalisierenden Stil zeigt erstaunliche Parallelen zum lydischen Raum. Eine Studie des Erbguts toskanischer Rinder zeigte, dass sie einst aus Kleinasien eingeführt wurden.[2] Neuere Genforschungen der Universität Turin liefern weitere Hinweise darauf, dass die Etrusker Siedler aus dem antiken Lydien gewesen sein könnten (Piazza et alii, 2007).[3] Nach Barbujani sollen die vergleichenden Untersuchungen des Erbgutes ergeben haben, dass ein Drittel der mitochondrialen Allele denen der anatolischen Bevölkerung entspreche und nicht der italischen.[4][5]Etrusker ? Wikipedia
A European population in Minoan Bronze Age Crete : Nature Communications : Nature Publishing GroupNach Ansicht der Forscher haben sich die Minoer zwar aus den ersten Einwanderern auf Kreta entwickelt. Diese Steinzeitmenschen kamen aber nicht aus Afrika, sondern vermutlich eher aus der Region des heutigen Anatolien.
Natürlich. Es sei denn du gehst davon aus, dass es vor den Sprechern des Indoeuropäischen in Zentraleuropa keine Menschen (HSS) gegeben hätte.Nicht in Zentraleuropa.
Ja, sie wurden slawisiert. Sie übernahmen zwar die slawische Sprache, aber sie übernahmen später nicht die türkische, obwohl Türken da jahrhundertelang geherrscht haben. Dies wahrscheinlich, weil die Türken ihr Militär und ihre Beamten dorthin nur abkommandierten, die aber dort nur in seltenen Fällen siedelten. [/FONT]Sie waren schlicht zu wenige, um ihre Sprache landesweit zu etablieren. Türkisch sprach man nur in Verwaltungszentren. Eben dort fanden auch die Übertritte zum Islam statt. Weil das nur dort vom Nutzen war.Die Balkanvölker wurden zunächst romanisiert, dann slawisiert.
Durch die Siedlung bei den Legionslagern und der Ansiedlung der aus dem Dienst entlassenen Legionäre, wurde nicht nur Westmittelmeerraum latinisiert, sondern auch Gebiete diesseits des Limes und der Donau. Doch anders als z.B. in Spanien und Frankreich, war das aufgrund der Germaneneinfälle und -raubzüge nicht von Dauer. Wo die romanischen Sprachen heute dominieren, gab es diese ständige Gefahr nicht. Sie konnten sich in diesen Ländern verwurzeln, so dass sich die späteren Neuankömmlinge dort (z.B. Goten, Langobarden) mit den Latein Sprechenden vermischt und nach und nach deren Sprache übernommen haben. [/FONT]Wenige Römer konnten den gesamten Westmittelmeerraum latinisieren.
Das heißt: weniger. Um Kariere in einem Staat zu machen bzw. Erfolg zu haben, muss man fast notgedrungen die Sprache der Herrschenden sprechen. Das traf früher nur auf Männer zu, da Frauen weder im Staat noch in der Wirtschaft (Handel, Handwerk) eine führende Rolle spielten. [/FONT]Was heißt "nicht so, wie die Männer"? Weniger? Oder schlicht "auf andere Weise"?
Ich halte dieses Modell schon für plausibel. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hat man Frauen Bildung vorenthalten. Weil man das für unnötig hielt, weil sie eh heiraten und zu Hause bleiben, wo sie sich um Kinder und Haushalt zu kümmern hatten. Und was spricht man zuhause: Muttersprache. Die Söhne aber mussten aus dem Haus, mussten sich in einer anders sprechenden, anders gläubigen Welt beweisen. [/FONT]Daher ist es glaubhaft, dass Jungs anders erzogen wurden als Mädchen.Beispielswiese gibt es für Sizilien ein Modell, wonach muslimische Männer christliche Frauen heirateten, die Söhne zu Muslimen erzogen wurden und Arabisch sprachen, die Töchter zu Christinnen und Griko sprachen. (Ich halte das Modell für interessant aber nicht sehr plausibel.)
Nicht nur das Mengenverhältnis ist wichtig, sondern auch die Dauer – siehe iberische Halbinsel und Frankreich. Und klar, auch ein brutales Vorgehen - wie das der Römer in Karthago oder das der Spanier in Lateinamerika – kann zum gleichen Ergebnis führen. Aber gibt es Anzeichen, dass indoeuropäische Eliten so vorgingen?[/FONT]Wie gesagt, auf das Mengenverhältnis alleine kommt es nicht an. Das Mengenverhältnis kann relevant sein, muss aber nicht. Römer, Araber, Slawen, Spanier in Lateinamerika sind ausreichend Beispiele dafür.
[FONT="]Nicht nur das Mengenverhältnis ist wichtig, sondern auch die Dauer – siehe iberische Halbinsel und Frankreich. Und klar, auch ein brutales Vorgehen - wie das der Römer in Karthago oder das der Spanier in Lateinamerika – kann zum gleichen Ergebnis führen. Aber gibt es Anzeichen, dass indoeuropäische Eliten so vorgingen?[/FONT]
Und die Konsequenz daraus für deine Erklärung ist jetzt welche?Ja, sie wurden slawisiert. Sie übernahmen zwar die slawische Sprache, aber sie übernahmen später nicht die türkische, obwohl Türken da jahrhundertelang geherrscht haben.
Das waren die Römer auch. [/FONT]Dies wahrscheinlich, weil die Türken ihr Militär und ihre Beamten dorthin nur abkommandierten, die aber dort nur in seltenen Fällen siedelten. Sie waren schlicht zu wenige, um ihre Sprache landesweit zu etablieren.
[/FONT]Türkisch sprach man nur in Verwaltungszentren. Eben dort fanden auch die Übertritte zum Islam statt. Weil das nur dort vom Nutzen war.
Natürlich. Portugal liegt auch nicht am Mittelmeer. Man muss auch verstehen wollen, was gemeint ist. Das römische Westreich.Durch die Siedlung bei den Legionslagern und der Ansiedlung der aus dem Dienst entlassenen Legionäre, wurde nicht nur Westmittelmeerraum latinisiert, sondern auch Gebiete diesseits des Limes und der Donau.
Auch Gallien litt seit dem 3. Jhdt. unter beständigen Germaneneinfällen. Die Alamannen überschritten sogar die Pyrenäen.Doch anders als z.B. in Spanien und Frankreich, war das aufgrund der Germaneneinfälle und -raubzüge nicht von Dauer.
Das trifft nicht den Kern des Modells.Ich halte dieses Modell schon für plausibel. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hat man Frauen Bildung vorenthalten. Weil man das für unnötig hielt, weil sie eh heiraten und zu Hause bleiben, wo sie sich um Kinder und Haushalt zu kümmern hatten. Und was spricht man zuhause: Muttersprache. Die Söhne aber mussten aus dem Haus, mussten sich in einer anders sprechenden, anders gläubigen Welt beweisen. Daher ist es glaubhaft, dass Jungs anders erzogen wurden als Mädchen.
Siehst du dabei nicht einen Widerspruch zu dem, was du über Goten und Langobarden geschrieben hast? Oder waren das etwas freundliche Eroberer?Nicht nur das Mengenverhältnis ist wichtig, sondern auch die Dauer – siehe iberische Halbinsel und Frankreich. Und klar, auch ein brutales Vorgehen - wie das der Römer in Karthago oder das der Spanier in Lateinamerika – kann zum gleichen Ergebnis führen.
Das passt nicht zusammen. Das eine Mal versuchst du den Sprachwechsel trotz Unterzahl der Sprecher der übernommenen Sprache mit Brutalität zu erklären, das andere Mal spielt die Brutalität keine Rolle.Wo die romanischen Sprachen heute dominieren, gab es diese ständige Gefahr nicht. Sie konnten sich in diesen Ländern verwurzeln, so dass sich die späteren Neuankömmlinge dort (z.B. Goten, Langobarden) mit den Latein Sprechenden vermischt und nach und nach deren Sprache übernommen haben.
Von Brutalität als Grund für einen Sprachwechseln war bei mir nicht die Rede!Und klar, auch ein brutales Vorgehen [...] Aber gibt es Anzeichen, dass indoeuropäische Eliten so vorgingen?
Ich bin im Thema leider nicht so bewandert, deswegen meine vielleicht dumme Frage: was wissen wir überhaupt sicher über die Indogermanen?
[FONT="]Kann das wirklich so gewesen sein? [/FONT]
[FONT="]Ist es nicht vielmehr so, dass nur große fremde Kontingente (siehe z.B. Bayern) die autochthone Bevölkerung majorisieren, sprich in sich aufnahmen und auch sprachlich zum Verschwinden brachten, während kleine Gruppen, selbst wenn sie die neue Elite darstellten, sich mit der autochthonen Bevölkerung vermischten und deren Sprache übernahmen (z.B. Normannen in England und in Sizilien)?[/FONT]
Muss man nicht zwischen Kulturtransfer und Sprachtransfer unterscheiden? Ich meine, Normanen haben schon Einiges an Kultur mitgebracht, das hinterher lange Bestand hatte, aber deren Sprache hat sich im Meer der autochthonen verloren, dies nicht zuletzt wegen Frauen, die auch unter fremden Herrschaft in der Regel sehr lange noch die eigene Sprache sprechen und damit bewahren. Es gibt ja nicht umsonst den Begriff: Muttersprache. [/FONT]
Alle von den Türken unterworfene Balkanvölker haben ihre Sprache behalten, weil dort die Türken in der Minderheit waren und nicht siedelten. Das im Gegensatz zu Kleinasien, wo sie in der Mehrheit waren und auch siedelten.Und die Konsequenz daraus für deine Erklärung ist jetzt welche?
Nicht so wie die Türken. Ich habe darauf hingewiesen, dass bei den Legionärslagern Siedlungen entstanden, von denen manche bis in die heutige Zeit fortbestehen. Und zweitens haben aus der Armee entlassenen Legionäre Land zugewiesen bekommen, wo sie sich niederließen, Familien gründeten, Landwirtschaft betrieben, Nachkommen zeugten, was zur Ausbreitung des Lateins beitrug. All das taten die Türken auf dem Balkan, wenn überhaupt, nur selten.Das waren die Römer auch.
Islam war wichtig, um überhaupt in den Staatsdienst treten zu können, Sprache weniger. Das galt ohnehin nur für Männer, Frauen sprachen weiter ihre (slawische) Sprache und lehrten sie ihren Kindern.Dann schau dir die Bosniaken an. Sprache: Serbokroatisch, Religion: Islam.
Da liegt ein Missverständnis vor: Du hast von Westmittelmeerraum gesprochen, römische Westreich reichte aber bis nach Britannien und Niederrhein.Man muss auch verstehen wollen, was gemeint ist. Das römische Westreich.
Nicht? Wo siehst Du den Kern des Modells?Das trifft nicht den Kern des Modells.Ich halte dieses Modell schon für plausibel. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hat man Frauen Bildung vorenthalten. Weil man das für unnötig hielt, weil sie eh heiraten und zu Hause bleiben, wo sie sich um Kinder und Haushalt zu kümmern hatten. Und was spricht man zuhause: Muttersprache. Die Söhne aber mussten aus dem Haus, mussten sich in einer anders sprechenden, anders gläubigen Welt beweisen. Daher ist es glaubhaft, dass Jungs anders erzogen wurden als Mädchen.
Das wechselte. Die Goten waren anfangs Verbündete der Römer, dann Feinde, dann wieder Verbündete, etc. Die Ansiedlung der Goten unter Alarich in Italien scheiterte zunächst, denn - Zitat aus Wikipedia:Siehst du dabei nicht einen Widerspruch zu dem, was du über Goten und Langobarden geschrieben hast? Oder waren das etwas freundliche Eroberer?
Wie Du und Dieter schreibt, gibt es kein Muster, das für alle Fälle des Sprachwechsels anwendbar wäre. So haben die Langobarden, anders als zuvor die Goten, die wohl zu wenig Zeit hatten, um sich zu etablieren, zunächst schon einen Rückgang der bestehenden römischen Kultur bewirkt, aber nach und nach passten sie sich an, dies nicht zuletzt aufgrund der christlichen Religion, die sie übernommen haben. Aber immerhin hatte sich ihre Sprache noch 4 Jahrhunderte lang gehalten, d.h. sie ist erst im Hochmittelalter verschwunden.Das passt nicht zusammen. Das eine Mal versuchst du den Sprachwechsel trotz Unterzahl der Sprecher der übernommenen Sprache mit Brutalität zu erklären, das andere Mal spielt die Brutalität keine Rolle.
Meine Theorie: Ohne ausreichend viele mitgebrachte Frauen haben zugewanderten Krieger keine Chance ihre Sprache zu bewahren, denn wenn sie in den eroberten Gebieten bleiben, zeugen sie mit einheimischen Frauen Kinder, die – vor allem Töchter! – dann hundertprozentig wieder die Muttersprache sprechen. Etc.
An even more remarkable history, says Reich, is told in the genes of the men and women living in Medellín, Colombia. Most Americans associate Medellín with the drug cartels of that isolated region. But the remoteness has also preserved a genetic legacy that can be traced to the conquistadores. As described in a paper by Andrés Ruiz-Linares of University College London, the Y-chromosomes of men in Medellín are 95 percent European, while the mitochondrial DNA of the women is 95 percent Native American. Spanish men and Native American women created a new population—confirming the recorded history of the region.
Alle von den Türken unterworfene Balkanvölker haben ihre Sprache behalten, weil dort die Türken in der Minderheit waren und nicht siedelten. Das im Gegensatz zu Kleinasien, wo sie in der Mehrheit waren und auch siedelten.
Das tut ja gerade so, als habe es nach römischer Koloniegründung gar keine einheimische Bevölkerung mehr gegeben... Eigentlich geht man eher - und für Gallien und Spanien konnte man das auch relativ plausibel nachweisen, von einer allmählichen Romanisierung zunächst der alten Stammes- und nun Funktionseliten und allmählich erst der Bevölkerung aus.Nicht so wie die Türken. Ich habe darauf hingewiesen, dass bei den Legionärslagern Siedlungen entstanden, von denen manche bis in die heutige Zeit fortbestehen. Und zweitens haben aus der Armee entlassenen Legionäre Land zugewiesen bekommen, wo sie sich niederließen, Familien gründeten, Landwirtschaft betrieben, Nachkommen zeugten, was zur Ausbreitung des Lateins beitrug. All das taten die Türken auf dem Balkan, wenn überhaupt, nur selten.
Der Kern des Modells ist - wie gesagt, ich halte es für nicht plausibel, gebe es nur weiter - dass es eine Art unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag gab, wonach Söhne interreligiöser Verbindungen Muslime wurden und Arabisch lernten, Töchter dagegen eine christliche Erziehung genossen und Griko oder ggf. eine italoromanische Sprache als Muttersprache lernten. Es geht hierbei nicht um Bildung sondern um religiöse Zugehörigkeit. Ich sehe in diesem Modell mehr Probleme als Lösungen. Vor allem dürfte es schwierig sein, im Praxistest zu bestehen.Nicht? Wo siehst Du den Kern des Modells?
Du weichst der eigentlichen Antwort auf die Frage aus: Deine Ur-Hypothese war: Sprachen setzen sich deshalb durch, weil die Bevölkerung der Sprache die sich nicht durchsetzt im Meer der Mehrheitsbevölkerung schlicht verloren geht.Das wechselte. Die Goten waren anfangs Verbündete der Römer, dann Feinde, dann wieder Verbündete, etc. Die Ansiedlung der Goten unter Alarich in Italien scheiterte zunächst, denn - Zitat aus Wikipedia:
„In den darauf folgenden Unruhen wurden Frauen und Kinder der barbarischen foederati in ganz Italien ermordet.“
Da sollte man doch meinen, Norditalien sei sogar zweimal germanisiert worden, erst von den Ostgoten, dann von den Langobarden (Skiren und Westgoten unterschlage ich mal). Ma niente.Später gab es Theoderich den Großen, der mit seinen Ostgoten - auch foederati der Oströmer – nach Italien übersiedelte, wo sie fast gänzlich in der antiken Kultur der Römer aufgingen. Ähnlich geschah es Langobarden, deren Sprache sich jedoch nach der Einwanderung noch einige Jahrhunderte halten konnte.
Danke!Wie Du und Dieter schreibt, gibt es kein Muster, das für alle Fälle des Sprachwechsels anwendbar wäre.
Die Germanen waren - bis auf die Franken - zunächst Arianer und nicht Katholiken, bei einem Disput zwischen arianischen und katholischen Geistlichen behauptete sogar der vandalische Bischof Cyrila "Nescio latine" (ich kann kein Latein!), was natürlich eine glatte Lüge war... Wulfilas BibelÜS - Wulfila war auch Arianer - lag auf Gotisch vor, der Codex von Uppsala (Codex Argenteus) als wichtigstes Zeugnis der BibelÜS des Wulfila ist nach allgemeiner Auffassung unter Theoderich dem Großen in Norditalien hergestellt worden, die christliche Religion kann es also nicht gewesen sein, welche die Goten zum Gebrauch des Lateinischen bewegte.So haben die Langobarden, anders als zuvor die Goten, die wohl zu wenig Zeit hatten, um sich zu etablieren, zunächst schon einen Rückgang der bestehenden römischen Kultur bewirkt, aber nach und nach passten sie sich an, dies nicht zuletzt aufgrund der christlichen Religion, die sie übernommen haben.
Die einzigen Zeugnisse des Langobardischen, die mir bekannt sind, und schon da ist nicht völlig klar, ob es Zeugnisse eines lebendigen Langobardischen oder eine fossilisierten Rechtsnorm sind (außer Eigennamen, aber wenn man die zugrundlegte, wären Portugal und Spanien bis heute germanischsprachig) stammen aus der ersten Hälfte des 7. Jhdts.Aber immerhin hatte sich ihre Sprache noch 4 Jahrhunderte lang gehalten, d.h. sie ist erst im Hochmittelalter verschwunden.
Und dies galt für die Römer nicht? Oder für die Spanier in Lateinamerika? Gerade da ist ja die Belegsituation, was die Mestizaje zwischen Conquistadoren und Einheimischen angeht, geradezu luxuriös...Meine Theorie: Ohne ausreichend viele mitgebrachte Frauen haben zugewanderten Krieger keine Chance ihre Sprache zu bewahren, denn wenn sie in den eroberten Gebieten bleiben, zeugen sie mit einheimischen Frauen Kinder, die – vor allem Töchter! – dann hundertprozentig wieder die Muttersprache sprechen. Etc.
Genetische Studien hierzu sind mir unbekannt. Die historischen Quellen sprechen aber - insbesondere für das 16. Jhdt. - dieselbe Sprache. Frauen wurden aus Spanien kaum mitgeführt und blieben dann meist in der Karibik hängen. Dagegen haben wir schon recht früh nachgewiesene Kontakte zwischen Conquistadoren und einheimischen Eliten. So hatte der spanische Dichter Garcilaso de la Vega einen gleichnamigen Cousin, den man el Inca nennt, ein wichtiger Historiograph, der Sohn eines Conquistadors unter Pizarro, also wirklich eines Conquistadors der ersten Stunde und einer Coya (= "Inkaprinzessin") war. Die Maya-Indianerin Malintzín/Malinche, die Cortes als Übersetzerin diente, und auch sehr schnell das Nahua lernte (manche nehmen an, dass sie eigentlich Zentralmexikanerin war, die bei den Maya als Sklavin lebte, alsp Nahua nicht erst lernen musste) unterhielt, bevor sie mit Cortes eine Beziehung einging, zuvor mit einem seiner Untergebenen ein Verhältnis. Der war bei einem spanischen Schiffbruch vor Yucatán in Gefangenschaft geraten und wurde von Cortes befreit. Er war zunächst der ÜS von Cortes mit den Maya, bevor die offenbar sehr sprachbegabte Malintzín ihn ersetze.Irgendwo habe ich gelesen, dass man anhand von genetischen Untersuchungen in Kolumbien (Medellín?) herausgefunden hat, dass die Bevölkerung in weiblicher Linie von der amerikanischen Urbevölkerung zumeist (>90 %) abstammt, während sie in männlicher Linie von Europäern (>90 %) abstammt. [...]
ah, hier war's:
Who Killed the Men of England? | Harvard Magazine Jul-Aug 2009
Ich bin kürzlich auf eine Arbeit von Heinrich Härke aufmerksam gemacht worden:
Anglo-Saxon immigration and ethnogenesis. Medieval Archaeology 55, 2011. 1-28. | Heinrich Härke - Academia.edu
Anhand von archäologischen Funden/Befunden, Ortsnamen und Schriftquellen beschreibt er die Angelsächsische Invasion/Immigration und das temporäre Zusammenleben zweier Kulturen bis hin zur vollendeten Ethnogenese der Engländer im 7./8. Jhdt.
Auf Seite 13f. stellt er drei verschieden Modelle vor, die das Zusammenleben zwischen der alten (romano-keltisch)-britischen Bevölkerung und den neuen Einwanderern beschreiben:
Das "Kin-Group-Model" / "Familien- oder Sippen-Modell"
Hier sind die kontinentalen Einwanderer sozusagen mit Frau, Kind & Kegel ausgewandert, lebten in ihrer eigenen Parallelgesellschaft zur alten Gesellschaft in Koexistenz. Heiraten zwischen beiden Gruppen kamen anscheinend nicht vor. Desweiteren hatten die Angelsachsen einen höheren sozialen Status, wie an den reicheren Grabbeigaben und an der ethnisch orientierten Gesetzgebung zu erkennen ist.
Das "Warband-Model"/ Krieger-Modell
In diesem Modell kamen eine große Anzahl germanischer Krieger, die die Kontrolle über die Gemeinde übernommen haben, und sich mit einheimischen Frauen verheirateten.
Das Elite-Transfer-Model/Elite-Transfer-Modell=) (ÜS war nicht so notwendig...)
Hier wurden ganze Stämme/Gesellschaften von einer neuen Führungsschicht übernommen und weitergeführt.
Im Laufe der Zeit setzten Prozesse der Assimilierung ein, in denen die alte Bevölkerung die Kultur und Sprache der Neueinwanderer übernahm, und ein neues Volk entstand: die Engländer.
Letztendlich ist auch die Besiedlung von Amerika, Australien, Afrika und Teilen Asiens auch eine Ausbreitung der Indogermanen, auch wenn diese dann Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch sprachen.
Hallo Stilicho,Ich habe immer noch Probleme mit der Methodik der Evolutionsbiologen.
Eine Weltkarte, basierend auf nur 112 Einzeldaten, davon etwa zwei aus Sardinien, keine aus z.B. Ägypten - wo liegt die Aussagekraft?
Uupps da habe ich nicht das verlinkt, was ich wollte. Gemeint ist dieses hier: PLOS Computational Biology: The Origins of Lactase Persistence in EuropeLaut Computermodell Evolution of lactase persistence: an example of human niche construction in Südost-Mitteleuropa (das "Mittel" wurde in der Presse oft unterschlagen).
Alle von den Türken unterworfene Balkanvölker haben ihre Sprache behalten, weil dort die Türken in der Minderheit waren und nicht siedelten. Das im Gegensatz zu Kleinasien, wo sie in der Mehrheit waren und auch siedelten.
Ich habe darauf hingewiesen, dass bei den Legionärslagern Siedlungen entstanden, von denen manche bis in die heutige Zeit fortbestehen. Und zweitens haben aus der Armee entlassenen Legionäre Land zugewiesen bekommen, wo sie sich niederließen, Familien gründeten, Landwirtschaft betrieben, Nachkommen zeugten, was zur Ausbreitung des Lateins beitrug. All das taten die Türken auf dem Balkan, wenn überhaupt, nur selten.
Wie Du und Dieter schreibt, gibt es kein Muster, das für alle Fälle des Sprachwechsels anwendbar wäre.
Meine Theorie: Ohne ausreichend viele mitgebrachte Frauen haben zugewanderten Krieger keine Chance ihre Sprache zu bewahren, denn wenn sie in den eroberten Gebieten bleiben, zeugen sie mit einheimischen Frauen Kinder, die – vor allem Töchter! – dann hundertprozentig wieder die Muttersprache sprechen. Etc.
In einer patriarchalischen Gesellschaft waren und sind Frauen meistens nur für Kinder und Haushalt zuständig. Ihre Töchter erwartet der gleiche „Schicksal“, deshalb hat man den Töchtern traditionell nur so viel „Bildung“ angedeihen lassen, um diese auf das Haus begrenzten Aufgaben erledigen zu können. Söhne dagegen mussten sich in einer Männerwelt bewegen, und die wird bestimmt durch (fremdsprachige) Eliten, was mindestens die Zweisprachigkeit der Söhne zur Folge hat.Warum sollten die Töchter nur die Muttersprache und nicht die Vatersprache sprechen? Und die Söhne? Nur die Vatersprache?
Die Kolonisation – und Christianisierung! - Amerikas war eine sehr gewaltsame, was die Annahme der Sprache der Eroberer natürlich „günstig“ beeinflusste.Die entstehende Bevölkerung war ein Misch aus Europäern und Indianern in der ersten Generation. Gesprochen wurde in den von den Spaniern gegründeten Siedlungen und Kolonialstädten Spanisch.
Das bestätigt nur, dass für die Annahme einer fremden Sprache auch Dauer der Fremdbesetzung des Territoriums wichtig ist.Auch hier waren die Türken also in der Minderheit. Allerdings hatten sie vielmehr Zeit, Kleinasien zu turkisieren als etwa den Balkan, der ja nie zum seldschukischen und kürzer zum osmanischen Herrschaftsgebiet zählte.
Ich sehe das nicht, denn gerade die Religion kann eine wichtige Trägerin der Kultur und der Sprache sein. Gerade Araber haben ihre Sprache mittels Religion verbreitet, weil Koran nicht übersetzt werden darf – dem ist noch heute so: In Koranschulen wird Koran auswendig gelernt, anfangs ohne die Sprache zu verstehen.Der Kern des Modells ist - wie gesagt, ich halte es für nicht plausibel, gebe es nur weiter - dass es eine Art unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag gab, wonach Söhne interreligiöser Verbindungen Muslime wurden und Arabisch lernten, Töchter dagegen eine christliche Erziehung genossen und Griko oder ggf. eine italoromanische Sprache als Muttersprache lernten. Es geht hierbei nicht um Bildung sondern um religiöse Zugehörigkeit. Ich sehe in diesem Modell mehr Probleme als Lösungen. Vor allem dürfte es schwierig sein, im Praxistest zu bestehen.
Nein. Für die Araber habe ich eine Erklärung schon geliefert: Religion.Deine Ur-Hypothese war: Sprachen setzen sich deshalb durch, weil die Bevölkerung der Sprache die sich nicht durchsetzt im Meer der Mehrheitsbevölkerung schlicht verloren geht.
Es gibt aber zahlreiche Beispiele, wo das einfach nicht stimmt (Araber, Römer, Slawen, Türken). Du hast daraufhin eine Hilfshypothese gebildet: Wenn sich die Sprache der Minderheit durchsetzte, dann wurde sie mit Gewalt durchgesetzt. Dementsprechend müssen Goten, Langobarden, Franken, Rugier, Skiren, Sueben und Vandalen richtig nette Leute gewesen sein, denn sie konnte sich ja sprachlich nicht durchsetzen.
Doch – siehe bitte den vorhergehenden Absatz.Wulfilas BibelÜS - Wulfila war auch Arianer - lag auf Gotisch vor, der Codex von Uppsala (Codex Argenteus) als wichtigstes Zeugnis der BibelÜS des Wulfila ist nach allgemeiner Auffassung unter Theoderich dem Großen in Norditalien hergestellt worden, die christliche Religion kann es also nicht gewesen sein, welche die Goten zum Gebrauch des Lateinischen bewegte.
Das ist ein wichtiges Argument: In Europa hatten in fraglichen Zeit Männer das sagen. Sie waren draußen, Frauen drinnen. Und nur draußen brauchte man die Sprache der Herrscher.Zunächst einmal setzt dieser Gedanke voraus, dass die Männer wesentlich stärker in die gesellschaftliche Interaktion eingebunden sind als die Frauen, was wiederum damit korrespondiert, dass Männer eine Vorherrschaft über Frauen ausüben. Ich vermute, dass dies für sehr viele Settings zutreffen wird, jedenfalls dürfte dies in den hier betrachteten historischen Beispielen als gesichert gelten.
Ja, das war bei den Türken der Fall: Sie ließen den Unterworfenen Völkern ihre Sprache und ihre Religion, aber wer in Staatsdienst treten wollte, der musste Moslem werden und natürlich die türkische Sprache sprechen. Hat ein Mann das getan, standen ihm alle Ämter im ganzen Osmanischen Reich offen.Mitunter verlangt eine politische Führung, dass alle Unterworfenen die Regierungssprache lernen.
Dass Südslawen in der Minderheit waren, wage ich zu bezweifeln – was meinst Du konkret?Das ist aber kein allgemein gültiges Muster. So waren z.B. die Araber, Südslawen oder anatolischen Turkvölker in der Minderheit und haben dennoch ihre Sprache in den eroberten Gebieten durchgesetzt. Langobarden, Goten oder Normannen konnten hingegen ihr Idiom nicht dauerhaft verbreiten.
Ob man das Prestige nennen kann (die Sprachen Mesopotamiens und Ägyptens waren schließlich auch Schriftsprachen), sei dahin gestellt, aber wahr ist, dass die Religion die arabische Sprache transportierte.Gegenbeispiel ist die Ausbreitung des Arabischen nach der Expansion der Araber. Arabisch wurde von Mesopotamien bis zum Atlantik gesprochen, ohne dass überall Araber in nennenswertem Umfang ansässig waren. Die Sprache genoss in Verbindung mit der neuen Religion und dem arabisch geschriebenen Koran ein so hohes Prestige, dass auch Ägypter, Libyer oder Berber die Sprache übernahmen.
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