Wie erwartet: Von Schlüter finde ich nichts in meinem alles andere als vollständigen Bestand. Zu Untersuchungen der Bodenbeschaffenheit fand ich bei der schnellen Durchsicht auch nur Aussagen, zu denen keine Quellenangaben gemacht werden. Z.B. Moosbauer und Wilbers-Rost sprechen von Grabungen und Bohrkartierung.
Dann lassen wr den Punkt einfach offen, da findet sich bestimmt noch etwas dazu. Erstmal vielen Dank! Gibt es dazu etwas in "Kalkriese 3"?
Mir ist schon klar, worauf Du hinauswolltest. Du entwirfst dabei nur eine taktische Lage, die innere Widersprüche aufweist.
Die Lage ist widerspruchsfrei abgewickelt. Ich habe allerdings keinen akzeptablen Überblick über die archäologischen Funde, so dass ich da für Hinweise auf Widersprüche dankbar bin.
Vielleicht liegt es daran, dass der Charakter des Abschnittswalls immer wieder gern missverstanden wird. Es handelte sich dabei offensichtlich nicht um ein Verteidigungsbauwerk. Es war eine Angriffsstellung. Von dort aus sind Ausfälle gegen die vorbeiziehenden Truppen vorgetragen worden.
Das erscheint mit eben viel zu theoretisch angepackt.
Ich habe die Funktion des Walls nach
Phasen unterschieden.
Oder anders ausgedrückt: bei einem vor diesem Bereich kollabierenden Heer bekommt der Wall
immer im Verlauf einen Angriffscharakter. Von daher ist der Verweis für den Anlauf nicht weiterführend. Der Wall kann durchaus in einer ersten Phase Defensivcharakter bekommen haben.
Ansonsten ein beispielhaftes Problem zur Zuordnung der Funde: das Maultier kann gut und gerne nach nach Abschluss der Schlacht als Beute unter den Wall geraten sein. Ausgeschlossen wurde - wenn ich das richtig oben gelesen habe - dass es beim Bau beteiligt gewesen ist,
vor der Schlacht ist also ausgeschlossen. Der Rest ist offen.
Du gehst bei Deinen Überlegungen davon aus, dass dies nur möglich gewesen wäre, wenn es irgendeine Sperre gegeben hätte, die den Durchzug bremst. In dem Fall hätte die Sperre während diese Schlacht aber zwangsläufig den größten Druck auszuhalten gehabt.
Genau. Was Du nicht erwähnst ist, dass sich Riegelstellung und Wall durch erzwungene Dispersion der römischen Kräfte in diesem Szenario
unterstützen.
An den Punkt, der den größten Druck auffangen muss, stellt man aber nicht seine schwächsten Kräfte (lediglich Infanterie).
Es gibt keine Dogmen, wir können gerne ab Cannae das relative Gegenteil diskutieren.
Worauf ich dauernd hinzuweisen versuche ist, dass der Wall als Befestigung eine
Aufwertung der relativ schwächsten germanischen Gruppe bewirkt, die der Architekt der Schlacht leicht kalkulieren konnte, wenn er a) die Gesamtstärke der Römer kennt und b) die ungefähre Marschverteilung und Kolonnenlänge.
Wäre Deine Überlegung zutreffend, dann hätten die Germanen mit ihrem Wall den Weg sperren müssen. Ein Wall parallel zum Weg wäre dann nicht unbedingt erforderlich gewesen, da dieser Bereich abseits der "Stoßrichtung" der durchziehenden Truppen lag und bereits durch die natürlichen Gegebenheiten "befestigt" war.
Richtig. Als "Riegel" reicht bei den natürlichen Gegebenheiten ein Verband, der den Durchmarsch abbremst und - sagen wir - für den Streckenkilometer rund um den Kalkrieser Berg um 3,4 Stunden abbremst.
Es ist eine militärische Grundregel, dass man eine feste Stellung nur dann einnimmt, wenn man sicher ist, sie auch halten zu können.
Es gibt keine Grundregel(n), wenn man auf die Militärhistorie blickt.
Aber Du hast recht in Bezug auf den Wall: der ist befestigt worden, und sollte unter allen Umständen bis zum Kollabieren gehalten werden. Danach konnte man von dort ebenfalls zum Angriff übergehen.
Mit dem Riegel hat diese Überlegung der Befestigung nichts zu tun. Das Stichwort "Verzögerung" als Grundidee des Gefechtsbild hatte ich schon gegeben.
Die Grabungsbefunde sprechen eine andere Sprache. Sie zeigen, dass die Krise entlang des Walls eingetreten ist. Die Truppen sind nicht von hinten nach vorn zusammengebrochen. Sie sind vor dem Wall kollabiert. Auf dem Anmarsch zum Wall und später nach dem Durchbruch hatten die Römer die Lage weitgehend im Griff.
MfG
Davon habe ich bislang nichts gelesen. Die Zuordnungen der Fundbilder schließen rein gar nichts aus.
Allerdings würde ich - wieder aus der Militärgeschichte heraus - bei einer Schlacht von 25000+ Beteiligten und einer Ausgangslage von mehreren Kilometern Zuglänge davon abraten, eine Erklärung auf 400*50 oder ...20 Meter vor dem Wall zu suchen. Das kann nur schiefgehen. Man sollte berücksichtigen, was topographisch möglich ist, wenn die Stärken und der Anlauf ungefähr bekannt sind.
P.S. um nochmal zu betonen: ob jeweils Teilkräfte sich am Wall geschlagen haben (etwa 30-50% beider Seiten), oder alles, ist nicht als Fundfrage zu klären. Wäre das anders, müsste schon rein logisch nach dem Fundbil auf eine exakte Zahlenstärke vor dem Wall geschlossen werden können, die in den Vergleich zur vermutlichen Stärke von Varus gerückt werden kann. Die These, dass es weitere hotspots im Gefechtsverlauf gab, ist nur durch Grabungen an den plausiblen Stellen zu falsifizieren. Übrigens: gibt es nicht einige Zufallsfunde am südöstlichen Einschnitt, bzw.
östlich der Kuppe.