Aber in einem Punkt habt ihr schon recht: Das Bauchgefühl, dass da irgendetwas mit der bislang veröffentlichten Version von Kalkriese nicht so ganz stimmt, dass ist imho schon berechtigt. Nur eben war es nicht Caecina, der dafür verantwortlich ist. Das eigentliche Problem ist: Es kann nicht sein, dass die an die 30 km lange Varusschlange feierlich, einer hinter dem anderen, wie die Lemminge, zum Abschlachten in den kleinen Kalkrieser Engpass wanderten.
Über die Münzen kann man sich stundenlang streiten. Da Herr Dr.Moosbauer von der Uni Osnabrück kommt, wird er auch nur die Kalkriese-Befürworter unterstützen. Obwohl seine Äußerungen (auch in Detmold) immer sehr vorsichtig gewählt waren und nicht eindeutig Pro-Kalkriese waren.
Allerdings ist die Aussage, daß die Münzen genau auf das Jahr 9n.Chr. datiert werden können, eindeutig falsch! Die jüngsten Münzen entstammen kurz nach Christi Geburt. Prof.Dr. Wolters sagte in Detmold, daß es einen Germanicus-Münzhorizont nicht geben kann, da die Münzen zwischen 9-16n.Chr. zu 99% identisch sind.
Der Archäologe Stephan Berke (Uni Münster und mit Lehrauftrag für provinzialrömische Archäologie) hält die Festlegung des Ortes Kalkriese für die Varusschlacht als "wissenschaftlich nicht haltbar". In der Zeit zwischen 2-14n.Chr. seien kaum Münzen geprägt worden, die sich exakt einordnen lassen. Diese "zeitliche Unschärfe" erlaube keine punktgenaue Datierung. Und der Erste Direktor der Römisch-Germanischen Komission Prof.Dr. Siegmar von Schnurbein hat in der Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" die Dokumentation der Kalkrieser Grabungsergebnisse außerhalb der Münzen angemahnt. Die Münzen allein sind somit nicht mehr glaubhaft.
Die Kalkrieser Münzen einem Varusmünzhorizont zuzuordnen ist eher Wunschdenken als ein wissenschaftlich haltbarer Beweis! Daher ist das für mich auch kein Beweis der Varusschlacht!
Und die "römischen Lemminge", die sich reihenweise haben abschlachten lassen, ist schlichtweg der Höhepunkt. Aufgrund meiner Nachfrage bei einem Vortrag, erhielt ich die Antwort eines Kalkriese-Befürworters (der von Fr.Dr.Wilbers-Rost unterstützt wurde), daß die Germanen sich hinter dem Wall versteckt hielten und immer wieder, nach kurzen Pausen, dahinter hervorstießen, um den römischen Troß zu überfallen. Anschließend hätten sich die Germanen wieder hinter den Wall zurückgezogen. Und der Wall sei nur Richtung Sumpf eingestürzt, weil die Germanen anscheinend zu "ungeduldig" waren und nachdrängten. Das glaube wer mag....
Bei Paterculus wurden die 3Legionen als Roms beste Legionen beschrieben, es waren somit keine kampfunerfahrene Legionäre. Warum sollen sich diese Legionäre so trottelig verhalten haben? Selbst wenn Varus nicht der geniale Feldherr war, aber er hatte auch seine Legaten, die doch nicht auch so unfähig gewesen sein können?
Wenn ein relativ kleiner Wall 3Legionen aufhalten kann, dann frage ich mich, warum die Kelten und Germanen nicht in jeder Schlacht so einen bauten?
Und es kann bis heute keiner erklären, warum man den Wall parallel zum Weg gebaut hat und nicht vom Hügel zum Sumpf, um somit den Engpaß zu sperren? Das Argument, daß man die Römer nicht reizen wollte, halte ich für nicht schlüssig, da man sie schließlich vernichtet hat!
Dr.Kehne weißt daraufhin, daß ein germanischer Wall nur einen bestimmten Punkt darstellen konnte, auf den sich dann der geballte römische Angriff konzentrieren konnte. Hier konnte man den Feind stellen. Daher ist ein von Germanen gebauter Wall sehr zweifelhaft.