Bei der Wahl der Nationalversammlung 1919 bekam die DNVP 10,3% der Stimmen
Das ist richtig, allerdings wird man betrachten müssen, dass die Wahl im Januar 1919 noch ganz im Zeichen der Revolution und der Abwicklung des Krieges stand und die Wünsche der DNVP zur Monarchie zurück zu kehren in dieser Situation hochproblematisch erscheinen mussten, da sie ein mögliches Friedenshinderniss dargestellt hätten.
Zudem lagen die endgültigen Friedensbedingungen zu diesem noch nicht auf dem Tisch, so dass noch reichlich Spielraum vorhanden war um sich darüber Illusionen zu machen und einige Probleme, die für die Gesellschaft der Weimarer Republik dann charakteristisch werden sollten, in dieser Form noch nicht gegeben waren.
Was die Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt Ende 1918/Anfang 1919 in Sachen Frieden wissen konnte, war, dass man Elsass-Lothringen und Posen loswerden würde und man Reparationen in einer bislang nicht ausgewiesenen Höhe würde bezahlen müssen.
Wenn es bei diesen absehbaren Dingen geblieben wäre, hätte sich möglicherweise auch in den 1920er und 1930er Jahren eine andere Stimmung etabliert.
Nur kippte die politische Stimmung spätestens mit dem Bekanntwerden der endgültigen Fiedensbedingungen in der ersten Jahreshälfte 1919, was sich am Kontrast des Wahlergebnisses vom Januar 1919 gegenüber allen anderen Reichstagswahlergnissen der Weimarer Zeit ablesen lässt, so republiktreu wi 1919 wählte die Bevölkerung in der Weimarer Republik nie wieder.
Kommt bei der Wahl 1919 noch dazu, dass diese zeitlich unmittelbar mit den Revolutionären Auseinandersetzungen in Berlin zusammenhing.
Das auftreten der Freikorpsverbände und das auf die Zivilbevölkerung wenig Rücksicht nehmende Vorgehen derselben bei der Niederschlagung Spartakusaufstands dürfte den Beführwortern der radikalen Rechten in dieser Situation keine besonderen Sympathien eingebracht haben.
Als am 19. Januar 1919 gewählt wurde, lagen die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gerade einmal 4 Tage zurück, die Niederschlagung des Spartakusaufstands gerade einmal eine Woche.
Insofern fand diese Wahl unter auch für Weimarer Verhältnisse ungewöhnlichen Umständen statt.
Bereits bei den Wahlen im Jahr darauf, holte die DNVP 15% der Stimmen und einschließlich der Wahl 1928 blieb sie in den kommenden 10 Jahren stets zwischen 14 und 21%
Das ändert sich erst im September 1930 deutlich, als die DNVP ihr Wahlergebnis von 1928 (14,2%) auf glatt 7% mehr als halbierte.
Bei der gleichen wahl legte die NSDAP um mehr als 15% zu, von 2,6% 1928 auf 18,3% 1930 und das trotz des Umstands, dass der Führungswechsel von Graf Westarp zu Hugenberg in der DNVP 1928 für eine deutliche Radikalisierung der Partei sorgte.
Betrachtet man die Wahl 1919 als Ausreißer unter gesonderten Bedingungenkonnte die DNVP in den 10 Jahren und in 4 Reichstagswahlen von 1920 bis 1930 stehts einen Anteil von 14-20% der Wahler an sich binden, extreme Wählerverluste fuhr die Partei erst in den letzten knapp 2,5 Jahren der Republik ein mit einem Absturz auf zeitweise weniger als 6% der Wähler.
Ich meine wenn eine Partei über 10 Jahre lang mehr als 14% der Wähler auf sich vereinigen konnte und in den kommenden 2,5 Jahren auf Ergebnisse abstürzte, die sich in etwa auf die Hälfte des unteren Endes ihrer früheren Wählerspanne beliefen, kann man durchaus vom Verlust von Teilen der Stammwählerschaft/Kernklientel sprechen.
Von den nicht-sozialistischen und nicht-katholischen Parteien war die DNVP jedenfalls die einzige, die von der NSDAP nicht völlig marginalisiert wurde.
Dieses Urteil kann ich so nicht teilen, denn insofern sich die DNVP seit sie von Hugenberg angeführt wurde, sich wieder dezidiert republikfeindlich verhielt, war sei eigentlich die einzige Partei ohne reale Machtoption in der Weimarer Republik.
Sich in einer demokratischen Regierung beteiligen funktionierte mit einem Hugenberg, dessen Zeitungen unaufhörlich gegen die Republik ätzten und mit einem republikfeindlichen Stahlhelmbund im Schlepp nicht mehr. Das war schon unter Westarp immer eine Hängepartie, die von der Grundbedingung abhing, dass sich die DNVP an einer Regieerung nur beteiligen würde, wenn die SPD außen vor bliebe.
An einen Hugenbeerg, der sich mit der SPD arrangieren würde um regieren zu können war nicht zu denken.
Bei einem rechtsgerichteeten Umsturz konnte die DNVP kaum hoffen sich gegen die inzwischen doppelt und drei mal so starke NSDAP durchzusetzen.
Insofern war die DNVP in ihrer Situation seit 1930 vollkommen marginalisiert, sie begriff das nur nicht.
Wobei ich nicht glaube, dass das am Antisemitismus lag. Die Stammwähler der DNVP trauerten vermutlich vor allem dem Kaiserreich hinterher.
Weiter oben ist der Begriff "Markenkern" gefallen. Der eigentliche Markenkern der DNVP bestand bis zur Wahl 1930 vor allem darin die einzige ernstzunehmende Rechtsaußen-Partei der Weimarer Republik zu sein, die eine reale Machtoption besaß.
Das änderte sich zwischen 1928 und 1930.
Das liegt möglicherweise daran, dass sich die DNVP zwischen 1924 und 1928 bereit erklärte sich in das Weimarer System einbinden zu lassen und insofern in dieser Zeit möglicherweise Probleme hatte sich glaubhaft wieder als eine antirepublikanische Partei zu präsentieren.
Ich denke nicht, dass im Besonderen für die ländlichen Unter- und Mittelschichten in Ostelbien, die die DNVP bis zum Ende der 1920er Jahre binden konnte, die Frage der Restauration der Monarchie eine so große Rolle gespielt hat.
Angesichts der Grenzfragen mit Polen und des "Kulturkampfes", den sowohl die deutsche, als auch die polnische Seite in den 1920er Jahren in den Grenzgebieten betrieb, dürfte auch eine Orientirung an nationalistischen Einstellungn, Jedenfalls in Ostpreußen und den übrigen Grenzgebieten eine Rollee gspielt haben und das verkörpeerte vor 1928 vor allen Dingen die DNVP.
Möglicherweise ging die Bevölkerung die von der kriselnden Landwirtschaft lebte auch davon aus, dass es ihr am Ende besser ginge, wenn sie nur die DNVP weniger als Restaurationspartei, als viel mehr als Argar-Lobby-Partei stark machte, lernte aber im Laufe der 1920er Jahre auch durch die Regieerungsbeeteiligung der DNVP zwischen 1924 und 1928, dass das so nicht funktionierte und orientierte sich deswegen anders.