Maneaters! menschenfressende Raubtiere

#22 Balticbirdy, 16.12.2010
Interessant finde ich, dass es keine einzige belegte Attacke von freilebenden Orcas auf Menschen gibt. Es gibt spektakuläre Dokus, wo Taucher mit ihnen schwimmen und sie aus der Hand füttern. Man muss aber sagen, dass es sich dabei um in Fjorden ortsfeste Walclans handelt, die von Lachsen und Heringen leben. Bei mobilen Hochsee-Orcas, die Delphine und Robben erbeuten, ja sogar Großwale angreifen, würde ich von einer Nachahmung dringend abraten.
 
#23 + #24 Galeotto, 16.12.2010
Soviel ich weiß, sind Schwertwale, die in, traurigerweise Delfinarien gehalten werden, ausnahmslos aus fischfressenden Rudeln entnommen.

#20 Balticbirdy, 16.12.2010

Auf dem Alexanderzug fielen am Indus einige unvorsichtige Makedonen Krokodilen (ganz sicher Sumpfkrokodil ? Wikipedia ) zum Opfer. Daraus resultierte der Schluss, man sei am Nil und könne nach Hause kommen, indem man einfach abwärts fährt.
Es könnte sich aber auch um die viel aggressiveren und größeren Leistenkrokodile gehandelt haben, die früher auch eine weitere Verbreitung in Indien hatten als heute.
 
#26 balticbirdy, 16.12.2010
#23 + #24 Galeotto, 16.12.2010
Es könnte sich aber auch um die viel aggressiveren und größeren Leistenkrokodile gehandelt haben, die früher auch eine weitere Verbreitung in Indien hatten als heute.
Glaube ich nicht. Leistenkrokodile (Salties) sind eigentlich Brackwasserbewohner und kamen auch früher in Indien nur an der Ostküste bis hinunter nach Sri Lanka vor. Für die fast jährlichen Todesfälle in Australien (siehe Hinweistafel unten) sind sie verantwortlich.

Welche horrenden Menschenverluste bei Großkatzen ein einzelner spezialisierter man-eater hervorrufen konnte, siehe hier:
Champawat Tiger - Wikipedia, the free encyclopedia
http://en.wikipedia.org/wiki/Tigers_of_Chowgarh
Einen bekannten Kollegen hat es auch schon mal erwischt.
http://en.wikipedia.org/wiki/David_Hunt_(ornithologist)
 
#27 Gandolf, 16.12.2010
Die Haiangriffe an der Küste von New Jersey (1916)waren Anregung für Peter Benchleys Roman Der Weiße Hai (1974) und dieser wiederum Basis für Spielbergs Film (1975). Aber eigentlich ist der Hai kein Maneater. Bei Haibissen soll es sich zumeist um Gaumenbisse handeln, bei denen der Hai schmeckt, dass er keine leckere Robe vor sich hat sondern einen schlecht schmeckenden Menschen.
 
#28 Bdaian, 16.12.2010
Im Film wird auch von den Haiangriffen auf die Schiffbrüchigen der USS Indianapolis gesprochen. Das ist m.W. historisch belegt.
 
#30 + 31 Galeotto, 16.12.2010 + 17.12.2010
Bei der Indianapolis handelte es sich aber nicht um weiße Haie sondern Weißspitzen-Hochseehaie, dieselbe Art,wie der, der kürzlich die Frau im roten Meer angegriffen hat.

In der Antike schien man ein entspannteres Verhältnis zu Haien zu haben. Plinius schrieb in seiner "Naturgeschichte" über Schwammtaucher und Haie: "...stürzen sich auf die Leisten, Fersen und alle helleren Körperteile. Die einzige Möglichkeit sich ihrer zu erwehren, besteht darin , direkt auf sie loszuschwimmen und sie zu erschrecken, denn sie fürchten den Menschen nicht weniger, als er sie fürchtet. Auf dem Grund der See sind die Voraussetzungen gleich, aber an der Oberfläche angelangt, ist der Taucher sehr im Nachteil, da er, wenn er das Wasser verlassen will, seinem Feind den Rücken zukehren muss."
Damals gab es noch viele Haiarten im Mittelmeer.
 
#32 Bdaian, 17.12.2010
#31 Galeotto, 17.12.2010
In der Antike schien man ein entspannteres Verhältnis zu Haien zu haben. Plinius schrieb in seiner "Naturgeschichte" über Schwammtaucher und Haie: "...stürzen sich auf die Leisten, Fersen und alle helleren Körperteile. Die einzige Möglichkeit sich ihrer zu erwehren, besteht darin , direkt auf sie loszuschwimmen und sie zu erschrecken, denn sie fürchten den Menschen nicht weniger, als er sie fürchtet. Auf dem Grund der See sind die Voraussetzungen gleich, aber an der Oberfläche angelangt, ist der Taucher sehr im Nachteil, da er, wenn er das Wasser verlassen will, seinem Feind den Rücken zukehren muss."
Damals gab es noch viele Haiarten im Mittelmeer.
Hans Hass hat Haie abgewehrt, indem er Sie unter Wasser anschrie. Bei ihm hat es funktioniert.
 
#33 balticbirdy, 17.12.2010
#31 Galeotto, 17.12.2010
Damals gab es noch viele Haiarten im Mittelmeer.
Viel mehr Haie bestimmt, aber bestimmt nicht viel mehr Haiarten. Was die Wenigsten wissen: Selbst der berüchtigte Weiße Hai ist nach wie vor in einigen mediterranen Meeresgebieten (z.B. bei Sardinien) fest ansässig. Cousteau nahm öfter mal einen "Haistock" mit, der nicht mehr war als der Name sagt. Falls sie zu neugierig und aufdringlich wurden, wurde einfach mal eins übergebraten...
 
#34 Galeotto, 17.12.2010
Auch in der Adria kommt der weiße Hai vor. 2005 wurde das letzte Mal einer vor Istrien gesichtet.
 
#35 Gandolf, 17.12.2010
balticbirdy:
Nein, reicht nicht betr. "man-eater".
In der Hinsicht gebe ich Dir beim Pilotwal/Grindwal recht. Da habe ich mich zu sehr auf Deine Formulierung "keine Attacke" gestürzt.

Beim Orca hast Du ja selbst geschrieben, dass Du davon abrätst, die Begegnung mit dem Hochseeorca zu suchen.:p

Da schließt sich dann auch der Kreis zu den Schiffbrüchigen der USS Indianapolis. Wenn der Mensch in solche Lebensräume eindringt, macht er sich auch selbst zur Beute.

Bei den Haien in Strandnähe kommt es zu den meisten Attacken aufgrund von Verwechslungen oder auch weil der Mensch zu aufdringlich ist.
 
#36 Brissotin, 17.12.2010

Also ich finde, das ist ein absolut historisches Thema.
Das Zusammenleben (wechselseitig) von Tier und Mensch beschäftigt den Menschen seit Menschengedenken. Ich denke da an ein Epigramm, eines der ersten antiken Werke das ich je im O-Ton anschaute, das ich im Lateinunterricht las und worin ein Kind auf einem Wal reitet (wenn ich mich recht entsinne). Dann denke ich an all die Jagdmuseen in Dtl. mit Exponaten zu der überaus spannenden Geschichte des Kampfes zwischen Tier und Mensch. Bis ins 18.Jh. hinein war die Jagd mit der Saufeder und andere Jagdarten ein gefährlicher Sport, der für mich teilw. eher etwas von einem Männlichkeitsritual an sich hat - man will zeigen, was man drauf hat, dass man ein richtiger Kerl ist. Kraftmeierei, nicht nur bei August II. von Polen, spielte da bestimmt eine Rolle.

Das Gegenteil vom maneater haben wir in der Hagensage vor uns. (Wenn ich jetzt nix verwechsle.) Hagen wird darin als kleines Kind von einem Greifvogel entführt und irgendwie später gerettet. Leider habe ich den Schluss vergessen, kann mich nur noch an das Wehklagen der Umstehenden entsinnen, als Hagen davon getragen wurde.

Dass der Mensch sowas wie eine Urangst vor Tieren hat, halte ich nur für logisch. Vielleicht geht das Menschen, die überhaupt nicht mit der Natur in dem Sinne in Kontakt treten, dann auch ab (Ich denke jetzt an Großstädter, der wohlmöglich nie mal tiefer in einen Wald rein gegangen sind, wo sonst keine Menschen waren.).

Vielleicht eher im Sinne des Threads: Ich habe den alten Thread zur Bestie von Gévaudan wiedergefunden. http://www.geschichtsforum.de/f55/bestie-vom-g-vaudan-17181/
Ob wohl die Dimensionen von dem Vieh auf dem Stich stimmen: Datei:Wolf of Chazes.jpg ? Wikipedia ? Sieht ja schon gewaltig aus. :angsthab:
 
#37 Wilfried, 17.12.2010

Was mir auffällt, der Wolf ist ein böser Feind der Frauen und Kinder frißt.
Seit 100 jahren gibt es bis auf eine Ausnahme keine gesicherten Fälle.
Bären in Nordamerika griffen Menschen an, verletzten sie oder töteten.
In Europa kommt es nach der Überlieferung NIE zu solchen Vorfällen, und wenn, dann hat der Mensch schuld. Irgendwie komisch
 
#38 Galeotto, 17.12.2010
#37 Wilfried, 17.12.2010
In Europa kommt es nach der Überlieferung NIE zu solchen Vorfällen, und wenn, dann hat der Mensch schuld. Irgendwie komisch
In Rumänien und Bulgarien ist es schon mehrfach zu Bärenangriffen auf Menschen gekommen, die auch teilweise tödlich verliefen.
 
#39 Scorpio, 17.12.2010
#36 Brissotin, 17.12.2010

Also ich finde, das ist ein absolut historisches Thema.
Das Zusammenleben (wechselseitig) von Tier und Mensch beschäftigt den Menschen seit Menschengedenken. Ich denke da an ein Epigramm, eines der ersten antiken Werke das ich je im O-Ton anschaute, das ich im Lateinunterricht las und worin ein Kind auf einem Wal reitet (wenn ich mich recht entsinne). Dann denke ich an all die Jagdmuseen in Dtl. mit Exponaten zu der überaus spannenden Geschichte des Kampfes zwischen Tier und Mensch. Bis ins 18.Jh. hinein war die Jagd mit der Saufeder und andere Jagdarten ein gefährlicher Sport, der für mich teilw. eher etwas von einem Männlichkeitsritual an sich hat - man will zeigen, was man drauf hat, dass man ein richtiger Kerl ist. Kraftmeierei, nicht nur bei August II. von Polen, spielte da bestimmt eine Rolle.

Das Gegenteil vom maneater haben wir in der Hagensage vor uns. (Wenn ich jetzt nix verwechsle.) Hagen wird darin als kleines Kind von einem Greifvogel entführt und irgendwie später gerettet. Leider habe ich den Schluss vergessen, kann mich nur noch an das Wehklagen der Umstehenden entsinnen, als Hagen davon getragen wurde.

Dass der Mensch sowas wie eine Urangst vor Tieren hat, halte ich nur für logisch. Vielleicht geht das Menschen, die überhaupt nicht mit der Natur in dem Sinne in Kontakt treten, dann auch ab (Ich denke jetzt an Großstädter, der wohlmöglich nie mal tiefer in einen Wald rein gegangen sind, wo sonst keine Menschen waren.).

Vielleicht eher im Sinne des Threads: Ich habe den alten Thread zur Bestie von Gévaudan wiedergefunden. http://www.geschichtsforum.de/f55/bestie-vom-g-vaudan-17181/
Ob wohl die Dimensionen von dem Vieh auf dem Stich stimmen: Datei:Wolf of Chazes.jpg ? Wikipedia ? Sieht ja schon gewaltig aus. :angsthab:
Genau das meinte ich, als ich schrieb, dass nicht nur das Ökosystem etwas Unwiederbringliches verliert, wenn die großen "Gipfelräuber" aussterben, sondern dass auch die Menschheit etwas verliert, wenn es die großen Predatoren nur noch in naturkundlichen Sammlungen oder Zoos gibt.

Sicher, kaum jemand ist in punkto Phantasie so arm, dass er sich nicht irgendwann die Frage gestellt hat, wie er sich gegenüber einem ausgebrochenen Löwen verhält, ohne dass leicht zu erklimmende Bäume in der Nähe wären. Doch im kollektiven Gedächtnis sind Löwen afrikanische Tiere, die in Savannen leben.

Dass sie einstmals von Indien bis Griechenland verbreitet waren, dass sie Monsun- und mediterrane -Wälder bewohnten, in borealen Nadelwäldern heimisch waren. Die Pharaonen jagten sie wie die assyrischen Könige. die makedonischen Löwen schnabulierten am liebsten die Kamele des Xerxes. Das Imperium Romanum mit seiner Vorliebe für Venationes war eine "Populationssenke" für asiatische Löwen, aber dennoch überlebten sie stellenweise bis ins 19. JHd. All die Gleichnisse Homers beziehen sich auf panthera leo persica, doch hätte nicht ein indischer Nabod im Gir- Forrest park schutzmaßnahmen ergriffen, der asiatische Löwe wäre verschwunden wie der Bali- Java- und kaspische Tiger, wie der Atlasbär, der Berber- und Kaplöwe, der kalifornische Grizzly, der Wüstenelefant, die Wandertaube, etc, etc.... Es waren einmal asiatische Löwen...
 
#40 + 41 Balticbirdy, 17.12.2010
Da fallen mir übrigens die diversen Pseudo-Dokus von Nat Geo Wild ein. The deathly dozen. 12 Gründe, warum man im Urlaub daheim bleiben sollte. Vom Tiger bis zur Schwarzen Witwe (Spinne). Solchen Sch... zieht man sich per Satellit rein, wenn man auf der offenen Nordsee Nachtwache hat und nicht gerade an Deck sein muss...

#37 Wilfried, 17.12.2010

Was mir auffällt, der Wolf ist ein böser Feind der Frauen und Kinder frißt.
Seit 100 jahren gibt es bis auf eine Ausnahme keine gesicherten Fälle.
Bären in Nordamerika griffen Menschen an, verletzten sie oder töteten.
In Europa kommt es nach der Überlieferung NIE zu solchen Vorfällen, und wenn, dann hat der Mensch schuld. Irgendwie komisch

Es gibt durchaus für den Menschen tödliche Begegnungen mit Bären. Aber nie sieht der Bär im Menschen eine natürliche Beute zum Fressen. Der "Bärenflüsterer"
DER SPIEGEL 33/2005 - Der Bärenflüsterer
ist einfach zu weit gegangen und leichtsinnig geworden.
 
#42 Scorpio, 17.12.2010
#37 Wilfried, 17.12.2010

Was mir auffällt, der Wolf ist ein böser Feind der Frauen und Kinder frißt.
Seit 100 jahren gibt es bis auf eine Ausnahme keine gesicherten Fälle.
Bären in Nordamerika griffen Menschen an, verletzten sie oder töteten.
In Europa kommt es nach der Überlieferung NIE zu solchen Vorfällen, und wenn, dann hat der Mensch schuld. Irgendwie komisch

Der Wolf ist ein hochentwickelter Beutegreifer, der das, was er zu überwältigen im Stande ist, frisst. Durch Habitatschwund, übermäßige Bejagung, Kriege und Seuchen kann es dazu kommen, dass die Haustiere des Menschen oder fatalerweise der Mensch selbst zur Beute wird.

Die Einstellung des Menschen zu den großen Beutegreifern ist ambivalent. Wölfe, Bären, Leoparden wurden/werden je nach Standpunkt entweder als ebenbürtige oder überlegene Jäger, Beute- und Nahrungskonkurrenten oder eben als blutgierige Bestien, die Nutztiere reißen, als Synonym für Sündhaftigkeit oder gar als Symbol des Teufels erklärt.


Bei der Geschichte um "Problembär" Bruno oder bei der Wiederkehr des Wolfs wurde einmal wieder deutlich, wie sehr die großen Beutegreifer bereits dem Bewusstsein entfremdet sind.

Dazu kommen die Halbwahrheiten und Bekundungen, zu denen man sich aus Rücksichtnahme auf die "Politische Korrektheit" verpflichtet fühlt.

Da freut man sich dann, einen "normal sich verhaltenden Bären" in Deutschland zu haben, nachdem man sich mit "sogenannten Experten" hat "austauschen müssen". "Problembär" Bruno war so süß und putzig, Eisbär Knut lockte Tausende von Besuchern in den Berliner Zoo, und all die Tierfreunde wunderten sich, dass der tapsige Knut irgendwann nicht mehr mit seinem Mentor spielen konnte, weil ursus maritimus Knut zahnte und inzwischen, wie furchtbar bei einem Raubtier, so kräftig geworden war, dass er seinen Pfleger aus Versehen hätte zu Tode spielen können.

Man nimmt hin, dass Japan aus wissenschaftlichen Gründen 5000 Zwergwale im Jahr tötet, für zwei im Packeis eingeschlossene Wale wird eine Rettungsaktion gestartet. Das Schicksal der Orcas ist der Menschheit wurst, aber Tausende fiebern tränenreich mit einem domestizierten Orca namens Keiko/ Willy, der sich in Freiheit gar nicht mehr zurechtfinden konnte.

Die Angst vorm Menschenfresser zu beschwören, mag unfair erscheinen, wird doch damit die Angst der Unwissenden noch getoppt. Für die ist nämlich das Schlimmste, was sie sich vorstellen können, dass ein Raubtier das neue Auto zerkratzen könnte.

"Stellen Sie sich vor, was da hätte passieren können, wenn die äh, praktisch, äh, dem Bären begegnet wären!"

Mit Berichten von Maneaters kommt man in den Verdacht, dieser lodengewandeten Hardlinerfraktion von rechtskonservativen Jägern und Bauernverbandsvorsitzenden das Wort zu reden, die den Wolf und Luchs aus Futter- oder besser Jagdneid hassen.

Wenn man sich als aufgeklärten Naturschützer und politisch korrekten Zeitgenossen sieht, wird dann "der Wolf", der "Bär", sofern er möglichst weit entfernt vorkommt und nicht die eigenen ökologisch wertvollen Heidschnucken oder den putzigen, überfütterten Zwerg- Labrador von Madame verspeist, generell für harmlos erklärt.

In Entwicklungsländern aber fordert man von den Einheimischen Toleranz für menschenfressende Raubtiere, denn es sind ja nur ein paar Schwarze, die draufgehen, und die sind womöglich "selber schuld", warum muss man als illegaler Einwanderer auch nachts durch den Krüger- Nationalpark laufen.
 
#43 Wilfried, 17.12.2010

Mich wundert nur die jahrhunderte alte? irrationale Sichtweise. Ein Bär , der Menschen tötet, naja, passiert.
Ein Wolf , ein Löwe etc. grosses Drama.
Mir jedenfalls ist ein Wolf auf 10m Entfernung deutlich lieber als ne Bache mit Frischlingen. Von einem Bären ganz zu schweigen.
Aber in der Überlieferung ist der Wolf der Böse
 
#44 Scorpio, 17.12.2010

Löwen, Tiger und Bären wurden in Europa oder Asien nicht nur gefürchtet, sondern auch bewundert. Es handelte sich um feudales Wild, das nicht jedermann erlegen durfte. in der Heraldik spielten diese Tiere eine Rolle, und da die Jagd allemal die diskreteste Form der Bestechung darstellt, wurde in den Eheverträgen mancher indischer Radjas der Tigerbestand garantiert. In vielen Sagen und Legenden spielen Bären eine Rolle als verwandte oder Brüder des Menschen.

Wölfe dagegen wurden seit der Antike systematisch bekämpft. In der germanischen Mythologie galt er als gefährte Odins, während er seit der Christianisierung schlicht als das Böse schlechthin galt. Durch den mittelalterlichen Brauch, Vieh im Wald weiden zu lassen, wurden Wölfe geradezu zum essen eingeladen, was sie aber bestimmt nicht beliebter machte, wenn sie es taten. Der Verlust eines Schafs, einer Ziege, einer Kuh wog schwer für einen Bauern. dazu wurden jahrhundertelang Abschussprämien für Wölfe gezahlt, und die Einstellung gegenüber dem Wolf änderte sich, wenn überhaupt erst seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Und ob Ratio und Vernunft, ob Differenzierung und respektvolle Bewunderung überhaupt die Urangst vorm "bösen Wolf" überlagern können, die in Europa seit einigen Jahrhunderten kultiviert wurde, darf man in Frage stellen.

Vor ein paar Monaten beobachtete ich einmal eine Mutter mit zwei kleineren Kindern so um die 3 Jahre alt. Die Kids hatten diese wunderbare Neugier, die einen manchmal so nerven kann. Die Kinder wollten alles wissen, was auf der Tafel stand. Sie staunten dass Wölfe über 50km schnell laufen können, dass sie hervorragende Jäger sind, die selbst Hirsche und Elche zur Strecke bringen können, dass sie sehr sozial sind und im Familienverband leben, dass man sie jahrhundertelang missverstanden hat.

"Was ist missverstehen, mama!

"Das ist, wenn man etwas falsch versteht, was einem ein anderer sagt- komm jetzt her!"

"Aber Wölfe können doch gar nicht reden, oder?"

"Äh, nee, eigentlich nicht... komm jetzt her!"

"und was macht der Wolf, wenn da jetzt kein Zaun wäre?"

"Dann frisst er dich auf! Ich hab doch gesagt, komm her!"
 
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