Varus zieht im Spätsommer des Jahres 9 mit den Legionen XVII., XVIII. und XIX. Legion (Namen der Legionskommandeure/Legaten sind nicht bekannt) entlang der Lippe, der Signalkette und der dortigen Römerlager in Haltern, Anreppen, etc. entlang, um östlich von Paderborn zwischen Teutoburger Wald und Eggegebirge im Bereich der Mittleren Weser eine Strafexpedition gegen abtrünnige Cherusker zu starten.
@Signalkette: eine solche ist nicht nachgewiesen
@Anreppen: Anreppen war vermutlich nicht mehr in Betrieb
@Strafexpedition gegen abtrünnige Cherusker: hier geht mal wieder deine Phantasie mit dir durch. Alle Quellen sind sich darin einig - was deshalb zwar nicht zwingend stimmen muss, aber das ist jetzt erst mal egal - dass bis zum Überfall auf Varus und seine Detachments die Cherusker mit den Römern zu kooperieren schienen. Nur eine einzige Quelle - Cassius Dio - berichtet davon, dass ein ungenannter „weit entfernter“ Stamm Rabatz machte, weshalb Varus in unbestimmter Richtung von der Weser wegzog. Dabei wurde er zunächst von den Cheruskern geführt und dann von diesen überfallen. Man muss diesen Verkauf der Ereignisse nicht zwingend glauben, aber das berechtigt nicht, ihn durch eigene Phantastereien zu ersetzen.
 
Nein, Nein lieber Quijote, Du missverstehst mich da komplett.
Es sind nicht meine Phantastereien, sondern es sind Begrifflichkeiten, die ich gelesen habe. Und da muss es zwei Ereignisse A und B gegeben haben.

Es muss ja ein Ereignis A, nennen wir es mal so, gegeben, welches Varus veranlasst hat, mit 3 Legionen gegen die Mittlere Weser zu marschieren.
Hier muss ja etwas Bedeutendes vorgefallen sein, die eine kostspielige Operation (wenn Dir der Begriff Strafexpedition nicht gefällt) rechtfertigt.
Wir müssen uns vor Augen führen, es ist Spätsommer/Frühherbst und das Wetter kann schnell umschlagen. Herbstregen, früher Schneefall, etc.
Heißt für mich: die Römer müssen, was auch immer sie da unternehmen, auf die Tube drücken, um wohlbehalten an den sicheren Rhein zurückzukehren.

Wo immer sich die Römer an der Weser aufgehalten haben, Holzminden oder Minden, von dort aus muss es dann das Ereignis B gegeben haben, welches die Römer nach ihrer Weseroperation oder dem vorzeitigen Abbruch derer, veranlasst, eben nicht den gleichen Rückweg zu nehmen auf dem sie gekommen waren.
Wahrscheinlich ist es aber Stand jetzt immer noch nicht gesichert, wo sich der exakte Hinmarsch abgespielt hatte. Die Lippe hoch und dann diesen Engpass zwischen Teutoburger Wald und Eggegebirge an die Weser.

Von der Weser aus, sind mMn nur zwei Routen plausibel:
1.) Südlich des Wiehengebirges Bad Oeynhausen - Löhne - Bünde - Melle - Osnabrück und von dort aus durch das Wiehengebirge bis an den Kalkrieser Berg
oder
2.) Nördlich des Wiehengebirges Minden - Lübbecke - Bad Essen - Bramsche, Kalkriese liegt davor

Aber wo waren denn die Schluchten, von denen immer die Rede war. Doch nur in den Bergzügen Wiehengebirge und/oder Teutoburger Wald?

-------------------------------
Und die cheruskischen Auxilien (vielleicht auch andere Stämme beteiligt) waren auf einmal weg. Verbindung abgerissen.
Legionen ohne Fühler/Augen tappen blind in den Hinterhalt.
Und in genau diesem liegen die Stämme (Cherusker, Chatten, Angrivarier, Brukterer und Marser) in Stellung und warten auf den Moment, um loszuschlagen.
Anscheinend zeitgleich mit diesem Jahrhundertorkan. Alptraumhafte Landschaft, Windbruch mit umgestürzten Bäumen, durch Regen aufgeweichter Boden, etc.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sind nicht meine Phantastereien, sondern es sind Begrifflichkeiten, die ich gelesen habe. Und da muss es zwei Ereignisse A und B gegeben haben.
Ich weiß weder WELCHE "Begrifflichkeiten" du gelesen hast, noch WO.

Es muss ja ein Ereignis A, nennen wir es mal so, gegeben, welches Varus veranlasst hat, mit 3 Legionen gegen die Mittlere Weser zu marschieren.
Hier muss ja etwas Bedeutendes vorgefallen sein, die eine kostspielige Operation (wenn Dir der Begriff Strafexpedition nicht gefällt) rechtfertigt.
Es "muss" überhaupt nichts. Die Quellen besagen ausdrücklich, dass Frieden herrschte und der Überfall auf Varus überraschend kam, es ist von Vertragsbruch die Rede. Wir können das alles anzweifeln, aber das berechtigt uns nicht, eine durch die Quellen nicht gedeckte Alternativerzählung zu erfinden.

Die Weser kommt überhaupt erst mit Cassius Dio ins Spiel, 200 Jahre nach der Schlacht, die anderen Quellen erwähnen sie im Zusammenhang mit der Varusschlacht nicht.

Heißt für mich: die Römer müssen, was auch immer sie da unternehmen, auf die Tube drücken, um wohlbehalten an den sicheren Rhein zurückzukehren.
Schneefall im Spätsommer/Frühherbst?
Wie konnten die Römer eigentlich ein Weltreich von der Sahara bis nach Schottland und vom Atlantik bis zum Euphrat erobern und halten, wenn sie solche Weicheier waren, denen ein bisschen Schnee oder Regen etwas ausmachte?

dem vorzeitigen Abbruch derer, veranlasst, eben nicht den gleichen Rückweg zu nehmen auf dem sie gekommen waren.
Selbst wenn du einseitig Cassius Dio folgst: auch der erzählt nix von einem Abbruch einer "Operation". Im Gegenteil, er erzählt, dass Varus sich sorglos verhalten habe und seine Truppen auf Bitten der Germanen auf verschiedene Standorte verteilt habe (hier steht der Narrativ des Cassius Dio im Widerspruch zum Narrativ des Tacitus; die Narrative der frühen Quellen (Manilius, Ovid) betrauern noch den Tod des Varus, aber ab Velleius Paterculus wird Varus vorgeworfen, Schuld am Aufstand und an der Niederlage zu sein. Leider geben uns die frühen Quellen keine Detail.
 
Wollte hier eigentlich eine kleine Karte zur möglichen Marschroute Holzminden - Kalkriese; Minden - Kalkriese einfügen, geht aber wohl nicht über den Desktop.
 
Anscheinend zeitgleich mit diesem Jahrhundertorkan. Alptraumhafte Landschaft, Windbruch mit umgestürzten Bäumen, durch Regen aufgeweichter Boden, etc.
Ach bitte nicht schon wieder diese Diskussion mit dem Sturm, der nur die Römer behindert und Bäume auf sie stürzen lässt, nicht aber [auf] die Germanen.

Der ganze Wetternarrativ kommt NUR bei Cassius Dio vor, 200 Jahre nach der Schlacht. Stell dir vor, ich würde mit neuen Infos zu Waterloo aufwarten, die keine zeitgenössische Quelle kennt.
 
https://www.focus.de/wissen/mensch/...nt-2000-jahre-varusschlacht-7_id_1716228.html 2000 Jahre Varusschlacht Der Todesmarsch beginnt

Varus verlässt sein Sommerlager in Germanien und wählt einen Umweg, um einen Aufstand en passant niederzuschlagen. Ein verhängnisvoller Fehler. Beunruhigende Nachrichten erreichten Varus im September 9 nach Christus, als er mit drei Legionen mitten in Germanien an der Weser lagerte. Erst warnte ihn der cheruskische Adlige Segestes vor einer Verschwörung, aber das nahm der erfahrene Statthalter nicht ernst (siehe Teil 5). Besorgniserregender fand der 54-Jährige die Berichte, nach denen ein entfernterer Stamm gegen Rom rebellierte. [Waren das nicht die Brukterer in deren äußersten Siedlungsgebiet?] Varus reagierte prompt und entschlossen: Er befahl seinen Legionen, sich in das Aufstandsgebiet zu begeben, um die Revolte im Keim zu ersticken. Praktisch war dabei aus Varus’ Sicht, dass der Unruheherd fast auf der Route lag, auf der die Armee üblicherweise zu ihren Winterquartieren am Rhein zog. Die folgende Schlachtschilderung geht daher von der Annahme aus, dass die Varuslegionen aus der Gegend um Minden nach Kalkriese zogen. Dann ergibt sich eine logische Marschroute, wie etwa der Historiker Ralf Jahn in seiner Dissertation „Der römisch-germanische Krieg 9 -16 n. Chr.“ darlegt: Es ist der Hellweg vor dem Sandforde, eine uralte Ost-West-Trasse, auf der Händler schon Jahrhunderte vor Christi Geburt wanderten. Der Trampelpfad folgt dem Nordrand des Wiehengebirges, einer langgestreckten Mittelgebirgskette, die ab Minden westwärts „wie eine lange Mauer fast geradlinig sich hinzieht und einem Heer den Weg selbst zu zeigen scheint“. So formulierte es der große Historiker Theodor Mommsen, der bereits 1885 die These vertrat, auf jener Route seien die Varuslegionen in den Untergang marschiert.

Nein, natürlich "muss" überhaupt nichts aber es gibt halt gewisse Wahrscheinlichkeiten.
Wenn natürlich alles in Frage gestellt wird und nicht einmal das Weserereignis gesichert ist, dann ist es tatsächlich nur reine Spekulation - die übrigens von sehr vielen Leuten betrieben wird, scheint ein Volkshobby zu sein.
Ich verstehe aber, dass Theorienfindung hier vielleicht nicht erlaubt ist oder zunindest nicht erwünscht wird. Aber man darf sich doch mit Wahrscheinlichkeiten beschäftigen, oder?
Und meiner Meinung nach gibt die Karte schon ziemlich gut vor, wo sich die Marschroute befand.

Okay, verstanden, Varus bewegte sich mit den 3 Legionen im befriedeten Gebiet mit "Fast"-Provinzstatus, daher auch die Sorglosigkeit.
Klar konnten die Römer wohl auch im Winter und bei Schneefall kämpfen aber was war so wichtig, dass sie nicht bis zum nächsten Frühjahr warten konnten.
Es hieß doch auch, selbst die eingeborenen Germanen planten im Winter die Feldzüge, die sie dann im Frühjahr/Sommer des Folgejahres durchführten. Ich weiß nicht, wie das Klima in Ostwestfalen und Niedersachsen bzw. in der betreffenden Region vor über 2.000 Jahren war, aber ja, Schlechtwetterereignisse, Starkregen etc. können Ende September auftreten.
 
Okay, lassen wir das mit dem Sturm weg, wenn das auch Spekulation ist. Ich gehe immer davon aus, dass diese Hypothesen, die jemand aufstellt, auch irgendwo ihre Berechtigung haben.

Aber ganz klar, ein Sturm hätte beide Seiten beeinträchtigt. Das verstehe ich.
 
Der Focus ist keine historische Fachzeitschrift. Und nein, es waren nicht die Brukterer, zu denen Varus eilte (wenn dieser nur bei Cassius Dio 200 Jahre nach der Schlacht überhaupt stimmt), ein Stammesname wird schlicht nicht genannt. Ebensowenig, wie die Marschrichtung.
 
die übrigens von sehr vielen Leuten betrieben wird, scheint ein Volkshobby zu sein.
Weswegen es über 200 verschiedene Lokalisierungen der Varusschlacht gibt.

Ich verstehe aber, dass Theorienfindung hier vielleicht nicht erlaubt ist oder zumindest nicht erwünscht wird.
Wir sind nicht die Wikipedia, wo das tatsächlich nicht erlaubt ist (aber trotzdem ständig praktiziert wird). Natürlich kannst du Hypothesen bilden. Aber bitte methodisch sinnvoll.
Der von dir zitierte Focus-Artikel folgt, wie so viele populäre Darstellungen, fast ausschließlich Cassius Dio, dem ausformuliertesten Narrativ zur Varusschlacht. Das ist verständlich, da ein ausformulierter Narrativ natürlich eine große suggestive Kraft entwickelt, wohingegen Ovid oder Manilius bzgl. der Varusschlacht meist gar nicht zitiert werden, weil wir mit ihren dürftigen Informationen kaum etwas anfangen können. Aber genau das ist die Gefahr, dass ausformulierte Narrative uns blenden.
Es gibt im Jahr 1086 die Schlacht von az-Zallāqa/Sacralias>Sagrajas. Die christlichen Quellen halten sich bedeckt, muslimische Teilnehmer berichten lediglich von einem Sieg der Muslime bzw. Streit im muslimischen Lager. Später muslimische Quellen schreiben die Schlacht aus. Zunächst heißt es, Christen und Muslime hätten ausgemacht, dass die Schlacht weder Freitag, dem Hl. Tag der Muslime, noch am Sonntag, dem Hl. Tag der Christen stattfinden solle, aber die Christen hätten am Freitag das Lager der Muslime angegriffen. Die Teilnehmer wissen davon noch nichts. Noch spätere Quellen beziehen den Sabbat und die Juden in den Narrativ mit ein. Auch der Verlauf der Schlacht wird immer detaillierter ausgeschmückt und dramatisiert. Genau, wie bei der Varusschlacht und Cassius Dio.

Aber man darf sich doch mit Wahrscheinlichkeiten beschäftigen, oder?
Und meiner Meinung nach gibt die Karte schon ziemlich gut vor, wo sich die Marschroute befand.
Damit setzt du allerdings zwei Dinge als Fakten voraus: a) dass Varus sich an der Weser befand, was nur Cassius Dio 200 Jahre später weiß, und b) dass Kalkriese das Varusschlachtfeld bzw. ein Teil davon ist. Ich bin zwar davon überzeugt und die Wahrscheinlichkeit dafür wird immer größer, aber der abschließende Beweis dafür steht nach wie vor aus.
Ich weiß nicht, wie das Klima in Ostwestfalen und Niedersachsen bzw. in der betreffenden Region vor über 2.000 Jahren war, aber ja, Schlechtwetterereignisse, Starkregen etc. können Ende September auftreten.
Wetterereignisse treffen in der Regel alle Personen in der betreffenden Region und beschränken sich nicht auf eine Partei.
 
Da es hier schnell geht und meine Atmung bei den wärmeren Tagen wieder schlechter geht, kämpfe ich mich Post für Post voran.

@ BerndHH Post # 59:

Puh, da ist erst mal viel richtig zu stellen.

Doch zuvor Bücher, Bücher, Bücher:

Ich kann mich irren, aber hatte ich dir nicht schon mal Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald - Arminius, Varus und das römische Germanien, München mehrere Auflagen (C.H.Beck), empfohlen?

In Varus, Varus! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald, Stuttgart 2008 existiert ein günstiges Reclam-Heftchen mit einer recht vollständigen Quellenzusammenstellung.

Zur Interpretstion der Geschichtsschreiber empfehle ich wie immer:
Dieter Flach, Römische Geschichtsschreibung, Darmstadt, mehrere Auflagen.

Hilfreich ist auch schon Varusschlacht – Wikipedia

Für einige Quellen gibt es hier Links zu Übersetzungen: Diskussion:Varusschlacht – Wikipedia

Wenn dich das Thema interessiert, kommst du dauerhaft nicht am Lesen vorbei.

Kommen wir zu den Richtigstellungen:

1- Varus zog nicht von West nach Ost die Lippe entlang. Er befindet sich in einem Lager an der Weser und will zum Rhein. Seine Zeit als Statthalter endet und er will Germanien verlassen.
2- Nach dem Aufbruch wird ihm ein Aufstand gemeldet, weshalb er die geplante Route verlässt, um den Niederzuschlagen. Es handelt sich nicht um Cherusker, vielmehr bietet Arminius an, für die Römer Krieger der Cherusker aufzubieten.
3- Ein Lager an der Lippe trägt den Namen Aliso. Welches ist unbekannt, da entsprechende Toponyme an der Lippe häufig sind. Bezeugt sind solche Toponyme bei mehreren bekannten Lagern an der Lippe (etwa Oberaden und Haltern), nicht aber bei Haltern, dessen Museumsdirektor die Identifikation mit Haltern dennoch hinausschreit. Die Besonderheit an Aliso ist, dass es nicht erobert wurde, sondern fluchtartig verlassen und später wieder besetzt. Da bisher kein "Germanicus-Horizont" fassbar ist, hat die Archäologie hier noch ein schwieriges Problem zu klären. Archäologisch sind "Varus-Horizont" und "Germanicus-Horizont" nicht zu uhterscheiden.

4- Das Opferfest hat sich Wilm Brepohl ausedacht, weil es ihm als nett-passend erschien. Das hat keinen Halt in der Geschichte.
5- Wie gesagt, wurde Varus veranlasst, seine Route zu ändern, um einen Aufstand niederzuschlagen. Die Einteilung der Landschaft, auch von Gebirgen, Wäldern und Flüssen war, wie schon in den 70ern gezeigt wurde, für die Römer (und auch für die Germanen) eine andere als für uns heute. Noch im Frühmittelalter wurden etwa Teutoburger Wald, Wiehengebirge und Egge als eine Einheit namens Osning betrachtet. Daher auch der Name Osnabrück.
6- Wir wissen weder, welchen Weg von den möglichen drei oder vier Wegen Varus ursprünglich nehmen wollte, noch auf welche Wege er von dort gelockt wurde. Wir wissen auch nicht, wo genau sich das "Sommerlager" des Varus befand, oder besser gesagt, von wo aus er seinen vermeintlichen Heimweg begann. Ausgangspunkt sind lediglich die Funde bei Kalkriese als ein Punkt am Ende oder kurz vor Ende der Schlacht.

7- Die Römer sind nicht durch das Wiehengebirge nach Kalkriese gezogen, sondern über den natürlichen Weg entlang dessen Nordrand. Entsprechende Funde erstrecken sich über eine Strecke von10 km*.
8- Zwischen Kalkrieser Berg und Großem Moor verlief ein natürlicher Handelsweg. Es war nur eine Engstelle, wie sie Armeen auf dem Marsch immer mal wieder passieren mussten.
9- Ich schrieb schon einmal, dass die Übertragung unserer moderner Art der Orientierung ein Anachronismus ist. Stelle es dir eher wie in der Großstadt vor mit Parks als Waldgebieten. Da hat auch der moderne Mensch oft nur die Verbindungswege im Kopf. Oder denk daran, wie Grundschulkinder nach und nach lernen nicht mehr über Verbindungen, sondern über das Kartenbild zu denken. Für die Römer floss der Rhein z.B. eher nach Westen. Für uns eher nach Norden. (Einmal ganz abgesehen davon, dass es sich wahrscheinlich gegenüber heute um sehr lichte Wälder handelte.)

10- Hülsemann und Panhorst sind eher, nun, wie soll ich sagen, abwegige Theorien. Bei Wikipedia gibt es, wie zu einigen anderen Themen, etwa Atlantis, solche Theorien-Artikel, um die eigentlichen Artikel, die damit zugespammt wurden, freizuhalten. Den Stand der Wissenschaft findest du also eher in dem zentralen Artikel Varusschlacht. Wer wie Hülsemann zwischen Hellweg und Haarstrang und noch weiter südlich sucht, wird eher das Drususschlachtfeld von Arbalo finden. Panhorst hört sich sehr nach lokalpatriotischer Theorie an. Über viel davon wurde tatsächlich hier im Forum diskutiert.

Was die Beweggründe angeht, gibt es schon einige allgemeine Erklärungen. Ich nenne mal nur die Unterdrückung durch Rom. Ziel war ja die Ausbeutung der Provinzen. Die Zusammensetzung und Gewichtung der Motive im Einzelnen ist natürlich unbekannt und wird es bleiben.

zu Post #60 von Bernd HH: Es gab (abgesehen von denen nach Südwesten) mindestens fünf Wege, davon einer durch Osnabrück und einer nördlich um das Wiehengebirge an Kalkriese vorbei: Irgendwie hat Varus es geschafft, einen der guten Wege zu erreichen.

Was das Unwetter angeht, schreibt Cassius Dio hier einen Roman, bei dem nur die groben Züge stimmen. Es ist der Jahreszeit nach durchaus wahrscheinlich, dass es geregnet hat. Nur macht Dio daraus einen Weltuntergangssturm. Und, da es Dio ist, ist auch die Nachricht über Regen sehr unsicher. Es ist wenig aus Dio zu entnehmen, ganz grob gesagt wie folgt:

1- Die Schlacht dauerte drei Tage.
2- In ungünstigem Gelände blieb nur der Versuch, günstigeres Gelände zu erreichen.
3- Das gelang zwar schließlich, aber es war zu spät. (Oder meinetwegen auch: es gelang, dann ging es aber nochmal durch schlechtes Gelände (Engpass bei Kalkriese) und in der Ebene dahinter war es dann zu spät.)

Bei fast allen Details ist davon auszugehen, dass sie der Fantasie des Cassius Dio entstammen. Er beschreibt Wetter und Landschaft Germaniens, wie es sich Klein-Fritzchen, Pardon, es muss natürlich Klein-Marcus heißen, vorstellte. Wir wissen nicht, was tatsächlich Schlüsselwörter sind und was zum Germanientopos gehört.

* Oder waren es 18? Mein Gedächtnis lässt mich da im Stich, da sich über die Jahre durch neue Funde der Raum erweitert hat.
 
(Einmal ganz abgesehen davon, dass es sich wahrscheinlich gegenüber heute um sehr lichte Wälder handelte.)
Verständnisfrage: Welche Art Waldnutzung betrieben die in der Gegend ansässigen Stämme, ist das bekannt? Denn wenn ich Dich von "sehr lichte[n]" Wäldern schreiben sehe und mir behelfsweise vorstelle, was ich über die Waldnutzung im Mittelalter weiß, kommen mir auf einmal Zweifel nicht nur an Cassius Dio, sondern an allen Darstellungen der Varusschlacht, die auf die eine oder andere Weise das Topos des dichten, dunklen Waldes aufnehmen, der die Angreifer vor den Römern verbarg und die römische Marschkolonne an der Entfaltung zu den Flanken hin hinderte.

In einem mittelalterlichen Wirtschaftswald zumindest könnte man keine großen Hinterhalte legen, und (zu Fuß) durchaus in Stärken zu Hunderten kämpfen: In Niederwäldern, wo die Bäume zur Gewinnung von Feuerholz, Reisig oder Rinde auf Stock geschlagen wurden, bildeten sich lichte Sträucher heraus, oft mit weiten Abständen zueinander, da man nicht-austriebsfreudige Bäume beseitigte. Und Hutewälder für Nutzvieh waren sogar ausgesprochen licht, durch den Verbiss entstanden weitläufige Wiesen, auf denen die genutzten Eichen und Buchen als Solitäre wie in modernen Parkanlagen standen. Große Verbände bewaffneter Männer müsste man unter solchen Umständen weither sehen.
 
Nein, Nein lieber Quijote, Du missverstehst mich da komplett.
Es sind nicht meine Phantastereien, sondern es sind Begrifflichkeiten, die ich gelesen habe. Und da muss es zwei Ereignisse A und B gegeben haben.

Es muss ja ein Ereignis A, nennen wir es mal so, gegeben, welches Varus veranlasst hat, mit 3 Legionen gegen die Mittlere Weser zu marschieren.
Hier muss ja etwas Bedeutendes vorgefallen sein, die eine kostspielige Operation (wenn Dir der Begriff Strafexpedition nicht gefällt) rechtfertigt. (...)

Varus wandelte Germanien in eine Provinz um. Er befand sich im Zuge normaler Regierungstätigkeit an der Weser. Es gab keinen Beamtenapparat und keinen öffentlichen Betrieb / Bauhof. Das erledigten alles die Legionen. Und wie geplant sollte es dann für die Legionen ins Winterquartier und für Varus zurück nach Hause, nach Rom gehen. Es braucht für einen Statthalter keinen Grund, sich in seiner Provinz aufzuhalten. Es war seine Pflicht.

Das mit der Weser wird immer wiederholt. Die Angabe ist aber von Cassius Dio. Sie würde passen, ist nicht wirklich verdächtig. Allerdings wird bei Dio eher "Er war in Germanien und erfüllte seine Aufgaben als Statthalter." übrigbleiben, wenn wir wirklich gaaanz streng sind, wie El Quijote. Die Mehrheit der Autoren übernimmt aber die Angabe "an der Weser".

(Und im Frieden hat er die Truppen da eingesetzt, wo etwas zu tun war. Wie El Quijote schreibt, kam es zu einer Umdeutung, spätestens als Jahre später die Familie des Varus in Ungnade fiel. Da konnte dann auch normales Verhalten kritisiert werden.)

Wo immer sich die Römer an der Weser aufgehalten haben, Holzminden oder Minden, von dort aus muss es dann das Ereignis B gegeben haben, (...)

Wiederholung: Und wie geplant sollte es dann für die Legionen ins Winterquartier und für Varus zurück nach Hause, nach Rom gehen.

Von der Weser aus, sind mMn nur zwei Routen plausibel:
1.) Südlich des Wiehengebirges Bad Oeynhausen - Löhne - Bünde - Melle - Osnabrück und von dort aus durch das Wiehengebirge bis an den Kalkrieser Berg
oder
2.) Nördlich des Wiehengebirges Minden - Lübbecke - Bad Essen - Bramsche, Kalkriese liegt davor

Aber wo waren denn die Schluchten, von denen immer die Rede war. Doch nur in den Bergzügen Wiehengebirge und/oder Teutoburger Wald?

Wieso sollte er, an der Werra stehend, soweit nach Norden reisen? Von Weser oder Rhein kommend gab es mehrere recht bequeme Pässe durch Teutoburger Wald und Egge.

Und die cheruskischen Auxilien (vielleicht auch andere Stämme beteiligt) waren auf einmal weg. Verbindung abgerissen.

Legionen ohne Fühler/Augen tappen blind in den Hinterhalt. (...)

Was für cheruskische Auxilien? Sind die irgendwo erwähnt? Die Römer zogen seit 25 Jahren kreuz und quer durch Germanien. Die brauchten keine Führer. Und sie verließen sich auch sonst nicht nur auf solche, sondern hatten eine für die Zeit sehr elaborierte Aufklärung und auch leichte Truppen und Kavallerie.

Anscheinend zeitgleich mit diesem Jahrhundertorkan. Alptraumhafte Landschaft, Windbruch mit umgestürzten Bäumen, durch Regen aufgeweichter Boden, etc.

Das ist Fantasy, Copyright hatte mal Cassius Dio.

Ach bitte nicht schon wieder diese Diskussion mit dem Sturm, der nur die Römer behindert und Bäume auf sie stürzen lässt, nicht aber [auf] die Germanen.

Hast du jemals bedacht, dass das germanische Bäume und ein germanischer Sturm waren. ;)
 
Zigmal. Es zogen nicht nur große Heere durch das Gebiet, dass wir mittlerweile Provinz nennen müssen.

Zenturionen, Kaufleute, Boten zogen allein oder mit wenig Begleitern durch das Land. Um Städte anzulegen und Stammesgebiete abzugrenzen brauchte es geographische Kenntnisse.

Die Römer brauchten sicher keine Führer mehr.Sonst müssten wir sie zudem für minder Intelligent halten, was unzulässig ist.

Es kommt übrigens hinzu, dass keltische Namensformen auf keltische Führer hinweisen. Und wer sagt, dass alle "Germanen" verschwanden? Es wollten ja nicht alle bei Arminius mitmachen. Das war ja kein protodeutscher Aufstand für Leute mit Ariernachweis. Einige Ethnien der Gegend hatten sich zusammengetan, die teils danach erschlossen werden, welche Ethnien Germanicus "bestrafte". Selbst bei den Cheruskern hatte Arminius Gegner. Sein eigener Bruder stand später noch auf Seiten Roms. Die Seiten sind nicht klar festlegbar.
 
Hallo Riothamus,

zunächst einmal, falls es Dir gesundheitlich immer noch nicht besser gehen sollte, die besten Genesungswünsche.
Dann natürlich ganz herzlichen Dank für die große Mühe, die Du Dir mit Deiner Antwort gegeben hast.

Literatur - check. Wolters "Die Schlacht im Teutoburger Wald" habe ich natürlich.
Mit dem Erwerb von Büchern ist es immer so eine Sache. Wenn man davon ausgeht, nur 10% der Information daraus sinnvoll verwenden zu können, dann geht es nur in der Bibliothek.
Vielleicht gibt es die Standardwerke auch in der HSU - Helmut-Schmidt-Universität Bibliothek, muss ich mal schauen.

Ganz wichtige Erkenntnis: Varus wollte von der Weser zurück ins Winterlager am Rhein. Das war mir z.B. nicht bekannt und wirft ein ganz neues Licht auf diese Sache.
Aufstand, der zur Abweichung der Marschroute führt. Spricht denn etwas dagegen, dass es sich die Brukterer handelt?
Die Lager an der Lippe haben gewechselt, sie bestanden also nicht alle zur gleichen Zeit, so steht es zumindest im Wolters. Waren die Lager an der Lippe der Rettungsanker der Römer? Hier wollten sie hin und hier wären sie wohl gerettet gewesen.

Das Abbiegen auf diesen neuen und unbekannten Pfad war dann wohl der große taktische bzw. operative Fehler des Varus. Eine völlige Fehleinschätzung der Lage.
Hätte er den gleichen Rückweg über das Lipper Bergland zurück zur Lippe genommen, wäre nichts passiert.
Brepohls Opferfest eine Erfindung - okay, gekauft
Die Terra X-Doku hält sich, meine ich, bin mir nicht so ganz sicher, an der Nordroute also am Wiehengebirge entlang.
Kam der Hinterhalt nur vom Wiehengebirge oder auch von der Norddt. Tiefebene? Wir wissen es nicht. Am Anfang nur kleine Nadelstiche und dann immer intensiver. Es ist auch die Rede, dass die Varusschlacht vielleicht sogar vier Tage gedauert hat.
Deine Punkte 7 und 8 halte ich auch für sehr realistisch.
9 Römische Orientierung: das finde ich hochinteressant. Ich habe da überhaupt keine Ahnung, wie die Römer ihr Kartenmaterial eingenordet haben, vielleicht aus romzentrischer Sicht. Da habe ich absolut keine Ahnung.

Muck hat das auch aufgeworfen. Ein lichter unterholzarmer Wald ist auch eine interessante Hypothese. Das passt aber nicht so gut zum Hinterhalt. Vielleicht aus Zwingburgen|Wallanlagen am Nordhang des Wiehengebirges?
Hier sollte man mal forschen, welches Wetter das Wiehengebirge prägt. Vielleicht frühzeitiger Schneefall ... aber dann wissen wir immer noch nicht, wie war es dann vor 2.000 Jahren?
Von Weser oder Rhein kommend gab es mehrere recht bequeme Pässe durch Teutoburger Wald und Egge.
Ja heute mit dem Auto vielleicht oder durch die deutsche Parklandschaft aber in der Antike?
Wenn das Wiehengebirge nicht oder nur sehr dünn besiedelt war, dann war es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Urwald. Heute Buchenwald und Fichtenforst, damals ... keine Ahnung. Buchen- und Fichtenwälder sind in der Tat licht, oder?

Okay, den Römern waren bestimmte Gebiet in Germanien wohlbekannt aber vielleicht die Nordroute Wiehengebirge nicht? Okay, ist natürlich Spekulatius.
Ein Römer, der allein durch Germanien zieht. Bist Du sicher? Waren die Germanen nicht räuberisch und überfielen gerne mal wehrlose Zivilisten?
 
Verständnisfrage: Welche Art Waldnutzung betrieben die in der Gegend ansässigen Stämme, ist das bekannt?

Ich beziehe mich auf Auskünfte eines Ökologen.

Auch natürliche Wälder sind weniger dicht als unsere heutigen Plantagenwälder.

Vom südlichen Teutoburger Wald und vom Eggegebirge war die Besidlung der Jahrzehnte um Christi Geburt recht weit entfernt. Eine Nutzung zur Hude wie 150 Jahre zuvor oder später ist zwar nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich. Siedlungsspuren reichen nur an wenigen Stellen westlich über die Weser hinaus. Und im Westen passen die Siedlungsspuren eher zur Hude im Vorfeld (z.B. Senne und Stadt Delbrück).

Spuren der älteren Nutzung, werden auch noch vorhanden gewesen sein.

Da nördlicher, etwa im Raum Kalkriese Siedlungsspuren nachgewiesen sind, müssen da auch Huden gewesen sein. Und Brennholz wurde auch gebraucht.
 
1- Varus zog nicht von West nach Ost die Lippe entlang. Er befindet sich in einem Lager an der Weser und will zum Rhein. Seine Zeit als Statthalter endet und er will Germanien verlassen.
Auch hier, dieselbe Kritik, wie an Focus/BerndHH: Die Weser-Information ist eine Exklusivinformation einer sehr späten Quelle.
Wenn er an der Weser war, dann muss er irgendwie dorthin gekommen sein. Der Weg über die Lippe ist dafür in der Tat der wahrscheinlichste.

3- Ein Lager an der Lippe trägt den Namen Aliso. Welches ist unbekannt, da entsprechende Toponyme an der Lippe häufig sind. Bezeugt sind solche Toponyme bei mehreren bekannten Lagern an der Lippe (etwa Oberaden und Haltern), nicht aber bei Haltern, dessen Museumsdirektor die Identifikation mit Haltern dennoch hinausschreit. Die Besonderheit an Aliso ist, dass es nicht erobert wurde, sondern fluchtartig verlassen und später wieder besetzt.
Wir kennen genau ein Toponym an der Lippe zu Römerzeiten (Aliso) und einen Flussnamen von einem Fluss, der in die Lippe fließt (Elison). Dort war ein Lager. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Aliso und das Lager an der Mündung des Elison in die Lippe identisch sind. Bei Haltern fließt die Stever in die Lippe (was Haltern nicht autmatisch zu Aliso (am Elison) macht.
Da bisher kein "Germanicus-Horizont" fassbar ist, hat die Archäologie hier noch ein schwieriges Problem zu klären. Archäologisch sind "Varus-Horizont" und "Germanicus-Horizont" nicht zu unterscheiden.
Hier verstrickst du dich in einen Widerspruch, denn wenn es einen Germanicus-Horizont gibt, dann unterscheidet der sich vom Varus-Horizont.
Das tatsächliche Problem ist aber durchaus ähnlich deiner Beschreibung gelagert: Man hat bisher in Haltern und in Kalkriese weitgehend denselben Horizont, wenn Haltern Aliso wäre und Kalkriese die Varusschlacht, würden wir tatsächlich Varus- und Germanicus-Horizont nicht unterscheiden können. Also ist entweder Haltern nicht Aliso oder Kalkriese nicht die Varusschlacht.
Damit haben wir nun ein archäologisches Problem: Haltern ist der wahrscheinlichste Kandidat für Aliso. Lösung 1: Varus- und Germanicus-Horizont unterscheiden sich nicht. Lösung 2: Kalkriese ist Germanicus.

Damit lösen wir aber kein Problem, sondern schaffen ein Neues: Aus dem auf den Sommer 14/15 datierten Kölner Brand, wo von 56 gefundenen Münzen acht (also ein Siebtel (oder waren es sieben, also ein Achtel?)) nachvarianisch waren, wissen wir, dass ein Germanicus-Horizont ein Aufkommen von postvarianischen Münzen haben müsste, was weder Kalkriese noch Haltern bisher haben (Eck); zudem kommt in der frühtiberischen Zeit in militärischen Kontexten vemehr Niello-Verzieung auf (Wilbers-Rost), die in Kalkriese noch fehlt, bei Germanicus aber zu erwarten wäre.

Wir haben also ein archäologisches Dilemma: Die Horizonte sollten sich unterscheiden (Münzen, Gegenstempel, Niello) und Haltern sollte einen Germanicus-Horizont haben, der aber fehlt.

Diese Widersprüche sind erst mal da und lassen sich nicht per Federstrich glätten.


Noch im Frühmittelalter wurden etwa Teutoburger Wald, Wiehengebirge und Egge als eine Einheit namens Osning betrachtet. Daher auch der Name Osnabrück.
Der Name Osnabrücks kommt von der Hase.
 
Verständnisfrage: Welche Art Waldnutzung betrieben die in der Gegend ansässigen Stämme, ist das bekannt? Denn wenn ich Dich von "sehr lichte[n]" Wäldern schreiben sehe und mir behelfsweise vorstelle, was ich über die Waldnutzung im Mittelalter weiß, kommen mir auf einmal Zweifel nicht nur an Cassius Dio, sondern an allen Darstellungen der Varusschlacht, die auf die eine oder andere Weise das Topos des dichten, dunklen Waldes aufnehmen, der die Angreifer vor den Römern verbarg und die römische Marschkolonne an der Entfaltung zu den Flanken hin hinderte.

In einem mittelalterlichen Wirtschaftswald zumindest könnte man keine großen Hinterhalte legen, und (zu Fuß) durchaus in Stärken zu Hunderten kämpfen: In Niederwäldern, wo die Bäume zur Gewinnung von Feuerholz, Reisig oder Rinde auf Stock geschlagen wurden, bildeten sich lichte Sträucher heraus, oft mit weiten Abständen zueinander, da man nicht-austriebsfreudige Bäume beseitigte. Und Hutewälder für Nutzvieh waren sogar ausgesprochen licht, durch den Verbiss entstanden weitläufige Wiesen, auf denen die genutzten Eichen und Buchen als Solitäre wie in modernen Parkanlagen standen. Große Verbände bewaffneter Männer müsste man unter solchen Umständen weither sehen.
Buchenwälder sind im Innern, vonm Ilex abgesehen, relativ licht, man spricht ja bzgl. Buchenwälndern auch von Kathedralwäldern, aber am Waldrand, reichen auch in Buchenwäldern die Zweige oft sehr tief herunter und es ist hinreichend Licht für Buschwerk, z.B. Ebereschen etc. vorhanden. Ich habe das vor kurzem noch beobachtet, da liefen an einem Waldrand eine Familie mit Hund, die ich vom Feld teilweise nur deshalb sehen konnte, weil sie bunte Funktionsjacken trugen. Den Rest sah ich nicht. Das was Mitte April und dieses Jahr hat es zudem spät gegrünt.
 
Also wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, die ich u.a. im Weserbergland verbracht habe, dann gab es in Schluchten sehr wohl Kletterpflanzen, die dem Wald etwas Urwaldähnliches verliehen. Lianenartig, Waldreben vielleicht ...
Also mit etwas Vorstellungskraft könnte man sich da schon in einen Trop. Bergregenwald hineinversetzen, wo die Vietcong US-Infanteristen in einem Hinterhalt auflauern.
Irgendwann in den 1970er Jahren wurde dieses Unterholz von Waldarbeitern aber systematisch weggeputzt.
Vegetation: Mischwald, Nadel- und Laubwald.

Wir gehen doch davon aus, dass Germanien in der Antike relativ dünn besiedelt war.
Siedlungen in fruchtbaren Zonen, Hudewälder dann wohl auch im Umkreis der Siedlungen oder Einzelhöfe, schätze ich mal.
Und besagte Urwälder dann in den Hanglagen, den großen Mittelgebirgen Harz, Solling und diverse Höhenzüge i. Weser-/Leinebergland. Ja, das wurde hier auch schon mal kritisch diskutiert. Aber klare Fakten über die Vegetation gibt es da wohl auch nicht.

Elison als Nebenfluss der Lippe: Pader, Alme, Ahse, Seseke, Glenne oder Stever

Sorry, wollte Euren Schreibfluss nicht unterbrechen
 
Zurück
Oben