Oberpfalz-altes Siedlungsland!

Valao schrieb:
Totaler Schmarrn! Ich Rede die ganze Zeit von Alltagssprache oder auch Volkssprache.

Das ist für mich auch in Ordnung; dann beantworte mir eben die Frage: Sollten die Südlichter deswegen das Wort "Dose" in ihrer Alltagssprache nicht mögen, weil sie sich im Grunde ihres Herzens als Romanen fühlen?

Oder worauf willst Du hinaus?




Valao schrieb:
Ja deines Wissens und das bezieht sich, fürchte ich sehr auf den theoretischen Teil.

Praktisch siehts anders aus: Quelle: Wiener Sprachblätter 2000 Heft 4
http://members.chello.at/heinz.pohl/Image21.gif

Hier kann man gut sehen, daß die Sprachgrenze zwischen Alemannisch und Südbairisch sogar östlich von Vorarlberg verläuft. Praktisch sieht's also genauso aus, wie ich sage.




Valao schrieb:
Im übrigen wird auch in Teilen des bairischen Tirol Alemannisch gesprochen (z.B. Lechtal)

Richtig, das entspricht auch meinem theoretischen Wissensstand.



Valao schrieb:
Obwohl Vorarlberg sehr klein ist, kommen wirklich sehr viele Ortsmundarten vor, die sich mal mehr mal weniger zum Bairischen hinbewegen. Und das bezeichne ich als Überschneidung, du kannst es nennen wie du willst.

Dann wäre es doch nett, wenn Du dafür mal einige praktische Belege bringen würdest.
 
hyokkose schrieb:
Das ist für mich auch in Ordnung; dann beantworte mir eben die Frage: Sollten die Südlichter deswegen das Wort "Dose" in ihrer Alltagssprache nicht mögen, weil sie sich im Grunde ihres Herzens als Romanen fühlen?

Oder worauf willst Du hinaus?

Wieso immer so kompliziert? Wieso sollte sich ein Baier als Romane fühlen?
Das ist ja totaler Käse.


Dialekte sind ja immer mündlich überlieferte Sprachen. [font=Arial, Helvetica, Verdana]Die Darstellung der Geschichte einer Sprache kann sich halt nur auf geschriebene Zeugnisse stützen. Nur an ihnen kann man zeigen, wie sich eine Sprache im Laufe der Jahrhunderte verändert. Da die Sprache des Alltags, die Mundart, der Niederschrift selten gewürdigt wurde, wissen wir nur wenig über die Alltagsrede aus früheren Zeiten.
Das ist das Problem in meiner "Beweislage".

Aber ich bin überzeugt dass trotz der Zeitspann von 2000 Jahren sich lateinische Substrate im Bairischen halten konnten (so wie dies in anderen Sprachen auch in ähnlicher Weise der Fall ist).

Vor allem wenn man beachtet dass Südbayern und Österreich eine breite Schicht von romanischen Bewohnern hatte und vor allem eine sehr große Anzahl von Galloromanen aufweisen konnte.
Beachte auch die hohe Anzahl an römischen Städten
in Noricum:
[/font]Lauriacum (Lorch-Enns), Lentia (Linz), Ioviaco (Schlögen), Iuvao (Salzburg), Cucullis (Kuchl), Favianis (Mautern), Cetium (St. Pölten), Comagenis (Tulln), Batavis (Passau)[font=Arial, Helvetica, Verdana]

und in Raetia: [/font]
Augusta Vindelicorum (Augsburg), Castra Regina (Regensburg), Cambodunum (Kempten), Foetes (Füssen), Curia (Chur), Clunia (Feldkirch), Apodiacum (Epfach)

+ Vindobona (Wien) in Pannonia
[font=Arial, Helvetica, Verdana]
[/font]



hyokkose schrieb:
Hier kann man gut sehen, daß die Sprachgrenze zwischen Alemannisch und Südbairisch sogar östlich von Vorarlberg verläuft. Praktisch sieht's also genauso aus, wie ich sage.


Dann wäre es doch nett, wenn Du dafür mal einige praktische Belege bringen würdest.


Ich hab doch geschrieben:
Im übrigen wird auch in Teilen des bairischen Tirol Alemannisch gesprochen (z.B. Lechtal)

Hol mal nen Atlas hervor, such dir die Gegend um Vorarlberg raus und du wirst feststellen, östlich von Vorarlberg liegt das Lechtal. Und dort wird, wie ich bereits sagte, Bairisch gesprochen.

Zum Thema praktisches Beispiel, fahr doch nächstes mal einfach im Urlaub nach Vorarlberg und ins schöne Lechtal. Herrliche Gegend - schau dir den Lechfall an und auf bayrischer Seite die schönen Königsschlößer. Nebenbei kann du ja die bairisch eingefärbten Ortsdialekte in alemannischen Dörfern studieren.

Das einzige Manko an meinem Link ist, dass es dem Verfasser der Landkarte vermutlich maßstabstechnisch und darstellerisch nicht möglich war die Überlappungsgebiete zwischen Alemannisch und Bairisch einzuzeichnen. Eben auf Grund der vielen Ortsdialekte und der geringen Größe der Gebiete





.
 
Zuletzt bearbeitet:
Valao schrieb:
Wieso immer so kompliziert? Wieso sollte sich ein Baier als Romane fühlen?
Das ist ja totaler Käse.
Natürlich ist es Käse.

Ich versuche ja, hinter den Sinn Deiner Ausführungen zu kommen.

Schreib doch einfach mal, warum Deiner Meinung nach die Südlichter das Wort "Dose" nicht so gern verwenden - und worauf Du überhaupt mit dem Dosen-Büchsen-Beispiel hinaus willst.



Valao schrieb:
Da die Sprache des Alltags, die Mundart, der Niederschrift selten gewürdigt wurde, wissen wir nur wenig über die Alltagsrede aus früheren Zeiten.
Das ist das Problem in meiner "Beweislage".

Daß Du ein Problem mit der Beweislage hast, sehe ich auch. Allerdings gibt es auch bairische Texte aus früheren Jahrhunderten, und es gibt wissenschaftliche Untersuchungen darüber.


Valao schrieb:
Aber ich bin überzeugt dass trotz der Zeitspann von 2000 Jahren sich lateinische Substrate im Bairischen halten konnten (so wie dies in anderen Sprachen auch in ähnlicher Weise der Fall ist).
Wenn es "Substrate" geben sollte, dann müßten sie ja im heutigen Bairischen nachweisbar sein. Dazu braucht man noch nicht einmal jahrhundertealte bairische Texte.

Wie Du bei Deiner Liste gesehen hast, sind alle romanischen Wörter im Bairischen auch in Norddeutschland geläufig. Mit Ausnahme vielleicht von "Gaudi", aber dieses Wort kam direkt aus dem Latein in die Studentensprache des 17. Jahrhunderts.



Valao schrieb:
Ich hab doch geschrieben:
Im übrigen wird auch in Teilen des bairischen Tirol Alemannisch gesprochen (z.B. Lechtal)


Das ist auch korrekt, nur wird eben in Vorarlberg nicht Bairisch gesprochen.

Valao schrieb:
Hol mal nen Atlas hervor, such dir die Gegend um Vorarlberg raus und du wirst feststellen, östlich von Vorarlberg liegt das Lechtal. Und dort wird, wie ich bereits sagte, Bairisch gesprochen.

Da kommt auch nichts anderes heraus, als das, was ich die ganze Zeit sage:
hyokkose schrieb:
Hier kann man gut sehen, daß die Sprachgrenze zwischen Alemannisch und Südbairisch sogar östlich von Vorarlberg verläuft. Praktisch sieht's also genauso aus, wie ich sage.

In Vorarlberg spricht man alemannisch und erst ein gutes Stück weiter östlich fängt die bairische Sprachgrenze an.


Valao schrieb:
Zum Thema praktisches Beispiel, fahr doch nächstes mal einfach im Urlaub nach Vorarlberg und ins schöne Lechtal. Herrliche Gegend - schau dir den Lechfall an und auf bayrischer Seite die schönen Königsschlößer. Nebenbei kann du ja die bairisch eingefärbten Ortsdialekte in alemannischen Dörfern studieren.

Ich war schon öfters in dieser Gegend. Ich weiß sogar ohne Atlas, daß der Lech nicht durch Vorarlberg fließt. Am Lech mag es Überschneidungen geben, aber in Vorarlberg?

Widersprichst Du mir hier eigentlich nur aus Prinzip oder hast Du vor, eine sinnvolle Diskussion zu führen?


Valao schrieb:
Das einzige Manko an meinem Link ist, dass es dem Verfasser der Landkarte vermutlich maßstabstechnisch und darstellerisch nicht möglich war die Überlappungsgebiete zwischen Alemannisch und Bairisch einzuzeichnen.

Es ist ihm dem Zeichner ja gelungen, andere Überlappungsgebiete darzustellen. Entweder sind die bairisch-alemannischen Überlappungsgebiete so winzig klein, daß sie nicht bis Vorarlberg hineinreichen, oder es gibt in Österreich gar keine bairisch-alemannischen Überlappungsgebiete.


Falls Du zuverlässige Informationen über Gegenden in Vorarlberg hast, in denen mehr oder weniger Bairisch gesprochen wird, liste doch einfach mal ein paar Beispiele auf. Wie ich schon anregte:
hyokkose schrieb:
Dann wäre es doch nett, wenn Du dafür mal einige praktische Belege bringen würdest.
 
hyokkose schrieb:
Widersprichst Du mir hier eigentlich nur aus Prinzip oder hast Du vor, eine sinnvolle Diskussion zu führen?

Also den Satz muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen!
Damit sprichst du mir eigentlich meine "wissenschaftlichen" Absichten ab. Denkst du ich treib mir hier im geschichtsforum nur rum, um die Zeit tot zu schlagen?

Dass du in anderen "Sphären" schwebst ist mir auch klar, aber macht dann für dich dieses Forum überhaupt Sinn?
Lässt du aus Prinzip keine anderen Meinungen gelten, auch wenn man sie belegen kann?
Oder lassen dein Moderatoren-Status und deine 3.500 Einträge keine anderen Erkenntnisse als die deinen zu?

Ich frage mich auch ernsthaft wie eine Diskussion zustande kommen soll, wenn Ewigkeiten auf einem Beispiel wie z.B. Büchse/Dose herumgeritten wird und solange herumgeschrieben wird bis Fakten hinter einem Nebel von Verwirrungen und Mißverständnissen verschwinden.

Dass du eine wirklich sehr hohe fachliche Kompetenz besitzt wird und kann niemand bestreiten aber auch du darfst ab und an die Schwäche zeigen und anderen Diskussionsteilnehmern zustimmen. Vor allem bei deinem Ansehen kannst du dir das doch spielend leisten.


hyokkose schrieb:
Es ist ihm dem Zeichner ja gelungen, andere Überlappungsgebiete darzustellen. Entweder sind die bairisch-alemannischen Überlappungsgebiete so winzig klein, daß sie nicht bis Vorarlberg hineinreichen, oder es gibt in Österreich gar keine bairisch-alemannischen Überlappungsgebiete.

Auch das habe ich geschrieben.
Ich hab sogar darauf hingewiesen, dass man den Zeitpunkt der Betrachtung beachten muss. Wenn man Vorarlberg aktuell betrachtet dann kann man ganz Vorarlberg als Überlappung betrachten. Denn das Bairische und speziell das populäre Wienerische wird ja vor allem von den Jugendlichen aus den Medien in die Alltags- und Jugendsprache übernommen.

Was auf Vorarlberg zu trifft, trifft zum Beispiel auch auf den bayerische Regierungsbezirk Schwaben zu. In beiden Gebieten verdrängt das Bairische immer mehr das Alemannische.
So wurden Wörter wie "Hääs" schon längst durch das bairische "Gwand" ersetzt.
Weitere Beispiele: die alemannische "Alp(e)" wurde von der bairischen "Alm" verdrängt.
Link dazu: http://www.br-online.de/land-und-leute/thema/dialekte/foto/schild-176-br.jpg

Wenn du schon mal im Lechtal oder Vorarlberg warst, bist du bestimmt mal zu einer Brotzeit eingekehrt und hast im Gasthaus auf der Speisekarte folgende Wörter gelesen:
[font=&quot]Schmankerl, Lüngerl, O'batzta, Hax'n, Hendl, Spatzn, Radi, Schwammerl, Fleischpflanzerl, Würstl, Ripperl, Brettl, Jagatee, Stamperl, Glasl, Flascherl, Haferl
das sind allesamt Wörter aus dem bairischen Dialekt!

[/font]
Aber auch außerhalb der Gastronomie: Stüberl statt Stüble, Häusl statt [font=&quot]Häusle, Fasching statt Fasnacht etc.

[/font]
Das Trachtenbrauchtum ist im Allgäu und Vorarlberg noch sehr beliebt. Auch hier haben sich die Vereine mittlerweile sehr nach ihren bairischen Vorbildern ausgerichtet. Bei der Volksmusik ist es dasselbe.
[font=&quot]
[/font]
Und dann behauptest du es gäbe keine Überlappung?
Auch hier ein Link dazu (wichtig die Teilüberschrift:Und wo bleibt das Schwäbische?)
[font=&quot]http://home.s-planet.de/manfred.renn/Dialektbewusstsein.htm
[/font]





Das Gardebeispiel für "gewachsene" Überlappung ist übrigens Nordschwaben:
Kristallisationspunkt dieses Phänomens ist Öttingen mit 60 Prozent Schwaben, 20 Prozent Franken und 20 Prozent Baiern. Kurioser Zeuge der Sprach-Melange ist der Grenzstein, der mitten in der Stube eines Wemdinger Bauernhofs unerbittlich an alte Herrschaftsgrenzen erinnert. Das "P" steht für das Herzogtum Pfalz-Neuburg, das "O" für die schwäbische Grafschaft Öttingen. Diese Melange kam aber nicht durch moderne Faktoren wie Arbeitsplatz, Medien etc. zustande, sondern ist historisch gewachsen.
 
Hier mal interessanter Link zur Entwicklung der Hochdeutschen Sprachen:

http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/deutsch.htm

Daraus erkennt man, dass das Althochdeutsch aus Alemanisch entstand, das Mittelhochdeutsche noch stärker durch Alemanisch geprägt wurde und die Neuhochdeutschen Sprachen aus dem Mittelhochdeutschen der Meißner (Stadt Meißen) durch Luther geformt wurde.

Viel Spaß beim durchlesen!

Nachtrag:
Noch ein interessanter Aspekt in obigem Artikel ist, dass Alemanisch und Suebisch erst seit dem 11. Jhdt. in einen Topf geworfen werden, Suebisch (Schwäbisch) jedoch genau genommen kein Alemanisch ist...
Dies würde also wiederum meinen Verdacht erhärten, dass die Juthungen keine Alemannen waren...
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Lungos

Vielen Dank. Echt Interessant. In dem Link wird auch das Schwäbische dargestellt.

Das Schwäbische ist eben durch die Überlappung von Bairisch und Alemannisch entstanden.

Während der Alemanne noch z´hus geht - also in sein Haus,
geht der Schwabe schon hoim - also in sein Heim => genauso wie der Baier.
 
Valao schrieb:
Das Schwäbische ist eben durch die Überlappung von Bairisch und Alemannisch entstanden.
Da muss ich energisch widersprechen. Schwäbisch (oder besser Suebisch) war eine eigener Dialekt. Bayrisch, Suebisch und Alamanisch wurde bis zum 11. Jhdt. getrennt gehalten.

Um auf die Brotzeit zurückzukommen: Schwaben vespern und machen keine Brotzeit!

Die "Verbayrischung" der schwäbischen Sprache ist bei den Ostschwaben (Regierungsbezirk Schwaben in Bayern) festzustellen, sowie den Allgäuern. Die Westschwaben (Württemberg) haben jedoch kaum bayrischen Wortschatz übernommen.

Nachtrag:
Übrigens haben die Westschwaben (Württemberg) auch kein/kaum Alemannisch übernommen. Das harte "ch" z.B. für "k" und das "i" für "e" unterscheidet Alemannisch eindeutig vom Schwäbischen. Alemanisch: Chille, nid - Schwäbisch: Kille, ned - Hochdeutsch: Kirche, nicht
 
Zuletzt bearbeitet:
Lungos schrieb:
Da muss ich energisch widersprechen. Schwäbisch (oder besser Suebisch) war eine eigener Dialekt. Bayrisch, Suebisch und Alamanisch wurde bis zum 11. Jhdt. getrennt gehalten.

Um auf die Brotzeit zurückzukommen: Schwaben vespern und machen keine Brotzeit!

Die "Verbayrischung" der schwäbischen Sprache ist bei den Ostschwaben (Regierungsbezirk Schwaben in Bayern) festzustellen, sowie den Allgäuern. Die Westschwaben (Württemberg) haben jedoch kaum bayrischen Wortschatz übernommen.


Stimmt - das ist völlig richtig.

Dann hätte ich vielleicht öfter zwischen Schwäbisch und Alemannisch unterscheiden sollen. Ich hab eigentlich gemeint dass das Schwäbische in Bayrisch-Schwaben immer mehr vom Bairischen zurückgedrängt wird. Die alemannische Sprache in Württemberg natürlich nicht weil die auch keinen direkten Kontakt zum Bairischen hat.

Dass das Schwäbische durch eine Mixtur von Alemannisch und Bairisch entstanden ist natürlich falsch.
Sorry. Hab mich falsch ausgedrückt. Das Problem ist wenn wir in Bayern von Schwaben reden ausschließlich den bayrischen Regierungsbezirk Schwaben meinen :rofl:
Und dieser Bezirk wird tatsächlich von bairischen Ausdrücken "überschwemmt".
 
Valao schrieb:
Denkst du ich treib mir hier im geschichtsforum nur rum, um die Zeit tot zu schlagen?

Die meisten Mitglieder sind aus Spaß hier, und nicht zum Zwecke wissenschaftlicher Recherchen. Das gilt auch für mich.
Trotzdem können die Diskussionen schon dadurch zu einem Lerneffekt führen, indem ich z. B. meine Ansichten auf den Prüfstand stellen lasse oder indem ich mich dazu anregen lasse, mich z. B. in einer Bibliothek intensiver mit der Materie auseinanderzusetzen.



Valao schrieb:
Lässt du aus Prinzip keine anderen Meinungen gelten, auch wenn man sie belegen kann?

Doch. Genau deshalb bitte ich ja um Belege.



Valao schrieb:
Ich frage mich auch ernsthaft wie eine Diskussion zustande kommen soll, wenn Ewigkeiten auf einem Beispiel wie z.B. Büchse/Dose herumgeritten wird

Du kannst gerne ein besseres Beispiel bringen. Bisher basieren Deine Thesen auf dem Büchsenbeispiel.



Valao schrieb:
aber auch du darfst ab und an die Schwäche zeigen und anderen Diskussionsteilnehmern zustimmen.

Das tue ich ja auch, nur darf ich um Verständnis bitten, daß ich nicht hinter jeden einzelnen Satz Bemerkungen wie "Das ist korrekt" (siehe meinen Beitrag #23), "Das ist ja richtig" (siehe meinen Beitrag #32), "Richtig, auch das kann eine Rolle spielen" (siehe meinen Beitrag #37), "Richtig, das entspricht auch meinem theoretischen Wissensstand" (siehe meinen Beitrag #61) oder "Das ist auch korrekt" (siehe meinen Beitrag #63) schreiben kann.


Valao schrieb:
Wenn man Vorarlberg aktuell betrachtet dann kann man ganz Vorarlberg als Überlappung betrachten. Denn das Bairische und speziell das populäre Wienerische wird ja vor allem von den Jugendlichen aus den Medien in die Alltags- und Jugendsprache übernommen.

Eine interessante Beobachtung, die ich bisher noch nicht machen konnte. Hast Du den Eindruck, daß in der Vorarlberger Jugendsprache wienerische Ausdrücke eine wichtige Rolle spielen - wichtiger als z. B. die englischen Ausdrücke der Jugendsprache? (Denn sonst könnte man Vorarlberg ja genausogut als Überlappung von englischem und alemannischen Sprachgebiet bezeichnen.)

Andererseits hast Du Vorarlberg nicht deswegen als Beispiel herangezogen, weil es um die moderne Alltags- und Jugendsprache geht, sondern (siehe weiter unten...)



Valao schrieb:
Was auf Vorarlberg zu trifft, trifft zum Beispiel auch auf den bayerische Regierungsbezirk Schwaben zu. In beiden Gebieten verdrängt das Bairische immer mehr das Alemannische.

Mit der Feststellung, daß heute im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben das Bairische das Schwäbische überlagert, hast Du zweifellos recht. (Achtung! Zustimmung!)

Was ich aber bestreite, ist die Behauptung, daß dies mit den alten Alemannen und der Volkwerdung der Bajuwaren in einem Zusammenhang steht, und zwar in dem Sinne, wie Du geschrieben hast:
Valao schrieb:
Soviel man jetzt weiß hatten die Alemannen einen viel größeren Anteil an der "Volkwerdung" der Bajuwaren als bisher angenommen. Ich kann das im Moment leider nicht durch gesicherte Quellen bestätigen.
Deswegen überschneiden sich die alemannischen und bairischen Dialekte viel häufiger und intensiver als im Gegensatz zum Fränkischen. (Bsp. Vorarlberg in Österreich = überwiegend alemannisches Bundesland)


Valao schrieb:
Das Gardebeispiel für "gewachsene" Überlappung ist übrigens Nordschwaben:
Kristallisationspunkt dieses Phänomens ist Öttingen mit 60 Prozent Schwaben, 20 Prozent Franken und 20 Prozent Baiern. Kurioser Zeuge der Sprach-Melange ist der Grenzstein, der mitten in der Stube eines Wemdinger Bauernhofs unerbittlich an alte Herrschaftsgrenzen erinnert. Das "P" steht für das Herzogtum Pfalz-Neuburg, das "O" für die schwäbische Grafschaft Öttingen. Diese Melange kam aber nicht durch moderne Faktoren wie Arbeitsplatz, Medien etc. zustande, sondern ist historisch gewachsen.

Alles sicher korrekt, nur liegt Oettingen nicht in Vorarlberg, und die alten Herrschaftsgrenzen gehen auch nicht auf die Zeit der Volkwerdung der Bajuwaren zurück.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hyokkose schrieb:
Du kannst gerne ein besseres Beispiel bringen. Bisher basieren Deine Thesen auf dem Büchsenbeispiel.

Das Büchsenbeispiel hab nun wirklich nicht ich aufgebauscht. Die anderen Beispiel wurden bereits von dir abgelehnt. Werd mir mal ein paar neue überlegen :grübel:



hyokkose schrieb:
Eine interessante Beobachtung, die ich bisher noch nicht machen konnte. Hast Du den Eindruck, daß in der Vorarlberger Jugendsprache wienerische Ausdrücke eine wichtige Rolle spielen - wichtiger als z. B. die englischen Ausdrücke der Jugendsprache? (Denn sonst könnte man Vorarlberg ja genausogut als Überlappung von englischem und alemannischen Sprachgebiet bezeichnen.)

Ich denke die englischen Ausdrücke in Jugendsprachen bzw. Alltagssprachen werden oft überwertet. Meist verwenden doch die "Gebildeten" dieses seltsame Pseudo-Englisch.
Auch die vorarlberger Jugend ist heutzutag mobil und durch Kontakt mit anderen Österreichern steht man mit alemannischem Dialekt wohl eher als Außenseiter da.

Man kann das Wienerisch,Amtsbairisch oder Hochösterreichisch nennen egal, jedenfalls gibts keinen vorarlbergischen Rundfunk. Der alemannische Vorarlberger ist also ständig auch im Alltag mit dem Bairischen in Kontakt. Auch der Schulunterricht wird auf Hochösterreichisch gehalten.

Diese Folgen treten auch in bayrisch-Schwaben auf. (Hast mir ja - oh Wunder - bereits zugestimmt)
Diese Merkmale fehlen aber zum Beispiel in der Oberpfalz total. Trotz der Nähe zu Franken und dem wirklich massiven wirtschaftlichen Einfluß auf die Oberpfalz sind kaum fränkischen Ausdrücke in die bairische Oberpfalz eingewandert. Außgenommen Gebiete die erst später zur Oberpfalz kamen.
Meine Erklärung: Dem Oberpfälzer ist das fränkische zu fremd. Die sprachliche und kulturelle Verwandtschaft ist zu gering. Wogegen dem bayrischen Schwaben das Bairische sehr verwandt erscheint er es bereitwilliger aufnimmt.
Als Ursache habe ich ja schon mal genannt - alemannische Anteile an den Bajuwaren - während die Franken bei der Stammesbildung der Bajuwaren gar keinen Einfluß hatten.



hyokkose schrieb:
Alles sicher korrekt, nur liegt Oettingen nicht in Vorarlberg, und die alten Herrschaftsgrenzen gehen auch nicht auf die Zeit der Volkwerdung der Bajuwaren zurück.

Die Herrschaftsgrenzen Pfalz-Neuburg/sämtliche Grafschaften spielten keine Rolle.
Diese Erzählung ist nur "Schmuckwerk".

Allerdings wurden in Öttingen Gräberfelder aus dem 6. Jahrhundert entdeckt und die weisen auf eine überlappende Besiedlung durch Alemannen und Franken hin.
Und ab dem 7. und 8. Jahrhundert kamen eben noch die Bajuwaren dazu.

Im übrigen reichte das alemannische Herrschaftsgebiet im 8. Jahrhundert weit nach Tirol hinein. Das heißt die Baiern haben schon einiges an Boden gut gemacht.
 
Valao schrieb:
Meine Erklärung: Dem Oberpfälzer ist das fränkische zu fremd. Die sprachliche und kulturelle Verwandtschaft ist zu gering.
Es gibt eine viel einfachere Erklärung: Das Bairische sitzt in Bayern so gut im Sattel, daß jemand, der Bairisch spricht, sich kaum vom Schwäbisch oder Fränkischen seiner Nachbarn beeinflussen lassen wird.

Vgl. den von Dir gebrachten Link http://home.s-planet.de/manfred.renn/Dialektbewusstsein.htm:

Es ist andererseits aber auch sicher nicht zu erwarten, dass die Programmgestalter im BR je auf die Idee kommen könnten, sich in einer ausführlichen landesweiten Sendung einmal ausnahmsweise mit dem Zustand des Fränkischen oder des Schwäbischen zu beschäftigen

Und was die sprachliche und kulturelle Verwandtschaft des Schwäbischen a) mit dem Bairischen und b) mit dem Fränkischen betrifft, bin ich gespannt darauf, was Lungos dazu meint.
 
Hier ist mal eine deutsche Mundart-Karte:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/als/d/d1/Deutsche_Mundarten_seit_1945.png

(hat aber 759 KB)

Darauf könnt Ihr die Grenzen von Oberdeutsch (Schwäbisch, Niederalemannisch, Hochalemannisch, Höchstalemannisch, Elsäßerisch) und Ostoberdeutsch (Nordbairisch, Mittelbairisch, Südbairisch), Rheinfränkisch, Niederfränkisch (Holland), Thüringisch-Obersächsisch und Niederdeutsch anschauen.

Vielleicht hilft´s ja was :rolleyes:
 
hyokkose schrieb:
Und was die sprachliche und kulturelle Verwandtschaft des Schwäbischen a) mit dem Bairischen und b) mit dem Fränkischen betrifft, bin ich gespannt darauf, was Lungos dazu meint.
Tja was soll ich dazu meinen.
Dass sich Birnenschnaps mit Pflaumenschnaps bzw. Kirschwasser vergleichen läßt?
Alle drei Früchte wachsen auf Bäumen. Alle haben eines gemeinsam: den Alkohol.
Ist nun die Pflaume aus der Birne geworden?
Ist die Kirsche eine Art Pflaume?
Warum schmeckt eine Pflaume nicht nach Kirsche?
Rätsel über Rätsel türmen sich vor mir auf...

Nachtrag:
Bis vor kurzem wohnte ich in der Oberpfalz und bin gebürtiger Schwabe. Ich verstehe die meisten Schweizer recht gut und mit Mittelbairisch habe ich auch keine Probleme.
Die schwersten zu verstehenden Mundarten, die ich in Deutschland kennen gelernt habe sind jedoch Nordbairisch (Oberpfalz) und Plattdeutsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lungos schrieb:

Das mit den Karten ist halt so eine Sache, da gibts auch keine Allgemeingültigkeit.
Auf dieser Karte wird z. B. Nürnberg dem Nordbairischen zugrechnet. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften befasste sich mit dem Thema: Wo fängt Bairisch an und hört Fränkisch auf.

Die Forscher: Bairisch sind die Dialekte im geschlossenen Gebiet mit den typisch nordbairischen gestürzten Zwielauten. Beispiele wären "ej" und "ou" in Wörtern wie Breif (für Brief) oder Kou (für Kuh). Die Nachbardialekte mit langem "ie" und "u" sind schon nicht mehr bairisch sondern fränkisch. Nach diesem Kriterium gehören auch die Mundarten um Pegnitz, Nürnberg und Weißenburg sprachlich zum "Bairischen". Allerdings folgt man heutzutage eher der neuzeitlichen administrativen Einteilung und ordnet Nürnberg sprachlich bereits dem "Fränkischen" zu.

In Wirklichkeit - so die Mundartforscher der Bayerischen Akademie der Wissenschaften - bilden diese Mundarten eine Übergangszone zwischen Fränkisch und Bairisch, deren Grundlage bairisch ist. Als grobe Handhabe läßt sich sagen, daß die Übergangszone dort beginnt, wo man für "heiß" haas (fränkisch) und nicht hoas oder hoiß (bairisch) sagt, für "Bett" Bedd (fränkisch) und für "Käse" Kees (fränkisch) und nicht Kaas (bairisch).

Vollständiger Text: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/49066/


Im übrigen könnte man feststellen dass das alles Theorie ist und in Praxis zumindest in Großstädten eh keiner mehr Dialekt spricht. Städte wie Nürnberg (mit 19 % Ausländeranteil) und München (24 %) sind längst international und hochdeutsch geprägt.
 
Wenigstens kenne ich nun den Unterschied zwischen "bayrisch" und "bairisch"...

Allerdings hätte ich Nürnberg auch den Franken zugeteilt, auch wenn mir die genaue Sprachgrenzen zwischen Franken und Baiern nicht bekannt ist...
 
Valao schrieb:
Auf dieser Karte wird z. B. Nürnberg dem Nordbairischen zugrechnet. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften befasste sich mit dem Thema: Wo fängt Bairisch an und hört Fränkisch auf.

Also scheint es auch für Fachleute nicht ganz so einfach zu sein, Bairisch und Fränkisch sauber auseinanderzuhalten. Das paßt aber ganz schlecht zu der von Dir vertretenen These:
Valao schrieb:
Dem Oberpfälzer ist das fränkische zu fremd. Die sprachliche und kulturelle Verwandtschaft ist zu gering.
 
Der Raum Nürnberg ist ein Ausnahmefall und hat nix mit der Landnahme der Franken und Bajuwaren zu tun. Viele Oberpfälzer (die ja Bairisch sprechen) zogen mit Beginn der Industrialisierung nach Nürnberg und Umgebung. Kann jetzt nicht belegen wie hoch der Anteil genau ist. Aber ist schon beträchtlich und macht sich auch heute in einer Mischsprache zwischen Fränkisch und Bairisch bemerkbar. Dies geschah aber nicht allein durch Überlappung von Sprachgebieten sondern auch durch die Zuwanderung der bairischen Oberpfälzer.
Es ist also so, dass die Franken das Bairische übernommen haben und nicht umgekehrt.

Mißverständnis - Gemeint ist, dass in diesem Mischdialekt nicht bzw. schwer mehr auseinander zu halten ist was Bairisch und Fränkisch ist.

1989 gab es noch 6 Oberpfälzer Heimatvereine in Nürnberg die das oberpfälzer Brauchtum pflegen.




http://www.eslarn.de/vereine/nuernberger.html
 
Da kann man nur hoffen, dass sich Lan-Deutsch nicht durchsetzt, sonst heißt es bald nicht mehr "Grüß Gott" oder "Hallo" sondern "Hey Lan, was machst Du - hast Du was krasses erlebt, Mann?" =)
 
Lungos schrieb:
Da kann man nur hoffen, dass sich Lan-Deutsch nicht durchsetzt, sonst heißt es bald nicht mehr "Grüß Gott" oder "Hallo" sondern "Hey Lan, was machst Du - hast Du was krasses erlebt, Mann?" =)

... ja so ungefähr kann man sich das Nürnberger-Fränkisch-Bairisch vorstellen ;)
 
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