Es wurde bereits angeführt, den indigenen amerikanischen Kulturen sollte durch die Aufdeckung ost-westlicher Parallelen eventuell ihre Originalität in chauvinistischer Absicht abgesprochen werden, indem man einige ihrer Leistungen als orientalische Importe deklariert.
Und in dieselbe Richtung argumentierst du im Folgenden ja auch:
Nun gut, man kann Untersuchungen in dieser Richtung von vorneherein tabuisieren, dann bliebe die olmekische Kultur von derlei Dingen auf jeden Fall verschont. Allerdings würden dadurch nun die Phönizier ihrerseits in ihrer geschichtlichen Bedeutung geschmälert, wenn sie denn Mittelamerika erreicht hätten und keiner dürfte das erfahren. Dieses Verschwörungs-Argument kann man also nicht gelten lassen, zumal diesem Volk bereits von den Römern alles nur erdenklich Schlechte angedichtet wurde, weshalb sie m.E. nicht weniger schützenswert sind als die ollen Olmeken.
Das ist doch Unfug. Was die Herrschaften bei der Argumentation der notwendigen phönizischen Entwicklungshilfe für die Olmeken gerne übersehen: es gab nicht nur von einer Seite etwas zu lernen bzw zu übernehmen - die Olmeken haben ja nicht auf den Bäumen gehockt und dumpfe Laute gegrunzt. Solange dies aber impliziert wird, braucht man sich mit der Argumentation wirklich nicht befassen.
Ich hatte in Beitrag 75 schon mal erwähnt:
Genau das spricht gegen das von Sudhoff konstruierte Szenario eines längeren Kontaktes: es hat den Kulturaustausch eben nicht gegeben. Zudem wäre dieser eben nicht einseitig verlaufen, da gerade die mesoamerikanischen Kulturen einiges zu bieten hatten.
Der Mais ist dabei allein noch gar nicht mal das Interessante, sondern vielmehr die übliche Anbauweise zusammen mit Bohnen und Kürbissen, also die sogen drei Schwestern. Dies ist seinerzeit den in Europa bzw im Nahen Osten zur Verfügung stehenden Grundnahrungsmitteln in der Kombination überlegen gewesen.
Ein weiteres Kulturgut, das sich ebenfalls aus phönizischer Sicht für den Import geeignet hätte, wären Gegenstände aus Obsidian gewesen, insbesondere Messer (nur zeitgenössische Skalpelle sind schärfer).
Wenn man sich anschaut, was an amerikanischen Pflanzen gerade im Bereich Naher Osten heute vorhanden ist, ergäben sich da noch weitere Dinge - zb die Kaki-Frucht, die Kaktusfeige (arab heute zb /shu:k ti:n/), Papaya (hoher Carotin-Anteil), Tomaten, Paprika, Zucchini, aber auch Vanille und Kakao (die in Mesoamerika als wertvoll galten; insbesondere Kakaobohnen wurden ja auch als Zahlungsmittel verwendet). An weiteren Getreidearten zb Amaranth.
Kautschuk und Ballspiele kommen als Importe auch sehr in Frage, sind aber auch nicht zu verzeichnen.
Sehr interessant auch damals für den Import wäre auch die amerikanische Baumwolle, aus der ja seinerzeit bereits Stoffe und Bekleidung hergestellt wurden, was die Phönizier nicht übersehen konnten. Die amerikanische Baumwolle ist langfaseriger als die ägyptische und daher leichter zu verarbeiten. Kaum vorstellbar, daß die Phönizier sich das hätten entgehen lassen.
Andererseits ist nicht nachzuvollziehen, warum sich das in Phönizien bereits bekannte Konzept der Konsonantenschrift nicht bei den Olmeken etablieren konnte, die in Glyphen schrieben.
Es ist bei vielen wohl eher eine Art bürokratischen Scheuklappendenkens, das es ihnen verbietet, den sicheren Pfad wissenschaftlicher Tugend zu verlassen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen und die Gereiztheit mancher Zeitgenossen wird wohl auch daran liegen, daß es tatsächlich sehr schwer ist, offensichtliche Übereinstimmungen zwischen diesen so grundverschiedenen Kulturen bewusst zu ignorieren.
Auch das ist Unfug - Wissenschaft geht anders als Klein Fritzchen Alternativhistoriker meint.
Hier im Thread ist jedenfalls bislang noch nicht einmal die angeblich endlose Reihe der Übereinstimmungen - oder meintswegen auch die überschaubare Reihe - in Ansätzen dargestellt worden. Es wird einfach nur behauptet.
Ansonsten: Kulturen haben weltweit gewisse Übereinstimmungen - es geht überall darum, das Zusammenleben zu organisieren, die Menschen halbwegs trocken, warm und satt durchs Leben zu bringen und sich irgendwie über die Endlichkeit des menschlichen Lebens hinwegzutrösten bzw diese erträglich zu machen.
Außerdem: wäre wirklich ein Kulturaustausch zwischen Olmeken und Phöniziern zustande gekommen, wäre dies bei beiden Beteiligten nachzuweisen. Vor allem in dem Szenario längerer Kontakte.
Also dann leg doch mal Butter bei die Fische. Eine Kurzliste von ein paar Wörtern aus jeweils mehreren Dutzend Sprachen zusammengestoppelt ist da nix.