Taktiken der römischen Legion

Die testudo war eigentlich eine typische Formation für den Stellungs- und Festungskrieg.


Im 1. Jahrhundert konnten die Römer eigentlich auf eine recht gute Kavallerie zurückgreifen, die häufig aus Auxillareinheiten bestand.

Die Pferde der Römer waren auch größer, als die der meisten ihrer Gegner wie Kelten, Daker und Germanen. Ebenbürtiges, wenn nicht sogar überlegenes "Pferdematerial" besaßen eigentlich nur die Parther und Sassaniden.

Der Mangel an Kavallerie machte sich eigentlich mehr zur Zeit der reichskrise bemerkbar, als die Schlagkraft der legionen nachließ und die Goten, Sassaniden und Sarmaten dazu über gute Reiterei verfügten.

Eine wesentliche Neuerung schuf erst Gallienus Heeresreform, der starke mobile Reiterverbände als Eingreiftruppe aufstellte.

Die Antwort gegen Kavallerie bestand darin, selbst starke, gepanzerte Kavallerie, cataphracti und clibanarii aufzustellen und Bogenschützen zu mobilisieren.

Infanterie musste sich mit Karreeformationen gegen Kavallerie behelfen, was einfacher war, als die "schildkröte", die zu ihrer Auflösung mehr Raum braucht.

In der Entscheidungsschlacht an den busta gallorum im Gotenkrieg verließ sich Totila auf seine Lanzenreiter, während Narses seine schwächere Reiterei zum Teil hinter den Linien aufstellte und ganz auf seine Bogenschützen und die "Phalanx" der Infanterie setzte, die die Goten aufrieben, ehe sie die Reihen der Byzantiner erreichten.
 
@Scorpio: Im 1. Jahrhundert konnten die Römer eigentlich auf eine recht gute Kavallerie zurückgreifen, die häufig aus Auxillareinheiten bestand.

Eben. Das waren doch aber meist Germanen, Parther oder Numider und die brachten doch wohl ihre eigenen Pferde mit. Italiker als Reiter spielten in der Kaiserzeit m.W. keine besondere Rolle mehr und vorher, siehe 2. Punischer Krieg, bekleckerten sie sich auch nicht mit Ruhm. Bekannt als Reiter und gern in Dienst genommen wurden zum Beispiel Bataver, von denen überliefert wurde, dass sie größere Flüsse schwimmend forcierten.
Bruno Krüger (Die Germanen Bd.1, Akademie-Verlag 1976, Seite 440) gibt die Größe germanischer Pferde mit 125 bis 135 cm Widerristhöhe an, das ist kleiner als die meisten heutigen Reitponys und entspricht etwa einem gewöhnlichen Hausesel. Wie man darauf als Erwachsener reiten und auch noch kämpfen konnte, ist mir ein Rätsel. Zum Vergleich: Ein Deutsches Warmblut hat etwa 160 - 175 cm Stockmaß.
 
Ich bin mir gerade nicht zu 100% sicher, aber waren die Römer beziehungsweise die Menschen in der Antike nicht kleiner als die heutigen Menschen? Beim Mittelalter bin ich mir zu 100% sicher, dass die Menschen kleiner waren, aber für die Antike liegen mir da keine Fakten vor. Hab nur noch im Hinterkopf, dass Ramses II. 1,68m groß war, aber von einer Person kann man es ja schlecht abhängig machen ob die ganze Antike eher kleiner war. Große Personen der Geschichte neigen ja dazu kleiner zu sein ;)

Jedenfalls könnte man daraus schließen, warum eher kleinere Pferde verwendet wurden. Mit dem zunehmend größer werdenden Menschen züchtete man dementsprechend auch größere Pferde. Die Schlachtrosse des Mittelalters waren ja auch eher kräftig gebaut als groß und die Pferde der Steppenvölker Asiens waren ebenfalls recht klein für unsere heutigen Verhältnisse. Wobei ich zugeben muss, dass Differenz zwischen den Pferdegrößen und den Menschengrößen nicht so ganz zu einander passt. Die zusätzliche Masse beim Ansturm blieb ja dennoch erhalten, genau wie die Geschwindigkeit.
 
Bruno Krüger (Die Germanen Bd.1, Akademie-Verlag 1976
Gleiche Quelle nennt männliche Körpergrößen zwischen 160 und 176 cm, vereinzelt größer. Wenn Teutobod angeblich über sechs Pferde sprang, muss er a) ziemlich groß gewesen sein und b) die kleinen, oben erwähnten germanischen Pferde dafür genommen haben.
Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum

Die Tiergröße hing nicht ursächlich mit der Körpergröße der Menschen zusammen, auch Rinder, Schafe und Schweine waren kleiner. Es waren verzwergte Kümmerformen, die man nur mit Ach und Krach durch den Winter brachte. Unseren heutigen Hochleistungszuchten kann man die damaligen Haltungsbedingungen nicht mal ansatzweise zumuten, sie würden ganz schnell eingehen.
 
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Gleiche Quelle nennt männliche Körpergrößen zwischen 160 und 176 cm, vereinzelt größer. Wenn Teutobod angeblich über sechs Pferde sprang, muss er a) ziemlich groß gewesen sein und b) die kleinen, oben erwähnten germanischen Pferde dafür genommen haben.
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Die Tiergröße hing nicht ursächlich mit der Körpergröße der Menschen zusammen, auch Rinder, Schafe und Schweine waren kleiner. Es waren verzwergte Kümmerformen, die man nur mit Ach und Krach durch den Winter brachte. Unseren heutigen Hochleistungszuchten kann man die damaligen Haltungsbedingungen nicht mal ansatzweise zumuten, sie würden ganz schnell eingehen.

Schon klar aber eben diese "Haltungsbedingungen" trafen auch auf die Menschen zu, die teilweise bzw. oft (je nach Kultur/Zeit) arge Probleme hatten zu überleben und ganz und gar nicht von einer guten Verpflegung reden konnten.
 
Dass das Verhältnis Pferd zu Reiter nicht unbedingt ausgewogen war, sieht man besonders gut bei den Germanen. Diese waren mit einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,70-1,75 relativ groß, hatten aber, wie schon Tacitus feststellte, Perde mit einem sehr niedrigen Widerrist. Das hat die Germanen aber keineswegs gestört und man dachte auch nicht daran, die kleinen Tierchen zu schonen. Zumindest im 1. Jahrhundert n. Chr. gab es eine germanische Taktik, die zwei Reiter auf einem Pferd vorsah. Der hintere Reiter sprang im Gefecht ab und kämpfte als Fußsoldat weiter. Später wurde er von seinem berittenen Kollegen wieder aufgesammelt und beide konnten sich aus dem Staub machen. Dieses Manöver eignete sich besonders für Hit-and-Run-Angriffe alla Arminius.

Zu den Körpergrößen: Moderne Studien bescheinigen dem durchschnittlichen caesarianischen Legionär eine Körpergröße von 1,55 m. Kein Wunder, dass den Römern Kelten und Germanen schon aufgrund ihres Aussehens Respekt einflößten.
 
Mit 1,75 m, das waren damals aber schon Hünen (siehe Beitrag 44).

Zumindest im 1. Jahrhundert n. Chr. gab es eine germanische Taktik, die zwei Reiter auf einem Pferd vorsah.

Wenn ich es richtig gelesen habe, saß der zweite Kämpfer nicht auf, sondern ließ sich in die Mähne gekrallt als Fußkämpfer mitziehen, um das Tempo zu halten. Gibt es davon nicht sogar Reliefdarstellungen an einer Säule in Rom?
 
Mit 1,75 m, das waren damals aber schon Hünen (siehe Beitrag 44).



Wenn ich es richtig gelesen habe, saß der zweite Kämpfer nicht auf, sondern ließ sich in die Mähne gekrallt als Fußkämpfer mitziehen, um das Tempo zu halten. Gibt es davon nicht sogar Reliefdarstellungen an einer Säule in Rom?

Evtl. an der Marcus-Säule, genaues ist mir aber nicht bekannt. Anscheinend gab es mehrere Varianten dieser Taktik. Ich glaube, auch mal bei Tacitus was davon gelesen zu haben.
 
Genannt Hamippen, Doppelkämpfer, leider völlig unklar, wie gekämpft wurde. Ich kann mir vorstellen, dass die Fußkämpfer in kurzem Abstand hinter der Reitermasse gefolgt sind und ab da in den Nahkampf der ineinander verwickelten Gegner eingriffen. Denke eher Prinzip überzahl, weil die Gefahren für einen Leichten in einer Reiterschlacht sind doch recht groß, kann er ja im vorbeigehen sehr leicht vom Reiter erledigt werden.
 
Wenn ich es richtig gelesen habe, saß der zweite Kämpfer nicht auf, sondern ließ sich in die Mähne gekrallt als Fußkämpfer mitziehen, um das Tempo zu halten. Gibt es davon nicht sogar Reliefdarstellungen an einer Säule in Rom?

Beim strategischen Rückzug in der elastischen Defensive (vulgo Flucht :D) kann ich mir das schon vorstellen. Ob man so aber wirklich angreifen oder kämpfen kann, wenn man eigentlich eher aufpassen muss, dass einem die Beine nicht durcheinander geraten, würde ich, obwohl militärischer Laie, doch stark bezweifeln...

Viele Grüße,

Cephalotus
 
Eben. Das waren doch aber meist Germanen, Parther oder Numider und die brachten doch wohl ihre eigenen Pferde mit.

Nein, die römische Kavallerie im 1. und 2. Jahrhundert rekrutierte sich vorwiegend in Gallien und Illyrien, innerhalb des Reiches wohlgemerkt.
Die Pferde wurden auch innerhalb des Reiches gezüchtet und diese Pferde waren sehr wohl größer als Pferde derselben Gegend in vorrömischer Zeit.
Generell kann man feststellen dass mit Ankunft der Römer die Größe der Pferde auch in den nördlichen Provinzen steigt, durch Einkreuzung mittelmeerischer Pferde.
Im Süden gab es schon zu Beginn der Eisenzeit Pferde mit Stockmaß von ca. 1,50m, während es in Britannien z.B. noch im 1.Jhd. n. Chr. die Pferde nur bis 1,20m brachten!
 
Stimmt! Ich habe aber auch schon gelesen (wo nur...), dass die Römer auch schon einmal ihre germanischen Reiter mit ihren besseren Pferden versorgt haben. Dass lässt auf eine gewisse Wertschätzung der germanischen Reiter schließen. Gerade im Westen aber waren gallische Reiter vorherrschend. Auf dem Balkan waren thrakische Reiter sehr geschätzt - war Illyrien doch auch ein sehr weit gefasster, geographischer Begriff.

...schöne Beiträge hier!
 
@tejason, das war m.W. Cäsar, der seinen Offizieren im Heer die Reit- und Packpferde wegnahm und seine germanischen Söldner daraufsetzte (vor Alesia?). Morgen früh werde ich mal genauer nachschlagen.
 
Ihr solltet mal Junkelmanns "Die Reiter Roms" Band 1-3 lesen :D Da steht alles wissenswerte über römische Reiterei drin.
In der Tat war die italische Reiterei recht unbrauchbar verglichen mit den Auxilia Reitereien aus Galliern, Germanen und Iberern aus der gleichen Zeit. Das wurde später auch nicht besser, denn da verschwand die italische Reiterei aus den Überlieferungen.
Auch waren die römischen Pferde größer als die der Germanen, wie Secundus richtig anmerkte.

Hier seht ihr mal wie ca 1,60-1,75m (vermutung) große Männer auf ca 1,50m großen Pferden aussehen:

 

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Wenn ich mich recht versinne, hat Junkelmann dort auch deutlich gemacht, dass die Grösse der von ihm verwendeten Camarguepferde an der oder sogar über der oberen Größengrenze derjenigen Pferde liegt, die zu Römerzeiten verfügbar waren.

Kleine Pferde müssen für den Kriegseinsatz per se nicht schlechter geeignet sein als große - beste Beispiele sind Araber, Poloponies, Haflinger und Shettys, die in der Regel intelligenter, trittsicherer, genügsamer (Futterlogistik!) und z. T. - gerade ihrer geringeren Größe wegen - auch wesentlich wendiger und agiler sind als das gemeine Europäische Warmblut. Da die Reiterei in Europa und Westafrika meines Wissens in der Regel offen kämpfte und die geschlossene Choqueattacke kaum gepflegt wurde, war die Masse des Pferdes nachrangig. Der einzige weitere Vorteil eines großen Pferdes ist die größere Höhe für den Reiter, den es bereitstellt - aber auch das kann durchaus ein Nachteil sein.

Bezüglich der Geschichte mit den Hanippen und nach dem, was aus der Junkelmannlektüre hängen blieb: So wie ich das sehe, ist die Haupteinsatzart der Reiterei nicht, gegnerische Infanterie beritten über den Haufen zu rennen, sondern
a) höhere Bewegungsgeschwindigkeit und dadurch
b) die Fähigkeit, einer schnellen Schwerpunktbildung.
Dient a) außerhalb des Gefechtes auch der schnellen Informationsvermittlung und der Aufklärung (auf längeren Märschen ist Infanterie nicht langsamer als Reiterei), so können
mit b) schnell Kräfte gegen einen selbst gewälten Punkt geworfen werden, zuschlagen, und sich schnell wieder verkrümeln, ohne von reinen Fußgängern verfolg werden zu können. Es geht hier also nur um einen marginalen Geschwindigkeitsvorteil...
Im Gefecht sollen ja auch die germanischen und oder gallischen Reiter häufiger mal ab- und dann wieder aufgestiegen sein. Nach den Quellen im Junkelmann wurden die römischen Alen auch dazu ausgebildet.
Das Pferd war also nicht ausschließlich Kampfplattform, sondern mindestens genausosehr (mitdenkendes) Transportmittel...
 
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@Neddy: Das Pferd war also nicht ausschließlich Kampfplattform, sondern mindestens genausosehr (mitdenkendes) Transportmittel...
Deshalb verwendeten die Britannier als Cäsars Gegner auch noch den Streitwagen samt Wagenlenker, damals eigentlich schon antiquiert. Hier wohl mehr eine martialische Drohkulisse bzw. ein Transportmittel für vornehme Krieger als eine wirklich ernstzunehmende Waffe.
 
Zumindest im 1. Jahrhundert n. Chr. gab es eine germanische Taktik, die zwei Reiter auf einem Pferd vorsah. Der hintere Reiter sprang im Gefecht ab und kämpfte als Fußsoldat weiter. Später wurde er von seinem berittenen Kollegen wieder aufgesammelt und beide konnten sich aus dem Staub machen. Dieses Manöver eignete sich besonders für Hit-and-Run-Angriffe alla Arminius.

Ich meine mich zu erinnern, das bei Cäsar im Gallischen Krieg gelesen zu haben

das war m.W. Cäsar, der seinen Offizieren im Heer die Reit- und Packpferde wegnahm und seine germanischen Söldner daraufsetzte (vor Alesia?). Morgen früh werde ich mal genauer nachschlagen.

So eine Stelle gibt es bei Cäsar, ich hab sie aber anders in Erinnerung: Cäsar nahm, bei einem Treffen mit Ariovist, seinen keltischen Auxiliareinheiten die Pferde ab und setzte die verdiente 10. Legion darauf. Sicher bin ich mir aber auch nicht.
 
Neddy,
der Araber ist ein schlechtes Beisspiel , er ist zwar das schnellste Pferd , eines der intelligentesten und auch wendiger als ein fettes Kaltblut aber dafür genauso pflegeintensiv.
Ausserdem ist Intelligenz bei militärischem Einsatz eher hinderlich , wie die Soldaten soll das Pferd möglichst sofort machen was die Befehlhaber wollen und nicht darüber nachdenken ob es sich in die Gefahr begeben will oder nicht .Die Grösse der Pferde ist auch nicht so wichtig eher ihre Wendigkeit , Ausdauer und Robustheit . Die Gäule der Hunnen und Mongolen waren auch vergleichsweise winzig und der Indianische Mustang war und ist auch kleiner als die Pferde der Weissen .

balticbirdy,
vor Erfindung des Steigbügels war ein Streitwagen ,bei geeigntem Gelände einem Reiter durchaus überlegen , er konnte mehr Krieger in die Schlacht bringen , bot ihnen eine stabilere Plattform und konnte durch Anbringung von Sicheln u.ä. selbst zur Waffe werden .
 
balticbirdy,
vor Erfindung des Steigbügels war ein Streitwagen ,bei geeigntem Gelände einem Reiter durchaus überlegen , er konnte mehr Krieger in die Schlacht bringen , bot ihnen eine stabilere Plattform und konnte durch Anbringung von Sicheln u.ä. selbst zur Waffe werden .

Warum verschwand der Streitwagen dann, als berittene Krieger aufkamen? Die persischen Sichelwagen (Gaugamela) bewährten sich nicht und Britannien war einfach nur hinterwäldlerisch.
 
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