Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich über osmanische, arabische und asiatische Fürstinnen schlicht zu wenig weiß.
Aber wie mir scheint gab es auch hier eine Wende in der Stellung der Frau, die erst Möglichkeiten häuslicher, kaufmännischer und politischer Einflussnahme hatte, während später das braven Frauchen zum Ideal wurde.
Ich finde es mittlerweile gerade auch als Frau schwierig die tatsächliche Einflussnahme realistisch einzuschätzen. Leider sagt für mich grundsätzliche Einflussnahme nicht viel über deren Qualität aus. Will sagen, ein schwacher Fürst, der ohnehin ungern eigene Entscheidungen fällt, und sich z.B. von seinen Mätressen soufflieren lässt, sagt für mich noch nicht viel über die Stärke der Einflussnehmerin. Nehmt es mit bitte nicht übel, aber erst wenn sich eine starke Frau auch gegen einen starken Gatten, Vater oder Bruder durchsetzt und demzufolge gleichberechtigt agiert, nicht nur reagiert, kann ich sie wirklich bewundern.
Wobei ich damit nichts gegen leise Töne gesagt haben will und eine gekonnte Argumentation, die dem anderen vermittelt, ihre Idee wäre auf seinem "Mist" gewachsen. Gerade das ist ein Talent, das nicht zu unterschätzen ist.
Ein ähnliches Problem habe ich mit den politischen Salons. Es stellt sich für mich nach wie vor die Frage, wieviel Stimmgewalt eine Frau im Alltag tatsächlich hatte oder überhaupt haben konnte, zu einer Zeit, als sie nicht wählen und kein Amt antreten konnte.
Wieviel steckt also wirklich dahinter, wenn eine Grande Dame oder Lady Politiker, Philosophen, Literaten usw. zu Gesprächsrunden einlädt, und dementsprechend als politische Persönlichkeit bezeichnet wird. Ich hab allein schon deswegen ein Problem damit, weil natürlich die Dame des Hauses Einladungen plante und nicht ihr Gatte.
Und es ist wirklich schwierig entsprechende Informationen z.B. aus privaten Briefen zu finden. Denn seien wir mal ehrlich, mündliche und öffentliche Aussagen über diverse Persönlichkeiten entsprechen oft eher der Diplomatie, als der Realität. Weitaus interessanter ist hier, wie diese Persönlichkeiten in privater Korrespondenz wegkamen, und ob sie sich mehr oder weniger offen gegen Gatten, Väter, Brüder und Amtspersonen durchsetzten. Entschieden sie auch gegen den Rat von Vätern und Gatten? Tendierten sie zu einer anderen politischen Partei und unterstützten sie diese? :grübel:
Es gab jedenfalls einige Damen (ich werde mal eine Liste zusammenstellen), die sich zwar zur ersten Heirat verpflichten liessen, den Witwenstatus dann jedoch nicht mehr aufgeben mochten und sich nicht mehr verheiraten liessen, im Gegensatz zu den meisten, die mehrfach verheiratet wurden. Das heisst diese Damen waren erstaunlich selbstbewusst und selbstbestimmt, wobei man auch hier ehrlich sehen muß, dass sich ein solches Selbstbewusstsein nur Frauen leisten konnten, die von Renten, Versicherungen oder anderen Erträgen leben konnten. Nichtsdestotrotz gab es genügend Adlige, die sich dennoch mehrfach "verkuppeln" liessen, auch wenn eine gewisse Eigenständigkeit finanziell möglich gewesen wäre.