#250 Fraglos richtig. Der erste Weltkrieg kannte keine Gewinner. Man kann nicht einmal sagen, dass man die Schrecken eines solchen Krieges nicht vor Augen sah (der jüngere Moltke äußerte sich sehr deutlich und sehr richtig über die Auswirkungen). Aber lange Friedenszeiten scheinen die Kriegsrisiken zu steigern (seit Jahrzehnten arbeitet man an Studien über die Machbarkeit eines Atomkrieges).
Der frontale Angriff wurde geprüft und verworfen. Bei zahlenmäßiger Unterlegenheit war er nicht möglich.
Der Schlieffenplan ist allerdings nicht gescheitert, sondern eine Abänderung des Schlieffenplans, der der Grundidee des Schlieffenplans beraubt wurde. Tatsächlich ist es durch Veränderungen des Plans in Lothringen zu einem Frontalangriff (W. Groener im "Testament des Grafen Schlieffen" nennt es die Extratour in Lothringen) - statt zu einem Festhalten der gegnerischen Armee - und durch von Bülow (2. Armee) zu einem weiteren Frontalangriff gekommen, der den ganzen rechten Flügel hineinzog und zum Stillstand führte.
Der ursprüngliche Plan von Schlieffen war etwas ganz anderes. Er ging von einem weitausholenden mit deutlicher Übermacht geführten Flankenangriff aus, die nicht zur Flanke (dem rechten Flügel) gehörenden Einheiten hatten die Aufgabe den Gegner am Abtransport zu hindern. Weder der mit großer Übermacht zu erfolgende Flankenangriff wurde durchgeführt, noch das Festhalten (im Gegenteil, die französischen Armeen wurden "weggeschoben" - d.h. sie konnten zu Gunsten der Franzosen zum Einsatz gebracht werden - durch vom rechten Flügel genommene Einheiten , zur Marne und ggf. nach Paris).
Man sollte sich auch daran erinnern, dass dem deutschen Generalstab im Zweiten Weltkrieg zunächst auch nur eine Variante des Schlieffenplans einfiel. Eher durch Zufall kam der Sichelschnittplan von E. Manstein zum Zug, auch eine Variante des Schlieffenplans (starker linker Flügel, Überraschungsmoment - und Problem - war die angebliche Unpassierbarkeit der Ardennen - also wie im Ersten Weltkrieg war ein Logistikproblem Chance und Risiko).
#249 hat recht. Bei einem Fall Frankreichs sah die Lage für England nicht günstig aus. Eine USA mit einer starken Streitkraft gab es nicht, England war allein und - aus dem tatsächlichen Kriegsverlauf kann man schließen - Deutschland unterlegen. Teile des Westheeres hätten im Nahen Osten verwendet, die persischen Ölfelder und der Seeweg nach Indien mit starken Kräften bedroht werden können. Italien wäre neutral geblieben, Österreich-Ungarn wäre weniger Problem wie Hilfe geworden. Die gesamte Situation wäre eine andere gewesen.
Groener meinte, dass Schlieffen 1914 - wie Tirpitz - eine Seeschlacht in den ersten vier Wochen verlangt hätte (die Hochseeflotte quasi als Teil des rechten Flügels). Selbst bei einem Ergebnis, dass - aus deutscher Sicht - ungünstiger wie vor dem Skagerrak gewesen wäre, hätten die Engländer die Blockade so nicht aufrecht erhalten können. Der Atlantik war offen, den Neutralen winkten gute Geschäfte.