1.
Von verschwenderischer Hofhaltung kann in dieser Zeit keine Rede sein.
2.
Überhaupt gab es viele Höfe, die generell bescheidener lebten.
3.
Man denke nur an die Höfe der Habsburger, oder an den preußischen Hof.
Am kaiserlichen Hof unterzogen sich viele Monarchen einem fast klösterlichen Leben. Prächtige Hofkleidung war verpönt, man hatte eine schwarze Hofuniform zu tragen.
4.
Das Klischee vom Luxusadel und hungernden Bauern stimmt einfach nicht immer.
Ich denke da muss man einfach differenzieren und unterschiedlichen Regionen beachten.
...
5.
Die Idee den Adel bei seiner Eitelkeit zu packen ist einfach genial und es funktionierte. Man muss sich einfach mal ansehen, was vor der Regierung Louis XIV in Frankreich los war - Versailles war ein Garant für den inneren Frieden. Leider haben Louis XV und Louis XVI nicht verstanden dieses Spiel weiterzuspielen - der Adel ging wieder in die Opposition, es kam zur Revolution.
Es waren die hohen Adligen, wie Philippe d'Orleans, der mit geschickten Intrigen und Veröffentlichungen von Rechnungen der Königin etc. den Volkszorn anheizte. In seinem Palast in Paris empfing er die Demagogen und unterstützte sie finanziell.
Die Verunglimpfungen der königlichen Familie, die schon unter Louis XV begonnen hatte, ging vom Adel aus – nicht vom Volk!
(Zu diesem Thema kann ich ein Buch empfehlen: Danton, Poesie und Polizei. Öffentliche Meinung und Kommunikationsnetzwerke im Paris des 18. Jahrhunderts)
6.
Und jetzt noch eine gewagte These:
Man könnte also annehmen, dass die Aufgabe des höfischen Amüsement, die Aufgabe der strengen Hofetikette erst in die Katastrophe der Revolution führte mit all ihrem Schrecken, dem Völkermord, der Willkür und dem endlosen Krieg der Millionen von Menschenleben forderte.
Meiner Meinung nach ging es ohnehin nicht darum, dem Volk eine gewisse Souveränität zu geben, wie es die 17 Artikel der Erklärung von 1789 darstellen, sondern die Revolution war nichts weiter als ein missglückter Putsch des Herzogs von Orleans.
1.
Du meinst um 1710?
Ich glaube, da steckten meisten Höfe ohnehin in höchsten Ausgaben für den Krieg. Selbst August der Starke soll während der schwierigen Zeiten des Nordischen Krieges keine großen Festlichkeiten mehr veranstaltet haben. IN die Zeit des Nordischen Krieges fielen allerdings noch die überaus prachtvollen Dresdener Feierlichkeiten anlässlich der Vermählung des Kurprinzen mit Maria Josepha von Österreich
2.
Das ist so.
3.
a) Hast Du Bilder von einer schwarzen Hofuniform am
Habsburgerhof? Ich kenne v.a. aus der Zeit das Spanische Hofkleid. Eine Quelle aus den 1720ern legt allerdings für dieses eine überaus teure Verzierung nahe.
b) Zu Zeiten von Friedrich I. in Preußen soll es am
Berliner Hof noch sehr prächtig zugegangen sein. Aber um 1710 war der König schon recht alt und in der Zeit seiner 3. Ehe lebte er wohl schon deutlich ruhiger. Leider habe ich bis jetzt aber auch außer der Krönungsfeierlichkeit von 1701 noch kein Beispiel höfischer Festlichkeiten in Preußen unter Friedrich I. gelesen. Dennoch wird Friedrich I. immer wieder Verschwendung in Hinsicht auf die Hofhaltung vorgeworfen. :grübel:
4.
Das ganz sicher. Bin immer erstaunt wie unterschiedlich sich der Adel regional gegenüber den Untertanen verhielt. Einen schlesischen Junker kann man nicht mit einem sächsischen, einen sächsischen Adeligen nicht mit einem vorderösterreichischen gleichsetzen. Der Feudalismus hatte sich ja schon innerhalb Deutschlands völlig unterschiedlich ausgebildet, erst recht innerhalb Europas.
5.
Ja, da mögen Louis XV und Louis XVI ein ziemliches Unvermögen in der Hinsicht gehabt haben. Allerdings hatte ich auch einmal gelesen, dass zumindest ab einem gewissen Zeitpunkt, als Louis XV erwachsen wurde, der Adel zunehmend wieder vom Versailler Hof angezogen wurde. Gerade aus den 1740ern sind mir wiederum Fälle von besonderem Selbstruin des Hofadels durch aufwändige Kleidung bekannt. Das kann aber auch mit den Festlichkeiten um die Vermählung der ältesten Tochter des Königs zu tun haben...
6.
Eine gewagte These, für wahr.
Das mit dem Herzog von Orléans halte ich für übertrieben, auch wenn die Agitatoren rund um das Palais Royale hockten - Camille Desmoulins hatte da nicht umsonst seine berühmte Rede 1789 vor dem Bastillesturm geschwungen.
Das mit der Aufgabe des Zeremoniells, wie schon in 5. beschrieben, halte ich für weniger unwahrscheinlich. Weder den berühmten Prince de Conti, Louis François I de Bourbon, noch die Orléans brachten Louis XV oder Louis XVI je unter Kontrolle. Am besten war wahrscheinlich noch der Kurs von Louis XV, der den Prince de Conti einfach in seinem "Freundes"kreis hatte, was ihn einband. Aber das hielt bekanntlich auch nicht sehr lange.