Das ist doch nur wieder dieses verallgemeinernde Vorgehen, das sensationelle Neufunde erst gar nicht möglich macht, also nach dem Motto "Ich ignoriere alles was nicht innerhalb meines Tellerrandes passt".
Die Wahrscheinlichkeiten aus den
bisherigen Erfahrungen interessieren mich nicht. Ich habe was viel Besseres. Das einzige was diese alten liebgewonnenen Pauschalisierungen über mittelalterliche Stadtentwicklung bezüglich Groningen noch retten könnte, wäre der Fund eines Systems mittelalterlicher Stadtplanung, das zufälligerweise die selben Strukturen erzeugt, wie die Konstruktion eines augusteischen Winterlagers.
Von einem
temporären Lager war übrigens nie die Rede. Da Oberaden ein mehrjährig genutztes Winterlager zu sein scheint sehen die Nutzungsphasen so aus:
- Phase I: Winterlager der 17.,18. und 19. Legion unter Drusus
- Phase II: kleineres Winterlager der 5. und einer weiteren nicht sicher bestimmbaren Legion innerhalb des wasserführenden Grabens des 1. Lagers. Wahrscheinlich zogen die drei Varuslegionen wieder oder erstmals an die Lippe.
- Phase III 9n Chr.: Rückverlegung der beiden Asprenas Legionen an den Rhein. An ihre Stelle werden Veteranen (Tacitus Lager bei den Chauken) nach 9n. Chr. im Südteil des 2. Lagers stationiert, im Bereich der Legionärsunterkünfte mit wahrscheinlicher Übernahme der vorhandenen Gebäude. Nur dort haben sich die Strukturen der Legionärslagerplätze erhalten.
- Phase IV: Entwicklung von ungeplanten zivilen Strukturen (ähnlich Haltern) im Bereich der Hilfstruppen und ausserhalb der Porta Decumana sowie im Bereich der mediteranen Häuser an der Porta Praetoria. Diese werden heute fälschlicherweise für die frühesten Besiedlungen gehalten. Sie sind aber nur unstrukturiert, weil in diesen Lagerbereichen keine Gebäude, Strukturen vorhanden waren die man hätte übernehmen können. (s.Oberaden)
- Phase V: Es muss ein reibungsloser Übergang zu einer frühmittelalterlichen Siedlung stattgefunden haben, ohne gravierenden Bevölkerungsrückgang. Sonst wären nicht so viele römische Strukturen erhalten geblieben.
- Phase VI bis spätestens 15 jhd: Anlage von zusätzlichen Befestigungsgräben vor der Stadtmauer. Dabei werden zunächst nur dort Gräben gezogen, wo zwischen der Mauer des 2. Lagers und dem wasserführenden Graben des 1. Lagers Freiflächen entstanden sind. Belegt in den frühesten Stadtansichten.
Das alles kann man aus dem Stadtplan und den parallelen historischen und archäologischen Überlieferungen herauslesen.
Gruß
jchatt