Allerdings scheinen Kultfeuer eine lange Tradition zu haben, die weit in heidnische Zeiten zurückreicht.
Dazu noch zwei Beispiele:
a) Im Wunder-Meyer wird unterm Stichwort »Osterfeuer« (Abt. 2, Bd. 1, S. 957) vermerkt: »Sie schreiben sich wahrscheinlich aus dem altdeutschen Kultus der Göttin Ostera her.« Die Bereitschaft, an die Existenz eines solchen Kults zu glauben, war durchaus vorhanden [2], aber ein Nachweis gelang bisher nicht.
b) Im Zedler steht beim Stichwort »Nedfyr, Nedfry, Nidfyr oder Niedfyr und Nodfyr« [3], in Sachsen wäre »in älteren Zeiten ... die beliebte Göttin Astarte oder Ostar verehret worden«, u.a. durch das Anzünden des Osterfeuers am Osterabend.
Möglicherweise stand die »Ceremonie« zunächst im Dienste der Schadenabwehr: Wenn »entweder viel Raupen, oder Geschmeiß, oder ein Viehsterben war«, machte man ein Feuer auf folgende Art: Sie »nahmen einen Zaun-Pfahl, schlugen Stricke um denselben und zogen sie so lange hin und her, bis er von der Hitze selbst zu brennen anfieng, wozu sie hernach ander Holtz, Stroh oder ander leichtlich Feuerfangende Materialien legten...«
Diese »heydnische Gewohnheit« wurde verboten »auf dem im Jahr 742 gehaltenen ersten Deutschen Concilio zu Regenspurg«, ist aber »an den mehresten Orten Deutschlandes in ständigem Gebrauche geblieben«, und zwar eben auch zu Ostern.
Die Kirche selbst, so steht im Meyer, sorgte später für eine »Illumination am Osterfeste«, so dass der Gedanke naheliegt, dass das Verbot der »heydnischen« Sitte auch oder zuvörderst auf die Beseitigung einer ›konkurrierenden Veranstaltung‹ abzielte.
[1] Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände..., Abt. 2, Bd. 1, S. 957
[2] Siehe auch Karl Barth: Die altteutsche Religion, Leipzig 1835, S. 116 ff., der eine Verbindung zur »Erdmutter« namens »Hertha« für plausibel hält.
[3] Großes vollständiges Universal-Lexicon..., Bd. 23, Sp. 1548 f. [S. 791]