Arminius, Varus und was in den Quellen steht (oder auch nicht)

Doch, diese Idee ist sehr abwegig. Die ganze Siegfried-Episode passt viel besser zum Merowinger Sigibert und seiner Frau Brunichile, der auf Veranlassung von Fredgunde ermordet wurde.
Der hat aber keine Drachen getötet. ;)
Die Verschmelzung mehrere realer Personen, zumal ähnlichen Namens, zu einer Sagengestalt wäre auch nichts Neues.
 
Trotzdem muss man ganz schön klittern, um aus Arminius Siegfried zu machen. Die These stammte von Höfer und ist vom Ritter zu Schaumburg-Lippe populärwissenschaftlich verbreitet worden. Unter Germanisten und Historikern wird sie abgelehnt. Ich habe mich vor ca. 15 Jahren mit @Trajan über die These seitenweise ausgestauscht, das kannst du in den Tiefen des Forums wiederfinden. Der Vater Siegfrieds heißt im Übrigen Siegmund und nicht Segimer oder Sigimer.
Im Übrigen ist das auch eines der Argumente Höfers/Schaumburg-Lippes, die angebliche Leitsilbenkontinuität bei den Siegfrieds (Siegfried, Sigemund, Sieglinde) und bei den Cheruskern. Schaut man sich die Cherusker genauer an, dann löst sich die Leitsilbenkontinuität in Luft auf. Bei Flavus, Italicus und Arminius kennen wir die germanischen Namen nicht, aber wir kennen Thumelicus, Thusnelda, Sesithacus (der gerne in die Sieg-Gruppe mit aiufgenommen wird, obwohl er nicht dazugehört, gewissermaßen ein statistisches faules Ei) und Inguiomer. Und wir wissen, dass Segimer, der Vater von Arminius und Flavus und Segimer, der Vater von Sesithacus nicht identisch sind.
 
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Der hat aber keine Drachen getötet.
Arminius auch nicht.
Sigiberts Vorgänger Chlodwig hat den Drachentöter Martin von Tours zum fränkischen Nationalheiligen gemacht.
Die Verschmelzung mehrere realer Personen, zumal ähnlichen Namens, zu einer Sagengestalt wäre auch nichts Neues.
Tja, da haben wir den römischen Namen Arminius, den fränkischen Sigibert, Martin von Tours, den sagenhaften Siegfried und Luther kommt im Endeffekt mit einem ganz banalen "Hermann" daher - wenn die Cherusker in der Schweiz gelebt hätten, wäre es vielleicht Emil, der Cherusker geworden.
 
Nun, es gibt die gar nicht so abwegige Theorie, dass Arminius als Sagenfigur weiterlebte, die schließlich zum Siegfried des Nibelungenliedes wurde. Arminius, dessen germanischen Namen wir nicht kennen, soll einen Vater namens Sigimer gehabt haben, er soll aus Xanten (Vetera!) gekommen sein und einen Lindwurm (römische Marschkolonne?) erschlagen und dadurch einen Schatz (die Kasse des Varus?) erlangt haben. Auch soll er aus Kreisen der eigenen Familie ermordet worden sein. — Das sind schon recht starke Parallelen.
Und wenn ich mich recht erinnere, war doch auch eine weibliche Protagonisten in der Geschichte die wohl Thusnelda sein soll und Hagen vlt.der Chatte der angeboten hat Arminius zu vergiften .
 
Adgandestrius. Da wird dann ein wenig herumgetrickst Adgandestrius, setzt man noch ein H davor und schon hat man einen Hagen. Dass Hagen in der nordischen Tradition Högni ist und eine Geisel Attilas, wird dabei großzügig übersehen.
 
Der VAR- Stempel bzw. die Gruppe der VAR-Stempel, denn es handelt sich um mehr als nur einen Stempel, stammt aus einer eng umgrenzten Zeit. Die kann man recht gut datieren.

Zudem handelt es sich um eine Ligatur.

var-jpg.19463


Würde es sich um eine VAP-Ligatur handeln, sähen die Stempel so aus:


vap-jpg.19464



VAR ist unzweifelhaft.
Hier erkennt man noch besser das es sich um ein "P" handelt und zwar noch in der archaischen Form mit nicht ganz geschlossen Halbkreis des P´s
countermark2.jpg

??? IMPERATOR AUGUSTUS PONTIFEX???
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn ich mich recht erinnere, war doch auch eine weibliche Protagonisten in der Geschichte die wohl Thusnelda sein soll
Thusnelda war wohl Arminius' Frau. Sie wurde von Germanicus gefangen genommen und wurde auf einem Triumphzug durch Rom geführt. Da verwechselt du wahrscheinlich entweder Brünhild oder Kriemhild aus der Nibelungensaga mit ihr.
 
Hier erkennt man noch besser das es sich um ein "P" handelt und zwar noch in der archaischen Form mit nicht ganz geschlossen Halbkreis des P´s
Anhang anzeigen 19465

Ich weiß nicht, wie viele Varianten des VAR-Stempels es gibt. Es sind sicherlich an die 20. Zwei oder drei zeigen im Bogen des R eine Öffnung. Du meinst, die soll das arachische P darstellen, also das P aus einer viel früheren Zeit der lateinischen Schrift, ungefähr 200 - 300 Jahre vor Varus. (Das ist sicherlich nicht auf deinem Mist gewachsen). Nun schau dir mal diese Gegenstempel an:

VAP.jpg

(Aus der Diss. von Werz, Katalogteil, S. 1039)

Ich hab dir drei markiert, zwei davon, wo der Stempelschneider offenbar meinte, den R-Strich noch mal hervorheben zu müssen, vielleicht weil er glaubte, dass es Leute gäbe, die

VAR.jpg
nicht von
VAP.jpg
unterscheiden könnnten. Nun haben wir aber auch ein nach oben geöffntes R, willst du da auch mit dem archaischen P argumentieren? Vielleicht willst du auch das V zum Y erklären?
 
@Mfelix
Neben dem Studium der Fachliteratur kann ich dir auch nur empfehlen hier im Forum das Thema "Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft" zu Gemüte zu führen (Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft ). Dort haben sich zwar schon über 5000 Beiträge angesammelt, aber, anders als in der Fachliteratur, wird hier (heftig) diskutiert, was in den Quellen steht, was daraus zu deuten ist. Auch werden hier zahlreiche Theorien vorgestellt, wie die Varusschlacht abgelaufen sein kann, oder warum sie dort nicht gewesen sein kann, usw. .
In dieser Hinsicht finde ich diesen Forenbeitrag nahrhafter als so manches Buch.
Du musst es ja nicht von Vorne bis zum Ende durchlesen, sondern immer mal irgendwo mittendrin einsteigen.

Der gute Riothamus hat sich sogar die Mühe gemacht und ein Inhaltsverzeichnis erstellt (hier nochmal 1000 Dank dafür!) :)
Du findest es hier : Der Kalkriese-Thread - Versuch einer Übersicht

Die Themen und Theorien, die du hier anführst wurde dort teileweise schon unendlich oft durchgekaut, so dass es für manche hier etwas nervig ist, alles noch einmal zu erklären.
 
Die Themen und Theorien, die du hier anführst wurde dort teileweise schon unendlich oft durchgekaut, so dass es für manche hier etwas nervig ist, ....
Dafür kann Mfelix ja nichts. Aber er kann was dafür, dass er immer noch nicht die Quellen gelesen hat, die ihm vor zweieinhalb Wochen genannt wurden und deren Lektüre eine oder maximal zwei Stunden dauert. Stattdessen hat er sich offensichtlich auf irgendwelchen Internetseiten mit halbrichtigen Informationen munitioniert, anders jedenfalls kann ich mir es nicht erklären, dass er gestern mit einem hochauflösenden Foto von einer der eher selteneren Varianten des VAR-Gegenstempels nebst Lesung als IAP (und Interpretation Imperator Augustus Pontifex) hier aufgeschlagen ist. Da kann er nicht selber drauf gekommen sein. Und Basis seiner Argumentation scheint immer noch der selbstverlegte Roman zu sein.

Noch mal ganz klar: Ein Roman ist Fiktion. Die Fiktion kann auf einer überlieferten historischen Begebenheit basieren, aber Fiktion ist frei und kann und darf daher eklatant von der historischen Überlieferung abweichen. Sie kann daher nicht Grundlage einer historischen Diskussion sein (allenfalls, dass man nachfragt, ob Sachverhalt X in den Quellen überliefert sei).
 
Danke ,werd mir mal den Thread mal zu Thema Münzdruck zuerst anschauen.

@El Quijote
Vor einem Jahr wäre ich einfach in die Bibliothek gegangen und hätte den Nachmittag und den Präabend mit dem lesen der Quellen zu Varus-Arminius verbracht .Leider geht das nicht mehr(so unkompliziert) in einem kalten Lockdown ohne emsigen Papierkram und die ganze Zeit ne Maske muss auch nicht sein.

Zum angeblichen Varus-Stempel ;Das stimmt ,die VAR-Stempel Debatte habe ich auf einer Internetseite gelesen ,hätte wohl die Quelle dazu posten sollen .Aber es wurde nur debattiert, das VAR nicht Varus bedeuten kann mit Pro und Contra Argumenten .

Die Augustus Deutung ,die ist auf meinem Mist gewachsen;-)- und deine Liste von verschiedenen Stempeln mit dem R(das kein Römer auf diese Weise schreiben würde)kann auch anders gedeutet werden ,wenn man das P(Pontifex) noch mal als "Sonnenrad" zur Geltung bringen möchte hätte man also noch einen Strich anbinden müssen.

König Ludwig wurde ja auch als Sonnenkönig bezeichnet und das Stempel-Motiv des Rades, dass auf einigen römischen Münzen ist ,könnte auf dieser Weise platzsparend im Kürzel von Augustus untergebracht werden. Das ist meine Meinung dazu.
 
Eine Meinung kann nur auf Fakten basieren und nicht auf wilden Spekulationen. Wo du ein Sonnenrad ausmachen willst, ist mir auch unklar. Es gibt kreis- oder radförmige Gegenstempel, aber die haben zunächst einmal nichts mit dem VAR-Gegenstempel zu tun. (Es kann natürlich immer mal sein, dass zwe Gegenstempel kombiniert vorkommen, auch dazu hat Werz Untersuchungen angestellt).

kreis.jpg

Zusammenkopiert aus dem Katalogteil der Diss. von Werz, S. 67/68.

Bevor du nun irgendwie was zusammenphantasierst von Augustus und Sonnenkönig (Du: "König Ludwig wurde ja auch als Sonnenkönig bezeichnet"), müsstest du erst mal belegen, dass Augustus - der im Übrigen kein König war und sich aufgrund römischer Befindlichkeiten niemals rex, 'König' genannt hätte - jemals die Sonne für sich in Anspruch genommen hätte.

Die Quellen kannst du auch online lesen.
Ovid - Tristitia
Strabo - griechisch
Strabo - englische ÜS
Strabo - englische ÜS
Strabon - englische ÜS

Velleius Paterculus - lateinisch
Velleius Paterculus - lateinisch + englische ÜS
Frontinus - lateinisch
Frontinus - lateinisch + englische ÜS
Seneca Maior - lateinisch
Seneca Minor - lateinisch
Florus - lateinisch
Florus - lateinisch + englische ÜS
Tacitus - lateinisch
Tacitus - englische ÜS
Tacitus - auszugsweise deutsche ÜS
Sueton - lateinisch
Sueton - lateinisch + englische ÜS
Cassius Dio - englische ÜS
Cassius Dio - zweispachig griechisch - französische ÜS

Bedenke bei den Übersetzungen bitte immer, dass es sich um Interpretationen handelt. D.h. in der Übersetzungstheorie entspricht ein Wort der Zielsprache nie zu 100 % dem Wort in der Originalsprache sondern weicht um Nuancen ab. (De facto ist das natürlich ene extreme Sicht, da etliche Worte in der Originalsprache dann doch genau das bedeuten, was sie auch in der Zielsprache bedeuten, aber diese extreme Sicht ist ja auch nur ein Vehikel, um angehenden Übersetzern die Probleme der Übersetzung klar zu machen.)

Nur mal als Beispiel:

Das lateinische Wort dimittere wird in einem Wörterbuch mit folgenden Übersetzungsmöglichkeiten aufgeführt

wegschicken, entfernen, befreien, verlieren, unterlassen, ablegen, aufgeben, im Stich lassen, entlassen, abschieben, ungeschoren lassen, verzeihen, verzichten, hinterlassen​

Die jeweils richtige Übersetzung ergibt sich aus dem Kontext, je unklarer der ist, desto unsicher ist die Übersetzung. Nun gibt es viele Worte, wo die Übersetzungsmöglichkeiten weit weniger breit ausgefächert sind, das hier ist schon ein krasses Bsp.

Was hier im Forum zu breiten Diskussionen geführt hat, ist die Stilfrage. Eine gute Übersetzung im Sinne der Übersetzungstheorie übersetzt einen Text so, dass er in der Zielsprache natürlich klingt. Wenn wir aber als Historiker mit einem Text arbeiten - und deshalb müssen wir immer wieder in die Originalsprache zurück - dann dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das, was im Deutschen gut klingt auch im lateinischen Original stand.

Es gibt bei Tacitus eine Stelle, die in einer bekannten deutschen Übersetzung von Sontheimer zwei Verben, wovon eines im Plusquamperfekt (also der Vorvergangenheit) steht und das andere im Imperfekt Konjunktiv (einfache Vergangenheit, eine Möglichkeit ausdrückend, hier durch Tacitus begründend gemeint) im deutschen als einfache Vergangenheitsformen nebeneinanderstellt. Das ist im Deutschen - wo man außerhalb des Ruhrgebiets, wo das Plusquamperfekt auch keine Vorvergangenheit ist, sondern eine Mischformaus Perfekt und Imperfekt, das Plusquamperfekt nur in Ausnahmefällen verwendet - stilistisch schöner, verfremdet aber Tacitus Aussage so sehr, dass hier im Forum heftige Debatten über diese Stelle geführt wurden.
 
Und vielleicht noch etwas zum VAR-Gegenstempel und seiner Interpretation im Zuge der Suche nach dem Varusschlachtfeld:

Es gibt über 700 Thesen, wo das Varusschlachtfeld gelegen haben mag. Die wenigsten davon sind wissenschaftlich sondern lokalpatriotisch begründet. Ich will hier nicht die Kalkriese-Diskussion wiedereröffnen, muss das aber kurz tun. Seitdem in den 1880er Jahren Mommsen die Münzsammlung von Gut Barenaue bekannt wurde, gab es die These, dass in Kalkriese die Varusschlacht stattgefunden habe (das ist eigentlich die einzige wissenschaftlich begründete, weil auf Funden basierende These). 1987 hat Tony Clunn, ein britischer Soldat mit der Erlaubnis der Archäologie des Osnabrücker Landes, namentlich des Kreisarchäologen Wolfgang Schlüter, die Gegend rund um Kalkriese mit einem Metalldetektor abgesucht und ist dabei auf Münzen und Schleuderbleie gestoßen. Diese Schleuderbleie sind zunächst nicht als solche erkannt worden, bis ein Archäologe, der wusste, worum es sich handelte, sie zufälligerweise in die Hand bekam (in Osnabrück gab es damals aus nachvollziehbaren Gründen eher Ur- und Frühgeschichtler als Provinzialrömische Archäologen). Daher begannen dann 1988 erste Grabungen, die erfolgreich waren. Diese Grabungen dauern bis heute an (auch wenn nicht jährlich gegraben wurde).

Relativ früh hat man einen Wall gefunden, den man zunächst für den Teil eines Römerlager hielt. Da die Wallenden abrupt endeten und die meisten Funde direkt am Wall gemacht wurden*, schloss man, dass dies kein Römerlager sondern Teil einer Abschnittsbefestigung sei (Rost/Wilbers-Rost). Allmählich wurde Kalkriese so groß, dass es aus der Kreisarchäologie Osnabrück ausgegliedert wurde und von dieser nicht mehr ahängig war.
Schlüter hielt an der Römerlager-Hypothese fest oder kehrte zu ihr spätestens 2011 zurück. Diese wird seit 2016 von Ortisi/Rappe untersucht. Die Grabung 2016 ergab nichts in dieser Hinsicht, die Grabung 2017 ergab ein Indiz für einen Nordwall, das aber in der Grabung 2018 nicht bestätigt werden konnte. Die Ergebnisse der Grabung 2019 sind mir nicht bekannt und ob dieses Jahr gegraben wird/wurde, ist mir auch nicht bekannt. Im Moment konkurrieren also in Kalkriese zwei Thesen, nämlich die des römischen Lagers und die der germanischen Abschnittsbfestigung, wobei derzeit die Lager-These die vorherrschende ist. Man ist also spätestens seit 2016 wieder da, wo man 1988 schon war.

Knochen, die man in Kalkriese in Gruben gefunden hat, scheinen auf die Begräbnis-Aktion Germanicus' hinzudeuten, die für das Varusschlachtfeld in den Quellen belegt ist.

Kalkriese hat also einige sehr gute Argumente dafür, das Varusschlachtfeld zu sein, zumal auch der Münzbestand dem enstpricht: Prägedatum der jüngsten Münze aus Kalkriese ist 2 n. Chr., die VARus-Gegenstempel können nur in den Jahren 7 - 9 auf die Münzen gekommen sein.

So. Jetzt kehren wir wieder zu den über 700 anderen, meist lokalpatriotischen Lokalaisierungshypothesen zurück. Wenn man nun das Varusschlachtfeld lieber im eigenen Vorgarten sehen will, als in Kalkriese, muss man die Belege für die Varusschlacht bei Kalkriese - was ja tatsächlich auch nach über 30 Jahren Forschung noch nicht endgültig bewiesen ist, dass es die Varusschlacht war - angreifen. Und nichts anderes ist der Grund, warum die Lesung des Gegenstempels VAR und deren Interpretation Varus von historischen und archäologischen Laien angezweifelt wird.
Das muss man wissen, wenn man irgendwelche Internetseiten liest.

Es hat in der Wissenschaft von Leuten, die bezweifelt haben, dass es ich um das Varusschlachtfeld handelt - und wie gesagt, es ist nach wie vor nicht endgültig beweisen, dass Kalkriese das Varusschlachtfeld ist, ist aber aus archäologischer Warte gar nicht wichtig, ob es das Varusschlachtfeld ist oder nicht, schlachtfeldarchäologisch hat man dort viel gelernt - ebenfalls Versuche gegeben, den VAR-Stempel umzuinterpretieren (also die Auflösung von VAR in Varus in Zweifel zu ziehen), allerdings meines Wissens nie den Versuch VAR als IAP oder VAP zu lesen.

Ein zweiter Gegenstempel ist auch interessant. CVAL. Die Familie Numonius Vala oder Vaala stellte in der republikanischen Zeit mal einen der tresviri (Drei-Männer). Diese tresviri - auf deutsch nennen wir sie meistens Münzmeister - waren zuständig für die Münzprägung. Sie übernahmen das Amt für ein Jahr und stellten gerne Heldentaten ihrer Vorfahren dar. (In der Kaiserzeit ging das nicht mehr.) Einer dieser Münzmeister stellte also die Heldentat seines Vorfahren Caius Numonius dar, wie dieser einen Wall (vallum) erstürmte und dafür das Cognomen Vala erhielt (römische Namen: Praenomen (Vorname), Gentilnomen (Familienname), Cognomen (Bei-/Übername)), welches sich auf die Nachfahren übertrug. [Ob die Erstürmung des Wall historisch ist, oder ob diese eine pseudeoetymologische Herleitung des Cognomens, ist unerheblich]. Ein solcher Nachfahre war Legat unter Varus und wird namentlich in den Quellen als Gefallener erwähnt (er war Anführer der Reiterei und soll mit dieser vom Schlachtfeld geflohen sein (was ihm aber nichts nützte). Die Römer waren, was Vornamen anbelangt, nicht sehr kreativ (wenn man Pech hatte, wurde man nach der Reihenfolge der Geburt einfach Primus, Secundus, Tertius (Erster, Zweiter, Dritter) genannt, oder benannte einfach immer den Sohn nach dem Vater).
So haben wir also einen Gegenstempel C[aius]VAL[a] und einen in den Quellen überlieferten Numonius Vala, der wahrscheinlich wie seine Vorfahren Caius Numonius Vala hieß.

Was folgt daraus? Wenn du den VARus-Gegenstempel umerklärst, der perfekt in die Amtszeit Varus' in Germanien passt, musst du auch den CVAL-Gegenstempel umerklären. Denn du müsstest ansonsten erklären, warum es einen Namensstempel des Unterfeldherren gibt, aber keinen des eigentlichen Statthalters und Feldherren. Aber das hat man dir auf deiner Website wahrscheinlich verschwiegen.

*Im zuletzt erschienenen Band der Römisch-Germanischen Forschungen zu Kalkriese, Kalkriese 6, legt Rost einen genauere Untersuchung der Fundverteilung vor: Die Funde müssen nach der Schlacht von den Germanen am Wall zusammmengetragen und nach Fundgruppen sortiert worden sein, die Verteilung spiegelt also nicht das unmittelbare Schlachtgeschehen wider, sondern (auch) den darauf folgenden Plünderungsprozess.
 
Was folgt daraus? Wenn du den VARus-Gegenstempel umerklärst, der perfekt in die Amtszeit Varus' in Germanien passt, musst du auch den CVAL-Gegenstempel umerklären. Denn du müsstest ansonsten erklären, warum es einen Namensstempel des Unterfeldherren gibt, aber keinen des eigentlichen Statthalters und Feldherren. Aber das hat man dir auf deiner Website wahrscheinlich verschwiegen.
Fürs E-Protokol hier die Seite http://www.romancoins.info/CMK-Varus-Debate.html

Dort wird die Hypothese von Wolters für CVAL/Caius Numonius Vala bezweifelt ,weil beim Doppelstempel VAR und CVAL ,CVAL zeitlich vor VAR gedrückt wurde aber nie danach(das habe ich nicht ganz verstanden gemeint wird der Stempel über einem anderen ).

Weiter gibt die Seite für CVAL eine Münze aus Iberien an mit einem Cesar Abbild und schlagen vor ,dass CVAL für Cesar Vala stehen soll.
 
Die Seite ist schon ein paar Jährchen älter. Ein Argument gegen die Zuordnung des VAR-Gegenstempels lautet:

This widespread distribution is suprising for a general who lost so heavily and whose memory was not honored.​

Zunächst einmal fiel Varus nicht direkt nach seinem Tod in Ungnade, sein Sohn wurde noch mit Iulia Livilla verlobt, hätte also fast ins Kaiserhaus eingeheiratet, da war die Niederlage seines Vaters noch kein Hinderungsgrund. Auch ist überliefert, dass das Haupt des Varus durch Augustus ehrenvoll bestattet wurde.

Punkt Nr. 2: Durch den "falschen" Gegenstempel verloren die Münzen ja nicht an Wert. Man stelle sich den römischen Legionär vor, der seine Münzen zählt und dann feststellt "Oh Mist, die hat ja einen VAR-Gegenstempel. also mit der Münze kann ich mich nicht sehen lassen, die sortiere ich aus." Also, vielleicht bin ich ja komisch, aber ich habe nie ein 2-DM-Stück weggeworfen, weil der darauf abgebildete Kanzler die falsche Parteizugehörigkeit aus meiner Sicht hatte.

Ein anderes Argument lautet:

A second example was recently brought to our attention. "VAR" overstrikes "TIB" square. "TIB" square (Pangerl Collection CMK 50) is a Tiberian countermark. Published in R. Martini, Collezione Pangerl, Nomismata 6, 2003, pp xlix-li.
This makes the Varus hypothesis very unlikely, if not impossible.​

Tiberius war mehrfach in Germanien, u.a. 9 v. Chr. als auch 4. und 5. n. Chr. Daher ist zunächst einmal nicht einzusehen, dass TIBerius-Gegenstempel nicht älter als VARus-Gegenstempel sein können, zumal Werz einige der TIB-Gegenstempel der spätaugusteischen Zeit zuweist (spätaugusteisch ist bei ihm ab 4AD).

Bei der Münze aus Rennes, wo ein VAR über einem TIB.AVC liegen soll, sehe ich, um ehrlich zu sein, nur ein AVC.

cmk-VAR-over-TIBAVC.jpg


Das Foto von dem Münzabklatsch bzw. -abguss ist natürlich schlecht, das will ich gerne zugeben. Aber so ganz überzeugt das so noch nicht, dass da ein VAR ein TIB.AVC überlagern soll.
 
Dort wird die Hypothese von Wolters für CVAL/Caius Numonius Vala bezweifelt ,weil beim Doppelstempel VAR und CVAL ,CVAL zeitlich vor VAR gedrückt wurde aber nie danach(das habe ich nicht ganz verstanden gemeint wird der Stempel über einem anderen ).
Sorry, aber das kann ich auf der verlinkten Seite so nicht wiederfinden. Dort steht zwar, dass die CVAL-Stempel früher als die VAR-Stempel aufgebracht wurden (was letztlich nur ein mögliches Indiz dafür ist, dass Numonius Vala vielleicht bereits vor Varus in Germanien war) wird aber grundsätzlich unter pro für VAR = Varus aufgeführt, nicht unter contra.

Weiter gibt die Seite für CVAL eine Münze aus Iberien an mit einem Cesar Abbild und schlagen vor ,dass CVAL für Cesar Vala stehen soll.
Caesar valeat. Nicht Caesar Vala.
Caesar valeat würde bedeuten Caesar sei gesund.
Wenn du schreibst "Caesar-Abbild", denkt jeder, du meinst Gaius Iulius Caesar. Dargestellt ist auf der Münze aber Augustus, also der Augustus, den wir meinen, wenn wir von Augustus als Person und nicht als Titel reden: Octavian.
Das ist so ein Problem, die Römer verwendeten Caesar und Augustus als Titel. Wir meinen damit bestimmte Personen. Eben Gaius Iulius bzw. Octavian.
Es handelt sich um ein Lugdunum-As, der ersten Altarserie, (7 - 3 v. Chr.), Auf der Seite ist kein iberischer Nominal abgebildet bzw. wenn es sich um eine der abgebildeten Münzen handelt, ist das nur der Fundort und der ist reichlich irrelevant, da Geld die Eigenschaft hat, zu wandern.
 
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