Konfession, Antisemitismus und NS

Welche Quelle hast Du für diese Zahl?

Hans Ullrich Thamer, Verführung und Gewalt Deutschland 1933-45, S. 441:

"Zum ersten Mal erhob der Notbund am 27. September 1933 im Namen von zweitausend Anhängern während der Nationalsynode in Wittenberg, die ganz unter dem Einfluß der deutschen Christen stand seine Stimme für die Verfolgten und für ein freies evangelisches Bekenntnis. Bis zum Januar 1934 schlossen sich ihm 7000 Mitglieder an, das war knapp die Hälfte der protestantischen Pfarrer."

Ich habe hier nicht ganz korrekt und aus dem Gedächtnis zitiert. Dass 3/4 der Pfarrer den Mut hatten, die Erklärung öffentlich von der Kanzel zu verlesen geht daraus nicht hervor.
 
Woher kommt die Zahl?

Eberhard Röhm und Jörg Thierfelder, Juden, Christen, Deutsche 1933-1945, Band 2, Teil 1, Stuttgart 1992, S. 161:
"In denselben Tagen, als in Berlin Anfang August 1936 mit großem, propagandistischen Aufwand die Olympischen Spiele begannen und darum der Gestapo vorübergehend Zurückhaltung auferlegt war, druckten die Bruderräte einzelner Landeskirchen die Vorlage der Basler Nachrichten bzw. Teile davon in hohen Auflagen nach und verbreiteten sie im ganzen Land."​
Dazu Anmerkung 273, S. 372:
"Ernst Hornig, Mitglied des schlesischen Bruderrats, gab der Breslauer Druckerei Gebrüder Kruppke den Auftrag, die Denkschrift nach der Textfassung der Basler Nachrichten in einer Auflage von 100.000 Exemplaren zu drucken."​
 
Aus welchen Äußerungen Luthers ziehst Du diese Schlussfolgerung? So weit ich sehe, hat Luther zu keiner Zeit die Illusion gehegt, es könnten sich in absehbarer Zeit die Juden großteils oder gar insgesamt zum Christentum bekehren.

Am Schluss des Traktates "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei" von 1523:
„Will man ihnen helfen, so muss man ... christlicher Liebe Gesetz an ihnen üben und sie freundlich annehmen, (sie) mit lassen erwerben und arbeiten, damit sie Ursache und Raum gewinnen, bei und um uns zu sein, unsere christliche Lehre und Leben zu hören und (zu) sehen. Ob etliche halsstarrig sind, was liegt dran? Sind wir doch auch nicht alle gute Christen. Hier will ichs diesmal lassen bleiben, bis ich sehe, was ich gewirkt habe. Gott gebe uns allen seine Gnade. Amen.“

U.a. wird dieses Traktat als Beleg gewertet, dass Luther anfänglich eine friedliche Judenmission beabsichtigt haben soll. Etwa im selben Zeitraum warf er der Kirche vor, dass sie die Juden behandle "als wären es Hunde und nicht Menschen". Auch der Vorwurf an die Kirche bezügl. der Behandlung von Konvertiten (sie benehme sich wie "Hurenwirtin, die einem Mädchen die Hurerei lehret und sie danach beschuldigt, dass sie sich nicht eine Jungfrau aufführt) stammt, meine ich, ebenfalls aus den 1520er Jahren.

Hier eine kurze Zusammenfassung von J.Gundbach über Luthers geänderte Meinungen und Standpunkte gegenüber den Juden. Auch er meint, dass Luther ursprünglich die Hoffnung hatte, dass sich die Juden (zum Mindesten einige von ihnen) ihm anschliessen würden.

http://s5a332f101a0b3a3a.jimcontent.com/download/version/1430837856/module/11883511624/name/Vortrag Gundlach.pdf
 
Am Schluss des Traktates "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei" von 1523:
„Will man ihnen helfen, so muss man ... christlicher Liebe Gesetz an ihnen üben und sie freundlich annehmen, (sie) mit lassen erwerben und arbeiten, damit sie Ursache und Raum gewinnen, bei und um uns zu sein, unsere christliche Lehre und Leben zu hören und (zu) sehen.

Vom Ziel der Bekehrung der Juden ist Luther zeitlebens nicht abgerückt.
"Christus unser lieber Herr, bekehre sie barmherziglich" - "Nun wollen wir christlich mit ihnen handeln und bieten ihnen erstlich den christlichen Glauben an, daß sie den Messias wollen annehmen, der doch ihr Vetter ist und von ihrem Fleisch und Blut geboren", schreibt Luther noch in seinen letzten Schriften.
 
Das verwundert mich.
Hast Du etwas an seiner Analyse auszusetzen?

Das Buch ist in meinen Augen eher ein überdimensionierter Essay bzw. eine Aneinanderreihung von Anekdoten als eine Analyse. Von einer wissenschaftlichen Arbeit erwarte ich eine Auseinandersetzungen mit dem Forschungsstand, Pro- und Contra-Argumente, genaue Quellenangaben zu Daten und Fakten und ein systematisches Herangehen an die komplexe Problematik. Ich überblicke das Thema ja nicht, sondern ich möchte informiert werden. Und an der Stelle, wo mir weisgemacht werden sollte, Hitler sei ein loyaler Anhänger Eisners gewesen, habe ich mich veralbert gefühlt.
 
Und an der Stelle, wo mir weisgemacht werden sollte, Hitler sei ein loyaler Anhänger Eisners gewesen, habe ich mich veralbert gefühlt.

S.166:D
Nur schreibt das der Götz Aly nicht.
Sondern, dass Hitler auf Filmaufnahmen am 7. November 1918 beim Trauerzug Eisners zu sehen sei.
(Ich hätte mir hier auch eine eigen FN gewünscht, aber vielleicht setzt der Aly das voraus, ..oder ist Leser des Geschichtsforums.)
Am 29. Februar 1919 sei der Hitler gar von der Revolutionsregierung als Wache zum Hauptbahnhof [München] entsandt worden, es daher anzunehmen sei, dass er für "loyal" gehalten wurde.

Er beschreibt ihn nicht als loyalen Anhänger Eisners, sondern vielmehr als einen der sich sozusagen auch auf dieser Baustelle der wackligen Zukunft herumtreibt,
und alsbald in seiner „Augustrede“ 1920 über Sozialismus, Nationalismus und Antisemitismus sagen wird, dass diese drei Begriffe untrennbar miteinander verbunden seien. (FN 239)*

Hat Deine Nachfrage einen bestimmten Grund?
Ja, aber keine Absicht.
Ich hab im Rahmen des Themas „Konfession, Antisemitismus und NS“, dessen Quell ja ein bisserl auch der Luther war, ein wenig zum Kaiserreich nachgeschaut:
Röhl – Kaiser Hof und Staat -, Ullrich - Die nervöse Großmacht - , und auch Aly -Warum die Deutschen? Warum die Juden?
(Den Luther selbst hab ich so gut wie nirgends gefunden.)

Interessant ist sicher die Figur des Stöcker. Da decken und ergänzen sich die Darstellungen der drei genannten.

….........
* Also ich denk, es lohnt sich weiterzulesen.
Deine Kritik teile ich nicht. Ich halte seine Arbeiten für sehr erhellend.
Empfehlen will ich auch: „Europa gegen die Juden“ und „Hitlers Volksstaat“.
….und der Stil an dem Du Dich störst, ist unter bedeutenden Historiker-innen gewiss kein Alleinstellungsmerkmal.
 
S.166:D
Nur schreibt das der Götz Aly nicht.
Sondern, dass Hitler auf Filmaufnahmen am 7. November 1918 beim Trauerzug Eisners zu sehen sei.
(Ich hätte mir hier auch eine eigen FN gewünscht, aber vielleicht setzt der Aly das voraus, ..oder ist Leser des Geschichtsforums.)
Am 29. Februar 1919 sei der Hitler gar von der Revolutionsregierung als Wache zum Hauptbahnhof [München] entsandt worden, es daher anzunehmen sei, dass er für "loyal" gehalten wurde.

Das schreibt er wohl, und nichts davon ist nachweisbar. Wenn ich mich richtig erinnere (das Buch habe ich wieder zurückgegeben), steht sogar drin, Hitler habe Eisner "die letzte Ehre erwiesen". Da wird der Leser schon ganz schön in die Irre geführt.
Hast Du mal Othmar Plöckinger zu diesem Thema gelesen?

(Den Luther selbst hab ich so gut wie nirgends gefunden.)
Das kann ich nachvollziehen, der Luther hat ja in der Zeit des aufkommenden Antisemitismus so gut wie keine Rolle gespielt. Mehr Licht auf religiös/konfessionell bedingten Antisemitismus hätte ich mir trotzdem gewünscht.

….und der Stil an dem Du Dich störst, ist unter bedeutenden Historiker-innen gewiss kein Alleinstellungsmerkmal.
Mit dem Stil kann ich leben, wenn die sonstigen wissenschaftlichen Standards stimmen.
 
Mehr Licht auf religiös/konfessionell bedingten Antisemitismus hätte ich mir trotzdem gewünscht.

Ja, ich mir auch im Themenzusammenhang.:)
Interessant fand ich eben, dass Aly einen anderen Schwerpunkt verfolgt.
Instrumentalisierung des Sozialneids gegen eine überraschend erfolgreiche jüdische Minderheit inmitten der industriellen Revolution. Diese Minderheit ist überdurchschnittlich des Lesens und Schreibens mächtig, ist traditionell mehrsprachig und auch örtlich weit beweglicher als die weit trägeren Christen.
Der ziemlich plötzlich resultierende Erfolg dieser Minderheit weckt eine böse Missgunst und es waren "Demokraten" und "Christen" die den Antisemitismus beförderten.
(Ein anschauliches Beispiel ist Ungarn ab 1867, das mit seinen Schulbestimmungen eine Bildungskatastrohe bewirkte, die der mehrsprachigen jüdische Minderheit eine lang erhoffte Chance gab.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Um das zu beurteilen müsste ich Beins Arbeit lesen. Eigentlich spricht Treitschkes ganze Argumentationsschiene nicht so recht mit dem von Luther zusammen- er argumentierte ja nun gerade nicht rassistisch, er hielt die Lehren von Marr und Dühring für falsch, er versprach sich von Assimilation der Juden die Lösung oder eine Lösung, und er dachte nicht daran, Synagogen niederzubrennen. Er war aber auch Populist, und Luther war einfach eine Persönlichkeit, der zitierfähig war, der großes Ansehen genoss.
Die antijüdischen Schriften Luthers hat er aber gerade nicht zitiert, und ob er sie im Originalwortlaut gelesen hat, halte ich für fraglich.
Er hat allerdings Zitate dieser Schriften gelesen bei Heinrich Graetz, Geschichte der Juden von den Anfängen bis auf die Gegenwart, und es hat ihn offensichtlich sehr gestört, dass Luther dadurch in schiefem Licht erscheint.
In seinem Pamphlet Unsere Aussichten greift er Graetz dann auch direkt an:
Man lese die Geschichte der Juden von Graetz: welche fanatische Wuth gegen den "Erbfeind", das Christenthum, welcher Todhaß grade wider die reinsten und mächtigsten Vertreter germanischen Wesens, von Luther bis herab auf Goethe und Fichte!
In seiner Erwiderung an Herrn von Treitschke schrieb Graetz am 7. Dezember 1879 in direktem Bezug zu diesem Satz:
Illoyal ist Ihre vom Zaum gebrochene Anschuldigung gegen meine Geschichtsdarstellung, daß sie "Todhaß gerade wider die reinsten und mächtigsten Vertreter deutschen Wesens von Luther bis herab auf Goethe und Fichte" enthalte. Ich habe im Gegentheil die überwältigende Größe dieser Heroen ins rechte Licht gesetzt. Von Luther schrieb ich (Band IX, Seite 191 fg.): „Diese Natur war beherrscht von Gottdurchdrungenheit, von einer in dieser Zeit beispiellosen Hingebung an Gott und die Anforderung des Glaubens... auch von einem fleckenlosen Wandel und wahrhafter Demuth!" Athmen diese Worte Todhaß? Aus Luthers kleiner Schrift: daß Jesus ein geborener Jude gewesen, zog ich einen Passus aus (S. 211), der recht zeitgemäß ist: „Unsere Narren, die Papisten... haben bisher also mit den Juden verfahren, daß wer ein guter Christ gewesen, hätte wohl mögen ein Jud werden, und wenn ich ein Jude gewesen wäre und hätte solche Tölpel und Knebel das Christenthum regieren und lehren gesehen, so wäre ich eher eine Sau geworden, als ein Christ." Durfte ich aber nach diesem verschweigen, was Luther 20 Jahre später in der Hitze des Kampfes gegen auftauchende Sectirer und gereizt durch eine anonyme polemische Schrift eines Unitariers (hinter der Luther einen jüdischen Autor vermuthet hatte) im Widerspruche mit seinen eigenen Worten Liebloses gegen Juden geschrieben und gepredigt hat? Er verlangte, daß man ihre Synagogen einriß, ihnen sogar die heiligen Schriften entziehe, ihre Häuser zerstöre, sie in einen Stall wie Zigeuner einsperre und noch viel Härteres. Sie werden doch nicht für Luther Unfehlbarkeit beanspruchen? Ist es überhaupt eines Historikers würdig, in der treuen Geschichtserzählung Blasphemie zu suchen?

Treitschkes ausführliche Antwort Herr Graetz und sein Judenthum vom 15. Dezember 1879 wiederholt den Vorwurf, über Goethe und Fichte in "gehässigen Worten" geschrieben zu haben; von Luther ist dagegen überhaupt nicht mehr die Rede. In Bezug auf Graetz' Buch, dem er unkorrekterweise die Formulierung 'Erbfeind' unterschoben hatte, schreibt er: "ich bekenne daß ich den Band schon im letzten Sommer gelesen und mir keine Notizen daraus gemacht habe".

Zitate aus:
Der "Berliner Antisemitismusstreit" 1879-1881 (Hrsg. Karsten Krieger), München 2003


Eine zeitgenössische protestantische Sicht zu Luthers antijüdischen Spätschriften von Friedrich Lezius (Professor der Theologie an der Universität Königsberg) enthält der Artikel Luthers Stellung zu den Juden (Baltische Monatsschrift XXXIX, 1892):

Es liegt auf der Hand, daß Luther hier nicht aus dem Geiste des neuen Testamentes und der Reformation heraus argumentirt und Forderungen aufstellt, vielmehr erweist er sich hierin als übermannt vom mißverstandenen alten Testament und von mittelalterlich, vom Evangelium gerichteten Wahnvorstellungen. Die evangelische Kirche hat daher die Irrthümer des alternden Revormators als für sich nicht maßgebend abgelehnt und sieht in der Schrift Luthers, daß Jesus Christus ein geborener Jude sei, welche 1523 erschien, den wahren Ausdruck reformatorischen Geistes.
[...]
Diese Rathschläge Luthers, so sehr sie ihm am Herzen lagen, hat das deutsche Volk nicht befolgen wollen, weil sie sich mit dem Evangelium und den Begriffen moderner Humanität nicht vertragen. Die Forderung, die Juden als Feinde Christi aus dem Lande zu jagen, die Luther aufstellt und so eifrig begründet, ist unprotestantisch und als Nachwirkung der katholischen Staatsanschauung zu betrachten. Es hat die Christenheit daher wohlgethan, diese Ermahnungen des gewaltigen Mannes unbeachtet zu lassen. Ueber die socialpolitische Begründung der gewaltsamen Einschränkung der jüdischen Uebermacht, die Luther vorbringt, läßt sich reden. Daß Luther sich aber schwer irrte, als er aus religiösen Gründen die Vertreibung der Juden forderte und für ihre strafrechtliche Verfolgung eintrat, kann für einen evangelischen Christen keinem Zweifel unterliegen.

Baltische Monatsschrift : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
 
Kleiner Nachtrag zu Götz Aly:
Hans-Ulrich Wehler zieht ein ziemlich vernichtendes Fazit:

Insofern ist seine Stilisierung des Sozialneids zur Schlüsselerklärung für den Aufstieg des deutschen Antisemitismus ein klassischer „Flop“, der zentrale Elemente nicht einmal ins Auge fasst, geschweige denn ihrer Komplexität gerecht wird. Man fragt sich, wie überaus wohlwollende Rezensenten (...) auf solch ein flüchtig fabriziertes Buch hereinfallen konnten.
Holocaust-Forschung: Götz Alys neuer Irrweg
 
Von Götz Aly, ein häufig zitierter Historiker, habe ich gelesen: Hitlers Volksstaat, Europa gegen die Juden, Warum die Deutschen, warum die Juden? und Unser Kampf.
Ich empfehle alle Bücher.
Dass Herr Wehler Götz Aly negativ beurteilt bleibt ihm unbenommen.
 
Kleiner Nachtrag zu Götz Aly:
Hans-Ulrich Wehler zieht ein ziemlich vernichtendes Fazit:

Holocaust-Forschung: Götz Alys neuer Irrweg
Als ich in dem von dir, @Sepiola, verlinkten FAZ-Artikel vom 12.12.2011 das

Man fragt sich, wie überaus wohlwollende Rezensenten (wie etwa Gustav Seibt in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 12. August) auf solch ein flüchtig fabriziertes Buch hereinfallen konnten.

las, war für mich klar: Das war ein von der Redaktion der FAZ bestellter Artikel, um wieder einmal die eigene Gegnerschaft gegenüber der SZ zu demonstrieren, denn fast immer sind diese beiden deutschen publizistischen Leitorgane über die in Feuilletons behandelten Themen unterschiedlicher Meinung. Oder anders gesagt: Wenn die SZ etwas befürwortete, dann war FAZ dagegen – und umgekehrt.

So ist es verständlich, dass die FAZ Hans-Ulrich Wehler, den erklärten Gegner Götz Alys, mit dem Verriss beauftragte.

Was würden Historiker ohne Streit tun?
 
...aber @Dion glaubst du gar, niemand sei in der Lage, in Kaufmanns Aufsatz zu schauen und zu prüfen, ob du da gerade womöglich selektiv und nicht vollständig zitierst hast?
Ich zitiere, was ich für wichtig halte, du das, was du für wichtig hältst. Außerdem habe ich den Link @Scorpio s auf den Kaufmanns Vortrag noch einmal gebracht, damit man sich selbst ein Bild davon machen kann.

… und zudem lässt du in deiner verzerrten Darstellung den Kontext weg …
Du bist doch der Meister im Kontextweglassen, zitierst oft nur ein Wort aus einem Beitrag, so dass man gezwungen ist, sich den Beitrag noch einmal anzuschauen.

Es ist völlig legitim und ok, wenn du - sehr gerne mit wirklichen Argumenten*) - anderer Ansicht bist und Kaufmanns Aufsatz als verfehlt ablehnst …
Wo habe ich Kaufmanns Aufsatz als verfehlt bezeichnet? Ich habe lediglich gesagt, dass er mehr über die 1520er Aufsätze Luthers schreibt als über die inkriminierten aus den Jahren nach 1537 und erst zuletzt die Kurve kriegt und über seine Hetzschriften sagt, was gesagt werden muss.

Im Übrigen habe in dem von dir gebrachten Zitat etwas gefunden, was du zwar zusammen mit anderen Sätzen unterstrichen, aber vielleicht im Eifer des Gefechts übersehen hast; die Stelle habe ich fett hervorgehoben – Zitat:

Für unseren Umgang mit Luther kann dies nur bedeuten, dass es eine andere als eine historisch–distanzierende Umgangsweise mit ihm nicht geben kann. Luther ist eine Gestalt einer fremden Zeit, einer fernen Welt; ich denke, jede Form der identifikatorischen Umgangsweise mit ihm hat beendet zu werden.

„hat beendet zu werden“ bedeutet: „identifikatorischen Umgangsweise mit ihm“ war für Hoffmann noch nicht beendet. Das war 2013, d.h. vor den 500-Feierlichkeiten und bevor Margot Käßmann sich dafür aussprach, die dunkle Seite Luthers nicht mehr zu verstecken.

Im Übrigen verweise ich in diesem Zusammenhang auf meinen Beitrag vom
.

Ich würde ja begrüßen, wenn man sich in diesem Thread tatsächlich auf die NS-Aufarbeitung in der BR konzentrieren und die Diskussion über Luther, Antisemitismus und Konfession in dem gleichnamigen Thread fortsetzt.
Du siehst, ich bin deinem Vorschlag gefolgt.

Für die Klarheit ist da natürlich die Frage, was nach heutigem Stand das Ziel wäre, was aus heutiger Sicht hätte getan werden müssen.
Es ist 2017 im Rahmen der 500-Jahre-Feierlichkeiten schon einiges getan worden, obwohl es Widerstände innerhalb der EKD gab. Diese Seite Luthers wird seitdem nicht mehr versteckt. Es wird auch zugegeben, dass Luthers antijüdische Schriften eine bedeutende Rolle spielten, als es den Nazis darum ging, weite Teile des christlichen Deutschlands für sich zu gewinnen – man darf nicht vergessen, dass zu dem Zeitpunkt (laut Tagesspiegel 2019) 2 Drittel der Bevölkerung Deutschlands der protestantischen Konfession angehörten: Gewann man sie, gewann man Deutschland.

Daher in diesem Thread nur soviel:
-Ländliche protestantische Milieus haben sich als sehr empfänglich für den NS erwiesen-keine Frage
-Der Aufstieg des NS wurde von der EK weitgehend positiv begleitet
- Es gab durchaus Schnittmengen in punkto Nationalismus
-Ablehnung der Demokratie, Ablehnung der Emanzipation
und es gab durchaus auch den Antisemitismus.
-Auch in der Bekennenden Kirche war Antisemitismus verbreitet
Karl Barth, eines ihrer Mitglieder und zugleich schärfsten Kritiker warf ihr vor, dass sie zu sehr in eigener Sache spreche.

Das kann niemand bestreiten, es ist auch durchaus zutreffend die Kirchen als Steigbügelhalter Hitlers zu bezeichnen-Meinetwegen auch als nützliche Idioten.
Das, mein lieber @Scorpio, wird zumindest @Shinigami so nicht stehen lassen. Es sei denn, er vergisst, was er bisher in dieser Sache gesagt hat. :D
 
Zurück
Oben