Mir würde die Schlacht von Nancy fehlen.
Das Verschwinden des Burgundischen "Mittelreiches" und die letztlich über Jahrhunderte gehende Auseinandersetzung der Habsburger mit den Französischen Königen um Teile der Konkursmasse, sollte man, denke ich, in Sachen Geschichtsmächtigkeit nicht unterschätzen.
...
Interessanter Gedanke, wirklich. Aber was folgte daraus? Burgund verschwand von der Landkarte der Mächtigen, Habsburg und Frankreich kassierten das Erbe und viel mehr war erstmal nicht. Außer, dass Wien und Paris künftig noch schlechter aufeinander zu sprechen waren, aber das hätten auch andere Konflikte zuwege gebracht. Ich gebe gern zu, dass die nun noch "engere" Nachbarschaft künftige Kriege geradezu herausforderte, aber das war ja auch vorher schon der Fall, oder? Sagen wir so - die Aufteilung Burgunds hat die kommenden Konflikte zwischen Habsburg/Österreich, Habsburg/Spanien und Frankreich beschleunigt. Aber die haben sich über so viele Jahrhunderte miteinander geprügelt - ist Nancy da in deinen Augen wirklich herausragend?
...
Grundsätzlich zeugungsfähig scheint er ja gewesen zu sein.
Er war bei seinem Tod 43 Jahre alt, also sicherlich nicht mehr ganz jung, aber durchaus noch kein alter Knacker, seine 3. Frau war, als er in Nancy fiel 30 Jahre alt.
Also sicherlich noch im gebährfähigen Alter.
So ausgemacht, dass da nicht noch ein Sohn hätte geboren werden können, sehe ich das nicht.
Und als Karl lebte, war ja auch die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg noch nicht in trockenen Tüchern, wenn sich das richtig in Erinnerung habe?
Was hätte denn viel anders verlaufen sollen, wenn Burgund die Schlacht gewonnen hätte und Karl nicht gefallen wäre? Er hätte noch länger gelebt, aber dann? Karl hatte nur eine Tochter, und mit einem männlichen Erben wäre auch bei einer längeren Lebensdauer Karls nicht mehr unbedingt zu rechnen gewesen. Also auch wenn Karl 20 Jahre später friedlich im Bett verstorben wäre, wäre Burgund nach seinem Tod vermutlich zum Spielball der Mächte worden - und dafür kamen in erster Linie Frankreich und Habsburg in Betracht.
......
Soll historisch schon vorgekommen sein.
Mit der Geburt Friedrich II. hatte ja nach neun Jahre Ehe zwischen Heinrich VI. und Constanze von Sizilien und nachdem die Mutter bereits 40 war auch niemand mehr gerechnet.
Abgesehen davon, dass Schlachten in ihrer Bedeutung für den Verlauf der Geschichte in den meisten Fällen überschätzt werden (meine persönliche Meinung), hätte das Überleben von Karl dem Kühnen durchaus Folgen haben können.
Nach der neueren Forschung war die Verlobung zum Zeitpunkt von Karls Tod soweit fortgeschritten, dass sie Maria nicht mehr so einfach hätte auflösen können. (Hindernisse wie zu nahe Verwandtschaft waren durch eine Dispens bereits erledigt, ein Termin war bereits ins Auge gefasst. Aber abgesehen davon, dass eine Auflösung der Verlobung nicht mehr möglich war, ohne damit das Ansehen von Maximilian und seiner Familie zu beschmutzen, hätte ein solcher Schritt Maria wahrscheinlich die gesamte Erbschaft gekostet.
Maximilians Vater als Kaiser wie auch der französische König waren "de jure" noch immer die Lehensherren für ihre Lande und hatte damit eine rechtliche Möglichkeit, diese als "heimgefallene" Lehen einzuziehen, was der französische König auch versuchte, zum Teil mit Erfolg. Für Kaiser Friedrich wäre die Nachfolge von Maria die ideale Möglichkeit, den burgundischen Länderkomplex, der im Reich entstanden war, auf Dauer zu zerschlagen, indem er ihre Nachfolge nicht anerkannt und den Heimfall der Reichslehen postuliert hätte. Eine Neuvergabe des burgundischen Länderkomplexes an verschiedene Reichsfürsten bzw, Reichsstädte (und vielleicht auch andere) hätte sich für ihn nicht nur finanziell gelohnt, sondern er hätte militärische Aktionen, die vielleicht notwendig geworden wären, wenn es Widerstand gegeben hätte, gleich auf die neuen Besitzer abschieben können. Dass Kaiser Friedrich diese Möglichkeit zu nutzen versuchte, dürfte einen einfachen Grund gehabt haben - es bot sich mit der Ehe von Maria und Maximilian für ihn und seine Familie eine Option, die langfristig attraktiver war -- Österreich-Habsburg bekommt letztlich alles und vergrößert so nicht die Macht des Kaisers, aber seine Hausmacht.
Da die Hindernisse ausgeräumt und bereits vor Nancy ein Hochzeitstermin ins Auge gefasst worden war, ist davon auszugehen, dass die Hochzeit zwischen Maximilian und Maria auch stattgefunden hätte, wenn ihr Vater bei Nancy überlebt hätte und sicher nach Hause zurückgekehrt wäre. Es gab zudem Pläne, dass Maximilian nach der Hochzeit einige Zeit bei seinem Schwiegervater bleiben würde. Warum wohl? Offensichtlich war damals schon geplant, dass Karl Maximilian als seine Nachfolger aufzubauen würde. Hätte Karl der Kühne also noch einige Jahre gelebt und diesen Plan verwirklicht, hätte sich bei seinem Tod eine etwas andere Ausgangsposition für seine Nachfolge ergeben. Wenn Maximilian noch zu seinen Lebzeiten als Nachfolger, eventuell zusammen mit Maria, etabliert gewesen wäre, hätte er nach dem Tod seines Schwiegervaters jedenfalls eine reelle Chance gehabt, dessen gesamten Herrschaftsbereich zu übernehmen. Der französische Könige hätt dann sicher auch versucht, jene Lande, die als französische Lehen galten, für sich behalten, aber Maximilian hätte sich in diesem Fall voll auf den Krieg mit ihm konzentrieren können. Vom Reich her hätte es sicher keine Schwierigkeiten gegeben (und schon gar nicht, wenn noch sein Vater am Leben gewesen wäre) und als etablierter Nachfolger von Karl hätte er auch Rückhalt bei den Landständen gehabt.
Möglicherweise wäre also die Geschichte, wenn Karl überlebt hätte und weiterhin Herrscher seiner Lande geblieben wäre, tatsächlich anders verlaufen.
Allerdings ist bei jeder Überlegung, was wäre, wenn .... zu berücksichtigen, dass es da immer Fakten gibt, deren Entwicklung nicht vorhersehbar ist. In diesem Fall bauen auf der Annahme auf:
1.) Karl und Maximilian hätten sich gut verstanden und eine einheitliche Linie geschafft. (Dass Maximilian trotz Differenzen zu einer Zusammenarbeit mit einem anderen Herrscher fähig war, zeigt jedenfalls die erfolgreiche Doppelherrschaft mit seinem Vater nach seiner Wahl zum römischen König - ob das aber auch mit einem Karl dem Kühnen möglich gewesen wäre ...)
2.) die Ehe zwischen Karl und Margarete hätte weiterhin kinderlos bleiben müssen - ein Sohn hätte die Nachfolge von Maria und Maximilian eindeutig ernsthaft gefährdet, eine weitere Tochter hätte zumindest abgefunden werden müssen ...