Wenn man von der sich später bewahrheiteten Annahme ausgeht, dass ein langer Krieg an zwei Fronten für Deutschland kaum gewinnbar wäre, spricht mE eine Menge dafür, ja.
Inwiefern eine später bewahrheitete Annahme?
Der Krieg ging am Ende verolren, weil man sich mit den USA anlegte und darüber hinaus den Hals nicht voll kriegte, sondern Eroberungen wollte.
Hätte man darauf verzichtet und sich da wesentlich moderater gegeben, hätte man sich anno 1917-1918 durchaus in der Situation befunden reichlich Fauspfänder zur Verhandlung eines allgemeinen Verständigungsfriedens zu haben.
Es geht ja, im Gegensatz zu dem, was
@Stilicho so unterstelt nicht darum irgendwelche Eroberungsphantasien an die Wand zu malen, sondern darum, ob Moltke über die Mittel verfügt hätte die Landesverteidigung anders zu gewährleisten.
Das hätte zunächst weitgehend defensive Ziele beinhaltet, namentlich Angriffe abzuwehren, und einen Friedensschluss zu erzwingen. Nicht einen Diktatfrieden durchzusetzen, gegen den der Widerstand naturgemäß höher ausfallen musste.
Hätte man, Statt zu versuchen mit der Brechstange Territoriale Eroberungen und massive Machtverschiebung in Europa anzupeilen im Herbst 1917 einen Plan für einen Frieden, weitgehend auf Basis des Status-Quo ante mit allenfalls geringfügigeren Änderungen auf den Tisch gelegt, hätte die Wahrscheinlichkeit diesen Krieg zu beenden wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht gestanden.
Ja, aber nicht aus sich selbst heraus, sondern weil ein ähnlicher Aufwand betrieben wurde, wie es auch der Angreifer tat. Man hätte mE keine Truppen eingespart, die dann anderswo verfügbar gewesen wären, und bisher hab ich auch nicht wirklich Argumente gehört, die dieses E unterminieren.
In Verdun spielte die Geographie eine Rolle.
Hier war es von französischer Seite her nicht unwichtig, die deutschen Angreifer wieder von den Höhenzügen zu vertreiben, weil deren Verbleib dort, die im Tal liegende Stadt Verdun selbst bedroht hätte, es hätte bedeutet dauerhaft deutsche Artillerie auf den Hängen lediglich einige Km vor der Stadt zu haben.
Hier ging es zum Teil um den Schutz der zivilen Infrastruktur und dieser Umstand übte auch massiven Druck auf das französische Oberkommando aus, die Deutschen da heraus zu werfen und dafür verlustreiche Gegenoffensiven inkauf zu nehmen.
Ähnlich, wie 1914 erheblicher politischer Druck auf den deutschen Generalstab ausgeübt wurde die Russen aus Ostpreußen hinaus zu werfen und das deutsche Gebiet hier zu verteidigen, obwohl es militärisch-strategisch nicht unbedingt notwendig gewesen wäre und Ressourcen band.
Bei Verdun kommt ebenfalls noch hinzu, dass die deutschen Angreifer durch den Frontverlauf die Möglichkeit hatten, diese Festung von verschiedenen Seiten her zu bestürmen, so dass ein Angriff wesentlich effektiver vorgetragen werden konnte, als ein Frontalangriff von einer Seite her es ermöglicht hätte.
Waren es denn die belgischen Festungen, die den Schlieffenplan scheitern ließen?
Das wäre zu diskutieren, wenn man mal vorraussetzen würde, dass der Schlieffenplan ohne motorisierte Truppen ohnehin jemals Erfolgsaussichten gehabt hätte.
Ansonsten ist es aber ein Vergleich von Äpfeln und Birnen, weil Belgien kein dem deutsch-französischen Grenzgebiet entsprechendes Festungssystem besaß.
Die Belgier hatten die Festung Lüttich, die ein Nadelör für die deutschen Aktionen darstellen konnte, allerdings nur dann, wenn die Deutschen nicht noch auf die Idee kommen würden auch über die Niederlande angzugreifen und durch die niederländische Provinz Limburg zu ziehen (Schlieffen hatte das ursprünglich so beabsichtigt, Moltke war davon abgegangen).
In diesem Fall von dem die Belgier nicht wissen konnten ob das im August 1914 eintreten würde oder nicht, wäre die Festung Lüttich nordwärts zu umgehen gewesen.
De facto hatte die Garnison von Lüttich keinen Entsatz zu erwarten, weil sich nahezu das gesamte belgische Feldheer sofort in Richtung Westen zurückzog was möglicherweise daran gelegen haben mag, dass man nicht wissen konnte, ob aus dem Norden über niederländisches Gebiet weitere Angriffe drohten).
Wären die belgischen Truppen konsequent eingesetzt worden, um die vorstoßenden deutschen Truppen zu stören, hätte dass deren Übergang zur Belagerung der Festung möglicherweise verzögert und darüber hinaus sicherlich auch die Moral der Garnisonstruppen in Lüttich selbst gehoben, die sich nach dem Abzug des Feldheeres de facto wie auf dem Präsentierteller fühlen mussten.
Hier hätte anderes Handeln möglicherweise durchaus Zeit gewonnen, wahrscheinlich aber eine andere Informationsbasis und die Gewissheit erfordert, dass keine weiteren deutschen Truppen aus dem Norden kommen und das belgische Heer im Rücken fassen würden, wenn dieses die Verteidigung von Lüttich aktiv unterstützte.
Im übrigen, war, so weit mir bekannt die Ausstattung des französischen Heeres mit schwerer, bis überschwerer Belagerungsartillerie weniger gut, als auf deutscher Seite.