Jedenfalls waren die Briten eben durch das Auffliegen deutscher Spione, über die beabsichtigte Invasion informiert. Und unvorbereitet waren die Briten ja nun auch nicht; ich habe es oben ja bereits geschrieben.
Sie waren allenfalls über die Absichten und Vorbereitungen informiert, aber dazu brauchten sie keine aufgeflogenen Spione, dazu reichten die Meldungen der eigenen Luftaufklärung hin, dass Zusammenziehen von Schiffsraum war ja nicht zu übersehen.
Darüber, ob sich die deutsche Seite aber noch andere Szenarien (Täuschungsmanöver) vorbehielt oder eine definitive Entscheidung zur Invasion tatsächlich getroffen hatte, waren sie nicht informiert.
Unsicherheiten, die Entscheidungsträger zu berücksichtigen haben.
Natürlich waren die Briten nicht unvorbereitet, das wäre auch fahrlässig gewesen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass es bei der militärischen Entscheidungsfindung als richtig erachtet worden wäre, bei am Ende verschiedenen möglichen Szenarien und unklarer Informationslage rein auf Verdacht einen Schritt zu tun, der möglicherweise einen erheblichen Teil der eigenen Seestreitkräfte am Ende sinnlos gefährden konnte.
Schon im Mai/Juni 1940 hatte Roosevelt die totalitären Staaten als Feinde bezeichnet. Die Unterstützung für Großbritannien stand für Roosevelt gar nicht zur Disposition; sie wurde immer umfassender.
Ob Roosevelts Ansicht dazu allerdings maßgeblich für das Handeln der Vereinigten Staaten sein würde, hing allerdings davon ab, ob der Congress bereit war sich von den Neutralitätsgesetzen zu verabschieden (das war ein Prozess, der nicht in Stein gemeißelt war) und am Ende den Einsatz amerikanischer Mittel und Kräfte für den Krieg in Europa zu bewilligen.
Der Feldzug gegen Russland war der reinste Wahnsinn. Man schnitt sich massiv ins eigene Fleisch. Ein Kontinentalblock unter Einschluss Spaniens, Frankreichs und Italiens haben Ribbentrop und seine Schergen nicht zustande gebracht. Das Bündnis mit Japan war nun auch nicht das, was man sich erwünscht hatte; kein gemeinsamer Krieg gegen die Sowjetunion. Die Luftschlacht ging krachend verloren. Im Prinzip stand man im Frühjahr 41 vor einem Scherbenhaufen.
Und trotzdem wurde putzmunter an den Vorbereitungen für das Unternehmen Barbarossa gearbeitet, welches nur 6-10 Wochen andauern sollte. Zwischendurch meinte man noch mal eben "kurz" in Griechenland und Jugosslawien" Krieg zu führen, um zu verhindern, das sich Italien der Lächerlichkeit preis gibt. Und die Front wurde immer länger........und die Logistik immer problematischer. Schon die deutschen Lokomotiven waren für den russischen Winter höchst unzureichend gerüstet.
Das sind ja nun Themen, die über den Komplex Seelöwe deutlich hinausgehen.
Ein bündnis mit Japan gab es ja ohnehin nicht, der Anti-Komintern-Pakt enthielt keine direkten militärischen Beistandsklauseln und eine andere vertragliche Basis hatte diese Kooperation ja nicht.
Wenn Japan zu den "Achsenmächten" gerechnet wird, (bei Deutschland und Italien hatte das ja immerhin die Grundlage eines vollwertigen Militärbündnisses, auch wenn die nicht wirklich zielstrebig kooperierten), entspricht das dann wahrscheinlich mehr der Wahrnehmung im Lager der Westalliierten, als den tatsächlichen internen Vorgängen zwischen Berlin und Tokyo.
Griechenland und Jugoslawien hatten schon durchaus noch andere Implikationen, als die Rettung des italienischen Ansehens.
Mussolinis Griechenland-Invasion musste Athen zwangsläufig zu einer Anlehnung an Italiens Mittelmeer-Gegner Großbritannien bringen und damit den Briten zugriff auf den Süden der Balkanhalbinsel verschaffen.
Das war gefährlich nah an den rumänischen Ölfeldern drann.
Zumal sich Rumänien selbst in einer Situation befand, in der zu erwarten war, dass es sich bei Gelegenheit möglicherweise der Kooperation mit Deutschland entziehen und an GB anlehnen würde.
Die Sowjets hatten im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes Bessarabien besetzt und Hitler hatte mit Rumäniens Erzfeind Ungarn paktiert und Bukarest 1940 darüber hinaus genötigt den Nordteil Siebenbürgens inklusive der alten Provinzhauptstadt Klausenburg/Kolozsvár/Cluj-Napoca an Budapest abzutreten.
Die Begeisterung der Rumänen darüber dürfte sich in Grenzen gehalten und sicherlich die Bereitschaft gefördert haben, sich aus der Kooperation mit dem NS-Reich zu verabschieden, wenn die Machtverhältnisse am Balkan das hergeben würden.
Das wiederrum wäre durch starke britische Präsenz in Griechenland und möglicherweise das Herausdrängen Italiens aus Albanien sicherlich begünstigt worden.
In Jugoslawien wurde im März 1941 erfolgreich gegen die den Achsenmächten gegenüber kooperative Regierung und den Prinzregenten Pavle Karadordevic geputscht. Betrieben durch Offiziere der jugoslawischen Armee, die diesem außenpolitischen Kurs kritisch gegenüberstanden.
Damit war auch ein Umschwenken Jugoslawiens eine realistische Perspektive.
Britische Präsenz in Griechenland und Giechenland im Britischen Lager, bei sich abzeichnendem außenpolitischen Umschwenken Juogslawiens in Richtung London und der durchaus realistischen Gefahr, dass sich Rumänien dem möglicherweise anschließen könnte, waren das Potential für eine veritable Flankenbedrohung für Hitlers Ostkrieg.
Die Streitkräfte Großbritanniens, Griechenlands, Rumäniens und Jugoslawiens in der Flanke sitzen zu haben konnte man schwerlich ignorieren, außerdem bestand die realistische Gefahr, dass Deutschland im Zuge der Entwicklung den Zugriff auf das rumänische Öl und die jugoslawischen Erze verlieren würde, Entwicklungen, die Berlin nicht gefallen konnten.
Hier ging es um mehr, als darum Mussolini aus der Patsche zu helfen, in die er sich mit seiner Griechenland-Invasion hineingeritten hattte.