Auf Seite der Aufständischen waren vermutlich nur wenige Entscheidungsträger eingeweiht, die grundsätzliche Stimmung der Bevölkerung wird ohnehin kritisch gegenüber den Römern gewesen sein.
Ich denke, gerade so dürfen wir uns das nicht vorstellen, weil in den germanischen Stammesgesellschaften die Anführer nicht mal eben per Dektret und Verordnung regieren und mal eben im Stil des frühen 20. Jahrhunderts Generalmobilmachung und Aufmarschbeginn ab 2. Mob-Tag befehlen und jeden verhaften und wegen "Wehrkraftzersetzung/Fahnenflucht" ins Gefängnis werfern konnten, der nicht spurrt.
Die Clanschefs werden vor dem Problem gestanden haben, dass sie ihre Leute überzeugen mussten und dazu mussten sie dann schon mit ihnen reden. Dafür hatten sie auf der anderen Seite den Vorteil, in einer Gesellschaft, wo militärische und zivile Sphäre nicht klar getrennt waren, sich nicht um die Bewaffnung ihrer Leute kümmern zu müssen.
Wie darf man sich eine Aufstandsvorbereitung vorstellen? Ich schlage mal folgendes Modell vor:
Bewaffnung war vorhanden, um Verproviantierung musste man sich kümmern.
Mit Rücksicht auf Verproviantierung musste man also zu einer Jahreszeit loslegen, in der man aus dem Land leben konnte oder man selbst gerade Überschüsse hatte, die man mitführen konnte.
Also am Besten unmittelbar nach Abschluss einer Ernteperiode.
Wie lässt sich Unterstützung mobilisieren.
Phase 1:
Die offensichtlich Unzufriedenen zusammentrommeln, auf deren Groll als Triebfeder für eine Aufstandsaktion man sich verlassen kann und erstmal die auf einen Aufstand festlegen.
Phase 2:
Vorbereitend für alles weitere beschließen, wessen Unterstützung man noch für einigermaßen wahrscheinlich hält und wenn man bereits einweihen kann und wen man für einen Gegner eines solchen Unternehmens hält und daher erstmal nicht einweiht.
Phase 3:
Die Eingeweihten, die Konatakte nach außerhalb zu anderen Gruppen/Clans/Stammesverbänden haben, verteilen und zunächst mit denjenigen, denen man zutraut mitzuziehen über einen Anschluss an die Aktion zu verhandeln.
Phase 4:
Nachdem man eine gewisse Menge an Unterstützern hat und also mit eigener Schlagkraft auftreten kann um das Unternehmenbzw. den Erfolg wahrscheinlicher zu machen und ggf. auch Unentschlossene Einschüchtern zu können, diejenigen Gruppen/Clans eiweihen, die man als Unterstützer nicht für sicher hält, von denen man aber auch keine Feindseeligkeiten erwartet mit dem Ziel sie entweder zu überzeugen doch noch mitzuziehen, oder sie dazu zu bewegen, sich wenigstens wohlwollend neutral zu halten und ihren Einfluss und Druck, auf dem Unternehmen feindlich gegenüberstehende Gruppierungen auszuüben ebenfalls still zu halten.
Außerdem jetzt abseits der Ebene der Anführer überall die jeweiligen potentiellen Krieger/Aufstandsteilnehmer bearbeiten (Beuteversprechen und dergleichen), die mitziehen müssen.
Phase 5:
Nachdem man alle Gruppen erreicht und eingeweiht hat, auf deren Unterstützung man meint hoffen zu dürfen, Festlegung eines zeitlich einigermaßen nahegelegenen Termins um irgendwo Truppen zusammen zu ziehen, Anführer zu wählen und das weitere Vorgehen zu beraten.
Phase 6:
Auf die wahrscheinlich eher feindlich gesonnenen Clans/Gruppen zugehen und versuchen mindestens mit denjenigen, wo die Feindschaft zum Unternehmen selbst oder zu daran beteiligten Gruppen eher auf oberflächlichen, reparablen Zerwüfnissen beruht, zu versuschen zu schlichten oder mit Unterstüzung von Gruppen, die selbst tendenziell neutral bleiben wollen, möglicherweise auch mit einer Mischung aus Bestechung und Erpressung Stillhalteabkommen ausverhandeln um die Zahl derer, die den Aufständischen, wenn sie vom Aufstand Wind bekommen, möglicherweise in den Rücken fallen zu reduzieren.
Phase 7:
Nach Zusammmenziehen von Truppen, Anführer wählen, Plan festlegen und zeitnah losschlagen.
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Spätestens ab Phase 3 ist es einigermaßen wahrscheinlich, dass erste Informationen durchsickern.
Ab Phase 4 ist es eigentlich kaum noch zu vermeiden und spätestens ab Phase 6 können die Aufstandsplaner sicher sein, dass Informationen über die Grundabsichten des Unternehmens an die Besatzungsmacht weitergereicht werden und auch, dass in Verbindung mit diesen Informationen Namen potentieller Anführer auftauchen.
Auf der Seite der Besatzungsmacht wiederrum, wird man solche Warnungen vermutlich alle paar Monate bekommen. So dass Warnungen bis zur Phase 3 wahrscheinlich noch nicht allzu viel Beunruhigung verursachen werden.
Bis dahin ist der Kries der Eingeweihten relativ klein, so das zahlenmäßig wenige relativ wenige Warnungen zugehen, die als grundsätzlich gutmütig gemeinte Schwarzseherei oder eben Versuch die Besatzungsmacht für eigene Zwecke einzuspannen abgetan werden können.
Irgendwo zwischen den Phasen 4 und 6 dürfte sich allerdings Menge und Frequenz der eingehenden Warnungen deutlich erhöhen und dass dürfte dann ein deutliches Warnzeichen sein.
Allerdings ist das auf der Zeitachse dann auch bereits relativ nah am tatsächlichen Ausbruch des Aufstands drann und wenn man pech hat, sind die Nachrichten darüber inhaltlich noch widersprüchlich, was die Details angeht.