...und Varus wird immer weiter geschlachtet

Fortsetzung folgt, ich habe Kehne noch nicht beendet.
Ich finde es in Ordnung, wenn du fortsetzt. Ein Historiker, der so austeilt, sollte Kritik auch post mortem aushalten.

Peter Kehne war sicher brilliant, möglicherweise war jedoch gerade dies sein Verhängnis, beziehungsweise die Ursache für einen gewissen unduldsamen Hochmut. Und trotzdem ist es sicher möglich auch seinen wissenschaftlichen Beitrag für die aktuellere Geschichstwissenschaften zu würdigen. Und noch einmal die Frage: doch ein eigenes Thema?
 
Kurz möchte ich noch darauf eingehen, was mir kurz vorm Einschlafen durch den Kopf schoss:
Wir reden(oder ich redete bis immer davon, Varus sei 9 n an die Weser(keine Diskussion, ab an, hinter , auf, gegen,Nähe)gelockt worden. Hat er sich 7 und 8 noch geziert?...ne bitte, nach dem immensum eine Schampause machen?
Er ist ab 7 Kommandierender rechtsrheinisch.
Ich frage jetzt hier konkret, was ich nicht bisher gelesen habe:Was ist 7 und 8 n geschehen?
Bitte um Entschuldigung, aber die letzten 15 Jahre durchzulesen=unmöglich
Naja, dass er an die Weser gelockt worden sei, ist ja Eigengut von Cassius Duo, der sich bemüht, über Varus' Fehler dessen Niederlage, die Niederlage der tapfersten aller Armeen, zu rationalisieren.
Wir wissen über die zwei Jahre davor praktisch nichts. Selbst über den immensum bellum wissen wir so gut wie nichts.
 
Ich finde es in Ordnung, wenn du fortsetzt. Ein Historiker, der so austeilt, sollte Kritik auch post mortem aushalten.

Peter Kehne war sicher brilliant, möglicherweise war jedoch gerade dies sein Verhängnis, beziehungsweise die Ursache für einen gewissen unduldsamen Hochmut. Und trotzdem ist es sicher möglich auch seinen wissenschaftlichen Beitrag für die aktuellere Geschichstwissenschaften zu würdigen. Und noch einmal die Frage: doch ein eigenes Thema?
Ich war eben spazieren und da ist mir noch was durch den Kopf gegangen. Kehne kritisiert die angeblichen altphilokogischen Defizite der Archäologen (die bei den Historikern nicht minder existieren und keine Frage des Fachs, sondern der Generation sind) und moniert, dass sie von Übersetzungen abhängig seien (was tatsächlich ein Problem darstellt!). Aber er selbst benutzt auch die Übersetzungen von Tacitus und Cassius Dio, beispielsweise fordert er, dass in Kalkriese in der Nähe des Schlachtfeldes die Martergruben nachgewiesen werden müssten. Allerdings ist Martergruben bereits eine durchaus legitime,in den Kontext passende Interpretation, scrobes sind einfach nur Gruben. Kehne benutzt hier also eine Übersetzung, gleichwohl er sicher Latein und Griechisch perfekt beherrschte. Ich empfinde das als heuchlerisch., einerseits anderen vorzuwerfen, Übersetzungen zu verwenden (und daraus auf altphilologische Unfähigkeit zu schließen), dies aber selber zu tun.
 
Ich war eben spazieren und da ist mir noch was durch den Kopf gegangen. Kehne kritisiert die angeblichen altphilokogischen Defizite der Archäologen (die bei den Historikern nicht minder existieren und keine Frage des Fachs, sondern der Generation sind) und moniert, dass sie von Übersetzungen abhängig seien (was tatsächlich ein Problem darstellt!). Aber er selbst benutzt auch die Übersetzungen von Tacitus und Cassius Dio, beispielsweise fordert er, dass in Kalkriese in der Nähe des Schlachtfeldes die Martergruben nachgewiesen werden müssten. Allerdings ist Martergruben bereits eine durchaus legitime,in den Kontext passende Interpretation, scrobes sind einfach nur Gruben. Kehne benutzt hier also eine Übersetzung, gleichwohl er sicher Latein und Griechisch perfekt beherrschte. Ich empfinde das als heuchlerisch., einerseits anderen vorzuwerfen, Übersetzungen zu verwenden (und daraus auf altphilologische Unfähigkeit zu schließen), dies aber selber zu tun.
Das klingt ein wenig nach Stefan Burmeister, der den Vorwurf Kehnes an Kalkriese-ProtagonistInnen, Zirkelschlüsse zu produzieren auf Kehne selbst anwendet. Kehne würde die zahlreichen Einkerbungen auf in Kalkriese gefundene Asses als Reflex der Meuterei der Legionen am Rhein nach Augustus Tod 14 n.Chr. sehen, und überträgt damit eine Information aus den Quellen (Tac ann I,31- 49) auf die Fundmünzen. Burmeister wirft Kehne vor, dass er damit eine Übertragung macht, um mit dieser geschlossenen Übereinstimmung von historischer Information und archäologischem Fund die Datierung Kalkrieses nach 14 n.Chr. zu beweisen - nur ist diese Übereinstimmung von sich bedingenden Informationen abhängig. Diese Deutung Kehnes ist jedoch inzwischen obsolet, weil inzwischen auch in Anreppen solche eingekerbte Asse gefunden wurden (Belegung des Lagers 4 n.Chr. bis höchstens 6 n.Chr.). Unten Bronzeas des Augustus mit Einkerbung und Gegenstempel IMP mit Lituus Bronze As of Augustus, Nemausus, 20 BCE–10 BCE. 1944.100.68867
1759155793378.jpeg
 
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Ich las vor einiger zeit irgendwo, daß Varus sein Heer zweigeteilt habe: 1 Legion nordwärts, 2 Legionen und Teiltross, Frauen und Kinder südwärts Richtung Gebirgsübergang äußere Brukterer.
Davon steht in keiner Quelle etwas. Laut den Quellen war Varus mit drei Legionen unterwegs. Davon weicht Cassius Dio ab, dass Varus auf Bitten der Cherusker Truppenteile hierhin und dorthin geschickt habe (als Wachposten, für polizeiliche Aufgaben, als Geleit). Aber der nennt da auch keine Legionen.
Was du evtl. verwechselt haben könntest: Nach der Varusschlacht soll Asprenas mit zwei Legionen aus Obergermanien nach Niedergermanien geeilt sein, um die Rheingrenze im Norden zu sichern. Er soll sich dann an den zurückgelassenen Gütern der Varuslegionen bereichert haben. (Velleius, Hist. Rom. II, 120)
Hier habe ich das nicht gelesen,
Ist ja auch, so wie wiedergegeben, Blödsinn.

es würde aber die Frage aufwerfen, warum Germanicus 15 , neben der Metzelei, dahin gezogen ist(klar, daß ist nicht nähe Kalkriese, aber haud procul)
Ich kann deinen Gedankengang gerade nicht nachvollziehen.

@"äußere Brukterer": Der Begriff stammt ja aus einer Übersetzung von Tacitus und heißt im Original ad ultimos Bructerorum. Sontheimer übersetzt hier: "Dann führte er sein Heer weiter bis an die äußerste Grenze der Brukterer." Sontheimer versteht die Stelle also gewissermaßen geographisch. Muss man aber nicht. Letztlich heißt das nur "bis zu den letzten Brukterern". Das kann man ähnlich verstehen wie die Formulierung "sie wurden bis auf den letzten Mann niedergemetzelt" (was im Zusammenhang mit den Brukterern natürlich nicht aufgeht, weil sie auch in den Folgejahren noch auftreten und der Tabula Peutingeriana zufolge auch noch Jahrhunderte später eine Größe sind (allerdings ist die Tabula Peutingeriana voller Anachronismen. Im Golf von Neapel ist sie auf vor 79 n. Chr. stehen geblieben, anderswo nennt sie Orte, die nach Hadrian benannt worden sind.))
 
@Sepiola, zu Deiner Anmerkung, ob ein Vertrag (von mir wohl zu eng definiert)vorlag und woher ich diese Tatsache gefolgert habe.
Dir ist bekannt, conditio sine qua non Hier habe ich gefolgert, daß Varus mit 3 Legionen und was sonst noch nicht unbedingt , ohne wenigstens nachzufragen, ins Cheruskerland marschiert sind. Anderfalls würde ich das als casus belli betrachten.
Ich gehe also von einem Appeasement oder einer Vereinbarung aus, die dem Einmarsch vorangegangen sein muß.
Ja, war von mir vielleicht zu hart formuliert. Natürlich gab es vertragliche Abmachungen, aber wir dürfen nicht von modernen völkerrechtlichen Vorstellungen ausgehen. Zumindest ein maßgeblicher Teil der cheruskischen Führungsschicht hatte das römische Bürgerrecht (laut Tacitus war Arminius' Schwiegervater Segestes das Bürgerrecht von Augustus persönlich verliehen worden; sein Sohn war hoher Priester im heutigen Köln); Arminius und sein Bruder Flavus waren Offiziere in römischem Dienst, Varus war Arminius' Vorgesetzter.
Laut Dio hat Varus nicht nachgefragt, ob er ins Cheruskerland marschieren dürfe; er wurde von der cheruskischen Führungsschicht darum gebeten, bis zur Weser zu marschieren und seine Truppen für verschiedene Aufgaben im Land zu verteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Sepiola Beitrag 456: Deine Kritik ist insoweit richtig, daß ein cheruskischer Anführer als Römer mit sich keinen Vertrag schließen kann. Ich will auch nicht ausschließen, daß andere Anführer den Bundesgenossenvertrag geschlossen haben. Für mich diente es der Klarstellung, was Biturigos sagte, und Punkt.
@ElQuijote: ob ich etwas glaube oder verfolge ist, da ich es hier publziere, öffentliches Gut, damit offen für alle Kritik der Welt. Deshalb habe ich auch eine Meinung zum Blödsinn. Ravenik erzählte etwas vom halbverfallenen Lager innerhalb des ersten; auch das halte ich nicht für Blödsinn, sondern für eine diskussionswürdige Annahme, weil jeweils dieAnsicht von Osten oder Westen stattfindet(ist auch schon ewig bekannt)

Wenn Germanicus 15 zum Schlachtfeld wollte, hätte er es ab Lingen/Emsdetten/Greven wesentlich kürzer haben können. Dabei bleibe ich; stattdessen dreht er eine Ehrenrunde mit 8 Legionen zum Bruktererland, um anschließend das Schlachtfeld zu besuchen. Das steht bei Tacitus
in chronologischer Abfolge. Ich kann mir nur vorstellen, daß er ins Bruktererland zuerst zog, um dort Arminius zu jagen oder zu lokalisieren.

Wenn meine Vorstellung stimmen sollte, dann hat er zuerst Arminius jagen wollen, weil er ihn im Bereich Bruktererland oder etwas östlich vermutet;da die Sache insgesamt ergebnislos verlief, ist er zur Ems zurückmarschiert.Das erklärt, warum er nicht direkt zum Schlachtfeld marschiert ist und auch, warum er mit stattlicher Streitmacht ins Bruktererland gezogen ist.

Wenn Absichten oder Pläne nicht in den Quellen, wo auch immer, stehen, leuchtet mir ein. Insofern wird auch die chronologische Abfolge und ihre Begründung ein Geheimnis bleiben. Ich habe mir aber erlaubt, diese Meinung zumindest zu veröffentlichen, weil mir immer wieder für mich Unklarheiten-für mich-auftauchen. Ob das jetzt schon 50x diskutiert worden ist...und ich es nicht gelesen habe, hindert mich an meinen Annahmen nicht.
 
naja, er wurde von der cheruskischen Führung darum gebeten. Denke ich auch, aber die Hintergründe der "freundlichen Bitte " sind momentane Hilflosigkeit, aber wurde Varus schon 7 n freundlich mit dieser Bitte empfangen?
Ich habe ja nicht grundlos gefragt, was wir über 7-8 n wissen. Spätestens 9 dürfte aber diese Hilflosigkeit etwas nachgelassen haben.

Wie ElQuijote schrieb, sind wir 7-8 blind, ebenfalls immensum bellum....aber es muß eine Menge geschehen sein(spekuliere). Tacitus können wir als Quelle ausschließen. Ich hatte meine Hoffnung auf ElQuijote gesetzt.

Varus war Arminius Vorgesetzter: soweit ich weiß, war Arminius in Pannonien, was er danach tat, umkommandiert etc. habe ich nicht gelesen. Aus dem gesamten Quellen folgere ich zumindest, daß Arminius Auxiliarführer unter Varus war.
 
Deshalb habe ich auch eine Meinung zum Blödsinn. Ravenik erzählte etwas vom halbverfallenen Lager innerhalb des ersten; auch das halte ich nicht für Blödsinn, sondern für eine diskussionswürdige Annahme, weil jeweils dieAnsicht von Osten oder Westen stattfindet(ist auch schon ewig bekannt)
Da vergleichst du aber Äpfel mit Birnen. Auf das halb verfallene Lager im ersten kann man kommen, wenn man versucht, den als unglaubwürdig bekannten Florus (Quelle), der von einer Schlacht im Lager spricht, mit Tacitus (Quelle), der von einem intakten Dreligionenlager und einem unfertigen Lager der geschwächten Reste spricht, zu harmonisieren.
Die Geschichte mit den unterschiedlichen Marschrouten von Varus und dem Tross hingegen ist ein Hirngespinst, das durch keine Quelle auch nur ansatzweise gedeckt ist, und somit keine "diskussionswürdige Annahme".

Wenn Germanicus 15 zum Schlachtfeld wollte, hätte er es ab Lingen/Emsdetten/Greven wesentlich kürzer haben können. Dabei bleibe ich; stattdessen dreht er eine Ehrenrunde mit 8 Legionen zum Bruktererland, um anschließend das Schlachtfeld zu besuchen. Das steht bei Tacitus
in chronologischer Abfolge. Ich kann mir nur vorstellen, daß er ins Bruktererland zuerst zog, um dort Arminius zu jagen oder zu lokalisieren.
Bei Tacitus steht aber auch gar nicht, dass Germanicus zum Varusschlachtfeld wollte. Da steht, dass ihn, als er bei den letzten/äußersten Brukterern war der Wunsch überkam (Tac. ann. I, 61: Igitur cupido Caesarem invadit), das Varusschlachtfeld zu besuchen, weil er gerade in der Nähe des saltus Teutoburgiensis war, in dem das Schlachtfeld lag. Man muss das Tacitus nicht glauben, aber so zumindest beschreibt er es.
Arminius kommt dann erst danach vor. Nach der Bestattung der Legionen, die Arminius wohl aus sicherer Entfernung beobachtet hat, sind römisches und germanisches Heer Katz und Maus spielend durch die Gegend gezogen, bis im Unwegsamen (avia) Arminius Germanicus ein Scharmützel geboten hat.

Wenn meine Vorstellung stimmen sollte, dann hat er zuerst Arminius jagen wollen, weil er ihn im Bereich Bruktererland oder etwas östlich vermutet;da die Sache insgesamt ergebnislos verlief, ist er zur Ems zurückmarschiert.Das erklärt, warum er nicht direkt zum Schlachtfeld marschiert ist und auch, warum er mit stattlicher Streitmacht ins Bruktererland gezogen ist.
Warum auch immer Germanicus einen Cherusker im Bruktererland suchen sollte. Wenn der 1. FC Köln Hannover 96 herausfordern möchte, fährt er nicht ins Preußenstadion nach Münster.

Schau dir doch noch mal die Feldzüge an:
  • Feldzug des Jahres 14
  • Im Jahr 14 geht es gegen die Marser. Auf dem Rückweg haben sich Brukterer, Tubanten und Usipeter zusammengetan und greifen Germanicus im Wald an, bringen die Nachhut in Unordnung, werden aber letztlich besiegt.
  • Feldzug 15-1
  • Im Jahr 15 greift Germanicus in einem ersten Feldzug die Chatten an und wird von Segestes um Hilfe gerufen, der von Arminius belagert wird. Er kommt Segetes zur Hilfe - Germanicus ist also da bereits im Cheruskerland, hat Feindberührung mit Arminius.
  • Feldzug 15-2
  • Ein zweiter Feldzug (der aber schon vor dem ersten geplant war, da Germanicus befahl, Schiffe für diesen zu bauen) im Jahr 15 geht ins Bruktererland, dann zum Varusschlachtfeld - erst dann wieder Feindberührung mit Armnius - und endet für Caecina an den pontes longi beinahe im Desaster.
  • Feldzug 16-1
  • Silius greift die Chatten erfolglos an. Germanicus entsetzt das von den Germanen belagerte Aliso und lässt die Wege dorthin instandsetzen.
  • Feldzug 16-2
  • Germanicus fährt erneut an die Ems und marschiert an die Weser, wo die Schlachten von Idistaviso und vom Angrivarierwall stattfinden.
Die erkennbare Strategie ist, die Verbündeten von Arminius möglichst einzeln zu schlagen, bzw. sich der eigenen Klientel (der Friesen und Chauken, wobei letztere als unsichere Kandidaten, welche Arminius absichtlich beim Angrivarierwall entkommen lassen, dargestellt werden) zu versichern, möglichst überraschend aufzutauchen (durch Schnelligkeit) und mit logistischen Meisterleistungen (Flottenoperationen) Eindruck zu schinden (eine Strategie, die auch Caesar schon angewandt hat (Brückenbauten über den Rhein).

soweit ich weiß, war Arminius in Pannonien,
Das ist eine verbreitete, nicht unwahrscheinliche Annahme, die auf einer Stelle bei Velleius Paterculus basiert, der sich dazu aber recht offen/unklar äußert: Arminius, Sigimeri principis gentis eius filius, ardorem animi vultu oculis praeferens, adsiduus militiae nostrae prioris comes, iure etiam civitatis Romanae decus equestris consecutus gradis, segnitia ducis in occasionem sceleris opprimi, quam qui nihil timeret, et frequentissimum initium esse calamitatis securitatem.
 
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@ElQuijote,
1)die Äpfel und Birnen gebe ich gleich weiter(Ravenik 451...oder ich habe mich verlesen im Gefechtseifer).
2)die Verfolgung des Germanicus als Absicht..dazu hatte ich mich geäußert. Es erscheint mir aber plausibel(weshalb sollte er 8 Legionen ins Bruktererland mitnehmen, wenn er nicht -nur von den Brukterern -Widerstand erwartete.
Wie Du weißt, lese ich Tacitus gerade unter Tränen;was mir aber aufgefallen ist: er geht nicht immer chronologisch vor.Manchmal ist der Text flüssig(ggf. Übersetzer), manchmal holprig.
"Die erkennbare Strategie"...kann man erkennen, muß ich aber nicht. Wenn er sie einzeln schlagen wollte, ist die aufgebotene Truppenmenge nicht mehr verhältnismäßig(15n...Brukterer). Erkennbar ist aber, daß er 14 n aus truppendisziplinären Gründen die Marser gemetzelt hat.
3)Vor ein paar Monaten erwähnte ich die Lagerannahme Florus. Du warst entsetzt. Ich zwar nicht, aber ich neige Florus nicht unbedingt zu.
Das hat etwas mit Millhoffs Buch zu tun, der die Lagerhypothese vertritt, hier die Sommerlagerhypothese.
4)Germanicus war nicht im Preußenstadion.
5)Zu Kehne: was ist, wenn aufgrund von Demenz sein Spätwerk zu Frühwerk mutiert ist?(Meine ich nicht lustig). Seine letzten Jahre war er ein herausgehobener Eiferer....und schießt übers Ziel hinaus...mehrfach. Sein ganzes Lebenswerk unter diese Überschrift zu bringen, ist nicht ganz fair.
Eiferer sind manchmal menschlich schwierig.
 
1)die Äpfel und Birnen gebe ich gleich weiter(Ravenik 451...oder ich habe mich verlesen im Gefechtseifer).

Ich weiß nicht, ob das gerechtfertigt ist.

2)die Verfolgung des Germanicus als Absicht..dazu hatte ich mich geäußert. Es erscheint mir aber plausibel(weshalb sollte er 8 Legionen ins Bruktererland mitnehmen, wenn er nicht -nur von den Brukterern -Widerstand erwartete.
a) Weil er durchaus Erfahrungen hatte (siehe Vorjahr)
b) weil es darum ging, die Germanen zu beeindrucken (konzertierte Aktion mit Caecina und Pedo, logistisch beeindruckender Flottenaufmarsch)
c) Weil er sich der Friesen versichern wollte (auch da war die Machtdemonstration durch die Flotte ein Pfund)
....Tacitus .... was mir aber aufgefallen ist: er geht nicht immer chronologisch vor.
Das ist richtig, trifft aber hier nicht zu.
Wir haben hier ductum im Partizip, der nächste Satz beginnt mit einem igitur.

"Die erkennbare Strategie"...kann man erkennen, muß ich aber nicht. Wenn er sie einzeln schlagen wollte, ist die aufgebotene Truppenmenge nicht mehr verhältnismäßig(15n...Brukterer).
Woher weißt du das? Abgesehen davon: Siehe oben, Stichworte logistisch beeindruckende Leistung, Konzertation.

Erkennbar ist aber, daß er 14 n aus truppendisziplinären Gründen die Marser gemetzelt hat.
Das ist richtig, steht aber nicht im Widerspruch.


Das hat etwas mit Millhoffs Buch zu tun, der die Lagerhypothese vertritt, hier die Sommerlagerhypothese.
Manchmal hilft es auf den Verlag zu achten. Wenn ein Buch im "Selbstverlag" (wie Books on Demand) erschienen ist, hat es kein Lektorat erfahren, der Autor muss in finanzielle Vorleistung gehen. Der Mann ist kein Historiker oder Archäologe, sondern Arzt. Das sind beides noch keine hinreichenden Bedingungen dafür, dass das Buch irrelevant ist, aber Indizien. du kannst ja mal schauen, ob es irgendwo in der wissenschaftlichen Literatur zitiert wird. Daran kannst du dann tatsächlich die Relevanz für die Diskussion ablesen.


4)Germanicus war nicht im Preußenstadion.
Weiß man's? Von Greven bis zum Preußenstadion ist es nicht weit.
5)Zu Kehne: was ist, wenn aufgrund von Demenz sein Spätwerk zu Frühwerk mutiert ist?(Meine ich nicht lustig). Seine letzten Jahre war er ein herausgehobener Eiferer....und schießt übers Ziel hinaus...mehrfach. Sein ganzes Lebenswerk unter diese Überschrift zu bringen, ist nicht ganz fair.
Dann hätte er ca. 25 Jahre unter Demenz gearbeitet, schwer vorstellbar, auch bei der Textsicherheit
 
8 Legionen waren militärisch nicht erforderlich, wirkten aber durch die Koordination. Als Demonstration nach außen sicherlich, erst recht aber als Demonstration nach innen.

Zum einen waren ja auch frühere Revolten der Legionen in den großen Standorten gewesen, zum anderen sollte es auch eine Wirkung in Rom haben. Und dort, denke ich, hatte man gewisse Zweifel.
 
Zuletzt bearbeitet:
a) Weil er durchaus Erfahrungen hatte (siehe Vorjahr)
b) weil es darum ging, die Germanen zu beeindrucken (konzertierte Aktion mit Caecina und Pedo, logistisch beeindruckender Flottenaufmarsch)
c) Weil er sich der Friesen versichern wollte (auch da war die Machtdemonstration durch die Flotte ein Pfund)


Woher weißt du das? Abgesehen davon: Siehe oben, Stichworte logistisch beeindruckende Leistung, Konzertation.


Das ist richtig, steht aber nicht im Widerspruch.



Manchmal hilft es auf den Verlag zu achten. Wenn ein Buch im "Selbstverlag" (wie Books on Demand) erschienen ist, hat es kein Lektorat erfahren, der Autor muss in finanzielle Vorleistung gehen. Der Mann ist kein Historiker oder Archäologe, sondern Arzt. Das sind beides noch keine hinreichenden Bedingungen dafür, dass das Buch irrelevant ist, aber Indizien. du kannst ja mal schauen, ob es irgendwo in der wissenschaftlichen Literatur zitiert wird. Daran kannst du dann tatsächlich die Relevanz für die Diskussion ablesen.



Weiß man's? Von Greven bis zum Preußenstadion ist es nicht weit.

Dann hätte er ca. 25 Jahre unter Demenz gearbeitet, schwer vorstellbar, auch bei der Textsicherheit
akzeptiert, dennoch sind 8 Legionen fürs Ostmünsterland etwas viel, soweit es um "einzeln schlagen" geht; Wissen in der Reinform:Nein

zu den a-c: sind Annahmen, aber eben auch plausible

daß er Arminius mit 8 Legionen stellen will, für mich ok, danach kommt in der Massierung nur noch Idistaviso und Angrivarierwall

zu Millhoff: mir war der Zusammenhang mit Selbstverlag nicht bekannt
 
@Pardela, alles akzeptable Annahmen bzw. Argumente, alles gut begreifbar. für das Ostmünsterland sind das Kosten, die sich rechtfertigen lassen, wenn das Ergebnis stimmt. Risiko eingetreten, Arminius nicht gestellt, Kapital versenkt.
Außerdem, viele, die hier nur mitlesen, können durch das Frage- und Antwortspiel eine Vorstellung bekommen, was wie abgelaufen sein könnte oder ist.Führt auch zu Zufriedenheit
 
Zuletzt bearbeitet:
es kommt die Frage, ob der Angrivarierwall sich verorten läßt, woher der Begriff stammt.
Der Zusammenhang mit Varus dürfte doch unzweifelhaft sein
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein. Der arme Varus und seine Legion gingen nicht am Angrivarierwall unter. Tacitus setzt bei seinen Lesern die Kenntnis der Stämme und die der großen geographischen Begriffe voraus. Der Angrivarierwall ist Germanicus, und der hätte ja dann seine eigene Schlacht am Angrivarierwall + das Auffinden der Toten des Varus am selben Ort gehabt.

Lass den Ostwestfalen und Ost-Münsterländern ihren Dickschädel, und den Niedersachsen ihren Angrivarierwall. Und Idistaviso war auch nicht an der Münsterländer Weser ähh Werse.
 
zu Millhoff: mir war der Zusammenhang mit Selbstverlag nicht bekannt
Der Selbstverlag ist nur ein Indiz, genauso, wie die Fachfremdheit. Wichtiger ist, dass Millhoff in der Fachwissenschaft nicht rezipiert wird, keine Zitation erfährt.

Ich habe jetzt eben einen Text von Millhoff gelesen (Die Varusschlacht a. Eine kritische Quellenanalyse), da sind schon auf den ersten zwei Seiten eine ganze Reihe von inhaltlichen Fehlern. Z.B. behauptet Millhoff, laut Cassius Dio sei Varus nach Westen marschiert. Cassius Dio schreibt aber etwas ganz anderes. Germanicus sei auf der Suche nach dem Varusschlacht Feld nach Osten marschiert. Wir wissen nur,dass er vorher nach Osten marschierte. Als er dann an einem bestimmten Punkt war, war er in der Nähe des Teutoburger Waldes - in welcher Himmelsrichtung der lag, wird nicht gesagt, in dem das Schlachtfeld lag, dieser Saltus muss also wohl eine beträchtliche Größe gehabt habt. Aus diesen beiden wohl nachvollziehbaren aber dennoch fehlerhaften Aussagen schließt Millhoff, dass Germanicus doch demnach nicht zuerst das Drelegionenlager erreicht haben könne, sondern zuerst das Lager der Reste erreicht haben müsse, was ein gewisses naives Unverständnis der Textstruktur bei Tacitus offenbart, der im Auffinden des Schlachtfeldes mit Gegensätzen und Steigerung arbeitet, als die Schlacht durch die Brille der Schlachtfeldbegehung referiert. Das hat Millhoff nicht erkannt.
 
Meingott, ich dachte daran, daß der Thread sich weiterhangelt;Varus ist die Schlüsselszene. Falsch ausgedrückt, eindeutig.Ich wußte nur nicht, daß man alles auf einer Spitzhacke seziert.

Ob ich wohl weiß?...zu unterscheiden?
Nochmal:ich habe mit der Verortung des Angrivarierwalls Probleme, die geschilderte Schlachtszene , für beide Parteien hinten wie vorn nicht angenehm.

Nochmal:die Germanen kannten ihn vor 2000 jahren als Angrivarierwall, wie hätten sie sich sonst dort treffen können;) wie entwickelte sich der Name?
 
Ich wußte nur nicht, daß man alles auf einer Spitzhacke seziert.
Das wäre doch etwas gutes: Archäologische Feldforschung.

Nochmal:die Germanen kannten ihn vor 2000 jahren als Angrivarierwall, wie hätten sie sich sonst dort treffen können;) wie entwickelte sich der Name?
Nein, das eben nicht. Das ist der von Tacitus überlieferte Name, der römische Name, der ja nur eine Umschreibung ist.
Die Germanen werden für das Ding einen ganz anderen Namen gehabt haben.

Bei uns gibt es z.B. einen Wall, der heißt "Kölsches Heck". Gebuddelt wurde er aber von den Siegerländern, im 16. Jahrhundert, als Landwehr, zur Abwehr gegen die räuberischen und diebischen Sauerländer, die katholisch, kurkölnisch, und damit "kölsch" waren. Det damalige Name war "das Gebück".

Bislang gibt es keinen archäologischen Nachweis des Angrivarierwalls, wenn auch viele durchaus plausible Lokalisierungsversuche.
 
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