war gestern auch endlich mal im Alexanderfilm und muß sagen, dass der Film bezüglich historischer Korrektheit der Handlung und Ausstattung der beste Historienfilm ist, den ich bisher gesehen habe. Natürlich stimmen einige Details nicht ganz oder wird die Handlung durch Auslassungen etwas undurchsichtig - aber ich bin Oliver Stone für den Versuch der Geschichte so nahe wie möglich zu kommen unwahrscheinlich dankbar.
Wie sehr die Meinungen zu verschieden Aspekten hier auseinandergehen, zeigt, dass Geschmäcker nunmal verschieden sind. Hier sind meine Ansichten zu einigen angesprochen Punkten:
Die Darsteller fand ich, mal abgesehen von Angelina Jolie, ganz gut gewählt. Na, gut Roxane war sicher nicht schwarz (oder irgendwas in der Richtung), aber das ist ein Detail. Was Colin Farrell angeht, hatte ich anfangs arge bedenken, fand dann die Rolle aber doch ganz gut gespielt. Etwas aufgesetzt wirkten nur die blonden Haare bei ihm und der lange Zeitraum, der von einem Darsteller abgedeckt wurde, ließ ihn manchmal komisch wirken (vor allem in jungen Jahren). Aussehenstechnisch kann ich mir Alexander schon so vorstellen....außer dass die verschiedenfarbigen Augen und der "feuchte Blick" fehlen - den hatte dafür Hephaistion

Genial war die Rolle von Philipp besetzt, den stelle ich mir genauso vor. Ptolemaios hat übrigens keinen Bart gehabt - aber das ist auch verzeihlich.
Übrigens wären Darsteller wie Russell Crowe oder Brad Pitt als Alexander der Horrorgedanke für mich.
Ich fand die homoerotische Szenen nicht belastend oder nervig, weil das sowieso zu meinem Bild der Antike gehört.
Das "ganze" Freiheitsgequatsche bezog sich meines Wissens nur auf eine Szene und war zugegegebenermaßen etwas unglücklich. Dafür stimmten einige andere Szenen bis ins kleinste Detail. Zum Beispiel, wie er Kleitos getötet hat.
Übrigens waren die Schlachtszenen m. E. gut gedreht, auch von der Kameraführung her. Der Schnitt und die Geschwindigkeit haben sehr gut das Chaos, welches in so einer Schlacht herrscht, gezeigt....
Elemente wie der Pothos (die Begierde, allgemein die Erklärung für das irrationale Verhalten Alexanders) kamen auch sehr gut zur Geltung. Und seine Mythenwelt - der Versuch sein Vorbild Herakles zu überflügeln.
ich denke, dass man den Film aber nur richtig genießen kann, wenn man über nötiges Hintergrundwissen verfügt - ich hätte ansonsten wahrscheinlich nicht viel verstanden. Es ist doch bezeichnend, dass der Film überall gefloppt ist, während er in Griechenland, wo die Leute einen anderen Bezug dazu haben, sehr erfolgreich war.
(ich glaub die haben ein paar Hephaistion-Alexander-Szenen geschnitten)
ein paar Details, die nicht korrekt waren wären noch, dass die makedonen nicht geschminkt waren, das Theater in dem Philipp umgebracht wurde, stimmte nicht - wir haben das Theater ausgegraben (in der Nähe von Vergina, glaub ich). Und Nearchos war sicher auch nicht bei den Schulstunden von Aristoteles dabei...der war aus Kreta.
Naja, die englische Schrift, die teilweise auftauchte, hätte man sich (weil der Film ja sonst von sehr viel Detailliebe zeugt) sparen können.
Ich fand den Film auf alle Fälle klasse, gemessen an dem, was ich bisher so gesehen habe. Schade nur, dass er so gefloppt ist - das wird andere Filmemacher nicht gerade zur Nachahmung was die Richtigkeit der Handlung und Ausstattung angeht, animieren und wir werden in Zukunft wohl wieder den gewohnten Schund aus Hollywood bekommen.
Übrigens: kam es nur mir so vor, oder erinnerten die Szenen der Schlachten in Indien an den Vietnamkrieg? Ständiger Regen, der Feind meist nicht zu sehen etc.

Ich meine Stone war ja in Vietnam und es könnte gut sein, dass er sich aus dieser Zeit Anregungen für die Darstellungen der Schlachten geholt hat.
Gruß Qe