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Sepiola: ‚Augustus war Propagandist in eigener Sache. So viel ist sicher. Wenn man das nicht in Rechnung stellt, kann man keine sinnvollen Schlüsse ziehen.‘
Vielen Dank, Sepiola, aber das ist ein Selbstläufer und gilt für jeden Regierenden bis hin zu Frau Merkel. Damit wird die Aussage von Ramsey/Licht jedoch in keiner Weise entwertet oder umgedeutet.
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Riothamus: ‚Wieso? Ein Komet, der mit bloßem Auge gesehen werden kann, ist ja schon per se beeindruckend.‘
Bis in das hohe Mittelalter hinein wurden alle Sterne am Himmel mit bloßem Auge gesehen, sie waren nicht deswegen schon beeindruckend. Kometen wurden erst interessant mit der Ausbildung eines ordentlichen Schweifes.
Wie schwierig für die Römer bzw. der gesamten mediterranen Kultur das Thema Kometenbeobachtung war, kann man an beispielsweise am Kometen Lovejoy von 2013 erahnen.
Komet Lovejoy C/2013 R1
(Wenn man dort herunterscrollt, gibt es ein Video vom Kometen, in dem die Ambivalenz der Sichtbarkeit eines Kometen deutlich wird. Man bedenke dabei, diese Aufnahmen sind mit technischem Gerät gemacht - nicht mit bloßem Auge.)
Daran kann man erkennen, daß ein Komet ohne Schweif - und so beginnen nun mal alle Kometen - nur dann Aufmerksamkeit erregt, wenn danach systematisch - wie im Falle der Chinesen und auch der Babylonier - Ausschau gehalten wird.
Ich behaupte jetzt mal, daß im mediterranen Raum die Kometen deswegen so - im Vergleich zu den Chinesen - selten gesehen wurden, weil dort wohl alle Kometen ohne Schweif gerne übersehen wurden.
Nur wenn der Kometenschweif durch einen Gasausbruch wirklich wie mit der Holzhammermethode auf sich aufmerksam macht, wurde er in Rom gesehen und hat die Römer dann beeindruckt. Die Chinesen haben aber auch Kometen verzeichnet, die keinen oder nur einen schwachen Schweif ausgebildet haben, weil sie eine Kultur der professionellen Beobachtung besassen.
Worauf will ich hinaus?
Eine Kultur, in der nur die wirklich eindrucksvollen Sichtungen (Ausbildung des Schweifes) zur Kenntnis genommen werden, tendiert natürlich eher zu einer negativen Bewertung der Erscheinung, weil sie nahezu unvorbereitet zufällig erscheinen. Vom chinesischen Raum ist mir diese Haltung nicht bekannt.
Wenn in Rom die Erscheinung eines Kometenschweifes sogleich den Reflex der Suche nach dem Übel auslöste, dann aber im Volk sich die Überzeugung eine Bahn brach, daß diesmal die Himmelserscheinung von der positiven Aufnahme Caesar’s in den Rang der Götter berichtete, so muß schon etwas besonderes am Himmel sichtbar gewesen sein.
So einfach, mir nichts - dir nichts, fällt die Volksseele nicht um und behauptet das Gegenteil seiner eingefleischten Reflexe. Und vor allem würde die Volksseele sehr lange nachtragend auf alle Versuche reagieren, ihr weiterhin ein X für ein U vormachen zu wollen, sprich: die Propaganda des Octavian wäre übel aufgestoßen.
Allein die Tatsache, daß Octavian von keinem der antiken Autoren deswegen später in Misskredit gebracht wurde, sollte Bände sprechen. Und noch einmal: Jeder Römer konnte die Glaubwürdigkeit Octavians mit der Münze des ‚sidus iulius‘ buchstäblich in der Hand halten - und für zu leicht befinden. Es gab immerhin eine jahrzehntelange Bürgerkriegs-Auseinandersetzung im römischen Staat. Da spielen auch solche unterschwelligen Kleinigkeiten eine Rolle - vor allem dann, wenn sie für unwahr befunden werden.
Nein, der ‚sidus iulius‘ muß etwas außergewöhnliches gewesen sein, etwas, dass vielleicht einmal im Jahrhundert nur oder noch seltener überhaupt sichtbar wird.
Für Astronomen ist das nicht so überraschend, für sie gibt es solche seltenen Ereignisse!
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