Seit es den Begriff überhaupt gibt. Schon in der römischen Republik, wo es zunächst zeitlich begrenzte Amt des Diktators gab, war klar, dass das im Gegensatz zur normalen Funktionsweise der Republik (die ja auch keine Demokratie in unserem Sinne war) stand. Und bei den Diktaturen von Sulla und insbesondere von Caesar war klar, dass die zeitlich unbegrenzte Diktatur im Prinzip das Ende der Republik bedeutete.
Die Römische Republik war nicht nur keine Demokratie in unserem Sinne, sie war überhaupt keine Demokratie, sondern wurde schon von zeitgenössischen Autoren etwa von Polybios ausdrücklich als Mischverfassung aus demokratischen, aristokratisschen und monarchischen Elemeenten verstanden.
Ansonsten ist der begriffliche Gegensatz zur Demokratie bis weit in die Neuzeit hinein nicht die "Diktatur", sondern die "Tyrannei" gewesen.
Was man sicher konstatieren kann, ist, dass das Wort Diktatur im 19. Jahrhundert noch nie so stark negativ konnotiert war wie heute, da man die Alleinherrschaft einer Person oder einer kleinen Gruppe von Personen aus der Monarchie und insbesondere dem Absolutismus gewohnt war und man noch nicht die negativen Erfahrungen mit den Diktaturen des 20. Jahrhundert gemacht hatte.
Nein, man wird einfach konstatieren können, dass der Begriff "Demokratie" im 19. und frühen 20. Jahrhundert inhaltlich mit der Herrschaft einer Minderheit schlicht deckungsgleich war.
Das ließe unter anderem ganz gut am Beispiel der USA im 19. Jahrundert illustrieren.
Wer ist in den 1850er und 1860er jahren total gegen die Sklavenemanziaption und damit die Ausweitung politischer Partiziptaionsrechte?
Das ist in denn USA allen voran, neben den Plantagenbeistzern im Süden eine Partei gewesen, die sich damals selbst "Demokraten" nannte und die sich bis heute so nennen.
Die Leute die da engagiert waren, hatten offensichtlich so überhaupt kein Problem damit sich gleeichzeitig als Demokraten zu verstehen und ein System, dass große Bevölkerungsgruppen von der politischen Teilhabe von vorn herein ausschloss und damit die Herrschaft einer Minderheit sicherte hochzuhalten.
In Europa das Selbe.
Dann verstanden sich diverse Gruppen selbst gern als demokratisch, allerdings nur ein Teil davon, war bereit ein allgemeines Männerwahlrecht ins eigene Programm aufzunehmen, ein deutlich kleinerer Teil war dazu bereit das Wahlrecht auch auf Frauen ausdehnen zu wollen und so gut wie neimand war bereit das grundsätzliche Recht auf Mitbestimmung auch in den Kolonien gelten zu lassen.
Man schaue sich die Welt um 1900 herum an:
Die USA, Großbritannien und Frankreich verstanden sich allesamt als demokratisch verstiegen sich im 1. Weltkrieg teilweise gar dazu zu behaupten einen Krieg für die Demokratie zu führen.
Aber keines der drei Länder kannte das Frauenwahlrecht, in den USA hatten die Afroamerikaner de facto kaum Möglichkeitenn zur partizipation, weil ihnen entweder das Recht dazu vorenthalten wurde oder sie de facto von militanten Gruppen an der Wahrnehmung ihrer Rechte gehindert wurden (davon welche Rechte die Einwohner der de facto US-Kolonie Philippinen und der übrigen Überseegebiete hatten, fange ich besser gar nicht erst an).
In Großbritannnien gab es zwar ein dem Parlament verantwortliche Regierung, es durfte aber nicht einmal die gesamte männliche Bevölkerung Großbritanniens selbst wählen, von den Kolonien nicht zu reden und Frankreich, dass ja die drei Départements an der algerischen Küste nicht als Kolonien, sondern als Teil des französischen Mutterlandes betrachtete, enthielt damit ebenfalls Teilen seiner Kernbevölkerung aus rassistischen Gründen das wahlrecht vor, ebenfalls nicht zu reden von den Verhältnissen in den Kolonien.
Diese Zustände, die nichts anders waren, als die Herschaft von Minderheiten, betrachteten die Zeitgenossen nicht etwa als Diktatur, sondern als Demokratie.
Das ist in der Tat eine steile These. Dann kann man es sich auch einfach machen und alle Regierungsformen, die keine perfekten Demokratien in unserem Sinne sind undifferenziert als Diktaturen einordnet.
Naja, aber darin alles vor dem 20. jahrhnudert mindestens mal als Nicht-Demokratie zu betrachten hat man sich ja bereits, wenn man Minderheitenschutz als maßgeblich für Demokratien betrachtet, ja bereits eingelassen.
Denn den gab es vorher nicht, es sei den um im Rahmen halb-konstituioneller Verfassungen die Minderheiten der alten Eliten vor der Demokratie zu schützen.
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