Beim gedanklichen Versuch die Scheibe in den zeitlichen und örtlichen Kontext einzuordnen, ergeben sich für mich weitere Fragen.
Die Scheibe wurde ca 1600 BC vergraben, wie lange sie vorher in Gebrauch war, weiß man nicht genau. Die Phase ihrer Verwendung war demnach die
Frühe Bronzezeit ? Wikipedia.
Zu Beginn der Bronzezeit werden meist andere Beimischungen, wie Arsen verwendet.
Die Himmelsscheibe ist jedoch bereits aus Zinnbronze gefertigt, d.h. sie kann maximal 400 Jahre verwendet worden sein.
Zu der Zeit lebten die Menschen in Mitteleuropa bereits 2 - 3 Jahrtausende überwiegend von der Subsitenz-Landwirtschaft. Die für ihre Region optimalen Aussaat- und Erntetermine hatten sie durch empirische Beobachtungen bereits ermittelt, wahrscheinlich schon bevor sie die Kreisgrabenanlagen bauten. Ich vermute, dass sie sich dabei in erster Linie an der Tageslänge orientierten, mit den Tag- und Nachtgleichen als markanten Punkten.
Oder gibt es für das Neolithikum Anhaltspunkte, dass die Plejaden in Mitteleuropa eine Bedeutung hatten?
Trotz der relativen Autarkie lebten die Menschen auch vor den Metallzeiten nicht völlig isoliert. Für Feuerstein oder Luxusgüter wie Bernstein, Schmuck gab es etablierte Handelswege.
Mir stellt sich die Frage, ob im Gegenzug schon damals die Produkte der mittelmeerischen Landwirtschaft Öl und Wein ihren Weg nach Mitteleuropa gefunden haben.
Zu Beginn der Metallzeiten muß sich der Handel jedoch intensiviert haben und mit dem Handel der Wissensaustausch.
Auf diese Weise könnte das Plejadensymbol nach Norden gelangt sein.
Weiter im Süden bei den subtropischen Hochkulturen Ägypten und Sumer würde ein Tageslängenkalender für die Landwirtschaft nicht so gut funktionieren, vermute ich.
Die mitteleuropäische Landwirtschaft ist Jahreszeiten- und damit Tageslängen-/Temperatur orientiert. Im Gegensatz zur Wasserorientierten subtropischen Landwirtschaft der Flußkulturen. Dort wurde mit Aufgang der Plejaden im Winterhalbjahr mit der Aussaat begonnen.
Das Gebiet um Nebra hatte durch seine Lage Handelskontakte, die wir erst kürzlich in
http://www.geschichtsforum.de/f27/minoer-der-nordsee-und-vor-den-britischen-inseln-37155/ diskutiert haben.
Könnte die Nebrascheibe mit dem Plejadensymbol Zeitgeistausdruck des Kontakts und des Respekts für das Wissen südlicherer Kulturen sein?
Die eigentliche Zeitorientierung fand vielleicht weiter profan mittels Holzpfosten und Peilung auf markante Punkte in der Landschaft ab. Nach einiger Zeit hat man die Bögen hinzugefügt, als Sinnbild für die kontinuierliche Gültigkeit der Tageslängenorientierung, kultische Restauration sozusagen. Wenn die Bögen darüberhinaus als grobe Orientierung im Jahreslauf funktionierten, umso besser.