Schade, daß ich nochmals darauf eingehen muß, aber es geht wohl nicht anders...
Ich gehe nach wie vor von der Tatsache aus, dass die Römer von einen veränderten Lippelauf ausgingen. In dieser Hinsicht bekämen viele bisherigen Ausgangslagen eine vollkommen andere Wertung. Insbesondere die Aussage des Tacitus von der Zerstörung des Gebietes zwischen Ems und Lippe, wie auch das Lippelager Aliso welches an der heutigen Issel wiederzufinden wäre.
"Ich gehe davon aus, daß... In dieser Hinsicht bekämen... wiederzufinden wäre" - ist Dir die Anzahl der Konjunktive bewußt?
Aber sei's drum: Bis auf Vermutungen, welche aufeinander aufbauen, habe ich ansonsten bis jetzt noch nichts gelesen...
Anm.: Im Übrigen habe ich inzwischen auch einmal die Sache bzgl. Rheinstromverlagerung bei
Klostermann etwas genauer durchgesehen (daß die Lippeeinmündung in den Rhein auch bereits im römischer Zeit beim heutigen Xanten zu sehen war, steht für ihn interessanterweise außer Frage).
Aber zu den "beanstandeten" Punkten...
Innerhalb dieses ehemaligen Flusslauf gibt es keinerlei Todgewässer, sondern nur ein wenig aktives Fließgewässer (Wolfstrang). Das angesprochene Schwarze Wasser in der Flürener Heide befindet sich ca. 1,5 Kilometer östlich dieses Bettes. (Die Erwähnung des Schwarzen Wassers durch Timotheus zeigt offensichtlich, dass er in dieser Gegend nicht Ortskundig ist.)
Zunächst etwas Grundsätzliches: Es gehört ein gerüttelt Maß vorsätzlichen Mißverstehens dazu, meine Beiträge derart selektiv zu lesen.
Aber noch einmal zum Mitschreiben: Es ging dabei um die Heidelandschaft bzw. deren Charakteristik samt ihrer Heideweiher - daß von diesen heutzutage nur noch das
Schwarze Wasser übrig ist, hat mW niemand von uns verschuldet. Um zu erklären, was ein Heideweiher ist bzw. was ihn charakterisiert bzw. wie er entstanden ist, war ein Beispiel notwendig - sonst nichts (der Einwand hinsichtlich Entfernung etc. geht also in eine Richtung, die hier irrelevant ist).
Kernpunkt war vielmehr, daß es sich um eine
abflußlose Heidelandschaft handelt - d.h., es gibt nun einmal
nachweislich keinen nacheiszeitlichen Abfluß. Wäre es anders, wäre die Charkteristik dieser Landschaft auch eine andere; d.h., wäre also nacheiszeitlich "ein Teil des Hochwassers... durch die Flürener Heide durch das Bett des heutigen Wolfstrangs" (Zitat der Seite
Clades Variana) geströmt, so hätte diese Heidelandschaft ein anderes Antlitz...
Das von mir angegebene Flussbett verläuft noch heute deutlich topographisch in der Landschaft erkennbar, vom Scheitel des Flürener Mäanderbogens in nördlicher Richtung zur Ouden Ijssel. Innerhalb dieses Bettes gibt es keine Flugsandablagerungen was auf einen Durchfluss in jüngerer Zeit schließen läst.
Wie bitte?
Keine Flugsandablagerungen -> Durchfluß in jüngerer Zeit?
Was sich sagen läßt: Keine Flugsandablagerungen -> keine Bildung von (Binnen-)Dünen und/oder Sanddecken; d.h., seit dem Ende des Pleistozän wurde kein Flugsand aufgeweht und abgelagert - sonst erst einmal gar nichts. Warum das so ist, bedarf dann dafür näherer Untersuchungen...
Ach, ja; und bei der Gelegenheit, da wir gerade dabei sind:
Zusammenfassung der Diplomkartierung
Anm.: Mit dem Verfasser habe ich nichts zu tun - nur damit keine Mißverständnisse aufkommen!
Der angesprochene Damm ist mit Sicherheit erbaut worden um diesen Flusslauf gegen einfließendes Wasser von Rhein/Lippe abzuriegeln. Der Deich hat eine Länge von etwa 300 Metern und schließt sich beidseitig an vorhandene Flugsanddünen an, die ihrerseits in jüngerer Zeit nicht von Hochwasser überspült wurden.
Schön und gut, aber warum ergibt sich dann
zwingend der Behuf der Abriegelung eines Flußlaufes anstatt der sonst im Raum üblichen Banndeiche und Leitdämme?
Anm.:
Flugsanddüne ist übrigens ein klassischer Pleonasmus, da Dünen äolische (d.h. vom Wind aufgewehte) Bildungen aus Sand (da vom Wind aufgeweht und abgelagert, eben Flugsand) sind. Zwar kann Flugsand auch als Decke abgelagert werden (s.o.), aber ohne Flugsand gibt es keine natürliche Dünenbildung.
Die angesprochene Untersuchung in der bestritten wird, dass es einen Zufluss vom niederländischen Nederrhein zur Ijssel in römischer Zeit gegeben haben soll, beruft sich auf Bodenuntersuchungen die im Bereich der Durchbruchstelle (Westervoort Doesborg) gemacht wurden. Das Ergebnis dieser Studie bestreite ich nicht. Es ist allerdings eine äußerst kühne Behauptung, dass es in römischer Zeit keine Ijssel gegeben haben soll. Dass diese keine dermaßen großen Wassermengen wie heute zur Flevosee abgeführt hat scheint unter diesen Umständen klar, jedoch eine gänzliche Leugnung dieses Flusses würde bedeuten, dass die Flüsse Issel, Bocholter Aa, Berkel und Vecht irgendwo im nirgendwo versickert sind.
Nur als Hinweis dazu: Das ergibt durchaus einen Sinn, wenn man zugleich berücksichtigt, daß die
Alte Issel um die Zeitenwende mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nebenarm des Rheinstroms war (hatte ich in einem früheren Beitrag übrigens bereits erwähnt).
Aber das sind Dinge, deretwegen Du Dich z.B. an die geowissenschaftliche Fakultät in Utrecht - die sind wie erwähnt bzgl. der geologischen Erforschung des Niederrheins sehr kompetent - wenden müßtest, wenn Du derartige Details brauchst.
... wir suchen hier ein ausgedehntes Sumpfgebiet, dass sich zwischen Ems und Lippe befindet (bzw. um Christi Geburt befand). Insofern war dein Beitrag sehr wichtig, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist.
Wenn ich mir vom eingeschränkten Horizont begrenzter Intelligenz einen Einwand erlauben darf: Wer oder was sagt Dir, daß das von mir o.g. Gebiet das einzige ausgedehnte Sumpfgebiet im Bereich zwischen Ems und Lippe zu römischer Zeit gewesen ist?