Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

@El Quichote
Deine Darstellung, die Varusschlacht habe im Wiehengebirge stattgefunden und Kalkriese sei nur ein Teilgefecht kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn Du entsprechende archäologische Funde aufweisen kannst, die diese These untermauern, so kannst du gerne den Forschungsstand dahingehend erweitern.

Entschuldige bitte, du verdrehst meine Aussageabsicht.


]Die Anti-Kalkriese-Gruppe versucht ständig, den wissenschaftlichen Ergebnissen zu widersprechen und Kalkriese u bagatellisieren bzw. zu negieren. Das ist falsch.
Ich widerspreche nicht den wissenchaftlichen Ergebnissen und man muss auch bei den Kalkriesegegnern (ich bin im übrigen kritischer Befürworter, nur um das noch einmal klarzustellen) differenzieren: Es gibt solche, wie die von mir genannten Wolters und Berke, welche die Ergebnisse überhaupt nicht negieren. Sie interpretieren den archäologischen Befund eben anders, als Schlüter/Rost/Wilbers-Rost etc.
Dann gibt es noch die "Lokalisten", meist Laien aus dem Weserbergland, der Senne oder der Börde, bis hin zum Vorharz, die aus meist lokalpatriotischen Gründen, die Kalkrieser attackieren und dabei immer wieder deren wissenschaftliche Kompetenz oder Redlichkeit anzweifeln. Das ist unschön und sollte auch aus der Debatte herausgehalten werden.

Richtig ist: Die Varusschlacht fand zwischen Oberesch und Venne statt, was in etwa der Länge des Heerzugs entspricht. Am Wall tobten die heftigsten Kämpfe, hier gab es die meisten Toten und hier wurden auch die Knochen begraben. Westlich des Oberesch sind Hinweise auf unkontrollierte Flucht der Legonäre erkennbar.
Das meiste, was du in diesem Abschnitt schreibst, ist ja richtig. Was du allerdings unberücksichtigt lässt, ist, dass nur ein Teil des Schlachtfeldes bisher ergraben ist, große Teile aus verschiedenen Gründen (Finanzierbarkeit, Privatbesitz, Gebäude, ökologische Interessen etc., Mangel an erhalten archäologischen Funden/Befunden) wahrscheinlich nie als solche identifizierbar sein werden.
Was mich in erster Linie stört, ist der Absolutheitsanspruch, mit dem du behauptest, Kalkriese sei der definitive Ort der Varusschlacht. Ich bin zwar für den Augenblick davon überzeugt, dass dem aller Wahrscheinlichkeit nach so ist, die Indizien sprechen dafür, aber sie sind zum Teil auch uneindeutig. Das zuzugeben gehört zur wissenschaftlichen Redlichkeit.

Wenn ich Richter in einem Indizienprozess wäre, würde ich bei der gegeben Sachlage - in dubio pro reo - den Beklagten freisprechen, obwohl ich persönlich von dessen Schuld überzeugt wäre.

Solange man nicht absolut sicher ist, dass Kalkriese wirklich der Ort der Varusschlacht ist, sollte man sich also mit solchen absoluten Aussagen zurückhalten und auch keine weiteren Theorien auf dem Postulat Varusschlacht=Kalkriese aufbauen.

Von deiner Seite steht noch etwas aus:

Der Saltus Teutoburgiensis kann kein bewaldeter Gebirgszug gewesen sein, da er in keiner der uns bekannten römischen Karten oder geographischen Beschreibungen genannt wird.

Wie viele der uns bekannten römischen Karten bilden Gebirge ab und benennen diese?
Wie viele kleinere Gebirge werden in geographischen Beschreibungen benannt?

Die Frage kannst du dir doch selbst beantworten. Nimm dir zum Besipiel die Beschreibungen in Strabons Geografika.

Wer eine Behauptung aufstellt, ist in der Beweispflicht.

Du hast behauptet: Da der saltus teutoburgiensis in der Literatur nicht weiter bekannt ist, könne es sich nicht um das Wiehengebirge handeln, folglich müsse es sich bei saltus im vorliegenden Fall Kalkriese um eine Engstelle handeln.
Wörtlich lautete das so:
Jörg schrieb:
Der Saltus Teutoburgiensis kann kein bewaldeter Gebirgszug gewesen sein, da er in keiner der uns bekannten römischen Karten oder geographischen Beschreibungen genannt wird.
Daher bist du nun in der Pflicht zu beweisen, dass kleinere Gebirge regelmäßig benannt werden und zwar in den Erdbeschreibungen als auch auf den Karten, dies sind die von dir benannten Kriterien.
Du hast zur Auswahl neben Strabo den älteren Plinius, Claudios Ptolemaios, die tabula Peutingeriana.

Würdest du bitte nach den von dir selbst definierten Kriterien die Texte und Karten untersuchen?
 
Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).

Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.

So, und nun eine Auswahl an Gebirgszügen, die Ptolemaios erwähnt:

Sarmatici montes, Montes Alpibus cognomines, Abnoba mons, Melibocus mons, Asciburgius mons, Sudeti montes.



Dann gibt es noch die "Lokalisten", meist Laien aus dem Weserbergland, der Senne oder der Börde, bis hin zum Vorharz, die aus meist lokalpatriotischen Gründen, die Kalkrieser attackieren und dabei immer wieder deren wissenschaftliche Kompetenz oder Redlichkeit anzweifeln.
Ich kenne zwar deine persönlichen Motive nicht, aber dass du ebenfalls ein Zweifler bist, gibst du noch im gleichen Beitrag offen zu:

Solange man nicht absolut sicher ist, dass Kalkriese wirklich der Ort der Varusschlacht ist, sollte man sich also mit solchen absoluten Aussagen zurückhalten und auch keine weiteren Theorien auf dem Postulat Varusschlacht=Kalkriese aufbauen.

Niemand baut hier weitere Thesen (nicht Theorien!) auf einem Postulat auf. Abgesehen davon ist die Varusschlacht in Kalkriese kein Postulat, sondern archäologisch nachgewiesene Tatsache. Das solltest du zur Kenntnis nehmen und bei deinen weiteren Betrachtungen berücksichtigen.
 
@ Jörg: Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).
Ptolemäus im fernen Alexandria. Ist ein Thema für sich, hatten wir auch schon. Ich gebe nix drauf, was über Gerüchte und Schauergeschichten hinausragt.
http://www.geschichtsforum.de/f28/die-entzerrte-karte-des-claudios-ptolemaios-28243/
 
Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).

Das war nicht die Frage. Dass der teutobugiensis saltu nur in einer einzigen Quelle vorkommt, nämlich dem Tacitus, ist hinreichend bekannt.
Die Frage war, wie viele der kleineren Gebirgszüge, in der Größenordnung des Wiehengebirges in den Quellen (am liebsten regelmäßig) benannt werden, so dass wir davon ausgehen können, dass wir einen saltus teutoburgiensis - wenn es ein geographisches Gebiet wäre - auch aus anderen Quellen kennen müssten. Ohne eine solche Untersuchung der Quellen sind Aussagen wie die folgende grob unwissenschaftlich:

Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.

So, und nun eine Auswahl an Gebirgszügen, die Ptolemaios erwähnt:

Sarmatici montes, Montes Alpibus cognomines, Abnoba mons, Melibocus mons, Asciburgius mons, Sudeti montes.

Nun, man sollte nicht unterschlagen, dass Ptolemaios betont, nur die bekanntesten (celeberrimi) aufzuführen. Sprich: Ptolemaios kann für die Benennung kleinerer Gebirgszüge kaum herangezogen werden.




Ich kenne zwar deine persönlichen Motive nicht, aber dass du ebenfalls ein Zweifler bist, gibst du noch im gleichen Beitrag offen zu:

Das stand ein paar Sätze weiter oben:

"Ich bin zwar für den Augenblick davon überzeugt, dass dem aller Wahrscheinlichkeit nach so ist, die Indizien sprechen dafür, aber sie sind zum Teil auch uneindeutig. Das zuzugeben gehört zur wissenschaftlichen Redlichkeit."


Niemand baut hier weitere Thesen (nicht Theorien!) auf einem Postulat auf. Abgesehen davon ist die Varusschlacht in Kalkriese kein Postulat, sondern archäologisch nachgewiesene Tatsache. Das solltest du zur Kenntnis nehmen und bei deinen weiteren Betrachtungen berücksichtigen.

Dinge werden durch stetige Wiederholung nicht richtiger. Was nachgewiesen ist, ist, dass in Kalkriese eine Schlacht zwischen Römern und Germanen gegeben hat. Ebenso ist nachgewiesen, dass einige Jahre später - allerdings anders als in den literarischen Quellen zur Varusschlacht vermerkt - hier Tote bestattet wurden, was ein starkes Indiz für die Bestattungsaktion des Germanicus ist. Aber eben kein Beweis. So kann man die Indizienkette weiterführen. Viele Indizien sprechen eher für die Varusschlacht, aber eben nie ganz eindeutig: Daher muss man einfach sagen: Kalkriese als Ort der Varusschlacht ist eine Interpretation.

Ich wiederhole was ich oben geschrieben habe: Wäre ich ein Richter in einem ähnlich gelagerten Indizienprozess, wäre meine persönliche Meinung zwar, dass der Beklagte der Schuldige ist (übersetzt auf Kalkriese, Kalkriese ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Ort der Varusschlacht), aber ich müsste ihn aufgrund der Unschuldsvermutung freisprechen, da die Indizienkette zu uneindeutig ist.
 
Das war nicht die Frage. Dass der teutobugiensis saltu nur in einer einzigen Quelle vorkommt, nämlich dem Tacitus, ist hinreichend bekannt.
Die Frage war, wie viele der kleineren Gebirgszüge, in der Größenordnung des Wiehengebirges in den Quellen (am liebsten regelmäßig) benannt werden, … Ohne eine solche Untersuchung der Quellen sind Aussagen wie die folgende grob unwissenschaftlich:

Deine Vorgehensweise ist indiskutabel, da du einen meiner Sätze aus dem Zusammenhang reißt:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.“


Liest du meine Sätze im Zusammenhang, wirst du meine Aussagen begreifen:
Deshalb schrieb ich:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.
Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).“

Nochmals zusammengefasst:
Der Teutoburger „Gebirgszug“, auch wenn er nur klein gewesen wäre, wäre nach der Varustragödie außergewöhnlich prominent gewesen. Mehr als vergleichbare Gebirge.
Aus einem mir unbekannten Grunde bist du nicht bereit, diesem Gedankengang zu folgen.

Stattdessen maßt du dir die Rolle eines Richters an, um ein Urteil gegen Kalkriese zu fällen:
Ich wiederhole was ich oben geschrieben habe: Wäre ich ein Richter…

Was erwartest du noch an Indizien? Dass man in Kalkriese die Visitenkarte des Varus findet? Wann wäre für dich der „endgültige Beweis“ da?
 
Dinge werden durch stetige Wiederholung nicht richtiger. Was nachgewiesen ist, ist, dass in Kalkriese eine Schlacht zwischen Römern und Germanen gegeben hat. Ebenso ist nachgewiesen, dass einige Jahre später - allerdings anders als in den literarischen Quellen zur Varusschlacht vermerkt - hier Tote bestattet wurden, was ein starkes Indiz für die Bestattungsaktion des Germanicus ist. Aber eben kein Beweis. So kann man die Indizienkette weiterführen. Viele Indizien sprechen eher für die Varusschlacht, aber eben nie ganz eindeutig: Daher muss man einfach sagen: Kalkriese als Ort der Varusschlacht ist eine Interpretation.

Absolut richtig.
Das bringt es auf den Punkt.
 
Das Dinge werden durch stetige Wiederholung nicht richtiger. Was nachgewiesen ist, ist, dass in Kalkriese eine Schlacht zwischen Römern und Germanen gegeben hat. Ebenso ist nachgewiesen, dass einige Jahre später - allerdings anders als in den literarischen Quellen zur Varusschlacht vermerkt - hier Tote bestattet wurden, was ein starkes Indiz für die Bestattungsaktion des Germanicus ist. Aber eben kein Beweis. So kann man die Indizienkette weiterführen. Viele Indizien sprechen eher für die Varusschlacht, aber eben nie ganz eindeutig: Daher muss man einfach sagen: Kalkriese als Ort der Varusschlacht ist eine Interpretation.

Zur Bestätigung sei auf Wolters, Die Römer in Germanien, verwiesen - dort finden sich ähnliche Argumente bei den Überlegungen zur Lokalisierung der Varusschlacht.

Obwohl es schon vor langem jemand erwähnt hatte, sei dennoch daran erinnert, dass kein griech., kein röm. und kein mittelalterlicher Autor einen "Teutoburger Wald" hat erwähnen können, denn diese Namensgebung für den Osning datiert aus dem 17. Jh.
 
Deine Vorgehensweise ist indiskutabel, da du einen meiner Sätze aus dem Zusammenhang reißt:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.“


Liest du meine Sätze im Zusammenhang, wirst du meine Aussagen begreifen:
Deshalb schrieb ich:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.
Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).“

Nochmals zusammengefasst:
Der Teutoburger „Gebirgszug“, auch wenn er nur klein gewesen wäre, wäre nach der Varustragödie außergewöhnlich prominent gewesen. Mehr als vergleichbare Gebirge.
Aus einem mir unbekannten Grunde bist du nicht bereit, diesem Gedankengang zu folgen.

Stattdessen maßt du dir die Rolle eines Richters an, um ein Urteil gegen Kalkriese zu fällen:


Was erwartest du noch an Indizien? Dass man in Kalkriese die Visitenkarte des Varus findet? Wann wäre für dich der „endgültige Beweis“ da?

Zunächst möchte ich mich als etwa 65-%-überzeugter-Kalkriese-Varusschlacht-Fraktionsangehöriger "outen".:cool:

Aber: es gibt einige zweifelhafte Punkte:

  • geringer Fundumfang
  • Knochengruben statt eines Tumulus
  • keine Militaria, die eindeutig den Varus-Legionen (17., 18. und 19. Legion) zuzurdnen sind, stattdessen eine eingepunzte Inschrift mit LPA, die der Legio Prima Augusta (= 1. Legion)zugeordnet wird
  • Topographie paßt nicht besonders zu den literarischen Angaben
  • die Fund-Münzen könnten auch zu den einige Jahre später im Gebiet operierenden Legionen des Germanicus zugeordnet werden
Diese Punkte sind hier im Thread mit ihrem Für und Wider ausführlichst diskutiert worden, so daß ich das hier die Diskussionen nicht noch weiter darlegen möchte.

Am schönsten wäre natürlich die "Visitenkarte des Varus" als Fund. (Allerdings könnten wir dann diesen Thread dann schließen und wüßten nicht, was wir an verregneten Sonntagnachmittagen machen sollten).:rofl:
 
Deine Vorgehensweise ist indiskutabel, da du einen meiner Sätze aus dem Zusammenhang reißt:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.“


Liest du meine Sätze im Zusammenhang, wirst du meine Aussagen begreifen:
Deshalb schrieb ich:
„Da der ominöse „Teutoburger Gebirgszug“ in keiner einzigen späteren geographischen Quelle auftaucht, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn schlichtweg nicht gab.
Allein Ptolemaios nennt einige Gebirgszüge, allerdings keinen „Teutoburger Gebirgszug“, obwohl jener, wenn er denn existiert hätte, durch die Varuskatastrophe für alle Zeiten für die Römer eine gewisse Bedeutung gehabt hätte (sozusagen als „Unglücksgebirge“).“

Nochmals zusammengefasst:
Der Teutoburger „Gebirgszug“, auch wenn er nur klein gewesen wäre, wäre nach der Varustragödie außergewöhnlich prominent gewesen. Mehr als vergleichbare Gebirge.

Auch wenn du versuchst, deine Aussage zu verklausulieren: Du sagst: Weil Claudios Ptolemaios keinen saltus Teutoburgienis kennt, kann es kein Höhenzug sein, denn die benennt er ja. Das ist eben so nicht richtig. Er benennt einen Teil der Höhenzüge, aber bei weitem nicht alle.
Nun meinst du, darauf angesprochen, das Wiehengebirge wäre ja aufgrund "der Varustragödie außergewöhnlich prominent gewesen", wäre es der Ort der Varusschlacht. Ist das wirklich so? Wer lokalisiert denn die Varusschlacht?
Tacitus, der von "ad ultimos Bructerorum, quantumque Amisiam et Lupiam amnes inter vastatum, haud procul Teutoburgiensi saltu, in quo...." schreibt.
Und Cassius Dio, der zwar übertriebene topographische Beschreibungen hinterlässt, uns aber leider nur verrät, dass Varus von der Weser aus aufbrach.
Also: Eine einzige Quelle, die den Ort der Schlacht zu benennen vermag.
Ptolemaios erwähnt die Varusschlacht nicht. Deiner Hypothese zufolge müsste er es aber tun, schließlich ist der Ort der Varusschlacht "für alle Zeiten für die Römer [mit] eine[r] gewisse[n] Bedeutung" verhaftet, "sozusagen als Unglücksgebirge", "außergewöhnlich prominent".
Warum erwähnt also Claudios Ptolemaios nicht den Ort der Varusschlacht, wenn er doch so "außergewöhnlich prominent"
ist?
Warum finden wir nur in einer Quelle eine Lokalisierung der Varusschlacht, mit der man heute nichts mehr anfangen kann?


Aus einem mir unbekannten Grunde bist du nicht bereit, diesem Gedankengang zu folgen.

Dann musst du meine Beiträge besser lesen:

El Quijote schrieb:
Was mich in erster Linie stört, ist der Absolutheitsanspruch, mit dem du behauptest, Kalkriese sei der definitive Ort der Varusschlacht. Ich bin zwar für den Augenblick davon überzeugt, dass dem aller Wahrscheinlichkeit nach so ist, die Indizien sprechen dafür, aber sie sind zum Teil auch uneindeutig. Das zuzugeben gehört zur wissenschaftlichen Redlichkeit.


Stattdessen maßt du dir die Rolle eines Richters an, um ein Urteil gegen Kalkriese zu fällen:

Ich maße mir genau das an, was du dir auch anmaßt: Aufgrund allgemein zugänglicher Informationen ein Urteil über einen Sachverhalt zu fällen. Der Unterschied zwischen uns liegt darin, das du Indizien als Beweise ansiehst und einen absoluten Wahrheitsanspruch vertrittst.

Deshalb versuche ich es dir mit einer anderen Metapher zu erklären:

Die Geschichte ist ein Puzzle, bei dem die meisten Teile fehlen. Eine Ecke dieses Puzzles sind die römisch-germanischen Kriege im augusteisch-tiberischen Zeitalter. Dazu haben wir einige wenige literarische Quellen, die sich z.T. gegenseitig ergänzen, z.T. aber auch widersprechen.
Dann haben wir archäologische Funde und Befunde: verschiedene in die Zeit datierbare Lager, ein in die Zeit datierbares Schlachtfeld. Aber selbst dieses, was ein Teil des großen Puzzles römisch-germanische Kriege ausmacht und nur einen sehr kleinen Teil des Riesenpuzzles Geschichte, ist seinerseits ein Puzzle. Immerhin ein Puzzle, zu dem man hin und wieder noch ein Puzzleteil in der Ecke des Kartons findet, oder eines, welches unter den Teppich gerutscht ist. Manche Teile dieses Puzzles Schlachtfeld passen echt gut zu den Puzzleteilen Varusschlachtberichte, anderen hingegen wiederum nicht so gut. Insofern können wir die unzusammenhängenden Puzzleteile Kalkriese zwar zu den vielen unzusammenhängenden Teilchen legen, die wir in der Ecke römisch-germanische Kriege in augusteisch-tiberischer Zeit schon liegen haben, aber es passt alles noch nicht so ganz zusammen, es fehlen einfach die entsprechenden Verbindungsstücke.

Was erwartest du noch an Indizien? Dass man in Kalkriese die Visitenkarte des Varus findet? Wann wäre für dich der „endgültige Beweis“ da?
Ich erwarte keine Indizien oder Beweise, ich erwarte eine sachlich angemessene Ausdrucksweise.
Eine solche angemessen Ausdrucksweise kann angesichts des Forschungsstandes und auch angesichts der Diskussion über Kalkriese in der Wissenschaft (und ich meine damit nicht die zahlreichen Kalkriese-Hass-Websites und Publikationen von Realschullehrern, geltungssüchtigen Wirtschaftswissenschaftlern, nach der Wurzel des Varusunglücks bohrenden Zahnärzten, ostwestfälischen Juristen und chronologiekritischen Diplom-Ingenieuren) nicht darin bestehen, zu glauben, man habe die absolute Wahrheit gepachtet und könne die Kalkriese-Diskussion damit schließen.
 
Ptolemaios erwähnt die Varusschlacht nicht.

Das hast du richtig erkannt. Im Übrigen erwähnt Ptolemaios überhaupt keine Schlachtfelder, weder jenes der Varusschlacht, noch Arbalo, Idistaviso oder den Angrivarierwall.
Der „Atlas der Oikumene“ ist ein geographisches Werk, das Orte, Flüsse und Gebirge nennt. Einzig die „Tropea Drusi“ ist als historisches Werk im rechtsrheinischen Germanien eingetragen. Den Tumulus der Varuslegionen bei Kalkriese hatten die Germanen zerstört, so dass er nicht mehr als Bauwerk eingetragen wurde.


Warum erwähnt also Claudios Ptolemaios nicht den Ort der Varusschlacht, wenn er doch so "außergewöhnlich prominent" ist?

Weil er überhaupt keine Schlachtorte eingetragen hat, da es eine geographische Beschreibung ist. Bitte oben nachlesen.
Hätte es einen „Teutoburger Gebirgswald“ gegeben, so hätte ein Geograph ihn eingetragen, auch wenn er noch so klein gewesen wäre. Tacitus hat seine Annalen, in denen er den saltus teutoburgiensis erwähnt, etwa 30 Jahre vor Ptolemaios geschrieben. Der Begriff war also Ptolemaois bekannt.


Warum finden wir nur in einer Quelle eine Lokalisierung der Varusschlacht, mit der man heute nichts mehr anfangen kann?

Man kann nur dann nichts damit anfangen, wenn man wie du dazu neigt, mit dem Tacitus in der Hand die nordwestdeutsche Landschaft zu durchstreifen, um den Teutoburger Gebirgswald zu suchen.

Nochmals:
Nicht der Begriff „Saltus Teutoburgiensis" führte uns zum Schlachtort, sondern der Schlachtort führte uns zur Erklärung des Begriffes!
 
Wenn man deinem Standpunkt folgt, könnte man in letzter Konsequenz das Wiehengebirge in "Teutoburger Wald" umbennnen, um den Osning wieder Osning zu nennen. Das wäre zwar touristisch gesehen für die kleinen Orte am Nordhang des Wiehengebirges äußerst interessant, aus wissenschaftlicher Sicht jedoch vollkommen absurd.

PS:
Im Übrigen bin ich nicht hier eingetreten, um seltsame Alternativ-Thesen zur Varusschlacht zu diskutieren, sondern um Informationen über die Himmelsscheibe von Nebra auszutauschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
(und ich meine damit nicht die zahlreichen Kalkriese-Hass-Websites und Publikationen von Realschullehrern, geltungssüchtigen Wirtschaftswissenschaftlern, nach der Wurzel des Varusunglücks bohrenden Zahnärzten, ostwestfälischen Juristen und chronologiekritischen Diplom-Ingenieuren)

Köstlich! Jetzt hab ich herzlich gelacht - schön, dass hier auch Humor eingesetzt wird!
 
Köstlich! Jetzt hab ich herzlich gelacht - schön, dass hier auch Humor eingesetzt wird!

Spinner gibt es immer wieder.
Ich finde es jedoch nicht weniger verwerflich, wenn man sich wie El Qichote der Forschungsergebnisse von Kalkriese bedient, um sie dann als „Teilgefecht“ eines weit größeren Geschehens darzustellen. Dieses „Bagatellisieren“ des Fundortes Kalkriese ist unredlich. So lange wir keine Spuren von Quijotes „Fantomkämpfen“ im Wiehengebirge haben, müssen wir Kalkriese als Ort der Varusschlacht anerkennen.
 
Spinner gibt es immer wieder.
Ja, die Welt ist reich an unterschiedlichsten Gattungen - z.B. doktrinäre Kampfhähne, Verschwörungsfanatiker, UFOfans usw. kommen auch vor :winke:

Auch wenn Du schimpfst: eindeutig bewiesen, nachgewiesen als der Ort der Varusschlacht ist Kalkriese noch nicht.

Interessant hierzu Wolters: die Topographie will nicht so ganz zum Bericht des Cassius Dio passen, passt stattdessen eher zu Aulus Caecina (Die Römer in Germanien, S.50-55) - daraus auch:
Wolters schrieb:
Doch wie dem auch sei: ohne Frage ist der Fundplatz Kalkriese für die römisch-germanische Auseinandersetzung von grundlegender Bedeutung. Es ist zu hoffen, dass die weiteren Ausgrabungen und Untersuchungen zügig vorangehen und uns eins Tages auch die eindeutige Beantwortung dieser Fragen erlauben werden.
(anzufügen wäre noch, dass natürlich peinlich für das Museum wäre, fände man die Varusschlacht woanders :still:)
 
Ich finde es jedoch nicht weniger verwerflich, wenn man sich wie El Qichote der Forschungsergebnisse von Kalkriese bedient, um sie dann als „Teilgefecht“ eines weit größeren Geschehens darzustellen. Dieses „Bagatellisieren“ des Fundortes Kalkriese ist unredlich. So lange wir keine Spuren von Quijotes „Fantomkämpfen“ im Wiehengebirge haben, müssen wir Kalkriese als Ort der Varusschlacht anerkennen.

Was ist denn daran so verwerflich?
Die an den Grabungen beteiligten Archäologen sprechen selber von einem Defileegefecht. In den Quellen lesen wir von einer dreitägigen Schlacht. Die These von einem Teilgefecht der Varusschlacht in Kalkriese ist wohl ziemlich wahrscheinlich -vorausgesetzt es war wirklich Varus mit seinen Legionen, der dort entlanggekommen ist.
 
Defileegefecht ist absolut zutreffend. Am Wall defilierten die Kohorten vorbei und wurden nach und nach aufgerieben. Von einer dreitägigen Schlacht berichtet nur Cassius Dio und auf dessen Beschreibung kann man bekanntlich wenig setzen. Ich würde es sehr in Zweifel ziehen.
 
Auch Tacitus berichtet von drei Lagern - was gleichbedeutend ist mit drei, evtl. sogar vier Tagen des Kampfes. Und von der Vorstellung, dass bei Kalkriese die gesamte Schlacht geschlagen worden sei, sind inzwischen auch die Kalkriese-Wissenschaftler abgerückt. Mal abgesehen davon, dass keine einzige römische Quelle den Schluss zulässt, dass germanische Stammeskrieger fähig waren, in nur einem Tag drei römische Legionen zu besiegen und zu vernichten.

Zudem legt die Fundlage den Schluss nache, dass auch vor und nach dem Engpass gekämpft wurde, allerdings unter anderen Bedingungen. Kalkriese ist also definitiv nur ein Teil des Schlachtfelds. Egal ob dort die Varuslegionen oder andere Truppenteile im Gefecht standen.

MfG

P.S.: Wie weiland Cato weise ich darauf hin, dass dem guten Cassius Dio vor allem deshalb stets Unglaubwürdigkeit bescheinigt worden ist, weil er von weit vorangeschrittener Provinzialisierung und beginnenden Stadtgründungen in Germanien berichtet hat. Dieser Kritikpunkt ist aber seit Waldgirmes überholt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hier einmal eine Frage:

In unmittelbarer Nähe des Fundplatzes Kalkriese (ca. 10 km) sind die Überreste eines Bohlenweges entdeckt worden. Dendrochronologisch lassen sich die Überreste auf das Jahr 15 n. Chr. datieren (Caecina-Schlacht).

Ist das so richtig?

Kann jemand dazu nähere Informationen geben? (websites, Aufsätze o.ä)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hier einmal eine Frage:

In unmittelbarer Nähe des Fundplatzes Kalkriese (ca. 10 km) sind die Überreste eines Bohlenweges entdeckt worden. Dendrochronologisch lassen sich die Überreste auf das Jahr 15 n. Chr. datieren (Caecina-Schlacht).

Ist das so richtig?

Kann jemand dazu nähere Informationen geben? (websites, Aufsätze o.ä)

Diese Information ist mir unbekannt und ich halte sie für unglaubhaft. Wenn es einen solchen Fund gäbe, hätte man ihn sicher publiziert.
 
Ich habe hier einmal eine Frage:
In unmittelbarer Nähe des Fundplatzes Kalkriese (ca. 10 km) sind die Überreste eines Bohlenweges entdeckt worden. Dendrochronologisch lassen sich die Überreste auf das Jahr 15 n. Chr. datieren (Caecina-Schlacht).
Ist das so richtig?
Kann jemand dazu nähere Informationen geben? (websites, Aufsätze o.ä)

Es ist durchaus möglich, dass diese Bohlenwege tatsächlich entdeckt wurden. Sollten sie wirklich existieren, so wäre es ein weiteres eindeutiges Indiz dafür, dass die Varusschlacht bei Kalkriese stattfand. :yes:
Um das Varusschlachtfeld zu erreichen schickte Germanicus 15 n.Chr. Caecina voraus, um über den trügerischen Moorboden Bohlenwege und Dämme anzulegen.

Bin gespannt, ob diese Bohlenwege tatsächlich bereits entdeckt wurden. Weiß jemand mehr?
 
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