Anscheinend ist Dir entgangen,
Dafür, dass du vor ein paar Postings noch einen gemäßigteren Tonfall reklamiert hast, bemühst du dich wahrlich nicht, einen solchen in die Diskussion zu bringen. Diese Spitze ist, vor allem wenn du im Folgenden mit ca. 100 Jahre alter Literatur ein sattes schwarz-weiß Denken, welches auch der Diskussion keine weiterführenden Informationen bringt, nicht dazu angetan, das Ganze aufzulockern.
Aber zur Sache:
daß die Germanen zur Zeitenwende kein Bauernvolk waren, sondern in erster Linie Krieger. D.h. die Römer haben keine Bauern als Söldner angeheuert, sondern Krieger, die sich in ihrem Handwerk auskannten.
Ich würde es nicht so formulieren. Zwar sind die Mitglieder der meisten germanischen Stämme durch die ständigen Fehden untereinander sicher auch als Krieger zu bezeichnen, die archäologischen Funde von Gehöften und ihrer Kultur legen aber ein Bauernleben ebenso nahe, wie die schlichte Notwendigkeit des Überlebens. Ein Leben im permanenten Kriegszustand ohne Landwirtschaft bzw. Zivilleben ist eben für eine Gesamtbevölkerung nicht möglich. Selbst eine Wirtschafts- und Industriegroßmacht kann dies nur über wenige Jahre aufrecht erhalten, wie die jüngere dt. Geschichte zeigt.
Aber selbst wenn man dies so radikal sehen wöllte, wie du es hier vermitteln willst, stellt sich die Frage, was daran Integration in das römische Heer (im Sinne von Ausbildung, Techniken, Taktiken usw.) verhindern solle oder die Germanen auf den Gedanken: "Stopp, wir dürfen keinen Wall (nach römischen Vorbild) bauen"?
Deswegen waren die Germanen, im Gegensatz zu den Kelten, so gefährlich.
Du willst also die Kelten als ungefährlich hinstellen oder als weniger "Krieger" als die Germanen? Caesar stellt dies doch anders dar. Vercingetorix und Ambiorix führten keine Truppen, die erstmal monatelang ausgebildet wurden, sondern recht spontan aufgestellte Truppen. Auch gelang es den Kelten ebenso wie den Germanen, Siege über die Römer zu erringen.
Und auch die Archäologie hat da anderes vorgegeben. Auf dem Gebiet der Treverer sind bislang sechs oppida und acht Hügelfestungen ergraben worden.
Nur als Beispiel: bei Hambach-Niederzier haben vermutlich die Eburonen ein Dorf mit einem Doppelgraben sowie einem Wall aus Erde und Holz befestigt.
Auseinandersetzungen zwischen den Kelten gehörten nach den berichtenden römischen Quellen durchaus zum Alltag. Und wenn wir uns erinnern, die Annahme, die Germanen seien Krieger gewesen beruht auf ihren ständigen Zwistigkeiten, so zeichnet sich hier kaum ein anderes Bild von den Kelten ab. Aber das nur am Rande, um klar zu stellen, dass mir nichts entgangen ist, aber ich nicht zu Klischeedenken neige.
"Die Bevölkerung war sehr dünn und lebte hauptsächlich von den Herden, nur in geringerem Maße vom Ackerbau. Größere Getreidevorräte also gab es n Germanien nicht, die man hätte sei es requirieren, sei es ankaufen können. ..."
Auch diese Diskussion hatten wir bereits. Einige archäologische Grabungen haben mittlerweile als "Speicher" zu bezeichnende Bauten verortet. Such doch einfach mal in diesem Forum danach, und dann dürfte schnell klar werden, warum Hans Delbrück zwar ein Fundament der modernen Kriegsforschung darstellt, aber durchaus alt "in die Jahre gekommen Literatur" zu bezeichnen ist.
Malcolm Todd jedenfalls schreibt : "Die Nutzung der Ressourcen des Landes begann schon mindestens 4000 Jahre bevor die Germanen überhaupt in der europäischen Geschichte erscheinen (gemeint ist die Klassifizierung nach Caesar, Anm. Tib.). Bereits von einem frühen Zeitpunkt an gab es relativ große und hoch entwickelte Siedlungen."
Und weiter:
"Uns stehen heute weit mehr Daten über eine breitere geografische und chronologische Spanne zur Verfügung als dem antiken Beobachter."
Woraus u.a. folgendes folgt:
"Spätestens im frühen ersten Jahrhundert bestanden bereits ansehnliche Langhäuser mit zusätzlichen Vorratslagern." Bezogen auf die ergrabene Siedlung bei Feddersen Wierde.
M. Todd, Die Germanen, von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des Weströmischen Reiches, Stuttgart, 2000, S. 61 ff.
"Nur darf man, indem man diese Wildlinge Berufskrieger nennt, die anderen Germanen deshalb nicht zu Bauern machen: es ist nur ein Gradunterschied, Krieger sind sie alle."
In diesem Zitat dürfte die damalige Sichtweise der Dinge schon durch die Bezeichnung „Wildlinge“ klar hervorgehoben werden. Das die Germanen Krieger waren ist unstrittig, dass jeder einzelne Germane ein herausragender Krieger war ist überzogen, und daraus eine Ablehnung praktischer Methoden zu konstruieren nicht nachvollziehbar.
Deswegen waren die Germanen auch autark. Sie brauchten sich nicht zu verschanzen, sondern richteten sich so ein, wie bei ihren eigenen unzähligen Feldzügen. Wozu sollte daher eine germanische Hilfstruppe zu der Zeit römische Wälle bauen?
Sie waren autark in Relation zu was? Willst du hier andeuten, Kelten oder Römer hätten nicht selbstständig überleben oder sich regieren können?
Bleiben wir bei den Fakten finden wir auch bei den Germanen Verteidigungsanlagen. Die aus dem 1. Jh.v.Chr. stammende Wallanlage von Bremerhaven, die sog. Heidenschanze etwa. Ein Ringgraben mit Palisade und Wall. Diese Anlage besitzt sogar eine Verkleidung auf der Rückseite des Walls und wurde mehrfach erneuert.
Das Gebiet um Drenthe kennt Befestigungen von ca. 200 v. Chr. bis ins 1. Jh.n.Chr.
Zum letzteren hatte ich mich bereits geäußert und sage ich im Anschluß noch einmal etwas. Es wäre nur schön, wenn du auf Argumente auch eingingest.
Und weiterhin schreibt Delbrück:
"Man hat das so ausgelegt, als ob der Plan gewesen sei, Varus von der gebahnten Heeresstraße fort in eine für den Überfall besonders geeignete Gegend zu locken.
Das ist eine romanhafte Vorstellung. Zum Überfall geeignete Gegenden waren in Germanien allenthalben; ein feindliches Heer aber an eine ganz bestimmte, entfernte Stelle zu locken und an an dem Tage, wo es diese durchzieht, die eigene Mannschaft dort unbemerkt zur Stelle zu haben, ist kein durchführbares Stratagem."
Hier handelt es sich um eine persönliche Meinung Delbrücks, die durch die Schlacht am Trasimenischen See eigentlich von vorneherein ausgehebelt wird. Schauen wir dann weiter in die Geschichte gibt es eine ganze Reihe von Schlachten, die nach dem gleichen Muster ablaufen. Sei es auf dem Marsch angegriffen bzw. in einen Hinterhalt geraten, sei es während einer Offensive.
Mangelnde Aufklärung erhielt im Buch von Saul David zu den größten militärischen Fehlschlägen zwar kein richtiges Kapitel, aber durchaus Würdigung genug, damit dies kein Geheimnis ist.
Wozu sollten denn daher die Germanen dort einen Wall bauen? Nur weil sie glaubten, daß irgendwann vielleicht Varus vorbeikommt?=) Oder um zu zeigen, was sie bei den Römern angeblich gelernt haben?:winke::rofl:
Schön, dass du dich gemüßigt fühlst, deine Gesprächspartner mit so viel Respekt auszulachen... Was du nicht willst das man dir tu...
Den möglichen Zweck des Walls haben die Archäologen mehrfach beschrieben und auch in diesen Themen wurde er zur genüge erläutert.
Dass der Wall scheinbar durch Römer bestürmt wurde ist eigentlich auch selbst erklärend...