Die starke Korrelation ist Fakt, egal was Du gern gezimmert haben möchtest
Eine Korellation, dahingehend, dass die lutherische Konfession zum Wählen Hitlers animiert hätte, ist durch nichts belegt.
Allenfalls könnte man eine Korellation dahingehend ausmachen, dass der lutherische Glaube die Leute moralisch so gar nicht davon abgehalten hat Hitler zu wählen.
Eine Korrelation dieser Art könnte man sicher feststellen, aber das ist ja nicht die Art von Zusammenhang, den
@Dion postuliert hatte, der latutete klar darauf, die Lutheraner hätten Hitler gewählt
weil der Antijudaismus der lutherischen Judenschriften sie dazu animiert hätte.
Diese Korrelation in dieser Form sehen zu wollen, setzt voraus, dass:
1. Mal per se angenommen wird, dass die entsprechenden lutherischen Schriften der breiten Bevölkerung in diesem Maße überhaupt bekannt waren.
Es wird sicherlich eine ganze Reihe antisemitischer Prediger gegeben haben, wie etwa Herrn Stoecker, die sich mit Sicherheit auch darauf beriefen, aber mir ist keine Studie bekannt, nach der das Flächenmäßig pars pro toto für das gesamte lutherische Deutschland anzunehmen wäre.
2. Und das ist der für mich gewichtigere Punkt, ginge diese postulierte Korellation davon aus, dass Wahlentscheidungen in erster Linie nach Konfessionszugehörigkeit, bzw. Versatzstücken tradierter Überlieferungen getroffen worden wäre und die tagesaktuelle Lage, die Zukunftaussichten etc. dabei allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt hätten.
Diese Annahme halte ich für Unisnn und sie wird auch durch nichts gestützt.
Kommen wir zum Zentrum:
Zunächstmal ist die Zentrumspartei im Gegensatz zur NSDAP eine Partei gewesen, die ganz explizit die Interessen einer bestimmten Konfession aufgegriffen hat.
Sie hat aber nicht nur mit Weltanschaulichem Katholizismus Wahlkämpfe und Politik betrieben, sondern war ja durchaus auch mit der christlichen Gewerkschaftsbewegung verbandelt und hat auch entsprechende sozialpolitische Inhalte geboten.
Ob der katholische Landarbeiter, Arbeiter, Kleinbauer etc. das Zentrum, bzw. die BVP nun gewählt hat,
weil sie katholisch war oder ob das allenfalls ein Nebenmotiv war und man demgegenüber vor allem schätzte, dass sie in irgendeiner Form die Belange des Traditionellen Handwerks und der Bauernschaft/Landarbeiter mit vertrat, ohne dabei explizit sozialistisch/kommunistisch zu sein, dass wissen wir überhaupt nicht.
Im Fall der BVP mag auch das reginale Sonderbewustsein Bayerns dabei nochmal eine gesonderte Rolle gespielt haben.
Und damit falle ich durchaus nicht auf die andere Seite vom Pferd.
Es ist möglich, dass solche Zusammenhänge bestehen, es ist aber alles andere als bewisen.
Ich für meinen Teil würde den Umstand, dass Hitler bei den Protestanten so stark war vor allen Dingen darin sehen, dass es schlicht keine Partei gab, deren Haubtklientel die evangelischen Unterschichten in den agrarischen Gebieten waren.
Wenn es so etwas wie dezidiert protestantische Parteien gab, waren das die DVP und die DNVP, aber das waren ausgesprochene Elitenparteien, die dem Agrarproleatriat außer paternalistsichen Floskeln wenig boten.
Meine Vermutung wäre, dass gerade das Agrarproletariat in den evangelischen Gegenden sich darauf verlegte Hitler zu wählen, weil sich sonst niemand um sie als Hauptklientel kümmerte.
- Das Zentrum vertrat die katholischen Interessen, das konnte die protestantischen Teile der Bevölkerung kaum ansprechen. Das in den entsprechenden Gegenden das Zentrum nicht gewählt wurde (in der Regel), kann man vielleicht als Entscheidung betrachten, bei der die Konfession eine Rolle gespielt haben mag, aber nicht in dem Sinne sich zu etwas zu bekennen, sondern im Sinne eines Abgrenzungsbedürfnisses.
- SPD und KPD vertraten die Industriearbeiterschaft in den Städten als ihre Hauptklientel, auch mit der werden sich die ländlichen Wähler Hitlers in aller Regel nicht identifiziert haben.
- DVP und DNVP kümmerten sich zwar um den Osten vertrten aber in aller Regel die Interessen des Großbürgertums und des Großgrundbesitzes gegen die gegenläufigen Interessen der Landarbeiter.
- Was es dazwischen gab, die DDP und andere liberale Parteien waren nun auch alles andere als typische Organisatoren des Agrarproletariats.
Ich würde meinen, eine sehr gute alternative Erklärung die nicht auf ideologische Korrelationen abstellt, besteht einfach darin, dass es keine größere Partei gab, die die Interessen der agrarischen Unterschichten explizit vertrat, sofern diese nicht katholisch oder in Bayern beheimatet waren.