@Shinigami, mit Verlaub, das Thema Lusitiana war hier eigentlich nur Nebenthema, wurde in den entsprechenden Threads ausgiebig diskutiert.
Das muss man nicht wiederholen.
Ich war nicht derjenige, der damit angefangen hat.
Dass auch das Verhalten anderer nicht in Ordnung war, ändert nichts daran, dass das Versenken eines zivilen Passagierschiffs ein Kriegsverbrechen ist, ob angekündigt oder nicht. Militärisch war es ja auch reichlich sinnlos, ein Akt des Terrors.
Naja, ein Schiff, dass Munition in ein Kriegsgebiet transportiret um eine der beteiligten Kriegsparteien direkt zu unterstützen, ist kein rein ziviles Passagierschiff, sondern ein Munitionstransporter. Munitionstranspoter, wenn sie als solche identifiziert werden können zu zerstören ist erstmal per se weder militärisch sinnlos, noch ein Akt des Terrors, ein Munitionstransporter ist ein legitimes Ziel.
In meinen Augen hätte, wie gesagt, Schwieger das Schiff nicht torpedieren dürfen.
Gleichwohl, wäre es zu den vielen toten Zivilisten nicht gekommen, wenn man von Seiten der Reederei den Passagierdienst eingestellt hätte oder aber die Routen außerhalb der Kriegszone gelegt und dann eben neutrale Teile Europas angefahren hätte mit der Empfehlung an die Passagiere anderweitig weiter zu reisen.
Was tat man stattdessen? Passagiere und Kriegsgüter zusammen auf ein Schiff setzen und es trotz mehrfacher Warnungen mitten durch ein Kriegsgebiet zu schicken.
Und selbst wenn es kein Kriegsverbrechen gewesen wäre, und militärisch irgend einen Nutzen gehabt hätte, bliebe immer noch die Frage, ob ein moralisch denkender Mensch diese Tat ausführen musste. Man hätte es ja auch einfach sein lassen können.
Es spricht schon für eine ziemliche Entmenschlichung, einfach mal eben so viele Leben auszulöschen.
Wie gesagt, in meinen Augen war das ein Kriegsverbrechen, allerdings durchaus nicht militärisch nutzlos.
Das Fass mit der Moral sollte man lieber nicht aufmachen.
Im Krieg wird man nicht viel moralisches finden, dass ist immer ambivalent und führt in moralische Dilemmata.
Schon deswegen, weil sich jeder Handelnde auch immer die möglichn Konsequenzen ausmalen wird, wenn er nicht handelt, sofern er Zeit zum Nachdenken hat.
Du unterstellst Schwieger habe sich bei der Torpedierung der Lusitania einfach gedacht: "Geil, dass die Chance richtig viele Zivilisten abzuknallen, Torpedo los!" oder zumindest "Ist mir völlig egal, was das ist, wenn es sich bewegt, wird es versenkt".
Genau so gut könnte er aber auch folgendes gedacht haben:
"Es gibt Hinweise darauf, dass die Briten auf zivilen Schnelldampfern Munition transportieren und der gesichtete wäre dafür von Größe und Schnelligkeit her geeignet.
Aufbringen und Durchsuchen ist keine Option, da zu tiel in britischen Gewässern, zu große Gefahr, dass Kriegsschiffe auftauchen, also entweder torpedieren oder entkommen lassen.
Wenn das Schiff torpediert wird, dann stirbt möglicherweise eine größere Zahl an Zivilisten, wobei durch die nähe Zur Küste damit zu rechnen ist, dass auch einige gerettet werden können.
Wenn das Schiff voller Munition sein sollte und ich es entkommen lasse, habe ich möglicherweise tausende eigener Soldaten an der Westfront auf dem Gewissen, die vielleicht durch diese Munition getötet werden und leben könnten, wenn ich hätte schießen lassen.
Deutschland hat warnen lassen, insofern ist jeder Zivilist, der in diesen Gewässern unterwegs ist, auf eigenes Risiko hier, während die eigenen zwangsgezogenen Soldaten an der Westfront nicht freiwillig ihren Kopf hinhalten.
Im Zweifel besser am Tod von Leuten die Verantwortung haben, die sich dieses Risiko selbst ausgesucht haben, als an dem von Leuten, die ohne dass sie sich das ausgesucht haben in eine Uniform gesteckt wurden und ohne eigenes Verschulden im Elend der Westfront festsitzen."
Auch das hätte er sich denken können und das würde überhaupt nicht für "Entmenschlichung" oder die Absicht Terror zu betreiben gesprochen haben.
Was genau er sich tatsächlich in dem Moment gedacht haben wird, wissen wir nicht, in die Köpfe von Menschen lässt sich einmal nicht hinein schauen und spätere Erklärungen können je nach Kontext natürlich deutlich von den tatsächlichen Überlegungen im präsenten Augenblick abweichen.
Hier ging es zuletzt um Kriegsverbrechen an der Ostfront, z.B. durch die Russen.
Können wir gerne hin zurück gehen.
Nicht so gerne erinnert werden wollten einige an die Zerstörung von Kalisch, die passte nicht so ins Bild.
Gehört zum Gesamtbild allerdings genau so dazu, wie der Umstand, dass das im Osten von deutscher Seite her, in dieser Form anscheinend keine Widerholung fand und dass die genauen Umstände ungeklärt scheinen.
Siehe den gestern verlinkten Artikel dazu.