Ludwig II. von Bayern

Bin wieder mal in Eile, deshalb bringe ich hier ein paar Punkte, die ich für wesentlich halte, ohne jetzt auf die bisherigen Beiträge direkt einzugehen, vebunden mit der Bitte, mir das nachzusehen :

Die bayerische Regierung sah spätestens seit 1884/85 den König zunehmend als jemand, der durch das Schuldenmachen das Ansehen des Staates schädige, denn bei Zahlungsunfähigkeit drohten Zwangsversteigerungen.

Daher war sie 1886 nicht mehr gewillt, ihm Bürgschaft für weitere Kredite zu bewilligen.

Sie weigerte sich auch, diese Forderung des Königs dem Landtag vorzutragen.

Stattdessen beauftragte sie schon zuvor Obermedizinalrat Bernhard von Gudden mit der Erstellung eines Gutachtens über den geistigen Zustand des Königs.

Von Gudden stellte, ohne den König gesehen oder untersucht zu haben, fest, dass Ludwig wie sein Bruder Otto, dessen Arzt eben dieser von Gudden war, unheilbar geisteskrank sei; er stützt er sich dabei lediglich auf Zeugenaussagen.

Dieses auf Hörensagen basierte Gutachten wurde gemeinsam noch von 3 weiteren Ärzten, die den König auch nicht gesehen/untersucht haben, 3 Stunden lang diskutiert und für gut befunden.

Am 9. Juni 1886 wird die angestrebte Entmündigung beschlossen und die Kommission, die den König darüber verständigen und festsetzen sollte, in Gang gesetzt, was zunächst misslang.

Dem König wurde keine Gelegenheit gegeben, zu dem Gutachten Stellung zu beziehen.

Stattdessen wird er an den Füßen gefesselt in die Kutsche gesetzt und nach Berg am Starnberger See gebracht und dort in ein Zimmer gesperrt, dessen Türen innen keine Klinken haben – er wird also wie ein gemeingefährlicher Irrer behandelt.

Trotzdem darf dieser gemeingefährliche Irrer am See spazieren gehen in alleiniger Begleitung gerade des Arztes, der das Gutachten verfasste, obwohl der dem König körperlich unterlegen war.
Bis dahin ist alles korrekt (abgesehen von dem gemeingefährlich), es gibt nämlich durchaus andere Dinge, als Gemeingefährlichkeit, welche ein Festsetzen erforderlich machen können: Dazu zählen u.a. Fluchtgefahr und Suizidalität. Dass König Ludwig suizidal war, das hatte er selber gesagt* und das wurde auch von seinem Hofarzt, der sich gegen Guddens Diagnose positionierte, bestätigt und wird auch heute noch von Psychologen unterstützt.
Andere Gründe auszublenden, ist keine objektive Herangehensweise. Schau dir noch mal @hatls Darstellung an, die deutlich ausführlicher ist, als die auf die Bestätigung einer Verschwörungserzählung eingedampfte.


*nun muss man nicht alles, was jemand sagt immer für 100 % bare Münze nehmen, dass also eine Person sagt "wenn x passiert, bringe ich mich um", ist natürlich noch keine hinreichende Bedingung um tatsächliche Suizidalität festzustellen. Das kann so daher gesagt sein, das kann aber auch in epresserischer Absicht z.B. in toxischen Beziehungen geäußert werden.
 
Zum Gesundheitszustand:
Hans Förstl, Psychiatrie-Professor an der TU München, diagnostizierte 2010 nicht zuletzt auch mit Hilfe der Angaben im Obduktionsbericht:
Die geschilderte Symptomatik entspricht einer „schizotypen Störung“ der Persönlichkeit. Überdies finden sich Hinweise auf geburtsbedingte Anomalien, eine abgelaufene Hirnhautentzündung, Folgen eines ungesunden Lebensstils und eine beginnende degenerative Erkrankung im Bereich des Stirnhirns (Morbus Pick).

In einem Spiegelinterview erwähnt er, dass die Krankheit zu ungebremsten impulsiven Reaktionen führen kann.
Vermutlich war aber die Kränkung durch den ganzen erniedrigenden Vorgang Grund genug, dass der übergewichtige und untrainierte Ludwig in den Starnberger See stürmte.
 
Zum Gesundheitszustand:
Hans Förstl, Psychiatrie-Professor an der TU München, diagnostizierte 2010 nicht zuletzt auch mit Hilfe der Angaben im Obduktionsbericht:


In einem Spiegelinterview erwähnt er, dass die Krankheit zu ungebremsten impulsiven Reaktionen führen kann.

Ich verstehe nur nicht den Teaser: Jetzt gibt es neue Schützenhilfe für die Mord-Theoretiker. Auch Hans Förstl, Psychiatrie-Professor an der TU München, hat ein Indiz gefunden. - wenn ich jetzt nicht instand total verbödet bin, dann folgt Förstl doch der Selbstmordtheorie.
 
*nun muss man nicht alles, was jemand sagt immer für 100 % bare Münze nehmen, dass also eine Person sagt "wenn x passiert, bringe ich mich um", ist natürlich noch keine hinreichende Bedingung um tatsächliche Suizidalität festzustellen.
Eben.

Hast du dir das sog. Gutachten mal durchgelesen? Da steht z.B. auch das:

Unverständlich bleiben zunächst die Vorkommnisse, wie folgende: Einen Baum zwischen Berg und Ammerland nennen Seine Majestät den »heiligen Baum«, Heßelschwerdt weiß nicht, weßhalb – so oft Allerhöchstdieselben an diesem Baum vorübergehen, fahren oder reiten, verbeugen Sie Sich tief davor. Ebenso wird ein Zaun bei Ammerland bei jedesmaligem Vorüber-Fahren, - Gehen oder -Reiten von Seiner Majestät gewissermaßen segnend begrüßt. Eine Säule am Eingange in Linderhof umarmen Seine Majestät der König, so oft Allerhöchstdieselben das Schloß auf längere Zeit verlassen; dasselbe geschieht bei der Rückkehr. Bei nur vorübergehendem Verlassen des Schlosses wird die Säule nur berührt (Vernehmung Heßelschwerdts vom 3. Juni 1886 V. und Hornig Blatt 5). Aufschluß darüber könnten nur Seine Majestät Allerhöchst-Selbst geben. Wahrscheinlich liegen auch ihnen krankhafte Störungen der Sinnes- oder Denkthätigkeit zu Grunde.

Auch so harmlose Dinge wie hier geschildert, wurden dem König negativ ausgelegt. Warum? Weil das Urteil von vorneherein feststand und man in Erklärungsnot auf alles zurückgriff, was sich irgendwie auf das Ziel Entmündigung verwerten ließ.

Dass der König aber die ganze Zeit als König funktionierte, täglich Gesetze und Anderes unterschrieb, selbst wenn er in den Bergen weilte, also eigentlich im "Urlaub" war, wird gar nicht erwähnt.
 
Nicht "eben". Die Suizidalität wird von mehreren Leuten auch heute noch festgestellt. Ludwig selbst hat Andeutungen in dieser Richtung gemacht. Ich will nur diese Andeutungen nicht als Beleg für seine Suizidalität angeführt wissen, weil solcher Positivismus unwissenschaftlich ist.


Hast du dir das sog. Gutachten mal durchgelesen? Da steht z.B. auch das:

Unverständlich bleiben zunächst die Vorkommnisse, wie folgende: Einen Baum zwischen Berg und Ammerland nennen Seine Majestät den »heiligen Baum«, Heßelschwerdt weiß nicht, weßhalb – so oft Allerhöchstdieselben an diesem Baum vorübergehen, fahren oder reiten, verbeugen Sie Sich tief davor. Ebenso wird ein Zaun bei Ammerland bei jedesmaligem Vorüber-Fahren, - Gehen oder -Reiten von Seiner Majestät gewissermaßen segnend begrüßt. Eine Säule am Eingange in Linderhof umarmen Seine Majestät der König, so oft Allerhöchstdieselben das Schloß auf längere Zeit verlassen; dasselbe geschieht bei der Rückkehr. Bei nur vorübergehendem Verlassen des Schlosses wird die Säule nur berührt (Vernehmung Heßelschwerdts vom 3. Juni 1886 V. und Hornig Blatt 5). Aufschluß darüber könnten nur Seine Majestät Allerhöchst-Selbst geben. Wahrscheinlich liegen auch ihnen krankhafte Störungen der Sinnes- oder Denkthätigkeit zu Grunde.

Auch so harmlose Dinge wie hier geschildert, wurden dem König negativ ausgelegt. Warum? Weil das Urteil von vorneherein feststand und man in Erklärungsnot auf alles zurückgriff, was sich irgendwie auf das Ziel Entmündigung verwerten ließ.

Dass der König aber die ganze Zeit als König funktionierte, täglich Gesetze und Anderes unterschrieb, selbst wenn er in den Bergen weilte, also eigentlich im "Urlaub" war, wird gar nicht erwähnt.
Ich weiß nicht, was die Frage soll. Wir sind uns doch einig, dass die Diagnose falsch war (obwohl Förstl natürlich eine richtige "Frage" stellt*: Wie sollte jemand bei einem absolutistisch Denkenden Monarchen vorstellig werden, um dessen geistigen Gesundheitszustand zu prüfen?).



*Streng genommen stellt Förstl keine Frage, sondern antwortet auf eine:

einestages: Haben sich die Ärzte, speziell Gudden, bei der Diagnose über den Geisteszustand des Königs geirrt?

Förstl: Es wäre problematisch bei einem Potentaten mit absolutistischer Einstellung vorzusprechen, um ihn psychiatrisch zu untersuchen. Dadurch mussten sich die Ärzte mit Zeugenaussagen und anderen Indizien begnügen, um eine Diagnose zu stellen.
 
Ich verstehe nur nicht den Teaser: Jetzt gibt es neue Schützenhilfe für die Mord-Theoretiker. Auch Hans Förstl, Psychiatrie-Professor an der TU München, hat ein Indiz gefunden. - wenn ich jetzt nicht instand total verbödet bin, dann folgt Förstl doch der Selbstmordtheorie.
Ich vermute, dass der Jounalist nur zur Kenntnis nahm: es war keine Schizophrenie, und folgerte: also nicht verrückt, also Mord.
Dass die schizotype Störung der Persönlichkeit ebenfalls eine Krankheit ist, eine Stufe unter der Schizophrenie, weil ein paar Merkmale fehlen, fand in der Logik des Teasers keinen Platz.

Soweit ich als Nicht-Mediziner verstanden habe, konnte Gudden die damals noch unbekannte degenerative Erkrankung im Bereich des Stirnhirns (Morbus Pick oder Frontotemporale Demenz) noch nicht diagnostizieren.
 
Da zu diesen Thread viele Freunde etwas schreiben, habe ich mich auch mal aufgemacht nachzuschauen was denn so im Netz dazu geschrieben wird.

Folgendes habe ich mir durchgelsen:

Artikel die bei „QUH“ (Quer – Unabhänig – Heimatverbunden) zu finden sind.
  • „Zum 125. Todestag“, ein Beitrag von „Ammer“, datiert vom 11.06.2011.
  • „Die Geschichte vom plötzlichen Reichtum des Fischers Lidl, ein Beitrag von „quh“, datiert vom 17.12.2013.
  • „Der Tote vom Starnberger See – Mörder oder Opfer? - Dr. Gudden", ein Beitrag wiederum von Ammer, datiert vom 15.05.2014.
Eine Pressemitteilung der Gugelmänner SM. König Ludwig II. zum 120. Todestag am 13.06.1886.

„SZ“ – Süddeutschee Zeitung -, ein Artikel mit der Überschrift „Tod König Ludwig II. – Zwei Kugeln in der Lunge“

Dann habe ich mich noch bei Wikipedia über „Schloss Berg (Bayern)" informiert.

Also alles in allen, ich kann mir gut vorstellen, dass das wahr ist was da die „SZ“ schreibt und hinter den Tod von König Ludwig II. am 13.06.1886 Regierungsbeamte des RK Bismarck steckten. Es tobte ja in dieser Zeit (14.06. -23.06.1866) der zweite deutsche Einigungskrieg (Preußen vs. Österreich).
 
Zuletzt bearbeitet:
Die bayerische Regierung sah spätestens seit 1884/85 den König zunehmend als jemand, der durch das Schuldenmachen das Ansehen des Staates schädige, denn bei Zahlungsunfähigkeit drohten Zwangsversteigerungen.

Daher war sie 1886 nicht mehr gewillt, ihm Bürgschaft für weitere Kredite zu bewilligen.

Sie weigerte sich auch, diese Forderung des Königs dem Landtag vorzutragen.
Erneut gehen bei dir Dinge durcheinander.

1. Eine Gefahr für die Staatsfinanzen bestand nicht (mal davon ab dass das jetzt nicht der erste Staatsbankrott in der Geschichte gewesen wäre).
2. Ein persönlicher Bankrott des Monarchen, beschädigte vielleicht diesen Monarchen, aber mehr erstmal auch nicht. Ob die Monarchie als Ganzes davon Schaden genommen hätte ist erstmal fraglich. Jedenfalls wäre aber der Regierung kein Schaden entstanden, so lange diese nicht durch die willfährige Beschaffung weiterer Gelder das fortgesetzt Schuldenmachen unterstützte.
3. Du selbst hast die Möglichkeit eines persönlichen Darlehens für Ludwig II. ohne Vermittlung staatlicher Stellen herangezogen, damit müsste dann aber eigentlich der Umstand geklärt sein, dass Ludwig II. als zahlungsfähig galt, jemandem, der persönlich an der Schwelle zur Insolvenz steht, leiht man sicherlich nicht mal eben Millionenbeträge.
4. Als Monarch hatte Ludwig II. noch andere Möglichkeiten zu Geld zu kommen, z.B. den Verkauf von Adelstiteln. Es gab im wilhelminischen Reich nun wirklich keinen Mangel an kapitalstarken Großbügern/Wirtschaftsmagnaten, die gerne den sozialen Sprung in den Adel geschafft hätten und mit denen sich ein regiernder Monarch, der das Recht zur Nobilitierung hatte, finanziell arrangieren konnte.
Eine Nobilitierung durch den König von Bayern und ein Bayerischer Adelstitel hätte vielleicht nicht ganz das Prestige eines preußischen vom Kaiser verliehenen Titels gehabt, trotzdem wird es im kapitalstarken Bürgertum Bayerns genug Interessenten gegeben haben und sicherlich auch außerhalb Bayerns, wenn in Preußen eine Nobilitierung nicht zu erreichen war.
5. Eine persönliche drohende Zahlungsunfähigkeit Ludwig II. hätte dem Parlament in München eigentlich nur recht sein können. Gegebenenfalls wäre das nämlich eine Handhabe gewesen die Rechte des Parlaments gegenüber der Krone zu stärken, weil sich natürlich Parlament und Regierung als Rettungsanker hätten inszenieren und finanziell aushelfen können, vorrausgesetzt der König wäre im Gegenzug zu gewissen Verfassungsänderungen bereit gewesen um dem Parlament und der Regierung mehr Befugnisse zuzugestehen.
Die Regierung hätte durch Schritte weiterer Pralamentarisierung möglicherweise etwas monarchische Rückendeckung eingebüßt, aber potentiell an Handlungsspielaum gewonnen.


Das ganze Theoretisieren über die Finanzen taugt nichts.
Verschwenderisches Gebaren, was das Finanzielle angeht, war für die Regierung kein Grund den König umbringen zu wollen.


Stattdessen beauftragte sie schon zuvor Obermedizinalrat Bernhard von Gudden mit der Erstellung eines Gutachtens über den geistigen Zustand des Königs.

Von Gudden stellte, ohne den König gesehen oder untersucht zu haben, fest, dass Ludwig wie sein Bruder Otto, dessen Arzt eben dieser von Gudden war, unheilbar geisteskrank sei; er stützt er sich dabei lediglich auf Zeugenaussagen.

Dieses auf Hörensagen basierte Gutachten wurde gemeinsam noch von 3 weiteren Ärzten, die den König auch nicht gesehen/untersucht haben, 3 Stunden lang diskutiert und für gut befunden.
Nun suggerierst du, anlass dafür den König für geisteskrank erklären zu wollen, wäre dessen finanzielles Gebaren gewesen. Wo ist aber der Nachweis dafür?
Wenn Ludwig II. tatsächlich durch immer absonderlichers Verhalten auffiel und gleichzeitig häufiger gegenüber Teilen seiner Umgebung über Selbstmordphantasien schwadronierte, mag der Beweggrund warum man dazu kam den Geisteszustand des Königs in Zweifel zu ziehen und das begutachten zu lassen, möglicherweise ganz wo anders liegen.


Stattdessen wird er an den Füßen gefesselt in die Kutsche gesetzt und nach Berg am Starnberger See gebracht und dort in ein Zimmer gesperrt, dessen Türen innen keine Klinken haben – er wird also wie ein gemeingefährlicher Irrer behandelt.
Dazu ist bereits etwas gebschriebenn worden.
Im Fall dass jemand auf Grund seines geistigen Zustands eine Gefahr für andere oder für sich selbst (und dass konnte man bei häufiger geäußerten Suizidabsichten durchaus so sehen) darstellt, ist es unter Umständen auch heute noch üblich, dass diese Person unter Aufsicht gestellt und unter Bedingungen untergebracht wird, die dafür sorgen, dass er möglichst wenig Gelegenheit hat, sich selbst oder andere zu verletzen.

Das man dafür sorgte, dass innen keine Klinken vorhanden waren, mag den einfachen praktischenn Grund gehabt haben, dass eine Türklinke durchaus für einen Suizidversuch in Betracht kommen könnte, was natürlich tunlichst vermieden wird, wenn man es mit einem potentiell suizidalen Patienten zu tun hat.

Trotzdem darf dieser gemeingefährliche Irrer am See spazieren gehen in alleiniger Begleitung gerade des Arztes, der das Gutachten verfasste, obwohl der dem König körperlich unterlegen war.
Da Gudden vorher keine Gelegenheit hatte Ludwig II. persönlich zu sehen, ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass man ihn dort nicht dauerhaft zu internieren gedachte, sondern dass man ihn erstmal zur Beobachtung unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen dort behalten wollte.
Wenn die Verbringung dorthin aber zunächst mal der genauen Beobachtung des Krankheitsbildes galt, mag es sein, dass Gudden denn Zustand des Ex Königs für den Augenblick als stabil genug erachtete, diesem zumindest begleitete Spaziergänge zu erlauben.

Immerhin, psychologische Betreuung dient ja nicht dem Zweck einen Patienten unnötigerweise zu quälen und Hausarrest unter diversen Vorsichtsmaßnahmen, die aber natürlich das Leben des Patienten massiv einschränkten kann natürlich wiederrum Depressionen befördern, die möglicherweise wiederrum die suizidalen Neigungen steigern können.
Das aber wäre kaum im Sinne des Erfinders gewesen.

Wenn du dich einfach mal von dem Gedanken trennst, dass Gudden da einfach aus heiterem Himmel als Teil irgendeiner Verschwörung irgendwas völlig absurdes attestiert hätte um ihn als König zu stürzen, sondern mal für einen Moment annimmst, dass es wohl tatsächlich Anzeichen dafür gab, dass Ludwig mindestens Anzeichen von Suizidalität (aber nicht unbedingt von agressive Verhalten gegenüber seiner Umwelt) zeigte und das tatsächlich psychologisch behandelt werden sollte dann macht das schon Sinn.
Dann hätte die Maßnahme einfach nur dem Ansatz entsprochen dem Patienten das mutmaßlich verantwortbare Maß an Normalität auch zuzugestehen um die psychischen Gebrechen nicht zu fördern und die potentielle Suizidgefahr nicht noch zu steigern.


Dahinter nicht einen Plan zu vermuten, hieße
............... zu versuchen die Sache einigermaßen neutral zu beurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch so harmlose Dinge wie hier geschildert, wurden dem König negativ ausgelegt. Warum? Weil das Urteil von vorneherein feststand und man in Erklärungsnot auf alles zurückgriff, was sich irgendwie auf das Ziel Entmündigung verwerten ließ.
Du übersiehst den Zusammenhanng dieser für sich genommen wunderlichen, aber harmlosen Spleens mit den möglicherweise weniger harmlosen bekundeten Suizidabsichten.


Es wäre außerdem zu hinterfragen, ob es möglicherweise noch andere weniger harmlose Zwichenfälle gab, die aus anderen Gründen im Gutachten nicht genannt werden, möglicherweise aber für die Einschätzung eine Rolle spielten.

Da dieses Gutachten zunächst mal die Basis dafür bot, den König von der Regierungsverantwortung auszuschließen, war natürlich klar, dass es von Anfang an zum Gegenstand politischer Debatte prädestiniert war, dass Profiteure von Ludwigs Handels als König in Regierung und Parlament sehr wahrscheinlich versuchen würden das anzufechten und dass man deswegen damit rechnen musste, nicht darum herum zu kommen, das Gutachten zu veröffentlichen.
Das aber hätte, wenn es da möglicherweise noch bedenklichere Vorfälle gab, die daran Beteiligten komprommitiert.
Sei es Ludwig selbst, falls dieser im unzurechnungsfähigen Zustand irgendwas angestellt haben sollte, dass ihn in der öffentlichen Meinung arg beschädigt hätte, seien es möglicherweise in solche Zwischenfälle verwickelte Familienmitglieder oder andere nahestehende Personen, die dann möglicherweise darunter zu leiden gehabt hätte.

Angesichts der Umstands, dass damit zu rechnen war, dass das veröffentlicht werden musste, die Dynastie Wittelsbach als ganze aber möglicherweise nicht unbedingt ein Interesse hatte das Krankheitsbild Ludwigs II. in aller Öffentlichkeit detailliert breitzutreten (oder andere damit möglicherweise im Zusammenhang stehenden Interna), wird man auf dem Zettel haben müssen, dass dieses Gutachten möglicherweise dahingehend frisiert war um Ludwig und die Familie öffentlich aus der Schusslinie zu nehmen, bestimmte bedenkliche Episoden nicht zu erwähnen.
Ich sage nicht, dass das so sein muss und es wäre sicherlich auch insgesamt für medizinische Begutachtungen nicht üblich gewesen, andererseits war die Angelegenheit natürlich insofern eine Ausnahmesituation, dass im Normalfall nicht damit zu rechnen war, dass Diagnosen und dazu führende Gutachtenn veröffentlicht und dadurch die Privatsphäre des Patienten und der Angehörigen in erheblichem Maße tangiert werden musste.
Das wiederrum war bei einer so delikaten Angelegeheit wie der faktischen Absetzung eines Regenten aber kaum vermeidbar.

Wenn wir uns das Gutachten ansehen, so wie es vorliegt, sollte uns unter diesen Umständen klar sein, dass wir möglicherweise nur einen Teil dessen sehen, was den Medizinern bekannt war und dass möglicherweise andere Teile mit Rücksicht auf Patienten und Familie dort herausgehalten wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also alles in allen, ich kann mir gut vorstellen, dass das wahr ist was da die „SZ“ schreibt und hinter den Tod von König Ludwig II. am 13.06.1886 Regierungsbeamte des RK Bismarck steckten. Es tobte ja in dieser Zeit (14.06. -23.06.1866) der zweite deutsche Einigungskrieg (Preußen vs. Österreich).
Schau noch mal genau auf die Daten. ;)
Der Artikel der SZ geht auf Peter Glowasz zurück (ist nicht von diesem geschrieben) und beschränkt sich leider in seinem Wording darauf, dass "nach Ansicht eines Berliner Forschers", der die Todesumstände aufgeklärt haben "will", dass es eine Möglichkeit ist. Die SZ nimmt Glowasz also ernst genug, um nicht nur über ihn zu berichten, sondern auch Glowaszs Darstellung als eine möglich Variante darzustellen.

Dass es keinerlei Belege dafür gibt, dass Ludwig erschossen wurde (Glowasz fordert deswegen ja die Exhumierung des Leichnams) und das auf Basis von Hörensagen (ein Mann sagt, sein Vater habe bei der Verbrennung der Königskleider 1950 Einschusslöcher gesehen), das wird nicht weiter kommentiert.

Gehen wir mal davon aus, dass es stimmt, dass die Kleidung 1950 (64 Jahre nach dem Tod Ludwigs) verbrannt wurde, und dass der Vater des von Glowasz als Zeuge seiner These präsentierten Mannes (Fritz Beyhl) dabei war (er war angeblich Hausmeister der Wittelsbacher):
Nach 66 Jahren kann Kleidung durchaus Mottenfraß aufweisen und Vater Beyhl wird die Löcher - wenn das denn kein Hoax ist - kaum auf Schmauch- oder Blutspuren untersucht haben.

Insofern: Hörensagen eines mußmaßlichen Monarchisten.
 
Nicht "eben". Die Suizidalität wird von mehreren Leuten auch heute noch festgestellt. Ludwig selbst hat Andeutungen in dieser Richtung gemacht. Ich will nur diese Andeutungen nicht als Beleg für seine Suizidalität angeführt wissen, weil solcher Positivismus unwissenschaftlich ist.
Allerdings wird man sich sicherlich darauf einigen können, dass Ludwig II. jedenfalls Anlass gab, sich über seinen Geisteszustand ernsthafte Sorgen abseits harmloser Spleens zu machen, die jedenfalls eine medizinische Begutachtung an und für sich durchaus rechtfertigten.
 
Für mich macht diese „Selbstmordarie“ eines 41ig jährigen Königs keinen Sinn und ich fühle mich auch bestätigt nachdem ich die Artikel von „QUH“ gelesen habe.

Sinn macht für mich nur ...
Bei seinem Charisma fühlte er sich wohl in seinen Schloss „Berg“ eingesperrt.
Er hatte ja noch Pläne und wollte die Burgruine Falkenstein zu einen 2. Schloss Neuschwanstein um- und ausbauen. Erworben hatte er ja diese Burgruine schon, die als die höchste Burgruine Deutschlands gilt.
Er war wohl ein Querulant bei den Preußen.
Wie auch immer und mit welchen Helfern wollte er zunächst erstmal von da fliehen. Sein Fluchtziel war wohl der Tirol.
Das der Dr. Gudden anfangs dachte jetzt will der sich selbst umbringen/ertränken kann ich mir gut vorstellen.
Sicher wusste Dr. Gudden nichts von einem Boot welches weiter draußen auf dem Wasser wartet.

Und Schusswunden kann man m.W. wohl auch am Sklett noch nachweisen. Aber davon verstehe ich als Maschinenbauing. und Ökonom nicht viel.

Ich jedenfalls bin der Meinung nachdem was ich gelesen habe, das war kein Selbstmord, das war Mord geschuldet den kommenden „Deutschen Reich“.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um den Vorgang heutzutage nachvollziehen zu können, müsste man sich einfach nur vorstellen, wie es wäre, wenn sich ein Bundeskanzler oder Bundespräsident so verhalten würde. Also wenn der Bundeskanzler sein ganzes Geld in Märchenschlösser stecken würde, sich dafür privat mit Millionen verschulden würde, die Nacht zum Tage machen und den Tag verschlafen würde. In den Nächten sich in die Opernkulisse eines der Märchenschlösser hineinträumen und ansonsten die Öffentlichkeit scheuen würde. Dem aufgrund übermäßigen Süßwarenkonsums die Zähne ausfallen würden und der bestimmte Bäume grüßen und andere umarmen würde.

Klar kann man sagen, es war eine andere Zeit, aber es ist gut nachvollziehbar, dass man damals sein Verhalten als nicht dem eines Staatsoberhaupts würdig empfand und ihn absetzen wollte.

Und aus seiner Sicht war der ganze Vorgang der Absetzung, des Arrests und der Entmündigung so demütigend für ihn als Monarchen, dass Suizidgedanken nicht abwegig sind.

Natürlich bieten die Ereignisse und die ungewöhnliche Persönlichkeit des Königs viele Möglichkeiten zur Legendenbildung.
 
Graf Philipp Eulenburg an Graf Herbert Bismarck

Quelle: Das Ende König Ludwigs II. und andere Erlebnisse

Starnberg, 13. Juni, früh 1886.


Graf Philipp Eulenburg an Graf Herbert Bismarck.


Lieber Herbert, ich beeile mich, Ihnen über das unerhörte Ereignis, das sich hier zugetragen hat, einige Worte zu schreiben, denn ich nehme an, daß Sie die Details von Berlin aus erst in einigen Tagen erhalten werden.

Ich war gestern abend spät nach Starnberg gefahren, um meine Frau zu sehen, und wurde heute früh um 4 Uhr mit der Nachricht geweckt, daß der König und Gudden tot im See gefunden seien.

Ich nahm ein Boot und fuhr hinüber nach Schloß Berg. Gendarmen bewachten den Eingang zum Schloß, und man führte mich, da ich den Leuten bekannt war, zu dem toten König, den man soeben in seinem Bette, bis auf das Hemd entkleidet, niedergelegt hatte. Zwei Zimmer davon lag Gudden. Die Leichen waren nicht entstellt. Nur Gudden trug Zeichen eines stattgehabten Kampfes auf seiner Stirn und Strangulationsmarken am Hals. Dr.Müller (zweiter Arzt) und Graf Törring waren im Nebengebäude. Sie machten mir folgende Angaben. Der König war gestern abend um ¾7 mit Gudden allein ausgegangen. Gudden hatte die Meinung, daß der König, nachdem er sich auffallend ruhig von Hohenschwangau hatte hierher bringen lassen, besonderer Bewachung nicht bedürfe. Als um 8 Uhr zum Abendessen niemand kam, begann das ganze Schloßpersonal zu suchen. Man fand erst gegen 11 Uhr bei Fackelschein am Seeufer den Hut des Königs. Gleich darauf die Leiche des Königs und Guddens im Wasser.

Ich ging zu der Stelle und konstatierte, daß in dem Weidengebüsch, hart am Seeufer, ein Kampf stattgefunden hatte. Alles war niedergedrückt und eine Menge Fußspuren, bunt durcheinander, waren im Sande abgedrückt. Die Spuren ließen sich bis in das seichte Wasser verfolgen. Hier muß der König Gudden überwältigt haben, der dabei ertrank, denn von dieser Stelle sieht man zwei einzelne Fußspuren, wie von einem laufenden oder weit ausschreitenden Menschen, der Tiefe entgegen, abgedrückt ...
Hier herrscht eine allgemeine und tiefe Betrübnis und Tausende von Menschen stehen vor der Residenz. – Leider auch tauchen unaufhörlich Anklagen gegen die Regierung auf, die einen nicht wahnsinnigen König abgesetzt und ihn dann jämmerlich habe zugrunde gehen lassen. Da heute früh die Truppen König Otto (!!!) den Eid geleistet haben und hierbei für den Kriegsfall der Kaisereid nicht vergessen wurde, ist in der Hauptsache alles in Ordnung.

Daß eine Erschütterung des Ministeriums stattgefunden haben sollte und sich dieses für alle Vorkommnisse der letzten Tage verantworten mußte, glaube ich nicht, da der Regent hinter ihnen steht. Aber bei den nicht ausgehenden Intrigen Frankensteins und seiner Partei, ist alles möglich. Vorläufig klammert sich Luitpold an Lutz und er schenkt seinem alten Jagdgenossen unbedingtes und volles Vertrauen. In diesem Vertrauen wird er auch durch seine Adjutanten Freischlag und Wolfskeel, die beide evangelisch sind, unterstützt. Auch Holnstein arbeitet momentan gut deutsch.

Ich war, als am 10. die Kommission in Hohenschwangau gefangen war, schleunigst dorthin gefahren und benutzte die gemeinschaftliche Rückfahrt mit den Herren, um auf Kosten ihrer, durch die Gefahr und ihre Angst, gänzlich erschlafften Nerven, bayerische politische Studien zu machen. Holnstein versicherte mir, daß Prinz Luitpold eine große Verehrung für den Kaiser, aber ein tiefes Mißtrauen gegen den Kronprinzen habe – wegen Äußerungen, die dieser in seiner uns bekannten Weise hier gemacht hat. Holnstein stände dafür ein, daß der Prinz absolut loyal deutsch dächte, er habe allerdings einen sehr beschränkten Gesichtskreis. Wenn man so viel Einfluß auf den Prinzen gewinnen kann, daß er das deutsche Ministerium Lutz beibehält, so wird uns der beschränkte Gesichtskreis nichts schaden. Dieser wird nur bedenklich, wenn Frankenstein regiert. Ich schrieb Ihnen schon letzthin, weshalb ich Frankenstein fürchte. Es ist stets, und in verstärktem Maße seit einigen Jahren, von der ultramontanen Partei gegen Preußen und Deutschland geschürt worden und wenn ich auf meinen Bergspartien Äußerungen hörte wie. »Dumm sein mir g'wesen, daß mir mit den Preußen gegen die Franzosen geschlagen haben« oder »die Preußen sind halt unser gefährlichster Feind« – so weiß ich genau, auf welchen Ursprung solche Meinungen zurückzuführen sind. Von dem Augenblick an, wo Frankenstein das Ministerium übernimmt, fühlt sich der schlimmste Partikularismus Sieger und jene Hetzereien nehmen einen ganz andern, selbstbewußten Charakter an. Dazu der enge Luitpold, mit seiner österreichischen Verwandtschaft.

Der Regent wird gar nicht übel sein, wenn ihm der absolut sichere Lutz und der, trotz seines weichlichen Händedrucks ganz sichere Crailsheim sagen, was er zu tun hat. Wenn man in diesem Sinne auch Holnstein dirigiert, der momentan auf ganz gutem Wege ist, und dem Prinzen durch seine Dreihörigkeit imponiert, so fährt Deutschland gewiß gut dabei.

Wir stützen uns allerdings dabei auf die liberalen Elemente Bayerns, und unsere konservativen Parteien in Norddeutschland werden es schwer begreifen, aber das ist wohl einerlei, wenn Deutschland nur gut dabei fährt.

Es ist mir persönlich erst seit 1½ Jahren gelungen, ganz intim in die ultramontanen Kreise zu dringen. Ich habe dort sonderbare Dinge erlauscht und traue politisch keinem einzigen von ihnen, selbst nicht – verzeihen Sie mir – Ihrem Freunde Lerchenfeld. Den vornehmen Adel Bayerns können wir erst brauchen – wenn der deutsche Kaiser katholisch wird, – und ich denke, das hat gute Wege.

Mein Schreiben nimmt kein Ende. Da Sie in Homburg sind, haben Sie vielleicht Zeit, es zu lesen. Der Gedanke regt mich auf, daß Deutschland aus dieser bayerischen Krise einen Schaden erwachsen könnte und die gemeinschaftlichen Diners von Mariani mit Monsignore Aiuti gehen mir auch nicht aus dem Sinn.

Leben Sie wohl, mein lieber Herbert, und gebrauchen Sie Ihre Kur mit Vorsicht und Energie. Das sind übrigens zwei Dinge, die in allen Verhältnissen besonders zu empfehlen sind, und deren Nichtachtung uns hier das traurige Schauspiel der letzten Tage verschafft hat.



mein 2. Gedanke: Ludwig II. wird als guter Schwimmer bezeichnet. Es gibt auch Berichte, wo er als aufgeschwemmt bezeichnet wird. Da kann ich mir vorstellen, dass er eventuell auch sportliche Fähigkeiten verloren hat (die sich sehr verschlechtert haben)
 
Um den Vorgang heutzutage nachvollziehen zu können, müsste man sich einfach nur vorstellen, wie es wäre, wenn sich ein Bundeskanzler oder Bundespräsident so verhalten würde. Also wenn der Bundeskanzler sein ganzes Geld in Märchenschlösser stecken würde, sich dafür privat mit Millionen verschulden würde, die Nacht zum Tage machen und den Tag verschlafen würde. In den Nächten sich in die Opernkulisse eines der Märchenschlösser hineinträumen und ansonsten die Öffentlichkeit scheuen würde. Dem aufgrund übermäßigen Süßwarenkonsums die Zähne ausfallen würden und der bestimmte Bäume grüßen und andere umarmen würde.
Naja, man vergleiche das mit Bismarck.

Der hat jetzt keine Märchenschlösser gebaut, in seinen jugen Jahren dafür aber reichlich Spielschulden fabriziert, er hatte zeitweilig auch einen recht bedenklichen Alkoholkonsum und sein Verhalten 1848, war nun wirklich alles andere als besonders geschickt und einsichtsvoll.
Jetzt kann man sagen, dass das teilweise noch seiner Jugend geschuldet war, aber natürlich hatte er als er sein Amt antrat einen Ruf als ultrareaktionärer Monarchist, Zocker und Trunkenbold weg.

Das schliff sich mit der Zeit zwar etwas ab, dafür kamen aber andere Allüren und Probleme hinzu.
Gesundheitlich hat der Mann wohl immer wieder geschwächelt und wenn Bismarck sich persönlich nicht wohl fühlte, ließ er sich auch später einfach mal wochen bis monatelang nicht in Berlin sehen, sondern machte so zu sagen von seinem pommer'schen Gut Varzin und später von seinem Sitz in Friedrichsruh aus, sozusagen "Homeoffice", was dann zur Folge hatte, dass jeder, der mit Bismarck dienstlich direkt sprechen wollte, dafür mitunter in die hinterpommersche Provinz pilgern musste.
Und der Öffeentlichkeit stand der sich dorthin zurückziehende Bismarck dann entsprechend auch nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.
Probleme mit Depressiven Phasen hatte der Mann auch öffter mal und gerde in seinem späteren Jahren, wurden auch der starke Alkoholkonsum und der übermäßige Verzehr sehr kalorienhaltiger Speisen geradezu augenfällig.

Trotzdem ließ man das laufen und hielt den grundsätzlich für fit genug die Amtsgeschäfte zu führen.

Wenn wir bei wunderlichen Spleens sind und bei unwürdigem Verhalten von Staatsoberhäuptern, dann denke ich unnwillkührlich an KWII. mit seinem Kostüm-Fimmel und seinen peinlichen Ausfällen, die der Regierung ja nicht nur regelmäßig ein Dorn im Auge waren, sondern die in Falle der Daily Telegraph-Affäre ja am Ende sogar zu einer politischen Krise und zum Sturz der Regierung führte.

Aber trotzdem ist niemand ernsthaft auf die Idee gekommen, dass man den deswegen absetzen müsste.


Ich denke, da wird es auch im Fall Ludwig II. schon mehr benötigt haben, als ein paar schräge Spleens, einige private Laster und allgemein peinliches Verhalten.

Was die Spleens Ludwig II. abseits des Schlösserbaus und seiner persönlichen Finannzen angeht, würde man heute wahrschieinlich sagen:

- Typen mit künstlerischen Neigungen und Interessen sind meistens ein wenig exzentrisch, so what?
- Übermäßiger Süßwahrenkonsum ist ungesund, andereseits andere die so ein stressiges Amt haben qualmen wie ein Schlot, oder tun andere Dinge, so lange es nur übermäßige Süßwaren und Übergewicht sind, die aber anders als andere Suchtmittel die Urteilsfähigkeit nicht grundsätzlich beeinträchtigen, ist das nicht unbedingt bedenklich.
- Leute die Bäume grüßen und Umramen sind villeicht verdächtig im übertriebenen Maße Umweltaktivisten zu sein, aber deswegen nicht zwangsläufig unzurechnungsfähig und wenigstens hat sich Ludwig II. damals nicht auf irgendwelchen Hauptverkehrsstraßen festgeklebt. :D


Was das Finanzgebahren angeht:

Heute würde man natürlich sagen, ein Regierungschef oder Staatsoberhaupt, der/das massiv verschuldet ist, stellt ein Problem dar, weil eine finanzielle Zwangslage natürlich einen Anreiz darstellen könnte die eigenen Amtspflichten zu Gunsten persönlicher finanzieller Vorteile zu verletzen.
Andererseits war Ludwig II. als Monarch kein gewählter Amtsträger im heutigen Sinne, sondern eben Monarch qua Geburt und Nachfolge, auch wenn die Monarchie grundsätzlich eine konstitutionelle War und die Toleranz bei nicht so ganz uneigennütziger Vorteilsnahme des Monarchen war damals wesentlich höher, als es das heute wäre.

Man vergleiche das mit dem preußischen Verfassungskonflikt 20 Jahre vorher, als Wilhelm I. und Bismarck einfach mal die oktroyierte preußische Staatsverfassung aus der Revolutionszeit (obwohl die schon sehr konservativ und überaus monarchiefreundlich war) an die Wand fahren, um einfach mal am Parlament vorbei die Armee aufzurüsten und sie gleich bei erstbester Gelegenheit in den Krieg gegen Dänemark ziehen zu lassen.


Verglichen mit solchen Allüren wäre ein wenig Korrputionsgefahr durch die finannzielle Lage Ludwig II. eine Lappalie gewesen, zummal ja ohnehin durch die Existenz des Adels als gesellschaftliche Klasse mit Vorzugsrechten, Schmuh und Vetternwirtschaft Systembestandteile waren, die Gedanken, wie dem Leistungsprinzip oder der Gleichberechtigung aller Staatsangehörigen und die Absage an jegliche Form von Priviligierung, eher diametral im Wege stand und dass mindestens in gewissem Maße damals noch salonfähig war.
 
Zuletzt bearbeitet:
.."Die Leichen waren nicht entstellt. Nur Gudden trug Zeichen eines stattgehabten Kampfes auf seiner Stirn und Strangulationsmarken am Hals."
Danke für den Link. Der Eulenburg weilt im Auftrag des preußischen Außenamtes in München und schreibt an den Herbert Bismarck, den Sohn des Reichskanzlers.
Das entspricht auch der Darstellung Häfners der sich dabei auf ein Buch von Dr. F.C. Müller Ausg. 1929 bezieht.
Spuren eines Kampfes sind nur beim Gudden festzustellen. Er hat Würgemale am Hals.
Das wäre eine plausible Möglichkeit, ich würde dennoch die Möglichkeit nicht ausschließen wollen, dass bei Ludwig keine Tötungsabsicht vorlag und es für Gudden eben bloß „dumm gelaufen“ ist.
Der Ludwig wird den Gudden nicht versehentlich erwürgt haben. Oder doch? Weil er halt irre ist?
"dumm gelaufen" ist es für den Gudden in jedem Fall. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, allerdings nur kurz, d.h. keine Minute. Aber das ist hier eher unwichtig, denn das Ganze spielte sich wohl im seichten Gewässer ab.


Noch heute wird das Stehenbleiben der Uhr als wichtiger Indiz für den Zeitpunkt eines Ereignisses genommen. Natürlich hängt von der Uhr ab, wann das Wasser eindringt. Leider wissen wir nicht, welches Modell König und welches Gudden trug, aber da Ludwig sehr technikaffin war, könnte er die bessere bzw. wasserfestere Uhr gehabt haben. Umso mehr erstaunt, dass Guddens Uhr 70 Minuten später stoppte. Das könnte Zufall oder ein Hinweis sein, dass er länger lebte als der König.


Der König war voll geschäftsfähig und die Entmündigung hatte er sich nicht gefallen lassen; die Kommission, die ihm das – mit einem Minister an der Spitze – überbringen wollte, hatte er verhaften lassen. Er war demnach durchaus noch in der Lage, sich zu wehren.

Die Eile, mit der Prinz Luitpold die Regentschaft übernahm, macht auch verdächtigt.

Und weil Ludwig beim Volk beliebt war und auch noch Freunde hatte, die zu ihm hielten, war die Sache mit der Entmündigung noch nicht ausgestanden – er könnte z.B. ein Gegengutachten veranlassen. Um das zu verhindern, wurde ihm ja Doktor Gudden als Aufpasser beigegeben. Aber auf Dauer würde sich das wahrscheinlich nicht verhindern lassen. Also müsste er schnell beseitigt werden. Und den Mörder oder Mitwisser gleich mit.

Die Großen- und Kraftunterschiede zwischen König und Gudden kann man mit Medikamenten nivellieren oder gar ins Gegenteil verkehren. Da der Autopsiebericht verschwunden ist, kann man jetzt nicht mehr nachlesen, ob Ludwig zum Zeitpunkt des Todes unter Drogeneinfluss stand. Und die Wittelsbacher wollen das Grab Ludwigs nicht öffnen lassen, um das ev. zu klären.

Es ist eh verdächtig, dass genau der Mediziner, der den König für verrückt miterklärte, auf ihn aufpassen sollte. Warum nicht ein anderer? Weil der möglichweise gesehen hätte, dass der König gar nicht verrückt ist?

Schon wegen des drohenden Gegengutachtens hatte auch Gudden selbst ein Motiv, König zu beseitigen, denn solange dieser lebte, war seine Reputation als Mediziner in Gefahr. Und natürlich waren auch jene in Gefahr, die das Gutachten mitunterschrieben haben, plus jene, die das Ganze veranlasst haben, denn das Gutachten wurde erst auf Anweisung erstellt.



Auch das ist ein Motiv, den König aus dem Weg zu schaffen.
[/QUOTE]

Das Ding ist, dass Ludwig II. nicht Ludwig XIV. war, und dass nach den Gesetzen des Reichs und nach der bayrischen Verfassung nicht das Recht hatte, eine vom Ministerium legitimierte Kommission quasi eine "Lettre de Cachet" ausstellte und eine Kommission verhaftete. Das zeugt eher von einem zunehmenden Realitätsverlust.

Nach dem heutigen Stand der Psychiatrie ist das damalige Gutachten, das bei Ludwig II. Paranoia und Geistesschwäche diagnostizierte stark zu bezweifeln. Ludwig II. war wohl weder geistesschwach, noch paranoid. Aber so völlig haltlos waren die Zweifel an der Eignung Ludwigs II. ja nun auch nicht, Ludwigs II. Benehmen wurde mit der Zeit immer exzentrischer, und er wurde nicht zuletzt auch wegen seiner recht offensiven homoerotischen Neigungen zu einem Sicherheitsrisiko für die ganze Monarchie. Ludwig II. wurde damit erpressbar, ein König von Bayern, der in einen Skandal verwickelt wurde, konnte die bayrische Monarchie brauchen wie einen Kopfschuss.
Außerdem zog sich Ludwig II. immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, in eine Traumwelt, seine Bauprojekte überstiegen jedes Maß, und mit seinen Plänen, eine Autokratie herzustellen, verkannte er völlig die Rolle und den politischen Spielraum eines Königs von Bayern.

Wenn auch Ludwig II. nicht schizophren, paranoid oder geistesschwach war, so gibt es doch eine Reihe von Indizien und Verhaltensauffälligkeiten, die darauf hindeuten, dass bei Ludwig II. durchaus psychische Störungen vorlagen und die zumindest starke Zweifel wecken konnten, dass ein Monarch, der sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückzieht, immer abgehobener und exzentrischer sich benimmt, der ständig auch nicht erreichbar ist, und durch sein Verhalten auch (das Kaiserpaar) brüskiert und der damit auch dazu beiträgt, Bayern zu isolieren- Ein König, der die Interessen des Landes und die Verpflichtungen seines Amtes nicht (mehr) angemessen vertritt- da gab es schon plausible Gründe, anzunehmen, dass Ludwig seinem Job als Staatsoberhaupt nicht (mehr) gewachsen war.


Gubben kannte zumindest den Patienten gut, und der Patient kannte ihn. Wie passt man auf Könige und königliche Hoheiten auf? Es macht doch Sinn, dass man als de facto Betreuer seiner Majestät, im Umgang mit etwas schwierigen Patienten nicht einfach x-beliebige betraut. Gubben war jedenfalls mit dem hohen Herrn und dessen Krankenakte am besten vertraut, und wenn man einen exaltierten König davon abhalten will, sich möglicherweise selbst zu schaden dann ist die Chance, dass er auf einen vertrauten Arzt eher hört.


Warum hätte man Ludwig II. ermorden sollen? Er wehrt sich? Wenn Ludwig II. voll geschäftsfähig war, warum ließ er das alles völlig passiv geschehen. Wenn er die bayrische Verfassung kassieren wollte, warum zeigte er sich nicht dem Volk, warum nicht der bayrischen Armee, dem Offizierskorps, der Beamtenschaft?

Wenn Ludwig II. das Gutachten widerlegen wollte, da hätte er doch Bismarcks Rat befolgen müssen, sich dem Volk, der Armee, dem Ministerium zeigen. Durch sein Auftreten zeigen, dass er mit beiden Beinen im Leben stand. Das wäre doch viel überzeugender gewesen, als ein Gegengutachten.

Es war ja nun nicht zu übersehen, dass der Herrschaftsstil Ludwig II. sicher Staunen erregte, dass so etwas zur Verklärung einlud, aber bei Lichte besehen gab das bayrische Königtum das doch gar nicht mehr her, eine absolutistische Politik im Stile des Barock betreiben zu wollen. Damit überspannte er die politischen Möglichkeiten des bayrischen Königtums bei weitem, und das zeugte durchaus von einem gewissen Realitätsverlust.

Nach seinem Tod wurde der Leichnam obduziert, anscheinend gab es keine Indizien dafür, die auf Fremdverschulden hindeuteten.

Es spricht ja nun doch einiges dafür, dass bei Ludwig II. ein zunehmender Realitätsverlust sich bemerkbar machte und dass es berechtigte Zweifel gab, dass Ludwig den Amtsgeschäften nicht mehr gewachsen und nicht mehr tragbar war.

Wenn dieser Eindruck völlig falsch und Ludwig II. voll geschäftsfähig war, dann konnte er das aber überzeugend nur durch persönliche öffentliche Auftritte widerlegen, kaum aber, indem, er Gegengutachten in Auftrag gab.


Ludwig II. hatte das Vertrauen des Ministeriums verloren, er mochte sicher noch Anhänger als "Märchenkönig" im Volk haben, politisch aber war er eine "lame duck" geworden. Von Bismarck oder vom Kaiser, den Ludwig völlig unnötig brüskiert hatte, war keine Hilfe zu erwarten. er hatte keine Hausmacht sich etabliert und war zuletzt völlig isoliert.

Wenn es Mord war, wer war dann der Täter, und was war sein Motiv?
Wozu hätte man Ludwig überhaupt ermorden sollen, wenn die Kommission ein Gutachten in der Tasche hatte, das seine Unzurechnungsfähigkeit attestierte. Da das Ministerium sich einig war, war Ludwig damit im Grunde unhaltbar- ein Mord daher unnötig.

Es wurde eine Obduktion des Leichnams angeordnet, Ein Arzt hatte Zweofel am Krankheitszustand angemeldet, doch bestätigte der Befund das Gutachten der Psychiater. Da war durchaus Skepsis vorhanden, und wenn da auffällige toxische Unregelmäßigkeiten aufgetreten wären, hätte man das festgestellt, und es wäre aufgefallen.



.
 
Er war wohl ein Querulant bei den Preußen.
Wie auch immer und mit welchen Helfern wollte er zunächst erstmal von da fliehen. Sein Fluchtziel war wohl der Tirol.
Das der Dr. Gudden anfangs dachte jetzt will der sich selbst umbringen/ertränken kann ich mir gut vorstellen.
Sicher wusste Dr. Gudden nichts von einem Boot welches weiter draußen auf dem Wasser wartet.

Und Schusswunden kann man m.W. wohl auch am Sklett noch nachweisen. Aber davon verstehe ich als Maschinenbauing. und Ökonom nicht viel.

Ich jedenfalls bin der Meinung nachdem was ich gelesen habe, das war kein Selbstmord, das war Mord geschuldet den kommenden „Deutschen Reich“.
Als der König starb, gab es das Deutsche Reich bereits seit gut 15 Jahren, der Zweibund mit Österreich-Ungarn bestand immerhin seit 1879 (und ersetzte zumindest teilweise das Dreikaiserabkommen von 1873). Ludwig war über die preußische Dominanz zweifellos verärgert, noch mehr empörte ihn aber die politische Entwicklung im Inneren Bayerns, zumal er sich in seinen Phantasien gern als absoluten, gottunmittelbaren Autokraten imaginierte (und das seine Bediensteten sehr deutlich und manchmal auf regelrecht sadistische Weise spüren ließ).

Das Deutsche Reich oder Preußen konnte Ludwig kaum mehr bedrohen, und Österreich-Ungarn hatte sicher auch keine Veranlassung, um eines mehr und mehr in eine Phantasiewelt flüchtenden Monarchen willen einen Konflikt mit dem mächtigen Bündnispartner auszutragen. Ich weiß nicht, ob der König wirklich vorhatte, nach Tirol zu fliehen, aber sollte das zutreffen, hätte es seine Situation wohl kaum verbessert.
 
Naja, man vergleiche das mit Bismarck.

Der hat jetzt keine Märchenschlösser gebaut, in seinen jugen Jahren dafür aber reichlich Spielschulden fabriziert, er hatte zeitweilig auch einen recht bedenklichen Alkoholkonsum und sein Verhalten 1848, war nun wirklich alles andere als besonders geschickt und einsichtsvoll.
Jetzt kann man sagen, dass das teilweise noch seiner Jugend geschuldet war, aber natürlich hatte er als er sein Amt antrat einen Ruf als ultrareaktionärer Monarchist, Zocker und Trunkenbold weg.
Bismarck hat nicht nur als junger Mann gerne und viel getrunken, mal beklagt, dass er den Zustand des Besoffenseins sehr schätze, dass er aber nicht mehr richtig knülle wird. Er hat unmäßig gegessen, ja förmlich gefressen und sehr große Mengen an Alkohol getrunken: Bier, Wein, Champagner, Rum.

Auch als reifer Mann hat Bismarck gerne getrunken. Seine Gesundheit stand nicht zum besten. Was weniger bekannt ist: Bismarck hat auch recht viel Morphium genommen.

In dem Streifen Die Entlassung von 1942 geht es um den Konflikt zwischen Bismarck (Emil Jannings) und Wilhelm II. (Werner Hinz). Der intrigante Friedrich von Holstein (Werner Krauß) sprengt das Gerücht aus, dass Bismarck Morphium nimmt.
Das Gerücht macht die Runde, und Herbert von Bismarck ist ganz empört stellt das als böswillige Verleumdung hin.

Bismarck hatte Morphin wegen verschiedenen Beschwerden genommen, und hat Morphin später vor allem wegen Schlaflosigkeit genommen.

Bismarcks Alkohol- und Drogenkonsum wird man mindestens als schwer bedenklich bezeichnen müssen, Bismarck war aber auch ein Arbeitstier, das ein enormes Arbeitspensum bewältigen konnte, und so tief er auch am Vorabend versumpft war, er stand morgens wieder topfit und auf der Matte.
 
Zurück
Oben