Nach der Schlacht im Teutoburger Wald/Kalkriese

Die Weserbergketten und die Wälder boten ideale Möglichkeiten das Heer mobil zu halten und ein Ausweichen gegenüber den Angreifern sicherzustellen.

Ja sicher, aber auch das ist ein räumlich begrenztes Gebiet, dass ich auf Dauer schon unterwerfen kann, es ist nur eine Frage, was für Mittel ich einsetze, wenn ich z.B. jeden Sommer, wenn es trocken ist Waldbrände lege, über 50 Jahre immer wieder dort jedes Jahr einfalle und alles töte was ich dort antreffe, alle Quellen mit Leichen vergifte, alle Felder abfackle und Flüsse und Bäche umgrabe, so dass es Überschwemmungen gibt und das immer weiter so treibe, dann wird irgendwann der Wiederstand erlahmen und dann aufhören, wenn ich gleichzeitig die Option des Überlebens unter meiner Herrschaft anbiete.

Wer glaubt das diese Vorgehensweisen zu krass sind, in Iberien sind die Römer 100 Jahre lang so vorgegangen, am Schluß mussten sich die Iberer unterwerfen, genau das gleiche wäre in Germanien möglich gewesen. (dazu unten noch mehr)

Es gab genügend Fluchtburgen für die Bevölkerung.

Wie du selbst so Richtig! geschrieben hast, machten die Germanen nicht den Fehler der Kelten, sich in diese zurück zu ziehen, im Belagerungskrieg konnte man Rom noch nie irgend etwas abgewinnen!

Kampftechnik:
selbst in Alesia hat man keltische Spieße gefunden, mit denen es möglich war, selbst durch ein Schild zu stechen (laut Auskunft der Franzosen).

Es gibt sogar sehr ähnliche germanische Waffen, z.T. verwendeten die auch das keltische Gaesum, auch die Iberer hatten solche Waffen, wie z.B. den Saunion.

Das römische Pilum wurde als Wurfwaffe eingesetzt. Bei einem Angriff diente es die anstürmenden Gegner zu dezimieren und durch das Verbiegen der Spitze die Schilde unbrauchbar zu machen. Im Nahkampf war der Legionär auf sein Schild und das Schwert angewiesen.

Das unbrauchbar machen des Schildes war EIN Hauptziel, aber direkt daneben war es auch Hauptziel, den Gegner schon mit diesem Wurf zu verletzen, das Pilum gleitet in der Mehrheit der Fälle durch den Schild, und zwar bis zum Anschlag, und würde dann bei einem realen Kampf den Arm oder den Körper des Schildträgers treffen. In der Mehrheit der Fälle verbiet sich das Pilum übrigens nicht oder nur wenig, die Geschichte mit dem Verbiegen wird deutlich übertrieben! Auch ohne verbiegen kann man das Pilum im Kampf nicht mehr herausziehen. Bei Alesia fochten die Legionäre auch eine Zeitlang mit den Pila im Nahkampf, dann ordnete Caesar das Werfen an, geworfen wurde von den hinteren Reihen auch, wenn die vorderen Reihen im Nahkampf waren. Wie das Pilum wirklich zum Einsatz kam ist überhaupt eine interessante Frage.

Meine Ansicht ist die, daß die Römer nach anfänglichen Erfolgen gegen einzelne Germanenstämme, gegen einen Zusammenschluß von mehreren Stämmen unter Arminius nichts ausrichten konnten.

Also, dass ist selbst aus progermanischer Sicht falsch. Die Römer haben ja, erfolgreich das ebenfalls aus mehreren verbündeten Stämmen bestehende Markomannenreich invasiert, den pannonischen Aufstand niedergeschlagen (ein viel größeres und numerisch stärkeres stammesbündniss als es den Germanen überhaupt möglich gewesen wäre) und auch die Iberer oder die Kelten wurden, auch als Stammesbündnis niedergekämpft.

Fakt ist, dass die Römer nichts ernsthaftes, großes gegen die Germanen mehr nach 16 n Chr unternahmen, dass ist richtig, sie hätten dass aber durchaus gekonnt (dazu unten noch was)

Außerdem dürfen die Verluste der Cherusker nicht allzu groß gewesen sein, da sie sich ein Jahr später wieder in einem großen Kampf begeben haben (gegen Marbod und seine "ausgeruhten" Truppen).

Marbod war aber durch den Einfall der Römer zuvor und die Verheerungen die die römischen Legionen bei ihm im Land sicher hinterlassen haben, sowie durch interne Kämpfe geschwächt. Gerade der Angriff auf Marbod zeigt meiner Meinung nach klar, was für Motive in Wahrheit hinter dem Handeln der Cherusker stecken!

Mein Fazit: Varus war kein Versager, sondern die Römer sind hier auf einen Gegner getroffen, der ihnen die Schranken aufgewiesen hat.

Varus war der völlig ungeeignete Mann, wenn man sein Werk in Syrien zuvor betrachtet, er erhielt diese Position nur durch seine Verwandtschaft zum Kaiserhaus und trieb Arminius die Germanen zu. Ohne Varus hätte Arminius wohl kaum Rückhalt gefunden, wenn man bedenkt, dass Trotz Varus ein Gros der germanischen Nobilität, darunter die eigenen Verwandten von Arminius sich gegen ihn wandten, sein eigener Schwiegervater verriet seine Pläne an Varus, vor der Schlacht, wäre dieser ein fähiger Römer gewesen, wäre er zumindest viel vorsichtiger gewesen!

Aber wir kommen wirklich auf keinen gemeinsamen Nenner!

Nicht auf diese Weise, oder in Bezug darauf, wir wie die Lage in Germanien um diese Zeit sehen wollen, aber versuchen wir mal einen anderen Ansatz:

Zum ersten würde ich dich gerne fragen, was den deiner Meinung nach das Motiv für Arminius und die ihm untergebenen Cherusker war?

Dann zur Klärung der militärischen Lage:

Nehmen wir mal einen Vergleich, nehmen wir die Iberer, es gab mehr Iberer als Germanen, die Iberer waren genauso kriegerisch oder sogar noch kriegerischer, sie haten eine höherstehende Metallverarbeitung als die Germanen und keinen Mangel an hervorragenden Waffen, an so hervorragenden Waffen, dass die Römer sogar die Iberischen Schwerter übernahmen. Das Gelände war unwegsamer und gebirgiger als in Germanien. Die Römer brauchten de facto fast 100 Jahre ununterbrochenen Krieg, um das Land komplett unter ihre Kontrolle zu kriegen. Immer wieder gab es große Aufstände, die Gesamtverluste in Legionen sind ein Vielfaches dessen, was man in Germanien erlitt.

Nehmen wir also mal im Vergleich nun die Germanen: Gerade mal 20 Jahre waren die Römer im Land, vielleicht 15 Jahre stand ein Teil! Des Landes unter ihrer Kontrolle. Dann verloren sie 3 Legionen und in den nachfolgenden Kämpfen vielleicht wenn man die Verluste addiert noch mal eine Legion, dass ist immer noch nichts gegen die Mühen und Verluste in Iberien!! Dennoch fiel Iberien in Römische Hände.

Warum sollte EIN germanisches Stammesbündnis den Römern überlegen sein?? Warum sollten die Germanen militärisch überlegen sein?????

Nehmen wir das militärische Potential des Römischen Reiches, verfügbare Industrien, verfügbares Menschenmaterial, finanzielle Mittel, und vergleichen das mit dem Maximum, was dieses Stammesbündnis an Kriegern und Waffen und Material hervorbringen konnte, dann hätte Rom auf Dauer unweigerlich gesiegt. Zu sagen, die Germanen seien stärker gewesen, ist genau so, als würde man sagen, die Polen seien 39 stärker gewesen....

Nehmen wir die Einzelne Ausrüstung eines einfachen Römischen Legionärs und eines normalen Germanen, und wir beide müssten auf Leben und Tod damit kämpfen, du hättest vor mir die Wahl, welche von beiden du nehmen würdest, ganz ernsthaft, welche würdest du wählen??

Jeder Legionär war von der Ausbildung wie von der Ausrüstung her dem einzelnen Germanen überlegen!

Natürlich nutzten die Germanen das Gelände, aber das taten die Numider und Iberer auch, natürlich war es in Germanien kälter, dafür kämpften die Numider in der sengenden Glut der Sahara, und in den Bergen Spaniens ist es im Winter auch sehr kalt.
Die Numider kämpften 50 Jahre gegen Rom, die Iberer 100, bei den Germanen gab Rom die Sache nach 20 Jahren auf, warum eigentlich??

Warum sollten die Germanen stärker sein als Rom, diese Frage beantworten sie mir bitte, den Guerilla den sie führten lasse ich nicht gelten, den viele andere Völker die auch im Guerilla gegen Rom kämpften gingen unter. Guerilla bringt überhaupt nichts, wenn der Gegner mit Völkermord agiert und kein Problem damit hat, jede greifbare Zivilbevölkerung zu massakrieren, Guerilla funktioniert dann einfach auf Dauer nicht!!

Also meiner Meinung nach waren es vor allem politische Gründe:
Genannt wurde schon die Bedrohung durch die Parther, dazu kommen noch innenpolitische Gründe. So wie schon früher entsandte man mit Absicht unfähige Feldherrn, damit diese nicht bei Erfolg der Person des Kaisers gefährlich werden konnten, tatsächlich schätzen sehr viele heute das militärische „Talent“ von Germanikus als eher ziemlich mäßig ein, und als er dann doch teilweise Erfolge hatte, wurde er abberufen, weil Tiberius um seine Macht fürchtete, (Germanicus war nämlich sehr populär)

Hallo zusammen! Wäre es nicht auch denkbar, daß die Thronstreitigkeiten in Parthien und Armenien ein wichtiger Grund für den Rückzug aus Germanien war? Im Osten war doch ein gewaltiger Aufruhr im Jahr 16n. So wollte man seine Kräfte darauf konzentrieren, und brach den zeitraubenden Krieg in Germanien ab.

Und das ist wohl der Primär Grund neben solchen Innenpolitischen Überlegungen gewesen, außerdem war Germanien, wenn man von den Gebieten unter Cheruskischer Kontrolle absieht zu dieser Zeit, 16 nChr den Römern noch nicht ganz entglitten gewesen, meiner Meinung nach endete die Römische Kontrolle langsam und schleichend und erst mit dem Bataveraufstand 50 Jahre später endgültig!!

Zur Frage Stammesbündnisse und Militär noch einmal:

Zur Zeit der Markomannenkriege schlug der Imperator Marc Aurel trotz Pest im Reich und massiven Druck der Parther die Germanen und eroberte germanische Gebiete, die dann unter totaler römischer Kontrolle standen. Nur die Pest und sein unfähiger Sohn Commodus verhinderten dann, dass die Römer sich auf Dauer in Germanien wieder festsetzten, die Markomannen dieser Zeit waren aber numerisch stärker als die Cherusker und ihr Bündnis unter Arminius, und Rom war schon einiges Schwächer geworden, dennoch verloren sie!!

Wie man also sieht, ist es klar beweisbar, dass 1 Roms Legionen theoretisch überlegen waren, dass sie aber durch unfähige Führung sich gegen die Germanen unnötig schwer taten, dass stimmt schon, 2 daß auf Dauer, oder mit fähigeren Feldherrn die Germanen besiegt worden wären, wenn man die Kapazitäten der beiden Mächte ansieht, war Rom haushoch überlegen und 3 daß dies vor allem aus politischen Gründen nicht erfolgte, und weil man eben keine richtige Beute dort machen konnte!

Du hast die Frage gestellt, warum dieser Aufwand, wenn dort keine richtige Beute war? Genau das ist der Punkt, genau das ist die Antwort, warum sich die Römer dann zurückzogen, nicht weil sie geschlagen gewesen wären, sondern weil es nichts in die Kasse des Kaisers brachte, und man Mittel gegen die Parther benötigte.

Zur Frage wie man hätte siegen können: Bei der historischen Konstellation hätten die Römer einfach immer weiter machen müssen, dann wäre Germanien gefallen und viel stärker romanisiert Teil des Imperiums geworden. Die Feldzüge von Corbulo oder Marc Aurel zeigen, dass dies auch später noch möglich gewesen wäre!!

Ansonsten war die Anzahl der Legionen (28) auch noch nicht das Maximum das Rom volkswirtschaftlich aufstellen konnte. Es wäre

1 möglich gewesen, noch weitere Legionen, zeitweilig noch 10 mehr aufzustellen und

2 hätte man aus anderen Gebieten durchaus noch Legionen abziehen können, insgesamt hätte man die Zahl der gegen die Germanen eingesetzten Legionen fast verdoppeln können. Hätte man dann ,wie früher gegen andere Völker immer weiter Krieg geführt, wären die Germanen zermürbt worden, höchstwahrscheinlich in einem ähnlichen Zeitraum wie die Iberer, also in einigen Jahrzehnten.

Abschließend Zitate von Reinhard Wolters (progermanische Sicht)

„Doch gab Rom damit (Abzug 16 nChr) nicht jede Kontrolle über die Gebiete rechts des Rhein auf. Teilweise blieben auch bestimmte Gebiet noch Jahrzehntelang Teil des Imperium Romanum.“

„Auf rechtsrheinschem Gebiet gab noch bis ins 1 Jahr n Chr römische Besiedelung, das Gelände wurde von den Rheinlegionen auch als Viehweide genutzt. In der zweiten Hälfte des 1 Jahr n Chr haben wir sogar den Fund einer römischen Ziegelei, auch Bodenschätze, wie die Trachytsteine wurden weiter abgebaut.“

„Kurz darauf in diese Region eingerückten Amsivariern, die sich sogar ausdrücklich der römischen Herrschaft unterwerfen wollten, erging es ähnlich.“

„Doch dauernde Erfolge blieben Germanicus versagt. Die Durchsetzung der römischen Herrschaftsstrukturen gelang nicht, im Feld konnte man die Germanen nicht zum Kampf stellen.“

„Als 14 n Chr Augustus starb, gab es am Rhein eine aufkeimende Meuterei der Truppen, die Germanicus als Nachfolger propagierten.“

„Germanicus überaus leichtsinniges Vorgehen und die vielen militärischen Fehler die er machte führten zu erhöhten Verlusten der Römer und riefen den Unmut des Tiberius hervor.“

„Ganz allmählich entglitt den Römern die Kontrolle über die ihnen verbliebenen rechtsrheinischen Gebiete.“

Wenn man dies alles so liest, und wenn man über das Potential von Rom und von den Germanen nachdenkt, dann komme ich zu dem Fazit:

Germanien war von den Römern unterworfen, das zeigen schon allein die vielen Lagerbauten, und dazu die vielen zivilen, unbefestigten Bauwerke. Dann kam der Cheruskeraufstand unter Arminius und mit seinem spektakulären Sieg über Varus beendete er nicht mit einem Schlag jede römische Herrschaft der Römer, aber er leitete den Verlust dieser Herrschaft ein, viele Gebiete gingen Rom direkt nach der Niederlage verloren, in den restlichen schwand ihr direkter Einfluß im Laufe der nächsten 50 Jahre. Obwohl die Römer versuchten, die abgefallenen Gebiete wieder zu erobern, war ihnen in der Zeit, in der sie es versuchten kein Erfolg beschieden, sie konnten sich nicht durchsetzen.
Sie hätten aber Germanien auf Dauer erobern können, der Grund warum sie nicht weitermachten ist der Wandel ihrer Kultur, die vor sinnlosem Krieg ohne Beute nun zurückschreckte und auch nicht mehr so leicht wie früher zum Völkermord griff, dann innenpolitische Gründe wie die Frucht des Tiberius vor den Rheinlegionen als Kaisermacher (z.B. später Vitellius!) und drittens außenpolitische Gründe wie die Bedrohung durch die Parther, auf die man reagieren mußte
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zitate aus den Links von Titus Livius, übrigens auch meinen Dank für diese guten Links:
All diese Texte vermitteln mir ein anderes Bild, als dass von dir (cherusker) vermittelte Bild, dass die Germanen, de facto nicht besiegt, die Römer dann ein für allemal hinauswarfen:

„daß Rom die mit der kombinierten Anwendung militärischer Unterwerfung und politisch-vertraglicher Kooperation verbundenen Ziele erreicht zu haben glaubte, nämlich die herrschaftliche Erfassung einer den gallischen Provinzen vorgelagerten rechtsrheinischen Zone, deren Stämme durch Gebietszuweisungen und Verträge unterschiedlichster Abstufung befriedet und an Rom als Ordnungsmacht gebunden waren.“

„denn nach Arminius' Tod brachen bei den Cheruskern Auseinandersetzungen aus, die den Stamm offensichtlich in einen desolaten Zustand versetzten: "eodem anno (i.e. 47) Cheruscorum gens regem Roma petivit, amissis per interna bella nobilibus" (Tac. ann. 11,16,1). Der Princeps Claudius schickte daraufhin den in Rom aufgewachsenen und romfreundlich eingestellten Neffen des Arminius, Italicus, mit Geld und einer Leibwache nach Germanien. Dort hatte er allerdings bald um die Bewahrung seiner Macht zu kämpfen, blieb zunächst Sieger, wurde vertrieben, kehrte aber mit langobardischer Hilfe zurück und "per laeta per adversa res Cheruscas afflictabat" (Tac. ann. 11,17,3).“

„Nach der Ermordung des Arminius verloren die Cherusker durch ihre Machtkämpfe die einstmals führende Position in Germanien;“

„In der Folgezeit, von 14 bis 16, führte Germanicus seine Truppen regelmäßig und zunehmend tiefer nach Germanien hinein. Dabei riefen sein unbedingtes Voranschreiten und sein oft allzu leichtsinniges und mit hohen Verlusten bezahltes Vorgehen den Unmut des Tiberius hervor.“

„daß sich auch eine wirtschaftliche Ausnutzung Germaniens nicht rentieren würde, so daß der hohe Aufwand auch dadurch nicht gerechtfertigt werden konnte.(2)“ !!!!!!!!!!!!!!

„Tacitus lehnt die von Tiberius für die Abberufung gegebenen Gründe als "Ausflüchte" ab und meint, daß "Germanicus quamquam fingi ea seque per invidiam parto iam decori abstrahi intellegerat" (Tac. ann. 2,26,5).“

"In den späteren Regierungsjahren des Kaisers Tiberius ist die Politik am Rhein durch eine strikte Defensive und einen Mangel an Initiative gekennzeichnet, der wohl nur dadurch verständlich wird, daß (...) Tiberius (...) an der Regierung nur noch geringen Anteil nahm".

„Die Untätigkeit an der Rheingrenze ist also nicht nur zurückzuführen auf Tiberius' grundsätzliche Germanienpolitik, sondern auch auf eine allgemeine Passivität seinerseits.“

„Römische Truppen nahmen auch in der nun beginnenden Stabilisierungsphase weiterhin Überwachungs- und Ordnungsaufgaben in den germanischen Stammesgebieten wahr,“

„Die Kontrolle des rechtsrheinischen Gebietes durch militärisch-politische Instrumentarien einer effizienten, gleichwohl informellen Herrschaft über das dem provinzialen gallischen Reichsgebiet vorgelagerte Vorfeld machte eine zügige Einverleibung desselben auch nicht zwingend erforderlich.“

Das Bild das sich mir bietet, ist eine anfängliche Unterwerfung der Germanen, und dann der Verlust der Hoheit über die Germanen durch massive militärische Fehler. Und darauf folgend dann der mangelnde Willen, die verloren gegangen Gebiete wieder zu erobern, daraus in der folge dann erst der schleichende Verlust der noch unter Kontrolle befindlichen Gebiete in den nächsten 50 Jahren.
 
Quintus_Fabius schrieb:
Du hast die Frage gestellt, warum dieser Aufwand, wenn dort keine richtige Beute war? Genau das ist der Punkt, genau das ist die Antwort, warum sich die Römer dann zurückzogen, nicht weil sie geschlagen gewesen wären, sondern weil es nichts in die Kasse des Kaisers brachte, und man Mittel gegen die Parther benötigte.
Das ist ein entscheidender Gesichtspunkt. Warum eroberten die Römer das schottische Hochland nicht? Warum eroberten sie die arabische Halbinsel nicht?
Es hätte sich langfristig nicht rentiert.
 
Ein Link, von Mercy hier in einem anderen Thread eingereicht, ich finde ihn aber recht gut und umfassend und poste ihn daher hier auch noch mal:

http://www.adel-genealogie.de/Arminius.html

Auch das schottische Hochland war eine Zeitlang besetzt, bis auf die Inseln vor der Küste und einige wenige Streifen im Westen. Aber man zog sich wieder zurück, ohne Niederlage und ohne nennenswerte Verluste, das Gebiet erachtete man als Nutzlos.

Der Feldzug nach Arabien wäre einen Thread wert....(ist ja de facto nicht bekannt)

Nachtrag:

Das römische Pilum wurde als Wurfwaffe eingesetzt. Bei einem Angriff diente es die anstürmenden Gegner zu dezimieren und durch das Verbiegen der Spitze die Schilde unbrauchbar zu machen.

Das unbrauchbar machen des Schildes war EIN Hauptziel, aber direkt daneben war es auch Hauptziel, den Gegner schon mit diesem Wurf zu verletzen, das Pilum gleitet in der Mehrheit der Fälle durch den Schild, und zwar bis zum Anschlag, und würde dann bei einem realen Kampf den Arm oder den Körper des Schildträgers treffen. In der Mehrheit der Fälle verbiet sich das Pilum übrigens nicht oder nur wenig, die Geschichte mit dem Verbiegen wird deutlich übertrieben! Auch ohne verbiegen kann man das Pilum im Kampf nicht mehr herausziehen.

Dazu Bilder.

Normaler Speer:

http://www.hallstattzeit.de/Galerie_/Vicus/Lanze_und_Schlid.jpg

http://www.hallstattzeit.de/Galerie_/Vicus/Lanze_und_Schlid_2.jpg

Pilum:

http://www.hallstattzeit.de/Galerie_/Vicus/Pilum_wurf.jpg

http://www.hallstattzeit.de/Galerie_/Vicus/Pilum_wurf2.jpg

http://www.hallstattzeit.de/Galerie_/Vicus/Pilum_wurf3.jpg
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"In den späteren Regierungsjahren des Kaisers Tiberius ist die Politik am Rhein durch eine strikte Defensive und einen Mangel an Initiative gekennzeichnet, der wohl nur dadurch verständlich wird, daß (...) Tiberius (...) an der Regierung nur noch geringen Anteil nahm".

„Die Untätigkeit an der Rheingrenze ist also nicht nur zurückzuführen auf Tiberius' grundsätzliche Germanienpolitik, sondern auch auf eine allgemeine Passivität seinerseits.“

Hallo zusammen! Ich fand den Link eigentlich intressant, aber diese Aussage kann man so nicht stehen lassen. Tiberius hatte auch in seinen späten Regierungsjahren die Zügel fest in der Hand. Sueton behauptet zwar, Tiberius habe die Staatsgeschäfte vernachlässigt, aber die Tatsachen sprechen gegen diese Unterstellung. Tiberius hat bei mehreren Gelegenheiten bewießen, dass er durchaus nicht untätig war. Z.B. innenpolitisch bei der Finanzkriese im Jahr 33n und außenpolitisch bei den Wirren die dem Tod des armenischen Königs Artaxias im Jahr 35n folgten. Somit scheidet "allgemeine Passivität" des Tiberius für die Untätigkeit an der Rheingrenze in meinen Augen aus.
 
Quintus Fabius schrieb:
Zitate aus den Links von Titus Livius, übrigens auch meinen Dank für diese guten Links:
All diese Texte vermitteln mir ein anderes Bild, als dass von dir (cherusker) vermittelte Bild, dass die Germanen, de facto nicht besiegt, die Römer dann ein für allemal hinauswarfen:

„Kontrolle befindlichen Gebiete in den nächsten 50 Jahren.

Zu Deinen Einwänden:
Die germanischen Fluchtburgen dienten der Bevölkerung sich vor den römischen Truppen in Sicherheit zu bringen. Eine Eroberung der Burgen war nicht möglich, da sich das Herr des Arminius mobil hielt und der zeitliche Aufwand eine strategische Benachteiligung bedeuten konnte. Ein Hinweis ist der "Volkssturmangriff" auf das Heer des Germanicus. Hier ist meiner Ansicht nach eine Besatzung einer Fluchtburg (jung und alt) zu einem Angriff auf das vorbeiziehende römische Heer übergegangen. Die germanischen Fluchtburgen waren nicht ohne weiteres einzunehmen (in einem Wall hat man eine römische Pilumspitze gefunden).
Anders war das bei den Galliern in Alesia. Dort diente das Oppidum dem Heer als Zufluchtsort.

Das Pilum wurde in Alesia nicht als Nahkampfwaffe im Gefecht Mann gegen Mann eingesetzt, sondern mit dem Pilum und den Holzspeeren haben die Römer den Angriff auf den contrevallation und den circonvallation auf Nahdistanz abgewehrt. Erst nachdem Caesar befohlen hat als letzten Ausweg die offene Feldschlacht zu suchen, haben die Römer die Befestigungsanlagen aufgegeben und haben wieder mit Schwert und Schild als Hauptwaffe gekämpft.

Als Soldat müßtest Du den Aufwand kennen, der sich daraus resultiert, wenn man jedes Jahr ein Heer mit 8Legionen nach Germanien schickt. Germanicus selbst hat so viele finanzielle und materielle Mittel (von den Menschen ganz zu schweigen) verbraucht, daß Tiberius selbst weitere Feldzüge gestoppt hat. Es sollen in ganz Gallien keine Pferde für den Nachschub mehr zur Verfügung gestanden haben.

Jetzt zu Deiner Frage, warum die Germanen gegenüber den Römern ein ernstzunehmender Gegner waren?

Es hatte sich herausgestellt, daß ein Römerheer von bis zu 4Legionen anscheinend keinen unüberwindlichen Gegner darstellte (siehe Caecina, Varus, Schlacht bei Arbalo...). Als Marschkolonne hatte sich aber diese Anordnung bewährt. Selbst Caesar hatte in Gallien diese Größenordnung eingehalten, um dann in der Entscheidung gegen Vercingetorix alle Legionen zusammen zu ziehen. Deine Vorstellung, daß römische Legionen von Germanen unbesiegbar waren, entspricht schlicht Deiner Phantasie. Ansonsten hätte es nicht die Angriffe auf Varus und Germanicus gegeben. Beispiel: 15 n.Chr. greift Arminius die Römer an und erst der Aufmarsch der 8Legionen beendet den Angriff. Auch Caecina hatte an den "Langen Brücken" 4Legionen...
Das germanische Heer unter Arminius war wesentlich stärker als das spätere Markomannenheer das Marc Aurel unterwarf. Du gehst immer von der Annahme aus, das Tiberius Marbod besiegt hat. Das ist reine Spekulation! Es hat keinen großen Kampf gegeben.
Tiberius zog mit 12 Legionen Richtung Marbod und Germanicus hatte 8Legionen um Arminius anzugreifen. Deine Vergleiche mit anderen Völkern hinken sehr. Die Begebenheiten in Germanien (Weserraum) forderten von den Römern alle Anstrengungen. So mußte das Heer jeweils vom Rhein bzw. Main losziehen und kam erst nach langem Marsch in das Gebiet. Auch berichtete Tacitus, daß die Kastelle zerstört oder belagert wurden. Daher versuchte es Germanicus auf dem Seeweg, um einen Teil der Truppen zu schonen.

Arminius konnte mit dem Erfolg gegen Varus über die Teilnahme von weiteren germanischen Stämmen rechnen. So waren die Marser, Brukterer, Langobarden usw. in diese Kämpfe verwickelt. Die Römer trafen hier auf ein Heer, daß es zahlenmäßig mit ihnen aufnehmen konnte. Allerdings war eine offene Entscheidungsschlacht gegen 8Legionen ein wagemutiges Ereignis, da die Römer in ihren Truppenteilen eine Disziplin vorfanden , die sonst kein Heer aufwies. Deswegen war Idistaviso auch kein Erfolg der Germanen, da hier die germanischen Truppen zu früh angriffen.
Dagegen konnte man einen Wall (Angrivarierwall) selbst gegen 8Legionen verteidigen.

Mein Fazit:
die Römer hatten in vielen Schlachten Glück (auch Caesar ist in Gallien knapp an einer Vernichtung vorbeigeschrammt). Sie waren nicht unbesiegbar! Und in Germanien sind sie auf Heeresverbände getroffen, deren Anführer ihre Schwächen (z.B. auf dem Marsch, sumpfiges Gelände) kannten. Auch waren die finanziellen Mittel der Römer beschränkt. So muß Germanicus mehr Legionäre verloren haben, als nur die Zahl einer Legion.
Der endgültige Rückzug der Römer aus Germanien ist ein einmaliges Ereignis. So wurde Rom "im Höhepunkt seiner Macht" von einem Gegner die Grenzen aufgezeigt.
 
Die germanischen Fluchtburgen dienten der Bevölkerung sich vor den römischen Truppen in Sicherheit zu bringen. Eine Eroberung der Burgen war nicht möglich, da sich das Herr des Arminius mobil hielt und der zeitliche Aufwand eine strategische Benachteiligung bedeuten konnte.

Ich kann nur wieder den Vergleich Iberien anführen, wo es sich GENAU SO verhielt, dennoch wurden ALLE Iberischen Fluchtburgen auf Dauer erobert.
Die Trennung von Heer und Bevölkerung ist bei den Germanen nicht so klar, das Heer waren die Männer, in einem Krieg wie gegen Rom sicher alle Kampffähigen inklusive der Jugendlichen. Wenn also: das Heer komplett außerhalb dieser Fluchtburgen war, wie von dir impliziert, dann hätte man keine kampffähigen Männer zur Verteidigung gehabt. Ich nehme mal an, du meinst das in der Art und Weise, dass die Alten und Jungen dann in den Fluchtburgen waren, na und?

Die Römer hätten diese jederzeit belagern und erobern können, das Ziel dabei hätten dann die Frauen und Kinder selbst sein müssen, diese zu töten wäre dann das Kriegsziel gewesen, mit diesem Eingriff, über 10 Jahre jedes Jahr wiederholt, hätte man die aufständischen Germanen so weit reduziert, dass die Wiederstand leistenden Stämme als Gesellschaften zusammengebrochen wären, in Iberien haben die Römer das genau auf diese Weise gemacht, schon in Gallien hat sich Caesar viel milder verhalten, und in Germanien war die römische Vorgehensweise noch vergleichsweise humaner, Ziel der römischen Kriegsführung war dort nicht der Völkermord als solcher, als einziges Ziel, früher aber gewann Rom auf diese Weise auch gegen Gegner wie die Germanen, denn Guerilla ist sinnlos und führt zum Verlieren, wenn der Gegner auf diese Weise kämpft.

Die germanischen Fluchtburgen waren nicht ohne weiteres einzunehmen

Die mir bekannten germanischen Burgen dieser Zeit sind schwächer als die Vergleichbaren Befestigungen der Iberer, schwächer als die gallischen Oppida, und auch Massada wurde von den Römern erobert, JEDE Befestigung fällt, dass ist nur eine Frage des Vorgehens. Man fängt zuerst bei denen an, die nahe am Rhein liegen, direkt neben der Befestigung baut man eine Gegenfestung, ein verstärktes Lager auf und dann belagert man, Ziel ist die Auslöschung der in der Festung befindlichen Menschen. Wenn ALLE solchen Fluchtburgen in der Nähe vernichtet sind, geht man systematisch weiter ins Landesinnere, langsam, Jahr für Jahr, dazu zündet man im Hochsommer die Wälder an und brennt sie nieder.

Auf diese Weise wurde der Krieg in Iberien entschieden, auf die gleiche Weise wäre auch Zentral-Germanien erst entvölkert und dann nachhaltig besetzt worden. Oder man hätte das alles zusammen mit andere Stämmen gemacht, und diese dann in Freiheit belassen und die Aufständischen Gebiete erst mal denen untergeordnet, z.B. wenn die Cherusker so stark waren, dann hätte ein kluger Herrscher, diese Bedrohung zu eliminieren gesucht, und zum Beispiel Marbod mit in den Krieg gezogen oder unterstützt, um zusammen mit ihm die Cherusker auszulöschen.

Anders war das bei den Galliern in Alesia. Dort diente das Oppidum dem Heer als Zufluchtsort.

Nur einem kleinen!!!!! Teil des Heeres unter Vercingitorix selbst. Das er sich verschanzte ist auf die positiven Erfahrungen gegen Rom bei Gergovia zurück zu verfolgen und auf sein Vertrauen auf das Entsatzheer. Und das eigentliche gallische Heer, das Entsatzheer draußen vor den römischen Festungsanlagen war die eigentliche Hauptstreitmacht, die eigentliche Gallische Armee!!!!! Gerade nach dem Vorbild Alesias hätte man eine Germanische Burg nach der anderen tilgen können. Und da die Frauen und Kinder DEINER Aussage gemäß dort drin waren, hätte sich binnen einem Jahrzehnt das Problem erledigt gehabt. Ich behaupte aber mal jetzt, so dumm waren die Germanen nicht, in den Festungen waren nur alte und junge Kämpfer!!!, aber keine Zivilisten! Frauen und Kinder wird man auch beweglich gehalten und im Wald versteckt haben, von Ausnahmen abgesehen.

Als Soldat müßtest Du den Aufwand kennen, der sich daraus resultiert, wenn man jedes Jahr ein Heer mit 8Legionen nach Germanien schickt.

Sicher, aber der Aufwand ist bei einem Berufsheer ähnlich hoch und nur um ein geringes niedriger, wenn ich die am Rhein stationiere und dort einfach rumsitzen lasse. Die Fixkosten bleiben ja gleich, und eine Berufsarmee hat nur geringe Variable Kosten. Ich muß weiter Lohn zahlen, ich muß sie mit Essen versorgen, egal ob im Krieg oder nicht. Die Mehrkosten der Kriegsführung sind also nicht wesentlich!!!! Höher, man hat halt Verluste an Menschenleben, dass ist der Unterschied. Rom brauchte aber die Legionen an anderer Stelle, zum Beispiel gab es wieder einen sehr gefährlichen Aufstand in Gallien zu der Zeit!! Und dazu dann die Parther Bedrohung.

Germanicus selbst hat so viele finanzielle und materielle Mittel (von den Menschen ganz zu schweigen) verbraucht, daß Tiberius selbst weitere Feldzüge gestoppt hat. Es sollen in ganz Gallien keine Pferde für den Nachschub mehr zur Verfügung gestanden haben.

Ob die Verluste wirklich so groß waren, bezweifle ich, aber man kann ja theoretisch davon ausgehen, bedenke aber bitte, dass es auch in Gallien wieder Aufstände gab.
Aber Ob das wirklich dann der wahre Grund war, ich weiß nicht. Man kann sich mal die Gesamtlage des römischen Reiches ansehen, und da stellt man fest, dass in Iberien die Lage immer noch instabil war, im Osten die Parther drohen, dass man Pannonien unter Kontrolle halten muß usw, kurzum, es mag sein, dass die Mittel angespannt waren, aber es wäre bei einer Umstellung des Staates auf Kriegswirtschaft wie zur Zeit der Punier!! durchaus möglich gewesen, noch ein VIELFACHES dessen was man bisher zum Einsatz gebracht hat dort hinzuwerfen, nur eine Frage des Wollens.

Deine Vorstellung, daß römische Legionen von Germanen unbesiegbar waren, entspricht schlicht Deiner Phantasie.

Ich hab NIE behauptet, dass römische Legionen von Germanen unbesiegbar waren, ich habe gesagt, EIN einzelner Germane und EIN einzelner Legionär, wer wird da den Nahkampf gewinnen, Antwort: der Legionär, das EXPLIZIT in Bezug auf deine Aussage mit der grundsätzlichen Überlegenheit der Germanen im Nahkampf mit Lanzen, die du propagierst, aber deine Vorstellung, die haben Schwerter, die Germanen aber Lanzen, item kommen sie gar nicht an die Germanen ran und werden besiegt, die entspringt deiner!! Phantasie und verrät einen deutlichen!! Mangel an Wissen über die Praxis und die Realität.
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Das germanische Heer unter Arminius war wesentlich stärker als das spätere Markomannenheer das Marc Aurel unterwarf.

Warum sollte es das gewesen sein???? Die Markomannen waren numerisch stärker. Warum sollten die Cherusker, numerisch schwächer, und in gleichem, bzw ähnlichem Gelände, dazu schlechter!! Bewaffnet wesentlich stärker sein??????
Weil sie Übermenschen von unfassbarer Kraft und Ausdauer sind????!!!! Klingt so, kann aber nur falsch sein!

Warum sollten die Cherusker im Kampf allen anderen Völkern so drastisch überlegen sein, so extrem überlegen, dass sie die bessere Rüstung und Bewaffnung, die bessere Ausbildung und sogar die überlegene Menge kompensieren konnten????

Mal neu:

Du nennst im wesentlichen Drei Argumente, die dafür sprechen, dass das Germanische Heer dem römischen unter bestimmten Umständen überlegen gewesen sei.

1 Das Gelände, lange Anmärsche usw

2 die Masse, das es so viele Germanen gab

3 das man die Römer und ihre Schwächen gut kannte.

Das ist Alles richtig, und wenigstens mal vernünftig, ABER:

das Gelände war durchaus nicht so weitläufig wie von dir dargestellt. Nimm mal eine Landkarte und sieh mal nach, wie nah die Siedlungsgebiete der Cherusker vom Rhein weg sind. Dann saßen da drumherum auch andere Stämme, Feinde der Cherusker, mit denen hätte man sich verbünden können, z.B. zusammen mit Marbod dann die Cherusker attakieren und dann Marbod diese Gebiete erst mal überlassen.

Dann die Masse, sicher ein Punkt, aber die Römer haben schön größere Massen besiegt. Und wenn die Germanen so viele und militärisch so stark wären, dann wären sie auch bedrohlich genug, um noch ein weiteres an Truppenverlegungen zu rechtfertigen.

Die römisch ausgebildeten und bewaffneten Einheiten der Germanen waren in der Minderzahl, und man nutze anfangs die Arroganz der römischen Führung massiv aus, alle wichtigen Siege wurden errungen durch Verrat, oder durch Sekundäroperationen wie den Nachschub abschneiden, darüber hinaus stellt gerade die deutsche Geschichtsdarstellung die Germanen als Erbe der DeutschGermanentümelei des 19 Jahrhunderts so heraus.

Die Germanischen Stämme unter Arminius waren sicher militärisch sehr stark, aber eine militärische Großmacht, vergleichbar stark wie Rom waren sie nicht. Sie konnten sich nur regional halten, weil das Imperium andernorts gebunden war.

Aber die Zeiten ändern sich! Nachdem Arminius tot war, und die Cherusker ihre Stellung verloren haben, und auch Marbod tot war hätte man wieder angreifen können. Nur einen Teil des Landes, nicht alles, und immer die eroberten Gebiete mit angrenzenden Stämmen teilend. Hälfte für Rom, Hälfte für die Batver, oder die Chauken usw. Bis auf Dauer dann ganz Germanien an Rom gefallen wäre.
Selbst wenn zu Lebzeiten Arminius das Germanenproblem unlösbar gewesen wäre, so trifft das nicht für alle Zeiten zu.

Und die Frage, warum gleich viel Cherusker gleich viel Römern in der Schlacht um im Nahkampf und im Kriegsführen überlegen gewesen sein sollen, hast du mir immer noch nicht schlüssig beantwortet. Warum sollten Menschen!! Anderen Menschen, derart militärisch überlegen sein, wenn die 1 VIEL MEHR SIND, 2 Technologisch Höherstehend und 3 besser ausgerüstet und bewaffnet???

Das die Römer einige Male verloren haben und hohe Verluste hatten liegt in den massiven Fehler und dem Mangel an Können ihrer Führung in der Angelegenheit begründet, so verpasste man ja auch die Chance des Krieges zusammen mit Marbod, und auch diplomatisch war man äußerst schwach in der Zeit in der Region, aber ich bin der Überzeugung, dass man ganz andere, drängendere Sorgen hatte.

Nur jetzt, im Nachhinein ist dieses Regionalgeschehen von damals so im Blickmittelpunkt, nur weil dann Jahrhundert später die Nachfahren der Germanen von damals dann das Ende des Weströmischen Reiches herbeiführten!! Und nur deshalb. Ich bin der Überzeugung, dass die Höchstgradig instabile Lage in Gallien und Pannonien und die Parther in Rom viel wichtiger genommen wurden.

Germanien konnte man vielleicht zu diesem Zeitpunkt noch nicht erobern, weil man die bis dahin eroberten Gebiete noch gar nicht fest genug im Griff gehabt hat, hätte aber schon Claudius seine Truppen statt!! Nach Britannien wieder nach Germanien gerichtet, und wäre dabei ein bisschen geschickter vorgegangen, z.B. nur eine Teileroberung mit Beteiligung von Stämmen die Bündnisbereit gewesen wären, dazu für diese Unabhängigkeit und den Status von Bundesgenossen, dann hätte Rom sein Elbgrenze gehabt. Das Rom das nicht gemacht hat, ist nur jetzt, im Nachhinein als strategischer Fehler erkennbar, aber bis sich das entsprechend auswirkte, vergingen ja noch Jahrhunderte, zu dem Zeitpunkt konnte das niemand erkennen.

Fazit: Die Germanen haben den Aufstand gemacht, weil Arminius wusste, dass Rom nicht voll handlungsfähig ist und anderswo gebunden, dazu gelang ihm EIN spektakulärer Sieg über Varus, vor allem aus Fehlern der Römer heraus. Wegem diesem Sieg setzte Rom dann doch größere Mittel in der Region ein, die Germanen versteckten sich im Wald, und betrieben erfolgreich Guerilla, die römische Führung von Germanicus war ziemlich schlecht, die Römer hatten weitere Verluste, übrigens wirklich nach Meinung der meisten seriösen nicht in dem Ausmaß wie du behauptest, sondern im Vergleich zu den Germanen deutlich geringere und keineswegs kriegsentscheidende, und verloren dann das Interesse an der Sache weil andere Dinge wichtiger waren und nichts dabei herauskam an Einnahmen. Und später versäumten sie es, das nachzuholen, bis sie es nicht mehr nachholen konnten....
 
In offener Feldschlacht hatten die Germanen den Römern nichts entgegenzusetzen. In aller Regel waren die Feldschlachten im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlachten der Germanen. Das warum wäre aber hier zu lang, um es zu erörtern.
 
In offener Feldschlacht hatten die Germanen den Römern nichts entgegenzusetzen. In aller Regel waren die Feldschlachten im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlachten der Germanen.

Es sei denn, die römische Führung machte entscheidende Fehler. Nehmen wir mal die Schlachten von Noriea und vor allem von Arausio gegen die Kimbern und Teutonen, (ja ich weiß, beide mehr keltisch als germanisch) Da gingen nur bei Arausio

8 Legionen verloren!

Nehmen wir mal den Vergleich Germanien zur Zeit von Arminius. Da war das Imperium stärker!!! Als zur Zeit der Kimbern und Teutonen und umfasste viel mehr Menschen und Gebiete und hatte eine viel größere Wirtschaftskraft.

3 Legionen weg mit Varus, und folgen wir mal deiner Vorstellung, auch wenn sie erwiesener maßen Falsch ist, dass dann Germanicus 5 !! weitere Legionen verloren hat, wahrscheinlich lagen seine Verluste aber bei ungefähr einer oder zwei Legionen, dann hätten wir GERADE MAL die Verluste, die Rom da in EINER Schlacht erlitten hat.

Und das Ende war: das die Kimbern und Teutonen trotzdem vernichtet wurden, obwohl Rom insgesamt 10 Legionen gegen sie verloren hat, wurden sie komplett vernichtet.

Rom hätte also, wenn es nur wirklich gewollt hätte auf Dauer auch die Cherusker besiegt, die Cherusker entschieden diesen Konflikt für sich, weil Rom sich unbesiegt zurückzog und die Sache aufgab, etwas, was es früher nicht gegeben hätte zur Zeiten der Republik.

Nicht die Erfolge der Germanen, die, abgesehen von der Varus Schlacht nicht entscheidend waren, sondern der Mangel an entscheidenden Erfolgen der Römer, ließ sie diese Sache immer mehr als völlig unwichtig und Verschwendung von Zeit und Mitteln erscheinen, nicht die Stärke der Germanen, sondern der mangelnde Willen und die Schwäche der römischen Führung vor Ort, führten dann dazu, dass die rechtsrheinischen Stämme unabhängig blieben.

Die Frage ist also nur noch, warum man sich nicht auf diese Aufgabe konzentrierte, aus Unfähigkeit? oder weil es andere, drängendere Probleme gab. Dazu kommen die internen und innenpolitischen Vorgänge in Rom, z.B. die Frage, in wie weit dann Tiberius gegen Germanicus arbeitete, um ihn nicht zu erfolgreich werden zu lassen.

Außerdem war das Imperium in den Jahren zuvor extrem expandiert und ein Gros der Gebiete noch unruhig und mußte erst stabilisiert werden. Dazu mußte man aber seine Truppen verteilen, statt sie wirklich konzentrieren zu könnnen. Wäre das Imperium ähnlich gefestigt wie zu Trajans Zeiten gewesen, hätte man von den 28 Legionen insgesamt 20 gegen die Germanen einsetzen können, dagegen wären sie nicht mehr angekommen...

Usw usf, aber wie schon einmal gesagt, da du dich Cherusker nennst, und das bei dir wie mir mehr eine Glaubens- denn eine Wissensfrage ist, wird da wohl im weiteren nichts neues bei rauskommen. Ich glaube aber, dass deine Sicht die Erfolge der Germanen weit übertrieben darstellt, und das diese, meine Aussage richtig ist, dass du die Germanen als viel zu stark einstufst, so stark waren sie nicht.
 
Hier wird immer diskutiert warum die Römer nicht Germanien nicht erobert haben und mehr oder weniger sinnvoll begründet. Ich frage mich, warum das eigentlich so eine wichtige Frage ist. Genauso gut könnte man darüber diskutieren, warum die Römer nicht noch an einer anderen beliebigen Stelle ihr Reich weiter ausgedehnt haben (was hier auch schonmal angesprochen wurde) bzw. warum die Römer dafür irgendein anderes Gebiet erobert haben.

Die wichtigste Frage scheint mir daher zu sein, warum sie es überhaupt hätten versuchen sollen? Wenn man vieleicht vorab mal klärt warum die Römer sagen wir Spanien oder Britanien oder den Nahen OSten oder was weiß ich erobert haben, vielleicht kommt man dann ja mal drauf, das sie sich für Germanien schlicht gar nicht interessiert haben. Ich wüsste jedenfalls spontan nicht, was die Römer in einer unwirtlichen Gegend, bevölkert von Menschen, die kulturell weit unter ihnen standen und ihnen militärishc nur Ärger machten, gewollt haben sollten...
 
Hallo! Augustus gab seinem Nachfolger den Rat mit auf den Weg, dass "das Reich nicht über seine jetzigen Grenzen ausgedehnt werden soll". Ob dies schon die zukünftige Germanienpolitik beeinflußt hat? Und was für Befürchtungen hatte der alte Augustus als er diesen Rat erteilte?
 
Ich glaube, daß es mit den Vorboten der Völkerwanderung zusammenhängt. Verfolgt man die Geschichte der Kämpfe zwischen Römern und Germanen seit ihrem Erstem Auftreten, so wird deutlich, daß die Germanen zahlenmäßig immer mehr werden- trotz ihrer teilweise vernichtenden Niederlagen. Der ständige Nachzug neuer Völker aus dem Osten erschöpfte schlußendlich das Römische Reich, sodaß es sich auf den Aufbau und die Verteidigung einer Grenze einließ. Die Varusschlacht war dann der I-Punkt. Germanicus durchzog zwar im Jahre 16 wieder Germanien, aber es ist bezeichnend, daß Germanicus trotz seines Sieges keine festen Lager in Germanien installieren konnte.
 
Warum sollte denn bitte ausgerechnet die Varusschlacht der I-Punkt gewesen sein? Du redest hier über die Völkerwanderung? Derartige Auswüchse bekam das Imperium zwar schon als Republik zu spüren, in Form von Kimbern und Teutonen, allerdings begannen die großen Wanderungen, die auf die Grenzen nachhaltig einwirkten, erst nach der Varussschlacht!

Gruß

Marbod
 
Marbod schrieb:
Warum sollte denn bitte ausgerechnet die Varusschlacht der I-Punkt gewesen sein?


Weil selbst das mächtige Römische Reich mal eben nicht einfach 3 Legionen unter Verlust buchen konnte. Die Zeiten der Kriegsbegeisterung des römischen Volkes lagen schon lange in der Vergangenheit. Das friedliche und wohlhabende Leben hinterläßt eben auch seine Spuren... .


Die große Völkerwanderung brach den Limes. Aber der Verlust der Verteidigungsfähigkeit desselben war ein langsamer und schleichender Prozess. Wobei schon der Übergang von der Offensive zur Verteidigung unter Tiberius offenbart, daß das Römische Reich nicht mehr gewillt war, große Opfer für eine Provinz Germanien zu bringen bzw. sich dann mehr gen Osten gegen die wesentlich bedrohlicheren Parther wandte. Ob Germanicus allerdings wegen dem Neidfaktor aus Germanien abberufen worden ist, ist sicherlich spekulativ.
 
Ob Germanicus allerdings wegen dem Neidfaktor aus Germanien abberufen worden ist, ist sicherlich spekulativ.[/QUOTE]

Hallo Titus!
Eigentlich hatte Tiberius ja genügend eigene militärische Erfolge, um nicht neidisch zu werden. Aber hätte Germanicus tatsächlich einen großen Sieg in Germanien verbuchen können, wäre sein Ruhm ins Unermeßliche gewachsen! Während der Meuterrei der Rheinlegionen hatte sich Germanicus gegenüber Tiberius loyal gezeigt, aber konnte sich dieser darauf verlassen, dass es auch dann noch so sein wird? Ich weiß, das ist auch Spekulation, doch ich kann mir vorstellen, dass Tiberius auch diesen Gedanken hatte, als er Germanicus abberief.
 
Ist eben spekultiv. Wobei Tiberius mit etwas politischem Geschick den Sieg bei einem Neuem sich auch an seine Fahnen hätte heften können. Eine Teilung des Heeres mit eigenem Kommando und die andere Hälfte Germanicus gepaart mit einem durchdachtem Plan sollten doch hier dem Ruhm nicht im Wege stehen. Deshalb glaube ich eher an andere Gründe der Einstellung der offensiven Germanenzüge.
 
Titus_Livius schrieb:
Weil selbst das mächtige Römische Reich mal eben nicht einfach 3 Legionen unter Verlust buchen konnte. Die Zeiten der Kriegsbegeisterung des römischen Volkes lagen schon lange in der Vergangenheit. Das friedliche und wohlhabende Leben hinterläßt eben auch seine Spuren... .

Lieber Titus_Livius,

da möchte ich dich nur einmal an den zweiten punischen Krieg erinnern, als Rom noch eine "kleine Republik" war und trotzdem jedes Jahr aufs Neue frische Legionen gegen Hannibal schicken konnte, die dieser prompt wieder abschlachtete! Wenn die Republik dazu in der Lage war, warum sollte das Imperium unter Augustus so etwas nicht mehr bewältigen können? Zumal diese drei vernichteten Legionen in der Quantität schnell wieder ersetzt wurden.
Zurück zu deinem Völkerwanderungsargument. Als die Varusschlacht geschlagen wurde, gab es weder den Limes noch war er überhaupt in Planung. Wie kannst du dann bitte von dem "Verlust der Verteidigungsfähigkeit" sprechen? Zumal die Grenzen der beiden germanischen Provinzen unter Trajan und Hadrian einen deutlichen Zuwachs an Stabilität verbuchen können und zwar knappe hundert Jahre nach der Varusschlacht!
An dem Übergang von "Offensive zur Verteidigung" eine Abkehr von der Eroberung festmachen zu wollen ist ebenso fehl am Platz, da nach Tiberius die Grenze ja wieder nach Osten geschoben wurde. Oder verläuft der niedergermanische Limes etwa direkt am Rhein?
Man stellte im Imperium damals fest, dass man auch über den Handel an die Rohstoffe und Produkte "Germaniens" kam, ohne eine direkt Kontrolle ausüben zu müssen. Dies funktionierte für das Imperium sehr zufriedenstellend. Tacitus "beschwerte" sich ja über die römischen Händler, die lieber in Reichtum in Germanien lebten als in ihr Vaterland zurückzukehren.
Und die archäolgischen Funde bezeugen landauf und landab diesen Zustand.
Rom konnte durchaus mehr als "nur" erobern, dies sollte man bei solchen Diskussionen wirklich nicht außer acht lassen!

Gruß

Marbod
 
Marbod: So ohne weiteres ging dies im punischen Krieg auch nicht vonstatten. Zu Zeiten des cunctator wird z.B. durch den Historiker Livius eindeutig darauf verwiesen, dass nun im Heer viele zu jung waren und kaum ein erfahrener Mann übrig blieb um dieser Armee die nötige Moral zu geben. Man mobilisierte also alle Kräfte.
Zudem handelte es sich zu der Zeit noch um ein Milizheer, sprich, Truppen die schnell ausgebildet werden konnten und ihre Waffen zu stellen hatten. Sieht man sich also die Velites, die leichten Plänkler an, erkennt man den Unterschied zu den schweren Muli Mariani der Jahrtausendwende doch recht deutlich.
Auch die Kampfweise hat sich stark unterschieden. Triari, Hastati, Princi, Veles, das gabs nicht mehr. Auch war die volkstümliche Art den Plebs für die Landesverteidigung zu begeistern bei einem Krieg im weiten Norden nach derart langer Zeit sicherlich niedriger.

Anfang des 1. Jh. n. Chr. mußten Soldaten eine relativ langwierige Ausbildung und Konditionierung durchlaufen.
Ein Verlust von 3 Legionen (gehen wir einfach mal von maximal 5000 Soldaten je Legion, also unter der Sollstärke, aus) würde also eine riesige Lücke reißen. Materiell wie an Menschen. Wie die späteren Bataveraufstände genauso wie der vergangene Arminiusverrat zeigten ist ein stützen auf andere Völker dabei ein Risikospiel.
Während also Truppen "nachrücken" müssen steht eine ganze Weile ein Tor für einen Angriff ins unverteidigte Hinterland (von kleineren Beneficari-Abteilungen abgesehn) weit offen.
Wieder erwarten kam dieser aber nicht. Was passiert, wenn die Verteidigungslinie durchbrochen wurde zeigten die Kelten schon 4 Jahrhunderte vorher und sollte die Völkerwanderung später wieder beweisen (obwohl man da schon Truppen im Hinterland hatte).
Umverlegen von Truppen war außerdem eine schwierige, langwierige, teure und auch gefährliche Sache, da die Legionen nicht immer begeistert waren von einem Standortwechsel und potentielle Feinde Truppenbewegungen vielleicht verfolgten.

Also: Augustus hatte allen Grund zu jammern über den Verlust seiner Truppen, zumal die verbliebenen darunter sicher moralisch ebenso litten. Herunterspielen kann man diese Verluste auf gar keinen Fall.
Zusätzlich zum Verlust der Legion kommen Faktoren wie: ein treuer Offizier erweist sich als Verräter, eine große Menge Hilfstruppen wandte sich von Rom ab, den wankenden Neutralen und Verbündeten wird die Verwundbarkeit Roms gezeigt.



@Heinz: Varus aufs Kreuz zu legen ist keine Leistung gewesen. Dieser bekam seinen Posten nur dank Vetternwirtschaft.
Das er es schaffte, eine Anzahl Stämme zu gemeinsamen Vorgehen zu bewegen ist bewundernswert, aber keine militärische Leistung.
Glaubt man einer Rekonstruktionstheorie hat er eine ziemlich geniale Falle aus geographischen Gegebenheiten und vorbereitetem Bauwerk geschaffen.

Was danach folgte bleibt trotzdem unrühmlich und ist schon eher mit dem Spruch "er versteht es zu siegen, aber nicht seine Siege zu nutzen" zu quittieren.
Ähnlich erging es ja auch den Marianern in Spanien und dem Gallischen Sonderreich.
 
Hallo Tiberius Gabinius,

es ist alles vollkommen richtig was du schreibst, nur hat es wenig mit meiner Antwort auf Titus Livius zu tun!
Der Vergleich mit dem punischen Krieg macht uns, trotz der Unterschiede in der Qualität der Truppen, doch ein Bild über die Wehrfähigkeit der Römer. Wenn die Republik des dritten Jahrhunderts, mit im Verhältnis wenigen römischen Bürgern, es fertig bringt Truppen aufzustellen, auch wenn sie noch so schwach sind, warum sollte es im Prinzipat unter Augustus ungleich schwieriger sein? Das römische Bürgerrecht, das jemanden befähigte in die Legion einzutreten, war seit den Bundesgenossenkriegen weit über Italien verbreitet, die Rekrutierungsgrundlage also erhöht. Eine weitaus bessere Motivation als die "Vaterlandsverteidigung" ist außerdem der Sold, es war besser als Legionär zu sterben, als zu verhungern.
Eine Zahl von 15.000 Mann um die Jahrtausendwende für ein Problem zu halten, ist meiner Meinung nach also etwas zu übertrieben. Wobei man auch über diese Zahl schon lage diskutieren könnte.
Recht gebe ich dir, wie oben schon gesagt, bei dem "Wert" der Truppen. Deswegen schrieb ich auch "in der Quantität" und nicht in der Qualität!
Die Truppenverlegungen waren sich teuer und aufwendig, über die Definition von langwierig könnten wir allerdings noch diskutieren, aber sie wurden trotzdem oft genutzt, sie waren ja überhaupt der Schlüssel zur Grenzsicherung. Darin also eine besondere Bedeutung des Verlustes zu sehen, kann ich nicht nachvollziehen. Die verlorenen Legionen wurden ja schnell ersetzt und die entstandenen "Löcher" in der Verteidigungslinie geschickt aufgefüllt, sodass die frischen Legionen nicht in "Brennpunkten" stationiert wurden. Auch lag das römische Reich des Augustus nicht unter "Dauerbeschuß" durch die bösen Nachbarn.
Aber nochmal zurück zum Thema. Mir ging es in meinem Post eigentlich um die Darstellung von Titus Livius, das die Varusschlacht eine besondere Bedeutung im Fortschreiten der Völkerwanderung gehabt hätte, mehr nicht. Daraus resultierte dann deine Interpretation des "Herunterspielens" des Verlustes von drei Legionen. Das war allerdings nicht meine Absicht. Mir ist die Bedeutung durchaus bewußt, allerdings glaube ich, dass man den Ausspruch des Augustus nur durch die Beachtung seines Hangs zur Außendarstellung interpretieren sollte.

Gruß

Marbod
 
Dann stimme ich dir mal halbwegs zu: den Völkerwanderungskontext sehe ich auch nicht so ganz, im Gegenteil. Wenn die Völkerwanderung da "schon" gegriffen hätte, wären die Germanen ja durch die Lücke ins Reich geströmt.

Aber zurück zum ausfüllen. Das die Legionen so schnell Quantitativ ersetzt werden konnten (innerhalb weniger Jahre) liegt an den von dir aufgezählten Faktoren.
Aber: gerade die Qualität ist entscheident. Aus verschiedenen Experimenten wurde schon seit Delbrück ersichtlich, dass nur die extreme Disziplin und die stramm einstudierten Formationen & Manöver die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld auch gegen größere Armeen sicherten.
Hätte man also auf die schnelle Truppen aufgestellt und in Gewaltmärschen an die nördliche Grenze, da untrainiert und konditioniert, teilweise verschlissen (höhere Tagesleistungen als 20-25 km kann man schon als solche bezeichnen), hätten diese zwar gut ausgesehn, einem ernsten Ansturm, wie er ja im Bereich des Möglichen gelegen hat, und darin begründet sich ja die Bedeutung des Verlustes, hätten sie aber wohl kaum stand gehalten.

Letztlich ist das aber wieder eine theoretische Diskussion. Hätten die Römer, wie im punischen Krieg, einen "Totalen Krieg" begonnen, hätten sie bestimmt wie deiner Ansicht nach noch massig Ressourcen. Meiner Ansicht nach wäre ein massiver Frontalangriff nach der Varusschlacht aber mindestens eine ernste Bedrohung geworden.
 
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