Nach der Schlacht im Teutoburger Wald/Kalkriese

Tib. Gabinius schrieb:
Letztlich ist das aber wieder eine theoretische Diskussion. Hätten die Römer, wie im punischen Krieg, einen "Totalen Krieg" begonnen, hätten sie bestimmt wie deiner Ansicht nach noch massig Ressourcen. Meiner Ansicht nach wäre ein massiver Frontalangriff nach der Varusschlacht aber mindestens eine ernste Bedrohung geworden.

Von einem "Totalen Krieg" hat ja auch niemand gesprochen. Sicherlich wäre ein entschlossener Angriff der verbündeten Stämme eine ernsthaft Bedrohung geworden, aber auch da hätte man die "frischen Legionen" nicht eingesetzt. Deine Argument sprechen da ja eine deutliche Sprache.
Die Verdoppelung der Legionen am Rhein von vier auf acht war zwar ein Kraftakt und auch nicht auf Dauer, doch spricht sie für ein intaktes logistisches System, das einem Ansturm die Stirn hätte bieten können. Wie es dann letztendlich geendet hätte, darüber können wir nur spekulieren. Zumal es durch die enorme Verbrauchsmenge an Nahrung durch die Rheinlegionen unter den Galliern ja 21. n. Chr. einen Aufstand ergab, der aber schnell niedergeschlagen wurde.
Aber die Qualität der ausgebildeten Truppen, so wie du sie beschrieben hast, birgt schon einen Vorteil der Legionäre. Allerdings haben doch schon einige Schlachten der Geschichte gezeigt, dass auch Disziplin und geübte Formationen nicht vor Niederlagen schützen. ;)


Gruß

Marbod
 
Tib. Gabinius schrieb:
@Heinz: Varus aufs Kreuz zu legen ist keine Leistung gewesen. Dieser bekam seinen Posten nur dank Vetternwirtschaft.
Das er es schaffte, eine Anzahl Stämme zu gemeinsamen Vorgehen zu bewegen ist bewundernswert, aber keine militärische Leistung.
Glaubt man einer Rekonstruktionstheorie hat er eine ziemlich geniale Falle aus geographischen Gegebenheiten und vorbereitetem Bauwerk geschaffen.

Was danach folgte bleibt trotzdem unrühmlich und ist schon eher mit dem Spruch "er versteht es zu siegen, aber nicht seine Siege zu nutzen" zu quittieren.

Lieber Tib. Gabinius,
Wenn man den Lebensweg des Varus kannte, war es sicherlich keine Große Leistung Varus aufs Kreuz zu legen. Es stellt sich nur die Frage, ob Arminius alle diese Machenschaften kannte.
Dass er es schaffte die Stämme zu gemeinsamen Vorgehen zu veranlassen ist zwar keine militärische Leistung aber eine komunikative.
Man Kann ihm nur vorwerfen, dass er seine Siege nicht auszunutzen verstand. das war aber anscheinend bei der Struktur der germanischen Stämme auch schwer. Schließlich wurde Arminius sogar ermordet. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werter heinz,
Arminius wird wohl kaum den gesamten Lebenslauf seines Kommandeurs gekannt haben, aber er wird ihn kennen gelernt haben, immerhin diente er einige Zeit unter ihm. Er wird also gewußt haben wie schlau / dumm, mißtrauisch / vertrauenseelig usw. er war.
Im übrigen stimmen wir überein :)

Marbod, dass aufbieten der Kräfte im 2. punischen Krieg kann man schon mit einem Volkssturm gleichsetzen. Daher mein Vergleich.
Ob oder ob nicht die frischen Legionen eingesetzt worden wären liegt wohl u.a. an der Stärke des feindlichen Angriffs, wenn er denn gekommen wäre.
Wr könnten also noch viele Stunden schwadronieren (ich hoffe du nimmst mir die Wortwahl nicht übel :) ) ohne zu einem Konsenz zu kommen.
Bleibt unsere Übereinstimmung, solange die Lücke in der Verteidigung klaffte war der Untergang der Legionen eine katastrophale Bedrohung. Dabei sollten wirs belassen :D

Ach ja, und recht geben muß ich dir in Sachen Disziplin schützt vor Untergang nicht.
 
Tib. Gabinius schrieb:
Marbod, dass aufbieten der Kräfte im 2. punischen Krieg kann man schon mit einem Volkssturm gleichsetzen. Daher mein Vergleich.
Ist durchaus bei mir so angekommen. Mir ging es aber nicht um die Gesamtheit der Erhebungen über Jahre hinweg, sondern um den Einzelfall, mal salopp gesagt: drei Legionen weg, drei neue dazu und basta.

Tib. Gabinius schrieb:
Ob oder ob nicht die frischen Legionen eingesetzt worden wären liegt wohl u.a. an der Stärke des feindlichen Angriffs, wenn er denn gekommen wäre.
Wr könnten also noch viele Stunden schwadronieren (ich hoffe du nimmst mir die Wortwahl nicht übel :) ) ohne zu einem Konsenz zu kommen.
Bleibt unsere Übereinstimmung, solange die Lücke in der Verteidigung klaffte war der Untergang der Legionen eine katastrophale Bedrohung. Dabei sollten wirs belassen :D

Über den Einsatz von frischen Legionen bei einem eventuellen "Germanensturm" wollte ich auch nicht schwadronieren ;) Über den Sinn oder Unsinn oder die Praxis von Truppenverlegungen könnte man sich aber unterhalten. Allerdings im dafür vorgesehenen Teil des Forums.

Tib. Gabinius schrieb:
Ach ja, und recht geben muß ich dir in Sachen Disziplin schützt vor Untergang nicht.

Da hatte ich auch nichts anderes erwartet. :D


Ach ja, da ist noch etwas. Es wurde zwar schon im Arminius-Thread diskutiert, aber hier kann man es nochmals erwähnen. Ich hege meine Zweifel darüber, ob Arminius den römischen Ritterstand innehatte und überhaupt römischer Offizier war. Ganz auffällig bei der ganzen Sache ist die Tatsache, dass er Führer einer Auxiliareinheit gewesen sein soll. Die Führer der Auxiliare waren immer der gleichen Stammeszugehörigkeit wie die Auxiliare selbst. Dass die Cherusker, die erst seit kurzem Verbündete der Römer waren, schon eine Auxiliareinheit stellten, bezweifle ich ernsthaft. Das wäre eine Ausnahme, die mir sonst nicht bekannt ist.
 
Marbod schrieb:
Ach ja, da ist noch etwas. Es wurde zwar schon im Arminius-Thread diskutiert, aber hier kann man es nochmals erwähnen. Ich hege meine Zweifel darüber, ob Arminius den römischen Ritterstand innehatte und überhaupt römischer Offizier war. Ganz auffällig bei der ganzen Sache ist die Tatsache, dass er Führer einer Auxiliareinheit gewesen sein soll. Die Führer der Auxiliare waren immer der gleichen Stammeszugehörigkeit wie die Auxiliare selbst. Dass die Cherusker, die erst seit kurzem Verbündete der Römer waren, schon eine Auxiliareinheit stellten, bezweifle ich ernsthaft. Das wäre eine Ausnahme, die mir sonst nicht bekannt ist.

Hallo Marbod,
Natürlich ist es strittig, ob Arminius römischer Offizier war oder Anführer einer cheruskischen Auxiliareinheit. Aber kann man doch davon ausgehen, dass Arminius, sowie dessen Bruder Flavus die Ränge römischer Offiziere bekleideten, denn sie kamen aus dem Hause des Stammesherzogs der Cherusker, also aus dem vornehmsten Hause der cheruskischen Aristokratie.
Arminius' Bruder Flavus stand selbst nach der Varusschlacht noch in römischen Diensten, befehligte aber mit Sicherheit keine cheruskische Auxiliare, wenn dann eine chaukische oder friesische Einheit, denn die Römer hätten bestimmt keine Germanen in Dienst genommen, die zuvor noch ihre Legionäre abgeschlachtet hatten. Das passt aber nicht zu deiner Behauptung, dass Auxiliarführer nur ihre eigenen Stammesangehörigen befehligten.
Du sagst außerdem, dass das Bündnis zwischen Rom und den Cheruskern noch neu war und es deshalb selten gewesen wäre, dass sie schon eigene Auxiliareinheiten zur Unterstützung Roms gestellt hätten. Warum aber haben, dann die Römer Legionslager mitten in germanisches Gebiet gebaut? Ich will da nur an das Lager Aliso oder an das neuentdeckte Lager bei Hedemünden zwischen Kassel und Göttingen erinnern, und denke an die römische Stadt bei Waldgirmes, die ebenfalls mitten in Germanien stand. Wenn die Römer sich so sicher waren, Lager und Städte mitten in Germanien zu bauen, haben sie bestimmt auch z.Bsp: cheruskische und chattische Auxiliareinheiten aufgenommen, denn sie brauchten strategische Partner, die ihnen helfen konnten in Germanien zu expandieren. Deshalb schlossen sie mit den Cheruskern Vertäge und nahmen ihre Adligen in Dienste, so auch Arminius.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aragorn schrieb:
Hallo Marbod,
Natürlich ist es strittig, ob Arminius römischer Offizier war oder Anführer einer cheruskischen Auxiliareinheit. Aber kann man doch davon ausgehen, dass Arminius, sowie dessen Bruder Flavus die Ränge römischer Offiziere bekleideten, denn sie kamen aus dem Hause des Stammesherzogs der Cherusker, also aus dem vornehmsten Hause der cheruskischen Aristokratie.

Hallo Aragorn,

zuersteinmal muß ich zugeben, dass mich meine Erinnerung etwas getäuscht hatte. Die Theorie, dass die Stammeszugehörigkeit der Auxiliare mit ihren Anführern übereinstimmt ist natürlich völliger Blödsinn und ich bin da "aus Versehen" einer Theorie des "Königs der Ignorranz", Rainer F. Friebe, aufgesessen. Das allein ist schon peinlich genug, ich bitte deswegen meine Ausführungen zu vergessen. Irgendwie hatte sich das in meinem Unterbewußtsein festgesetzt :confused:

Deinem Einwand, dass sie allein deswegen schon dem ordo equester angehörten, weil sie aus einem der stirps regia der Cherusker kämen, ist nicht ohne weiteres zu bestätigen. Zwar nimmt man für die beiden Söhne des Segimer die Zugehörigkeit zum Ritterstand an, aber einige kleine Zweifel bleiben, da die Sprache der zeitlich nächsten Quelle, Velleius Paterculus, nicht immer zuverlässig ist.
Eine gute Konstruktion des Lebenslaufes des Arminius kann man hier nachlesen.


Aragorn schrieb:
Du sagst außerdem, dass das Bündnis zwischen Rom und den Cheruskern noch neu war und es deshalb selten gewesen wäre, dass sie schon eigene Auxiliareinheiten zur Unterstützung Roms gestellt hätten. Warum aber haben, dann die Römer ... denn sie brauchten strategische Partner, die ihnen helfen konnten in Germanien zu expandieren. Deshalb schlossen sie mit den Cheruskern Vertäge und nahmen ihre Adligen in Dienste, so auch Arminius.

Das Bündnis zwischen den Cheruskern und Rom wurde 4 n. Chr geschlossen, nachdem die zuvor abgefallenen Stämme, darunter auch die Cherusker, von Tiberius wieder unterworfen worden waren. Allein das ist schon ein vernünftiger Grund, sich 5 Jahre später nicht auf cheruskische Auxiliare zu verlassen. Man geht auch davon aus, dass ein nicht unbedeutender Teil der germanischen Auxiliare des Varuszuges keine regulären Auxiliarverbände, wie z.B. die Reiteralen der gallischen Hilfstruppen, waren. Arminius wird ja auch ductor populares genannt, dass läßt auf eine Art Volksaufgebot schließen, aber auf keinen Fall auf ein reguläres cheruskisches Auxiliarkontingent. Das widerspricht auch nicht deinen berechtigten Hinweisen auf die Existenz der Kastelle und der Siedlung in Waldgirmes. Es gab eben neben den regulären Auxiliareinheiten auch noch weitere Hilfstruppen, die noch nicht sonderlich stark in den römischen Heeresverband eingebunden waren.
Man muß nur eben zwischen Hilfstruppen und Auxiliareinheiten unterscheiden. Unter Augustus wurden die Auxiliareinheiten auch stärker in das römische Militärwesen eingegliedert, da wurden sie wohl erst wirklich "regulär". Ihnen kamen ja teilweise bedeutende strategische Aufgaben zu, vor allem da sie das Gros der Reiterverbände stellten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man die Cherusker eine reguläre Auxiliareinheit stellen ließ, nachdem sie erst seit kurzer Zeit Verbündete der Römer waren. Man nimmt für die Jahre bis zur Schlacht im Teutoburger Wald 3 Alen und mindestens 6 Cohorten als Auxiliartruppen an. Dies entspricht der Anzahl der vernichteten Einheiten in der Varusschlacht. Da bliebe nur noch wenig Spielraum für eine reguläre cheruskische Auxiliareinheit. Völlig auszuschließen ist es nicht. Aber ich denke trotzdem, dass die Cherusker keine reguläre Auxiliareinheit stellten.

Gruß

Marbod
 
Marbod schrieb:
Hallo Aragorn,

zuersteinmal muß ich zugeben, dass mich meine Erinnerung etwas getäuscht hatte. Die Theorie, dass die Stammeszugehörigkeit der Auxiliare mit ihren Anführern übereinstimmt ist natürlich völliger Blödsinn und ich bin da "aus Versehen" einer Theorie des "Königs der Ignorranz", Rainer F. Friebe, aufgesessen. Das allein ist schon peinlich genug, ich bitte deswegen meine Ausführungen zu vergessen. Irgendwie hatte sich das in meinem Unterbewußtsein festgesetzt :confused:

Dann kann ich ja aufhören nach dieser Regelung zu suchen. Ich habe wirklich an meinem Wissen gezweifelt.


Es ist nicht unbedingt logisch aber auch nicht auszuschließen, dass die Römer gerade erst Alliierte Truppen haben stellen lassen. Caesars (ich glaube 2.) Britannienfeldzug fand auch mit Hilfe keltischer Truppen statt, die sich erst jüngst angeschlossen hatten. Gänzlich ausgeschlossen ist es also nicht.

Marbod schrieb:
Man muß nur eben zwischen Hilfstruppen und Auxiliareinheiten unterscheiden. Unter Augustus wurden die Auxiliareinheiten auch stärker in das römische Militärwesen eingegliedert, da wurden sie wohl erst wirklich "regulär". Ihnen kamen ja teilweise bedeutende strategische Aufgaben zu, vor allem da sie das Gros der Reiterverbände stellten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man die Cherusker eine reguläre Auxiliareinheit stellen ließ, nachdem sie erst seit kurzer Zeit Verbündete der Römer waren. Man nimmt für die Jahre bis zur Schlacht im Teutoburger Wald 3 Alen und mindestens 6 Cohorten als Auxiliartruppen an. Dies entspricht der Anzahl der vernichteten Einheiten in der Varusschlacht. Da bliebe nur noch wenig Spielraum für eine reguläre cheruskische Auxiliareinheit. Völlig auszuschließen ist es nicht. Aber ich denke trotzdem, dass die Cherusker keine reguläre Auxiliareinheit stellten.

Gruß

Marbod

Woher stammen diese Zahlen, und woher hast du diese Feinunterscheidung zwischen Hilfstruppen und Auxilis?
 
Die Zahlen sind eine Annahme aus der Diss. von Ralf G. Jahn. Es ist einfach eine Weiterführung der Truppenangaben, die bei Patercullus für die Varusschlacht angegeben werden. Man geht davon aus, das wohl kaum mehr als drei Reiterahlen bis 9 v. Chr. am Rhein stationiert waren. Bei den Cohorten sind es 6 plus x, wonach die Cohorten, die nicht mit Varus gezogen sind, bei der letzten verbliebenen Rheinlegion verblieben sein sollen. Es gab ja genug Kastelle zu besetzen, insofern keine unwahrscheinliche Variante.
Die feine Unterscheidung zwischen Hilfstruppen und Auxilia steht in den Quellen. Bei dem Germanicus Feldzug gegen die Chauken werden 26 cohortes aufgeführt, wovon 16 expeditae cohortes und auxiliariae cohortes sind, die anderen 10 ceteri sociorum und leves cohortes benannt werden. Darin sieht Jahn eine Unterscheidung zwischen "regulären" und "irregulären" Hilfstruppen. Die Dissertation behandelt den römisch-germanischen Krieg, hast du sie schon gelesen? Ich leider bis jetzt nur Ausszüge. Ansonsten gibt es noch Junkelmann "Die Legionen des Augustus". Da steht auch noch einiges.

Gruß

Marbod
 
Nein, ich hab sie noch nicht gelesen.
Wenn es um Alen und Hilfstruppen geht solltest du, wenn du Junkelmann zu rate ziehst, auf "Die Reiter Roms" in 3 Bänden zurückgreifen, wobei der erste sich um Organisation und Entwicklung kümmert.

Meine vorläufige Meinung zur Feinunterscheidung zwischen Hilfstruppen und Auxiliaris ist die, dass man das den Charakter der Hilfstruppen so oder so noch einmal aufschlüsseln kann, und diese Einteilung dann eher Sinn macht. Aber ich werd mir die Diss. erst noch durchlesen.
 
Marbod schrieb:
. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man die Cherusker eine reguläre Auxiliareinheit stellen ließ, nachdem sie erst seit kurzer Zeit Verbündete der Römer waren. Man nimmt für die Jahre bis zur Schlacht im Teutoburger Wald 3 Alen und mindestens 6 Cohorten als Auxiliartruppen an. Dies entspricht der Anzahl der vernichteten Einheiten in der Varusschlacht. Da bliebe nur noch wenig Spielraum für eine reguläre cheruskische Auxiliareinheit. Völlig auszuschließen ist es nicht. Aber ich denke trotzdem, dass die Cherusker keine reguläre Auxiliareinheit stellten.

Hallo Marbod,
wenn du sagst, dass du dir nicht vostellen kannst, dass die Cherusker den Römern Auxiliareinheiten zur Verfügung stellten, da die Bündnisverträge noch nicht sehr lange gültig waren, bestätigt das meine These, wonach Arminius wohl doch Offizier war. Als ductor populares hätte er wohl kaum in Pannonien oder Armenien gedient.
Oder waren die cheruskischen Einheiten, die Arminius unterstanden,Hilfstruppen und wurden bis in die östlichsten Grenzgebiete des Römischen Reichs eingesetzt?

Gruß Aragorn
 
Zuletzt bearbeitet:
guten tag liebe freunde,
guten tag lieber heinz,

wir haben über diesen komplex bereits mehrfach diskutiert, trotzdem erlaube ich mir nochmals einige wenige worte anzumerken.

lieber heinz, ich akzeptiere es durchaus, wenn du persönlich der meinung bist, daß die römer ganz und gesamt-germanien unterwerfen wollten.
jedoch gibt es in den historischen schriften keinerlei hinweis und schon gar keinen beweis für solches vorhaben.

hedemünden hier als ort der römischen staatsmacht zu benennen, ist so, als wolltest man den campingplatz von klein-woltersdorf in die reihe der bundesdeutschen großstädte einorden.
zur zeit gibt es dort miltärische funde und schanzanlagen nach der art eines marschlagers, aber keinerlei nachweis von irgendwelchen festen bauten.

waldgirmes war einer kleiner handelsstützpunkt mit keinerlei bauten für das militär,
es könnte nahe liegen, daß dieser ort also nicht von römischer staatsmacht iniziiert wurde, sondern lediglich von reichen kaufleuten.
der ort bestand nur 10 jahre lang und wurde nach den ergebnissen der archäologischen forschung noch im jahre 9 ndz. aufgegeben.

vielleicht könntest du mir zustimmen, daß ein solch riesiges gebiet wie wir es für den siedlungsbereich germanischer stämme heute annehmen, nicht von hedemünden und waldgirmes beherrscht werden kann.
nicht einmal nur ein wenig.

mit allerbestem gruß max
 
Marbod, total vergessen haben wir auch die Verluste durch den Batonischen Krieg, also den Pannonischen Aufstand.

Werter MaxHerbert,
die Analysen der Waldgirmesfunde laufen meines Wissens noch. Für mich klingt es jedoch höchst glaubwürdig von einer militärischen Beteiligung an den Bauten auszugehen. Wie du selbst anführtest ist der Zeitraum Bau - Schleifen sehr gering.
Allerdings kann man dabei nicht wirklich von einer römischen Tendenz ausgehen.
Die Tatsache jedoch, dass sich Varus überhaupt so weit rechtsrheinisch befand dürfte immer gewisse Schlüsse zulassen.

Nichts desto trotz bleibt das alles, mal wieder, spekulativ.
 
Um Germanien zu erobern, hätte es weit größerer Militärlager bedurft, also sie in Hedemünden und Waldgirmes existierten. Ich denke diese Anlagen haben nur zur Beobachtung der germanischen Stämme in diesem Gebiet gedient (Chatten, Cherusker, Hermunduren,Maser).
Desweiteren wollten die Römer den Germanen damit ihre höher entwickelte Kultur demonstrieren, und sie somit "schleichend" romanisieren, denn es ist doch klar, dass fast alle Germanen von der Pracht und dem Entwicklungsstand diser Zivilisation beeindruckt waren und dadurch von ihr angezogen worden.
 
Ich schließe mich der Meinung von Max Herbert an. In keiner Quelle steht etwas davon, dass die Römer Germanien erobern wollten. Vielmehr dienten die Feldzüge des Drusus zum Schutz der Grenze, da die Germanen immer wieder über den Rhein vorrückten und die gallischen Provinzen beunruhigten. Auch sehe ich den Vorstoß bis zur Elbe als Mittel der Propaganda, um den Germanen die Macht Roms zu beweisen, wie es auch Caesar gut 50 Jahre zuvor machte. Die späteren Feldzüge des Germanicus waren zum einem um die Aufstände im Heer niederzuschlagen und zum anderen Vergeltungsfeldzüge.

Der Erfolg im Teutoburger Wald war in meinen Augen kein Geniestreich des Arminius. Wenn man sich die Quellen durchliest, war das einizige Großartige das Arminius vollbracht hat, die bisher zerstrittenen Stämme zu vereinen (natürlich mit kräftiger Hilfe des Varus) und dafür zu sorgen, das Varus den Weg durch die Wälder nimmt Laut den Quellen marschierte Varus nicht in Schlachtformation und hatte noch Wagen und Zivilisten dabei. Wenn man nun halbwegs alle Faktoren berücksichtigt, kommt man schon alleine auf eine Zuglänge zwischen 20 und 30 km. Auch griffen die Germanen in Guerilliataktik erst die hinteren Reihen an, um sie von den vorderen zu trennen. Zwar gelang es den Römern am zweiten Tag noch eine Lichtung zu erreichen und den Germanen große Verluste hinzuzufügen, doch als sie wieder in den Wald zurückkehren mussten, war die Niederlage besiegelt. Die stärke der römischen Legion war wie schon geschrieben ihre Disziplin und ihre Taktik, vorausgesetzt sie konnten sie anwenden.

Der Verlust von 15.000 Soldaten zu dieser Zeit war eigentlich kein Problem für das Reich. Der Pazifismus breitete sich erst im späten 3.- und 4. Jahrhundert aus. Zur Zeit der Schlacht im Teutoburger Wald verfügte das Römische Reich über 26 Legionen (zur Zeit des Bürgerkrieges waren es 50). Von den drei verlorenen Legionen ersetzte Augustus zwei. Ob der Angriff der Germanen nach Gallien von Erfolg gewesen wäre, ist auch zu bezweifeln, da ja immer noch etwa fünf Legionen (wenn ich mich nicht irre) am Rhein standen.

Das Tiberius Germanicus zurückberief lag im Gegensatz von Erfolg und Verlusten. Außerdem war es, wie schon erwähnt im Rest des Imperiums keineswegs ruhig.

Ciao
Be_Real1982
 
Mit 5 Legionen irrst du. Ich vermute mal, du bringst jetzt die Zahl beider Provinzen ein, also Germania Inferior und Superior. Dort standen zu bestzeiten jeweils 4 Legionen.
Wir reden hier aber nur vom (noch nicht derart unterteilten) Germania Inferior. Dort standen als die bekanntesten die Legio XVII, XVIII und XIX. Diese gingen unter und wurden nicht wieder aufgestellt. Beinamen sind meines Wissens nicht bekannt (mag mich irren), aber die 19. saß in dem Legionslager in Köln (Deutz), die 20. aus Vetera (Xanten).
16/17 wurden vier Legionen zum Exercitus Germanicus Inferior zusammengelegt. I Germanica, V Alaudae, XX Valeria Victrix und die berühmte XXI Rapax.
Möglicherweise stand 9 n.Chr. in Mainz eine Legion auf Abruf und in Raetien noch die XIII Gemina. Ansonsten war eine riesige Lücke entstanden.

Zur Länge eines Zuges, der Geschwindigkeit einer Legion u.ä. sollten wir nun wirklich ein Thema eröffnen.

Ob oder ob nicht geplant war, den römischen Einfluß in den Osten auszudehnen kann nochewig diskutiert werden. Wissen wird es nie jemand. Es gibt Anzeichen dafür aber es gibt keine Beweise, höchstens Hinweise mit geringer Aussagekraft.

Arminius hat, wie schon weiter oben erwähnt, zumindest ein Höchstmaß an militärischem Verstandnis offenbart, indem er den Truppen gar keine Möglichkeit anbot, sich so zuverteidigen, wie es römischem Charakter entsprach. Zudem sind die Archäologen in Kalkriese der Überzeugung, dass er eine Art Sperre (einen Steinwall) errichten ließ, und Varrus über dutzende von km genau in diese Falle führte.
Das kann man schon als einen Geniestreich bezeichnen, wenn es stimmt.

Die Aussage, dass die Römer eine Lichtung erreichten ist mit Sicherheit richtig wie verallgemeinernd. Wie schon selbst festgestellt war der Troß km lang. Es ist , nach den ersten Angriffen nicht mehr von einem Zusammenhalt auszugehen. Es werden also verschiedene Abteilungen an verschiedenen Orten versucht haben, Widerstand zu organisieren und mit Sicherheit auch den ein oder anderen Lichten Bereich aufgesucht haben.

Literatur dazu:
Tilmann Bechert, Die römische Reichsgrenze
Kate Gilver, Auf dem Weg zum Imperium
Heinz Günther Horn (Hrsg) Die Römer in Nordrhein-Westfalen
Hans Delbrück Geschichte der Kriegskunst Bd I
 
Quintus Fabius schrieb:
Sicher, aber der Aufwand ist bei einem Berufsheer ähnlich hoch und nur um ein geringes niedriger, wenn ich die am Rhein stationiere und dort einfach rumsitzen lasse. Die Fixkosten bleiben ja gleich, und eine Berufsarmee hat nur geringe Variable Kosten. Ich muß weiter Lohn zahlen, ich muß sie mit Essen versorgen, egal ob im Krieg oder nicht. Die Mehrkosten der Kriegsführung sind also nicht wesentlich!!!! Höher, man hat halt Verluste an Menschenleben, dass ist der Unterschied.
:idee:
Na ja, in welcher Armee bist Du eigentlich? Diese Aussage wundert mich sehr...Als Diplom-Betriebswirt kann ich Dir nur raten auch die Nebenkosten zu beachten!
Beispiel: was ist kostengünstiger? Einen "Leo" in der Halle stehen lassen oder mit ihm durch
das Gelände zu toben? Da bin ich aber auf eine Antwort gespannt? :)
Anscheinend wird in Deinen Kriegen nichts zerstört und der Transport ist kostenneutral...
Die Römer kannten schon ihre Kosten. Schließlich war ein Rheinkastell wesentlich kostengünstiger als eine Flotte von 1.000Schiffen und die Lippe-Kastelle, die ständig belagert und/oder zerstört wurden.

Jetzt zu den anderen Äußerungen:
Dein Vergleich mit den Iberern hinkt trotz Deiner umfangreichen Ausführungen. Im antiken Germanien gab es keine heutige Kulturlandschaft. Wie sollte man ein bewaldetes und sumpfiges Gebiet niederbrennen? Wie funktioniert das bei so einer Flächengröße? Jedes Jahr ein 8Legionenheer anrücken lassen?
Die römische Kastellkette reichte vom Rhein bis zum Teutoburger Wald. Aber da befanden sie sich noch lange nicht im Cheruskerland! Höchstens bei den äußersten Grenzen der Brukterer. Wo siedelst Du eigentlich die Cherusker an?

Die Cherusker waren auch keine "Übermenschen". Das habe ich nirgendwo behauptet. Allerdings kämpften die Cherusker nicht alleine, sondern mit ihren Verbündeten. Das bedeutet, daß die Römer auf ein germanisches Heer trafen, daß sich 8Legionen zum Kampf stellen konnte. Die Feldzüge gegen die Chatten, Brukterer und Marser hatten aufgrund des Einzelangriffes kein 8Legionen-Heer nötig. Die Cherusker und ihre Verbündete konnten ein 3-4Legionen-Heer angreifen und manchmal auch vernichten (siehe Varus, Caecina,...). Daher war Germanicus genötigt ein so großes Heer aufzustellen. Dieses Heer ist aber recht unbeweglich (normalerweise liegt die Marschgröße bei bis zu 4Legionen, hat auch Caesar so gesehen).

Idistaviso war eine offene Feldschlacht. Schließlich konnte Germanicus seine Legionen zum Kampfplatz führen und sie dort aufstellen. Oder war Germanicus auch völlig unfähig? Wer war dann bei den Römern fähig?

Fluchtburgen:
das habe ich schon beschrieben. Die Römer hatten keine Zeit sich mit der Belagerung von Fluchtburgen länger zu beschäftigen, da das Heer von Arminius mobil war und sich nicht auf solche Anlagen zurückzog. Auf den Fluchtburgen saß nur die germanische Bevölkerung.

Bewaffnung:
die Germanen kämpften mit Langschwertern und Framen/Lanzen. Als Verteidigung diente ein Schild. Ferner wurden höchstwahrscheinlich auch Bogenschützen eingesetzt.
Auch Söldnerheere im Mittelalter kämpften mit langen Lanzen. Es ist also nicht außergewöhnlich so eine Taktik anzuwenden. :p

Caesar in Gallien:
was war denn in Avaricum los? Dort wurde doch nach dem Ausbleiben von Vercingetorix Heeresverband die Bevölkerung um 40.000 Menschen reduziert. War das eine mildtätige Tat?
Auch Germanicus hat die Vernichtung der cheruskerischen Bevölkerung angekündigt...

Vercingetorix hatte sein Heer in Alesia. Vom Entsatzheer (ca.200.000) waren nur 60.000 Krieger für einen direkten Kampf mit den Römern einsetzbar. Diese 60.000 bekam der Arverner Vercassivellaunus und mit ihnen setzte er den Römern mächtig zu. Schließlich mußte Caesar die offene Feldschlacht als letztes Mittel wählen um nicht besiegt zu werden. In dieser Feldschlacht setzte er die Reiterei (höchstwahrscheinlich germanisch) ein.
 
Aragorn schrieb:
Hallo Marbod,
wenn du sagst, dass du dir nicht vostellen kannst, dass die Cherusker den Römern Auxiliareinheiten zur Verfügung stellten, da die Bündnisverträge noch nicht sehr lange gültig waren, bestätigt das meine These, wonach Arminius wohl doch Offizier war. Als ductor populares hätte er wohl kaum in Pannonien oder Armenien gedient.
Oder waren die cheruskischen Einheiten, die Arminius unterstanden,Hilfstruppen und wurden bis in die östlichsten Grenzgebiete des Römischen Reichs eingesetzt?

Gruß Aragorn

Hallo Aragorn,

irgendwie hast du mich da falsch verstanden. Ich habe nirgends behauptet, die Cherusker hätten den Römern keine Auxiliareinheiten zur Verfügung gestellt. Vielmehr ging die Diskussion um die These, dass man eher von einem cheruskischen Volksaufgebot sprechen kann als von einer regulären Auxiliareinheit. Daraufhin weitete sich die These auf die Unterscheidung zwischen "regulären" und "irregulären" Auxiliari aus.

Im übrigen nennt Tacitus die Stellung des Arminius ductor popularium. Das schließt allerdings einen Offizierstatus nicht aus. Es weißt lediglich darauf hin, dass er Führer eines "cheruskischen" Aufgebotes gewesen sein könnte. Er könnte weiterhin den Rang eines praefectus bekleidet haben. So vermutet jedenfalls Dieter Timpe und auch Ralf G. Jahn.
Auch ist es nicht gesichert, dass Arminius mit einer cheruskischen Truppe in Pannonien gekämpft hatte. Es könnte ebenso eine beliebige andere Auxiliareinheit gewesen sein. Vor allem wenn er römische Offizier war.

Gruß

Marbod
 
@Tib. Gabinius
Ist schon ein bißchen Heer, dass ich das Thema Varusschlacht durchgenommen hab... Hat Augustus nicht 6 Legionen von Gallien an die Rheinlinie verlegt. Wenn diese nicht anderweitig abgezogen wurden (Pannonischer Aufstand?) sollten zumindest 3 Legionen in Gallien verblieben sein. *grübel*
Natürlich hatte Arminius militärisches Talent. Schließlich wurde er von den Römern ausgebildet.

Ob nun Kalkriese der Ort der Varusniederlage war oder nur ein Schauplatz der Varusschlacht oder gar eine andere Schlacht, sei dahingestellt. Schließlich wurden neuere Münzen dort gefunden, darunter ein Denar des Vitellius (wenn ich mich nicht irre).

Nun zur Zuglänge: Wenn ich mich recht erinnere, gingen nach Caesar immer 6 Legionäre nebeneinander, aufgrund der beengten Verhältnisse dürften es weniger gewesen sein. Varus marschierte in Friedensformation, das beudete, dass die Troßwagen zwischen die einzelnen Einheiten eingeschoben waren. Außerdem muss man berücksichtigen, dass 10 Legionären ein Lasttier zustand und etwa 100 Legionäre ein Troßwagen zur Verfügung hatten. Als Marschfolge zwischen den einzelnen Legionären gehe ich mal von zwei- bis drei Metern aus. Auch gilt es noch die Fahrfolge für einen Troß festzulegen, die bei 15 bis 20 oder sogar mehr Metern gelgen haben dürfte.

Falls ich was vergessen habe oder mich irre, bitte geb mir bescheid.

Tschau
Be_Real1982
 
Ahh, mein Lieblingsopponent ist wieder da ! (Freu!)

>>>>>Beispiel: was ist kostengünstiger? Einen "Leo" in der Halle stehen lassen oder mit ihm durch
das Gelände zu toben? Da bin ich aber auf eine Antwort gespannt? >>>>

Was für ein Diplom Betriebswirt bist du den, dass du einen Panzer und einen Soldaten vergleichst?!

Wenn man mit dem Panzer durchs Gelände fährt, dann verschleißt er schneller, das ist klar, aber ich muß so oder so mit ihm durchs Gelände fahren, nämlich um die Besatzung daran auszubilden.

Die einzigen Mehrkosten im Krieg sind also die durch Verlust, der Verschleiß durch den Gebrauch ist dagegen nur geringfügig höher. Natürlich sind die Kosten im echten Einsatz höher, da wäre z.B. der höhere Munitionsverbrauch und der höhere Verschleiß durch Beschädigung zu bedenken, aber umgekehrt stelle ich dir die Frage, wozu schaffe ich einen Panzer überhaupt an? Wenn ich ihn nicht einsetze, bis er kaputt ist, dann ist seine Anschaffung sinnlos gewesen.

Zudem ist ein Panzer im Endeffekt Ausrüstung, d.h. du solltest ihn z.B. mit der Ausrüstung eines Legionärs vergleichen, aber nicht mit dem Legionär selbst.

Und wenn man damals einen Legionär betrachtet, dann muß man von der Sparte des Reiches primär die Kosten der Ausbildung betrachten, aber auch im scharfen Einsatz kann man Truppen ausbilden, wenn man etwas vorsichtiger vorgeht.

Sogesehen macht es vom Lohn für den Soldaten keinen Unterschied, ob ich ihn im Einsatz habe oder nicht. Ich habe nur Mehr Kosten im Vergleich, wenn ich ihn Verliere und ich habe Mehrkosten wegen der längeren Versorgungswege und dem höheren Kosten der Versorgung da die Region selbst so viele nicht ernähren kann und ich daher von weiter weg Nahrung antransportieren muß.

Schließlich war ein Rheinkastell wesentlich kostengünstiger als eine Flotte von 1.000Schiffen und die Lippe-Kastelle, die ständig belagert und/oder zerstört wurden.

Eine Flotte von 1000 Schiffen ?????? Die Römer hatten 1000 Schiffe gegen die Germanen im Einsatz ???

Aber es ist mir schon klar, dass die Kosten für Rom gerade wegen der Verluste zu hoch waren, schlicht und einfach waren die Verluste inakzeptabel.

Aber genau das hatte ich ja geschrieben, dass sich die Römer aus Kostengründen zurückgezogen haben!!

Im antiken Germanien gab es keine heutige Kulturlandschaft.

In Iberien auch nicht, und statt Sümpfen kannst du Gebirge setzen.

Wobei ich auch schon gelesen habe, das Zentralgermanien und die Kerngebiete der jeweiligen Stämme wesentlich entwaldeter waren als man gemeinhin annimmt, hat sonst jemand Informationen wie man sich Germanien überhaupt vorstellen kann?

Ich habe gelesen, dass es viel weniger Wild und Waldig war, als die historischen Autoren behaupten.

Wie sollte man ein bewaldetes und sumpfiges Gebiet niederbrennen? Wie funktioniert das bei so einer Flächengröße?

Das geht schon, glaub mir, ich bin zwar kein Diplom Betriebswirt aber ich arbeite im Wald und kenne mich mit Waldbränden aus.

Jedes Jahr ein 8Legionenheer anrücken lassen?

Wenn man es ernsthaft erobern will ja!! Man muß Mittel und Masse einsetzen, wenn man ernsthaft einen Gegner erobern und noch mehr, wenn man ihn unterdrücken will.

Das die Lage im Irak z.B. gerade so fatal ist, liegt am Numerischen Mangel an Truppen dort, es gibt z.B. von den Briten aus langer Unterdrückungserfahrung Zahlenlisten, wo man je nach Region und Wildnisgrad getrennt so und so viele Soldaten je Gegnerischem Zivilisten vorsieht, die amerikanische Generalität hat mindestens 300 000 Soldaten gefordert, nicht für den Krieg, sondern für die Besatzung. Bekommen hat sie anfangs nicht mal 100 000! Und in den eigentlich kritischen Gebieten standen nur um die 20 000 Mann Kampftruppen und die Folgen sieht man jetzt.

Die Mittel für eine Truppe dieser Größe hätte Rom gehabt, nur, es wäre dabei nichts rausgekommen, selbst wenn man Sklaven und Güter gegenrechnet hätte diese Unternehmung nur Kosten verursacht, aber am Ende wäre der Sieg gestanden.

Das es ein Fehler war, dass nicht zu tun war ja damals unmöglich abzusehen und erst Jahrhunderte später hat es sich ja als Fehler entpuppt. Nur aus der heutigen Sicht kann man sagen, sie hätten es tun solln, damals haben sie halt die Schnauze voll gehabt und gesagt: was soll das den alles bitte sehr bringen??

Wer war dann bei den Römern fähig?

Da nehm ich z.B. mal Corbulo, aber auch du solltest genug fähige Römer kennen, umgekehrte Frage, warum sollten ALLE Römer fähig sein und gerade in Germanien in einem so kurzen Zeitraum nur fähige und überlegene Römer sich einfinden??

Auf den Fluchtburgen saß nur die germanische Bevölkerung.

Glaub ich nicht. Die haben sich im Wald versteckt und sind mobil geblieben, auf den Burgen saßen nur Krieger, aber das wird man wohl nie wirklich beweisen können.

Kennt jemand Funde oder Auswertungen von germanischen Siedlungsspuren aus dieser Zeit?

die Germanen kämpften mit Langschwertern und Framen/Lanzen. Als Verteidigung diente ein Schild. Ferner wurden höchstwahrscheinlich auch Bogenschützen eingesetzt.

Ich bitte es dir noch ein letztes mal an: Wir treten gegeneinander an, du erhältst eine germanische Ausrüstung, Schild, Langschwert, und eine Lanze, du darfst deine Lanze sogar so lang machen wie du willst, ich nehme eine Legionärsausrüstung der gleichen Zeit und wir kämpfen gegeneinander.

Das du ernsthaft die Germanische Kampfweise wegen der Bewaffnung mit Lanzen für Überlegen propagierst kann ich wirklich nicht nachvollziehen ?????? !!!!!

Die makedonische Phalanx wurde auch von den Römern geschlagen, denk doch noch einmal bitte nach, wessen AUSRÜSTUNG besser war, die der Römer oder die der Germanen.

Auch Germanicus hat die Vernichtung der cheruskerischen Bevölkerung angekündigt...

Und er hat sie nicht in die Finger gekriegt, daraus kann man nur folgern, dass sie sich erfolgreich im Wald versteckt haben, im Gegensatz zu den Galliern haben sie sich eben nicht in den Burgen und Festungen verschanzt, und das war SEHR KLUG von ihnen.

Wie das mit Burgen und Festungen ausgegangen wäre kannst du in Britannien sehen, nur ein Beispiel: Maiden Castle, besser befestigt als jede germanische Fluchtburg, aber trotzdem gestürmt, WEIL sich dort die Zivilbevölkerung aufhielt.

Eine Burg/Festung ist zudem ohne Zivilisten VIEL BESSER zu verteidigen als MIT !!

Man hat mehr zu Essen und weniger Unnütze und kann sich rein aufs Kämpfen konzentrieren, daher folgere ich, dass sich in den Germanischen Fluchtburgen nur Krieger aufhielten, das Hauptheer der Germanen aber mobil im Feld und in der Nähe, eine klassische Hammer und Amboß Taktik.

Vercingetorix hatte sein Heer in Alesia. Vom Entsatzheer waren nur 60.000 Krieger für einen direkten Kampf mit den Römern einsetzbar. Diese 60.000 bekam der Arverner Vercassivellaunus und mit ihnen setzte er den Römern mächtig zu.

Ja nu ?? Was soll das jetzt sagen ?? Wieviel Mann hatte den Vercingetorix in der Festung ?!

Schließlich mußte Caesar die offene Feldschlacht als letztes Mittel wählen um nicht besiegt zu werden.

Also das stimmt meines Wissens nach nicht, es hat bei Alesia keine offene Feldschlacht gegeben, der kritischste Moment war, als gleichzeitig die Verteidiger von Alesia und das Entsatzheer die gleiche Stelle der römischen Befestigungen angriffen. Entschieden wurde dieser Kampf durch die römische Infanterie.

Gerade Alesia zeigt, wie klug und geschickt sich die Germanen verhielten. Arminius hielt sich eben nicht in Fluchtburgen auf sondern blieb mobil und wartete darauf, dass die Römer sich an einer solchen Burg festbissen, dann hätte er den Nachschub abgeschnitten und die Römer von außen Angegriffen.

Bei Alesia machte das ganze von der Römischen Seite ja nur Sinn, weil eben Vercingetorix von ihnen eingeschlossen war und dazu seine Truppen in der Stadt ziemliche Probleme wegen der vielen Zivilisten hatten, das ging soweit, dass er dann die Kinder und Frauen aus der Stadt getrieben hat, aber erst nach dem sie schon so viel Lebensmittel verbraucht hatten, dass die Römer trotz Entsatzheer ihn Aushungern konnten.

Die von dir erwähnten Germanischen Reiter waren vor allem Ubier und Germanen von Stämmen die auch nach Arminius Rom treu blieben.

Wie sieht es eigentlich mit Germanischen Truppen auf Römischer Seite gegen Arminius aus?? Wir kennen ja das Beispiel seines Bruders, wie groß war der Anteil dieser Truppen??

Oder setzten die Römer gegen die Germanen dann keine anderen Germanen mehr ein, weil sie ihnen nicht mehr vertrauten? (so meine überlegung)

Bis zu deiner nächsten Erwiderung, auf die ich mich schon jetzt freue! (Republikanische Römer sind viel zäher als Germanen als werde ich auf Dauer gewinnen ;) :) )
 
Marbod schrieb:
Hallo Aragorn,

irgendwie hast du mich da falsch verstanden. Ich habe nirgends behauptet, die Cherusker hätten den Römern keine Auxiliareinheiten zur Verfügung gestellt. Vielmehr ging die Diskussion um die These, dass man eher von einem cheruskischen Volksaufgebot sprechen kann als von einer regulären Auxiliareinheit. Daraufhin weitete sich die These auf die Unterscheidung zwischen "regulären" und "irregulären" Auxiliari aus.

Im übrigen nennt Tacitus die Stellung des Arminius ductor popularium. Das schließt allerdings einen Offizierstatus nicht aus. Es weißt lediglich darauf hin, dass er Führer eines "cheruskischen" Aufgebotes gewesen sein könnte. Er könnte weiterhin den Rang eines praefectus bekleidet haben. So vermutet jedenfalls Dieter Timpe und auch Ralf G. Jahn.
Auch ist es nicht gesichert, dass Arminius mit einer cheruskischen Truppe in Pannonien gekämpft hatte. Es könnte ebenso eine beliebige andere Auxiliareinheit gewesen sein. Vor allem wenn er römische Offizier war.Marbod

Hallo Marbod,
Dann hab ich, dass wohl missverstanden! Danke für die Erklärung!

Gruß
Aragorn
 
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