Partisanenkrieg im Ersten Weltkrieg?

Du bist für eine Entrechtung des Krieges.
Nein – ich sage: Es gibt ein Recht auf Verteidigung und kein Recht auf Angriff. In Belgien einzumarschieren war ein Unrecht, der mit keinem Plan zu rechtfertigen war. Dazu kam, dass die Haagener Landkriegsordnung, die 1910 in Deutschland in Kraft getreten war, willentlich missachtet wurde – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Grundsätzlich sah die Haager Landkriegsordnung einen verbesserten Schutz von Zivilisten vor. Die Führung des deutschen Militärs war allerdings nicht gewillt, das in die Anweisungen für ihre Offiziere aufzunehmen. In der „Felddienstordnung“ von 1908 fehlte jeder Verweis auf die internationale Vereinbarung. Stattdessen wurden besondere Vorsichtsmaßnahmen gegen eventuelle Überfälle aus der Zivilbevölkerung gefordert. Dazu gehörten Strafandrohungen gegen Einwohner, Geiselnahmen oder Offenhalten der Hauseingänge. Obgleich die Landkriegsordnung der Bevölkerung sehr wohl ein Widerstandsrecht einräumte, leugnete die Felddienstordnung dieses Recht faktisch.

Die Folge war: Die Offiziere und Mannschaften des deutschen Heeres fühlten sich im Recht, wenn sie widerstandleistende Zivilisten erschossen und Häuser nach Belieben niederbrannten. Das war vom Kaiser und dem Kriegsministerium auch so gewollt.

Was meinst du weshalb sich die Nationen soviel Mühe gegeben haben, ein Regelwerk für eine "zivilisierte" Kriegsführung zu erschaffen?
Was nutzt ein Regelwerk für eine "zivilisierte" Kriegsführung, wenn, wie eben zitiert, die Kenntnis darüber von den höchsten deutschen Militärstellen unterdrückt wurde.

Mit anderen Worten: Schlieffen-Plan sah schon 1905 die Verletzung der Neutralität Belgiens als notwendig an. Und weil man beim Durchmarsch mit Widerstand rechnete, verschwieg man dem Offizierskorps schon 3 Jahr vor dem Krieg, dass die Zivilbevölkerung ein Recht auf diesen Widerstand hat.
 
Zu den angeblichen Diebstählen sagst du nichts mehr? Zu den Requirierungen sagst du auch nichts? Schnell weiter hoppeln und nächste Baustelle aufmachen.:rolleyes:

Kurz zu den massenhaften Diebstählen. Die deutschen Truppen waren im August mit reichlich Geld und Gold ausgestattet, um den Bedarf an Lebensmitteln etc. käuflich erwerben zu können. Es reichlich überlieferte Beispiele, die das belegen.

Nein – ich sage: Es gibt ein Recht auf Verteidigung und kein Recht auf Angriff. In Belgien einzumarschieren war ein Unrecht, der mit keinem Plan zu rechtfertigen war.

Ich frage mal, weshalb du das so betonst? Wurde das hier an irgendeiner Stelle von irgendjemand in Frage gestellt? Klare Antwort: Nein! Betont wurde hingegen das Regelwerk des Krieges.

Deine kursive und fetter hervorgehobene Textpassage ist das ein Zitat? Wenn ja, woher stammt dieses?

Der deutsche Untersuchungsausschuss stellt hierzu fest, das Deutschland seiner formalen Verpflichtungen der Haager Abmachungen gegenüber in gleicher Weise genüge getan habe, wie andere Teilnehmerstaaten der Haager Konferenz, die gleichfalls den Weg der Bekanntgabe der Bestimmungen im Wortlaut an ihre Armeen gewählt haben. Der Ausschuss kam zu diesen Ergebnis nach Durchsicht und Prüfung der belgischen, französischen und englischen Dienstvorschriften. (Die Einführung der Haager Landkriegsordnung beim deutschen Heer im Völkerrecht im Weltkrieg).

Von einer vorsätzlich, willentlichen Nichtbeachtung, von einem vorsätzlichen Verschweigen der Haager Landkriegsordnung kann also gar nicht die Rede sein. Monieren kann man, das die entsprechenden Bestimmungen keinen Eingang in die entsprechenden Dienstvorschriften gefunden hat. Da befindet sich Deutschland allerdings in bester Gesellschaft.
 
Zu den angeblichen Diebstählen sagst du nichts mehr? Zu den Requirierungen sagst du auch nichts?
Dazu habe ich gesagt, was nötig war und darüber hinaus einen Link auf ein Dokument des deutschen Auswärtigen Amtes aus dem Jahr 1915 gebracht, damit man das von mir Gesagte überprüfen kann. Hier noch einmal der Link: https://cudl.colorado.edu/MediaManager/srvr?mediafile=MISC/UCBOULDERCB1-58-NA/1511/i73752368.pdf

Deine kursive und fetter hervorgehobene Textpassage ist das ein Zitat?
Natürlich ist das ein Zitat und wurde auch als Solches gekennzeichnet - musst nur darauf klicken.

Monieren kann man, das die entsprechenden Bestimmungen keinen Eingang in die entsprechenden Dienstvorschriften gefunden hat.
Genau das ist der Punkt: Dem Offizierskorps wurde so verschwiegen, dass die Zivilbevölkerung ein Recht auf Widerstand hat.

Und es geht hier nicht darum, was die französischen und englischen Soldaten an Massakern vor und im I. Weltkrieg nach dem Einmarsch der Deutschen veranstaltet haben, sondern darum, was die deutschen Soldaten in den ersten Tagen und Wochen des I. Weltkriegs in Belgien gemacht haben, weil sie im Glauben waren, die belgische Zivilbevölkerung hätte kein Recht, Widerstand zu leisten.
 
azu habe ich gesagt, was nötig war

Eher nicht, denn ich habe dich widerlegt und dazu schweigst du.

Genau das ist der Punkt: Dem Offizierskorps wurde so verschwiegen, dass die Zivilbevölkerung ein Recht auf Widerstand hat.

Nein, ist es nicht. Die Abmachungen, hast du das überlesen, wurden bekanntgegeben. Genauso wie in England, Frankreich und Belgien. Aber das ist bei deiner Weltsicht natürlich ganz etwas anderes.
Und selbstverständlich geht es darum was Belgier und Franzosen im Sommer 1914 in Belgien getan haben. Das kannst du nicht einfach ausblenden. Das gehört nämlich zusammen.

Ich habe dir ja oben ein paar Regeln der HLKO benannt und die belgischen Partisanen haben sich nicht daran gehalten. Dazu würde ich auch gerne einmal etwas von dir hören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein – ich sage: Es gibt ein Recht auf Verteidigung und kein Recht auf Angriff.

Das ist unstrittig, trotzdem sind Kriegsverbrechen, so sie nachzuweisen sind nicht einfach vom Tisch zu wischen, wenn sie von der Partei begangen werden, die als Verteidiger gilt.

In Belgien einzumarschieren war ein Unrecht, der mit keinem Plan zu rechtfertigen war.
Zweifellos, das bestreitet wohl auch keiner, nur tust du der ganzen Diskussion keinen Gefallen, wenn du es so hinstellst, als sei man in Belgien einmarschiert, weil man es, um es mit deinen Worten zu sagen "für klein und unbedeutend hielt" und es aus Hybris einfach mal erobern wollte.
Auch wenn die Motivation diesen Plan nicht entschuldigt, erscheint es doch unangemessen die Beweggründe, die Schlieffen und später Moltke hatten, derart zu verdrehen.

Dazu kam, dass die Haagener Landkriegsordnung, die 1910 in Deutschland in Kraft getreten war, willentlich missachtet wurde – Zitat (Fettschreibung durch mich):

In dem von dir zitiertn Teil ist von einer Feldienstordnung von 1908, nicht von 1910 die Rede.

Im Wiki-Artikel zur Haager Landkriegsordnung heißt es:

"Während der zweiten Haager Friedenskonferenz vom 15. Juni bis zum 18. Oktober 1907 wurde die Konvention „betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs“ nur geringfügig überarbeitet. Siebzehn Vertragsparteien der Fassung von 1899 – Argentinien, Bulgarien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Griechenland, Italien, Korea, Montenegro, das Osmanische Reich, Paraguay, Persien, Peru, Serbien, Spanien, Uruguay und Venezuela – unterzeichneten die überarbeitete Version allerdings nicht. Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn zählten, wie die Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA am 18. Oktober 1907 zu den Unterzeichnerstaaten. Für das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn trat das Abkommen am 26. Januar 1910 in Kraft, für die Schweiz am 11. Juli 1910."


Haager Landkriegsordnung – Wikipedia

Hier würde ich ganz vorsichtig anmerken wollen, dass sofern die Darstellung in diesem Artikel akkurat ist, ein Fehlen der Vereinbarungen in einer Felddienstordnung von 1908 nicht als böswillige Unterschlagung von Informationen angesehen werden kann, wenn der Beitritt zum Abkommen, bzw. das Inkrafttreten durch den Signatarstaat erst zum Jahr 1910 hin festgelegt war.

Wenn über das Jahr 1910 hinaus eine Felddienstordnung in Gebrauch geblieben sein sollte, die entsprechendes nicht enthielt, wäre das ein zu monierendes Versäumnis.
Da ich hier passen muss, weil ich nicht weiß, wie die 1914 gültige Felddienstordnung im Detail aussah, möchte ich mich hier nicht dazu versteigen das entscheiden zu wollen, sondern nur darauf hinweisen, dass ein Fehlen in einer Felddienstordnung von 1908 keine Beabsichtigung eines Verstoßes implizieren muss.
 
Soviel mir bekannt ist, wurde die HKLO, über die Bekanntgabe hinaus, auch als Anhang der Felddienstordnung von 1911 beigeben und darüber hinaus auch in anderem militärischen Publikation zum Abdruck gebracht. Wie schon ausgeführt: Es kann überhaupt gar keine Rede vom böswilligen Verschweigen, Unterdrücken die Rede sein.

Tatsache war und bleibt, das die belgische Widerstandform durch die Haager Landkriegsordnung nicht gedeckt war.
 
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Schon im Jahre 1899 erklärte der Vertreters Belgiens Beernaert auf der Haager Konferenz : " Die Frage ist, führt den Krieg einzig und allein der Staat mit seinem Heer oder darf sich die Bevölkerung beteiligen? Auch wandte sich der belgische Vertreter gegen das staatliche Gewaltmonopol in dem er ausführte: "Wenn man die Kriegführung einzig und allein den Staat vorbehält, und wenn die Bürger nur noch einfache Zuschauer sind, nimmt man da nicht den Patriotismus sein Wirkungsfeld?" (Meurer, Die Haager Friedenskonferenz)
 
Mit anderen Worten: Schlieffen-Plan sah schon 1905 die Verletzung der Neutralität Belgiens als notwendig an. Und weil man beim Durchmarsch mit Widerstand rechnete, verschwieg man dem Offizierskorps schon 3 Jahr vor dem Krieg, dass die Zivilbevölkerung ein Recht auf diesen Widerstand hat.

Du kannnst mal davon ausgehen, dass das Offizieerskorps dass die höheren Kriegsschulen durchlaufen hatte, sich nicht nur aus den Dienstvorschriften informierte.
Davon ab, dürfte der Beschluss der der überarbeiteten Fassung der Haager Landkriegsordnung, als ein durchaus bedeutendes Event der internationalen Politik in der Presse reichlich thematisiert worden sein, und Exemplare der HLKO im Volltext dürften sicherlich zum Inventar der Bibliotheken der Kriegsschulen gehört haben und dass deren Publikation in Deutschland irgendeiner Zensur unterlegen hätte, wäre mir auch neu.

Insofern selbst wenn das nicht explizit Teil der Feldienstordnung gewesen sein sollte, wird man von einem vollständigen Verschweigen nicht reden können.

In Sachen Schlieffenplan:

Er sah es als Option an, nicht als Notwendigkeit, sofern Belgien einem Durchmarsch nicht zustimmte.
Fairerweise muss man allerdings sowohl Schlieffen, als auch Moltkee hierbei zu gute halten, dass bis 1913 der Schlieffenplan eine von mehreren Optionen darstellte und nicht der verbindliche deutsche Kriegsplan war, dass änderte sich erst mit der Aufgabe des Ost-Aufmarsches.

Insofern kann man nicht sagen, dass seit 1905 darauf hingearbeitet worden wäre, es wurde ab 1905 als Möglichkeit erwogen, aber erst 1913/1914 entschieden.
 
Insofern selbst wenn das nicht explizit Teil der Feldienstordnung gewesen sein sollte, wird man von einem vollständigen Verschweigen nicht reden können.

Ich habe oben darüber informiert, das die HKLO der Felddienstordnung beigegeben worden war und darüber hinaus auch in anderen militärischen Publikationen abgedruckt worden war.
 
Ich habe ein Tagebucheintrag vom französischen General Lanrezac von Anfang September 1914, wo sich die französischen Truppen auf dem Rückzug befanden.

„Unter die flüchtenden Einwohner mischten sich jetzt ein Menge Soldaten, die ihre Fahne verlassen haben. Indem sie eine seltene Findigkeit entwickeln unseren Feldgendarmen zu entgehen, erlangen sie schließlich ein Vorsprung von einen bis zwei Tagen vor den Kampftruppen, obgleich diese jeden Tag eine lange Strecke zurücklegen. In kleinen Gruppen leben vom Plündern und erschrecken die Bevölkerung durch Lügenberichte.“ (Das Buch vom Kriege 1914 – 1918, Berichte, Briefe Erinnerungen)

Die Franzosen plünderten also auch!
 
Extra noch für @Dion herausgesucht:

Der ehemalige französische General Bach vertritt in seinem Buch Fusilles pour l'example 1914 - 1915 die Meinung, in der französischen Armee die Neigung zum Plündern "als das erste endemische Übel der französischen Armee." Nach der Kriegserklärung seien die Frontgebiete evakuiert und Deckungstruppen dorthin geschickt um die Dörfer in Verteidigungszustand zu versetzen. Die Soldaten nutzten die Abwesenheit der Bevölkerung ,"um alles zu plündern."
 
Die Franzosen plünderten also auch!
Schon wieder eine Relativierung!
Aber ja, alle plünderten. Doch in diesem Faden hier geht es um den belgischen Widerstand und die deutschen Represalien in den ersten Tage und Wochen des Kriegs.

Ich habe oben darüber informiert, das die HKLO der Felddienstordnung beigegeben worden war und darüber hinaus auch in anderen militärischen Publikationen abgedruckt worden war.
Ja, das kann man nachlesen. Aber nachlesen kann man auch anderes – Zitat:

Schon die Haager Landkriegsordnung (HLKO) gesteht der Bevölkerung eines nicht besetzten Gebietes den Kombattantenstatus zu, wenn sie gegen eine Invasion in der sogenannten Levée en masse zu den Waffen greift, ohne Zeit gehabt zu haben eine ordentliche Organisation einzurichten. Artikel 2 der HLKO verlangt in diesem Fall lediglich offenes Tragen der Waffen und das Beachten der Gesetze und Gebräuche des Krieges.

Das trifft auf Belgien zu, weil das deutsche Ultimatum am 2. August um 8 Uhr abends erfolgte. Am 3. August wies die belgische Regierung das Ultimatum zurück, und schon in der Nacht von 3. auf 4. August 1914 überschreiten deutsche Truppen die deutsch-belgische Grenze. Wann also hätte Belgien Zeit gehabt, einen ordentliche Widerstand (Uniformen, Rangabzeichen etc.) zu organisieren?

Übrigens:
Zitat aus Die völkerrechtswidrige Führung des belgisches Volkskrieges, herausgegeben vom Auswärtigen Amt am 10. Mai 1915:

Ein Gefreiter berichtete:

Zwei Tage nach der Schlacht von Lüttich, als wir das Dorf Louveigne abends verließen, bekamen wir aus den Häusern heftiges Feuer. Ein Mann wurde verwundet, und ich habe die Schrottkörner in seinem Gesäß gesehen. Wir erwiderten das Feuer und trieben aus den Häusern die Leute heraus. Es kamen nur Zivilpersonen heraus, und diese wurden erschossen.
Welcher Gefreiter? Name, Truppenteil, Ort und Datum wären hier schon von Interesse. Ein Gefreiter klingt recht nebulös.
Der Gefreiter heißt Niedeln, Ernst, von der 7. Kompanie des Infanterie-Regiments 73, seine Aussage findet sich auf der Seite 17 des verlinkten Dokuments.

Und weil du behauptest, dass die HKLO den Offizieren nicht verheimlich wurde, hier ein Zitat über das Zerstören der Stadt Löwens im August 1914:

Die deutschen Truppen marschierten am 19. August 1914 in der Stadt Löwen ein, aus der alle Soldaten der belgischen Armee am Morgen abgezogen waren. Die belgischen Behörden hatten die Zivilbevölkerung zuvor ausdrücklich davor gewarnt, gegen die Deutschen zu protestieren oder auf die Invasoren zu schießen. Zivilisten mussten Waffen abgeben. Die Garde Civique war aufgelöst und ihre Waffen nach Antwerpen verbracht worden.
Nach der Besetzung der Stadt warnten die Deutschen die Bevölkerung: Wer mit einer Waffe angetroffen werde, müsse mit seiner sofortigen Erschießung rechnen.
(…)
Nach deutschen Angaben wurden ca. 40 deutsche Soldaten aus Hinterhalten erschossen und 190 verletzt. Die deutschen Soldaten drangen darauf in die Häuser ein, töteten Zivilisten und steckten Gebäude in Brand.[2] Diese Handlungen dauerten einige Tage an, bis am 29. August die Bevölkerung Löwen verlassen musste und die ganze Stadt in Brand gesteckt wurde. Große Teile des Stadtkerns wurden vollständig zerstört. Insgesamt brannten 1081 Häuser nieder und 248 Bürger starben in den Flammen oder wurden füsiliert. Weitere 1500 Bürger, darunter Frauen und Kinder, wurden in einem Lager bei Munster bis 1915 interniert. Beschädigt wurde auch die Kirche Sint Pieter.
Nachdem die deutschen Truppen an zahlreichen Stellen der Stadt Feuer gelegt hatten, legten sie am 25. August um halb zwölf auch Feuer im Keller der Universitätsbibliothek.[3] Das Gebäude brannte in der Nacht vom 25. auf den 26. August nieder. Dabei gingen 1000 mittelalterliche Handschriften, 800 Inkunabeln und 300.000 Bücher verloren. Nur das gotische Rathaus von Löwen blieb verschont, es diente als Hauptquartier und Unterkunft für deutsche Offiziere.[4]
(…)
Die Zerstörung Löwens und die massenhafte Erschießung von Zivilisten gelten als eines der schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen des Ersten Weltkriegs.


Die deutschen Soldaten haben eine Stadt zerstört, darunter vorsätzlich auch die Universitätsbibliothek, obwohl diese laut HKLO als geschützt galt. Ganz offensichtlich haben die Offiziere, die das befohlen hatten, die Bestimmungen der HKLO nicht gekannt.
Jetzt wird wahrscheinlich kommen: Löwen war eine Ausnahme.
 
Schon wieder eine Relativierung!

Blödsinn. Alles was nicht deutsche "Horden, Barbaren oder Hunnen" etc.etc. und "Mörder, Vergewaltiger Diebe" etc.etc. sind, scheint für dich eine Relativierung darzustellen. Ich habe meine Ausführung jeweils mit Quellen belegt. Ich kann dir gerne noch viele weitere Beispiele liefern; du scheinst damit ein Problem zu haben. Wenn ein Krumreich in der Lage ist, und der ist absoluter Frankreich Fan, seine Meinung zu diesem Thema eine Revision zu unterziehen, dann solltest du es auch.

Im Sommer 1914 gab es auf beiden Seiten Kriegsgreuel und andere nicht dem damaligen Recht entsprechenden Handlungen der Soldaten beider Seiten; ob es dir nun gefällt oder nicht.

Ich habe nirgendwo in Frage gestellt oder bestritten, das sich die deutschen Soldaten nichts zu Schulden kommen lassen haben. Im Gegenteil. Dir geht es bloß und ausschließlich um die Verbrechen der Deutschen. Alles andere interessiert dich nicht. Aber da sollte man doch schon etwas differenzierter betrachtet und gewertet werden. Einfach tumb deutsche Soldaten als Verbrecher abzuqualifizieren und die armen Belgier sind alles nur Opfer, das ist so nicht zutreffend. Dafür gibt es reichhaltig Belege.
Interessant finde ich, das du zu den Ausführungen der Generäle Bach und Lanrezac so rein gar nichts zu sagen hast. Na ja, passt nicht so ganz in deine Argumentation.

Das trifft auf Belgien zu, weil das deutsche Ultimatum am 2. August um 8 Uhr abends erfolgte. Am 3. August wies die belgische Regierung das Ultimatum zurück, und schon in der Nacht von 3. auf 4. August 1914 überschreiten deutsche Truppen die deutsch-belgische Grenze. Wann also hätte Belgien Zeit gehabt, einen ordentliche Widerstand (Uniformen, Rangabzeichen etc.) zu organisieren?

So, du glaubst also tatsächlich das der völkerrechtwidrige Einmarsch deutscher Truppen in Belgien für Brüssel eine Überraschung war? Es hat schon lange vor Ausbruch des Krieges Besprechungen zwischen Belgien, Frankreich und England gegeben.

Kurz ein paar ganz wenige Sätze zu Löwen, du wirst auf diese wohl erneut nicht reagieren.
In Löwen gab es Franktireure.
Am 14. und 15.Januar 1915 wurden in Löwen 26 Personen exhumiert, die in der Nacht zum 26.August 1914 auf dem Platz Van de Weyer ihr Leben verloren und ohne weitere Identifizierung bestattet worden waren. Dieses "Massengrab" wurde der Öffentlichkeit als "Franktireur-Massengrab" bekannt. Diese Exhumierung fand aufgrund der Bitte des Bürgermeisters von Löwen Nerincx statt. Nerincx fertigte ein exaktes Protokoll an. Eine beglaubigte Abschrift sandte der Bürgermeister ein paar Wochen später an das Reichsarchiv. Die Angaben zu den Leichen sind dazu geeignet die deutschen Angaben zu stützen. Beispielsweise war bei einer Leiche eine belgische Mauserkugel und kleinkalibrige Patronen aus Kupfer mit Flobertkarabiner Patronen 6mm Kaliber, ein Erkennungsheft des Major Eickhorn. Eickhorn war ein pensionierter belgischer Major. Nachlesen kannst du dieses und anderes interessante Fakten bei Schütt, Das Franktireur Massengrab von Löwen.

Einmal wurde und wird behauptet, das eine bezeugte plötzliche Schießerei, rein zufällig und identifizierbaren Urheber, außerhalt jedes militärischen Kontextes und dann noch simultan im ganzen Stadtgebiet, was dann in eine gnadenlose Terrorisierung der Bevölkerung einmündet haben soll. Kommt mit mindestens fragwürdig vor.
Andererseits sollen die Ereignisse angeblich durch zwei deutsche Einheiten ausgelöst worden sein,, die infolge einer nördlich vor Löwen erlittnenen Niederlage sich versehentlich gegenseitig beschossen haben und dann zur Abschlachtung der Bevölkerung geschritten sein sollen. Kommt mir ebenfalls merkwürdig vor.

Wenn du zu Löwen eine ausführliche Diskussion führen möchtest, dann würde ich anregen, zu diesem Zwecke einen separaten Faden aufzumachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, ich will zu Löwen keine Diskussion führen, schließlich hast du nichts dazu gesagt oder nur auf Umwegen, nämlich, dass die Exhumierungen die deutsche Version stützten.

Aber in meinem Beitrag ging es gar nicht darum, ob die deutschen Soldaten hinterrücks von den Belgiern erschossen wurden – wahrscheinlich wurden sie –, sondern um die Zerstörung einer ganzen Stadt, und hier im Besonderen der Universitätsbibliothek, die unter dem Schutz Haager Landkriegsordnung stand, die aber die deutschen Offiziere offenbar nicht kannten, schließlich ließen sie ihre Soldaten 4 Tage lang die Zivilisten erschießen und die Stadt niederbrennen (248 Bürger starben in den Flammen oder wurden erschossen).

Ich habe fertig.
 
Die Zerstörung der Stadt und insbesondere der Bibliothek mit ihren Schätzen wurde von mir gar nicht in Frage gestellt und wird es auch nicht.
Aber zu einer differenzierten Betrachtungsweise gehören dann aber eben auch die näheren Umstände, die dich aber nicht weiter interessieren.
 
Schon die Haager Landkriegsordnung (HLKO) gesteht der Bevölkerung eines nicht besetzten Gebietes den Kombattantenstatus zu, wenn sie gegen eine Invasion in der sogenannten Levée en masse zu den Waffen greift, ohne Zeit gehabt zu haben eine ordentliche Organisation einzurichten. Artikel 2 der HLKO verlangt in diesem Fall lediglich offenes Tragen der Waffen und das Beachten der Gesetze und Gebräuche des Krieges.

Der Bevölkerung eines nicht besetzten Gebietes, was dann schon einmal das gesamte besetzte Hinterland hinter der Front ausschließt.

Das trifft auf Belgien zu, weil das deutsche Ultimatum am 2. August um 8 Uhr abends erfolgte. Am 3. August wies die belgische Regierung das Ultimatum zurück, und schon in der Nacht von 3. auf 4. August 1914 überschreiten deutsche Truppen die deutsch-belgische Grenze. Wann also hätte Belgien Zeit gehabt, einen ordentliche Widerstand (Uniformen, Rangabzeichen etc.) zu organisieren?

Also zum 1. In Belgien trat bereits am 31. Juli die allgemeine Mobilmachung in Kraft, damit war der Zustand der droheden Kriegsgefahr für niemanden mehr zu übersehen, potentille sich abseits der regulären Streitkräfte zum Widerstand bereitfindende Gruppen, waren also nicht weniger als 3 Tage vor dem Beginn des Angriffs vorgewarnt und hatten dementsprechend Zeit sich mit irgendetwas einzudecken, dass als Erkennungszeichen für Kombattanten dienen konnte.
Das betrifft die direkt im Grenzraum in Ostbelgien ansässige Bevölkerung.
Bewohner von Brabant und Flandern, die der Krieg faktisch erst Wochen später erreichte, hatten deutlich mehr Zeit. In Brüssel standen die deutschen Truppen zB. erst am 20 August, also 3 Wochen nach der belgischen Mobilmachung, die Zerstörungen in Leuven fanden erst ab dem 25 August statt.

Insofern belgische Partisanentätigkeit abseits der Spielregeln per se damit entschuldigen zu wollen, die daran beteiligtenn haben keine Zeit gehabt gehabt, sich mit entsprechenden Erkennungszeichen zu versehen trägt nicht, zumal die HLKO meines Wissens nach keine Regulären Uniformen, sondern lediglich eindeutige Erkennungszeichen als Kombattanten verlangt.
Das bedeutete mehr oder minder, dass bei einer entpsrechenden Truppe gleich-/ähnlichfarbene Kleidung mit aufgenähten Phantasieabzeichen im militärischen Stil hinreichend sein dürften und das zu bewerkstelligen, dauert sicherlich nicht mehr als ein paar Tage.
Im äußersten Fall, bedeutet das ein paar Satz Klamotten in den nächsten Färberbottich, oder auch das nächste Weinfass zu werfen, zu warten, bis die einigermaßen trocken sind (was im Hochsommer Ende Juli-Anfang August in der Regel schnell geht) und ein paar Phantasieabzeichen drannzunähen, sich entsprechende Scherpen oder Armbinden zu basteln (dauert auch maximal ein paar Stunden) und fertig.
In einer Hochzeit des Nationalismus, in der in mehr oder weniger in jeder Stadt so viele Nationalflaggen herumhingen, dass man die Armee eines kleinen Landes damit hätte ausrüsten könnnen, sollte das Beschaffen von entsprechenden Erkenungszeichen nicht das besonders große Problem dargestellt haben.

Die deutschen Soldaten haben eine Stadt zerstört, darunter vorsätzlich auch die Universitätsbibliothek, obwohl diese laut HKLO als geschützt galt.

In Anbetracht des Umstands, dass man wohl tatsächlich sehr ernsthaft versucht hat den Brand in der Bibliothek zu löschen, wird man den wahrscheinlich nicht als vorsätzlich gelegt betrachten können.

Ganz offensichtlich haben die Offiziere, die das befohlen hatten, die Bestimmungen der HKLO nicht gekannt.
Darauf dass das in der Form, wie der von dir verlinkte Artikel es darstellt Unsinn ist, bist du bereits hingewiesen worden.
Davon ab, um sich des Umstands bewusst zu sein, dass es nicht zu den akzeptierten Regeln der Kriegsführung gehört wahllos einfach Städte anzuzüden, muss man die HLKO nicht kennen.
Gerade bei den Protestanten, bei denen ja nun etwa der Brand und die Verwüstung Magdeburgs im 30-Jährigen Krieg in der kollektiven Erinnerungskultur durchaus eine Rolle gespielt haben dürfte, gerade auch Zuge des Aufkommens der protestantisch orientieertenn Nationalgeschichtsschreibung, wird auch ohne Detailkenntnisse der HLKO ein gewisse Sensibilität dafür, dass das ein absoluter Tabubruch war/ist durchaus vorausgesetzt werden können.
 
Darauf habe ich mir erlaubt bereits in #135 hinzuweisen. :)

Der Untergrundkrieg war eben nicht legitim. Gemäß Artikel 2 der Haager Landkriegsordnung war ziviler Widerstand in Gebieten, die in Feindeshand waren, untersagt.
Eine Grundregel der Haager Landkriegsordnung für jeden bewaffneten Widerstand war u.a. das offene Trage von Waffen. Das bedeutet, das Waffen so getragen werden müssen, das plötzlich, heimtückische Überfälle unmöglich wurden. Des Weiteren mussten Freund und Feind klar erkennbar sein; entweder entsprechende Uniformen oder nicht zu übersehende Abzeichen. Dagegen verstieß praktisch der gesamte belgische Partisanenkrieg und verletzte damit auch das Völkerrecht, in dem man eben von den Waffen hinterhältigen Gebrauch machte, was doch häufig der Fall war.
 
Ich bin nun kein Experte auf dem Gebiet. Nach dem, was ich dazu gelesen habe, würde ich einem Großteil der deutschen Soldaten zubilligen, dass die von der Existenz von Franctireurs überzeugt waren. Äußerlich waren Milizen Landwehren usw. nicht unbedingt sofort als Soldaten erkennbar

Dass aber nun durch die Veröffentlichungen von Spraul und Keller das Rad neu erfunden wurde. Dass die Geschichte des 1. Weltkriegs umgeschrieben werden muss und die Aktivitäten belgischer Franctireurs nunmehr als unumstößliche Tatsache anzusehen ist, sehe ich ehrlich gesagt nicht.

Ulrich Keller ist Kunsthistoriker, bisher eher durch Bildbände zum Weltkrieg hervorgetreten.
Das Material auf das er sich stützt, ist ein deutsches Weißbuch, das redaktionell mehrfach bearbeitet wurde. Berichte deutscher Soldaten, die nicht zum Narrativ passten und Aussagen belgischer Zivilisten wurden entfernt.
Massaker in Tamines, Ethe, Termonde wurden übergangen.

In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurde ausgedehntes Material gesammelt, nicht zuletzt auch, um Deutschland zu entlasten. Das Reichsarchiv hat auch verdienstvolle Arbeit geleistet und zur Erforschung beigetragen.

Es gab zahlreiche Kriegsmythen, und die Furien, die verwundete deutsche Soldaten erdolchten, die Frauen, Kinder und Geistlichen, die mit Dolch, Beil und Schrotflinte deutsche Soldaten aus dem Hinterhalt niederschossen füllten Berichte, ganz ähnlich wie die Sagen von gekreuzigten Kanadiern oder belgischen und französischen Kindern, denen Boches und Huns die Hände abgeschnitten haben.

Die Existenz von organisiertem Franctireurs-Widerstand in Belgien hat aber keine Publikation wirklich nachgewiesen oder nachweisen können.

Um das zu beweisen, zu belegen- da gehört dann doch ein wenig mehr dazu, als den ungeliebten Kollegen unsauberes Arbeiten vorzuwerfen, und da braucht es auch ein bisschen mehr an Quellen, als ein Weißbuch.

Es fällt doch ein wenig schwer, zu glauben, dass eine weitgehend bäuerliche Bevölkerung, dass Zivilisten, Frauen, Jugendliche, die keinerlei militärische Ausbildung absolviert hatten, die nicht an der Waffe ausgebildet waren, ohne koordinierte Kommandostrukturen- Eine solche Bevölkerung, solche Zivilisten, die angedrohte Repressalien im Hinterkopf hatten, und deren Besitz und Familienangehörige völlig ungeschützt Vergeltungsmaßnahmen der Besatzer ausgesetzt gewesen wären.

Eine solche zivile Bevölkerung: Frauen, Kinder, Alte deren Hab und Gut völlig vom Wohlwollen der Besatzer abhing, ungeübt in den Waffen, ohne militärische Ausbildung und Organisation, ohne geeignete Kriegswaffen, eine solche Bevölkerung, die so verwundbar durch Vergeltungsmaßnahmen war- die soll, als reguläre Soldaten schon die Waffen streckten, über deutsche Soldaten hergefallen sein, die soll all die naheliegenden Vergeltungsmaßnahmen für Nachbarn, Verwandte, für Vermögen, Leib und Leben billigend in Kauf genommen haben?

Das zu glauben, fällt zumindest mir sehr schwer.
 
Ich bin nun kein Experte auf dem Gebiet. Nach dem, was ich dazu gelesen habe, würde ich einem Großteil der deutschen Soldaten zubilligen, dass die von der Existenz von Franctireurs überzeugt waren. Äußerlich waren Milizen Landwehren usw. nicht unbedingt sofort als Soldaten erkennbar

Was mich an der Franctireur-Klamotte bislang immer etwas irritiert hat, ist dass der Umstand, dass die Figur des Franctireurs ja eigentlich ein Rekurs auf das Auftreten von Partisanen im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 zu sein scheint, weswegen ich mich da immer gefragt habe, warum man solche Aktivitäten in Belgien vermutete.

Sicherlich konnte man wegen des Gebrauchs der französischen Sprache in der Wallonie den Süden des Landes vielleicht noch für irgendwie französisch halten, das erklärt für mich allerdings nicht, warum es diese Panik vor dem Franctireur offesichtlich auch im flandrischen Norden gab.

Es fällt doch ein wenig schwer, zu glauben, dass eine weitgehend bäuerliche Bevölkerung, dass Zivilisten, Frauen, Jugendliche, die keinerlei militärische Ausbildung absolviert hatten, die nicht an der Waffe ausgebildet waren, ohne koordinierte Kommandostrukturen- Eine solche Bevölkerung, solche Zivilisten, die angedrohte Repressalien im Hinterkopf hatten, und deren Besitz und Familienangehörige völlig ungeschützt Vergeltungsmaßnahmen der Besatzer ausgesetzt gewesen wären.

Das direkt in den Gebieten ansässige Bevölkerung zur Waffe gegriffen hätte (jedenfalls im größeren Stil), kann ich mir wegen der angedrohten Repressionen auch nur schwer vorstellen.
Was ich mir dagegen durchaus vorstellen könnte (aber das ist jetzt rein spekulativ), dass wären eventuell Gruppen von im Ausland (Niederlande oder Großbritannien) ansässigen Belgiern, die es möglicherweise für ihre patriotische Pflicht hielten, auf eigene Faust abseits der regulären Streitkräfte irgendwas zur Verteidigung Belgiens tun zu müssen und die, wenn ihre Familien im Ausland lebten solche Hemmungen möglicherweise nicht hatten.

Es gibt ja, was de 1. Weltkrieg betrifft, mitunter ganz erstaunliche Geschichten von Auswanderern, die des Krieges wegen meinten in ihre Heimatländer zurückkehren und da kämpfen zu müssen.
 
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