Schon die Haager Landkriegsordnung (HLKO) gesteht der Bevölkerung eines nicht besetzten Gebietes den Kombattantenstatus zu, wenn sie gegen eine Invasion in der sogenannten Levée en masse zu den Waffen greift, ohne Zeit gehabt zu haben eine ordentliche Organisation einzurichten. Artikel 2 der HLKO verlangt in diesem Fall lediglich offenes Tragen der Waffen und das Beachten der Gesetze und Gebräuche des Krieges.
Der Bevölkerung eines
nicht besetzten Gebietes, was dann schon einmal das gesamte besetzte Hinterland hinter der Front ausschließt.
Das trifft auf Belgien zu, weil das
deutsche Ultimatum am 2. August um 8 Uhr abends erfolgte. Am 3. August wies die belgische Regierung das Ultimatum zurück, und schon in der Nacht von 3. auf 4. August 1914 überschreiten deutsche Truppen die deutsch-belgische Grenze. Wann also hätte Belgien Zeit gehabt, einen ordentliche Widerstand (Uniformen, Rangabzeichen etc.) zu organisieren?
Also zum 1. In Belgien trat bereits am 31. Juli die allgemeine Mobilmachung in Kraft, damit war der Zustand der droheden Kriegsgefahr für niemanden mehr zu übersehen, potentille sich abseits der regulären Streitkräfte zum Widerstand bereitfindende Gruppen, waren also nicht weniger als 3 Tage vor dem Beginn des Angriffs vorgewarnt und hatten dementsprechend Zeit sich mit irgendetwas einzudecken, dass als Erkennungszeichen für Kombattanten dienen konnte.
Das betrifft die direkt im Grenzraum in Ostbelgien ansässige Bevölkerung.
Bewohner von Brabant und Flandern, die der Krieg faktisch erst Wochen später erreichte, hatten deutlich mehr Zeit. In Brüssel standen die deutschen Truppen zB. erst am 20 August, also 3 Wochen nach der belgischen Mobilmachung, die Zerstörungen in Leuven fanden erst ab dem 25 August statt.
Insofern belgische Partisanentätigkeit abseits der Spielregeln per se damit entschuldigen zu wollen, die daran beteiligtenn haben keine Zeit gehabt gehabt, sich mit entsprechenden Erkennungszeichen zu versehen trägt nicht, zumal die HLKO meines Wissens nach keine Regulären Uniformen, sondern lediglich eindeutige Erkennungszeichen als Kombattanten verlangt.
Das bedeutete mehr oder minder, dass bei einer entpsrechenden Truppe gleich-/ähnlichfarbene Kleidung mit aufgenähten Phantasieabzeichen im militärischen Stil hinreichend sein dürften und das zu bewerkstelligen, dauert sicherlich nicht mehr als ein paar Tage.
Im äußersten Fall, bedeutet das ein paar Satz Klamotten in den nächsten Färberbottich, oder auch das nächste Weinfass zu werfen, zu warten, bis die einigermaßen trocken sind (was im Hochsommer Ende Juli-Anfang August in der Regel schnell geht) und ein paar Phantasieabzeichen drannzunähen, sich entsprechende Scherpen oder Armbinden zu basteln (dauert auch maximal ein paar Stunden) und fertig.
In einer Hochzeit des Nationalismus, in der in mehr oder weniger in jeder Stadt so viele Nationalflaggen herumhingen, dass man die Armee eines kleinen Landes damit hätte ausrüsten könnnen, sollte das Beschaffen von entsprechenden Erkenungszeichen nicht das besonders große Problem dargestellt haben.
Die deutschen Soldaten haben eine Stadt zerstört, darunter vorsätzlich auch die Universitätsbibliothek, obwohl diese laut HKLO als geschützt galt.
In Anbetracht des Umstands, dass man wohl tatsächlich sehr ernsthaft versucht hat den Brand in der Bibliothek zu löschen, wird man den wahrscheinlich nicht als vorsätzlich gelegt betrachten können.
Ganz offensichtlich haben die Offiziere, die das befohlen hatten, die Bestimmungen der HKLO nicht gekannt.
Darauf dass das in der Form, wie der von dir verlinkte Artikel es darstellt Unsinn ist, bist du bereits hingewiesen worden.
Davon ab, um sich des Umstands bewusst zu sein, dass es nicht zu den akzeptierten Regeln der Kriegsführung gehört wahllos einfach Städte anzuzüden, muss man die HLKO nicht kennen.
Gerade bei den Protestanten, bei denen ja nun etwa der Brand und die Verwüstung Magdeburgs im 30-Jährigen Krieg in der kollektiven Erinnerungskultur durchaus eine Rolle gespielt haben dürfte, gerade auch Zuge des Aufkommens der protestantisch orientieertenn Nationalgeschichtsschreibung, wird auch ohne Detailkenntnisse der HLKO ein gewisse Sensibilität dafür, dass das ein absoluter Tabubruch war/ist durchaus vorausgesetzt werden können.