Lassen wir mal den guten mopsbauer - sein Beitrag ist auf einem Niveau, der Antwort nicht lohnt, weil man gar nicht weiss, wo man in dem Wust von unfundierten Pauschalurteilen überhaupt anfangen soll. Es gibt hier allerdings auch andere Beiträge, die sich zwar nicht gerade durch Differnzierung auszeichnen, aber zumindest Antwort verdienen:
Es ist nicht alles ganz so einfach, wie von mospbaer dargestellt. In der Tat ist Entwicklungshilfe ein großes Problem. Und zwar, weil gut gemeinte Entwicklungshilfe Arbeitsplätze vor Ort zerstört. Ein Bsp: Ich bringe Saatgut in ein Entwicklungsland: Ich zerstöre damit die Lebensgrundlage der Saatguthändler. Dann kommen große Firmen mit genmanipulierten Saaten, welche sie teuer an die Bauern verkaufen. Leider (ökonomisch für die Kleinbauern, ökologisch vielleicht eine andere Sache) gehört zur Genmanipulation auch, dass die Aussaat vielleicht stärkehaltige Nahrungsmittel erbringt, aber leider kein neues treibfähiges Saatgut, was die Bauern wiederum in Abhängigkeit bringt.
- Importiertes Saatgut zerstört nicht die Lebensgrundlage der Saatguthändler, sondern stärkt sie. Zerstört bzw. gefährdet wird lediglich die Lebensgrundlage lokaler Saatguthersteller, aber die sind typischerweise soweiso relativ schwach (s.u.). Der Handel profitiert von Importen, weil er endlich etwas zu handeln hat.
- Du vermischst hier einiges: Hybrid-Saatgut, welches sich nicht selbst vermehren lässt, ist nicht notwendigerweise genmamipuliert. Importierte Getreidesaaten (Ausnahme: Mais) sind in der Regel zwar Hybride, aber nicht genmanipuliert. Genmanipuliertes Saatgut wird v.a. für Ölssaaten (Soja, Raps) eingesetzt, und ergibt gerade keine stärkehaltigen Nahrungsmittel. Die Entwicklungshilfe (staatlich sowie Stiftungen/ kirchlich etc.) ist typischerweise nicht am Import genmanipulierter Saaten beteiligt.
- Mit modernen Getreidesaaten lassen sich erhebliche Produktivitätsgewinne erzielen. In Äthiopien erhält man mit Teff, einer traditionellen Hirseart, Erträge in der Größenordnung von etwa 1 t/ha. Mit Triticale, einer klimaangepassten Weizenvarietät, sind selbst bei klienbäuerlichem Anbau ohne systematische Düngung etc. Hektarerträge in der Größenordnung von 2,5- 3t zu erzielen. Zum Vergleich: Ein deutscher Ökobauer erzielt Getreideerträge von knapp 7 t/ ha, konventioneller Anbau bringt bis zu 10 t/ ha. Die Ernährungsprobleme in Afrika sind also v.a. einer extrem niedrigen Produktivität geschuldet, und verbessertes Saatgut ist ein wesentliches Element zur Produktivitätssteigerung.
Selbstvermehrung von Saatgut ist eine zweischniedige Sache, da sie relativ schnell zur Degeneration führt, d.h. die Erträge von Jahr zu Jahr kontinuierlich sinken (liegt u.a. daran, dass das Saatgut nicht systematisch selktiert wird).
Im übrigen geht es bei (importierten) neuen Saatgutvarianten häufig auch um neue Eigenschaften. Die Getreideverarbeitung fragt beispielsweise verstärkt glutenreichere Varianten nach, da diese in Bäckereien oder in der Pastaherstellung besser zu verarbeiten sind. Da in Afrika ein massiver Verstädterungsprozess stattfindet, steigt die lokale Nachfrage nach verarbeiteten Getreideprodukten; und Mühlen, Bäckereien und Pastahersteller in den afrikanischen Städten zeigen starkes Wachstum. Wenn sich die lokale Landwirtschaft auf diese Änderungen in der Nachfragestruktur nicht einstellt, wird sie irgendwann von den urbanen Märkten abgekoppelt, d.h. die Verarbeiter kaufen importiertes Getreide (so z.T. der Fall in Äthiopien).
- Ein grundlegendes Problem ist die fehlende Marktintegration vieler Kleinbauern. Hierfür gibt es viele Gründe, angefangen von unzureichender Verkehrsanbindung (die Ware kommt gar nicht erst auf den Markt), über Verzerrungen der Aufkaufstruktur (legendär sind staatliche Handelsmonopole, die vielfach Ankaufspreise nicht kostendeckend festsetzen und/oder auch Horte der Korruption sind - Ghana hat so in den 1970er/1980er-Jahren seine Kakaoproduktion weitgehend zerstört, und ist vom weltgrößten Kakaoproduzenten auf Platz vier der Weltproduktion abgestiegen), bis hin zu regulierten Märkten für landwirtschaftliche inputs (billiger Dünger, leider aber nicht in ausreichender Menge, so dass die vermeintliche Kostenersparung durch Schmiergelder, um überhaupt an Dünger heranzukommen, wieder aufgehoben wird - in Äthiopien stieg Anfang diese Jahrtausends nach Freigabe des Düngermarktes der Preis um 30%, und der Düngereinsatz der Kleinbauern verdoppelte sich!).
- Ein traditionelles Problem stellte die Nahrungsmittelhilfe dar - die Verteilung von Importgetreide an Hungernde zerstörte die Märkte für lokales Getreide, und trieb Bauern aus der Marktproduktion in die Subsistenz, mit der Folge niedrigerer Erträge (kein Geld für Saatgut/ Dünger) und höherer Risikoanfälligkeit bei Dürre / katastrophen (keine Ersparnisse, um Lebensmittel auf dem Markt zu kaufen). Die Entwicklungszusammenarbeit hat dieses Problem bereits in den 1980er Jahren erkannt, und alternative Strategien entwickelt (permanente Marktbeobachtung, um Verknappung frühzeitig zu entdecken und zu lokalisieren; staatliche Vorratshaltung; Intervention bei Verknappung über den Getreidehandel statt Direktverteilung an 'Hungernde'). Leider haben allerdings insbesondere unsere amerikanischen Freunde etwas länger gebraucht, um von direkten Getreidelieferungen abzukommen (da stand wohl manchmal die Sorge um die eigenen Farmer mehr im Vordergrund als die Sorge um Hungerprävention in Afrika). Spätestens seit der Jahrtausendwende ist das Theme Nahrungsmittelhilfe aber international durch; nur in Notsituationen (Erdbeben, Bürgerkriege etc.) wird heute noch direkte Nahrungsmittelverteilung angewandt.
- Grundsätzlich gilt also: Man muss landwirtschaftliche Märkte in Afrika zum funktionieren bringen, durch Abbau von Marktverzerrungen, Unterstützung der Kleinbauern (auch im Hinblick auf ertragreicheres und an Kundenwünsche angepasstes Saatgut), und Stärkung des lokalen Handels. In solchen funktionierenden Märkten entwickelt sich dann auch lokale Saatgutforschung und -produktion, weil lokales Saatgut tendenziell besser angepasst und kostengünstiger als importiertes ist. Und auich der Aufkäufer in der äthiopischen Kleinstadt weiss inzwischen schon, dass genmanipulierte Ölsaaten beim europäischen Kunden nicht ankommen, und bei der hauptstädtischen Mittelschicht typischerweise auch nicht. Dass genmanipulierte Ölsaaten in Afrika trotzdem teilweise massiv angebaut werden, hat andere Gründe: Biodiesel, und die EU-Klimaschutzstrategie, die auf zunehmenden Import von Bio-Kratstoffen setzt (ich erspare jetzt die Details, das würde zu tagespolitisch).
Ein anderes Problem: Diamanten und Seltene Erden. Gibt es in Afrika. Leider aber haben Konzerne der Westlichen Welt, Chinas etc. ein Interesse daran, an diese Seltenen Erden kostengünstig zu kommen. Das klappt am Besten, wenn man vor Ort Kriege am Laufen hält..
Na, ja .. Der größte Diamantenproduzent der Welt ist Südafrika, auch Namibia fördert ganz ordentlich Diamanten, ohne dass sich dort irgendjemand zum Anstiften von Bürgerkriegen berufen fühlt, um Kosten zu senken. Auch die großen Goldproduzenten (Botswana, Ghana) zeigen sich als Oasen der Stabilität inmitten einer tendenziell unruhigen Nachbarschaft. Gleiches gilt für Sambia, den zweitgrößten Kupferproduzenten der Welt.
Ja, die Kriege... - teilweise ein Erbe der Kolonialpolitik, weil Stammesgrenzen und infrastruktureller Ausbau nun so gar nicht zusammenpassen.
Da ist Dir voll und ganz zuzustimmen. Nimm dazu für Westafrika dann noch den traditionellen Konflikt ziwschen der Regenwaldzone (Sklavenjäger) und der Savannenbevölkerung (Versklavte), der im kulturellen Gedächtnis durchaus noch lebendig ist, und Du hast ein ganz ordentliches Pulverfass. In Zentral- / Südwestafrika finden wir stattdessen die Erbschaften des kalten Kriegs (angolanischer Bürgerkrieg, westliche Stützung von Mobuto im Kongo), und die Folgen der Clintonschen Anglizierungspolitk sowie der französischen Reaktion darauf (Ruanda, Burundi, Kongo).
In Einzelfällen haben westliche Länder / Konzerne durchaus aktiv gezündelt, um Rohstoffvorkommen unter ihre Kontrolle zu bekommen. Belegt ist dies u.a. für den Kongo (Kupferminen in Katanga), und für den Biafrakrieg in den 1970ern um die Ölreserven im Nigerdelta. In anderen Fällen (Liberia, Sierra Leone, Ost-Kongo, Angola) sorgen die Rohstoffvorkommen eher dafür, dass sich ein aus anderen Gründen entstandener Konflikt verlängert, weil aus den Rohstofferlösen Waffen gekauft und die Kämpfer bezahlt werden können. Wie oben gesagt, gibt es aber auch genug Beispiele dafür, dass Rohstoffabbau Länder stabilisiert - man sollte die jeweiligen Regierungen und politischen Führer nicht einfach aus ihrer Verantwortung entlassen, indem man den schwarzen Peter allein den "westlichen Konzernen" zuschiebt.
Alternativ zu den Seltenen Erden könnten wir natürlich vom Öl aus dem Nigerdelta sprechen oder von der Abfischung der traditionellen westafrikanischen Fischgründe durch chinesische Seelenverkäufer für den europäischen Markt. Die Chinesen fischen mit schrottreifen Schiffen, der Fisch wird fangfrisch auf schwimmende Transportfabirken umgeladen, die den Fisch tiefkühlen und in Rotterdam, Portsmouth und Hamburg abladen, damit wir arme, durch allzuviele afrikanische Flüchtlinge gebeutelte Europäer unseren Fisch essen, während die Mama einer sengalesischen Fischerfamilie nicht weiß, wie sie ihre Kinder satt bekommen soll. Aber das ist ja typisch für die Afrikaner, erst schnaxeln und dann die Kinder nach Europa schicken.
Zum Fisch kann ich nicht sehr viel sagen. Ich denke aber, dass weniger die Chinesen, als vor allem Franzosen und Spanier vor der senegalesischen Küste fischen - abgeladen wird dann in La Rochelle oder auf den Kanaren. Die Chinesen sind sicherlich nicht so dumm, nach Europa zu verkaufen, wo sie doch in Japan viell bessere Preise kriegen ..
Zwar nicht unbedingt ökologisch, aber zumindest ökonomisch profitiert Afrika durchaus von den folgenden Fischen
Tilapia ? Wikipedia;
Nilbarsch ? Wikipedia