Nahkampfwaffen im Ersten Weltkrieg

Genau den. Ein gutes Beispiel für die erstaunliche Kreativität, welche die Soldaten an den Tag legten um ihren Mitmenschen das Lebenslicht auszupusten......
 
Blankwaffen machten im Grabenkampf durchaus Sinn, und eine Spezialität dieser Kriegsführung war das "ausputzen" eines Grabens. Das war natürlich ein Euphemismus, den "ausputzen" bedeutete, die Insassen des Grabens zu massakrieren.

In Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit" erklärt "die Schalek", Österreichs einzige Kriegskorrespondentin Alice Schalek einem naiven Kollegen, was "ausputzen" bedeutet. Auf diesem Gebiet haben auch die Leutnants Fallota und Beinsteller Erfahrungen, die es lieben, serbische Zivilisten und "Katzelmacher" (Italiener) zu töten, wenn sie nicht eigene Leute aufhängen oder in der Kälte anbinden lassen. In einer Szene bei Verdun lobt der Colonel Gloirefassant" seine Nettoyeurs, das französische Pendant zu den "Ausputzern" der Mittelmächte. Diese waren mit Revolvern, Pistolen und Faschinenmessern bewaffnet. Kraus ist natürlich ein problematischer Zeitzeuge, doch besteht er darauf, dass die unwarscheinlichsten Gespräche und Taten nur Zitate seien.

Würdest du zum "ausputzen" von Gräben nicht eher einen Flammenwerfer, eine Maschinenpistole oder entsprechende improvisierte Feuerwaffen wie die 08 mit Schneckenmagazin und Schulterstütze verwenden? Handgranaten scheinen dafür auch recht sinnvoll zu sein. Wobei ich allerdings nicht weiß inwieweit man vorgenannte Waffentypen zude den Nahkampfwaffen zählen kann. Die Reichweite ist jedenfalls nicht allzu groß. Blankwaffen sind dann doch eher was für Kämpfe in den Gräben.
 
"Ausputzen" bedeutete nicht unbedingt, einen Graben von Kombattanten zu "säubern", wofür Handgranaten, Pistolen und Flammenwerfer sicher geeigneter waren. "ausputzen" bedeutete, alles zu töten, was sich noch im Graben bewegte, darunter natürlich Verwundete und Gefangene. Die "Ausputzer" und Nettoyeurs waren auch nich Angreifer der ersten Welle, sondern folgten vielmehr den Sturmtruppen, um Terror zu verbreiten.
 
Gil-galad: eine Maschinenpistole
Die erste echte Maschinenpistole war die Bergmann MP 18 die gegen Ende des WK1 für die Grabenkriege mit 10000 Exemplaren ausgegeben wurde.
Die Bergmann, Spitzname "Grabenräumer", war im Einsatz so erfolgreich, daß als Folge im Versailler Vertrag den Deutschen die Herstellung und der
Besitz von MP's verboten wurde.
Weiterhin war die Pistole C96 von Mauser sehr erfolgreich. Diese Pistole im Kaliber 7,63 Mauser war über viele Jahre die stärkste und leistungsfähigste
Faustfeuerwaffe der Welt. Sie wurde erst in den 50er-Jahren durch Revolver der Fa. S&W im Kaliber .44 Magnum übertroffen (s."Dirty Harry"). Die Pistolen waren im WK1 aber i.d.R. nur Offizieren oder bestimmten Spezialisten vorbehalten ( z.B. bei der Feldartillerie den Stangenreitern).
 
Auf die Bedeutung von Pistolen weißt auch die große Menge an Zusatzmaterial hin, die für diese Waffen - teils von den Soldaten selber, teils von den Waffenfirmen nach den Erfahrungen des Grabenkriegs - gefertigt wurden: Pistolen mit kleinen Klappbajonetten o.ä. Ich habe mal ein Bild einer Luger P08 mit Schulterstütze und Trommelmagazin im Anhang.
 

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Gil-galad: eine Maschinenpistole
Die erste echte Maschinenpistole war die Bergmann MP 18 die gegen Ende des WK1 für die Grabenkriege mit 10000 Exemplaren ausgegeben wurde.
Die Bergmann, Spitzname "Grabenräumer", war im Einsatz so erfolgreich, daß als Folge im Versailler Vertrag den Deutschen die Herstellung und der
Besitz von MP's verboten wurde.
Weiterhin war die Pistole C96 von Mauser sehr erfolgreich. Diese Pistole im Kaliber 7,63 Mauser war über viele Jahre die stärkste und leistungsfähigste
Faustfeuerwaffe der Welt. Sie wurde erst in den 50er-Jahren durch Revolver der Fa. S&W im Kaliber .44 Magnum übertroffen (s."Dirty Harry"). Die Pistolen waren im WK1 aber i.d.R. nur Offizieren oder bestimmten Spezialisten vorbehalten ( z.B. bei der Feldartillerie den Stangenreitern).

Die Mauser C 96 war tatsächlich eine sehr gute Pistole, die eine enorme Durchschlagskraft besaß. Winston Churchill trug eine beim Sudanfeldzug Kitchners. In der Zeit der Russischen Revolution war die Mauser bei den Kommissaren sehr beliebt. "Das Wort hat der Genosse Mauser" lautete ein Spruch aus dieser Zeit. Später wurde für die Sowjetunion die Mauser Bolo gefertigt, einige dieser Waffen konnten manuell auf Dauerfeuer geschaltet werden, so dass die Pistole wie eine vollautomatische Waffe feuern konnte.
 
ja war ja auch als solches gedacht doch der Einsatz als "Maschinenpistole" im Grabenkampf war doch effektiver. Ich würde es als so eine Art Zwischending bezeichnen aber mehr in Richtung MP.
Gruss
 
Die erste Maschinenpistole war die MPi Villar Perosa, das Ding taugte allerdings nicht viel. Die erste einsatzfähige Maschinenpistole konstruierte Hugo Schmeißer, die MPi18. 1917 konstruiert, kam sie 1918 in größeren Stückzahlen heraus. Von den 50000 bestellten konnten bis Kriegsende allerdings nur knapp 10000 hergestellt werden. Hugo Schmeißer konstruierte später auch den Maschinenkarabiner 44, das erste Sturmgewehr mit Kurzpatrone.
Technische Daten der MPi18:
Kaliber: 9 mm Parabellum
Länge: 815 mm
Lauflänge: 200 mm
Gewicht geladen: 5,25 kg
Magazin: Trommel 32 Patronen, später Stangenmagazin mit 20 bzw. 32 Patronen
Schußfolge: 400 Schuß pro Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 365 m/s
MPi18.jpg
 
"Ausputzen" bedeutete nicht unbedingt, einen Graben von Kombattanten zu "säubern", wofür Handgranaten, Pistolen und Flammenwerfer sicher geeigneter waren. "ausputzen" bedeutete, alles zu töten, was sich noch im Graben bewegte, darunter natürlich Verwundete und Gefangene. Die "Ausputzer" und Nettoyeurs waren auch nich Angreifer der ersten Welle, sondern folgten vielmehr den Sturmtruppen, um Terror zu verbreiten.

Vielen Dank für die Info. Dieser Aspekt des Ersten Weltkrieges war mir tatsächlich so nicht bekannt.

Die Villar-Perosa ist tatsächlich ein Zwischending zwischen Maschinenpistole und MG, heute würde man sie wahrscheinlich als leichtes Maschinengewehr (LMG) einstufen. Wenn man von leichten MGs ausgeht, gebührt die Ehre der ersten wirklich tragbaren Maschinenwaffe eindeutig dem Madsen-Maschinengewehr, das bereits 1903 entwickelt wurde und bis heute verwendet wird. Mit seinen 9 kg ist sie mit Sicherheit auch bedingt als MP einzusetzen, das Gewicht entspricht in etwa dem Browning BAR, das ja auch Baujahr 1918 ist. Die GIs benutzten diese Waffe meist eher wie eine MP als wie eine leichte Schwerpunktwaffe. Anbei noch der Link zur Madsen:

Madsen (Waffe) ? Wikipedia
 
Stimmt teilweise.
Es wurden ohne Unterscheidung AK47 und AK74-Bajonette ausgegeben, wobei bei ersterem der Führungsring nicht passt.
Und die Dinger werden tatsächlich fast ausschließlich an infanteristische Kräfte ausgegeben (Jg, FschJg, GebJg und teilweise auch PzGr).

Ich habe dieses "Seitengewehr", so wurde es bei der NVA genannt recht oft benutzt. An der oberen Seite hatte es eine Säge und in Verbindung mit der Hülle war es eine gute Drahtschere.
Bei Übungen, wenn ich das Zelt des Divisonschefs bewachen musste, sollte ich immer das blanke aufsetzen. Scharfe Munition gabs ja da nicht.
Aber das hat auch Eindruck gemacht.
 
Die erste Maschinenpistole war die MPi Villar Perosa, das Ding taugte allerdings nicht viel. Die erste einsatzfähige Maschinenpistole konstruierte Hugo Schmeißer, die MPi18. 1917 konstruiert, kam sie 1918 in größeren Stückzahlen heraus. Von den 50000 bestellten konnten bis Kriegsende allerdings nur knapp 10000 hergestellt werden. Hugo Schmeißer konstruierte später auch den Maschinenkarabiner 44, das erste Sturmgewehr mit Kurzpatrone.
Technische Daten der MPi18:
Kaliber: 9 mm Parabellum
Länge: 815 mm
Lauflänge: 200 mm
Gewicht geladen: 5,25 kg
Magazin: Trommel 32 Patronen, später Stangenmagazin mit 20 bzw. 32 Patronen
Schußfolge: 400 Schuß pro Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 365 m/s
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Irgendwie sieht dieses Gewehr für mich wie das aus, dass von den Russen während der Belagerung von Leningrad hergestellt wurde, im 2. WK! kann das sein?
 
Irgendwie sieht dieses Gewehr für mich wie das aus, dass von den Russen während der Belagerung von Leningrad hergestellt wurde, im 2. WK! kann das sein?

Die MPi18 ähnelt auf den ersten Blick tatsächlich ein bißchen der PPSch-41 von Schpagin falls du die meinst. Ich wüßte leider auf Anhieb keine russischen Maschinenpistole, die nur für die Belagerung von Leningrad hergestellt wurde. Der MPi18 noch ähnlicher sind die eher unbekannten russichen Maschinenpistolen PPD-34/38 und die PPD-40, die aber letztendlich beide von der Schpagin-MP verdrängt wurden.

Da bisher noch kein Bild von der Villar-Perosa M1915 aufgetaucht ist, hänge ich eines an. Außerdem jeweils ein Bild von der PPSch-41, der PPD-34 und der PPD-40 in dieser Reihenfolge.
 

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Ich habe dieses "Seitengewehr", so wurde es bei der NVA genannt recht oft benutzt. An der oberen Seite hatte es eine Säge und in Verbindung mit der Hülle war es eine gute Drahtschere.
Bei Übungen, wenn ich das Zelt des Divisonschefs bewachen musste, sollte ich immer das blanke aufsetzen. Scharfe Munition gabs ja da nicht.
Aber das hat auch Eindruck gemacht.

Ich hänge auch hier mal noch 2 Bilder an; einmal ein deutsches Bajonett 98/05 von 1905 für das Gewehr 98 und dasjenige für die AK-47 das Flo erwähnte zum Vergleich.
 

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Da sind Welten dazwischen - welchen Grund hat es, nun nur eine kurze Klinge zu verwenden? Liegt es an einer møglichen Hemmschwelle, ein langes Bajonett einzusetzen? Ich kann/mag mir kaum vorstellen, mit so einem Mørdergeræt zuzustechen...

Gruss, muheijo
 
Da sind Welten dazwischen - welchen Grund hat es, nun nur eine kurze Klinge zu verwenden? Liegt es an einer møglichen Hemmschwelle, ein langes Bajonett einzusetzen? Ich kann/mag mir kaum vorstellen, mit so einem Mørdergeræt zuzustechen...

Gruss, muheijo

Ein Grund für die längere Klinge könnte gewesen sein, dass früher auch noch mit dem Säbel gekämpft wurde, um den besser abwehren zu können. Die Pickelhaube war ja auch so gedacht, dass sie Säbelhiebe vom Kopf wegleiten sollte.
 
Da ist wohl ein Anpassungsprozess vor sich gegangen. Lange Bajonette an langen Musketen in der Zeit, als man noch im Karree auf die Kavallerie wartete (Napoleon) bis hin zu kurzen Bajonetten an kurzen Sturmgewehren heute.

Der erste Weltkrieg mit seinen Grabenkämpfen auf engem Raum musste diese Erfahrung erstmal vermitteln. Ich besitze ein britisches Seitengewehr von 1917, mit Griff misst es einen halben Meter (!) - beeindruckend, aber völlig untauglich im Schützengraben

Kommissköppe sind bekanntlich konservativ...
 
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