Luftkrieg: Bombardierungen in Deutschland 1944/45

Vermutlich ist der Angriff der Luftwaffe auf Eindhoven um den 19.9.44 gemeint, nach Nachtangriffen erfolgten auch Tagesangriffe der zusammengefassten Reste von Kampfflieger-Gruppen der Luftflotte 3 (u.a. LG 1 und KG 2, 6 und 30).
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke! Also wie soll ich das verstehen? Eindhoven wurde von den Allierten befreit, dann von den deutschen Truppen zerstört und zurück erobert?

Edit: in der Serie sah es auch so aus, als ob die Stadt ohne große Gegenwehr von den Allierten eingenommen wurde.
 
Taghon, Lehrgeschwader 1 (Bd. 2) und Balke, Luftkrieg über Europa - Kampfgeschwader 2 (ebenfalls Bd. 2) - berichten von dem Einsatz.

Demnach erreichten wohl ohne Gegenwehr der Alliierten Luftsicherung 75 Kampfflugzeuge Eindhoven und bombardierten die Stadt. Nach den zitierten Aufzeichnungen des Fliegerkorps IX erfolgte eine "konzentrierte Bombardierung des Stadtkerns, mit Bränden".

Neben den oben zitierten Verbänden waren auch Reste des KG 54 und 66 beteiligt, alle unterstellt Fliegerkorps IX.
 
Vielen Dank für die Auswertung.

Nach dem Krieg setzte die US-Luftwaffe einige Bemühungen darin, die Auswirkungen des Bombenkrieges auf den Kriegsverlauf zu untersuchen. Hintergrund war die Diskussion, warum der Verlauf des Bombenkrieges nicht zu stärkeren Wirkungen auf die NS-Rüstungswirtschaft (und die japanische Wirtschaft) geführt haben.

Man hing damals der "Domino-Theorie" an: die Ausschaltung einiger industrieller Sektoren würde zu einer Art Kettenreaktion und zum schnellen Zusammenbruch der Rüstungswirtschaft führen. Das war offensichtlich nicht eingetreten, vielmehr wies die deutsche Rüstungswirtschaft sogar noch kontinuierliche Steigerungen auf. Nun rätselte man schon während des Krieges, woran das lag.

Einige Aspekte wurden hierzu beleuchtet, Schlüsselunternehmen und - sektoren wurden sehr genau untersucht. Es wurden auch Gründe gefunden: Diversifikation, struktureller und geographischer Aufbau, Rückgriff auf die Ressourcen im europäisch besetzten Gebiet, Zwangsarbeit, Untertage-Verlagerungen usw. Hier ist auch das Interesse an Speer erklärbar.

Jedenfalls war festzustellen:

- das Wachstum im Output der deutschen Rüstungindustrie (zB U-Boote, Flugzeuge, Panzer, Geschütze etc.) wäre ohne die Beeinträchtigungen durch die Luftangriffe deutlich stärker ausgefallen

- der Luftkrieg selbst band wesentliche materielle und beachtliche personelle Ressourcen im deutschen Wirtschaftsraum, die für den Einsatz an den Land-, Luft- und Seefronten ausfielen. Zeitweise ging fast ein Drittel der Munitionsproduktion in die Abwehr des Bombenkrieges und die Bindung an Flugzeugen und Flakausrüstungen in der "Reichsverteidigung" kann man ebenfalls auf ein Drittel der Kapazitäten der Flugzeugindustrie und Geschützproduktion schätzen.

Die sachlichen Analysen findet man in den USSBS-Reihen:
Strategic Bombing Survey ? Wikipedia
 
ich bräuchte eine Schnellbleiche über alliierte Luftangriffe auf Ziele auf der SchwAlb. Schwerpunkt MUNA Engstingen..

Wäre über Literaturhinweise, Internetlinks oder Verweise auf andere Threads dankbar.

PS: was ist eigentlich mit REPO?
 
Über die Munitionsanstalt Haid/Engstingen gibt es eine Monographie von Friederichs. Ist Dir die bekannt?

Die USSBS geben leider nichts über die luftwaffeneigenen Munitionsanstalten (MUNA) her.


P.S. ich verschiebe die Beiträge später nach "Luftkrieg 1944/45"
 
Hallo, Silesia

entschuldige die verspätete Antwort. Friedrichs kenn ich, auch wenn ich ihn (noch) nicht im Regal habe.

Es hat sich herausgestellt, daß ich mich eigentlich über Bomber hätte informieren müssen, die Augsburg angriffen und dann über der Alb abstürzten.

Gleich eine Buchempfehlung:

Otmar Gotterbarm, "Die Abgestürzten", seit heute im Buchhandel. Es geht im Schwerpunkt um das Schicksal dreier abgeschossener kanadischer Bomber.

derselbe, "Als die Feinde vom Himmel fielen"
 
Ziele waren an dem Tag sowohl Stuttgart (VKF) und Augsburg (8th), aber auch Regensburg (15th). Ich schaue das mal nach.
 
Die Nachtangriffe hat die RAF durchgeführt. Drei kanadische Bomber sind hier bei uns in der Ecke runtergekommen (Dreieck Bad Urach - Frankenhofen - St. Johann). Die Geschichte hat der o.a. angeführte Otmar Gotterbarm aufgearbeitet. Reiner Frenz von der Südwestpresse hat das Buch in einer sehr schönen Zeitungsseite aufgearbeitet.

Feuerschweif über dem Birkenhof | Südwest Presse Online

Die Seite ist in mehrere Artikel gegliedert, "Frenz" und "Gotterbarm" googeln, dann findet man noch mehr.
 
Die Nachtangriffe hat die RAF durchgeführt. Drei kanadische Bomber sind hier bei uns in der Ecke runtergekommen (Dreieck Bad Urach - Frankenhofen - St. Johann).

Das war ein Missverständnis. Es geht um den Nachtangriff auf Augsburg.

Dort gab es vier Verluste von Maschinen mit RCAF-Piloten. Die im Zeitungsartikel erwähnte von Smith ist dabei. Insgesamt 2 Lancaster II und 2 Halifax III. Zuordnungen zu der deutschen Nachtjagd ist allerdings schwierig.

Um was geht es Dir bei dem Angriff der RAF auf Augsburg?
 
Zuletzt bearbeitet:
Der folgende Artikel beschäftigt sich erneut mit der Nachkriegsdiskussion über den britischen Bombenkrieg und Marschall Harris:

"Although it waged the largest and most costly of Britain’s Second World War campaigns, RAF Bomber Command was not mentioned in Prime Minister Churchill’s 1945 Victory Speech and its Commander-in-Chief, Air Chief Marshal Sir Arthur Harris, was left off the Victory Honours List. The crowning insult to Bomber Command veterans was the lack of a campaign medal for the strategic air offensive. This article uses case studies of the campaign medal saga, still very much alive today, and the perceived reluctance of the wartime Air Ministry to acknowledge the RAF’s resort to area bombing to test the argument of some historians that this slight of Bomber Command was due to “official squeamishness” in the Air Ministry and elsewhere in the government in the aftermath of the bombing of Dresden."

Peter Gray*: A Culture of Official Squeamishness? Britain’s Air Ministry and the Strategic Air Offensive against Germany, JoMH 2013, S. 1349-1377.

*Senior Research Fellow in Air Power Studies at the Centre for War Studies of
the University of Birmingham
 
Ich war vor kurzem in Halberstadt und habe dort erfahren, dass das Halberstädter Stadtzentrum am 8. April 1945 (3 Tage vor der Besetzung durch die Amerikaner) in einem Flächenbombardement zu 82 % zerstört wurde. Bei den vorherigen 8 Angriffen wurden die Junkers-Werke (Außenstelle der Dessauer Werke) und der Bahnhof angegriffen. Da wird man doch sehr nachdenklich und ist froh, dass es nun so friedlich ist in Europa.
Das "Denkmalschutzzeichen", das man an überwiegend an Baudenkmälern findet, ist ja ein Zeichen zum Schutz für den Kriegsfall nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten aus dem Jahr 1954, die sicher auch eine Reaktion auf die großen Verluste an Kulturgütern in ganz Europa waren. Ich wusste das bis vor einigen Jahren noch nicht, muss ich ehrlich gestehen.
Was mir bisher noch nicht völlig klar ist: Warum haben die Alliierten nicht ganz gezielt frühzeitiger die Treibstoffversorgung, die doch eigentlich die Achillesferse der ganzen Kriegsführung gewesen sein müsste, angegriffen. Das wurde schon in den Beiträgen ab 72 ff. diskutiert, konnte mich aber noch nicht so überzeugen.
Laut Wikipedia (ich weiß) soll der 1. Angriff auf die deutsche Treibstoffindustrie auf die Leuna-Werke erst am 12. Mai 1944 erfolgt sein. Ab Mai 1944 ist ja auch ein ganz deutlicher Rückgang in der Treibstoff-Produktion zu sehen (Beitrag Nr. 72 von Silesia). Denn so klein sind die Leuna-Werke doch nun auch nicht, dass man sie so leicht verfehlen kann. Die Experten wissen dazu sicher deutlich mehr.
Hier in Mitteldeutschland gab es da ja einige "lohnenswerte Ziele".

Ein interessantes Buch zum Kriegsende und warum die Deutschen bis zum Schluss gekämpft haben, in das ich im Buchladen nur intensiver hineingelesen habe, ist:
Ian Kershaws: Das Ende - Kampf bis in den Untergang, das den Zeitraum von Sommer 1944 bis zum Ende 1945 betrachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war vor kurzem in Halberstadt und habe dort erfahren, dass das Halberstädter Stadtzentrum am 8. April 1945 (3 Tage vor der Besetzung durch die Amerikaner) in einem Flächenbombardement zu 82 % zerstört wurde. Bei den vorherigen 8 Angriffen wurden die Junkers-Werke (Außenstelle der Dessauer Werke) und der Bahnhof angegriffen.

Wie oben schon erwähnt wurde, gab es eine Reihe von Mittelstädten, die im Zuge des alliierten Vormarsches ganz gezielt aufgrund von verstärktem deutschen Widerstand bombardiert worden sind. Die "Anforderung" dieser Angriffe stammt von den amerikanischen und britischen Bodenstreitkräften.

Im Fall von Halberstadt (und Stendal) am 8.4.1945 liegt das anders: das waren Ausweichziele, die von den verheerenden Bombenangriffen wegen ungünstiger Wetterlage über den Primärzielen getroffen worden sind. Hier lag keine "Anforderung" vor.

Der Angriff (Mission 932, "Primärziele") richtete sich gegen den Flugplatz von Zerbst und das Öllager von Staßfurt, daneben Öllager Derben/Magdeburg und Flugplatz Schafstädt. Wegen Schlechtwetter über diesen ersten beiden Zielen griffen die dafür vorgesehenen Bombardement Groups stattdessen Halberstadt und Stendal an. Die Ersatz-Zielauswahl ist vermutlich den Kämpfen am Nordrand der militärisch völlig sinnlosen "Festung Harz" Ende März/Anfang April geschuldet. Nur am Rand sei angemerkt, dass in diesem Großraum zahlreiche der s.g. Todesmärsche aus den Außenbereichen der KZ-Betriebe stattfanden, mit tausenden Opfern (der Harz war "durchlöchert" mit Untertage-Betrieben und Zwangsarbeit).

Halberstadt wurde von Teilen der 83. US-Division am 11.4.1945 gegen nur noch geringen Widerstand eingenommen.
http://83rdinfdivdocs.org/documents/329th/AAR/AAR_329_APR1945.pdf

Was mir bisher noch nicht völlig klar ist: Warum haben die Alliierten nicht ganz gezielt frühzeitiger die Treibstoffversorgung, die doch eigentlich die Achillesferse der ganzen Kriegsführung gewesen sein müsste, angegriffen. Das wurde schon in den Beiträgen ab 72 ff. diskutiert, konnte mich aber noch nicht so überzeugen.
Laut Wikipedia (ich weiß) soll der 1. Angriff auf die deutsche Treibstoffindustrie auf die Leuna-Werke erst am 12. Mai 1944 erfolgt sein.
...
Hier in Mitteldeutschland gab es da ja einige "lohnenswerte Ziele".

Für den zeitlichen Ablauf ist das Fiasko bei Schweinfurt prägend, bedingt durch die im Herbst 1943 noch sehr starke deutsche Tag-Abwehr mit inakzeptablen Verlustquoten.
Second Raid on Schweinfurt - Wikipedia, the free encyclopedia

Danach wurde sogar an eine Einstellung der Tagangriffe gedacht, jedenfalls ergab sich die massive Fortsetzung erst mit Ausschaltung der Jagdabwehr als Primärziel ("Big Week" im Februar 1944), und Verstärkung des eigenen Jagdschutzes mit P-51 mit entsprechend größerer Reichweite. Nach der "Big Week" kam die Hydrierindustrie an die Reihe, in den Ressourcen geteilt mit den veränderten Ziellagen aufgrund der Vorbereitung der Invasion (1943/44 auch noch mit dem Primärziel UBoot-Bau). Ein Nebenaspekt bei den hohen Verlustquoten war auch die mangelnde "Treffgenauigkeit" 1943 (nur rd. 1/3 innerhalb eines Zielkreises von 1km).

Das sind sehr komplexe Abläufe. Empfehlenswert für die Nachrichtenlage als Basis für die Luftstrategie ist Ehlers, Robert S.: Targeting the Reich - Air Intelligence and the Allied Bombing Campaigns, 2009.
 
Wie oben schon erwähnt wurde, gab es eine Reihe von Mittelstädten, die im Zuge des alliierten Vormarsches ganz gezielt aufgrund von verstärktem deutschen Widerstand bombardiert worden sind. Die "Anforderung" dieser Angriffe stammt von den amerikanischen und britischen Bodenstreitkräften. ...

Moin

viel Kleinstädte und Dörfer wurden auch ohne militärischen Widerstand bombardiert! Da reichte schon das Vorhandensein wichtiger Verkehrswege um ein Ziel taktischer Luftangriffe zu werden.

Gruß
Andreas
 
Zurück
Oben