Wo lagen "Ad pontes Tesseninos"


Füssen / Lech an der Via Claudia:
Die Lage Füssens an der bedeutenden Handelsstraße ?Via Claudia Augusta", die von Norditalien nach Augsburg führte, und am Durchbruch des Lechs aus den Alpen war auch für die Ausbreitung des christlichen Glaubens bedeutsam. Deshalb wurde der St. Gallener Wandermönch Magnus (699?772) in den unruhigen Zeiten der Völkerwanderung an diesen Ort entsandt. Der Legende nach vertrieb er hier die gefürchteten ?Lechgeister? und baute um 725/748 seine Zelle sowie eine Kapelle, die dem göttlichen Erlöser (Salvator Mundi) geweiht war, hoch über dem Lech auf einem Felsen. Auf Initiative des Augsburger Bischofs Sintpert (um 778 ? um 807) entwickelte sich aus der Einsiedelei das St.-Mang-Kloster der Benediktiner.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
(hier handelt es sich um ein Kloster im alemannischen Gebiet westlich des Lechs)

Fultenbach bei Dillingen (Donau-Straße):
Die heute vollständig verschwundene Benediktinerabtei Fultenbach in der Gemeinde Ellerbach (Landkreis Dillingen) wurde der Überlieferung nach um 739 durch den Augsburger Bischof Wikterp gegründet.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Frauenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provinz Noricum):
Nach der mittelalterlichen Überlieferung wurde 782 eines der ersten Nonnenklöster Bayerns auf der Fraueninsel im Chiemsee gegründet. Stifter war der bayerische Herzog Tassilo III., der das Kloster mit Gütern ausstattete. Im gleichen Jahr soll auch die Kirche vom Salzburger Bischof Virgil geweiht worden sein. Eine Gründungsurkunde ist zwar nicht erhalten, aber bis heute wird Tassilo III. als Stifter verehrt.
Belegt ist, dass die Abtei nach dem Sturz der Agilolfinger im Jahr 788 durch Karl den Großen zum Reichskloster erhoben wurde. Damit verfügten die Karolinger über die Klostergüter und das Recht der Einsetzung der Äbtissin.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Herrenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provin Noricum):
Bereits um 770 hatte auf der Herreninsel im Chiemsee ein Kloster bestanden, in dem sowohl Mönche als auch Kanoniker lebten. Archäologische Grabungen deuten sogar auf eine aus Holz errichtete Klosteranlage des 7. Jahrhunderts hin.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
 
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Innichen (Südtirol)
Das Benediktinerkloster zum heiligen Candidus wurde 769 durch den bayerischen Herzog Tassilo III. als Stützpunkt für die Slawenmissionierung gegründet. Dazu schenkte er dem Abt Atto von St. Peter in Scharnitz den Ort India (Innichen), auch Campo Gelau (Toblacher Feld) genannt, samt dem Landstrich vom Bach Tesido (Taisten- oder Gsieser Bach) bis zur Slawengrenze, d. i. bis zum rivolum montis Anarasi (Bach vom Anraser Berg), als der jeweiligen West- und Ostgrenze des Innicher Stiftsgebietes.
Wikipedia


Isen (an der Römerstraße Regensburg - Pons Aenis, ehem. Provinz Raetien):
Gründer waren Angehörige der Fagana, einem der anderen bayer. Uradelsgeschlechter
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Kempten (an der Allgäustraße Bregenz - Augsburg, alte Römerstadt):
Schon um 730 errichtete der Mönch Theodor aus dem Kloster St. Gallen in Kempten eine christliche Missionsstation, zu der auch eine Marienkapelle gehörte. Sie befand sich wohl auf dem Areal der heutigen evangelischen Stadtpfarrkirche St. Mang. Als erster Abt ist 752 der selige Audogar überliefert. Die Einrichtung stand unter königlichem Schutz und hatte einflussreiche Förderer. Hildegard, die zweite Gemahlin Kaiser Karls des Großen, die aus einem schwäbischen Herzogsgeschlecht stammte, schenkte dem Benediktinerkloster 774 die Leiber der heiligen Märtyrer Epimach und Gordian und übertrug ihm großen Landbesitz.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Metten bei Deggendorf nördlich der Donau:
Das Donaukloster Metten ist wohl eine der frühesten Klostergründungen in Bayern. Die hauseigene Tradition nennt hierfür das Jahr 766. Erst aus dem 13. Jahrhundert stammt ein literarischer Gründungsbericht. Ihm zufolge ging die Stiftung auf einen adligen Priester Gamalbert zurück, der im heutigen Michaelsbuch, nur einige Kilometer von Metten entfernt am Südufer der Donau, wirkte. Gamalbert vermachte seinem Patenkind Utto, der ebenfalls als Priester bei einer Eigenkirche seiner Adelsfamilie lebte, seinen Besitz mit der Auflage ein Kloster zu errichten. In seinen Anfängen stand das adlige Eigenkloster vermutlich unter dem Schutz des bayerischen Herzogs Tassilo III. Die Person des Abts Utto ist in Quellen der Agilolfingerzeit belegt. Der ?Utto-Stab? wird bis heute in der Abtei aufbewahrt.


Karl der Große, der wegen seiner Förderung von Metten von den Geschichtsschreibern des Klosters später sogar zum Gründer des Klosters erhoben wurde, unterstellte Metten im Jahr 796 seinem königlichen Schutz und verlieh ihm Immunität.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Niedernburg bei Passau:
Schon um die Mitte des 8. Jahrhunderts soll Herzog Tassilo III. in Passau auf dem „Ort“, der Landzunge zwischen Donau und Inn, ein Kanonissinnen-Stift errichtet haben. Archäologische Funde belegen einen Kirchenbau aus jener Zeit, in der durch den hl. Bonifatius das Bistum Passau gegründet wurde. Die erste überlieferte urkundliche Erwähnung des Damenstifts ist eine Urkunde König Arnulfs aus dem Jahr 888.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Ottobeuern (im späteren alemannischen (westlichen) Teil Raetiens zwischen Iller und Lech:
Die spätere Reichsabtei führt ihre Entstehung zurück auf den Adeligen Silach. Seine Familie gründete im Jahr 764 in "Uttinburra", d.h. "bei den Höfen des Utto", ein Eigenkloster.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Paring an der Römerstraße zwischen Landshut und Regensburg:
Die Ursprünge des Klosters Paring liegen im Dunkeln. Alter Überlieferung zufolge soll hier bereits Ende des 8. Jahrhunderts ein Kloster bestanden haben. Urkundlich gesichert ist jedoch, dass im Jahr 1139 durch die Grafen Heinrich, Konrad und Gebhard von Rottenburg-Roning ein Chorherrenkloster gestiftet wurde.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Pfaffenmünster nördlich von Straubing / Donau:
Das Urkloster Münster wurde bereits im 8. Jahrhundert aus dem Familiengut der Agilolfinger von Herzog Odilo (gest. 748) oder Herzog Tassilo III. (reg. 742-788) gegründet. Es entstand etwa zeitgleich mit den Klöstern Niederaltaich und Metten. Diese Klöster am Rande des Bayerischen Waldes hatten die Aufgabe der Rodung des Gebiets.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Schäftlarn (südlich der Via Julia an der Isar):
Im Jahr 762 übergab der adlige Grundherr Waltrich sich selbst und eine Siedlung von "Speerschäftern" (sceftilari) im Isartal an die Domkirche zu Freising für ein neues Kloster zu Ehren des hl. Dionysius. Als Abt und zugleich Weihbischof der Diözese Freising leitete der Stifter Waltrich selbst die Geschicke seines Eigenklosters. Die unmittelbare Nachbarschaft zu einer damals noch intakten Römerstraße, eines Rüstungsbetriebs und des Herrschaftszentrums (wohl bereits mit einer Burg) einer der einflussreichsten Adelsfamilien im agilofingischen Baiern verhalf dem Kloster zu einer strategischen Position.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Schliersee (an einem Bergtal in Richtung Bayrischzell - Kufstein gelegen)
Auf dem Kirchbichl in Westenhofen am Schliersee bestand bereits um 770 ein Benediktinerkloster, das in einer Urkunde vom 21. Januar 779 als „Zelle am Slyrse“ erstmals schriftlich erwähnt ist. In jenem Schriftstück wird die Niederlassung dem Freisinger Bischof Arbeo (764–784) übereignet.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Tegernbach / Dorfen (an der Römerstraße Regensburg - Pons Aenis):
Auf dem strategisch günstig an einem Flussübergang und an einer alten Römerstraße gelegenen Gebiet der Stadt Dorfen im Isental befand sich in der ehemaligen Gemeinde Tegernbach schon im 8. Jahrhundert ein Benediktinerkloster. Es war dem hl. Michael geweiht. Als Wohltäter und Stifter kommt Graf Helmuni, ein Mitglied der einheimischen Adelsfamilie der Fagana, oder bereits einer seiner Vorfahren in Frage.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Thierhaupten an der Römerstraße (Via Claudia) zwischen Augsburg und Donau
Tassilo III., der letzte bayerische Stammesherzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger (reg. bis 788), gilt in der Überlieferung als Stifter des Klosters um die Mitte des 8. Jahrhunderts. Der Name "Thierhaupten" deutet auf den Schauplatz eines heidnischen Kults hin, dessen Tradition durch das Wirken von Mönchen verdrängt werden sollte. Noch 1787 wurde berichtet, dass das Kloster über dem Fundort eines Tierschädels erbaut worden sei.
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
 
Wer alles vertritt denn diese herrschende Meinung?
Das willst Du jetzt nicht wirklich nachfragen?

XY sei die herrschende Meinung ist ein Argumentum ad verecundiam par excellence. Ich frage mich halt, ob es bei einem solch nebensächlichen Thema überhaupt so etwas wie eine wissenschaftliche Debatte gibt, denn ohne eine solche kann es auch keine opinio communis geben.
 
Wenn man der herrschenden Meinung folgt, dann waren die Klostergründungen der Huosi (Benediktbeuern, Scharnitz - auch Polling südlich von Weilheim) zur Sicherung der Verkehrswege über die Alpen gedacht.

Du hast jetzt Texte zu 32 Klöstergründungen aufgeführt, um deine These zu belegen. Ich habe nur in einem dieser 32 Texte (1/32) überhaupt einen Hinweis zu einer militärischen Anlage gefunden, die aber bald zu Gunsten eines Klosters aufgegeben wurden. Was sollen Mönche und Nonnen denn auch sichern? Ein Bischof war ein Adeliger, der griff auch zur Waffe (wenn ihm auch das Schwert verboten war), ein Mönch oder gar eine Nonne nicht (außer in Die Wanderhure, zumindest der Verfilmung).
Dass die Klöster an den Straßen angelegt wurden, könnte eher daran gelegen haben, dass hier eine Infrastruktur existierte, zumal die Klöster auch Aufgaben bzgl. der Beherbergung von Reisenden hatten (siehe auch die Regula Benedicti) sowie im Landausbau (dies Jahrhunderte später noch mal verstärkt bei den Zisterziensern und ihren Ablegern, die gezielt in die Wildnis gingen). Für Adelige waren Klostergründungen auch attraktiv, um drittgeborene Söhne oder nicht zu verheiratende Töchter unterzubringen und um jemanden zu haben, der fürs Seelenheil betet. Adelige Familien tauchen in den Verbrüderungsbüchern auf, in denen die Mönche Listen mit Mitbrüdern aus anderen Klöstern führten, für deren Seelenheil sie beteten, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Also Klöster A betete für die Brüder in den Klöstern B und C und umgekehrt und die Adelsfamilie, die einen Bauernhof stiftete, wurde ebenfalls bedacht.
 
Zur Verbindung von Militär und Kirche vgl. Heitmeier (in "Gründerzeit …" S. 617 ff).
Ridder (in "Gründerzeit …" S. 510 (512) ff betont u.a. unter Verweis auf das "Lex Baiwariorum" die "Relevanz der Infrastruktur für den frühen Dukat Baiern".
 
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Da geht es um "Feldkirchen" in bischöflichem oder herzoglich/königlichem Besitz. Wobei die Grundaussage auch für Klosterkirchen, Bischöfe und Klöster gleichermaßen zutrifft.
Zur Grundaussage vgl. Wilhelm Störmer "Zur Frage der Funktionen des kirchlichen Fernbesitzes …" in Beumann/Schröder "Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 1o. Jahrhundert", S. 379 ff mit ausführlichen Hinweisen auf die Gründungsstiftungen, deren Stifter und deren Lage. Zitat S. 392:
Das Modell für die Durchführung … liefert uns das Staffelseer Inventarverzeichnis … eines Klosters, das ebenfalls unweit einer alten Römerstraße liegt ….
Der Haupthof des Klosters Staffelsee … verfügte über Freienhufen, die Kriegsdienst oder eine Heersteuer zu leisten hatten, aber auch zu Reitdiensten verpflichtet waren; dabei wird jeweils gesagt: jeder reitet, wohin ihm befolgen wird. Es kann wohl eine Frage sein, dass es sich hier um reitende Boden handelt. Ein weiterer Freihüfner hat parafredum, ein Wechselpferd zu stellen ….
 
Alteich nördlich der Donau gegenüber Thundorf (Isarmündung):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
... Die ersten Mönche kamen vom berühmten Inselkloster Reichenau.

Inselkloster, schönes Stichwort: Die alten Fernverkehrswege führten bekanntlich an den Seen vorbei und nicht auf die Inseln. Auf der Insel war man schön abgeschnitten vom Durchgangsverkehr.
Frauenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provinz Noricum):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Herrenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provin Noricum):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

"Die Gründung erfolgte (nach neuesten, auch archäologischen Erkenntnissen) zwischen 620 und 629. Herrenwörth war damit das älteste bairische Kloster", behauptet Wiki sogar. Laut Wilhelm Störmer und Hermann Dannheimer, Die agilolfingerzeitlichen Klöster, in: Die Bajuwaren: von Severin bis Tassilo 488-788 (Ausstellungskatalog Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg, Rosenheim/Bayern, Mattsee/Salzburg, 19. Mai bis 6. November 1988) beginnt jedenfalls die älteste nachweisbare Bebauung "spätestens in der Mitte des 7. Jahrhunderts".

Und noch ein Inselkloster:​
Staffelsee (auf einer Insel westlich der Via Raetia bei Murnau):
Quelle: Kloster Staffelsee – Wikipedia

Schlehdorf am Kochelsee und an einer vermuteten Römerstraße Weichs (Via Raetia) - Großweil - Sindelsdorf:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern (noch bis zur Säkularisation reichte das Freisinger Gebiet bis zum (kirchlich geteilten) Sindelsdorf und zur uralten Taufkapelle von Johannisrain im heutigen Penzberger Gebiet)
Von einer Römerstraße gibt es keine Spur. Wenn Du eine Vermutung ins Feld führst, um eine Vermutung zu "belegen", begehst Du einen Zirkelschluss.
 
Wenn dann nach 5 Jahren beschlossen wurde, den klimatisch deutlich angenehmeren Standort am Ufer des Kochelsees als Ersatz zu wählen, dann mag das dem "Wohlfühl-Bemühungen" der Klosterinsassen geschuldet sein; es könnte aber auch darauf hindeuten, dass ein Standort unmittelbar am Rande der Straße nicht mehr als erforderlich oder nötig angesehen wurde.

Oder beides: Eine Lage direkt an der Straße war für ein Kloster nicht erforderlich, zumindest gab es wichtigere Kriterien, wie z. B. das Wohlgefühl der Klosterinsassen.

Klar ist jedenfalls, dass man mit Klöstern keine Römerstraßen belegen kann. Manche Klöster lagen an ehemaligen Römerstraßen, manche lagen weit ab vom Schuss.

Und mit Aufzählung bayerischer Klöster des Mittelalters sind wir jedenfalls völlig weg vom Thema "Wo lagen ad pontes Tesseninos"?
 
Inselkloster, schönes Stichwort: Die alten Fernverkehrswege führten bekanntlich an den Seen vorbei und nicht auf die Inseln. Auf der Insel war man schön abgeschnitten vom Durchgangsverkehr.


...

Und noch ein Inselkloster:
Du verrennst Dich langsam in "Augen zu machen": was ist so schwierig daran zu festzustellen, dass Inselklöster eine vor marodierenden Horden gut geschützte Lage haben? Und man konnte trotzdem in friedlicheren Zeiten die Botendienste usw. an der unmittelbar am Ufer vorbei führenden Straße aufrechterhalten.
...

Klar ist jedenfalls, dass man mit Klöstern keine Römerstraßen belegen kann. Manche Klöster lagen an ehemaligen Römerstraßen, manche lagen weit ab vom Schuss.
Das Gegenteil ist hinsichlich der Klostergründungen zur Zeit der Agilolfinger der Fall. Diese Klöster lagen nahezu ausnahmslos im unmittelbaren Bereich von römischen Straßen oder anderen Altwegen.

Zur Römerstraße bei Großweil habe ich schon in meinem Eingangsposting vermerkt:
Römerstraße führte auch durch Großweil | Lkr. Garmisch-Partenkirchen - und damit sind wir wieder beim Thema …
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Römerstraße bei Großweil habe ich schon in meinem Eingangsposting vermerkt:
Römerstraße führte auch durch Großweil | Lkr. Garmisch-Partenkirchen - und damit sind wir wieder beim Thema …

Archäologische Untersuchungen gab es zu der angeblichen Straße nicht, auch sonst ist kein archäologischer Befund bekannt, der auf irgend etwas Römisches hinweist. Die Begeisterung der ehrenwerten Lokalpatriotin ist wissenschaftlich nicht auswertbar.
Das einzige, was wir haben, ist der Ortsname "Weil", der möglicherweise (aber nicht zwingend) darauf hindeuten könnte, dass hier mal irgend etwas Römisches gestanden hat.
Alles andere ist Spekulation.
 


Archäologische Untersuchungen gab es zu der angeblichen Straße nicht, auch sonst ist kein archäologischer Befund bekannt, der auf irgend etwas Römisches hinweist. Die Begeisterung der ehrenwerten Lokalpatriotin ist wissenschaftlich nicht auswertbar.
Das einzige, was wir haben, ist der Ortsname "Weil", der möglicherweise (aber nicht zwingend) darauf hindeuten könnte, dass hier mal irgend etwas Römisches gestanden hat.
Alles andere ist Spekulation.
nein, wir haben deutlich mehr - zum Beispiel die archäologische dokumentierte Höhensiedlung aus der römischen Kaiserzeit am Nordende des Kesselbergs bei Kochel, die einer keltischen Höhensiedlung ("Birg") unmittelbar benachbart ist.
Und die sicher nicht auf reiner Phantasie ergangenen Ausführungen von Bauer "Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach …" S. 37 unten und Seite 103 ff.

Ich hab hier mal den Verlauf möglicher Altstraßen im Bereich Mittenwald - Walchensee - Langau bzw. Weichs (Vicus) - Groß-/Kleinweil - Sindelsdorf - Penzberg bzw. Utting - Penzberg - Langau skizziert. Hoffentlich löscht das Programm diese Skizzierung nicht:


BayernAtlas


Man sieht daran z.B., dass die von Bauer genannte Trassenführung das Murnau Moos sowie das Kochelseemoor vermeidet und damit eine ganzjährig - auch in Überschwemmungszeiten - nutzbare Wegeverbindung darstellt.
Die archäologisch in Teilen belegte Alternativstrecke der Via Raetia über Ammergau - Altenau - Bayersoyen lag im unmittelbaren Bereich der bis zum Lech vorgestoßenen Alemannen, und damit westlich des Gebietes der Huosi , das östlich des Lechs von der dargestellten Region bis Neuburg an der Donau reichte (ehem. Bistum Neuburg/Staffelsee, später mit Augsburg vereint).

Relativ unsicher bin ich über eine mögliche weitere Trassierung nach Norden in Richtung Degerndorf - Dorfen - Irschenhausen - Walchstadt. Eine solche, von Bauer angenommene Trassenführung, müsste wohl zwischen der Isar im Osten sowie dem Starnberger See (ehem. Würmsee), den Ostereseen und dem angrenzenden Sanimoor verlaufen sein. Flurnamen wie der Schindergraben südlich des Schinder-Berges (von "schinden" also "quälen" wegen des beschwerlichen Aufstieges 2,5 km südlich von Berg) oder "Roßbrücken" könnten vielleicht Hinweise sein.

 
Zuletzt bearbeitet:

nein, wir haben deutlich mehr - zum Beispiel die archäologische dokumentierte Höhensiedlung aus der römischen Kaiserzeit am Nordende des Kesselbergs bei Kochel, die einer keltischen Höhensiedlung ("Birg") unmittelbar benachbart ist.
Das wundert mich jetzt, da ein typisches Merkmal ja eigentlich ist, dass die autochthonen Höhensiedlungen inn der Römerzeit aufgegeben und durch Siedlungen in der Ebene ersetzt werden.
Könntest du bitte Bauer kurz zitieren oder wenigstens paraphrasieren? Den hat nicht jeder zur Hand.

I.d.R. wird in der Archäologie Römische Kaiserzeit als Begriff verwendet, der ab 50 v. Chr. angesetzt wird (obwohl das hist. nicht ganz korrekt ist) und meint - auf Siedlungen bezogen - eisenzeitliche Siedlungen im Barbaricum, die zu einer Zeit existierten, als die Römer begannen, militärisch in dieses Gebiet einzudringen. Es handelt sich also i.d.R. nicht um römische Gründungen, sondern um eine Grobdatierung.
 
Dazu erst mal aus der Denkmalschutzliste:
(♁Standort) Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit. D-1-8334-0014
Ich zitiere Bauer S. 37:
Die Charakterisierung der römischen Station als "Pons" weist nicht primär auf eine Siedlung am Fluss hin, stattdessen wird damit der Flussübergang als solcher und die Durchquerung eines breiten Flussbettes als markante verkehrstechnische Besonderheit in den Blickpunkt gerückt. Vergleichbar ist dies mit der im Itinerarium Antonii genannten Station "Pontes Tesseninos". Dort handelt es sich um mehrere, möglicherweise alternierende Übergänge durch das große Moorgebiet zwischen Pezberg und dem Kochelsee

Anm. 77: … zur Lokalisierung der Pontes Tessenin(o)s bei Penzberg vgl. dazu Adam S. 20
Auf S. 103 ff schreibt Bauer
Die IT-Station Ad Pontes Tessenios liegt XL. mp (60 km) von Ambra entfernt in einem Abstand von XX mp (30 km) zu Partenkirchen
weiter weist er darauf hin, dass die Entfernung zwischen Ambra = Schöngeising und Partenkirchen nicht stimmen könne. Wenn man aber Ambra bei Dachau annimmt, seien
die angegebenen Distanzen weitaus zutreffender als von Schöngeising aus gerechnet. Die römische Straßenstation Ad Pontes Tessenios ist nach den Entfernungsangaben zwischen Penzberg und Murnau anzusetzen.
...
Die Stadt Murnau kommt nach dne Distanzangaben kaum infrage, sie ist nur etwa 25 km (XVI mp) von Partenkirchen entfernt. Korrekte Meilenangaben (XX mp/30 km) vorausgesetzt, müsste die römische Straßenstation also weiter nach Norden liegen. Adam legt eine Plausible Direktroute von Ambra nach Parthanum zugrunde und lässt die Strecke über Gauting am Ostrand (!) des Ammersees entlang nach Süden verlaufen. Der setzt dann die Station Ad Pontes Tessenios den Distanzen des Itinerairum entsprechend bei Penzberg an. ...
Die Entfernung von Partenkirchen zu Penzberg (XX mp/30 km) wäre damit jedoch um fünf Meilen zu kurz Bemessen, die tatsächliche Entfernung PArtenkirchen-Penzberg beträgt etwa XXV mp (38 km). Adam vermutet auc hier einen Abschreibefehler oder es könnte darauf beruhen, dass wiederum die pontes bei der Wegbemessung unberücksichtigt gelassen wurden.
Die so definierte römische Straße lief von Partenkirchen auf der linken Loisachseite nach Norden. Sie hat bei Weichs (Vicus?) den Fluß überquert und lief über Großweil (villa?) in dem Raum Penzberg. Von Weichs führte eine lokale römische Stichstraße zum Moosberg ….
Die Lokalisierung bei Penzberg ist nach diesen Überlegungen plausibler und der Anstzung bei Murnau vorzuziehen
… [/qu0te]
 
Ergänzend zur vorrömischen (keltischen) "Birg"
(♁Standort) Befestigte Höhensiedlung der Bronzezeit und der Urnenfelderzeit (Große und KleineBirg). D-1-8334-0002

In dem Kontext möchte ich dann auch Freutsmiedl (Römische Straßen der Tabula Peutingeriana in Noricum und Raetien) erwähnen. Freutsmiedl ist, soweit ich weiß, Straßenbauingenieur - er bringt also eine andere, aber im Zuge von Verkehrswegen nicht uninteressante Expertise ein.
Eine entsprechende Karte zur folgenden Wegbeschreibung ist dort auf S. 50 abgedruckt. Er beschreibt die TABULA-Strecke von Salzburg über Kempten nach Augsburg als "ältere raetische Queralpenstraße", die erst zu einem späteren Zeitpunkt von der heute als VIA JULIA bekannten neueren Straße über Helfendorf - Gauting ersetzt worden sei.
Die (von Bauer favorisierte) "Direktlinie" über Wasserburg als Innübergang sei dagegen nie fertig gestellt worden.

Freutsmiedl geht von der Römersiedlung Pons Aeni in Pfaffenhofen/Rosenheim aus und lokalisiert dann ISUNISCA am Wachlehen auf dem Hochufer der Mangfall westlich von Miesbach (S. 63, 65), dann XII mp (17,8 km) den Vermessungspunkt BRATANIO (dafür käme nur Bad Tölz in Frage)
oberhalb der Römergasse, die direkt zur Isar führt
und verweist auf die Linie der Kirchen Wall, Waakirchen, Reichersbeuern und Greiling … bis Sindelsdorf (evtl. als Straßenstation URUSA) (S. 65, 66).
Die Führung der Straße bis Bad Heilbrunn ist durch das Gelände ziemlich unstrittig, da es kaum andere Möglichkeiten gibt, doch dann beginnen auf de Direktlinie ausgedehnte Moorgebiete. … Am nördlichen oder südlichen Rand dieses Gebietes mit den weitläufig unstabilen Böden musste die Tabulastraße verlaufen und die Station URUSA liegen. Für die Station URUSA ergbit sich mit der richtigne Entfernung von Bad Tölz auf der nördlichen Trasse Untereurach bei Iffeldorf und auf der südlichen Trasse Sindelsdorf.
...
Von Bad Heilbrunn auf der nördlichen Route läuft die Trasse auf einem stabilen Kiesrücken (Anm.: hier irrt Freutsmiedl, es handelt sich nicht um einen Kiesrücken = Moränenwall sondern um einen von Gletschern abgeschliffenen Felsrücken) zwischen Moorgebieten über Langau, Kreuzung der Loisach, Rain und Penzberg nach Untereurach - Heuwinkl … Für die nördliche Trasse spricht der Name und die etwas bessere Übereinstimmung der Entfernungen.
Sindelsdorf auf der südlichen Route liegt dagegen von Isunisca über Bratananio / Bad Tölz und mehrere Dörfer genau auf einer Linie.
Schon in der Römerzeit … dürfte von der Tabulastraße Verona - Garmisch-Partenkirchen - Augsburg (Anm. = Via Raetia) in Oberau eine Straße im Loisachtal abgezweigt haben, (Anm.: das scheint mir die Direktroute, die Abzweigung dagegen über Ammergau führend) die dann ähnlich wie die Garmischer Autobahn über Ohlstadt (mit Römerstraßenspuren), Sindelsdorf, Untereurach und Wolfratshausen nach Norden lief. …
Freutsmiedl macht dann einen Ausflug in die Sprachwissenschaft, in dem er URUSA mit dem Auerochen (Auerberg) und "Eur-ach" und der Gemeinde Eurasburg bringt.
Als nächste Station sieht Freutsmiedl dann in der Entfernung von XIII mp = 19,2 km die Station ABODIACO, die er mit dem Markt Peißenberg identifiziert (S. 67). In dem Zusammenhang weist er auch auf die Station AVODIACO auf der Tabula-Straße über Mittenwald nach Augsburg, wobei er auch auf die Ammer (Ambre) verweist.
Im Weiteren lokalisiert er ESCONE am Auerberg (S. 68) bevor er nach CAMBODUNO (Kempten) kommt (S. 69).
 
Zuletzt bearbeitet:
Freutsmiedl macht dann einen Ausflug in die Sprachwissenschaft, in dem er URUSA mit dem Auerochen (Auerberg) und "Eur-ach" und der Gemeinde Eurasburg bringt.
Klingklangliche Vergleiche haben NICHTS mit Sprachwissenschaft oder ihre Teildisziplinen zu tun.

Ich bekomme gerade den Zusammenhang zwischen der Höhensiedlung und den von dir zitierten pons-Überlegungen von Bauer nicht hin.
 
… Ich bekomme gerade den Zusammenhang zwischen der Höhensiedlung und den von dir zitierten pons-Überlegungen von Bauer nicht hin.
nur kurz:
die Höhensiedlung südlich von Kochel wird auch über einen Verkehrsweg verfügt haben. Auf einen Altweg verweist auch der vermutete Saumpfad zwischen Kochel und Walchensee, an dem die "Birg" liegt.

Und auf der anderen Seite des Kochelseemoores lag die von Bauer genannte Straße Weichs - Großweil - Sindelsdorf (mit den dort gelegenen "pontes".
Dazu gibt es nun zwei Möglichkeiten
= eine direkte Verbindung am Kochelseeufer (im Norden aber in Moor übergehend, im Süden steile Felsufer)
= ein Umweg über das Nordende des Moores bei Penzberg / Sindelsdorf

Im Kontext mit Freutsmiedl und seiner vorgeschlagenen Trassierung der TABULA-Strecke als "als "ältere raetische Queralpenstraße" könnten die "Pontes" also bei Penzberg / Sindelsdorf gelegen haben. Siehe hier

BayernAtlas

die weiträumige Umgehung des Moores
 
nur kurz:
die Höhensiedlung südlich von Kochel wird auch über einen Verkehrsweg verfügt haben. Auf einen Altweg verweist auch der vermutete Saumpfad zwischen Kochel und Walchensee, an dem die "Birg" liegt.

Rekapitulieren wir noch mal:
Sepiola kritisierte:

Archäologische Untersuchungen gab es zu der angeblichen Straße nicht, auch sonst ist kein archäologischer Befund bekannt, der auf irgend etwas Römisches hinweist.

Daraufhin deine Replik
nein, wir haben deutlich mehr - zum Beispiel die archäologische dokumentierte Höhensiedlung aus der römischen Kaiserzeit am Nordende des Kesselbergs bei Kochel, die einer keltischen Höhensiedlung ("Birg") unmittelbar benachbart ist.

Nun ist die - kaiserzeitliche Höhensiedlung plötzlich eine aus der Bronze- und Urnenfelderzeit (also 800 Jahre vor Augustus' Alpenfeldzug), muss aber trotzdem für eine römische Straße herhalten?
 
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