Datierungsprobleme der Tabula Peutingeriana

Dass die in der TP angegebenen Straßenstationen wie ABODIACO, BRATANANIO, ISONISCA oder URUSA bis heute nicht absolut sicher zugeordnet sind und deren Lage z.T. sogar heftig diskutiert wird
Dass Abodiaco mit Epfach zu identifizieren ist, ist doch zumindest unstrittig.

Müssen die angegebenen Stationen "TARTENO" mit "PARTENO" und "SCARBIA" mit Scharnitz sowie VETONINA mit dem späteren TERIOLIS gleich gesetzt werden?
Nicht zwingend - ich habe bei allen drei Stationen kleinere oder größere Zweifel. Daher habe ich meine Pfeile nur auf die zweifelsfrei identifizierbaren Stationen gesetzt.

Tarteno wäre natürlich sehr leicht als Lesefehler für Parteno zu erklären, Scarbia erinnert sehr an Scarantia (letzteres war allerdings keine Station oder Siedlung, sondern ein Waldgebiet), Vetonina würde ich sicher nicht mit Teriolis gleichsetzen, hier läge eine korrumpierte(?)* Form von Veldidena näher.

Veldidena war sicher in der Kaiserzeit die im Vergleich zu Teriolis wichtigere Station. Im Itinerarium Antonini ist Teriolis ebensowenig zu finden wie in der TP.



* Manchmal sind bei einer schwierig zu lesenden Vorlage mehrere Buchstaben hintereinander betroffen, so wird z. B. aus Samulocenis schon mal
 
….

Tarteno wäre natürlich sehr leicht als Lesefehler für Parteno zu erklären, Scarbia erinnert sehr an Scarantia (letzteres war allerdings keine Station oder Siedlung, sondern ein Waldgebiet), Vetonina würde ich sicher nicht mit Teriolis gleichsetzen, hier läge eine korrumpierte(?)* Form von Veldidena näher.

Veldidena war sicher in der Kaiserzeit die im Vergleich zu Teriolis wichtigere Station. Im Itinerarium Antonini ist Teriolis ebensowenig zu finden wie in der TP. …
Ich gehe mit Bernd Steidl, Einige Aspekte zur Verkehrsinfrastruktur und zu den Vici in Raetien. In: Römische Vici und Verkehrsinfrastruktur in Raetien und Noricum. Colloquium Bedaium Seebruck, 26.-28. März 2015. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, S. 78, von Folgendem aus,
Schon aus praktischen Gründen wird man mindestens in Abständen von einer Tagesreise mit dem Ochsenkarren (8 mp = 12 km) Rasthäuser – und damit in der Regel wohl wenigstens kleine Vici – voraussetzen dürfen.
- wenn man dann noch Zwischenstationen für eine Mittagspause (Verpflegung) rechnet, dann wird das sogar noch dichter. In ebenen Gebieten könnte es etwas mehr sein, Bei Berganstiegen müsste die Tagesetappe wohl sogar kürzer angesetzt werden.
Von Partenkirchen aus gemessen wären etwa 12 km bei Klais erreicht, nach weiteren 12 km befänden wir uns kurz hinter der österreichischen Grenze bei Scharnitz, dann bei Seefeld und letztendlich (wegen des steilen Anstiegs über eine kurze Strecke) bei Zirl und nach weiteren 12 km in Innsbruck/Wilten.
Also dürfte auch im Waldgebiet von Scarantia eine Straßenstation gewesen sein, die dann möglicherweise auch den Namen des Waldgebietes geführt hat.
BayernAtlas
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Markomannen saßen von 9 v. Chr. (Drusus-Feldzüge 12 bis 8 v. Chr.) bis ungefähr 375/400 in Böhmen (waren also "Elbgermanen" aus denen die Langobarden, Thüringer, Alemannen und Baiern hervorgegangen sind). Daraus können wir wenigstens einen Zeitraum von rund 400 Jahren eingrenzen ;-)

Nein, die Langobarden sind schon immer ein eigenständige Genese gewesen (Wahlitzer Gruppe) und haben nichts mit den Markomannen zu tun. Die Thüringer sind erst aus derNiemberger Gruppe (um 300 n. Chr. - neuere Forschung) entstanden - Stichpunkt Niemberger Fibeln!

Grüße
 
Nein, die Langobarden sind schon immer ein eigenständige Genese gewesen (Wahlitzer Gruppe) und haben nichts mit den Markomannen zu tun.
Da hast du Erich falsch gelesen. Die Gemeinsamkeit von Markomannen und Langobarden ist, dass sie beide zu den Elbgermanen gezählt werden. Er hat nicht geschrieben, dass die anderen elbgermanischen Völker aus den Markomannen hervorgegangen seien.

Die Thüringer sind erst aus der Niemberger Gruppe (um 300 n. Chr. - neuere Forschung) entstanden - Stichpunkt Niemberger Fibeln!
Der Beitrag von Erich war ja als Polemik gegen die Datierungsproblematik der TP gemeint, deren möglichen Entstehungszeitraum er polemisch auf 400 Jahre eingrenzbar sah - tatsächlich wollte er zu dem Zeitpunkt noch die Entstehung der TP auf die julisch-claudische Kaiserzeit eingegrenzt sehen.

Ob er das immer noch so sieht oder inzwischen davon abgerückt ist, ist mir allerdings nicht klar, da er sich bisher noch nicht wikrlich zum Problemfall Via Domitia oder zum Problemfall Alexandria oder zum Problemfall Colonia Traiana/Veteribus geäußert hat.
 
Ich möchte hier nochmals auf die mehrfach erwähnte Holz-Kies-Straße durch das Eschenloher Moos aufmerksam machen:
https://www.badw.de/fileadmin/user_upload/Files/BADW/Akademie_Aktuell/AA_0218/2018/AA_0218_15_Zanier_V04.pdf

Die Eschenloher Holz-Kies-Straße ist nach Süden durch das Loisachtal sowie über den Seefelder Sattel mit dem Inntal und der nach Italien führenden Brennerroute verbunden. Nach Norden und Westen waren Augsburg und Kempten wichtige Ziele: Durch das Ammertal erreichte man den Lech und von dort nach Norden die raetische Hauptstadt Augsburg.

Wir haben hier ein Teilstück der auf der TP verzeichneten Straße von Augsburg über Epfach zum Brenner:

Anhang anzeigen 19330

Der Unterbau dieses Teilstücks besteht aus Baumstämmen, für die exakte Fälldaten ermittelt werden konnten:
An den Waldkanten waren Früh- und Spätholz erkennbar: 30 % der Stämme wurden zwischen Ende April und Ende Mai 43 n. Chr. gefällt (Frühholz), 50 % zwischen Juni und August 43 n. Chr. und 20 % frühestens Ende August 43 n. Chr. Bereits im Mai 43 n. Chr. wurde begonnen, Bäume zu fällen, vor Ort zu entasten und die Stämme auf die benötigten Längen zu bringen.

Wenig später wurde ein zweiter Knüppelweg durch das Lermooser Moos gebaut. Die Bäume für diese Straße wurden im Winterhalbjahr 45/46 n. Chr. geschlagen:
https://www.uibk.ac.at/geographie/dendro/pdf/1997-nic-et-al-vca.pdf


Das heißt, dass unter Kaiser Claudius gebaute Straße sich südlich von Epfach geteilt hat - die eine Trasse führte über den Fernpass, die andere über den Seefelder Sattel. Im Inntal vereinigten sich die beiden Routen wieder.
Das heißt doch vor allem, dass die eine Straße in der TP verzeichnet ist und die andere - die wir heute als "VIA CLAUDIA" am Lech entlang über Füssen und Leermoos verorten - nicht.
Wenn beide Straßen tatsächlich gleichzeitig erbaut wurden, die bezeichnete Route der heute so bezeichneten Via Raetia woa. spätestens ab ~190 besser ausgebaut war, die Via Claudia dann um 400 allenfalls noch untergeordnet weiter genutzt wurde - dann ergibt sich für die Entstehungszeit der TP auch eine Eingrenzung.
Die TP wäre also möglicherweise erst nach 400 erstellt worden - zu einem Zeitpunkt also, zu dem die Via Claudia keine Bedeutung mehr hatte.

Nun möchte ich diesen Vergleich weiter führen:
Bernd Steidl "Einige Aspekte zur Verkehrsinfrastruktur und zu den Vici in Raetien. In: Römische Vici und Verkehrsinfrastruktur in Raetien und Noricum. Colloquium Bedaium Seebruck, 26.-28. März 2015. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 15 (München 2016) 68-83" bringt auf Seite 70 eine
Gegenüberstellung der Fälldaten von Bauhölzern und der Bauphasen der via Claudia Augusta bei Lermoos (Tirol) und von der Amperbrücke der Staatsstraße Augusta Vindelicum–Iuvavum bei Schöngeising.
Bis anno 137 sind die anhand der Fälldaten festgestellten Bauphasen identisch. Danach fehlen die Angaben von Schöngeising.
Streidl (woa) schreibt dazu:
Die Geschichte der Provinz beginnt mit dem Bau einer Straße: Die Gedenksäulen von Cesiomaggiore bei Feltre im unteren Piavetal und Rabland im Vinschgau berichten von der Trasse, die Drusus, der Stiefsohn des Augustus, im Rahmen des Feldzuges von 15 v. Chr. durch die Alpen gebahnt hatte. Die Straße erhielt zu Ehren des damaligen princeps den Namen via Augusta verliehen. Als Kaiser Claudius im Jahr 46/47 die Trasse seines Vaters vom Po bzw. im anderen Ast von Altinum bis zur Donau über 350 Meilen befestigen ließ, wurde der Name zu via Claudia Augusta erweitert:
viam Claudiam Augustam, quam Drusus pater Alpibus bello patefactis derex<s>erat, munit a umine Pado [ bzw. ab Altino] ad umen danuvium per m(ilia) p(assuum) CCCL. K. Dietz hat vor Jahren auf die Wortbedeutung des viam dirigere im Sinne einer erstmaligen, pioniermäßigen Anlage von Straßenschneisen hingewiesen. Aus dem
viam munire des Claudius kann dagegen die Befestigung des Straßen-zuges herausgelesen werden. Das schließt nicht aus, dass Claudius zusätzlich zum Ausbau vorhandener Abschnitte auch Verlängerungen an der bisherigen Strecke befahl, etwa bis an den Po oder nach Altinum. Auch scheinen damals Abschnitte der Trasse verlegt und damit völlig neu gebaut worden zu sein, wie dies auf den schnurgeraden Teil durch das Lermoos bei Biberwier zutrifft, dessen älteste Holzlagen der Substruktion mit Kiesdecke ohne Vorläufer tatsächlich erst aus dem Jahr 46 stammen. Der zweistufige Ausbau, der sich schon aus den Inschriften herauslesen lässt, kann inzwischen auch im archäologischen Befund nachvollzogen werden.
...
Eine unbefestigte Vorgängerphase weist auch die von Augsburg nach Salzburg führende via publica auf, wie ein 1953 angelegter Straßenschnitt bei Schöngeising wenig westlich des Amperübergangs und des Brückenvicus Ambrae
belegt. Unter dem 7,10 m breiten Kiesdamm (24 römische Fuß), dessen Breite genau dem Damm in Lermoos entspricht, markieren Gräbchen im Abstand von 4 m eine ältere Trasse. ... Von der nahe gelegenen Brücke über
die Amper liegt eine Serie von Dendrodaten vor, die auf mehrere Erneuerungsphasen hinweisen …
(Anm.: die Dendrodaten habe ich hier schon voran gestellt).
Für das Jahr 40 +/-10 passt auch die Errichtung des Bohlenweges von Eschenlohe in das Raster.
Danach fehlt dort die weitere Instandsetzung - wohl, weil der Weg entweder von Oberau aus über Ammergau oder aber von Eschenlohe auf der Ostseite des Moores entlang bis zum Vicus von Moosbichl (Weichs) und weiter in Richtung Weilheim geführt wurde.

Dann aber ist doch erst recht zu fragen, warum die über Schöngeising führende kürzere Verbindung zwischen Augsburg und Salzburg sowie die Abkürzung den Lech entlang nach Augsburg in der TP fehlt und eine völlig andere Strecke über Kempten beschrieben ist.

Das ergibt so alles keinen Sinn.

Es gäbe aber einen Sinn, wenn man - wie Freutsmiedl - unterstellt, dass die TP unmittelbar nach der römischen Eroberung des nördlichen Alpenvorlandes erstellt wurde. Für die Beherrschung und Verwaltung des Gebietes musste erst einmal eine Vermessung stattfinden. Die ist dann in der TP dokumentiert und spätere Kopisten haben nur etwas dazu gefügt (soweit Platz vorhanden war) oder weggelassen oder falsch abgeschrieben (was vor allem römische Ziffern betreffen konnte).
Und für mich ist klar, dass die Eroberer zunächst und vor allem die vorhandenen Altwege weiter nutzten. Damit aber wird die in der TP genannte Beschreibung eines vorrömischen Altweges zwischen den keltischen Metropolen Kempten und Salzburg wahrscheinlicher.

Der scharfe Umweg von Augsburg über Kempten nach Epfach ist aber eigentlich leicht zu erklären. Hier gab es folgendes Dreieck:
Anhang anzeigen 19326
Dem Zeichner der Karte lagen wohl drei Streckenbeschreibungen vor:
1. Augusta - Rapis - Navoae - Camboduno
2. Camboduno - Escone - Abodiaco
3. Augusta - Ad Novas - Abodiaco (bzw. in anderer Schreibweise Avodiaco)

Er fügte nun 1. und 2. zusammen und erhielt dadurch eine Strecke
Augusta - Rapis - Navoae - Camboduno - Escone - Abodiaco

Die 3. Strecke verband er nicht mit dieser Linie, vielleicht hielt er irrtümlich Abodiaco und Avodiaco für zwei verschiedene Orte. Das suggeriert zumindest die Karte.
Die Erklärung wäre möglich, insbesondere, wenn man zwei verschiedene Vermessungstrupps unterstellt, die zu unterschiedlichen Zeiten in ABODIACO / AVODIACO angekommen sind und dem Zeichner damit nicht klar war, dass es sich zum den gleichen Ort handelt.

 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du Erich falsch gelesen. Die Gemeinsamkeit von Markomannen und Langobarden ist, dass sie beide zu den Elbgermanen gezählt werden. Er hat nicht geschrieben, dass die anderen elbgermanischen Völker aus den Markomannen hervorgegangen seien.
...

Ob er das immer noch so sieht oder inzwischen davon abgerückt ist, ist mir allerdings nicht klar, da er sich bisher noch nicht wikrlich zum Problemfall Via Domitia (1) oder zum Problemfall Alexandria (2) oder zum Problemfall Colonia Traiana/Veteribus (3) geäußert hat.

zu (1)
Wenn wir uns mal die Via Domitia anschauen: Das war die wichtigste Straße in Gallien (sie führte durch die Gallia Narbonensis, die schon vor Caesar römisch beherrscht war und verband Italien mit Spanien. Wir können die Via Domitia zwischen Narbonne und Nîmes (Nemausus, in der TP Nemuso) verfolgen, aber dann bricht die Streckenführung plötzlich ab, Nîmes ist mit Arelate verbunden (lag nicht an der Via Domitia sondern an der Via Aurelia) und plötzlich sind wir bei Apt (Apta Iulia) das nicht an der Via Aurelia lag, sondern an der Via Domitia. Sprich DIE WICHTIGSTE STRAßE GALLIENS, wenn nicht des europäischen Teils des römischen Reiches ist nicht durchgängig in der TP aufgeführt.

Anhang anzeigen 19329
Warum sollte Nimes nicht mit Arles verbunden gewesen sein? Arles war offensichtlich ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Und da ist es doch durchaus denkbar, dass von Arles sowohl eine Straße nach Nimes wie auch eine nach Apt weiter führte.
"Apta Julia … war eine Station an der Via Domitia, der alten Römerstraße von Mailand nach Arles." (Wikipedia)

Es gibt eine einfache Erklärung:
1. Die Via Aurelia ging von Rom bis Pisa bzw. Luni in Italien. Wieso Du die Straße nach Gallien verlegst ist mir nicht klar.
2. "Roms wichtige Straße in Gallien" ist nicht als Via Domitia aufgeführt. Die TP erhält Streckenbeschreibungen - von Straßenstation zu Straßenstation (jeweils mit einem Zacken gekennzeichnet). Und die führt halt von Nimes über Arles nach Apt (in Frankreich).
...
Die Via Domitia war die wichtigste Straße Galliens, wenn nicht des europäischenn Teils des römischen Reiches. Auf der der TP ist sie nicht durchgängig eingezeichnet, bzw. vermischt mit der Via Aurelia.
...
Aber wenn du eine Frühdatierung der Karte à la Freutsmiedel aufrecht erhalten willst, dann musst du auch erklären, warum … Roms wichtigste Straße in Gallien nicht zu existieren scheint.
Sie existiert doch? Du hast den Verlauf selbst beschrieben … über Nimes und Arles nach Apta Julia …

zu (2)
Die beiden Küstenstraßen, die sich von Westen wie von Osten her nähern, enden wohl an der Stadtgrenze. Der bis zu einem Seebeben südlich von Kreta am 21. Juli 365 n. Chr. stehende Leuchtturm markiert nur einen Punkt in der großen Stadt.
Alexandria war zudem sicher durch so viele Straßen erschlossen, dass deren Aufführung in der TP den Rahmen der TP gesprengt hätte. Dazu kam das seit pharaoninschen Zeiten hervorragend ausgebildete Vermessungswesen der Ägypter, die ja nach den jährlichen Nilfluten die Landflächen neu vermessen mussten.
Für das Stadtgebiet von Alexandria dürften also eigene, bestens vermessene Unterlagen vorgelegen haben.

zu (3)
...

Oder die Colonia Traiana und Veteribus, also beide Castra Vetera:

Anhang anzeigen 19317

Dasa bezeichnende daran: Die Colonia Traiana stammt aus der Zeit des Kaisers Traian. Sie exsitierte nicht zeitgleich mit einem der als Vetera bezeichneten Lager. Nachdem Vetera I im Vierkaiserjahr 68 zerstört wurde, wurde an anderem Ort Vetera II angelegt, die beiden Veteribus existierten also nicht zeitgleich. Hier ist also der Anachronismus der TP unmittelbar deutlich, es werden drei Realitäten, eine von der Jahrtausendwende bis 68, eine von 70 - 100 und eine von 100 - 400 gezeigt. (Abgesehen davon sind es keine 40 Meilen von Xanten nach Xanten ;) )

ich kann beim besten Willen keine 40 Meilen erkennen. Die Ziffernfolge XI gibt doch die Zahl "11" wieder. Ich komme zwar zwischen Xanten und Birten auch nur auf knapp 6 km (Birten liegt südlich von beiden Vetera, die Entfernung wäre also noch niedriger) - das ist aber auch für die Angabe XI zu gering.
Vetera – Wikipedia
Colonia Traiana und Veteribus sind durch das heutige Stadtgebiet von Xanten getrennt.
Beide lagen aber so nahe, unmittelbar benachbart, dass man sie auch als eine Ortschaft bezeichnen könnte. Das würde dann auch einen Doppelnamen in der TP ergeben (ursprünglich Veteribus, später durch Colonia Traiana ergänzt), der von späteren Kopisten nicht verstanden wurde was zu einem größeren Abstand zwischen den Ortsbezeichnungen geführt hat.

Die Bezeichnung XI (oder XL, wie Du sie liest) würde also zu einer Straßenstation unbekannten Namens südlich von Veteribus führen.

 
zu (1)
Warum sollte Nimes nicht mit Arles verbunden gewesen sein? Arles war offensichtlich ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Und da ist es doch durchaus denkbar, dass von Arles sowohl eine Straße nach Nimes wie auch eine nach Apt weiter führte.
Das ist gar nicht bestritten. Was ich sage, ist, dass die HAUPTTRASSE in der TP nicht eingezeichnet ist, dagegen aber die Nebenstrecke. Blau ist die Via Domita im Streckenabschnit Nîmes - Apt, rot ist die in der TP dargestellte Strecke. Ich gebe wohl gerne zu, dass ich die Entfernungen ein wenig überschätzt habe, für einen Fugänger stellt das einen Umweg von (gerechnet ab Saint Gabriel) etwa viereinhalb Stunden dar. Nichtsdestotrotz war der Flußübergang Beaucaire (Ugernum, TP: Ugerno) der an der Via Domitia, wohingegen die TP den Flußübergang bei Arles zeigt, Ugerno dagegen als zwischen Nîmes und dem Flussübergang bei Arles gelegen (nein, das heißt nicht, dass Arles nicht auch über einen Flussübergang verfügt hätte).

via Domitia und Arles.jpg


Es ist also absolut nachvollziehbar, dass der Zeichner der Karte die Nebenstrecke über Arles so wichtig fand, dass er sie in die Karte eingebaut hat, wohingegen er die Hauptstrecke vernachlässigte. Von Glanum (TP: Glano nach Tarascon/Beaucaire (Ugerno) sind es nur wenige Meilen.

Aber wir erinnern uns: Freutsmiedel versucht die Karte anhand des Fehlens von Straßenverbindungen zu datieren. Auch hier fehlt ein Teilstück Via Domitia und dieses Teilstück war so alt, dass Freitsmiedels Frühdatierung hier nicht zieht. Freutsmiedel ist damit falsifiziert.

1. Die Via Aurelia ging von Rom bis Pisa bzw. Luni in Italien. Wieso Du die Straße nach Gallien verlegst ist mir nicht klar.
Via Aurelia – Wikipedia

Die TP erhält Streckenbeschreibungen - von Straßenstation zu Straßenstation (jeweils mit einem Zacken gekennzeichnet). Und die führt halt von Nimes über Arles nach Apt (in Frankreich).
Richtig. Der Punkt ist aber eben der, dass die Streckenbeschreibung nicht der Haupttrasse folgt, sondern einen - wenn auch geringer als von mir zunächst geschätzten - Umweg macht und die Haupttrasse für einige Kilometer links - bzw. aus Rom kommend rechts - liegen lässt. Ich will nicht beweisen, dass es in der TP eingezeichnete Straßen nicht gab, sondern dich darauf aufmerksam machen, dass Freutsmiedels Argument (Straße XY fehlt, also muss die TP älter sein als die Straße) nicht zieht.

Sie existiert doch? Du hast den Verlauf selbst beschrieben … über Nimes und Arles nach Apta Julia …
Wie gesagt, ich habe den Hiatus etwas überschätzt.

Die beiden Küstenstraßen, die sich von Westen wie von Osten her nähern, enden wohl an der Stadtgrenze. Der bis zu einem Seebeben südlich von Kreta am 21. Juli 365 n. Chr. stehende Leuchtturm markiert nur einen Punkt in der großen Stadt.
Alexandria war zudem sicher durch so viele Straßen erschlossen, dass deren Aufführung in der TP den Rahmen der TP gesprengt hätte.
Mich interessiert das Seebeben (hier und jetzt in dieser Diskussion) nicht. Mich interessiert, dass eine wichtige Stadt wie Alexandria überhaupt keine Straßemanbindung hat, wenn man der TP folgt. Auch andere Städte waren durch viele Straßen erschlossen, so etwa Rom, wo das sogar sprichwörtlich ist: Alle Wege führen nach Rom (und in GB ans Meer).
Und das illustriert auch die Tabula wunderschön:
Rom und seine zwölf Trassen.jpg


Und Roms Hafen Ostia ist sogar zwei Mal eingezeichnet, einmal als Alt-Hafen mit Doppelhaus (1), einmal als Claudius-Hafen mit Kais und Leuchtturm (2); bei Alexandria dagegen sehen wir keine einzige Straße:

Ägypten.jpg


Das kannste doch nicht so vom Tisch wischen. Und ich sehe da viel freien Platz um Alexandria, mehr als Memphis, das auch als Knotenpunkt in der TP eingezeichnet (dort, wo das Delta sich auzufächern beginnt), aber keine Straßen.

Dazu kam das seit pharaoninschen Zeiten hervorragend ausgebildete Vermessungswesen der Ägypter, die ja nach den jährlichen Nilfluten die Landflächen neu vermessen mussten.
Für das Stadtgebiet von Alexandria dürften also eigene, bestens vermessene Unterlagen vorgelegen haben.
Und deshalb musste Alexandria auf der TP nicht ans Straßennetz angebunden sein?


ich kann beim besten Willen keine 40 Meilen erkennen. Die Ziffernfolge XI gibt doch die Zahl "11" wieder.
Es ist die Ziffernfolge xl, nicht xi

Vergleich doch mal die Meilenangabe zwischen Colonia Traiana und Veteribus mit den -i- aus Veteribus, Agripina oder Iuliacao.

ein x fürn u oder ein l fürn i vormachen.jpg


Und dann schau dir noch mal Iuliaco an, da hast du nämlich -l- und -i- direkt hintereinander. Und dann schau dir noch mal die Meilennagabe von Burginano rheinabwärts (links) an: Das i der karolingischen Schrift hat dieselelbe Länge wie alle Buchstaben, das l hat Überlänge. Ein Fehler? sicher, aber eben nicht nur das L
Colonia Traiana und Veteribus sind durch das heutige Stadtgebiet von Xanten getrennt.
Beide lagen aber so nahe, unmittelbar benachbart, dass man sie auch als eine Ortschaft bezeichnen könnte. Das würde dann auch einen Doppelnamen in der TP ergeben (ursprünglich Veteribus, später durch Colonia Traiana ergänzt), der von späteren Kopisten nicht verstanden wurde was zu einem größeren Abstand zwischen den Ortsbezeichnungen geführt hat.
Um das noch mal festzuhalten: Dein Gewährsmannn Freutsmiedel, an dem du offenbar nach wie vor festhältst, datiert die TP in die augusteisch-claudische Zeit. Für diese Zeit wäre Veteribus ein Anachronismus, da die julisch-claudische Zeit 68 mit dem Tod Neros im Vierkaiserjahr endet und es nach dem Vierkaiserjahr mit der flavischen Zeit weitergeht. In der flavischen Zeit entsteht Vetera II. Beide Lager existierten nie zeitgleich. Unter den Adoptivkaisern wurde Vetera II aufgegeben und durch eine Kolonie ersetzt, die Colonia Ulpia Traiana. Die Tabula zeigt hier also einen Zustand, der NIE existiert hat, selbst wenn wir annähmen, dass es eine minimale Überschneidungsphase von Vetera II und der CUT vor Fertigstellung der Befestigungsanlagen gegeben hätte.
 
Ich musste wegen Überlänge leider zweiteilen:

Die Bezeichnung XI (oder XL, wie Du sie liest) würde also zu einer Straßenstation unbekannten Namens südlich von Veteribus führen.
Nee, die Meilenangabe ist ja klar auf die CUT und Veteribus bezogen. Sie illustriert einfach, dass man die TP kritisch lesen muss und damit rechnen muss, dass sich darin grobe Fehler befinden. Ob die Fehler nun im Original vorlagen oder im Abschreibprozess entstanden sind, ist dabei fast noch egal.
Nehmen wir an, da hat 350 in Ravenna ein Geograph gesessen, der nie über den Appenin hinausgekommen ist: Der hat aus welchen Quellen auch immer Meilenangaben. Vielleicht im Form eines Itinerars.

Etwa hier, einen der Becher von Vicarello, der Orte und Entfernungen aus Südspanien zeigt:
20161130_172632-01.jpeg


Der verrutscht einmal beim Abschreiben und schon hat er VI oder XI statt II Meilen da stehen. Jahrhunderte später, der Papyrus ist löchrig geworden und ein Mönch bei funzeligem Licht in einer Schreibstube bekommt die Aufgabe (oder stellt sie sich selbst), diese interessante alte Karte aus dem Klosterarchiv auf Pergament zu bannen. Das macht der auch. Aber hin und wieder lässt sich par tout nicht erkennen, was da steht. Und dann liest er halt aus XI (was ursprünglich mal II war) XL. Weil der kennt weder Colonia Traiana noch Veteribus. Das sind für ihn böhmische Dörfer und deshalb macht es ihm gar nichts, dass zwischen beiden 40 Meilen liegen, obwohl er vielleicht Ze Santen (Xanten) eigentlich ganz gut kennt.
 
Von Partenkirchen aus gemessen wären etwa 12 km bei Klais erreicht, nach weiteren 12 km befänden wir uns kurz hinter der österreichischen Grenze bei Scharnitz, dann bei Seefeld und letztendlich (wegen des steilen Anstiegs über eine kurze Strecke) bei Zirl und nach weiteren 12 km in Innsbruck/Wilten.
Es gibt Straßen mit einer Häufung von Stationen im 12-km-Bereich; dazu hatte ich schon öfter mal eine Untersuchung zu Straßenstationen in Pannonien verlinkt:
The Street-Station of Nemescsó on the Amber Route

Scarbantia/Sopron
24,4 km
Strebersdorf und Frankenau
12,6 km
Nemescsó
12,6 km
Savaria/Szombathely
12,6 km
Sorokpolány
16,2 km
Ad Arrabonem/Katafa
16,4 km
Salla/Zalalövő

Oft finden sich noch kürzere Abstände, z. B. am Oberrhein: Die Stationen Hohberg-Niederschopfheim, Friesenheim, Lahr-Dinglingen (vicus) und Kippenheim folgen einander im Abstand von jeweils ca. 5 km.

http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/14583/8456
Der römische vicus von Lahr-Dinglingen. Vorbericht zu einem geplanten Auswertungsprojekt
 
Nee, die Meilenangabe ist ja klar auf die CUT und Veteribus bezogen. Sie illustriert einfach, dass man die TP kritisch lesen muss und damit rechnen muss, dass sich darin grobe Fehler befinden. Ob die Fehler nun im Original vorlagen oder im Abschreibprozess entstanden sind, ist dabei fast noch egal.

Das Vorhandensein von CUT und Veteribus war mit hoher Wahrscheinlichkeit "original"; die Meilen- (oder wohl eher Leugen-)Angabe ist aber offensichtlich grob falsch. Das Itinerarium Antonini hat folgende Angaben:


Colonia Traiana (Xanten-Stadt)
I
Veteribus (Xanten-Lager)
XVIII
Calone (unbekannt)
XVIII
Novesiae (Neuss)
XVI
Colonia Agrippina (Köln)
XI
Bonna (Bonn)
XVII
Antunnaco (Andernach)
VIIII
Confluentibus (Koblenz)

Zum Vergleich TP:

Colonia Traiana (Xanten-Stadt)
XL
Veteribus (Xanten-Lager)
XIII
Asciburgi (Moers-Asberg)
XIIII
Novesio (Neuss)
XVI
Agripina (Köln)
XI
Bonnae (Bonn)
VIII
Rigomagus (Remagen)
VIIII
Antunnaco (Andernach)
VII[II]
Confluentes (Koblenz)

Die Streckenangaben Neuss-Köln (16), Köln-Bonn (11), Bonn-Andernach (17), Andernach-Koblenz (9) sind identisch. Es kann sich nicht um Meilen-Angaben handeln. Wenn Leugen gemeint sind, dann stimmen die Entfernungen Neuss-Köln und Köln-Bonn ziemlich genau. Bonn-Andernach wäre zu kurz, dafür Andernach-Koblenz etwas zu lang.
 
Das heißt doch vor allem, dass die eine Straße in der TP verzeichnet ist und die andere - die wir heute als "VIA CLAUDIA" am Lech entlang über Füssen und Leermoos verorten - nicht.
Ja, beide Straßen wurden gleichzeitig gebaut, die eine ist auf der Karte verzeichnet, die andere nicht.
So ist das mit tausend anderen Straßen.

Dann aber ist doch erst recht zu fragen...
... warum die tausend anderen Straßen alle nicht verzeichnet sind?
Du hast doch einige Male auf die Bedeutung der Verbindung Kempten-Bregenz hingewiesen:
Ein W-O Verkehr wird sich nicht auf Kempten und Salzburg beschränkt haben. Diese Orte sind vielmehr auch Zwischenstationen auf der Fernstraße, die von Kempten aus weiter in Richtung Bregenz (Brigantium) und dann nach Frankreich führte.
Sowohl in der Zeit, in der Kempten als Residenzstadt (im Gegensatz zur Hauptstadt) der Provinz Raetien fungierte, [...] war die direkte Strecke am Alpennordrand entlang bis Kempten (und Bregenz) wohl eine der wichtigsten Verkehrsadern nördlich der Alpen.

Warum ist diese Verbindung auf der TP nicht verzeichnet? Um von Bregenz nach Kempten zu kommen, muss man den Umweg über Augsburg nehmen!


upload_2020-7-27_22-22-26.png


Bescheuerter kann man eine Städteverbindung Bregenz/Kempten/Augsburg nicht konstruieren.

Dabei käme man mit einem minimalen Umweg von Bregenz über Kempten nach Augsburg:

upload_2020-7-27_22-32-49.png



Das ergibt so alles keinen Sinn.

 
Das Vorhandensein von CUT und Veteribus war mit hoher Wahrscheinlichkeit "original"; die Meilen- (oder wohl eher Leugen-)Angabe ist aber offensichtlich grob falsch.
Richtig. Jemand der Veteribus und Colonia Traiana nebeneinanderschrieb, musste zumindest einen groben Überblick über die Existenz der beiden Militärlager und der Kolonie haben. Hier ist die Ungleichzeitigkeit das Problem. Die Meilenangabe ist der Fehler, die ich auf das Kopieren zurückführe, ob nun von einem Itinerar oder erst beim Umtragen der Karte.
 


Um das noch mal festzuhalten: Dein Gewährsmannn Freutsmiedel, an dem du offenbar nach wie vor festhältst, datiert die TP in die augusteisch-claudische Zeit.
Ich musste wegen Überlänge leider zweiteilen:
….

Nehmen wir an, da hat 350 in Ravenna ein Geograph gesessen, der nie über den Appenin hinausgekommen ist: Der hat aus welchen Quellen auch immer Meilenangaben. Vielleicht im Form eines Itinerars.

Etwa hier, einen der Becher von Vicarello, der Orte und Entfernungen aus Südspanien zeigt:
20161130_172632-01.jpeg


Der verrutscht einmal beim Abschreiben und schon hat er VI oder XI statt II Meilen da stehen. Jahrhunderte später, der Papyrus ist löchrig geworden und ein Mönch bei funzeligem Licht in einer Schreibstube bekommt die Aufgabe (oder stellt sie sich selbst), diese interessante alte Karte aus dem Klosterarchiv auf Pergament zu bannen. Das macht der auch. Aber hin und wieder lässt sich par tout nicht erkennen, was da steht. Und dann liest er halt aus XI (was ursprünglich mal II war) XL. Weil der kennt weder Colonia Traiana noch Veteribus. Das sind für ihn böhmische Dörfer und deshalb macht es ihm gar nichts, dass zwischen beiden 40 Meilen liegen, obwohl er vielleicht Ze Santen (Xanten) eigentlich ganz gut kennt.
Ja, beide Straßen wurden gleichzeitig gebaut, die eine ist auf der Karte verzeichnet, die andere nicht.
So ist das mit tausend anderen Straßen.
...
akzeptiert - die TP ist mehrfach kopiert und überarbeitet worden, was ich auch nicht bestritten habe

 
die Direktverbindung Bregenz - Kempten - Augsburg ist als "Allgäustraße" bekannt und archäologisch gut gesichert (Wikipedia)

Die Frage ist, warum diese wohlbekannte Straße nicht auf der TP verzeichnet ist.

Wie lautet die Erklärung?

Die wäre erklärbar, wenn die anderen Straßen zum Zeitpunkt der Entstehung der TP noch nicht benutzbar waren, also später entstanden sind.

Dann hätte es zur Zeit der TP noch keine benutzbare Verbindung Bregenz-Kempten gegeben?

Bzw. man hätte noch nicht einmal die Strecke vermessen?

Für die Beherrschung und Verwaltung des Gebietes musste erst einmal eine Vermessung stattfinden. Die ist dann in der TP dokumentiert ...
 
Die Frage ist, warum diese wohlbekannte Straße nicht auf der TP verzeichnet ist.
...

Bzw. man hätte noch nicht einmal die Strecke vermessen?
ich gebe mich ja schon geschlagen!

Fakt ist jedenfalls dass viele Straßen in der TP nicht verzeichnet sind.
Und
- zurück zur Archäologie - dass wir immer wieder neue Verbindungen archäologisch aufklären können, z.B. die Inntalstraße
Die römische Inntalstraße zwischen Marktl und Neuhaus a. Inn - Archäologische Fernerkundung im Landkreis Altötting, Rottal-Inn und Passau. IN: Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 58, 2017, 103-152.

Dementsprechend dürfte das Netz der römischen Straßen dichter gewesen sein, als heute aus schriftlichen Quellen einerseits und archäologischen Quellen andererseits gesichert wäre.
 
Die Erklärung wäre möglich, insbesondere, wenn man zwei verschiedene Vermessungstrupps unterstellt, die zu unterschiedlichen Zeiten in ABODIACO / AVODIACO angekommen sind und dem Zeichner damit nicht klar war, dass es sich zum den gleichen Ort handelt.

Dann hat es wohl auch zwei Vermessungstrupps gegeben, die die Strecke Rheintal-Splügenpass-Como vermessen haben.

Die Strecke ist nämlich auch doppelt (das doppelte Chur habe ich markiert):

Einmal geht sie von Brigantio (Bregenz) über zahlreiche Zwischenstationen - darunter Magia (Maienfeld), Chur (Curia, hier verschrieben "Luria") usw. - Clauenna (Chiavenna) bis Como - 148 Meilen, das ist schon sehr sportlich.
Und dann geht sie von Arbon (Arbor felix) über Chur (Curia) ohne weitere Zwischenstationen direkt bis zum Comer See. Mit nur 103 Meilen, das ist praktisch Luftlinie.


upload_2020-7-27_23-31-58.png


Ich glaube nicht, dass der Zeichner der ursprünglichen Karte direkten Kontakt zu Vermessungstrupps gehabt hat. Er wird sich an die Itinerare gehalten haben, von denen ja einige wenige erhalten sind. Und da das keine Druckwerke waren, sondern immer einer vom andern abgeschrieben hat, wird es auch dort schon hier und da falsche Zahlen oder seltsame Ortsnamenschreibungen gegeben haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Blau ist die Via Domita im Streckenabschnit Nîmes - Apt, rot ist die in der TP dargestellte Strecke. Ich gebe wohl gerne zu, dass ich die Entfernungen ein wenig überschätzt habe, für einen Fugänger stellt das einen Umweg von (gerechnet ab Saint Gabriel) etwa viereinhalb Stunden dar.
Etwa hier, einen der Becher von Vicarello, der Orte und Entfernungen aus Südspanien zeigt:
20161130_172632-01.jpeg

Auf allen vier Bechern findet sich auch die Strecke Nîmes-Apt, mal mit dem Umweg über Arles, mal ohne.

3. Becher: bibliotheca Augustana

Nemauso = Nemausus (Nîmes)
XV mp (wahrscheinlich eher XVI, s. u.)
Ugerno = Ugernum (Beaucaire)
VIIII mp (scheint mir auch etwas zu knapp)
Arelata (Arles)
VII mp​
Ernagino = Ernaginum (Saint-Gabriel)
VIII mp​
Clanum = Glanum (Ruinen bei St. Rémy)
XII mp​
Cabellione = Cabellio (Cavaillon)
XII mp​
Ad Fines (Goult)
X mp​
Apta Iulia (Apt)

4. Becher: bibliotheca Augustana

Nemauso = Nemausus (Nîmes)
XVI mp​
Ugerno = Ugernum (Beaucaire)
oo​
Traiectum Rhodani (Rhône-Übergang bei Beaucaire/Tarascon)
XI mp​
Glano = Glanum (Ruinen bei St. Rémy)
XII mp​
Cabellione = Cabellio (Cavaillon)
XXII mp​
Apta Iulia (Apt)
 
Zurück
Oben