Unterrichtsspache in der Schule. Spanien möchte einen Mindestanteil spanisch vorschreiben, Katalonien möchte spanisch als Fremdsprache behandeln. Auch der Sprachgebrauch in Behörden und im Alltag ist immer wieder Thema.
Bestimmte Interessengruppen in Katalonien möchten das.
Nach der offiziellen Statistik bezeichneten im Jahr 2008 31,68 % der Bevölkerung Kataloniens das Katalanische als Muttersprache
(Llengua inicial), und 54,99 % gaben Kastilisch (Spanisch) als Muttersprache an. Weitere 3,84 % nannten beide Sprachen als Muttersprachen. Im
Val d’Aran (Arantal) sprechen ca. 7.000 Menschen
Aranesisch, einen okzitanischen Dialekt. Obwohl
Okzitanisch in Südfrankreich weit verbreitet ist, genießt es nur in Katalonien offiziellen Status. Die
Llengua de Signes Catalana wird von 25.000 Sprechern, darunter 12.000
gehörlosen Menschen beherrscht.
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de.wikipedia.org
Das die Mehrheit der Bevölkerung Kataloniens allerdings das Katalanische nicht als ihre Muttersprache zu betrachten schein und wohl auch ein großer Teil der Bevölkerung nicht befähigt ist, es zu sprechen, fällt es schwer anzunehmen, dass die Forderung Katalanisch in den Schulen generell zu bevorzugen und das Kastilische ledglich noch zu einer Fremdsprache zu degradieren mehrheitsfähig wäre.
Selbst wenn sie es wäre, würde sich die Frage stellen, wie sich dass denn zu den Rechten der nicht katalanischsprachigen Bewohner Kataloniens verhalten würde, deren Rechte auch zu berücksichtigen sind und die und deren Kinder man erheblich diskriminieren würde, würde man die Schulen gänzlich zu Gunsten des Katalanischen umstellen und das obwohl das Kastilische den Status einer offiziellen Amtssprache hat.
Generell eine empfundene Missachtung der katalanischen Kultur
Empfundene Missachtung ist keine sinnvolle Messgröße.
Natürlich kann sich jeder zu jeder Zeit, selbst wenn man ihn mit immensen Vorteilen überhäuft, subjektiv als missachtet
empfinden.
Das sagt dann aber mitunter mehr über den eigenen Charakter, als über die objektiven Tatsachen aus.
Die Forderung nach Förderung zu stellen, bis sich keiner mehr subjektiv als missachtet empfindet, hieße in diesem Zusammenhang nichts anderes als den radikalstmöglichen Kulturchauvinismus zur zu erfüllenden Mindestnorm zu machen.
Es ist offensichtlich, dass das keine erfüllbare Forderung darstellen kann. Erfüllbar wäre allenfalls Forderung nach Abstellen tatsächlich messbarer kultureller Benachteiligung.
Sozialgesetze. Katalonien hatte bis 2017 eine umfangreiche Sozialgesetzgebung verabschiedet - Gesetze zum Mieterschutz, ein Gesetz gegen Energiearmut, Gesetze zur Gleichstellung und für den Klimaschutz usw.. Fast alle wurden von spanischen Verfassungsgericht als angeblich verfassungswidrig eingestuft. Diese Einschätzungen sind natürlich umstritten, zudem kollidieren sie mit dem Autonomiestatut, welches eigentlich Katalonien eine eigenes Gesetzgebung in diesen Bereichen zugesteht. In Katalonien sah man die Ablehnung vor allem politisch motiviert.
Ein Autonomiestatut, dass eine eigene Gesetzgebung zugesteht, kann lediglich eine eigene Gesetzgebung im Rahmen der Gesamtverfassung zugestehen, da es sonst selbst verfassungswidrig wäre.
Somit kollidiert da überhaupt nichts.
Und Recht einseitig qua Gesetzgebung die Verfassung zu brechen oder missachten zu dürfen ist keine Forderung, die man als recht und billig behandeln könnte.
Generell die Politisierung der spanischen Justiz, auch im Zusammenhang mit unterbliebenen Reformen seit der Franco-Ära
Diesen Punkt kann man möglicherweise sinnvoll kritisieren, er ist aber kein speziell Katalonien betreffender Punkt, sondern könnte, wenn es um die gesamtspanische Justiz geht allenfalls auf gesamtspanischer Ebene behandelt werden.
Nicht im Rahmen Kataloniens, da es natürlich auch nicht angehen kann, dass in Katalonien allein entschieden wird, wie die gesamtspanische Justiz zu reformieren sei.
Die mangelnde Aufarbeitung des Franquismus ist immer noch ein wichtiger Punkt - Rehabilitation und Würdigung der Opfer sind nach wie vor schwierig.
Auch das ist sicherlich ein sinnvoller Punkt, allerdings ebenfalls einer, der nicht im Rahmen Kataloniens, sondern nur Gesamtspaniens zu bearbeiten wäre.
Natürlich spielen auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle - Katalonien ist nach Navarra die wohl wohlhabendste Region, fühlt sich bei Investitionen von Madrid aber oft vernachlässigt.
Da ist man wieder beim Punkt des subjektiven Empfindens.
Das wird in einigen Regionen Kataloniens, wo es selbst Probleme gibt, sicherlich grundsätztlich nachvollziehbar sein, nur ist Empfinden keine sinnvolle Messgröße.
Weitgehende Ablehnung der spanischen Monarchie, vor allem angesichts der Korruptions- und Geldwäscheskandale um Juan Carlos.
Ich kann ja ganz gut verstehen, dass man generell gegen die Monarchie ist.
Hält man es aber für klug, das ausgerechnet mit Verfehlungen eines Ex-Königs zu begründen, der den Übergang zur Demokratie und zu Autonomierechten für Katalonien erst mit ermöglicht hat, obwohl das aus der Situation heraus möglicherweise nicht notwendig gewesen wäre?
Sagen wir es mal so, wenn man jemanden, der durchaus als Förderer der Autonomie gelten kann öffentlich zur Zielscheibe macht und verteufelt, ist das möglicherweise dem Wunsch nach Ausweitung der Autonomie nicht besonders zuträglich.
Es könnte nämlich zu dem Eindruck führen, dass die Katalanen dazu neigten jedem, der ihnen diesbezüglich die Hand reichte nur vor allem mit Undankbarkeit und Illoyalität dafür zu danken.
Mangelnde Umsetzung der zugesagten Autonomie
Ist sicherlich in einigen Dingen ein sinnvoll kritisierbarer Punkt.
Ich stelle fest, die spziell Katalonien betreffenden Themen sind nach deiner Formulierung zur Hälfte kulturchauvinistischer Bullshit, der die Rechte der nicht katalanischsprachigen Bewohner Kataloniens zum Teil nicht berücksichtigt oder offensichtlich verfassungswidrig ist und ein großer Teil der sinnvollen Punkte, so wie du sie formulierst, beteffen Gesamtspanien und haben nichts oder nur Peripher mit der Frage größerer Autonomierechte oder Sezession zu tun und rechtfertigen daher beides auch nicht.