Die vergessene Front - Ostfront 1914 bis 1917/18

Rumänienfeldzug - September bis Dezember 1916

Rumänien trat auf Seiten der Entente nach der Ersten Brussilow-Offensive in den Krieg ein.

Die Beweggründe dafür sind meiner Ansicht nach in den dem Weltkrieg vorausgegangen Balkankriegen zu suchen (die Dobrudscha, der Zugang zum Schwarzen Meer, war "Zankapfel" zwischen Rumänien und Bulgarien) sowie im Konflikt der Interessen Rumäniens mit Österreich-Ungarn bezogen auf Siebenbürgen.

Feldzug gegen Rumänien (September bis Dezember 1916)

Wie schon bemerkt würde ich in diesem Fall nicht von einer neuen Front, sondern der Verlängerung der Karpatenfront als Teil der Ostfront sprechen. Darüber mag man streiten, doch spricht meiner Meinung nach mindestens die Verbandelung mit den Offensiven Brussilows dafür.
Nach nochmaligem genauen Studium des Textes sehe ich die Beteiligung der deutschen und der österreichisch-ungarischen Truppen als nahezu gleichmäßig an.

Sicherlich war die rumänische Armee für die Armee der Mittelmächte i.d.S. keinesfalls ein gleichwertiger Gegner, und der Verlauf des Feldzuges macht dies ja auch deutlich. Dennoch darf man nicht übersehen, daß man beinahe zeitgleich zum späteren Separatfrieden mit (Sowjet-)Rußland auch den mit Rumänien schloß (wurde im Thema schon angesprochen). Dies läßt den Schluß zu, daß die rumänische Front - so schnell die Mittelmächte dort auch zum Erfolg kamen - ebenfalls ein Störfaktor war, weil sie zusätzlich Kräfte band. Nur konnte Rußland aufgrund dessen, daß es eigene Kräfte zur Stabilisierung der Rumänen abziehen mußte, keine zahlenmäßige Überlegenheit an den anderen Frontabschnitten erzielen.
 
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Gegenoffensive in Galizien - 19. Juli bis Mitte August 1917

Hintergund: die Februarrevolution in Rußland hatte zur Abdankung des Zaren geführt, und im Zuge dieser und der im Juni durch die erste Auseinandersetzung mit den Bolschewisten erfolgten Ereignisse konnte man de facto nicht mehr von einer russischen Armee sprechen, welche die Frontlinie ernsthaft verteidigen konnte.

Gegenoffensive in Galizien (19. Juli bis Mitte August 1917)

Weiter im Norden der Frontlinie eroberten die deutschen Truppen Riga (heute in Lettland - Anm. d. Verf.), und auch hier war die Lage der russischen Armee nicht anders als in Galizien.
Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, daß sich dennoch noch immer (und zwar bis zum Beginn der Verhandlungen von Brest-Litovsk) russische Verbände in Teilen Galiziens und der Bukowina hielten, nämlich in Gebieten, die zum 1. August 1914 zum österreichisch-ungarischen Territroium gehört hatten.

DISCLAIMER:
Da hier der eigentliche Kriegsverlauf endet, noch eine Bemerkung: es ist möglich, daß die Texte incl. meiner Kommentare etwas militaristisch herübergekommen sind. Es lag und es liegt aber bestimmt nicht in meiner Absicht, derartige Anschauungen zu verbreiten, sondern vielmehr habe ich versucht, einerseits den chronologischen Verlauf des Krieges an der Ostfront anhand der DHM Texte darzulegen und gewisse Analysen sowie Interpretationen meinerseits abzugeben.
 
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Brest-Litovsk - 3. Dezember 1917 bis 3. März 1918

Die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk
Die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk

Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk
Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk

An der Stelle nochmal das, was wir dazu bislang hatten:
(1) Lenin wollte den Frieden schließen, die Deutschen und ihre Verbündeten ebenso.
(2) Die erhoffte Verstärkung der Westfront blieb aufgrund der besonderen Lage in den besetzten Gebieten aus.
(3) Der Vertrag muß anhand seiner Bedingungen als härter angesehen werden als der Vertrag von Versailles.
 
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In Bezug auf die Brussilowoffensiven sollten wir nicht vergessen, dass viele der 1,5 Millionen Soldaten, die Russland verlor, ihrem Zar treu ergeben waren. Der nachrückende Ersatz war auf Nikolaus II weniger gut zu sprechen.
 
Daniel schrieb:
In Bezug auf die Brussilowoffensiven sollten wir nicht vergessen, dass viele der 1,5 Millionen Soldaten, die Russland verlor, ihrem Zar treu ergeben waren. Der nachrückende Ersatz war auf Nikolaus II weniger gut zu sprechen.

Das erscheint mir etwas zu sehr vereinfacht :grübel:

Wie in den Armeen der anderen kriegsführenden Staaten hatte sich auch in Rußland bereits im Jahr 1915 Ernüchterung eingestellt, hier v.a. auch vor dem Hintergrund der beträchtlichen Gebietsverluste in ebenjenem Jahr.
Eine Unzufriedenheit der Landbevölkerung (aus der sich wohl um die 80% der Soldaten rekrutierten) bezüglich politischer und vor allem sozialer Mißstände war bereits vor dem Krieg gegeben. Ebenso hatte es bereits im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 eine teilweise katastrophale Versorgungslage (hauptsächlich bzgl. Verpflegung) gegeben, und im 1. Weltkrieg wiederholten sich derartige Zustände. Diese nachteiligen Faktoren gehören also nicht erst in die Jahre 1916 bis 1918.

Fazit: daß die Mehrheit der russischen Soldaten dem Zaren so treu ergeben war, wage ich doch zu bezweifeln. Das wäre genauso ein Trugschluß wie der, daß die Mehrheit der Soldaten die Revolution bereits im Sinn hatte.

Außerdem muß ich nochmals auf den Punkt der militärischen Führung der russischen Armeen hinweisen: teils Rivalitäten, teils Unfähigkeit sind nicht gerade förderlich für die Kampfmoral - treue Ergebenheit hin oder her...
Und das gilt gerade und vor allem im Umfeld der Brussilov-Offensiven bezüglich dem "Rest" der russischen Generalität!
 
Da muss ich mal ein bisschen Wiedersprechen.
Rivalitäten oder anders Konkurrendenken kann zwar zu Fehlentscheidungen führen, aber wenn die Offiziere es schaffen das Konkurrenzdenken sich auf alle Leute einer Truppe ausbreiten (was fähige Offiziere hinbekommen sollten) erhöt dies sogar die Kampfmoral.

Klar wenn die militärische Führung unfähig ist hat man sehr schlechte Karten und die Soldaten bekommen das Gefühl verheitzt zu werden.
Aber Rivalitäten können sehr gut für die Moral sein.
 
Hallo M.A. Hau-Schild,

die Sachlage ist bzw. war aber in der militärischen Führung Rußlands eine andere :cool:

Hier rivalisierten einzelne Generale (oder heißt es doch Generäle :grübel: ) an der Spitze der verschiedenen Armeen so stark, daß dies mitunter fatale Folgen hatte.
Bsp. aus dem ersten Kriegsjahr 1914: der Deutsch-Balte Rennenkampf hegte eine Antipathie gegen den Juden Samsonov und kümmerte sich nicht um das Schicksal von dessen Armee bei Tannenberg. Ergebnis war die Einkesselung der Narew-Armee...
Bsp. Brussilov-Offensiven 1916: die übrigen russischen Generale ließen Brussilov seine Offensiven führen - ohne selbst mit ihren Armeen auch nur in irgendeiner Weise Unterstützung zu leisten; sie blieben einfach untätig. Ergebnis war, daß die zweite und dritte Offensive keine weiteren Fronteindrücke zugunsten Rußlands brachte.

Das führt dann eben zu jener Demoralisierung, die Du in Deinem Fast-Schlußsatz angesprochen hast :hoch:

Klar wenn die militärische Führung unfähig ist hat man sehr schlechte Karten und die Soldaten bekommen das Gefühl verheitzt zu werden

In diesem Sinne also...

Timo
 
Das sind natürlich überzeugende Argumente, das sich dies negativ ausgewirkt hat.
Das war dann weniger Unfähigkeit als Egoismuß und Engstirnigkeit.

Aber das dies zur Demoralisierung der Truppen führte glaube ich unbesehen.

Ansonsten regt ein gesundes Konkurrenzdenken den Ehrgeiz an, aber das ist nun nicht mehr das Thema.

Wie gesagt übereugende Darlegung deiner Argumente :hoch:
 
timotheus schrieb:
Meines Wissens nach - das nicht ganz vollständig ist - gab es wohl so etwas wie einen "Deal" zwischen der militärischen Führung des Reiches und Lenin, daß Deutschland den Bolschewiken für ihre Machtergreifung half und die Bolschewiken ihrerseits den Krieg nicht mehr weiterführten.

Ja, das stimmt. Bereits ab Ende 1914 trug man in Berlin Informationen über russische Revolutionäre zusammen. Erstmals taucht der Name Lenin am 25. März 1915 in einem Mittelsmannbericht an den Berner Gesandten Gisbert Freiherr von Romberg auf. Kurze Zeit später beschafft sich Deutschland auch das in sieben Punkte gegliederte Partei- und Friedensprogramm Lenins (Errichtung der Republik, Konfiskation des Großgrundbesitzes, Einführung des achtstündigen Arbeitstages, Friedensangebot ohne Rücksicht auf Frankreich, Verzicht Deutschlands auf Annexion und Kontributionen Russlands auf Konstantinopel und die Dardanellen, Einmarsch der russischen Armee in Indien).

Dass das bolschewistische Modell Lenins von allen revolutionären Strömungen Russlands am erfolgsversprechendsten für einen schnellen Frieden im Osten scheint, wird auch schon bald von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg erkannt.

Interesse an einem Sturz des Zaren hatte auch der Journalist Dr. Alexander Helphand (Deckname Parvus), der europaweite Demokratie und Sozialismus anstrebte. Dass diese Vorstellungen nicht mit den Zielen der kaiserlichen Regierung konform gingen, steht außer Frage. Daher schreibt auch sein Biograph: "Parvus arbeitete nicht für, sondern mit der kaiserlichen Regierung." Ende März 1915 erhält Dr. Helphand eine Million Mark vom Auswärtigen Amt in Berlin, um die Revolution in Russland voranzutreiben.

Doch erst als ein Kriegseintritt der USA wie ein Damoklesschwert über dem Deutschen Kaiserreich hängt und die Revolution in Russland bereits ausgebrochen ist, nimmt die Angelegenheit weiter ihren Lauf. Bethmann Hollweg versucht umgehend, mit Lenin in Kontakt zu treten. Für diesen hat sein Auftreten als von einer ausländischen Macht unabhängiger Revolutionsführer oberste Priorität. Infolgedessen setzt er einen Boten von Dr. Helphand, den er spöttisch "Achtgroschenjungen der deutschen Regierung" nennt, vor die Tür. Der Forderung nach Verschwiegenheit in dieser Angelegenheit stimmt Deutschland zu und am 25. März 1917 gibt die OHL grünes Licht: "Für den Fall, dass dem Russentransport die Einreise in Schweden verweigert werden sollte, wäre die OHL bereit, die Reisenden durch die deutschen Linien nach Russland hineinzubefördern."
 
Lenin verrichtete dann auch die Arbeit für die deutsche Regierung und mit Erstürmung des Winterpalais in Petersburg brach dann auch die beolschewistische Revolution aus. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lenin verrichtete dann auch die Arbeit für die deutsche Regierung und mit Erstürmung des Winterpalais in Petersburg brach dann auch die beolschewistische Revolution aus. :rolleyes:

Sagen wir's mal so: beide Revolutionen in Rußland 1917 (Februarrevolution im März, Oktoberrevolution im November :cool:;):cool: ) führten zum Zusammenbruch Rußlands als kriegsführender Entente-Staat. Nur war die Proviorische Regierung noch entschlossen, den Kreig fortzuführen - und tat dies auch -, selbst mit den bereits nicht mehr wirklich wehrhaften Truppen. Die Bolschewistische Regierung - insbesondere Lenin - spielte dann erst die "Friedenskarte".
Aber das ist wie schon angesprochen bereits eher der Themenkomplex "Oktoberrevolution" :winke:
 
Überdenkenswert ist der Charakter, welchen der Titel vorgibt.
Handelt es sich hier wirklich um eine "vergessene" Front? Oder ist es nicht viel eher so, dass hier, trotz militärischer Bewegung, Erfolge und Mißerfolge die Entscheidung politischer Natur ist, und darum das Augenmerk wenig auf dem militärischen liegt, viel eher über die Revolutionen gesprochen wird, mit kurzem Verweis auf die Kriegsverluste.
Sowohl im 1870/71er Krieg, als auch an der Wk I Westfront wie auch im Wk II an allen Fronten wurde jegliche Entscheidung auf militärischer Ebene entschieden.

Zudem scheint es eher von Belang zu sein, die Generäle zu beleuchten, statt, wie an der Westfront, Material, Frontführung , Taktik...
 
Tib. Gabinius schrieb:
Überdenkenswert ist der Charakter, welchen der Titel vorgibt.
Handelt es sich hier wirklich um eine "vergessene" Front? Oder ist es nicht viel eher so, dass hier, trotz militärischer Bewegung, Erfolge und Mißerfolge die Entscheidung politischer Natur ist, und darum das Augenmerk wenig auf dem militärischen liegt, viel eher über die Revolutionen gesprochen wird, mit kurzem Verweis auf die Kriegsverluste.
Sowohl im 1870/71er Krieg, als auch an der Wk I Westfront wie auch im Wk II an allen Fronten wurde jegliche Entscheidung auf militärischer Ebene entschieden.

Zudem scheint es eher von Belang zu sein, die Generäle zu beleuchten, statt, wie an der Westfront, Material, Frontführung , Taktik...

Berechtigter Einwand :grübel:

Das mit der "vergessenen" Front hatte ich ja auch nur übernommen. Sicherlich haben Historiker die WK I Ostfront i.d.S. nicht vergessen, da es ja doch einige Arbeiten, Bücher etc. zu dem Thema gibt. Vergessen ist sie aber in gewisser Weise schon in vielen Köpfen, wenn es um den Komplex "Erster Weltkrieg" geht, denn die meisten assoziieren damit eher die Westfront (Marne, Langemarck, Somme, Verdun, ...). Vor diesem Hintergrund gehen auch die übrigen Fronten außer der Ostfront (Isonzo, Balkanfront, Kaukasusfront, arabischer Raum) unter und werden oftmals "vergessen". Richtiger wäre es dabei natürlich, von "Verdrängen" statt "Vergessen" zu sprechen.

Daß hier jetzt die Ereignisse im Umfeld der Revolutionen von 1917 beleuchtet wurden, hat sich einfach ergeben und ist - wie Du richtig schreibst - für die Entscheidung ja nicht ganz irrelevant. Wiewohl ich schon wiederholt darauf verwiesen habe, daß es bspw. zur Oktoberrevolution und Sowjetrußland/Sowjetunion eigene Themenkomplexe gibt.

Ich wäre sofort dabei, auch für die Ostfront über Material, Frontführung, Taktik/Taktiken etc. zu diskutieren, nur fehlen mir dazu die detaillierten Kenntnisse bzw. finde ich nicht so recht die Punkte, wo ich ansetzen kann.
Zur Generalität - da betrifft es ja bisher v.a. die russische Seite: meiner Ansicht nach ist es schon notwendig, Namen wie Rennenkampf, Samsonov und Brussilov zu nennen sowie deren Umfeld u.ä. zu beleuchten. Ich sehe da nämlich schon ein Phänomen der russischen Kriegsführung: das Nichtausnutzen strategischer Vorteile.

Dank & Gruß

Timo
 
Es war auch keinesfalls als Kritik gedacht. Die Generäle spielen an Ost- wie auch Westfront eine entscheidende Rolle. Und in der Tat ist die Rivalität der russischen Generäle oder ihre direkte Auswirkung auf den Kriegsverlauf auch im Wk II zu bemerken, wenn auch natürlich überdeckt durch Stalins Hand.

Auch unter den deutschen Führungskräften macht sich ein solcher Wettbewerb leicht bemerkbar, wenn auch eher im Stil des von Hauschild angesprochenen "förderlichen" Strebens und unter dem Kommando einer eindeutigen und rigorosen Führungsebene.

Wenn wir die Details der Ostfront beleuchten wollen, ab vom politischen Geklüngel, sollten wir damit vielleicht bei den Beteiligten und ihren Umständen beginnen, und dort beginnt es schon kompliziert zu werden.
Letztlich trug ja Rußland gut genug dazu bei, dass es überhaupt zum Krieg kam, von wem ging dies aber aus? Der Zar zeigte ja Tendenzen, sich mit "Willi" zusammen zu setzen...
 
Hallo Tib. Gabinius,

ich habe mir mal wieder erlaubt, Dein Zitat zu kürzen :cool:;):cool:

Tib. Gabinius schrieb:
Wenn wir die Details der Ostfront beleuchten wollen, ab vom politischen Geklüngel, sollten wir damit vielleicht bei den Beteiligten und ihren Umständen beginnen, und dort beginnt es schon kompliziert zu werden.
Letztlich trug ja Rußland gut genug dazu bei, dass es überhaupt zum Krieg kam, von wem ging dies aber aus? Der Zar zeigte ja Tendenzen, sich mit "Willi" zusammen zu setzen...

In der Tat haben wir da ein Grundproblem: weg vom politischen Geklüngel zur Frage, von wem der Krieg ausging - und damit wieder hinein ins Politische :winke:

Ich versuche mich trotzdem einmal daran...

Bismarck hatte seinerzeit bekanntlich eher Bündnisse geschlossen, welche auf Kriegsvermeidung hinzielten - für das Thema von Bedeutung ist da der 1873 (?) geschlossene Dreikaiserpakt zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Rußland.
Allerdings zeigten sich recht schnell die Interessengegensätze zwischen Österreich-Ungarn und Rußland im Balkanraum, was dann - vereinfacht gesagt - dazu führte, daß Deutschland sich auf die Seite Österreich-Ungarns stellte und mit diesem ein Bündnis gegen Rußland schloß. Dieses Bündnis war aber darauf ausgerichtet, daß Deutschland Österreich-Ungarn zu Hilfe eilen würde, wenn - und nur dann - letzteres von Rußland angegriffen werden sollte.
Die weiteren Bündnisentwicklungen sind bekannt: auf der einen Seite der Dreibund Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien, auf der anderen Seite die Entente Frankreich, Großbritannien, Rußland. Daß Italien dann im Krieg zunächst neutral blieb und später (ab 1915) schließlich auch auf Seiten der Entente kämpfte, lag hauptsächlich an den Interessenkonflikten mit Österreich-Ungarn - aber das ist für dieses Thema bereits :eek:fftopic:

Nikolaus II zeigte von sich aus bis August 1914 wohl wirklich kein Verlangen, mit dem Deutschen Reich einen Krieg anzufangen. Ich bin mir sogar sicher, daß er seine beiden Armeen nicht einmal hätte in Ostpreußen einfallen lassen, wenn nicht die angesprochenen Bündnissysteme auf fatale Art und Weise gegriffen hätten.
Ohne jetzt die Kriegsschulddebatte hier neu zu beleben: der Krieg entzündete sich am Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, Rußland sah sich als Schutzmacht der Balkanslawen (also auch Serbiens) und stellte sich auf dessen Seite, Deutschland verhielt sich nicht neutral dazu, sondern stand Österreich-Ungarn bei - und dann nahm alles seinen Lauf... zumindest, was den Osten i.d.S. betrifft :grübel:

Rußland griff also beide Feinde seines Bundesgenossen Serbiens an (und vereitelte damit zugleich jede noch so vage Erfolgsaussicht des deutschen Schlieffenplanes).

Soweit erst einmal an dieser Stelle.

Viele Grüße

Timo
 
Hm, da hast du absolut recht, damit rutschen wir auch sofort wieder ins politische.

Wenn wir also von der Front sprechen wollen können wir frühestens mit der Mobilisierung und den Aufmärschen beginnen... mal sehen was sich da in meinen Büchern so findet...
 
Deutsche Militärmission in der Türkei

Gestern hatte ich in einem Antiquariat ein Buch in der Hand, da dachte ich gleich, das Thema könnte in diesen Thread passen. Es ging um die deutsche Militärmission im osmanischen Reich und die folgende Entsendung deutscher Truppen zur Unterstützung an der Südostfront.

Immerhin kämpften wohl über 20.000 deutsche Soldaten als "Levante-Corps" mit den Türken gegen Lawrence in Arabien (heutiger Irak, Irak etc.) unter dem Freiherr von der Goltz. (Klappentext des Buches aus der Erinnerung, dessen Titel ich vergessen habe :( ) Bei den Dardanellen kämpften ca. 500 Deutsche mit.

Dieses kleine Kapitel deutsch-türkischer Waffenbrüderschaft beschäftigt heute nur sehr, sehr wenige Militärhistoriker. Es finden sich auch nur kurze Stichworte im Internet. Ich weiß dazu nur ein paar Brocken. In der Türkei hatten Deutsche über Jahrzehnte als ehemalige Verbündete einen sehr guten Ruf. Schade, daß dies durch die aufgekommende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland nicht gedankt wurde.

Also wenn die deutsche Ostfront die "vergessene Front" ist, dann ist die Südostfront, die "total vergessene Front". ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
(Klappentext des Buches aus der Erinnerung, dessen Titel ich vergessen habe :( )

Doch gefunden:
Neulen Hans Werner: Feldgrau in Jerusalem Das Levantekorps des kaiserlichen Deutschland, Universitas München Deutschland 1991
 
Hallo Arne,

auch Dein Einwand ist mehr als berechtigt :winke:

Arne schrieb:
Also wenn die deutsche Ostfront die "vergessene Front" ist, dann ist die Südostfront, die "total vergessene Front". ;)

Wie ich schon weiter oben einräumte, gibt es i.d.S. mehrere "vergessene" Fronten des Ersten Weltkrieges - mal ehrlich: wie viele reflektieren denn bspw. auch über die Kämpfe in den Kolonien Afrikas? ;)
Und wenn wir schon dabei sind: wie viele Leute haben denn den Film "Lawrence von Arabien" gesehen und wissen nicht, daß es um den Ersten Weltkrieg geht oder um welche Front des Ersten Weltkrieges es geht?

Die von Dir angesprochene Südostfront sprengt aber leider etwas den Rahmen, den ich zu Beginn hier gesetzt hatte, da es hier wirklich "nur" um die Ostfront gehen soll.
Du nimmst mir es deswegen hoffentlich an der Stelle nicht allzu sehr übel, wenn ich Dich bitte, dafür vielleicht doch lieber ein eigenes Thema zu eröffnen :winke:
Vielen Dank für Dein Verständnis.

Dank & Gruß

Timo
 
timotheus schrieb:
Wie ich schon weiter oben einräumte, gibt es i.d.S. mehrere "vergessene" Fronten des Ersten Weltkrieges - mal ehrlich: wie viele reflektieren denn bspw. auch über die Kämpfe in den Kolonien Afrikas? ;)
Na viel zu wenige! ;)


timotheus schrieb:
Du nimmst mir es deswegen hoffentlich an der Stelle nicht allzu sehr übel, wenn ich Dich bitte, dafür vielleicht doch lieber ein eigenes Thema zu eröffnen :winke:
Vielen Dank für Dein Verständnis.
Natürlich. War auch nur so ein Gedanke, den ich hier kurz einstreuen wollte. Ich hätte über dieses "exotische" Thema eh kaum was zu sagen, deshalb lasse ich das auch mit einem extra Thread. :still:
 
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