Wenn der eine Plan nicht funktioniert kommt man mit anderen. Ist ja klar. Man hat ja inzwischen die Russen aufs Haupt gehauen.
Schon, aber das ist dann nicht mehr rational und damit tue ich mich schwer. Es stellt sich auch die Frage: wenn ich eine logische Überlegung einfach umwerfe, sobald mir das Ergebnis nicht mehr in den Kram passt, wie wichtig war dann die Überlegung überhaupt? Habe ich die nicht nur aufgestellt, um das zu begründen, was ich ohnehin getan hätte?
-------------
Die Befürworter der Flottenpolitik hatten großen Einfluss, ein Krieg gegen Russland bot kaum "Ruhm" und Frankreich war nur schwer erreichbar (die Engländer hätten wohl kaum die Deutsche Flotte im Kanal geduldet).
Das sehe ich nicht als so entscheidend an. Die Flotte hat so auch nur im Hafen "herumgehangen". Im Grunde hatte die Flotte in der Planung für den Landkrieg keine Bedeutung.
Neben fehlenden militärischen Plänen fehlt aber doch auch ein politischer Plan. Was also hätten die Truppen erreichen sollen? Wie hätte ein geschwächtes/geschlagenes Russland aussehen sollen? Alle Änderungen hätten ja in einem Friedensvertrag auch mit Frankreich abgesegnet werden müssen.
Das ist richtig, gilt aber ebenso für eine gelungene Offensive West nach Schlieffenplan. Bisher konnte mir noch niemand skizzieren, wie es nach einem (Teil-)Sieg über Frankreich denn hätte weitergehen sollen. Wäre vielleicht einen eigenen Thread wert:
Der ideale Kriegsverlauf nach gelungenem Schlieffenplan.
--------------
So recht weiß ich nicht, was ich mit diesem Absatz anfangen soll, nicht nur dahingehend, wie man von 8 Wochen auf 8%, von Weltbedarf auf Welt-
Überschuss kommen kann. Vielleicht war aber auch mein Hinweis über die maximale durchschnittliche Lagerreichweite
aufgekaufter Weltproduktion unklar.
Versteh ich auch nicht, wer macht denn sowas?
Also nochmal auf Anfang. Das Deutsche Reich lagerte jedes Jahr nach der Ernte Getreidevorräte für ein Jahr ein (vereinfacht gesagt). Die Lagermenge schwankt also zwischen ein Jahr und nichts. Aufgabe wäre gewesen für Kriegszwecke diese Menge zu verdoppeln, so dass sie zwischen zwei Jahre und ein Jahr schwankt. Wofür man die Lagerkapazität verdoppeln und eine "Jahresernte" Getreide im Ausland kaufen müsste.
Dein Argument war, dies sei unmöglich, weil der Weltgetreideüberschuß dafür zu klein war (6-8 Wochen) und die Lagerung technisch unmöglich gewesen sei.
Ich meinte wiederum, dass schon 8% dieses Welt-Überschusses (6-8 Wochen) ausgereicht hätten und da dieser Überschuß weltweit verstreut in Getreidelagern herumlag, man ihn lediglich hätte aufkaufen, nach Deutschland verfrachten und dort wieder einlagern müssen.
1. Hat der deutsche Importbedarf jährlich 6,5 Millionen Tonnen Getreide betragen. Woher soll nur eine (!) zusätzliche Jahresmenge eingekauft werden? Die Menge ist nicht etwa vorhanden, weil "Überschüsse vernichtet worden wären", sondern weil sie im Ausland überhaupt nicht produziert worden ist.
Auf dem Weltgetreidemarkt. Der Weltgetreidemarkt produzierte und produziert keine Überschüsse, weil niemand dafür bezahlt. Er würde aber, wenn jemand dafür bezahlen würde, du kannst dein Auto mit Getreide fahren und deine Wohnung mit Getreide heizen, wenn du bezahlst. Ein kleiner reicher Staat kann sich das benötigte Getreide zusammenkaufen, selbst wenn die Überschüsse nicht vorhanden sind. Dann kriegen ein paar Arme nichts mehr ab und verhungern.
2. Zu den Kosten dieses "Autarkieansatzes" im Vergleich zur Marinerüstung, die lassen sich rechnen: der jährliche Importwert der 6,5 Millionen Tonnen beträgt pimaldaumen 1,1 Milliarden Reichsmark nur für Brot- und Futtergetreide. Fazit: nicht finanzierbar.
Das ist allerdings ungescheit teuer. Man hat heute, wo Nahrung nicht viel kostet und Bauern für Flächenstilllegung bezahlt werden, kein Gefühl mehr dafür, wie knapp und teuer die Nahrungsmittel damals noch waren. Ich hab gerade mal geguckt, so bis 200 Mio. pro Jahr hätte man ev. vom Marineetat abzwacken können, das hätte dann doch etwas gedauert, die nötigen Getreidemengen zusammenzukriegen. Da wärs wahrscheinlich effektiver gewesen, das Brot zu subventionieren, damit sich die Bevölkerung eine Speckreserve für den Kriegsfall anfressen kann. Das spart dann auch die Lagerhaltung.